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Dieser Band enthält Goethes Briefe aus den Jahren 1828 - 1829. Goethe war ein sehr produktiver Briefeschreiber, was sich in diesem Werk ebenfalls widerspiegelt.
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Seitenzahl: 785
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Briefe 1828 – 1829
Johann Wolfgang von Goethe
Inhalt:
1828
1829
Briefe 1828 - 1829, J. W. Goethe
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849616557
www.jazzybee-verlag.de
43/156.
[Concept.]
[1. Januar 1828.]
Wenn ich jede wackre Künstler-Bemühung von meiner Seite gerne zu fördern trachte, so habe ich besonders auf diejenigen zu merken, die von einem freundlichen Wohlwollen gegen mich das Zeugniß ablegen. Hätte der junge Künstler bey seinem Hierseyn mich um Rath gefragt, so würde ich ihm einiges mitgetheilt haben, wodurch seine Blätter noch gefälliger geworden wären. Da sie sich indessen auf diese Weise auch gar wohl beschauen lassen, so hab ich Ihren Wunsch nicht ablehnen wollen und sende beyliegend was zur Unterschrift der Bilder wohl schicklich seyn möchte.
In solchen Fällen gereicht das Facsimile zu besonderer Empfehlung; deshalb lege ein Blättchen handschriftlich bey. Da der beengte Raum mich im Schreiben genirte, so finden Sie es doppelt. Ein geschickter Schriftstecher wird sich daraus das Charakteristische und zugleich besser in die Augen Fallende auszuwählen wissen.
Wollten Sie mir einige Abdrücke mit leichter bräunlicher oder bläulicher Farbe machen lassen, um die Blätter allenfalls hier illuminiren zu können, so würde es mir ganz angenehm seyn. Noch angenehmer, wenn Sie zugleich ein Exemplar durch einen Ihrer Dresdener geschickten Künstler illuminiren ließen, so daß ich ein Musterblatt zur Nachahmung erhielte.
Gegenwärtigem und allem übrigen guten Unternehmen das Beste Gedeihen wünschend.
Weimar den 31. December 1827.
43/157.
An Thomas Carlyle
In diesen Tagen, mein Theuerster, geht abermals eine Sendung über Hamburg; sie enthält die zweyte Lieferung meiner Werke, worin Sie nichts Neues finden werden, der ich aber die alte Gunst auf's frische wieder zuzuwenden bitte. Dabey liegen fünf Bände Kunst und Alterthum, welche schwerlich vollständig in Ihren Händen sind; auch das erste Heft des sechsten Bandes. In dieser Zeitschrift, welche seit 1818 langsam vorschreitet, finden Sie manches, was für Sie und wohl auch für Ihre Nation interessant ist. Das Foreign Quarterly Review, wovon zwey Bände in meinen Händen sind, wird solche Notizen wohl aufnehmen.
In das Kästchen lege noch einige literarisch-sittliche Bemerkungen, und füge nur die Anfrage wegen eines einzigen Punctes, der mich besonders interessirt, hier bey; sie betrifft Herrn Des Voeux, dessen Übersetzung des Tasso nun auch wohl in Ihren Händen ist. Er verwendete seinen hiesigen Aufenthalt leidenschaftlich auf das Studium einer ihm vorerst nicht geläufigen Sprache und auf ein sorgfältiges Übertragen gedachten Dramas. Er machte mir durch eine gedruckte Copie seines Manuscriptes die Bequemlichkeit, seine vorrückende Arbeit nach und nach durchzusehen, wobey ich freylich nichts wirken konnte als zu beurtheilen, ob die Übersetzung, insofern ich englisch lese, mit dem Sinn, den ich in meine Zeilen zu legen gedachte, übereinstimmend zu finden wäre. Und da will ich gern gestehen, daß nach einiger Übereinkunft zu gewissen Abänderungen ich nichts mehr zu erinnern wußte, was mir für das Verständniß meines Werkes in einer fremden Sprache wäre hinderlich gewesen. Nun aber möcht ich von Ihnen wissen, inwiefern dieser Tasso als Englisch gelten kann. Sie werden mich höchlich verbinden, wenn Sie mich hierüber aufklären und erleuchten; denn eben diese Bezüge vom Originale zur Übersetzung sind es ja, welche die Verhältnisse von Nation zu Nation am allerdeutlichsten aussprechen und die man zu Förderung der vor- und obwaltenden allgemeinen Weltliteratur vorzüglich zu kennen und zu beurtheilen hat.
An Ihre theure Gattin werden Sie mit meinen schönsten Grüßen das Adressirte gefällig abgeben.
Ferner habe ich sechs Medaillen beygelegt, drey weimarische, drey Genfer, wovon ich zwey Herrn Walter Scott mit meinen verbindlichsten Grüßen einzuhändigen, die andern aber an Wohlwollende zu vertheilen bitte.
Da ich die hier übrigen Seiten nicht leer abschicken möchte, so füge noch einige vorläufige Betrachtungen über das Foreign Quarterly Review hier bey:
In diesem gleich vom Anfang solid und würdig erscheinenden Werke finde ich mehrere Aufsätze über deutsche Literatur: Ernst Schulze, Hoffmann und unser Theater; ich glaube darin den Edinburger Freund zu erkennen, denn es wäre doch wunderbar, wenn das alte Britannien ein paar Menächmen hervorgebracht haben sollte, welche gleich ruhig, heiter, sinnig, sittig, gründlich und umsichtig, klar und ausführlich, und was dergleichen gute Eigenschaften sich noch mehr anschließen, eine fremde, geographisch, moralisch und ästhetisch abstehende Mittellandscultur liebevoll darstellen könnten und möchten. Auch die übrigen Recensionen, insofern ich sie gelesen habe, finde ich auf einem soliden Vaterlandsgrunde mit Einsicht, Umsicht und Mäßigung geschrieben. Und wenn ich z.B. Dupins weltbürgerliche Arbeiten sehr hoch schätze, so waren mir doch die Bemerkungen des Referenten S. 496, Vol. I, sehr willkommen. Das Gleiche gilt von manchem, was bey Gelegenheit der Religionshändel in Schlesien geäußert wird. In dem nächsten Stücke von Kunst und Alterthum denke ich mich über diese Berührungen aus der Ferne freundlich zu erklären und eine solche wechselseitige Behandlung meinen ausländischen und inländischen Freunden bestens zu empfehlen, indem ich das Testament Johannis als das meinige schließlich ausspreche und als den Inhalt aller Weisheit einschärfe: Kindlein, liebt euch! wobey ich wohl hoffen darf, daß dieses Wort meinen Zeitgenossen nicht so seltsam vorkommen werde als den Schülern des Evangelisten, die ganz andere höhere Offenbarungen erwarteten.
Das Weitere mit der in diesen Tagen abgehenden Sendung.
treu verbunden
Weimar den 1. Januar 1828.
J. W. v. Goethe.
Können Sie mir vertrauen, wer den Aufsatz: State of German Literature im Edinburgh Review, Nr. XCII, October 1827, geschrieben hat? Hier glaubt man, es sey Herr Lockhart, Herrn W. Scotts Schwiegersohn. Ernst und Wohlwollen sind gleich verehrungswerth.
43/158.
An Johann Friedrich Röhr
[Concept.]
Ew. Hochwürden
verzeihen einer treuen Gesinnung gegenwärtige Zudringlichkeit! Des Herrn Geh. Rath Schweitzers Krankheit beunruhigt mich nur zu sehr in diesem Augenblick, wo unser guter Huschke, sich selbst fühlend, außer Activität tritt.
Können Sie vermitteln, daß Hofrath Vogel mit zugezogen werde, so geschieht gewiß viel zu Beruhigung des Patienten, der Familie, aller Verehrer und Freunde, die Ihnen deshalb Verbunden bleiben.
Der Zeit solle man eigentlich überlassen, das Vertrauen auf einen Arzt zu begründen; prägnante Momente jedoch sind geeignet, das höchst Wünschenswerthe zu beschleunigen.
In reinem Vertrauen.
Weimar den 2. Januar 1828.
43/159.
An Johann Joseph Schmeller
[Concept.]
Herr Schmeller wird hiedurch ersucht, sich mit Herrn Geh. Referendar v. Waldungen wegen des Porträtirens zu besprechen, welche Stunde derselbe diesem Geschäft widmen könnte; er ist geneigt, einige Sitzungen zu gewähren.
Weimar den 2. Januar 1828.
43/160.
An Julius J. Elkan
[Concept.]
Herr Banquier Elkan wird hiedurch höflichst ersucht, an Herrn Hof-Baudepot-Verwalter Reinhardt in Berlin die Summe von
Funfzig preußischen Thalern,
ingleichen an Herrn Artaria in Mannheim die Summe von
Vierundvierzig Gulden rhein.
gefällig auszahlen zu lassen und einer alsbaldigen Wiedererstattung gewärtig zu seyn.
Weimar den 2. Januar 1828.
43/161.
An Marianne von Willemer
Ihrem neulich ausgesprochenen Wunsche, theuerste Freundin, kann ich leider nicht entgegen kommen, denn die Platte von jenen angenehmen Bildchen hat sich verloren, kein Abdruck ist mehr vorhanden; doch kann ich meine Bereitwilligkeit durch ein paar andere Aussichten mit Vergnügen beweisen, die freylich keinen freyen Fluß, keine bedeutende Stadt darzustellen hatten, vielmehr von Einfalt und Beschränkung das bescheidenste Zeugniß geben; vielleicht aber kann abgesonderte Ländlichkeit und gemäßigt-städtisches Wesen nicht besser ausgedruckt werden. Auch sehen Sie einige Reimzeilen von meiner Hand darunter geschrieben. Und so wird denn wohl dem guten Kinde, dem Sie jenes Christgeschenk zudachten, durch Gegenwärtiges zum neuen Jahr noch einige Freude.
Das Abscheiden unseres guten Riese mußte mir zu weiten Rückblicken Veranlassung geben; er war bis jetzt als mein ältester Freund stehen geblieben, bis er nun auch aus diesem Gänsespiel scheidet. Schön war es und völlig in seiner alten treuen Art, daß er sein Vermächtniß durch Ihre Hand gehen läßt; er spricht dadurch rührend aus was Sie ihm waren und was Sie mir sind. Und so bleibe es auch fortan.
Eigentlich waren es uralte, redlich aufgehobene Briefe, deren Anblick nicht erfreulich seyn konnte; hier lagen mir eigenhändige Blätter vor Augen, welche nur allzudeutlich ausdrückten, in welchen sittlich kümmerlichen Beschränktheiten man die schönsten Jugendjahre verlebt hatte. Die Briefe von Leipzig waren durchaus ohne Trost; ich habe sie alle dem Feuer überliefert; zwey von Straßburg heb ich auf, in denen man endlich ein freyeres Umherblicken und Aufathmen des jungen Menschen gewahr wird. Freylich ist, bey heiterem innern Trieb und einem löblich geselligen Freysinn, noch keine Spur von woher? und wohin? von woaus? woein? deshalb auch einem solchen Wesen gar wundersame Prüfungen bevorstanden. Sie können selbst davon einiges Zeugniß abgeben, doch werden Sie ihm deshalb nicht feind geworden seyn.
Es verdrießt mich, daß ich dem Wunsche des Freundes nicht zuvor kam. Einleitung ist deshalb getroffen und ich darf erwarten, daß irgend eine Epoche zum Gelingen Gelegenheit gebe. Hiebey ein bildliches und reimliches Grüßlein zum neuen Jahr.
Wenn Phöbus Rosse sich zu schnell
In Dunst und Nebel stürzen,
Geselligkeit wird, blendend hell,
Die längste Nacht verkürzen.
Und wenn sich wieder auf zum Licht
Die Horen eilig drängen,
So wird ein liebend Frohgesicht
Den längsten Tag verlängen.
treu gewidmet
Weimar d. 3. Januar 1828.
Goethe.
43/162.
An Ludwig Wilhelm Cramer
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
überzeugen sich, daß Brief und Sendung nach einer so langen Pause mir höchst angenehm gewesen. Das geognostische Heft zeugt mir von Ihren fortgesetzten Studien, die bedeutenden Mineralien von dauernder Neigung, mir etwas Angenehmes zu erzeigen; denn wenige Schubladen meiner Sammlungen kann ich auf ziehen, ohne mich jener erfreulich-belehrenden Stunden zu erinnern.
Einen Absatz Ihres gewiß bedeutenden Kabinetts wüßt ich in dem Augenblick nicht zu vermitteln; wollen Sie mir jedoch eine etwas nähere Anzeige des Inhalts mittheilen, so könnte eher dem und jenem Liebhaber, jedoch vorzüglich öffentlichen Instituten so davon Kenntniß geben, auch vor allen Dingen eine Anzeige in der Nationalzeitung veranlassen, um wenigstens einige dienstliche Erwiderung so mancher erwiesenen Gefälligkeiten zu erproben. Übrigens glaube ich leider zu bemerken, daß die Leidenschaft für diese schöne Natureinsichten, die uns so viele Jahre beherrschte, in Deutschland abzunehmen scheint. Es ist wunderbar, daß ein fernes und fremdes politisches Interesse das Nächste verschlingt, wovon so mancher Nutzen jetzt und künftig zu hoffen wäre. In Amerika beschäftigen sich unsre Deutschen höchst lobenswürdig und setzen emsig fort, was Herr v. Humboldt so trefflich eingeleitet.
Mich bestens empfehlend und das Weitere nächstens zu vernehmen wünschend.
Weimar den 4. Januar 1828.
43/163.
An Johann Sckell
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
würden mir eine Gefälligkeit erzeigen, wenn Sie mir ein gesundes Blatt von Phönix dactylifera übersenden wollten, wäre es möglich, eines von denenjenigen, welche den von Serenissimo mir mitgetheilten halb monstrosen vorangingen, auch wenn in der Folge solche mißgestaltete Verbreiterungen vorkommen, mir solche geneigt abzugeben.
Weimar den 4. Januar 1828.
43/164.
An den Großherzog Carl August
Königliche Hoheit!
Beyliegende Blätter geben mir die erwünschte Gelegenheit, Höchst Denenselben bey der eintretenden Epoche eines neuen Jahres in treuster Verehrung die reinsten Wünsche vorzulegen und mich Höchst Ihro Huld und Gnade für die Folgezeit angelegentlichst zu empfehlen.
Der Berg- und Gegenschreiber Schmid zu Altenberg hatte schon früher, indem er auf anbefohlene Sendung des Werkes von Villefosse den schuldigen Dank erwiderte, mich zugleich ersucht, die Erlaubniß von Ew. Königlichen Hoheit auszuwirken, sein Archiv für Bergwerkswissenschaften pp. Höchst Denenselben widmen zu dürfen. Wenn ich nun dieses Gesuch schuldigst anzubringen bis auf weiteres, den Umständen gemäß, ruhen ließ, so tritt nunmehr bey wirklich herannahender Erscheinung des gedachten Archivs der Fall ein, daß er nicht allein abermals geziemend anfragt, sondern auch ein Concept der Zuschrift beylegt, um vergewissert zu seyn, daß Höchst Dieselben diese Widmung und zwar in solcher Form zu billigen belieben.
Wenn nun hierauf, wie zu hoffen steht, eine gnädige Gewährung dieses löblichen Vorsatzes erfolgen dürfte, so würde ich nicht ermangeln, sie diesem wackern Manne alsobald mitzutheilen und ihm mit den Seinigen dadurch eine frische Erinnerung der diesen Sommer genossenen frohen Stunden und zugleich die Aussicht auf ein ferneres günstiges Andenken zu gewähren und zu verschaffen.
Verehrend
unterthänigst
Weimar den 5. Januar 1828.
J. W. v. Goethe.
43/165.
An Friedrich Johannes Frommann
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
erhalten hiebey die Revision des Bogens 16, nicht weniger das fernere Manuscript.
Den Octavabdruck des Gedichtes an den König halt ich noch einige Tage zurück; diese Ihre Geneigtheit gibt uns die glückliche Veranlassung zu noch einer kleinen schicklichen Anfuge.
Mit den besten Wünschen und Grüßen.
Weimar den 9. Januar 1828.
43/166.
An Friedrich August Schmid
Euer Wohlgeboren
habe hiedurch zu vermelden nicht unterlassen wollen, daß Ihro Königliche Hoheit die Widmung Ihres für die Geschichte des Bergbaues so wichtigen Werks mit Vergnügen annehmen und erwarten. Dabey bedarf es wohl nicht vieler Worte, um Dieselben zu versichern, daß Sie mir durch die übersendeten Stufen und durch den Aufsatz über den jetzigen Zustand des merkwürdigen, Ihnen anvertrauten Bergwerks vorzügliche Freude verschafft haben. Diese Gabe knüpft sich auf das interessanteste an jene Zeit an, deren Erinnerung mir immer werth bleiben muß, worin das Andenken an Ihre Gefälligkeit so innig verwebt ist.
Wie ich nun den Vorschritten Ihres Werks mit Antheil entgegensehe, so kann ich hoffen, bey dem Erscheinen desselben von Ihrem und der werthen Ihrigen Befinden abermals vergewissert zu werden. Der ich die Ehre habe, mich hochachtungsvoll zu unterzeichnen
Euer Wohlgeboren
ergebenster Diener
Weimar den 10. Januar 1828.
J. W. v. Goethe.
43/167.
An Johann Joseph Schmeller
[Concept.]
Herr Zeichenmeister Schmeller wird hiedurch benachrichtigt, daß Herr Geh. Regierungsrath v. Gerstenbergk so wie Herr Professor Weichardt einige Stunden zu Fertigung ihrer Porträte freundlich zu gewähren bereit sind, und wird derselbe deshalb ersucht, mit genannten Personen das Weitere zu besprechen und nach meinen Wünschen auszuführen.
Weimar den 10. Januar 1828.
43/168.
An Friedrich Johannes Frommann
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
übernehmen gefällig die Besorgung beygehender Einschaltung wie angedeutet und senden mir sodann noch eine Revision. Die allenfallsige Zahl der Abdrücke melde sodann.
Mich bestens empfehlend und um Verzeihung bittend.
Weimar den 12. Januar 1828.
43/169.
An Alfred Nicolovius
[Concept.]
Schreibe es, mein theurer Neffe, dem vielfachen Drang zu, mit dem ich am Ende des Jahres und dem Anfange des neuen zu kämpfen hatte, wenn du auf deine vielfachen guten Ausrichtungen und treulichste Besorgung bisher keine Antwort und Nachricht erhalten. Jetzt, da ich mich einigermaßen erleichtert fühle, verschiebe ich meinen Dank nicht länger, sondern entrichte ihn desto treulicher und lebhafter.
Der wackre Heinrich, der uns durch seine Gegenwart sehr wohlthätig war, da wir aus seinen vertraulichen Mittheilungen so wie aus seinem Betragen das Beste für dessen Zukunft hoffen durften, indeß wir ihn in der Gegenwart liebten, wird schon von unsern bekannten und wenig veränderten Zuständen manches erzählt, besonders aber auch deinem Herrn Vater die dringende Bitte vorgetragen haben: es möge derselbe im Laufe des Jahres, etwa zu schöner Frühlings- oder Sommerzeit, sich zu einem geneigten Besuche bey uns die nöthige Muße bereiten. Dieser längst gehegte Wunsch ist mir durch den Besuch des Herrn Geheimde Rath Streckfuß erst wieder recht lebendig geworden, da ich durch persönliche Bekanntschaft zu diesem vorzüglichen Manne unmittelbar ein wahres Verhältniß gewonnen und dadurch für meine übrige Lebenszeit beruhigt bin. Da fand ich es doppelt und dreyfach wünschenswerth, in gleichem Sinne meinen Bezug zu einem nächsten Verwandten vollendet zu sehen, der mir schon so vielfach verbunden, werth und theuer war und nun durch seine Söhne mir und den Meinigen ganz eigentlich vereint worden. In einem früheren bewegten Leben entbehrt man manches und läßt es gut seyn; späterhin, wenn man tiefer fühlt und gründlicher einsieht, was besser hätte seyn können und sollen, wünscht man, daß das Ermangelnde wo möglich nachgebracht werde. Thue das Deinige zu diesem frommen Werke.
Nun wieder zu unseren kleinen Geschäften. Herr Reinhardt ist nunmehr durch die Zahlung des dritten Termins für seine Forderung, die Stoschischen Abdrücke betreffend, völlig befriedigt, laß dir deshalb ein kurzgefaßtes schriftliches Bekenntniß ausstellen, die einzelnen Quittungen sind in meinen Händen. Zugleich möcht ich wohl in dem nächsten Stück Kunst und Alterthum etwas über seine neusten Fortschritte und Leistungen aussprechen. Es liegen zwar hiezu verschiedene von dir früher gesendete Blätter in meinen Tecturen, daraus müßt ich nun aber erst das Behufige ausziehen und zusammenschreiben und doch ginge das Neuste mir ab. Sage also das bündig und kürzlich, wie es um ihn steht, so wird mir dieß angenehm und ihm kein Schaden seyn. Über die große Sammlung, deren Verdienst, Nutzen u.s.w. werde ich mich besonders herauslassen, einige Beyspiele geben, wie ich mich deren zu meinen Zwecken bedient.
Alsdann habe die Gefälligkeit, einen Mann aufzusuchen, der sich G. Gerber unterschreibt sich Plastiker nennt und Neu-Kölln am Wasser Nr. 21 wohnt. Dieser hat mir schon im Monat August mein Profilbild in Elfenbein geschickt, und ich habe ihm hierauf, wie so vielen Zuschreibenden, nichts vermelden können. Nun wollte ich dich ersuchen, ihm die Medaille von Bovy einzuhändigen (ich schicke dir ein ander Exemplar) und ihn zu fragen, was er für einen solchen Kopf in Elfenbein zu schneiden verlangt, da ich ihm denn vielleicht einige Bestellung machen, auch seine frühere Sendung vergüten könnte.
Ferner sollst du den schönsten Dank haben für die Granitmuster, auch für den lithographirten großen Felsblock; gib mir doch auch einige ausführliche Notiz von der Fabrik, in welcher man diesen festen Stein bearbeitet; man hat, wenn ich nicht irre, Säulen in's neue Museum daraus gedreht; eine Schale, sagst du, sey nach England bestellt. Fertigen sie wohl auch größere und kleinere Tischplatten? und um welche Preise? Auch solche Notizen würde ich in's nächste Stück von Kunst und Alterthum inseriren.
Noch aber sind meine Aufträge nicht alle; denn ich habe ferner zu wünschen, daß du den Herren Rauch und Tieck für die bedeutende Sendung dankest, womit sie mir das neue Jahr ausschmücken wollen. Herren Beuth würdest du das Gleiche ausrichten und so einem schuldigen Erwidern einige Stundung zu verschaffen wissen.
Hiemit sey denn geschlossen; manches Andere nächstens. Auch sende etwas Geld, damit du zu deinen freundlichen Bemühungen nicht auch noch Gläubiger werdest. Deinem Herrn Vater empfiehl mich wiederholt zum allerschönsten und gedenke mein zu guter Stunde.
Weimar den 12. Januar 1828.
43/170.
An Carl Cäsar von Leonhard
Ew. Hochwohlgeboren
will sogleich zum neuen Jahre in freundlich-treuster Erwiderung des geneigten Schreibens vom 1. Januar zu vermelden nicht verfehlen, daß die mir gegönnte Sendung von einigen bedeutenden Feuerproducten glücklich seiner Zeit angekommen, kein Dolerit aber dabey gefunden worden, weshalb ich bitte, mir zunächst ein zugesagtes instructives Stück geneigtest zu übersenden.
Ob ich mich nun gleich, auf mannichfaltige Weise nothgedrungen beschäftigt, gegen die liebwerthe Natur kaum augenblicklich hinwenden kann, so rieselt doch, althergebrachter Weise, aus nie versiegenden Quellen immer etwas Zufluß in mein Bassin. Von den mexikanischen Bergwerkszuständen ist mir durch die Gunst der niederrheinischen Societät eine nähere Kenntniß geworden. Meine auf die Zinnformation angelegte Sammlung hat sich angenehm vermehrt. Mein Sohn, dessen Liebhaberey auf Fossilien vorzüglich gerichtet ist, hat durch eine treue Ordnung nach Ihren früheren Lehrschriften sich selbst zu einer rationellen Ausstattung unserer längst begonnenen Sammlung befähigt und verdient, daß Herr Graf Sternberg bey seinem letztem Aufenthalt das Capitel der unterirdischen Flora epochenweis' zu ordnen die Geneigtheit haben konnte. Können Sie zu solchem Behuf uns auch manchmal etwas Merkwürdiges, entweder Neues oder sonst Unterrichtendes, zuweisen, so würde auch gern eine mäßige Summe darauf verwenden. Sollte z.B. nichts von den Öhninger Schiefern und den darin enthaltenen organischen Resten irgendwo käuflich zu erlangen seyn? Mich muß es um so mehr freuen, an meinem Sohne die Fortsetzung meiner Studien zu erleben, da, wie ich leider zu bekennen habe, in Weimar das Studium der Mineralogie nach und nach völlig verlischt und in Jena nur durch die leidenschaftliche Thätigkeit unsres guten Lenz noch aufrecht erhalten wird.
Lassen Sie mich hierbey bemerken, daß die Forderungen der Crystallographie und Chemie jüngere Männer abschreckt, die wohl einigen Zutritt zu diesem schönen Weltrevier erlangen mochten, aber freylich durch die übrigen strengen und eiligen Forderungen des Welt- und Geschäftslebens verhindert sind, jenen Mysterien mit anhaltendem Ernst und ununterbrochener Zeitverwendung sich zu widmen. (Ich füge hinzu: doch das wird sich gleichfalls geben, wenn diese wichtigen Grunderfordernisse der Wissenschaft nach und nach in's Einfache und Faßliche geleitet werden.)
Herr Soret brachte von seiner letzten Reise mir sehr angenehme Exemplare von der Gegend um Genf, auch aus Savoyen mit. Die Unterhaltung mit diesem so werthen, wohlunterrichteten Manne über solche Gegenstände ist höchst erwünscht, und so oft wir uns zusammen finden, sind Ew. Hochwohlgeboren in Kraft Ihrer Werke jederzeit in unsrer Mitte.
Womit ich mich bestens auf jede Zeit, besonders aber wenn der Frühling die Felsarten zugänglicher macht, zum allerschönsten empfehle.
gehorsamst
Weimar den 12. Januar 1828.
J. W. v. Goethe.
43/171.
An Thomas Carlyle
Fortsetzung des mit der Post abgegangenen Briefes.
Sehen Sie Herrn Walter Scott, so sagen Sie ihm auf das verbindlichste in meinem Namen Dank für den lieben heitern Brief, gerade in dem schönen Sinne geschrieben, daß der Mensch dem Menschen werth seyn müsse. So auch habe ich dessen Leben Napoleons erhalten und solches in diesen Winterabenden und Nächten von Anfang bis zu Ende mit Aufmerksamkeit durchgelesen. Mir war höchst bedeutend zu sehen, wie sich der erste Erzähler des Jahrhunderts einem so ungemeinen Geschäft unterzieht und uns die überwichtigen Begebenheiten, deren Zeuge zu seyn wir gezwungen wurden, in ruhigem Zuge vorüberführt. Die Abtheilung durch Capitel in große zusammengehörige Massen gibt den verschlungenen Ereignissen die reinste Faßlichkeit, und so wird denn auch der Vortrag des Einzelnen auf das unschätzbarste deutlich und anschaulich. Ich las es im Original, und da wirkte es ganz eigentlich seiner Natur nach. Es ist ein patriotischer Britte der spricht, der die Handlungen des Feindes nicht wohl mit günstigen Augen ansehen kann, der als ein rechtlicher Staatsbürger zugleich mit den Unternehmungen der Politik auch die Forderungen der Sittlichkeit befriedigt wünscht, der den Gegner im frechen Laufe des Glücks mit unseligen Folgen bedroht und auch im bittersten Verfall ihn kaum bedauren kann.
Und so war mir noch außerdem das Werk von der größten Bedeutung, indem es mich an das Miterlebte theils erinnerte, theils mir manches Übersehene neu vorführte, mich auf einen unerwarteten Standpunct versetzte, mir zu erwägen gab, was ich für abgeschlossen hielt, und besonders auch mich befähigte, die Gegner dieses wichtigen Werkes, an denen es nicht fehlen kann, zu beurtheilen und die Einwendungen, die sie von ihrer Seite vortragen, zu würdigen. Sie sehen hieraus, daß zu Ende des Jahrs keine höhere Gabe hätte zu mir gelangen können. Es ist dieses Werk mir zu einem goldnen Netz geworden, womit ich die Schattenbilder meines vergangenen Lebens aus den letheischen Fluthen mit reichem Zuge herauszufischen mich beschäftige.
Ungefähr dasselbige denke ich in dem nächsten Stücke von Kunst und Alterthum zu sagen, wo Sie auch einiges Heitere über Schillers Leben und German Romance finden werden. Melden Sie mir die Ankunft des Kästchens und sagen Sie mir dabey, was Ihnen sonst zu Ihren Zwecken allenfalls wünschenswerth wäre; denn so schnell bewegen sich jetzt die Mittheilungen, daß mir wirklich die Anzeige von dreyßig deutschen Taschenbüchern für das Jahr 1828 im zweyten Bande des Foreign Review ein Lächeln abgewinnen mußte.
Wenn nun Bücher und Zeitschriften gegenwärtig Nationen gleichsam auf der Eilpost verbinden, so tragen hiezu verständige Reisende nicht wenig bey. Herr Heavyside hat Sie besucht und uns von Ihren Um-und Zuständen das Angenehmste berichtet, so wie er denn auch von unserm weimarischen Wesen es an Schilderung gewiß nicht fehlen ließ. Als Führer der jungen Hope's hatte er in unserm zwar beschränkten, aber doch innerlich reich ausgestatteten und bewegten Kreis glückliche Jahre nützlich verlebt; auch ist, wie ich höre, die Hope'sche Familie mit der Bildung zufrieden, wozu die jungen Männer hier zu gelangen Gelegenheit fanden. Es kommt freylich vieles hier zusammen, Jünglingen, besonders Ihrer Nation, vortheilhaft zu seyn; der Doppelhof der regierenden und Erbgroßherzoglichen Personen, wo sie allgemein gut und mit Freysinnigkeit aufgenommen werden, nöthigt sie durch Auszeichnung zu einem feinen Anstand bey mannichfaltigen Vergnügungen. Die übrige gute Gesellschaft hält sie gleichmäßig in heiterer Beschränkung, so daß alles Rohe, Unschickliche nach und nach beseitigt wird; und wenn sie in dem Umgange mit unsern schönen und gebildeten Frauenzimmern Beschäftigung und Nahrung für Herz, Geist und Einbildungskraft finden, so werden sie abgehalten von allen den Ausschweifungen, denen sich die Jugend mehr aus langer Weile als aus Bedürfniß hingibt. Diese freye Dienstbarkeit ist vielleicht an keinem andern Orte denkbar; auch haben wir das Vergnügen, daß dergleichen Männer, die es in Berlin und Dresden versuchten, gar bald wieder hieher zurückgekehrt sind. Wie sich denn auch eine lebhafte Correspondenz nach Britannien unterhält, wodurch unsere Damen wohl beweisen, daß die Gegenwart nicht ausdrücklich nöthig ist, um einer wohlgegründeten Neigung fortwährende Nahrung zu geben. Endlich darf ich auch nicht unbemerkt lassen, daß vieljährige Freunde, wie z.B. gegenwärtig Herr Lawrence, von Zeit zu Zeit wiederkehren und sich glücklich finden, den schönen Faden früherer Verhältnisse ungesäumt wieder aufzufassen. Herr Parry hat einen vieljährigen Aufenthalt mit einer anständigen Heirath geschlossen.
Fortwirckender Theilnahme sich selbst, freundlicher Aufnahme die Sendung lebhaft empfelend
Weimar d. 15. Jan. 1828.
Goethe.
Inhalt
der gegenwärtigen Sendung.
1) Zweyte Lieferung von Goethe's Schriften, 6. – 10. Band incl.
2) Kunst und Alterthum, fünf Bände, des sechsten Bandes erstes Heft;
3) Vorwort zu Alexander Manzoni's poetischen Schriften;
4) Der 28. August 1827;
5) Hermann und Dorothea, für Madame Carlyle;
6) Ingleichen Almanach des Dames;
7) Auch ein Kästchen für dieselbe;
8) Ein Päckchen für Herrn Thomas Wolley – ein junger Mann, der vergnügte und nützliche Tage bey uns verlebte und in gutem Andenken steht, sich gegenwärtig in Edinburg befinden soll;
9) Sechs Bronze-Medaillen;
10) Fortsetzung des Schreibens vom 1. nebst einigen poetischen und sonstigen Beylagen im Couvert.
Weimar den 15. Januar 1828.
G.
43/172.
An Carl Friedrich Moritz PaulGraf von Brühl
Zum neuen Jahr haben Sie mir, theuerster Herr und Freund, ein ganz besonderes Vergnügen durch Ihre werthe Zuschrift verschafft, indem ich daran erkenne, daß Sie noch, meiner in alter Freundlichkeit gedenkend, sich überzeugt halten, ich könne und wolle noch wie jederzeit Ihnen irgend etwas Dienstlich-Angenehmes erweisen. Da ich nun voraussetzen konnte, daß Sie nach Kenntniß Ihres Publicums es für schicklich und thunlich hielten, jene meine frühere belobende Darstellung Hans Sachsens und seiner Verdienste von Ihrem Theater herab vortragen zu lassen, so hab ich mir bezeichnetes Gedicht mit der größten Gemüthsruhe vorgetragen, wie es allenfalls von dem Beauftragten vor dem Publicum gesprochen werden könnte. Es dauerte diese Recitation etwa zwölf Minuten, welche man, da an dem Gedicht nichts verändert werden kann, demselben zu widmen hätte. Allein da das Gedicht die Beschreibung eines Gemähldes enthält, so wäre wohl an einige Einleitung zu denken, damit man nicht unverständlich durch unerwartetes Eintreten werden möge. Dazu kommt noch, daß die ersten Worte oft durch Geräusch und sonst unterbrochen und dem Ohr entwendet werden. Ich erbiete mich daher, eine kurze Einleitung in gleichem Sinn und Styl niederzuschreiben, worin Vorhaben und Absicht erklärt würden und zugleich der übrige Vortrag anschaulicher. Und so könnte das Ganze ohngefähr in einer Viertelstunde abgethan seyn, ein Zeitraum, während dessen die Aufmerksamkeit der Zuhörer wohl gefesselt würde. Sagen Sie mir hierüber Ihre durch Einsicht in die näheren Umstände bestimmtere Meynung. Auch wünscht ich zu erfahren, wem Sie dieses artige Geschäft übertragen wollen; da mir die Eigenschaften des Berliner Theaterpersonals wenigstens im Allgemeinen bekannt sind, so war ich dadurch in den Stand gesetzt, einigermaßen gehöriger in die Ferne zu wirken.
Mich Ihnen, Ihrer theuren Frau Gemahlin und auch Ihrem lieben Sohne, dessen Bildniß uns noch oft an die schnell vorübergehende, höchst angenehme Gegenwart erinnert, bestens empfehlend.
Unwandelbar
treu angehörig
Weimar den 17.Januar 1828.
J. W. v. Goethe.
43/173.
An Carl Semler
Ew. Wohlgeboren
sind versichert, daß ich jedes Merkmal von Zutrauen und Neigung, welches mir von Berlin zu Theil wird, zu würdigen und zu schätzen weiß. Mit gleich dankbarem Sinne habe ich das Schreiben gelesen, welches Dieselben unter'm 10. Januar an mich erlassen wollen; allein ich muß zugleich gestehn, daß ich solches zu beantworten bedeutend schwierig finde. Zwar habe ich über zwanzig Jahre einem Theater vorgestanden und habe meine Bemühung mit Beyfall belohnt gesehn, wie denn Schauspieler, die von uns ausgegangen, auch in Berlin mit Geneigtheit aufgenommen worden.
Eben diese lange Erfahrung jedoch hat mich überzeugt, daß vielleicht kein ander Geschäft so vom Tage, ja vom Augenblick abhängt als dieses; es macht nur einen Theil des großen Weltwesens und participirt, willig oder unwillig, an dem guten oder verdorbenen Geschmack der Menge, welche wiederum ihrerseits von den mehr oder weniger energischen und Beyfall gewinnenden Autoren bestimmt wird; es hat den Neigungen und Eigenheiten des Publicums sich einerseits zu bequemen, indem es andererseits denselben widersteht; es leidet und zieht Vortheil von der allgemeinen Richtung der vaterländischen, ja der ausländischen Sinnesart und ist den Forderungen ausgesetzt, die es selbst erregt. Dieß alles ist so unstät und dahinfließend, daß es am Tag, an der Stunde schwierig ist zu beurtheilen, wo und wie man eingreifen soll, wie dasjenige was man möchte mit dem was man kann einigermaßen in Einstimmung zu bringen wäre. Dieß alles ist von so großer Mannichfaltigkeit und Bedeutung, daß ich es gegenwärtig nicht wagen würde, an der Führung des weimarischen Theaters, das mir doch immer zur Seite geblieben ist, wieder Theil zu nehmen, weil in dem Verlauf so weniger Jahre Ansicht und Ausübung, dramatische Werke und theatralische Erfordernisse auf einen solchen Grad sich verändert haben, daß ich nicht wüßte, wo mich anzuschließen, daß ich mich im Fall fände, wieder von vorn anfangen zu müssen.
Ew. Wohlgeboren sind der Berliner Bühne, ihren Leistungen und Wirkungen seit einer langen Zeit gefolgt, und es werden Ihnen soviel besondere Maaßregeln an Hand gehn, die mir, der ich diese Angelegenheit nur im Allgemeinen überschaue, nicht zu entdecken wären. Ob die Wahl der Stücke durch eine Jury, durch einen Verein mehrerer zu bestimmen sey, wie es mit der Austheilung zu halten, die sich unmittelbar an die Wahl anschließt, indem die Möglichkeit einer Ausführung noch immer vom gegenwärtigen Personal abhängt, davon ist im Allgemeinen nichts zu sagen. In der besten und thätigsten Zeit unserer Bühne geschah alles im Einklang mit Schiller, ferner dem thätigen und einsichtigen Regisseur Genast und dem strengen Cassenführer Kirms, von welchen Verhandlungen gar manches Heitere in meinem zum Druck bereit liegenden Briefwechsel mit Schiller zu lesen seyn wird.
Wie der Autor zu honoriren, ließe sich eher etwas Behufiges vorschlagen. Man gestehe ihm die Einnahme der dritten Vorstellung zu, ohne Abzug der Kosten; von den ferneren Vorstellungen gewähre man ihm ein gewisses Procent. Die Franzosen sind uns hierin gesetzlich vorgegangen, man mache sich mit ihren Einrichtungen bekannt und befolge was räthlich und den besonderen Umständen gemäß ist. Beide Theile haben hiervon den billigen Vortheil: die Direction honorirt nur Stücke, die sich halten, und es ist des Autors Angelegenheit, sein Publicum für den Augenblick zu gewinnen und sich in dessen Gunst zu befestigen.
Ew. Wohlgeboren verzeihen, wenn diese meine Antwort Ihren Anfragen und Wünschen nicht entspricht; ich mußte wagen, aus dem Stegreife das Vorliegende aufzusetzen, bey längerem Nachdenken würde man es immer bedenklicher finden, über eine so mißliche Sache sich auszulassen. An diesen meinen Äußerungen überzeugen Sie sich jedoch von meinem besten Willen und von meinen redlichen Wünschen, daß es Ihnen gelingen möge, Ihre durch vieljährige Erfahrung erworbenen schönen Einsichten auch zu den löblichen Zwecken, denen Sie entgegensehen, glücklich zu verwerthen.
Ew. Wohlgeb.
ergebenster Diener
Weimar den 17.Januar 1828.
J. W. v. Goethe.
43/174.
An Johann Heinrich Meyer
Nichts Nothwendiges liegt vor. Nur der Wunsch nach freundlicher Unterhaltung und die Absicht das Sicilianische Werck nochmals durchzugehen lies mich die Einladung senden. Möge es bey Hofe wohl ergehen.
d. 17. Jan. 1828.
G.
43/175.
An Friedrich Jacob Soret
Ew. Wohlgeboren
übersende abgeredetermaßen die mexikanischen Bergwerkscharten und füge die Exemplare der Felsarten hinzu, damit Sie solche bey Tage noch näher beschauen und bestimmen können und unsre Kenntniß jener interessanten Gegenden durch Ihre gefällige Aufmerksamkeit recht festen Grund fasse.
Mich einer fernern Unterhaltung hierüber im voraus erfreuend.
ergebenst
Weimar den 17. Januar 1828.
J. W. v. Goethe.
43/176.
An Kaspar von Sternberg
Gegenwärtiger Sendung füge nur weniges hinzu mit dem Wunsche, daß das darin enthaltene Alte und Bekannte nicht veraltet und unbedeutend möge geworden seyn. Von dem Augenblicke aber habe ich zu vermelden, daß wir heute, den 18. Januar, bey 28 1/2 Barometerstand, also beynah dem höchsten unseres Ortes, 20° Kälte haben, welches sehr empfindlich absticht gegen bisherige laue Witterung. Nun würde ich bitten vorerst um die Barometer – und Thermometerstände des Januars von Prag oder Brzezina, sodann aber um die Barometerstände des letzten Ortes von 1827 allenfalls in graphischer Darstellung, wogegen ich die dießseitigen im Parallelism zu erwidern nicht ermangeln würde; wie sich denn auch die graphischen Darstellungen der nächst vergangenen Jahre nach und nach einstellen werden.
Bey der Unmöglichkeit, die Naturbetrachtung anders als im Einzelnen fortzusetzen, habe doch einiges Bedeutende im Laufe dieser Monate erhalten: durch die Vermittlung der Elberfelder deutsch-amerikanischen Bergwerks-Direction erhielt ich jenseitige geologische Charten, sowohl als Darstellung der Fläche wie auch der Durchschnitte. Man ist auf dem v. Humboldtischen Wege mit Vorsicht weiter gegangen und hat uns dadurch ein wahrhaft erfreuliches Geschenk gemacht. Nicht weniger hat man mir ein Dutzend Bergarten, meist Porphyre, mitgetheilt, wodurch denn eine gewünschte Kenntniß immer mehr erweitert wird.
Ferner muß ich von einer artigen Pflanze sprechen, die gewiß auch schon in Ihren Besitz gekommen, ein Blümchen füge bey. Die Stengelblätter verläugnen die Lilienart nicht, man hält sie dem Anthericum verwandt, konnte aber noch nichts Genaues bestimmen. Die Pflanze treibt einen fadenartigen Blüthenstengel, an welchem die Blümchen erst seltener, dann gedrängter vorkommen, bis sie sich endlich quirlartig entwickeln und ganz abschließlich einen Blätterbüschel treiben. Aus diesem entwickelt sich eine derbe Masse Luftwurzeln, und wenn sie der neuen Pflanze Nahrung gegeben haben, treibt auch diese im Schweben abermals einen Fadenstengel u.s.w. Es kommen also gewissermaßen Luftstolonen zur Erscheinung, deren verbindende Fäden jedoch blühen und an ihrem Geburtsort wohl Frucht tragen. Der Botaniker, der diese Pflanze selbst beobachtet hat, wird über meine Beschreibung lächlen; ich habe mir die botanische Terminologie, so sehr ich sie bewundere, niemals zueignen können.
Manches Andere mitzutheilen verspare, damit diese Sendung nicht aufgehalten werde. Nur füge noch hinzu, daß unsre gnädigsten Herrschaften sich für den Moment sämmtlich wohl befinden, wobey wir uns desto zuverlässiger beruhigen, als ein erprobter Arzt überall zur Seite steht und die Folgen unvermeidlicher Zufälligkeiten klüglich abzuwehren weiß.
Mich zum allerbesten und schönsten empfehlend
treu angehörig
Weimar den 18. Januar 1828.
J. W. v. Goethe.
43/177.
An Friedrich Johannes Frommann
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
erhalten anbey den siebzehnten Bogen revidirt zurück, auch das Gedicht an den König, mit vielem Dank für eine so aufmerksam fortgesetzte Bemühung. Wegen dieses letztern bitte aber um eine kleine Note, was wir schuldig geworden, damit wir nicht allzu tief in's Debet gerathen.
Anerkennend Ihre zuvorkommende Bereitwilligkeit, zum schönsten dankend, empfehle mich Ihnen und den lieben Ihrigen zum allerbesten.
Weimar den 19. Januar 1828.
43/178.
An Friedrich Constantin von Stein
[Concept.]
[19. Januar 1828.]
Sie haben, mein Theuerster, meinen Wunsch, die früheren Skizzen zu erhalten, vollkommen richtig ausgelegt. Es ist und war allerdings nur die Rede von solchen Blättern, die als Supplemente von Tages- und Reiseheften konnten von einiger Bedeutung seyn. Ich danke daher verpflichtet für die gefällige Übersendung und freue mich, daß Sie [sie] den übrigen Bildern, auf welchen so lange der Blick Ihrer verehrten Mutter geruht, in Ihrer Umgebung gleich werth schätzen und so wohl der theuren Frau als meiner dabey zum besten gedenken.
Den Breslauer Freunden, die meiner auch in ihrer literarischen Laufbahn gedenken wollen, die aufrichtigsten Grüße. Ich bitte noch um einige Stundung, um meine Dankbarkeit auf irgend eine Weise ausdrücken zu können.
43/179.
An Auguste Pattberg
[Concept.]
[20. Januar 1828.]
Die Unmöglichkeit, ein Geschäft, auch nur das kleinste, bey meinen hohen Jahren und sonstigen Obliegenheiten von frischem zu übernehmen, möge zur Entschuldigung dienen, wenn das Übersendete uneröffnet hiebey wieder zurückkommt.
Weimar den 14. Januar 1828.
43/180.
An Ernst August von Beust
[Concept.]
[20. Januar 1828.]
Hochgeborner Graf,
hochzuehrender Herr!
Ew. Hochgeboren habe verpflichteten Dank abzustatten für die geneigte Mittheilung der mexikanischen geologischen Charte. Es ist eine Freude zu sehen, wie die nun überfunfzigjährige Wirkung der sächsischen Bergschule sich immer ferner und ferner bethätigt und unsre Kenntnisse nach und nach über den ganzen Erdball verbreitet. Möge diese gute Einsicht der Angestellten dem Unternehmen selbst zu Gute kommen und alle die Hindernisse beseitigt werden, welche größer sind bey einem durch Krieg und Unruhen beschädigten und unterbrochenen Bergbau als bey einem neu anzugreifenden.
Die verehrliche Elberfelder Gesellschaft hat mir in diesen Tagen auch einige Beyspiele der gewünschten Felsarten zugesendet; ich werde sie in Vergleichung mit den übrigen mir bekannten und in meiner Sammlung befindlichen aufmerksam betrachten und solche alsdann zurückzusenden nicht ermangeln, wobey ich mir vorbehalte, einige Anfragen hinzuzufügen, deren Beantwortung mir zu weiterer Aufklärung dienen würde. Erlauben Ew. Hochgeboren, daß ich Hochdenenselben sie gleichfalls mittheile und zu fernerer geneigter Mitwirkung bestens empfehle.
Alles Glück und Gedeihen den bedeutenden Anstalten wünschend, denen Sie so muthig und kräftig vorstehen.
In vollkommenster Hochachtung, der ich zur Ehre rechne, mich unterzeichnen zu können.
Weimar den 13. Januar 1828.
43/181.
An Carl Christian Friedrich Glenck
[Concept.]
[20. Januar 1828.]
Ew. Wohlgeboren
haben bey Ihrer mir sehr willkommnen Gegenwart sich unmittelbar überzeugen können, wie interessant es mir sey, diejenigen Naturerscheinungen im Einzelnen und in mannichfaltiger Folge zu übersehen, die mir bey meinen bisherigen Studien nur im Allgemeinen bekannt geworden. Die so schnell als ausführlich von Meisterhand aufgesetzte Tabelle habe ich einem geschickten, in solcher Arbeit gewandten Manne übergeben, der mir sie auf's klarste niederschrieb, so daß sie hinfort mir und anderen Naturfreunden klar vor Augen gestellt ist.
Ich werde nunmehr die von Ihnen bezeichneten Formationen auch in Musterstücken zu sammlen trachten, wie unsre Gegend hiezu den besten Anlaß gibt; doch würden Sie mich besonders verbinden, wenn Sie mir von den merkwürdigem oder seltnern, es sey von Nord- oder Süddeutschland, wollten zukommen lassen, besonders was sich auf die Keuperformation bezieht, welche in früherer Zeit nicht genug beachtet worden. Sehr angenehm war es mir, in diesen Tagen von Paris ein Stück Liais (englisch Lias) zu erhalten, wodurch auf der Stelle mir ein bedeutender Anhaltpunct gewährt war. Zunächst, wenn wir das Vergnügen haben, Sie wieder zu sehen, wird sich aus den hiesigen Sammlungen, theils meiner eignen, theils bey dem Wegebau befindlichen, das Behufige aussuchen und die überschauliche Tabelle mit hinreichenden Belegen aufklären lassen.
Jenes Zugesagte soll ohne weiteres an dem hoffentlich mit Glück zu erlebenden Festtage bereit seyn.
43/182.
An die Directiondes Deutsch-Amerikanischen Bergwerk-Vereins
[Concept.]
[20. Januar 1828.]
Ew. Wohlgeboren
verfehle nicht, hiedurch dankbarlichst anzuzeigen, daß die Musterstücke amerikanischer Berg- und Felsarten, welche Sie mir mitzutheilen die Gefälligkeit hatten, wohl und zu rechter Zeit angekommen sind. Wenn ich dieselben nunmehr mit den mir bekannten und in meiner Sammlung befindlichen Beyspielen anderer Zonen vergleichend betrachten werde, so habe ich mich dabey der Freundlichkeit zu erinnern, mit der Sie mir Gelegenheit geben, meine Kenntnisse auf eine so erwünschte Art zu erweitern.
Wenn ich sodann in einiger Zeit das mir Anvertraute dankbar zurückzusenden nicht verfehlen werde, so sey mir erlaubt, noch irgend eine Anfrage, einen Wunsch hinzuzufügen, dessen gleichfallsige geneigte Gewährung mich auf's neue verpflichten würde. Dem großen und höchst bedeutenden Unternehmen, welchem vorzustehen Sie sich zur Pflicht machen, alle Förderniß wünschend, rechne ich mir zur Ehre und zum Vergnügen, mich unterzeichnen zu können.
Weimar den 17. Januar 1828.
43/183.
An Christian Parish und Comp.
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
haben vergangenen Sommer die Gefälligkeit gehabt, ein von mir gesendetes Kästchen Bücher nach Edinburg zu spediren, und ich finde mich gegenwärtig in gleichem Falle, Dieselben um eine abermalige Geneigtheit zu ersuchen.
Mit dem Postwagen ist unter Ihrer Adresse ein Kästchen abgegangen, eingenäht in graue Leinwand, signirt H. P. & Comp., Hamburg, und wenn solche abgetrennt wird, findet sich darunter schwarzes Wachstuch um das Kistchen gezogen mit der Signatur H. Th. C., Edinburg, welches dahin an Herrn Thomas Carlyle, 21. Comley Bank, portofrey abzusenden bitte.
Die frühere kleine Schuld von [1 rh. 12 gr. sächs.] habe Ew. Wohlgeboren zu restituiren zwar Ordre gegeben, da mir der Posten aber noch nicht von meinem Beauftragten zugerechnet worden, so muß ich vermuthen, daß Sie die Zahlung noch nicht erhalten haben, und bitten, in geneigter Rückantwort mir zu vermelden, was mir sowohl für das Gegenwärtige als für das Vergangene zu entrichten obliegt, da denn solches alsobald dankbar erstattet werden wird.
Der ich mich zu geneigtem Andenken bestens empfehle.
Weimar den 21. Januar 1828.
43/184.
An Friedrich Jacob Soret
Ew. Wohlgeboren
erhalten hiebey den gewünschten Erlaubnißschein für Herrn Ponton; er ist schon angemeldet und gibt nur das Blatt oben an die Behörde, man wird ihm freundlich entgegenkommen.
Den besten Dank sage bey dieser Gelegenheit für die schöne Katalogirung der mexikanischen Gebirgsarten. Ich glaube, wir thun wohl, wenn wir die Profile auf der Meeresfläche durchschneiden und horizontal hinter einander kleben lassen, um eine freyere Übersicht zu gewinnen. Sodann würde ich auch die Landcharte, welche aus zwey Blättern besteht, zusammenfügen lassen, um alles einem bequemern Studium vorzubereiten. Sind Sie hierin mit mir einverstanden, so haben Sie die Gefälligkeit, mir die mitgetheilten Blätter zurückzuschicken.
ergebenst
Weimar den 21. Januar 1828.
J. W. v. Goethe.
[Beilage.]
[Concept.]
Herr Ponçon von Genf, welcher die Frau Generalin Rapp als Hofmeister ihres Sohns begleitet, wünscht die Erlaubniß, von Großherzoglicher Bibliothek während seines hiesigen Aufenthalts Bücher zu erhalten. Er ist von Herrn Hofrath Soret besonders empfohlen und wird ihm die Benutzung des Großherzoglichen Bücherschatzes in Gemäßheit vorliegender Gesetze durch Gegenwärtiges zu seiner Legitimation gerne zugestanden.
Weimar den 19. Januar 1828.
43/185.
An Friedrich Theodor von Müller
Nachstehende Anfrage unseres freundlichen Frommanns läßt sich ja wohl am besten nach mündlicher Besprechung beantworten.
Mich bestens empfehlend und das anmuthige Schreiben der Frau v. Ringseis zurücksendend.
Weimar den 21. Januar 1828.
G.
43/186.
An Friedrich Johannes Frommann
[Concept.]
Ew. Wohlgeboren
auf Ihr gefälliges Letztes habe dankbar zu vermelden, daß einhundert Exemplare des abgesetzten Gedichtes auf dem herkömmlichen Papiere angenehm seyn würden, sodann aber fünfundzwanzig auf Velin, wodurch denn dieses kleine Geschäft feine Endschaft erreichen würde. Gedachte Exemplare bitte herüberzusenden, da man denn in dem Paquet nach München auch Herrn v. Cotta bedenken würde.
Nehmen Sie meine wiederholte Anerkennung für alle dabey bewiesene Sorgfalt und empfehlen mich bestens den werthen Ihrigen.
Weimar den 22. Januar 1828.
43/187.
An Wilhelm Reichel
Ew. Wohlgeboren
habe zuvörderst anzuzeigen, daß die durch ein Schreiben vom 10. Januar angekündigte Sendung vor einigen Tagen wohlbehalten angelangt, wornach ich denn eine weitere Mittheilung der folgenden Aushängebogen seiner Zeit erwarte.
Mit dem nächsten Postwagen gehen die ersten Scenen des zweyten Theils von Faust an Dieselben ab, und ich bin überzeugt, daß Sie bey'm Abdruck dieses Gedichtes den maître en page eben so wie bey Helena gefällig dirigiren werden. Im Ganzen läßt sich wohl soviel davon sagen, daß dasjenige, was von einzelnen Personen gesprochen wird, hervorzurücken, dagegen, was von einer Masse und Menge gesprochen wird, wie z.B. das Gemurmel, welches auch kürzere Verse sind, hineinzurücken sey. Eben so ist auch alles, was als Lied erscheint oder lyrisch vorgetragen wird, wie der größte Theil des Carnevals, gleichfalls einzurücken. Allein es kommen zweydeutige Fälle vor, wo der Geschmack das Urtheil zu leiten hat, inwiefern nämlich aus irgend eine Stelle die Aufmerksamkeit des Lesers zu heften seyn möchte, welche denn hienach einzurichten wären. Doch kommen dergleichen selten vor und ich überlasse sie gänzlich Ihrer Dijudicatur.
Auch überlasse, die Rechtschreibung, wenn sie etwa von der eingeführten abwiche, vorkommenden Falls abzuändern.
Die angeführte Stelle aus Epimenides Erwachen sollte freylich halte und nicht hatte gedruckt seyn.
Die angekündigte Novelle folgt nächstens; mir ist sehr daran gelegen, daß bey obwaltenden Umständen sie die dießmalige Sendung schließe.
ergebenst
Weimar den 22. Januar 1828.
J. W. v. Goethe.
43/188.
An Carl Friedrich Zelter
Ob ich gleich der Makkabäischen Familie niemals feind gewesen bin, vielmehr gefunden habe, daß die liebe Judenschaft sich auf diesem Punct der Geschichte am besten ausnimmt, so darf ich mich wohl dießmal über sie beklagen, indem du, beschäftigt, sie mit allem musikalischen Prunk einzuführen, schon seit zwey Monaten versäumst, deiner auswärtigen Freunde zu gedenken.
Zwar wenn ich mir vorstelle, was alles über deinem Haupte vorgeht, dessen Einfluß du doch nicht ganz abwehren kannst, so wundere ich mich nicht, daß du, in dem Strudel von musikalischen, ästhetischen, physikalischen, naturphilosophischen Exhibitionen hingerissen, kaum zu dir selbst kommen könntest, wenn du gleich nicht eine so bedeutende Rolle dabey selbst durchzuführen hättest. Blick aber einmal wieder frey um dich her und vermelde einiges, damit der Jahrgang 1828 künftighin nicht allzu mager ausfalle. Sende mir meine Briefe von 1827, auf daß ich die Codices fortsetzen könne; auch lege das Büchlein von Kandler abermals bey; die Art und Weise dieses Mannes, musikalisch zu leben und leben zu lassen, hat auf mich einen besondern Eindruck gemacht.
Ich habe mich die Zeit ganz leidlich gehalten und meine Stunden zu allerlei guten und bedeutenden Zwecken verwenden können. Drey bis vier Scenen des zweyten Theils von Faust sind nach Augsburg abgegangen; möchtet ihr, wenn sie gedruckt erscheinen, in den Strömungen des Lebens diesen Darstellungen so einige Augenblicke widmen können! Ich fahre fort an dieser Arbeit, denn ich möchte gar zu gern die zwey ersten Acte fertig bringen, damit Helena als dritter Act sich ganz ungezwungen anschlösse und, genugsam vorbereitet, nicht mehr phantasmagorisch und eingeschoben, sondern in ästhetisch-vernunftgemäßer Folge sich erweisen könnte. Was gelingen kann, müssen wir abwarten.
Manches andere Hübsche, Muntere und Zweckmäßige ist auch die Zeit her gut gerathen; ferner habe ich zu verschiedenen Sammlungen sehr angenehme Beyträge erhalten; an einem Stück Kunst und Alterthum wird gedruckt, und so haben wir bis Ostern soviel zu thun, daß wir uns nach weiterer Unterhaltung nicht umzusehen brauchen.
In meiner Umgebung, wie du sie kennst, hat sich nichts verändert; Ottilie beschäftigt sich, das Töchterchen heranzufüttern, das vor der Hand ganz niedlich und freundlich aussieht. Unsere junge Frauenwelt ist durch frisch angekommene englische Recruten nicht wenig in Bewegung gesetzt, macht sich mit allerlei Liebschaften Lust, damit es ja an einem leidenschaftlichen Capital nicht fehle, wovon man später, bey'm Abschied und endlicher Entbehrung, die Schmerzesinteressen reichlich einzunehmen habe.
unwandelbar
Weimar den 24. Januar 1828.
G.
43/189.
An Friedrich Wilhelm Riemer
Haben Sie die Gefälligkeit, mein Bester, beykommendes wunderliche Opus mit Geneigtheit anzusehen, damit wir es etwa morgen Abend näher beleuchten. Einige abstruse Stellen werden sich ja wohl noch in's Klare hervorziehen lassen.
Das Beste wünschend.
Weimar den 24. Januar 1828.
G.
43/190.
An Carl Friedrich Moritz PaulGraf von Brühl
Gleich nach dem Abgang meines letzten Briefes, theuerster Herr und Freund, bedacht ich, was zu thun seyn möchte; und da schien mir den Umständen ganz angemessen, daß wir einen Nürnberger Bürger in seiner alten Tracht austreten ließen. Dieß trifft denn glücklicherweise, da sie alle Meistersänger waren, mit Ihrem Vorsatze zusammen, und also paßt auch wohl die Einleitung, wie ich sie indessen schrieb und wie sie hier sogleich erfolgt. Ich darf nicht bemerken, daß der Anfang etwas moderner ist, damit der Zuhörer nicht gleich von etwas Fremden getroffen werde; sodann geht der Ton in's Ältere hinüber und wird sich ganz wohl an die Beschreibung des Bildes anschließen.
Ich mußte mich sehr zusammen nehmen, um nicht weitläufig zu werden; denn hier fand sich Stoff zu einem selbstständigen Prolog: denn ich durfte nur den Namen Nürnberg aussprechen und von den dortzeitigen Kunst- und Handwerkstugenden etwas erwähnen, so lag der Preis von Berlin an der Hand, wo man jetzt im Hundertfachen dasjenige leistet, was damals an jenem Orte billig sehr hoch bewundert ward und uns immer noch mit Ehrfurcht erfüllt.
Jene berührte Stelle kann gar wohl mit wenigem umgeändert werden, denn es wäre nicht wohl gethan, wenn wir die Art des sechzehnten Jahrhunderts, in unsrer Zeit als Unart erscheinend, freventlich produciren wollten. Man sagte, dächt ich:
Ohne mit langer Schleppe zu schwänzen.
Und so möchte denn das zartere Ohr nicht beleidigt werden.
Weiter füge ich nichts hinzu, als daß es mich freut, mit diesem Wenigen eilig und zeitig bewiesen zu haben, wie angelegen es mir sey, zu zeigen, daß ich immer der Alte geblieben. Lägen unsere Kreise näher beysammen oder griffen gar in einander ein, so würde das öfter und bedeutender geschehen können. Lassen Sie mich in Ihrem Kreise bestens empfohlen seyn.
treulichst
Weimar den 26.Januar 1828.
J. W. v. Goethe.
43/191.
An Carl Friedrich von Reinhard
Vor allen Dingen, verehrter Freund, lassen Sie mich die Freude treulich aussprechen, die ich bey'm Erblicken Ihres erwünschten Schreibens gefühlt, indem ich daran erkannte, daß Ihnen der Gebrauch Ihrer theuren Hand wieder gegönnt ist, welche als Vertraute Ihrer Geschäfte, Gedanken und Empfindungen Ihnen so nöthig als uns werth und wichtig seyn muß.
Sodann füge unmittelbar hinzu, daß jenes an den unglücklichen König erinnernde Blättchen meiner Sammlung zur besten Vorbedeutung geworden; denn kaum hatte ich solches erhalten, so kam aus Ostpreußen ein ganzes Paquet, bezüglich auf die Zeiten Friedrichs des Großen. Nun bringt mir Frau Generalin Rapp von Paris den deutlich und klar unterschriebenen Namen Napoleons so wie die Handschriften seiner Marschälle, und ich sehe mich dadurch auf einmal in alte und neue hochbedeutende Zeiten versetzt. Einen solchen Segen hat zur Folge das Andenken eines Freundes, deshalb ich denn auch alle diese Blätter zu einem erfreulichen Zeugniß dieser Epoche meiner Sammlung ungetrennt verwahre, das Blatt an der Spitze, das ich Ihrer Geneigtheit verdanke.
Das vorige Jahr hob ich meist in unverrückter Thätigkeit geschlossen und bin, ich dürfte fast sagen, zufälligerweise in eine Jugendepoche zurückgekehrt, von welcher unser Canzler schon, wie ich sehe, gemeldet hat. Ich mag mich gern wieder der alten leichten losen Sylbenmaaße bedienen, an denen der heitere Reim gefällig widerklingt, und unter solcher Form, in solchem Klang nach echter Poetenart dasjenige heiter vor den Geist zurückführen, was uns im Leben erfreuen und betrüben, verdrießen und aufmuntern konnte. Wunderbarerweise fügt sich's auch, daß die Außenwelt sich in gleichen Bewegungen hervorthut,
Daß hinten weit in her Türkey
Die Völker auf einander schlagen,
die Siege von Lepanto, Tschesme u.s.w. sich erneuern und wir uns also mit der Weltgeschichte wie mit dem Erdball auf unserer eignen Achse herumzudrehen scheinen. Eben so erneuert sich in England und Frankreich die alte Verlegenheit, daß schon wieder niemand regieren kann oder mag, da sich denn ein Mal über's andere für einen Usurpator gar vortheilhafter Raum fände.
Zu diesen mir sonst nicht gewöhnlichen Betrachtungen werde ich geführt durch mein letztes sorgfältiges Lesen des Walter Scott'schen Napoleons. Alle neun Theile habe ich in den letzten Wochen des Decembers mit aufmerksamem Wohlwollen durchgelesen und zwar in englischer Sprache, welches nothwendig ist, weil es doch eigentlich immer ein Engländer ist der spricht, auf dessen einseitigen Vortrag man gefaßt seyn muß. Denn daß er die große Symphonie des wundersamsten aller Heldenleben durchaus mit Sordinen abspielt, thut nicht wohl, wenn man nicht belehrt seyn will, wie diese großen Angelegenheiten über den Canal herüber angeschaut worden oder wie man dort will daß sie angeschaut werden sollen. Ich habe das Werk als ein wohlgestricktes Netz betrachtet, womit ich die Schattenfische meiner eignen Lebenstage aus den anspülenden Wellen des letheischen Sees wieder herauszufischen in den Stand gesetzt ward, und wirklich dadurch mehr Interesse an denen sich anschließenden und entwickelnden Weltbegebenheiten gewann.
Auch Ihrer, mein Theuerster, mußt ich dabey gedenken, denn Sie waren gegenwärtig und theilnehmend und sind es noch; deshalb denn freylich sich das alles für Sie ganz anders und bedeutender gestalten mag als mir, der ich, in meinen Klostergarten schauend, jene wichtigsten Ereignisse nur als phantasmagorische Wolken über mir vorbeyziehen sehe. Wozu ich aber Glück wünsche ist, daß die neuen Veränderungen in Paris Ihren Lebens- und Geschäftsgang, wie Sie mir andeuten, nicht stören werden.
Überdem ist dieser Winter auch für mich nicht ungesegnet: wenige Freunde wechseln ab, meine Mittage belebt und die Abende belehrend zu machen. Kunsterzeugnisse drängen sich häufig herbey, unter welchen die Jügelischen Frankfurter Prospecte so lobenswürdig als angenehm erschienen. Bezeichnen Sie mir doch gefällig auf der dritten Platte das Haus näher das Sie bewohnen, damit ich genau wisse, zu welchen Fenstern ich heraussehen möchte, um mit Ihnen der unvergleichlich heitern und lebendigen Aussicht zu genießen und mir die Augen wie die Einbildungskraft wieder einmal auszuwischen und anzufrischen.
Indessen nöthigt mich meine örtliche Umgebung, welche weder ästhetisch noch romantisch genannt werden kann, hereinwärts zu sehen, in's Innere der Wohnung und des Geistes, da ich denn zu vermelden habe, daß Ottilie ein zierliches Mädchen mit Sorgfalt heranfüttert und alles Übrige gut und glücklich, jedoch nach irdischer Weise nicht ohne irgend einen Mißklang ruhig dahin gleitet.
Den 30. Januar haben unsre Fürstlichkeiten in gutem Befinden herangelebt; die Niederkunft der Prinzeß Marie steht bevor; die Frau Erbgroßherzogin wird diese Epoche wohl in Berlin feyern.
Von durcheilenden Fremden hätte manches zu erzählen. Herr v. Nagler, dem ich mich bestens zu empfehlen bitte, hat mich durch feine Gegenwart erfreut.
Und so will ich denn aufhören, um nicht wieder von vorn anzufangen. Möge das was zunächst von meinen prosaischen oder poetischen Arbeiten zu Ihnen gelangt, eine frohe Unterhaltung geben und das Andenken eines Treu-Angehörigen lebhaft erneuern.
angelegentlichst
Weimar den 28. Januar 1828.
J. W. v. Goethe.
43/192.
An Carl Wilhelm Göttling
Ew. Wohlgeboren
danke verpflichtet für den so heiter und schön ausgedruckten Antheil an meiner zuletzt mitgetheilten Arbeit. Wenn ich Ihnen die vorhabende Reise von Herzen gönne, so wünsch ich doch dagegen eine glückliche Wiederkehr um desto sehnlicher, als ich gar manches in dem, was mich so eben beschäftigt, Ihnen gleichfalls mitzutheilen und mir Ihre geneigten Bemerkungen darüber zu erbitten wünsche; wie ich denn für die so treulich durchgesehenen Bändchen zum allerbesten danke.
Mögen Sie Ihre Reise, die Sie mit so gutem Muthe antreten, glücklich vollführen und so das Complement Ihrer ernsten und treuen Studien gewinnen und auch unsere Zustände damit bereichern.
Nächsten Montag, den 4. Februar, wird mein Sohn Sie besuchen, um die allenfalls nöthigen Verabredungen, wie eins und das andere in Ihrer Abwesenheit einzurichten sey, noch specieller zu benehmen und zu hören, wie Sie im Ganzen das Geschäft vor Ihrer Abreise zu stellen die Sorgfalt gehabt haben. An Herrn Grafen Cicognara und Herrn Manzoni erhalten Sie nächstens einige Worte zu desto schnellerer Einführung. Ich bin überzeugt, daß diese Männer, so wie jedermann, sich freuen werden, unsere wackern deutschen Gelehrten kennen zu lernen. Auch ich hoffe, Sie vor Ihrer Abreise noch einmal bey uns zu sehen und meine Glückwünsche in Gegenwart auszusprechen.
ergebenst
Weimar den 1. Februar 1828.
J. W. v. Goethe.
43/193.
An Friedrich Theodor von Müller
Darf ich bey dankbarer Rücksendung eines höchst interessanten Briefes an die noch in Händen habenden Hefte der Berliner Jahrbücher bescheidentlich erinnern? Den ganzen Jahrgang jetzt beysammen zu sehen, wäre mir eben von großer Bedeutung.
Mich bestens empfehlend
Weimar den 1. Februar 1828.
Goethe.
43/194.
An den Großherzog Carl August
[Concept.]
Ew. Königlichen Hoheit
legt unser geschickter und allzeit fertiger Handelsmann und Dichter Gerhard in Leipzig zwey Bände seiner serbischen Übersetzungen vor, in Hoffnung, daß diese reiche Nachlese eben so günstig als die von Fräulein Jacob geleistete Vorernte von Höchst Denenselben werde aufgenommen werden.
Er macht sich fürwahr dadurch viel Verdienst um die serbische Literatur, indem man immer mehr den großen Reichthum dieser in einem engen Kreise auf das mannichfaltigste sich bewegenden Poesie kennen lernt, welche ihre alten Gesinnungen, Sangweisen und Vorträge immerfort beybehält und solche bis auf die neuste Zeit kräftig durchzuführen weiß. Auch an einem zu unmittelbarem Verständniß so nöthigen Glossarium hat er es nicht fehlen lassen.
Der ich diesen Anlaß ergreife, auch mich zu ferneren Hulden und Gnaden andringlichst zu empfehlen.
Weimar den 1. Februar 1828.
43/195.
An Friedrich Johannes Frommann
Ew. Wohlgeboren
danke verbindlichst für das so schön und stattlich abgedruckte Gedicht, es wird nunmehr seinen Weg nach München antreten und hoffentlich auch seiner äußern Gestalt wegen freundlich aufgenommen werden.
Sodann, um einstweilen wenigstens etwas Unterhaltendes zu erwidern, übersende ein Gedicht, welches jedoch nicht aus Händen zu geben bitte; der Titel spricht die Veranlassung aus: daß nämlich der Salinendirector Glenck die mit einem Bohrloch von 762 Fuß Tiefe gewonnene Soole zu Stotternheim unsern Erfurt, in reines brauchbares Kochsalz verwandelt, in schönen geschliffnen Glasschalen zum Feste dargebracht. Für's Leben so wie für die Wissenschaft ist dieß von großer Bedeutung, und ich enthielt mich nicht, auch ein Wort mit einzusprechen, welches denn auch meinen Freunden willkommen seyn möge.
Mit einem in's Ganze gehenden: Glück auf! abschließend und mich bestens empfehlend
Ew. Wohlgeboren
ergebenster
Weimar den 3.Februar 1828.
J. W. v. Goethe.
43/196.
An Carl Emil Helbig
Ew. Hochwohlgeboren
versäume nicht, die zuletzt eingereichten Arbeiten Schröns hiedurch vorzulegen; sie zeugen abermals von der fleißigen Genauigkeit dieses Angestellten. Da er wünscht, daß beykommende Exhibita Serenissimo baldigst vorgelegt werden, so übernehmen Sie wohl dieses Geschäft und haben zugleich die Geneigtheit, ihn, wenn er sich anmeldet, höchsten Ortes einzuführen.
Mit den treusten Wünschen
ergebenst
Weimar den 3. Februar 1828.
J. W. v. Goethe.
43/197.
An Carl Wilhelm von Fritsch
[Concept.]
Ew. Excellenz
beykommenden unterthänigsten Bericht unmittelbar zuzusenden, werde veranlaßt durch die Nachricht, daß die fraglichen Bücher wirklich schon in Jena angekommen und von dem Bibliothekar in Empfang genommen worden sind. Da die Acquisition derselben wünschenswerth, so kann es nicht unangenehm seyn, daß wir den Abschluß des Geschäftes dergestalt beschleunigt sehen.
Zu fernerem wohlwollendem Andenken mich angelegentlichst empfehlend.
Weimar den 6. Februar 1828.
43/198.
An Julius J. Elkan
[Concept.]
Herr Banquier Elkan wird hiedurch höflich ersucht, an Herrn Parish, angesehenen Handelsherrn in Hamburg, die Summe von
vier Thaler sächs.
für meine Rechnung gefällig auszahlen zu lassen.
Weimar den 6. Februar 1828.
43/199.
An den Grafen Leopold Cicognara
Monsieur le Comte!
Dans une lettre écrite il-y-a quelque tems par ordre de Madame la Duchesse Hereditaire de Saxe Weimar j'ai pris la liberté de me reserver la permission d'adresser à Votre Excellence quelque voyageur qui seroit digne de Vous être connu.
Esperant que la dite lettre avec la somme annoncée par elle sera parvenu à temps, je me sers de l'occasion du voyage de deux savans de nôtres pour renouveller mon souvenir auprès de Votre Excellence.
C'est Mr. Göttling Professeur et Bibliotecaire de l'université de Jena, très versé dans les anciennes langues et les antiquités, accompagné de Mr. Huschke, Professeur d'Anatomie, s'occupant avec succès de la Zootomie.
Voudries vous bien, Monsieur le Comte, honorer ces deux personnes éstimables d'une réception gracieuse, Vous les obligeries infi[ni]ment comme en même tems celui qui avec la plus parfaite éstime a l'honneur de se souscrire
de Votre Excellence
le tres humble et tres obeissant Serviteur
Weimar le 12. Fevrier 1828.
de Goethe.
43/200.
An Carl Wilhelm Göttling
Ew. Wohlgeboren
empfangen durch die Botenfrauen morgen ein Paquet, enthaltend:
1) einen Brief an den Grafen Cicognara,
2) eine Karte an Manzoni,
3) vier Bronze-Medaillen (zwey von Bovy aus Genf, zwey Jubiläumsmedaillen von Brandt). Nehmen Sie solche mit über die Alpen, wo Sie wohl irgend einen Freund finden, dem Sie damit Vergnügen machen, z.B. dem hannövrischen Abgeordneten in Rom, Herrn Kestner, den ich schönstens zu grüßen bitte.
4) Beyliegend in einem Brieftäschchen einige Talismane, welche zu rechter Zeit und Stunde ihre Wirkung nicht verfehlen mögen.
Und so nehmen Sie mit den besten Glückswünschen meinen schönsten Dank mit auf den Weg, daß Sie sich meiner Ausgabe so geistreich und treufleißig annehmen wollen. Möge mir das Glück werden, Sie nach erreichtem Zweck gesund und froh, wie Sie uns verlassen, wieder zu begrüßen.
ergebenst
Weimar den 12. Februar 1828.
J. W. v. Goethe.
43/201.
An den Großherzog Carl August
[Concept.]
Ew. Königliche Hoheit