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Dieser Band enthält Goethes Briefe aus den Jahren 1825 - 1827. Goethe war ein sehr produktiver Briefeschreiber, was sich in diesem Werk ebenfalls widerspiegelt.
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Seitenzahl: 1110
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Briefe 1825 – 1827
Johann Wolfgang von Goethe
Inhalt:
1825
1826
1827
Briefe 1825 - 1827, J. W. Goethe
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849616540
www.jazzybee-verlag.de
39/55.
An den Großherzog Carl Augustund die Großherzogin Louise
[Concept.]
[1. Januar 1825.]
Königliche Hoheiten.
Wenn ich jemals gewünscht habe, den ganzen Inhalt meiner Gesinnungen Höchst Denenselben vorzulegen, so ist es dießmal der Fall, da mich die Bedeutsamkeit einer eintretenden Epoche rückwärts zu schauen anmahnt, wo ich denn unübersehbare Geneigtheit, günstige Vorsehung und hochzuverehrende Nachsicht gewahr werde.
Wenn der Mensch, bey schwer auszugleichendem innern Widerstreit, sich gegen das Ende des Lebens einigermaßen schmeicheln darf, daß er denen, an deren Beyfall alles gelegen ist, nicht ganz mißfallen habe, so ist dieß der größte Gewinn, den er vom Leben erwarten kann.
Möge der Lauf dieses Jahrs alles Gute und Glückliche was um Höchst Dieselben versammelt ist, woran Familie, Staat und so mancher Begünstigte frohen Antheil nimmt, sich vollkommen bewähren und befestigen und eines jeden Muth beleben, neues Wircken und Thätigkeit zu bestehen und ein frisches Daseyn als wie von vorn anzufangen.
39/56.
An Carl Ferdinand Friedrich von Nagler
Ew. Excellenz
unbegränzte Weltübersicht und unermüdliche Thätigkeit auch zu meinen Gunsten wircksam zu sehen, erfüllt mich mit dem gefühltesten Dancke, der nicht in Worte zersplittert werden darf, sondern ganz und ungetheilt in meinem und der Meinigen Herzen fortleben wird. Und so ermangele nicht, in dem glücklich eingeleiteten Geschäft nach denen mir gegebenen Wincken, die ich zu verstehen hoffe, alsobald weiter fortzuschreiten.
An des Herren Grafen Bernsdorf Excellenz, der in früheren Zeiten meinen Producktionen gemüthliche Gunst geschenckt, auch bei einer vor wenigen Jahren in Carlsbad sich ereignenden persönlichen Zusammenkunft mir mit anmuthiger Vertraulichkeit entgegenging, geht ein Schreiben sogleich ab, dem ich denn auch eine geneigte Aufnahme hoffen darf.
Des Herren Fürsten Metternich Durchlaucht haben seit mehreren Jahren, so oft ich meine Aufwartung zu machen das Glück hatte, mich mit ausgezeichnetem Wohlwollen beehrt; wie ich denn Hochdenenselben das Kommandeur-Kreuz des St. Leopolds Ordens schuldig bin.
Ein früheres Verhältniß zu Herrn von Genz ist immer ungetrübt geblieben; wir nahmen beyde gleichen Theil an jener merkwürdigen Bildungs Epoche, die durch Kant den Deutschen bereitet war. Sodann hat derselbe, zu Anfange des Jahrhunderts, bey dem schwierigen Unternehmen der neuen Jenaischen Literaturzeitung unsrer Wircksamkeit kräftig beygestanden. Ein letztes Wiedersehen in Carlsbad mußte, zu bedencklicher Zeit, das wechselseitige Vertrauen erhöhen und bestätigen. Ich erwähne dieser persönlichen Bezüge, da sie im lebendigen Geschäftsgange so großen Einfluß ausüben.
Was nach Wien gelangen soll, werde möglichst beeilen, auch vom Abgange des Ausgefertigten Nachricht zu geben nicht verfehlen. Erhalt ich von dorther günstig Zeichen, so würde Herr v. Münch das Erforderliche zu melden nicht unterlassen.
Der ich unschätzbarem Wohlwollen mich angelegentlich empfehlend, fernere Leitung und Begünstigung erbittend, mich mit vorzüglichster Hochachtung in vollem Vertrauen, zu unterzeichnen die Ehre habe
Ew. Excellenz
gehorsamst verpflichteter
Weimar d. 2.Jan. 1825.
J. W. v. Goethe.
39/57.
An Carl Friedrich Moritz PaulGraf von Brühl
Wie sollt ich, theurer, geprüfter Herr und Freund, Ihre Rückkehr nach Berlin vernehmen, zugleich mit der Nachricht daß Sie Ihr wichtiges Geschäft wieder übernommen haben ohne daß ich mich, um der Sache und um Ihrer selbst willen, deshalb erfreute. Das Theater bleibt immer eine der wichtigsten Angelegenheiten, es knüpft sich aus Vorsatz und durch Zufall gar vieles daran, daß dem jüngeren Manne, der sich eine Zeitlang diesem Kreise gewidmet, eine gewisse Leere bleiben muß, wenn er sich nicht mehr damit beschäftigt. Selbst in meinen alten Tagen, da ich jetzt manchmal das Theater besuche, fühl ich einen stillen Trieb und Wunsch hie und da wieder einzugreifen und mit wenigen Andeutungen günstige Wirkung hervorzubringen.
Mögen Sie, mein Theuerster, die mannichfaltigen Unbilden dieses Geschäftes nur leidlich berühren; ist doch keins unter allen denen die wir unternehmen können, das nicht mehr oder weniger einer Seefahrt zu vergleichen wäre; da wir denn immer von Glück zu sagen haben, wenn es uns nicht so greulich behandelt wie die Ostsee in diesen Tagen jene Unglücklichen die sich als Anwohner, oder als Schiffende ihr früher oder später anvertraut.
Sodann aber freut Sie gewiß, wenn ich glücklicherweise zu vermelden habe, daß ich diese Monate her ohne Anstoß zugebracht, so daß ich, mit einer meinen Jahren geziemenden Genügsamkeit, bekennen darf: mich verhältnißmäßig wohl befunden zu haben; wenigstens sah ich mich keinen Tag ausser Thätigkeit gesetzt und so ist denn manches geleistet und vorgearbeitet worden.
Mit vielem Dank folgt denn auch hier das Exemplar des Paria und zugleich oder doch nächstens das Ölbild die Hütte vorstellend. Gerade diesem Stück, habe ich einige Sorgfalt gewidmet und erkenne dankbarlich geneigte Beyhülfe, es hat sich gut gemacht und ich denke es soll sich halten.
Neigung und Theilnahme!
Treulichst
Weimar d. 2. Jan. 1825.
Goethe.
zu frohem Beginnen!
39/58.
An den Großherzog Carl August
[Concept.]
Ew. Königlichen Hoheit
die treusten Wünsche nochmals aufrichtigst wiederholend, schicke mich an über einiges neuere Eingegangene unterthänigsten Vortrag zu erstatten.
1) Wenn auch die Höchst Dero Bibliothek zugedachte Abhandlung über die Euphorbien nicht gerade wie sie liegt Höchst Denenselben interessant seyn dürfte; so lege sie doch billigerweise mit dem Auszug eines göttingischen Schreibens vor, damit die Namen von zwey jüngeren Deutschen Dr. Ernst Meyer und Dr. Röper nach Verdienst genannt werden. Beide zeichnen sich schon jetzt unter den Botanikern sehr vortheilhaft aus und werden sich in der Folge noch mehr bemerklich machen.
2) Ein kleines Acten-Heft gibt nähere Nachricht wie der Antrag unsern Heinrich Müllern als Steindrucksbeflissenen in Stuttgart aufgenommen zu sehen erwidert worden. Wenn auch schon, wie allenfalls vorauszusehen war, die Boisseréeschen Gebrüder bey ihrem, zwar höchst bedeutenden, aber doch genau begränzten Unternehmen, die Aufnahme eines Lernbegierigen verweigert haben, so ist man doch auf diesem Wege, durch die Freundlichkeit des jüngeren Boisserée, zu einer genaueren Ansicht des ganzen Geschäftes gelangt. Zu dem fol. 9 beykommender Acten enthaltenen Schreibens Auszug glaube vorerst nichts weiter hinzufügen zu dürfen, nur bemerke daß immer noch in Überlegung gezogen zu werden verdient: ob man [verantworten könne] unsern jungen Mann, der wohl schwerlich im Französischen so geübt und von solchem Charakter und Gewandtheit ist als zu einem solchen Unternehmen nöthig wäre, dem Strudel einer Hauptstadt und einer höchst bewegten Technik zu übergeben? Ich werfe wenigstens die Frage auf ob man ihn nicht nach München senden sollte, wo Ew. Königlichen Hoheit Name schon die beste Empfehlung bleibt, wo er die Verhältnisse schon einigermaßen kennt und nicht ganz als Fremdling auftritt, wo Ritter von Martius, der bey der brasilianischen Reiseschätze selbst Hand anlegt und verschiedene Künstler, in verschiedenen Fächern gewandt, unter sich hat, gewiß, als ein sittlich höchst vorzüglicher Mann dem jungen Lernbegierigen alles Wünschenswerthe erzeigen würde.
Wie man denn nur die Münchner Arbeiten ansehen darf so wird daraus hervorgehen, daß wenn wir es hier nur so weit bringen als es dort schon gebracht ist, wir gar wohl zufrieden seyn und eine gute Weile fortarbeiten können.
Doch sey dieses nur gesagt zur Überlegung und Beurtheilung Anlaß zu geben.
3) Professor Güldenapfel überreicht das Verzeichniß der jenaischen Incunabeln. Es ist, wie zu erwarten war, ein ansehnlicher Vorrath. Werden die hiesigen auf gleiche Weise catalogirt, so läßt sich alsdann gar wohl übersehen inwiefern eins oder das andere Angebotene zu acquiriren wäre.
4) Den Brief des vortrefflichen von Oppen erbitte mir als Testimonium meines Wohlverhaltens in der Tranchée. Wie es scheint, so hat der Werthe keine Kenntniß von meiner Campagnen-Chronik, wo doch auch seiner in allen Ehren gedacht wird. Möchten Höchst Dieselben ihm ein Exemplar übersenden, so würde ein sauber eingebundenes das eben vor mir steht mit einem freundlichen Vorworte alsogleich einhändigen können.
5) Die trierischen Abbildungen sind gleichfalls höchst erfreulich; nun steht zu hoffen daß man uns von dort her bey so vieler architektonischen Fähigkeit das Ygeler Denkmal in seinem jetzigen verderbten Zustande, sodann aber mit kritisch-antiquarischer Restauration gleichfalls vorlegen werde.
Manches andere bescheidentlich vorbehaltend, mich zu fernern Hulden und Gnaden angelegentlichst empfehlend.
Weimar den 3. Januar 1825.
39/59.
An Friedrich Theodor von Müller
Ew. Hochwohlgeboren
gaben mir vor einiger Zeit Kenntniß von einer gesetzlichen Erklärung des Königs von Sachsen, wegen des Nachdrucks. Dürft ich um Mittheilung derselben bitten oder um Andeutung wo sie zu finden, ich würde deshalb gleichfalls wie für so vieles andere mich für verpflichtet halten.
gehorsamst
Weimar den 3. Januar 1825.
Goethe.
39/60.
An den GrafenChristian Günther von Bernstorff
[Concept.]
Da mir in früherer Zeit durch Friedrich Jacobi, dessen Briefe jetzt noch vorliegen, gar wohl bekannt geworden, daß Ew. Excellenz günstiger als viele von meinen Arbeiten geurtheilt und sich derselben gegen manche Mißverständnisse freundlich und einsichtig angenommen; da mir später das Glück ward bey persönlichem Zusammentreffen in vertraulichem Wohlwollen zu gewahren, daß Hochdenenselben mein fernerer Lebensgang nicht unbemerckt geblieben; so darf ich wohl jetzt, wo mir frische Kunde zukommt von geneigter Aufnahme und günstiger Förderniß eines bedeutenden Gesuchs, dessen glückliche Willfahrung auf mein und der Meinigen Schicksal den wichtigsten Einfluß haben muß, die Veranlassung nehmen meinen verpflichteten Dank für eine so vieljährige und geprüfte Geneigtheit auszusprechen.
Denn was kann bey dem Rückblick auf eine so mannichfaltige, ununterbrochene, wenn schon oft angefochtene Thätigkeit, die man mehr aus innerem dunklen Antrieb als mit Bewußtseyn verfolgt, in meinen Jahren erfreulicher und erhebender seyn als nach dem Sinne der besten Zeitgenossen gewirkt zu haben.
Sollte sich Gelegenheit finden vor Ihro Königlichen Majestät meiner zu gedenken und Allerhöchst Denenselben mich zu fortdauernden Hulden und Gnaden zu empfehlen, so wird auch dieß meine tief empfundene Dankbarkeit steigern.
Möge das vielfache Gute, das von Ew. Excellenz in den bedenklichen Weltlauf übergegangen, sich immerfort in Ihrem würdigen Kreise bethätigen und mir das Glück gegönnt seyn mich unter die vielen Schuldner, die Hochdenenselben bessere Zustände verdanken, zunächst rechnen zu dürfen.
W. d. 3. Jan. 1825.
39/61.
An Friedrich von Gentz
[Concept.]
Ew. Hochwohlgeboren
erinnern Sich gewiß mit Vergnügen der frühern Zeit, da wir, in der wichtigen Epoche deutscher philosophischer Bildung, uns frischer Ansichten und einer vorzüglich methodischen Anleitung zusammen erfreuten, die uns im Denken und Handeln gar besondere Vortheile versprach und leistete.
So haben Sie wohl auch noch im Andenken wie Sie später einem wichtigen aber bedenklichen literarischen Unternehmen des Weimar-Jenaischen Kreises besonders wirksame Theilnahme erwiesen. Auch ich gedenke vorzüglich gern wie Ew. Hochwohlgeboren bey späterem Zusammentreffen, selbst in ahndungsvollen Tagen, mir so viel Vertrauen und Geneigtheit blicken lassen daß ich bey manchen Fällen in Versuchung kam für andere, oder auch wohl für mich, Ihre einflußreiche Mitwirkung in Anspruch zu nehmen. Hab ich mir aber dieß schon mehrmals im Laufe der Zeit versagt, so erlaube mir um so eher gegenwärtig, in dem Falle der für mich und die Meinigen von der größten Bedeutung ist.
Im Vertrauen auf gnädigste Geneigtheit, welche Ihro Durchlaucht Herr Fürst Metternich seit vielen Jahren mir gegönnt, bereite mich Höchst Denenselben ein submisses Schreiben an die hohe Bundes Versammlung gerichtet bescheiden vorzulegen, worin ich um ein Privilegium für die neue Ausgabe meiner Werke geziemend ansuche, in der Voraussetzung daß die höchsten Herrscher dasjenige was sie sonst wohl einzeln verliehen auch jetzt zusammen gewähren und einen Act verbündeter Souverainität dadurch auszusprechen geneigt seyn möchten.
In einer für mich so wichtigen auch überhaupt bedeutenden Angelegenheit, wo kein früherer Vorgang mich leitet, wo ich vor einen würdigen Kreis trete, dessen innere Verhältnisse mir unbekannt sind, ja wo sogar die äußere gerathener scheinen als mich dahin zu wenden wo die Vorfrage ob ein solcher Schritt überhaupt räthlich und thunlich sey einzig zu entscheiden ist.
Nun ermuthige mich in gleichem Sinne Ew. Hochwohlgeboren um geneigte Aufnahme des Gegenwärtigen geziemend anzusprechen, auch im vorläufigen Bejahungsfalle Dero einflußreiche Mitwirkung zu erbitten um der höchst schätzbaren Theilnahme eines erhabenen Wirkungskreises auf das Sicherste mich erfreuen zu können.
Weimar den 7. Jenner 1825.
39/62.
An Friedrich Wilhelm Riemer
Herrn Professor Riemer wünschte heute Abend nach gewohnter Weise bey mir zu sehen; anliegende Revision jedoch hat bis Dienstags Abend Zeit.
W. den 7. Januar 1825.
G.
39/63.
An Carl Ferdinand Friedrich von Nagler
Ew. Excell.
gegenwärtiges nachzusenden möchte fast überflüssig seyn. Doch verfehle nicht anzuzeigen, daß gestern am achten Januar ein Brief an Herrn von Genz als vorläufiger Vortrog und Ankündigung abgegangen; daß ferner nächsten Dienstag den 11ten das Hauptschreiben an Ihro des Herren Fürsten Metternich Durchl. mit der Bittschrift an den Hohen Bundestag abgehen wird. Bey einer von Wien zu hoffenden günstigen Nachricht erlasse sogleich ein Schreiben an Herren Präsidenten von Münch.
Verzeihung! wenn ich in dieser Angelegenheit nicht ganz in der Schnelle verfuhr, wie Ew. Excell. wohl wünschen mochten; der Bejahrte trifft auf innere und äußere Hindernisse, die dem kräftigen Alter glücklicherweise ganz unbekannt sind.
Aber und abermals wirksamer Theilnahme mit vollem Vertrauen mich empfehlend.
Ew. Excell.
gehorsamster Diener
Weimar d. 9.Januar 1825.
J. W. v. Goethe.
39/64.
An den Großherzog Carl August
[Concept.]
[9. Januar 1825?]
Ew. Königliche Hoheit
haben mir durch Mittheilung des höchst erfreulichen Bildes das größte Vergnügen gemacht; es gewährt, bey der letzten wie bey der ersten Betrachtung, immer dieselbe Überzeugung, daß der junge Mann, durch Ew. Hoheit Gnade, von der beschränkten Eisbahn in ein weites großes Leben versetzt und dem Mittelpunct einer mehrhundertjährigen großen Kunst genähert worden, seine Zeit gut angewendet hat; denn alles was man bey dieser freylich großen und weitläufigen Composition zu erinnern hätte, beschränkt das Resultat nicht daß er immer besser hat sehen lernen, besonders auch daß er in dem was man eigentlich Malen heißt, worauf denn eigentlich hier alles ankommt, glücklich fortgeschritten ist.
39/65.
An Carl Wilhelm Göttling
Ew. Wohlgeboren
freundlicher Besuch läßt einen längst gefaßten Wunsch und Vorschlag laut werden, um dessen geneigte Beachtung ich Dieselben hiemit geziemend ersuche.
Bey der Absicht, die ich hege, meine sämmtlichen Schriften in einer neuen Ausgabe, so wie das übrige besonders Gedruckte, aufmerksam revidirt und corrigirt werden, welches freylich nur von einem geistreichen und im kritischen Fache geübten Manne geschehen kann; denn zu beobachten wäre:
1) daß der Text genau durchgegangen, auffallende, von selbst sich ergebende Druckfehler corrigirt würden.
2) Daß da, wo sich etwa ein Dunkel- oder Widersinn ergibt, die Stelle bemerkt würde und deshalb Anfrage geschähe.
3) Daß etwa eine, in früherer Zeit gewöhnliche, allzuhäufige Interpunction und Commatisirung ausgelöscht und dadurch ein reinerer Fluß des Vortrags bewirkt werde.
In solchem Falle sind freylich keine Codices zu collationiren, denn die früheren Ausgaben würden hier nur kümmerliche Nachweisung gegen; aber eben deshalb hat der Verfasser zu wünschen daß diese Arbeit bey seinen Lebzeiten geschehe, damit, nach einiger Berathung, der Entschluß alsobald gefaßt werden könne.
Sollte Ew. Wohlgeboren Zeit erlauben dieses Geschäft zu übernehmen so würde ich es mir zur Ehre und Freude rechnen daß Sie die Bemühung, welche Sie alten Schriftstellern zugewandt, auch mir wollten zu Gute kommen lassen; auch würde mir es doppelt angenehm seyn, weil ich hiedurch mit Ew. Wohlgeboren in genauere und fortwährende Berührung kommen würde.
Ich darf kaum erwähnen daß ein genügendes Honorar mit Dank dagegen, theilweise, bey vorschreitender Arbeit sehr gern zu erlegen wäre, wie denn gar manche andere Vortheile, die sich jetzt nur im Allgemeinen übersehen lassen, für beide Theile daraus nothwendig entspringen müßten.
Der ich die Sache geneigt zu überlegen und mir eine baldige Entschließung zukommen zu lassen auf's höflichste zu bitten nicht verfehle.
Ew. Wohlgeb.
ergebenster
Weimar den 10. Jenner 1825.
J. W. v. Goethe.
39/66.
An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck
Ew. Hochwohlgeboren
sollten diesen Brief eigentlich eine gute Zeit früher erhalten; denn ein werther Anverwandter Herr Dr. Christian Schlosser, welcher sich gegenwärtig wohl schon einige Zeit in Bonn aufhält, verlangte daß ich ihn bey Ihnen einführen sollte. Dieses Vertrauen empfand ich zwar sehr schmeichelhaft, allein da ich Ihre und unserer Freunde zu Bonn eigene gute Weise gar wohl zu kennen glaube daß Sie einen jeden nach Gebühr und Würden aufzunehmen und wohl zu behandeln wissen; so ließ ich dieß meinem Zaudern bey ohnehin überhäuften Geschäften zur Entschuldigung dienen und es wird Herrn Dr. Schlosser gewiß Zufriedenheit geben, dasjenige sich selbst ganz schuldig zu seyn, was er sonst Ihrem Wohlwollen gegen mich zum Theil verdankt hätte.
Und so will ich denn auch meinen schönsten Dank sagen daß Sie mir von Ihrem heiligen Christ, in Familienverbundenheit, eine so anmuthige Beschreibung zukommen lassen. Um die Mannichfaltigkeit und Möglichkeit einer solchen Gesammtfreude mir zu vergegenwärtigen diente der Riß von dem Schloß Poppelsdorf, den Sie mir früher mitgetheilt und woraus wirklich gleichsam ein Labyrinth eines geistlichen Hofes uns entgegen tritt. Höchst erfreulich zugleich ist die Einigkeit so vieler Familien unter eines Daches Gezelt; der gewöhnliche Menschenkenner hätte sich nicht unterstanden, sie so nah beysammen zu quartieren.
Auf Browns Werke und was Sie über ihn zu sagen sich entschließen bin ich höchst verlangend; ich wünsche mir wirklich mit Ungeduld einen deutlichen Begriff von dem vorzüglichen Manne.
Die Angelegenheit der neuen Bühne zu Aachen darf ich mir selbst nicht vorlegen, weil ich eine abschlägliche Antwort fürchte. Der Muse jedoch will ich etwas davon merken lassen und wenn sie noch zeitig genug ihre Geneigtheit spüren läßt, so soll es mir höchst angenehm seyn auch dadurch eine Communications-Linie bis in jene schönen merkwürdigen Gegenden gezogen zu sehen.
Der Gedanke unserer Cölner Freunde, die Abenteuer des Don Quixote zur Fastnachts-Lust vorzuführen, scheint mir sehr glücklich; die Fabel mit allen ihren Figuren ist alt und allbekannt, doch in der neuen Zeit gewissermaßen verschollen und durch die Schwindeleyen des Tags in Schatten gesetzt, so daß das Ganze wieder neu seyn wird; wobey zu berechnen ist, daß die Gestalten lebendig hervortretend auf eine entschiedene Weise der Einbildungskraft für alle Zeiten zu Hülfe kommen. Lassen Sie mich an dem Ferneren Theil nehmen.
Und so möge denn [dieses] für heute mit den besten Empfehlungen an alle die Werthen in Bonn abgehen und zu guter Stunde dort anlagen; worauf denn Herr Dr. Schlosser gleichfalls auf's allerschönste zu grüßen wäre.
treulich
Weimar den [10.] Jenner 1825.
J. W. v. Goethe.
39/67.
An Clemens Wenzel Nepomuk Lotharvon Metternich
Durchlauchtigster Fürst,
gnädigster Herr.
Die ausgezeichnet schönen Tage welche mir zu wiederholtenmalen das Glück brachten in Ew. Hochfürstlichen Durchlaucht Nähe zu verweilen erscheinen mir immer in leuchtender Erinnerung so oft ich in späten Jahren auf die vergangene Lebenszeit zurückschaue, nicht ohne Rührung gedenck ich dann der entschiedenen Beweise gnädigsten Wohlwollens, deren ich mich ohne Anmaßung schmeicheln durfte.
Gern gesteh ich daß in jener Zeit der Wunsch rege ward solche Stunden möchten nicht vorübergehen und ein günstiges Geschick möchte mir bereitet seyn, unter so hoher und sicherer Leitung, diejenigen Gaben welche Natur und Bildung mir verliehen zu bedeutenden Zwecken treulich zu verwenden.
Stand jedoch der eingeschlagne Lebensweg hiemit nicht in Übereinstimmung so erhielt sich doch dagegen jenes Gefühl eines unbedingten Vertrauens in meiner Seele und dieses ist es was mich anregt und aufmuntert gegenwärtigen Schritt zu wagen.
In hohen Jahren versuche ich zum Besten der Meinigen was ich mich selbst zu unternehmen vielleicht angestanden hätte; und ich spreche wohl einen zu kühnen Wunsch in beygehender Schrift aus, deren gnädig-nachsichtige ein Privilegium für die neue Ausgabe meiner sämmtlichen Wercke von dem hohen Bundestage zu erbitten.
Verziehen wird mir seyn wenn ich mich deshalb unmittelbar an Höchstdieselben wende, weil ja die Entscheidung der vorläufigen Frage: ob die Sache räthlich und thulich sey? nur auf so erhabenem Standpunckt entschieden werden kann. Wer sonst würde bestimmen dürfen, ob man einem endlichen Gelingen allenfalls entgegen sehen könne, oder ob man sich, bey abgelehnter Einwirckung im Stillen zu bescheiden habe.
Hierin auch kann nur allein der Muth zu einem solchen Schritte gefunden werden; der Einzelne darf bey einem Unternehmen, das für ihn von so hoher Wichtigkeit ist, die Kühnheit seiner Forderung nicht überlegen, noch alles was seinen Wünschen entgegensteht überdencken; ja kaum steht mir in diesem seltenen, einzigen Falle die Sicherheit einer innern und äußeren Form zu Gebote.
Wenn daher Höchstdenenselben in dieser Angelegenheit mich nähere, so muß ich mir vorstellen daß es mündlich geschehe in einer der Stunden wo das Vertrauen das mich gegenwärtig belebt zuerst sich gründete.
Vor allem daher erbitte mir gnädigste Andeutung in wiefern ich weiter schreiten dürfe und im Bejahungsfalle eine günstige Leitung; wodurch mir jedes Gelingen um so theurer werden müßte als der größte Gewinn zunähst die Überzeugung wäre: daß Höchstdieselben jene so vielfach erprobten, wohlwollenden Gesinnungen bis ans Ende, ja über die Lebensgränze hinaus gnädigst zu erstrecken geruhen wollten.
In tiefster Verehrung
Ew. Hochfürstl. Durchl.
unterthänigster
Weimar d. 11. Jenner 1825.
J. W. v. Goethe.
39/68.
An die deutsche Bundes-Versammlung
Hohe deutsche Bundes-Versammlung!
Die von so erhabener Stelle dem großen Ganzen gewidmete Übersicht schließt eine wohlwollende Betrachtung einzelner Angelegenheiten nicht aus, und es ist in diesem Sinne, daß ich Nachstehendes einer hohen Bundes-Versammlung vorzulegen mich erkühne.
Als ein im Jahre 1825 mit der J. G. Cottaschen Buchhandlung zu Stuttgart auf sieben Jahre geschlossener Contract, über meine damals vorliegenden poetischen und ästhetischen Werke, mit Ablauf der Zeit zu Ende gegangen, dachte man auf eine neue erweiterte Ausgabe, welche nicht allein die zwanzig Bände jener frühern, sondern auch die inzwischen einzeln abgedruckten Arbeiten, nicht weniger manches vorräthige Manuscript in sich fassen sollte. Ferner wünschte man auf die poetischen und ästhetischen auch die historischen, kritischen und artistischen Aufsätze folgen zu lassen und zuletzt, was sich auf Naturwissenschaft bezöge, nachzubringen.
Freylich mußte bey dieser Übersicht, wodurch die Bemühungen eines ganzen Lebens vor Augen treten, der Wunsch entstehen, für so mannichfache Arbeit proportionirten Vortheil und Belohnung zu erhalten, welche dem deutschen Schriftsteller meist verkümmert zu werden pflegen.
Das Mittel jedoch, einen anerkannten geistigen Besitz dem einzelnen Verfasser zu erhalten, hatte sich schon bald nach Erfindung der Buchdruckerkunst hervorgethan, indem, bey ermangelnden allgemeinen Gesetzen, man zu einzelnen Privilegien schritt. Am Anfang des sechzehnten Jahrhunderts gaben kaiserliche Schutzbriefe genugsame Sicherheit; Könige und Fürsten verliehen auch dergleichen, und so ist es bis auf die neusten Zeiten gehalten worden.
Sollte nun aber gegenwärtig der erhabene Bundestag, der Verein aller deutschen Souveränitäten, nicht dergleichen als Gesammtheit auszuüben geneigt seyn, was die Einzelnen vorher anzuordnen und festzusetzen berechtigt waren und noch sind, und wäre nicht durch einen solchen Act das entschiedenste Gewicht auf deutsche Literatur und Geistesbildung kräftigst zu bethätigen?
Würde daher ein Autor, der so viele Jahre in seinem Vaterlande gewirkt, dessen reine, mit allen bestehenden und zu wünschenden Guten im Einklang beharrende Thätigkeit dem Einsichtigen vor Augen liegt, einen allzukühnen Wunsch aussprechen, wenn er ein solches Privilegium von den verbündeten und vereinten Mächten sich erbäte, und zwar für sich und die Seinigen, so daß er sowohl einen Selbstverlag unternehmen, als auch, wenn er einem Verleger das Recht von seinen Geistesproducten merkantilischen Vortheil zu ziehen übertrüge, auf diesen den gesetzlichen Schutz erstrecken könnte?
Nun aber darf ich ohne Ruhmredigkeit aussprechen daß, während einer langen Lebenszeit, erhabene Herrscher, von welchen ein günstiges Geschick die geneigtesten glücklicherweise in gedeihlichem Wohlseyn erhalten hat, durch mehrfache Beweise von unschätzbarer Huld mich begnadigt und ausgezeichnet haben, weshalb ich denn wohl hoffen darf daß man Allerhöchsten Orts einen alten treuen Diener und Verehrer in Gesammtheit wohlwollend anzublicken geneigt seyn möchte, wobey denn der erlauchten und hochverehrlichen Ministerien und Herren Bundestags-Gesandten erprobte Mitwirkung gleichermaßen anzugehen die Freyheit nehme.
Durch solche Aussicht in meinem Unternehmen gekräftigt wage nunmehr nachstehende Bitte ehrerbietigst auszusprechen:
Daß mir durch den Beschluß der hohen deutschen Bundes-Versammlung für die neue vollständige Ausgabe meiner Werke ein Privilegium ertheilt und dadurch der Schutz gegen Nachdruck in allen Bundesstaaten gesichert werde, unter Androhung der Confiscation und anderer Strafen, welche durch allgemeine gegen das Verbrechen des Nachdrucks künftig erfolgende Bundesbeschlüsse noch festgesetzt werden möchten. Mit der Zusicherung, daß ich hiebey von Seiten aller deutschen Bundesstaaten gehandhabt, auch auf Ansuchen bey einzelnen Bundesregierungen mit besondern Privilegien kostenfrey versehen werden solle.
Und so darf ich denn wohl zum Schlusse dieses für mich so wichtige und zugleich für die ganze deutsche Literatur bedeutende Geschäft einer hohen Bundes-Versammlung zu gnädiger Ansicht und günstigem Beschluß nochmals angelegentlichst empfehlen.
Weimar den [11.] Januar 1825.
Johann Wolfgang von Goethe.
39/69.
An Friedrich Wilhelm Riemer
Ich wünsche heute Abend das Vergnügen zu haben Herrn Professor Riemer bey mir zu sehen.
Weimar den 14. Jenner 1825.
G.
39/70.
An Christian Gottfried Daniel Neesvon Esenbeck
[Concept.]
[17. Januar 1825.]
Ew. Hochwohlgeboren
übersende sogleich einen Auszug aus Serenissimi Billet vom heutigen Datum; da ich in dieser Jahrszeit das Haus, wohl auch das Zimmer hüte, hab ich das Glück solcher schriftlichen Mittheilungen. Ich füge nichts weiter hinzu, damit diese Sendung nicht zurück bleibe; von meiner treuen Anhänglichkeit sind Sie überzeugt. Manches bereitet sich um später mitgetheilt zu werden.
39/71.
An den Großherzog Carl August
Ew. Königliche Hoheit
erfreuen, ja beglücken mich durch gnädigste Mittheilung in meinem zweifelhaften Zustand.
Die bezügliche Stelle ist sogleich an Nees von Esenbeck abgegangen. Was die Blattläuse betrifft, bin ich gleicher Überzeugung; Pflanzen im Wasser wachsend bringen die seltsamsten lebendigen Gestalten hervor; Pflanzen in Berührung mit der Atmosphäre wachsend, die doch immer als ein höchst feuchtes Element anzusehen, erzeugen eben so gut lebendige Geschöpfe; dieß sind die Analogien, wie sie sich bey mir zusammenstellen.
Was die barometrischen Erscheinungen betrifft, so erbitte mir, sobald meine Geister wieder etwas besser beysammen sind, die Erlaubniß aus, mein Glaubensbekenntniß bescheiden vorzulegen und die Art, wie ich das Problem für mich zu lösen trachte, in einer sinnigen Folge darzustellen.
unterthänigst
Weimar den 17. Januar 1825.
J. W. v. Goethe.
39/72.
An Carl Ernst Adolf von Hoff
Ew. Hochwohlgeboren
meinen besten Dank abzustatten für die freundliche Aufnahme meines Heftes beeilte mich eine kleine Sendung abgehen zu lassen, worin sich sechs von Herrn Soret bestimmte Exemplare Amphibole befinden, zusammengepackt in ein Couvert; zugleich aber auch eine Partie unbestimmter vielleicht unbestimmbarer Exemplare aus dem wüsten Haufen der noch vor mir liegt, worunter doch einige schöne Augitkrystalle sich auszeichnen.
Mit Verlangen und Hoffnung erwarte jede sonstige gefällige Mittheilung; Erfahrungen und Betrachtungen eines so werthen Mitarbeiters werden mir immer höchst angenehm seyn.
gehorsamst
Weimar den 20. Januar 1825.
J. W. v. Goethe.
39/73.
An Johann Heinrich Meyer
Herrn Hofrath Meyer wünsche um 12 Uhr, sodann auch zu einem frugalen Mittagessen bey mir zu sehen.
W. den 21. Jenner 1825.
G.
39/74.
An Carl Wilhelm Göttling
Ew. Wohlgeboren
geneigte Erklärung finde ganz meinen Wünschen gemäß und ich sende daher die zwey ersten Bände der letzten Ausgabe meiner Werke.
Zu demjenigen was ich neulich ausgesprochen füge nichts weiter hinzu; haben Sie die Güte über die Sache selbst weiter nachzudenken und mir das Fernere mitzutheilen; denn erst im Gange des Geschäftes wird Was und Wie es zu thun sey gefunden und beurtheilt werden können.
Mit den aufrichtigen zutraulichsten Wünschen.
ergebenst
Weimar den 22. Jenner 1825.
J. W. v. Goethe.
39/75.
An Carl Gustav Carus
Ew. Wohlgeboren
übersende in freundlichster Erwiderung Ihres gestern erhaltenen, geehrten Schreibens einen wahrhaft extemporirten Schluß zu Jery und Bätely.
Herr Cerf, dem ich mich bestens empfehle, wird als musikalischer Dichter diese Skizze seinen Zwecken am besten anzupassen verstehen.
Mehr sag ich nicht, damit die heutige Post nicht versäumt werde.
ergebenst
Weimar den 22. Januar 1825.
J. W. v. Goethe.
39/76.
An den Großherzog Carl August
[Concept.]
Ew. Königlichen Hoheit
über Friedrich Müllers Strudeley geäußerter Unwille ist vollkommen gerecht; diese jungen Menschen, mit sehr mäßigen Talent, streben nach Unabhängigkeit und wissen sich am Ende doch nicht zu helfen, verführt von Schwäche, Leichtsinn und Dünkel.
Ich werde ihm das Nöthige vorhalten, besonders aber, wenn er unterrichteter zurückkehren sollte, eine Einrichtung treffen, wo er, wie es bey einer solchen Anstalt sich geziemt, hinlänglich controllirt sey.
Wenn Höchst Dieselben dem Canzler v. Müller befehlen wollten in Carlsruhe sich zu erkundigen, so will ich einige Frage-Puncte aufsetzen. Denn da die Carlsruher Anstalt Bestellungen annimmt, so kann Friedrich Müller indem er belehrt wird arbeiten und etwas verdienen.
Anbey liegt das Verzeichniß der Bildersammlung, wornach sie der Aufseherin übergeben worden. Eine Instruction wird die Erhaltung sichern.
Auch liegt ein Meyerisches Gutachten über die geistliche Verlobung bey.
Wegen des meteorologischen Votums erbitte noch einige Nachricht; ich möchte wenigstens die Hauptpuncte worauf es ankommt klar zusammenfassen.
Weimar den 22. Januar 1825.
39/77.
An Carl Ludwig von Knebel
Es freut mich sehr, daß mein letztes Heft dir einen freundlichen Antheil abgewonnen; ich habe gar manches und vieles darin über einander gehäuft; denn diesen Dingen gebührlich zu folgen möchte wohl nicht mehr Zeit seyn.
Ich gestehe dir, daß ich manchmal mich im Stillen gewundert habe, wie du, bey tiefster und treuster Anerkennung des Lucrezischen Gedichtes, dich nicht hast mit leichter Wendung zur Natur herüber werfen können. Doch hielt vielleicht gerade die Trefflichkeit unseres alten Vorfahren dich davon zurück: denn da er doch eigentlich ganz speculativ ist, so hättest du müssen ihm den Rücken zukehren, um nach deiner Weise die Natur anzuschauen, die du schön von ihm reflectirt erblicktest.
Doch laß uns zufrieden seyn mit dem was wir gethan haben und erreicht haben, da unsere Nachfahren auf eine so löbliche Weise uns fortzusetzen versprechen. Dr. Carus ist ein trefflicher Mann; er schreibt mir: »Da meine neuern Arbeiten mich übrigens auf eine Abänderung des § XV in den allgemein naturwissenschaftlichen Sätzen geführt haben und mir gerade eine Gedanken-Folge, welche mich zu dieser Änderung bewog, in mancher Hinsicht ergiebig an sonstiger Ausbeute scheint, so wollte ich nicht verfehlen Ew. pp. eine Abschrift dieser Überarbeitung hier zu beliebigem Gebrauche beyzulegen.«
Von dieser Abänderung übersende dir hiebey eine Abschrift, welche dich sehr erfreuen und zu vielen Gedanken veranlassen wird; wollte man es auch nur als eine Formel gelten lassen, wodurch der menschliche Geist das Unbegreifliche sich aneignen möchte; so steht sie doch sehr hoch und macht dem Individuum Ehre, von dem sie ausging.
Was sagst du zu der wunderlichen Übersetzung der Odysee? Kann man sie auch nicht billigen, so darf man sie doch auch nicht schelten.
treu angehörig
Weimar den 24. Januar 1825.
G.
39/78.
An den Großherzog Carl August
[Concept.]
Ew. Königlichen Hoheit
darf wohl hoffen durch Gegenwärtiges einiges Vergnügen zu machen. Da mein Aufsatz über das meteorologische Geschäft an Masse zunimmt und die Methode des Vortrags dadurch erschwert wird, so kommt mir
1) Ein Brief des Ritter von Martius höchst erfreulich zu Hülfe; er sendet einen erbetenen Aufsatz über die Wolken- und Witterungsbildung unter der Linie, den ich von dem größten Interesse finde.
2) Lege eine bedeutende Sendung vom Grafen Sternberg bey, aus welcher denn doch endlich die Hoffnung hervorleuchtet über die successiven Steinkohlenformationen und die darin vorkommenden Pflanzengeschlechter- und Arten Übersicht und Aufklärung zu erhalten.
3) Die Hundeshagische Sendung ist gleichfalls interessant. Das Siegel für seine Zeit ganz wohl gearbeitet.
Mit einigem Vorbehalt.
Weimar den 26. Januar 1825.
39/79.
An Wilhelm Christoph Günther
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
erlauben eine kleine Anfrage in Bezug auf unser neuliches Gespräch. Ein auswärtiger Naturfreund, Herr Graf Sternberg zu Prag, ein eifriger Beobachter der Flora subterranea, wünscht einige Musterstücke von der Mattstedter Steinkohle, wo möglich mit Pflanzenabdrücken, die darin vorgekommen seyn sollen, als der letzten Erscheinung dieses geologischen Phänomens. Leider find ich in meiner Sammlung keine Spur davon und die gegenwärtige Lage des Flötzes verhindert, besonders in dieser Jahreszeit, das Gewinnen irgend einiger tauglichen Stücke.
Nun ist mir der Gedanke beygegangen, ob nicht vielleicht, da Sie sich mit diesem Geschäft so lange bemüht, bey Ihnen noch irgend etwas der Art vorhanden seyn möchte? oder ob Ihnen bekannt wäre, wo sich sonst dergleichen könnte versteckt haben. Erzeigen Sie mir die Gefälligkeit, hierüber nachzudenken und irgend etwa eine Forschung anzustellen. Es ist wunderbar genug, daß ein zuletzt bey völlig unwerthes Naturzeugniß gegenwärtig einen naturwissenschaftlichen Werth erhält; da dergleichen häufig zu finden war, dachte freylich noch niemand an die Bedeutsamkeit einer solchen Folge. Verzeihung meiner Zudringlichkeit.
Dürft ich nun schließlich noch ersuchen, daß Sie dem Überbringer diese, dem Copisten John, einige Nachricht und Notiz gäben, da er den Auftrag hat, morgen nach Mattstädt zu gehen und zu versuchen, ob er nicht einigen Musterstücken gelangen könne.
Mich bey dieser Gelegenheit zu wohlwollendem Andenken bestens empfehlend.
Weimar den 28. Januar 1825.
39/80.
An Carl Philipp von Martius
Ew. Hochwohlgeboren
reichhaltige Sendung traf so genau zu einer bey meinen Arbeiten empfundenen Lücke, daß es wirklich mehr als Zufall schien, was Sie bewogen hatte, eben gerade jetzt mir zu schreiben. Ich stehe nämlich im Begriff, mich über die atmosphärischen Erscheinungen zu beruhigen, und zwar in dem Sinne wie ich (zur Naturwissenschaft, Bd. II, S. 62 und folgende) mich vielleicht etwas paradox schon ausgelassen habe. Ich bin aber über alles, was man solchen gewagten Ansichten zu Unliebe sprechen könnte, immer getrösteter. Was bleibt dem Naturforschenden, ja einem jeden Betrachtenden endlich übrig, als die Erscheinungen der Außenwelt mit sich in Harmonie zu setzen. Und werden wir nicht alle Tage überzeugt, daß dasjenige, was dem einen Menschen gemäß und angenehm ist, dem andern widerwärtig und unlustig erscheine?
Im Gefolg dieses find ich nun ganz am Platze auszusprechen, wie sehr mich die Art und Weise, womit Sie zu Werke gehen, anmuthet und wie gern ich Sie auf Ihrem Weg begleite. Was mir aus allen bisher bekannten Ihrer öffentlich erschienenen und besonders mitgetheilten Arbeiten und Äußerungen entgegenkommt, ist: daß Sie geneigt sind nach Analogien zu verfahren, welches auf der Höhe, wo sich gegenwärtig wissenschaftliche, ästhetische, sittliche Cultur begegnen und ergreifen, unvermeidlich wird. Ich darf Sie daher wohl aufmuntern, ja auffordern, in Ihren vertraulichen Mittheilungen sich nicht im geringsten zu geniren, sondern, wie Sie es dem Augenblick gemäß finden, aus jeder Region der großen unerschöpflichen Totalität den analogen Ausdruck zu ergreifen.
An dem originellen Gedanken, überall Parasiten aufzusuchen und sie als Repräsentanten selbständiger Pflanzen zu betrachten, kann ich gegenwärtig nur mit allgemeinem Wohlgefallen theilnehmen; um mir aber auch das Einzelne zur Anschauung gebracht zu sehen, thue folgenden Vorschlag: haben Sie die Güte, insofern es möglich ist, die Abbildungen fraglicher Pflanzen in ein Portefeuille zusammenzulegen und mir solche wohlgepackt zuzusenden, wodurch ich dann schnell und unmittelbar mich mit Ihren Gedanken befreundet sehen würde.
Sollte dieses auch nur mit den Parasiten thunlich seyn, so würde ich mir, was die Phanerogamen betrifft, im Curtis und sonstigen Bildwerken der großherzoglichen Bibliothek wohl nachhelfen können. Selbst von einem Theil der parasitischen wäre eine Anzeige, Wo sie zu finden sind, schon hinreichend. Wie denn schon eine Zeichnung von der Rafflesia in meiner Nähe liegt. Überhaupt also bitte zu überlegen, wie meine Absicht, mich von Ihren Gedanken zu penetriren, am schnellsten und sichersten erreicht werden könnte.
Die mitgetheilten Nationallieder vermehrten meine Sammlung gar charakteristisch; wundersam contrastiren die heiterderbgesitteten Tyroler mit den roh- und düster-genaturten Brasilianern; ist uns doch auch schon ein ähnliches Stammeln von Australien her bekannt geworden. Beykommendes Gedicht (das ich mir sowie die Beylage gelegentlich zurückerbitte) weist auf eine höhere Cultur unter trübem, undankbarem Himmel. Die vier Puncte auf dem Planiglobium betrachtet, deuten auf wundersame Erd- und Himmelsformen.
Mit vielen Empfehlungen an die theuern Ihrigen leg ich ein Blatt meiner Tochter an Ihre Frau Gemahlin bey.
Bemerke schließlich, daß von hier aus schon einige Commissionen zu der ansehnlichen Kupferstich-Auction gegeben sind. Bey einem so reichlichen Besitz, dessen wir uns schon erfreuen, würde eine Anschaffung im Ganzen nicht räthlich seyn.
Und so darf ich denn auch nicht vergessen, daß ich die beiden Musterblätter, die hier bey Maler Müller sich befinden, angesehen und sehr erfreulich gefunden habe; ich bin nun neugierig, wie sich unsere Illuminirenden in diesem Falle verhalten werden.
Was ich in Kunst und Alterthum von serbischen Gedichten mitgetheilt, ist wohl noch im frischen Andenken; nächstens noch einige bedeutende Musterstücke und einen kurzen Aufsatz, den ich schnellerer Mittheilung wegen in Aushängebogen bald übersende. Alle diese Mannichfaltigkeiten werden endlich zu einer gar schönen Übersicht zusammengereiht erscheinen.
In treulichster Theilnahme
Weimar den 29.Januar 1825.
J. W. v. Goethe.
39/81.
An die Großherzogin Louise
[Concept.]
Ew. Königliche Hoheit
gönnen diesen Zeilen einen gnädigen Blick; sie enthalten abermals die Betheuerung: daß es mein größtes Heil sey in der Nähe meines Fürstlichen Paares zu leben, von Zeit zu Zeit aufzuwarten und eine frohe Theilnahme zu gewahren an dem mannigfach Guten und Schönen das uns Vergangenheit und Gegenwart reichlich darbieten. Möge das Beste Höchst Denenselben immerfort zu Theil werden und mir beschieden seyn als treuster Verehrer Zeuge davon zu bleiben.
Weimar den 30. Januar 1825.
39/82.
An Eduard Joachim von Münch-Bellinghausen
Hochwohlgebohrner Freyherr
Hochzuverehrender Herr.
Ew. Exzell. vergönnen nach gewohnter Güte, womit Sie so manchen Geschäfts-Antrag aufnehmen, und erwägen, auch dem gegenwärtigen geneigte Aufmerksamkeit.
In der Lage in der ich mich befinde, im hohen Alter eine neue Ausgabe meiner sämmtlichen Wercke zu besorgen, mußte freylich bedacht werden wie die literarischen Erzeugnisse meines ganzen vergangenen Lebens und zugleich diese lezten, nicht geringen Bemühungen mir und den Meinigen ökonomisch zu Gute kommen möchten.
Dabey that sich denn die Frage hervor: ob nicht von der hohen Bundes-Versammlung ein Privilegium für diese neue Ausgabe, auf geziemendes Ansuchen zu erhalten wäre? Ein Gedancke der sich auf die Voraussezung stüzt: daß die Höchsten Herren Herrscher und Gewalthaber dasjenige was Höchst Sie sonst einzeln verliehen auch jetzt wohl vereint zu gewähren, und so einen Ackt verbündeter Souverainität auszuüben geneigt seyn möchten.
Um nun aber, im Falle eines möglichen Ablehnens aller Beschämung zu entgehen und mich im Stillen zu beruhigen, wendete ich mich in ehrfurchtsvollem Vertrauen an Ihro des Herren Fürsten Metternich Durchl. da ich von Höchstdenenselben, mehrere Jahre her vorzügliche Gnade und Begünstigung erfahren. Ich überreichte ein an die hohe Bundes-Versammlung zu richtendes Schreiben, gnädigster fernerer Leitung bescheidentlich entgegen sehend.
Nun hab ich aber zu vernehmen daß dieser von mir gewagte Schritt günstigst aufgenommen und eine Beförderung meines Schreibens an die hohe Versammlung gnädigst beschlossen worden.
Meine Schuldigkeit ist es nunmehr, da eine für mich so wichtige Sache zuförderst in Ew. Exzell. Hände gelangt und Dero Geneigtheit ein glücklicher Ausgang anheim gegeben ist, desfalls schuldige Anzeige zu thun und die weitere Leitung Ihrer kräftigen Einwirkung geziemend zu empfehlen.
Möge die Bedeutsamkeit, welche dieses Anliegen für mich haben muß, Ew. Exzell., bey weiter Umsicht und genauster Kenntniß, indem sich denn doch dadurch ein wichtiger Einfluß auf deutsche Literatur für die Zukunft vorbereiten dürfte.
Und so bleibt mir nur der Wunsch noch übrig: das fruchtbare Wohlwollen, wodurch deutsche Herrscher und Geschäftsmänner mich seit mehreren Jahren beglückt, auch zu meinen Gunsten Jahren beglückt, auch zu meinen Gunsten bey Ew. Exzell. entwickelt zu sehen, und des wichtigen Vorzugs: in späten Jahren neue Gönner zu gewinnen mich in diesem Falle abermals danckbar erfreuen zu können.
Hochachtungsvoll
Ew. Exzellenz
gehorsamster Diener
Weimar d. 1.Febr. 1825.
J. W. v. Goethe.
39/83.
An Amalie von Levetzow
Die Fortsetzung meines letzten Blates war gleich zu jener Zeit geschrieben, indessen da ich jetzt wieder darnach suche hat es sich verlegt, wahrscheinlich weil ich es zu gut aufhob. Doch da es nur enthält was ich täglich und stündlich in Gefühlen und Gedancken wiederhole, so ist dies als kein Verlust anzusehen und läßt sich leicht wieder herstellen.
Und so will ich also nur zu dem lieben Familienblatte zurückkehren, das mir gar manchen einsamen Winterabend Gesellschaft leistete. Ich zündete ein paar Lichter mehr an, nahm es vor Augen und fühlte mich jederzeit in Ihre Mitte versetzt.
Da segnete ich denn jenen glücklichen Gedancken, oder vielmehr das reine Gefühl, das Ihnen eingab sich dem lieben Blate zu beschäftigen, und mir, in der Überzeugung daß ich einen herzlichen Ausdruck Ihres gemeinsamen Wohlwollens gar wohl durch meine treue Anhänglichkeit verdient, einen solchen Beweis zukommen lassen. Gewiß ich fand mich dadurch oft unter Ihnen, wohin ich mich stets wünsche, und wiederholte das Erfreuliche was mir drey Sommer in Ihrer Gegenwart und Umgebung zu Theil geworden.
Mich, an vergangnen 28 August, in Dresden zu erwarten war eine Ahnung vollkommen richtig; denn der Gedancke, zu Tag und Stunde dort einzutreffen, stand auf dem Punckte in Vorsatz überzugehen und nur die vielfachen Verhältnisse, die mich an jenem Orte hin und her gezogen, und zwar nicht zerstreut doch in Unruhe versetzt hätten, konnten mich abhalten einen Schritt zu thun von dem ich mir das Allerliebste zu versprechen hatte.
Nun aber thu ich wohl am Besten von dem wunderlichsten aller Unfälle zu schweigen den ich mir gerade durch ein herzlich danckbares Zaudern zuzog. Ich muß mich einer unschuldigen Schuld schuldig bekennen. Es ist mir nicht leicht etwas empfindlicheres begegnet.
Möchte Sie gegenwärtiges in gutem Befinden und freudigen Zusammenseyn glücklich antreffen, und das schöne Strasburg sich um Sie durch manche lustige Winterunterhaltung recht verdient gemacht haben. Dabey darf ich aber wohl gestehen daß mich die schwanckende Gesundheit der guten Mutter in einiger Sorge läßt, die sich noch verstärcken würde wenn ich die Werthe nicht so gut und treulich umgeben wüßte.
In einiger Zeit wird eine kleine Sendung von Genf, durch Vermittlung des Blick zu empfangen bitte. Giebt sie Anlaß daß ich abermals einige Zeilen von der werd ich mich sehr glücklich schätzen.
Unter tausend Grüßen
treu angehörig
Weimar d. 3 Febr. 1825.
J. W. v. Goethe.
39/84.
An den Fürsten von Wittgenstein
[Concept.]
Beykommende Reinschrift wünscht an die Stelle des ersten flüchtigen Entwurfs zu treten.
Weimar den 4. Februar 1825.
39/85.
An Carl Friedrich Zelter
Alles was mir deine Zustände deutlich macht und mich an deine Seite versetzen kann ist mir jederzeit höchst willkommen; wo ich dich denn dießmal in der Oper, sodann bey einer großen Gasterey recht auf gut berlinisch im Schwelgen finde.
Die Geburtstags-Feyer lebender Freunde und Freundinnen incommodiren mich schon gar sehr; kommt nun noch dazu daß man an die Seligen gleichfalls einen Tag wenden muß, so wird man für lauter Geborenheiten nicht mehr zu leben wissen.
Doch gönne ich es gerne den Brüdern und Schwestern die das ergo bibamus begierig überall ergreifen, und freue mich daß mein Zelter einige heitere Stunden dabey genossen hat.
Damit aber doch dieses Blatt einige Begleitung habe, so lege einen Aushängebogen bey, Kunstbetrachtungen enthaltend von 1791, gleichzeitig mit den Venetianischen Epigrammen. Sie sind mehr historisch-ästhetisch und technisch als artistisch und werden dir daher leicht einigen Antheil abgewinnen.
Regierungsrath Schmidt, der einige Zeit wegen Geschäften sich in Berlin aufhielt, führte mich durch mancherlei Erzählungen gleichfalls in jene Regionen. Das Schlimmste ist nur daß die interessantesten Überlieferungen nicht gesehen, nicht gedacht, nicht begriffen werden können, sondern an Ort und Stelle genossen werden müssen; denn wer von Berlin etwas Vorzügliches erzählen will, wird immer von Musik sprechen, und da habe ich denn weiter keine Freude und Antheil daran als daß deiner immer in hohen Ehren und Würden dabey gedacht wird.
Und so, damit der Weg sich nicht berase, wenigstens diese magre Botschaft.
Deinigst
Weimar den 4. Februar 1825.
G.
39/86.
An Carl Ferdinand Friedrich von Nagler
Ew. Exzell.
Beeile mich zu melden: daß am 29ten Jenner, dero Schreiben vom 22ten aus Wien und ein gleiches von Herrn von Genz bey mir eingelangt sey; woraus ich denn, zu meinem grösten Vergnügen ersehe daß die für mich so wichtige Angelegenheit die günstigste Wendung genommen.
Einem so einsichtigen Welt- und Menschenkenner wird nicht verborgen seyn: daß die größte Wahrscheinlichkeit der Erfüllung noch immer Zweifel und Sorge zuläßt; Daher denn das Gehoffte, wenn es in die Wircklichkeit eintritt jederzeit überraschen muß.
Diese Betrachtung spricht vollkommen den Zustand aus in welchen mich die gemeldeten Briefe versetzten, und, ohne mich weiter in Gedancken zu verlieren, eile ich nur die lebhaftesten und ihre Verbindlichsten Empfehlungen auszusprechen.
Mein Sohn, dem ich, wie billig, vertraut was wir Ew. Exzellenz Geneigtheit schuldig sind, theilt meine Gefühle, und mir ist es das angenehmste daß ich zwey Generationen unmittelbar vor mir sehe, die sich Ihnen im Höchsten danckbarlich verbunden anerkennen müssen. Ob ich gleich behaupten darf, daß bey mir die Danckbarkeit sich desto inniger konzentrirt als mir weniger Zeit gegönnt seyn möchte sie auf jede Weise an den Tag zu legen.
Nun aber habe sogleich, früheren Bemerckungen und dem Inhalt jener verehrten Schreiben gemäß, eine schuldige Meldung an des Herren Präsidialgesandten Baron v. Münch-Bellinghausen Ex. abgehen lassen; nach Franckfurt am Mayn, als, wie mir schien, auf dem geeigneten Wege. Das Gegenwärtige sende nach Berlin, in der Aussicht es werde, wo und wie es auch sey, am sichersten zu seiner Bestimmung gelangen.
Und so schließe ich denn mit dem geziemenden Wunsche: daß, in dem Falle wenn von meiner Seite etwas zu beobachten, oder mir zu wissen vortheilhaft wäre Ew. Exzell. mich fernerhin mit geneigten Wincken beehren möchten.
In tiefgefühlter Hochachtung und lebenslänglicher danckbarer Anhänglichkeit
Ew. Exzell.
ganz gehorsamster Diener
Weimar d. 4 Februar 1825.
J. W. v. Goethe.
39/87.
An Kaspar von Sternberg
Die letzte reichhaltige Sendung erwidere mit dem lebhaftesten Dank, Sie gibt Hoffnung zur Übersicht des Unsichtbaren, ja sie gewährt schon den Wunsch den alle Forscher hegen müssen. Die unterirdische Flora hat schon längst aufgehört für uns unsichtbar zu seyn und eine methodische Folge der sucessiven Epochen wird uns bald nunmehr in's Klare setzen; sey dem unermüdlichen Fleiß des verehrten Freundes hiedurch Gruß und Heil gebracht.
Wobey ich nicht verschweigen kann, daß unser gnädigster Herr welcher schönstens grüßt, ingleichen Herr Staats-Minister v. Lindenau und sonst eifrige Naturfreunde lebhaften dankbaren Antheil an den köstlichen Blättern genommen.
Leider kann ich noch nicht wie ich wollte und sollte meinen Beytrag von den letzten und geringsten ja man möchte sagen trivialsten Erscheinungen geben. Mein Beauftragter hat wegen Mattstedt meinen Erwartungen nicht entsprochen und ich entschloß mich kurz und gut einen andern jungen Mann an Ort und Stelle zu schicken. Dessen Relation liegt bey, woraus denn nicht viel Trost zu nehmen ist. In das Innere des Berges wo die Kohle stärker, reicher und von vegetabilischen Resten begabter sich auswies ist nicht mehr zu kommen, allein deswegen doch nicht alle Hoffnung aufzugeben.
Ein dem Werke früher Vorgesetzter der jetzt in Meinungischen Diensten steht hat, wie man mir versichert, auf dergleichen gesammelt und soll im Besitz bedeutender Stücke seyn. An diesen ist nun geschrieben und ich wünsche glücklichen Erfolg. Meine eigene Schränke und Catalogen habe durchgesehen, finde aber nirgends eine Spur der Mattstedter Kohle, ihr Gewinnen fiel in eine Zeit wo mein Antheil anderswo beschäftigt war.
Indessen sende doch die bey dieser Gelegenheit gefundenen Stücken sowohl der Kohle selbst als der Gebirgsarten. An jener ist merkwürdig daß sie so reich mit Schwefelkies durchwachsen ist.
Was aber die Nachrichten von Vegetabilien in der früheren Kohle betrifft so machen sie mich etwas zweifelhaft. Farrnkräuter und Holz kann ich nicht recht zusammen reimen; jene gehören der früheren, diese den spätesten Epochen an; doch bin ich zu wenig unterrichtet um diese Sache ausgleichen zu können. Möchten ein paar gute Musterstücke uns über allen Zweifel erheben und das Gewisse darstellen.
Das Kästchen geht mit der heutigen fahrenden Post ab, begleitet wie Gegenwärtiges von den besten Wünschen.
treu angehörig
Weimar den 5. Februar 1825.
Goethe.
39/88.
An Wilhelm Christoph Günther
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
Einleitung und Anweisung gemäß hat der Copist John seine Untersuchungen in Mattstedt vollbracht und mich vorläufig von den dortigen Zuständen unterrichtet. Freylich ist von der früher gewonnenen guten Kohle weder etwas zu finden noch an Ort und Stelle zu hoffen. Könnte deshalb einiges durch gefällige Vermittelung von Herrn Schreiber in Meinungen zu erhalten seyn, so müßte es mir und meinem edlen Freunde höchst erwünscht werden.
Erhalten Sie mir ein wohlwollendes Andenken, welches von Zeit zu Zeit aufzufrischen das beygeschlossene Bildniß den Auftrag hat.
Weimar den 5. Februar 1825.
39/89.
An Johann Heinrich Meyer
Nach den gestrigen Äußerungen des Herrn Canzlers wären wir sämmtlich über die Anstellung des jungen Mannes einig, wollen Sie ihn anweisen morgen früh um 11 Uhr bey mir zu erscheinen; das Weitere besprächen wir gegen Abend.
Treulich grüßend
Weimar den 5. Februar 1825.
G.
39/90.
An Carl Ernst Schubarth
Ihr Schreiben vom 25. Januar, mein Werthester, hat mich sehr angenehm überrascht, denn Ihr langes Stillschweigen, nach des Berliner Freundes erster Zusage, mußte mir die Vermuthung geben daß Sie bey geändertem Zustand Sich mit diesem Geschäft nicht weiter zu befassen gedächten. Durch die eingetretenen Ereignisse wurde die Communication dorthin erschwert, und ich habe vor einigen Monaten mich, gerade wegen der ersten Theile, mit einem kenntnißreichen Manne in der Nachbarschaft besprochen; da aber die Sache von weitem Umfang ist, so würde mir Ihr Zutritt immer höchst angenehm seyn.
Wollten Sie daher die drey Bände Wahrheit und Dichtung übernehmen, wobey keine Vergleichung statt findet, sondern ein scharfsinniger Corrector allein auf Druck- und Sinnfehler zu sehen hat, wie Sie sich selbst ausdrücken.
Hiebey entsteht die Frage: ob Sie ein Exemplar an dieses Geschäft wenden wollten, wogegen ich ein anderes dankbar ersetzen würde.
Wegen der Lage des vortrefflichen Freundes bin ich eben so wenig aufgeklärt und meine Theilnahme wird um desto schmerzlicher als ich mir das Übel zu erklären nicht im Stande bin.
Und so sag ich Ihnen um desto freudiger Lebewohl als ich hoffen bald wieder von Ihnen zu hören. Mir ist der Winter leidlich hingegangen und ich habe meine Arbeiten nicht unterbrochen gesehen. Das Weitere nächtens.
ergebenst
Weimar den 6. Februar 1825.
J. W. v. Goethe.
39/91.
An Johann Heinrich Meyer
Sie sind, mein Werthester, bey Serenissimo angemeldet, doch wünscht ich Sie vorher zu sprechen; vielleicht seh ich Sie diesen Abend, und bitte Sie das schöne Wetter zu der Expedition im Jägerhaus zu benutzen. Die Schlüssel können bey mir sogleich abgeholt werden. Auch wünsche die gemeldeten Bilder und Risse los zu seyn.
Das Beste wünschend.
Weimar den 7. Februar 1825.
G.
39/92.
An Carl Philipp von Martius
Euer Hochwohlgeboren
erhalten abermals eine kleine Sendung; es sind die Aushängebogen von Kunst und Alterthum, die einige serbische Lieder enthalten und sich übrigens darauf beziehen.
Der Gedanke, von Parasitenpflanzen auszugehen und zu den höher gebildeten hinaufzusteigen, machte mich im ersten Augenblicke so begierig nach dem Anschauen, daß ich einen etwas übereilten Wunsch an Sie gelangen ließ. Ich suche nun in der Nähe die vorhandenen Abbildungen und bemerke dann diejenigen, die mir fehlen; da ich dann wohl eine geneigte Mittheilung hoffen darf.
Die hierher gesendeten Musterbilder, um darnach illuminiren zu können, habe mit Vergnügen gesehen; ich bin neugierig, wie unsere Künstler sich bey diesem Auftrage Ehre machen werden.
Nachstehendes kommt mir soeben unter die Hand: Beobachtung des Professor Vaucher in Genf, wonach der Same der Orobanche ramosa (ästige Sonnenwurz, Hanfwürger), der sonst mehrere Jahre unthätig in der Erde liegen bleibt, wenn er vom Regenwasser zu den Wurzeln des Hanfs, oder der Kletten und Wicken fortgeführt wird, sich an diesen anhängt, sogleich aufschwillt, seine Hülle abwirft und Wurzel treibt. Zwey Orobanchen wachsen und entwickeln sich auf gleiche Art nur an den Wurzeln der Genista tinctoria (Färberginster). Haben die Orobanchen sich so einmal durch Hülfe der Einwirkung dieser andern Pflanzen entwickelt, so bedürfen sie derselben nun nicht weiter mehr zu ihrem fernern Wachsthum.
Hiernach möchte man also diesen Parasiten eine höhere Stellung geben, als den übrigen Pflanzen, deren Samen sich schon in gemeiner Erde mit Hülfe des Wassers entwickeln; der parasitische Samen nähert sich schon der thierischen Natur, er verlangt zu seiner Entwicklung und Nahrung ein organisch Vorbereitetes, da die andern sich mit dem bloßen Element begnügen, obschon auch der zu einer kräftigern Vegetation nöthige Dünger eben dahin deutet: daß ein Durchgearbeitetes nöthig ist zu vollkommenerer Entwicklung gewisser Pflanzennaturen.
So haben denn auch die Parasiten ein eigenes fleischiges und mitunter unerfreuliches, lurides Ansehen pp.
Verzeihung wenn ich Eulen nach Athen trage!
Wie heißt doch die Pflanze dieser Art, die ich vor Jahren auf einer Kieferwurzel fand? vielleicht ist sie auch dieser Holzart eigenthümlich wie die der Genista .
Hierüber geben Sie uns nächtens gewiß die erfreulichsten Aufschlüsse; wie schön wird es Licht über und an der Erde.
Über die Folge der unterirdischen Flora erhielt ich diese Tage von Herrn Grafen Sternberg Nachweisungen wie sie nur zu wünschen sind.
Und so immer zu allem Guten!
treu verbunden
Weimar den 8. Februar 1825.
J. W. v. Goethe.
39/93.
An Johann Heinrich Meyer
Nur Donnerstag und Montag ist das Zimmer geheizt und wird geöffnet. Für heute ist es schon besetzt, für Montag soll für Frau Commerzienräthin eine Karte ausgefertigt werden.
W. den 10. Februar 1825.
G.
39/94.
An den Großherzog Carl August
[Concept.]
Ew. Königlichen Hoheit
achte für Schuldigkeit zu vermelden daß in diesen Tagen mir die Kenntniß zugekommen ist wie ein an die hohe Bundestags-Versammlung zu Frankfurt a/M. zu richtendes Schreiben durch allerhöchsten Einfluß begünstigt für mich von den glücklichsten Folgen seyn möchte; ich bitte darin um ein Privilegium von jener hohen Stelle für die neue Ausgabe meiner sämmtlichen Werke, welches mich vor dem feindseligen Nachdruck, der den deutschen Schriftstellern alles billige Verdienst ihrer Arbeiten verkümmert, fernerhin schützen möge. Indem ich nun nicht verfehlen werde das Weitere nächtens schuldigst einzureichen so bitte vorläufig daß Höchst Dieselben durch Ihro Gesandtschaft am Bundestage diese Sache gnädigst begünstigen und durch einflußreiche Wirkung zum erwünschten Ziele fördern mögen.
Der ich, wie für so vieles auch noch für dieses bedeutende Gelingen mich Höchst Denenselben gern als Schuldner bekennen möchte.
d. 11. Febr. 1825.
39/95.
An den Großherzog Carl August
Ew. Königlichen Hoheit
habe zuvörderst für die Mittheilung der Cölner Blätter verpflichteten Dank zu sagen; vielleicht konnte sich diese uralte Erscheinung nur am Rhein erneuern. Man muß den Unternehmenden und Ausführenden, bey physischem kräftigen Behagen, originelle Laune zugestehen, eine fruchtbare Erfindungsgabe und einen gewissen Geschmack der in dem Übertriebenen seine Gränze zu finden weiß. Ich habe ihnen auch, wie Beylage zeigt, eine Freundlichkeit erwiesen. Mögen sie sich dieses Jahr noch glücklich erlustigen; der Erzbischof, fürcht ich, wird dem komischen Merkur gelegentlich die Flügel beschneiden. Die Papiere sammle mit gnädigster Erlaubniß.
Ferner liegt Schreiben und Gedicht von den unermüdlichen Niederländern bey; es sind wunderbare Menschen, die von sich und ihren Productionen weit umher Kenntniß geben und sich überall Verhältnisse suchen müssen. Indessen kostet es nicht viel artig gegen sie zu seyn.
Die gnädige Aufnahme des Meyerischen Vortrags bestärkt uns in dem Wunsche bis zum nächsten Frühjahr einige erfreuliche Anstalten zu treffen; im Thurm ist ein Klapptisch am Fenster, zur Probe aufgestellt; sollten Höchst Dieselben die Art genehmigen, so können die übrigen auch sogleich gefertigt werden.
Verehrend
unterthänigst
Weimar den 14. Februar 1825.
J. W. v. Goethe.
39/96.
An die Großherzogin Maria Paulowna
Durchlauchtigste Erbgrosherzoginn,
gnädigste Fürstinn und Frau.
Eine Epoche vorbey zu lassen wo Höchst-Denenselben man, ohne zudringlich zu scheinen, aus der Entfernung aufwarten darf möchte wohl nicht zu verantworten seyn. Geneigt werde daher gegenwärtiges Blat aufgenommen, das nur schwache Andeutungen zusammenfaßt dessen was wir treuen Zurückgebliebnen seit Höchst-Ihro Abreise andaurend empfinden und immerfort besprechen.
Wir vergegenwärtigen uns gern die glückliche Vereinigung des Höchsten Familienkreises und betrachten mit Ehrfurcht die ernste Freude der erhabenen Eltern an den Hoffnungsvollen Erzeugten, welche glücklich einer stetigen Fortbildung genießen, indem sie den Gang des bisherigen Unterrichts ununterbrochen verfolgen und zugleich zu den großen Ansichten eines gränzenlos ausgebreiteten Reichs und aller Schätze der Hauptstadt hingeführt werden.
Wie schmerzlich wir dagegen an dem großen Unheil das jene einzige Stadt betroffen immerfort Antheil nehmen bedarf kaum einiger Erwähnung geschweige umständlicher Versicherung; aber das ist mit Kraft auszusprechen: daß es eine tröstliche Erscheinung sey die große unübersehbare Nation zu erblicken, die sich ihres allerhöchsten Herrschers in einem so unerwarteten Fall durchaus vollkommen werth erwiesen, wodurch uns denn auch eine wunderwürdige schnelle Wiederherstellung schon verkündet und eine sichere fernere Ausführung mitgetheilt wird.
Wend ich nun endlich meine Blicke auf die nächste Nähe, so kann ich nicht anders als mit vielem Vergnügen melden: wie schön unser theurer Prinz in allem Guten zunimmt und das Sittliche dem physischen auf jede Weise sich gleichstellt. Die sorgfältige und kluge Behandlung des werthen Soret wäre unnötig zu rühmen, so erfüllen nicht unterläßt. Ew. Kayserliche Hoheit sind gewiß von allem Einzelnen, aufs genauste regelmäßig unterrichtet. Wir andern aber haben danckbar anzuerkennen daß auch unsere Kinder von einer sorgfältigen hohen Erziehung unmittelbaren Genuß und Vortheil gewinnen dürfen.
Übrigens wäre der Winter freudig hingegangen wenn uns nicht gewisse Zufälligkeiten einigemal Sorge um die Gesundheit unsres verehrten regierenden Paares gegeben hätten; worüber wir denn doch, nach Wunsch und Gebet aller treuen Angehörigen, glücklich hinweggehoben, abermals heitrer und guter Stunden zu genießen haben.
So begehen wir denn mit höchst erfreulichen Gefühlen die gedrängten Feste dieser Tage, wobey ich in meiner stillen Zurückgezogenheit die öffentliche Feyer treu theilnehmend begleite und nicht minder die Sehnsucht nach den Hohen Abwesenden in einem feinen Herzen bewahre.
Darf ich nun zum Schluß geziemend bitten: Allerhöchsten Orts vielleicht meiner zu gedencken, auch des Herrn Erbgroßherzogs und der theuren Prinzessinnen Hoheiten zu gnädigem Andencken mich zu empfehle; wobey ich denn Höchsteigene Gunst und Gnade mir auch für die Folge erbitten und bey zu hoffender glücklichen Rückkehr früheres wohlwollendes Vertrauen fortgesetzt und erneut, in Ergebenheit hoffen darf.
Verehrend, lebenslänglich angehörig und gewidmet
Ew. Kayserlichen Hoheit
unterthänigster
Weimar d. 14 Februar 1825.
J. W. v. Goethe.
39/97.
An Gottfried Bernhard Loos
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
angenehme Sendung erwidere, wiewohl etwas spät, mit geziemendem Dank und ersehe daraus die glückliche Fortsetzung Ihrer ungestörten Thätigkeit.
Was meine Medaille betrifft so wäre freylich die Rauchische Büste gleich nach Ihrem Erscheinen in Besitz zu nehmen gewesen, durch ein plastisches Vorbild im Großen wurden die Medailleurs aller Zeiten gefördert. Nun hat Herr Bovy in Genf den Vorsprung gewonnen und freylich seine Sache vorzüglich gut gemacht. Mein Rath wäre daher die Sache auf sich beruhen zu lassen da hiebey weder sonderlicher Gewinn noch Freude zu hoffen ist.
Die Jubiläums-Medaille mit Serenissimi Bildniß erlebt auch ein eigenes Schicksal; man hatte zu dieser Feyer freylich andere gewisse Dinge in Vorschlag gebracht, welche der hohen Denkart unseres Fürsten mißfallen und jene allgemeine ablehnende Erklärung mochten hervorgebracht haben; die Unternehmenden stehen daher in Zweifel was zu thun sey und müssen abwarten ob ihr wohlgemeinter bescheidener Vorsatz noch vielleicht eine Ausführung finden könnte. Erlauben Sie bey dieser Gelegenheit meine aufrichtig dauernde Hochachtung nochmals zu versichern.
Weimar den [etwa 15?] Februar 1825.
39/98.
An Johann Jacob und Marianne von Willemer
[Concept.]
Es ist nicht zu läugnen daß Weimar oft als eine Charybdis erschien, die aber wenn sie vieles einsog auch genugsam es wieder entließ. Um also unserer Liberalität wieder einigen Kredit einzuleiten sende hier mit den freundlichsten Grüßten ohne weitere Bedingung und Anlaß das wundersame Büchlein dem ich den besten Empfang und mir das liebevolle Andenken aller Guten und Werthen aber und abermals erbitte.
Gerade das Umgekehrte, allerliebste, liebenswürdigste Marianne, sollten Sie dencken! Ihr ganz originelles Geschenck war mir gleich eine höchst gefällige Augenweide und wird es täglich mehr, da die guten Muntern Knaben solche bunte Vögel, in dem sonnigen Garten hin und her fliegen lassen. Diese Aepfelchen, wenn man sie in die Hand nimmt, erregen sogleich den Wunsch: Kind zu seyn. Doch das dauert nicht lange; bleibend aber und immer sich erneuend ist das Verlangen Sie wiederzusehen, und in redlicher Gegenwart fühlen zu lassen: daß ich unwandelbar sey
angehörig
Weimar d. 17 Febr. 1825.
Goethe.
39/99.
An Johann Heinrich Meyer
Gegenwärtiges vermelde, damit unser Geschäft bis zu einer bald zu wünschenden Wiederherstellung einigen Vorschritt nehme.
1) Frage an: ob Schuchardt nach seiner Zurückkunst und Beredung mit den Seinigen noch gesinnt ist bey uns anzutreten? da ich denn wünsche daß er Sonntag 10 Uhr sich bey mir einfinde.
2) Liegt hier eine Anordnung bey, nach welcher Sie vorerst die Oeserischen Zeichnungen, und sodann was Sie von dem übrigen Vorrath verlangen mögen in's Haus erhalten können.
Ew. Wohlgeboren
sende verschiedenes Mitgetheilte dankbar zurück, wie denn auch die böhmischen Mineralien mir zwar bekannt aber doch angenehm gewesen.
Von dem Ausscheiden der weniger bedeutenden Suiten verspreche mir viel Gutes, Sowie ich denn zu allseitiger Vermehrung bestens Glück wünsche.
Hiebey bemerke nur daß künftig alle Sendungen an mich der Vollbrachtin zu übergeben sind; indem mit derselben ein vierteljähriger Akkord gemacht worden.
Der ich alles Gute wünschend zu guter Jahrszeit auch einmal unter Ihren Schätzen Sie wieder zu besuchen hoffe.
ergebenst
Weimar den 19. Februar 1825.