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Dieser Band beinhaltet die gesammelten Briefe und Gedichte des Preußenherrschers.
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Seitenzahl: 233
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Briefeund Gedichte
Friedrich der Große
Inhalt:
Briefe, Friedrich der Große
Jazzybee Verlag Jürgen Beck
Loschberg 9
86450 Altenmünster
ISBN: 9783849614973
www.jazzybee-verlag.de
König von Preußen, geb. 24. Jan. 1712 in Berlin, gest. 17. Aug. 1786 in Sanssouci, ältester Sohn des vorigen und der Königin Sophie Dorothea, sollte nach dem Willen des Vaters so erzogen werden, dass er ihm gleiche, und deshalb wurde die geistige Bildung sehr beschränkt, vor allem die Beschäftigung mit der Literatur ausgeschlossen. Der Prinz fügte sich nicht, trieb heimlich verbotene Studien und missachtete auch in andern Dingen den Willen des Vaters, zeigte wenig Interesse für die militärischen Exerzitien, neigte zu Luxus und machte erhebliche Schulden. Der Streit wegen der englischen Heiraten, in dem der Kronprinz zu seiner Mutter hielt, weil sich ihm durch die Vermählung mit der Prinzessin Amalie eine Aussicht auf eine unabhängige Stellung als Statthalter Georgs II. in Hannover eröffnete, gestaltete das Verhältnis zwischen Vater und Sohn noch schwieriger, der König verlangte von F. den Verzicht auf die Thronfolge, die Weigerung des Kronprinzen reizte ihn aufs äußerste, und er ließ sich im Zorn zu Misshandlungen auch in Gegenwart Fremder fortreißen. Dies brachte den Kronprinzen zum Entschluss, nach England zu fliehen, indes der 1730 auf einer Reise in das Reich unternommene Versuch misslang, und ein aufgefangener Brief Friedrichs an Katte enthüllte den Plan. Der König, durch die erneute Verweigerung des Verzichts auf sein Erbrecht gegen F. erbittert, misshandelte ihn in Wesel aufs empörendste, ließ ihn als Gefangenen vom Rhein nach der Mark bringen und setzte ein Kriegsgericht ein, um ihn als Deserteur zum Tode verurteilen zu lassen. Indes das Kriegsgericht weigerte sich, ein Urteil zu fallen, die fremden Höfe verwendeten sich für das Leven Friedrichs, und so begnügte sich der König damit, ihn in Küstrin in strenger Hast zu halten. Dieser Vorfall wirkte auf F., der auf den Tod gefasst gewesen war, tief ein. Er wollte nun durch die Tat beweisen, dass der preußische Staat in seinen Händen wohl aufgehoben sein werde, und widmete sich in Küstrin mit Ernst und Eifer der Arbeit. Diese Umkehr verschaffte ihm einige Erleichterungen seiner Hast; er war schließlich bloß in Küstrin konsigniert, lernte an der dortigen Domänenkammer die preußische Staatsverwaltung kennen und übte praktische Verwaltungstätigkeit. Seine Unterwerfung unter den Willen des Vaters betreffs seiner Heirat mit der Prinzessin Elisabeth von Braunschweig versöhnte ihn 1732 völlig mit ihm, F. erhielt ein Regiment in Neuruppin und später die Herrschaft Rheinsberg. Hier verlebte der Kronprinz glückliche Jahre im Verkehr mit geistreichen Freunden, mit dem Studium der Philosophie und Literatur beschäftigt. Bereits selbst schriftstellerisch tätig, wechselte (vgl. »F. d. Gr. als Kronprinz im Briefwechsel mit Voltaire«, deutsch, Halle 1902) er mit Voltaire Briefe, versah aber zugleich seinen Dienst als Regimentskommandeur vortrefflich und bewies für alle Verwaltungsangelegenheiten ein lebhaftes Interesse und Verständnis, so dass sein Vater ihn als einen durchaus würdigen Nachfolger anerkannte und sein Werk vertrauensvoll in seine Hände legte.
Als F. 31. Mai 1740 den Thron bestieg, stand er in der Blüte seiner Jahre, ergriff im vollen Bewusstsein seiner königlichen Macht die Zügel der Regierung, milderte durch Maßregeln, wie die Abschaffung der Tortur, der Jagdplage, die Auflösung der Potsdamer Riesengarde, die Zurückberufung des Philosophen Wolff nach Halle u. a., manche Härten und Fehler seines Vaters und machte vor allem der Vernachlässigung der geistigen Interessen ein Ende. In der Verwaltung seines Staates den Grundsätzen seines Vaters folgend, betrachtete er sich als den für alles verantwortlichen ersten Diener des Staates; deshalb regierte er vor allem selbst, bekümmerte sich um das Geringste, nahm Bitten und Beschwerden an, verlangte aber unbedingten Gehorsam. In der Verwaltung sah er auf Sparsamkeit und Pünktlichkeit, in der Rechtspflege auf Schnelligkeit und Unparteilichkeit; die Beamten mussten arbeitsam und uneigennützig sein. Die stärkste Säule des Staates, das Heer, verstärkte er sofort um 16,000 Mann. Nach außen hin wollte er Preußen als selbständige unabhängige Macht sehen und betrachtete eine Vergrößerung des Staatsgebiets als das Notwendigste, und ein starkes Heer und gute Finanzen erschienen ihm als die unerlässliche Voraussetzung dazu. Zuerst mit der jülichschen Erbfolgefrage beschäftigt, fand er nach dem Tode Karls VI. (20. Okt. 1740) ein ersprießlicheres Feld für seine Tätigkeit in Schlesien. Da Österreich selbst den Vertrag von Berlin gebrochen hatte, war F. zur Garantie der Pragmatischen Sanktion nicht verpflichtet, wollte aber der jungen Königin Maria Theresia gegen alle Mächte, die ihr etwa die Erbschaft streitig machen würden, beistehen, wenn diese ihm einen Teil Schlesiens, auf das Preußen überdies noch nicht erloschene Erbansprüche habe, abtreten werde. Als der Wiener Hof dies Verlangen mit Entrüstung zurückwies und von F. die Garantie der Pragmatischen Sanktion ohne jede Gegenleistung forderte, rückte F. Mitte Dezember 1740 in Schlesien ein (erster Schlesischer Krieg), eroberte und behauptete es durch die Siege bei Mollwitz (10. April 1741) und Chotusitz (17. Mai 1742), und im Frieden zu Berlin (28. Juli 1742) willigte Maria Theresia in die Abtretung Schlesiens. Da indes Österreich jetzt über seine übrigen Feinde entscheidende Siege (Österreichischer Erbfolgekrieg) erfocht, schloss F. 1744 ein neues Bündnis mit Frankreich und nahm den Schutz des Kaisers, des Wittelsbachers Karl VII., zum Vorwand, um Ende August in Böhmen einzufallen (zweiter Schlesischer Krieg). Er eroberte Prag, musste aber vor der überlegenen österreichischen Armee im Winter Böhmen wieder räumen. Die Untätigkeit der Franzosen und der Tod Karls VII., der die übrigen deutschen Fürsten zum Ausgleich mit Österreich veranlasste, brachten F. 1745 in große Gefahr, aber nach den preußischen Siegen bei Hohenfriedeberg (4. Juni) und bei Soor (30. Sept.), die F., und den bei Kesselsdorf (15. Dez.), den Leopold von Dessau erfocht, trat Österreich im Frieden zu Dresden (25. Dez. 1745) zum zweiten mal Schlesien und Glatz ab. Nachdem indes durch den Aachener Frieden 1748 die Pragmatische Sanktion von allen Mächten anerkannt war, dachten Maria Theresia und ihr Minister Kaunitz an eine Wiedergewinnung Schlesiens und suchten Frankreichs und Russlands Freundschaft für einen neuen Krieg. F. erfuhr da von, wollte Österreich zuvorkommen und fiel Ende August 1756 in Sachsen ein (dritter Schlesischer oder Siebenjähriger Krieg), um, durch Böhmen hindurch ziehend, womöglich in Wien den Frieden zu diktieren. Doch die Konzentration der sächsischen Armee bei Pirna hielt ihn auf; er schlug zwar ein österreichisches Heer unter Browne, das den Sachsen zu Hilfe eilte, 1. Okt. bei Lobositz und zwang diese 16. Okt. zur Kapitulation von Pirna, aber der böhmische Feldzug musste aufs nächste Frühjahr verschoben werden. Nun trat die gefürchtete Koalition zwischen Österreich, Russland, Schweden, Frankreich und den bedeutendsten Reichsfürsten zur Vernichtung Preußens ins Leben, und als der Einfall in Böhmen nach dem Sieg bei Prag (6. Mai 1757) mit der Niederlage von Kolin (18. Juni) und einem verlustreichen Rückzug endete, fielen alle Feinde über F. her, der nur England-Hannover, Hessen-Kassel und Braunschweig zu Verbündeten hatte. Zwar schlug er bei Roßbach (5. Nov.) und bei Leuthen (5. Dez.) die gefährlichsten Feinde zurück und versuchte 1758 noch einmal die Offensive. Als diese vor Olmütz scheiterte, beschränkte sich F. auf die Verteidigung, und mehrere empfindliche Niederlagen, bei Hochkirch (14. Okt. 1758), bei Kay und Kunersdorf (12. Aug. 1759), schienen ihn verderben zu wollen. Wenn er sich auch durch geschickte Operationen und glückliche Schlachten, wie bei Liegnitz (15. Aug.) und bei Torgau (3. Nov. 1760), zu behaupten wusste, so waren doch Ende 1761 seine Kräfte an Geld und Menschen erschöpft und die Mehrzahl seiner Staaten in Feindeshand; auch England hatte sich nach Georgs II. Tode und Pitts Sturz von ihm zurückgezogen. Da bestieg in Russland nach Elisabeths Tod im Januar 1762 Peter III. den Thron, schloss Frieden, räumte Preußen und schickte F. ein Hilfskorps. Nun fiel Schweden von der Koalition ab, Ende 1762 auch Frankreich, so dass F. es nur mit Österreich und dem Reich zu tun hatte. Da Maria Theresia ebenfalls ihre Hilfsmittel erschöpft sah und F. als Friedensbedingung nur Herstellung des Standes der Dinge vor dem Kriege forderte, so kam der Friede auf dieser Grundlage 15. Febr. 1763 in Hubertusburg schnell zum Abschluss. Preußen blutete jetzt aus tausend Wunden; der König fand politisch einen Rückhalt an dem jetzt von Katharina II. beherrschten Russland und gewann dadurch für sich neuen Landzuwachs durch die erste Teilung Polens (1772), das, nach außen ohnmächtig, im Innern zerrüttet, seit der Erhebung eines Günstlings der Katharina, Stanislaus Poniatowski, auf den Königsthron ganz unter russischem Einfluss stand: F. erwarb Westpreußen ohne Danzig und Thorn sowie den Netzedistrikt, der eine direkte Verbindung zwischen Ostpreußen und den Marken abgab. Auch sonst war F. bemüht, die Eroberungsgier der Nachbarn zu beschränken. Zu diesem Zweck begann er 1778 den Bayrischen Erbfolgekrieg gegen Österreich, das, um seine Macht in Süddeutschland zu vergrößern, Bayern dem Kurfürsten Karl Theodor abkaufen wollte. Im Frieden von Teschen verzichtete Kaiser Joseph II. auf den Plan. Als er ihn ein paar Jahre später wieder aufnahm, nur dass der Kurfürst für Bayern jetzt Belgien erhalten sollte, stiftete F. 1785 den Fürstenbund. So vergrößerte F. seinen Staat um zwei Provinzen, zu denen seit 1744 auch Ostfriesland kam, so dass er nun 190,000 qkm und 6 Mill. Einwohner zählte (vgl. die Geschichtskarte beim Art. »Preußen«), und errang sich die politische Führung in Europa.
Nicht weniger ersprießlich war seine Verwaltung des Staates, wenn auch durch den Siebenjährigen Krieg seine Bemühungen unterbrachen und die Erfolge teilweise verkümmert wurden. Seine Haupttätigkeit wendete er, wie sein Vater, auf das am Ende seiner Regierung 200,000 Mann zählende Heer, verbesserte die Reiterei und die Artillerie, besichtigte jährlich auf seinen Reisen einen Teil der Truppen und schritt hierbei wie bei den Manövern mit rücksichtsloser Strenge gegen unfähige Befehlshaber ein. Überhaupt stellte er an das Offizierskorps hohe Anforderungen, bevorzugte es aber auch vor den übrigen Beamten und ernannte vorzugsweise Adlige zu Offizieren. Der Dienst und die Disziplin im Heere waren hart, aber diese Härte notwendig, da ein großer Teil der Soldaten aus Angeworbenen bestand. Die Unterhaltung der Truppen verschlang trotz aller Sparsamkeit bei weitem den größten Teil der schon 1750 auf 12 Mill. Taler gestiegenen Einnahmen. F. suchte deshalb auf alle Weise den Wohlstand des Landes zu heben. Zunächst den Ackerbau: er legte Kolonien an, die er mit Einwanderern besetzte, machte das sumpfige Oderbruch zu fruchtbarem Ackerland, ordnete die Anpflanzung von Obstbäumen, den Bau von Kartoffeln etc. an, ermäßigte die Fronlasten der Bauern und schützte sie vor Gewalttätigkeiten ihrer Herren; aber ihre Erbuntertänigkeit hob er nicht auf, da er eine strenge Scheidung und Unterordnung der Stände für notwendig hielt. Nach Kräften bemüht, neue Gewerbe in seinem Staat heimisch zu machen, förderte er die Zuckersiederei, die Baumwollspinnerei und Weberei, die Porzellanfabrikation, die Seidenmanufaktur und errichtete zum Besten des Handels in Berlin die Bank und die Seehandlung. In 20 Jahren, von 1763–1783, hat F. 40 Mill. Tlr. für Beförderung des Handels, der Gewerbe und des Ackerbaues ausgegeben. Zur Mehrung der Staatseinkünfte wurden alle fremden Waren 1766 mit hohen Eingangszöllen belegt, ja Kaffee und Tabak monopolisiert, französische Beamte mussten die Erhebung der Zölle einrichten und kontrollieren, und diese machten die Regie durch ihre Schikanen und Betrügereien aufs äußerste verhasst. In die kirchlichen Angelegenheiten mischte sich F. sowenig wie möglich ein, bekümmerte sich jedoch lebhaft um die Rechtspflege, betrachtete sich als Anwalt der Armen und Gedrückten, ging aber in seinem Misstrauen gegen die Vornehmen und die Richter mitunter zu weit, ja bis zu den ungerechtesten Gewalttaten, wie namentlich in dem Fall des Müllers Arnold. 1747 erschien eine neue Gerichtsordnung, der Codex Fridericianus, der den preußischen Richterstand begründet hat; ein dauerndes Denkmal seiner Fürsorge für die Rechtspflege ist das »Allgemeine preußische Landrecht«, das, vom Großkanzler Carmer ausgearbeitet, indes erst nach Friedrichs Tode zum Abschluss kam und 1794 in Kraft trat. Es ist das erste deutsche Gesetzbuch, welches die beiden Rechtssysteme, das deutsche und das römische, verschmolz und aus dem Naturrecht ergänzte.
Von dem Zeitpunkt seiner geistigen Selbständigkeit ab hat F. unablässig danach gestrebt, in religiösen und politischen Fragen persönlich Klarheit zu gewinnen, und hat sich in beiden mit einer für seine Zeit bemerkenswerten Kühnheit von Vorurteilen befreit und im Sinne der Aufklärung seine Ansichten durch das natürliche Recht und die Vernunft zu begründen gesucht. Die Ideen der Aufklärungsphilosophie, die in England und Frankreich ausgebildet und in Deutschland durch Thomasius, Leibniz und Wolff vertreten, hat er namentlich unter den Beamten heimisch werden lassen. Wolffs Schriften führten ihn selbst in die Philosophie ein, später schloss er sich mehr an Locke und Voltaire an. Wie diese, war er Deïst, leugnete die Unsterblichkeit der Seele, und die »Epître an maréchal Keith« setzt den Hauptwert der Tugend darein, dass sie um ihrer selbst, nicht um künftiger Belohnung willen geübt werde. Die Glaubenslehre der bestehenden christlichen Kirchen war ihm Entstellung der ursprünglichen Reinheit des Christentums, dessen Sittenlehre ihm als ewig gültig und unangreifbar galt. So hoch und rein F. von den sittlichen Pflichten des Menschen dachte, so erhaben erschien ihm auch das Wesen des fürstlichen Berufs.
Schriften.
Friedrichs erste politische Schrift, die »Considérations sur l'état du corps politique de l'Europe«, mahnt die Fürsten energisch an ihre Pflicht, für das Glück ihrer Völker zu sorgen, denen sie ihre Erhebung verdanken. Der 1739 geschriebene »Antimachiavel, ou Examen du prince de Machiavel« (übersetzt von Förster, Leipz. 1870) geht allerdings von der irrtümlichen Voraussetzung aus, dass Machiavelli ein »moralisches Ungeheuer« gewesen, geißelte aber mit Recht das Unwesen des damaligen Fürstentums und enthält den berühmten Satz, der Friedrichs Leitstern während seiner ganzen Regierung gewesen: »Der Fürst ist nicht der unumschränkte Herr, sondern nur der erste Diener (in der ersten Fassung, domestique', später, serviteur') seines Volkes.« Ähnliche Gedanken enthalten der »Miroir des princes« (1744) und der »Essai sur les formes du gouvernement et sur les devoirs des souverains« (1777). Überzeugt von dem volkstümlichen Ursprung der Regierungsgewalt, erklärte er die republikanische Staatsform für durchaus berechtigt und eine verfassungsmäßige Volksvertretung wie das englische Parlament für die weiseste Einrichtung. Die Denk- und Gewissensfreiheit hat F. in seinem Staat fest begründet. F. hat auch mehrere hervorragende geschichtliche Werke geschrieben: die »Mémoires pour servir à l'histoire de la maison de Brandebourg« (1751; neue Ausg., Leipz. 1875), die »Histoire de la guerre de sept aus«; »Mémoires, depuis la paix de Hubertsbourg 1763 jusqu'à la fin du partage de la Pologne«; »Mémoires de la guerre de 1778«; »Histoire de mon temps« (neue Ausg., Leipz. 1876, 2 Bde., und in den »Publikationen aus preußischen Archiven«, Bd. 4, das. 1879); »Réflexions sur les talents militaires et sur le caractère de Charles XII«. Sein Briefwechsel ist ausgebreitet gewesen und sehr reichhaltig, besonders der mit seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, seiner Bayreuther Schwester (hrsg. von Berner, Berl. 1903), mit Voltaire (hrsg. von Koser, das. 1903), Duhan de Jandun (das. 1791), d'Argens u. a. Seine politische Korrespondenz wird jetzt im Auftrag der preußischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben (bisher 29 Bde., Berl. 1878–1904); ebenso »Preußische Staatsschriften aus der Regierungszeit König Friedrichs II.« (Bd. 1–3,1878–92). Seine militärischen Schriften, Instruktionen u. dgl. sind außerordentlich zahlreich (in Auswahl deutsch von Merkens, 2. Aufl., Berl. 1891, und von Taysen, das. 1880–82, 4 Tle.). Auch eine Sammlung seiner Gedichte erschien noch bei seinen Lebzeiten (»Œuvres ou poésies diverses du philosophe de Sans-souci«). Seine sämtlichen Werke hat in zwei Prachtausgaben (Berl. 1846–57, 31 Bde.) die Berliner Akademie unter Leitung von Preuß herausgegeben; eine Übersetzung ausgewählter Werke Friedrichs lieferte H. Merkens (Würzburg 1873–76, 3 Bde.), eine andre E. Schröder (3. Aufl., Berl. 1886). Die Oden wurden von E. Schröder (Berl. 1874) und von Vulpinus (»Fridericus redivivus«, mit dem franz. Text, das. 1886) übersetzt. Seine Schriften sind alle französisch geschrieben; die deutsche Literatur hielt er keiner Beachtung für würdig und einen Aufschwung für unmöglich (vgl. seine Schrift »De la littérature allemande«, 1780; mit Dohms Übersetzung hrsg. von Geiger, Berl. 1902). Trotzdem hat gerade F. bedeutend zu diesem Aufschwung beigetragen durch seine Persönlichkeit und seine Verdienste um die geistige Befreiung des deutschen Volkes.
Eine so vielseitige Tätigkeit war nur möglich bei außergewöhnlicher Arbeitskraft und peinlicher Ausnutzung der Zeit, und F. widmete bis in sein spätestes Alter den ganzen Tag den Geschäften. Vor dem Siebenjährigen Kriege liebte F., der 1747 das neue Schloss Sanssouci bei Potsdam bezog, auch Geselligkeit, namentlich geistvoller Franzosen; auch Voltaire war mehrere Jahre (1750–53) am Hofe des »Philosophen von Sanssouci«. Er war nicht nur im Verkehr mit Tonkünstlern, wie Quantz, Graun, Ph. E. Bach u. a., ein eifriger Musikliebhaber (jeden Tag war Konzert, in dem F. selbst die Flöte spielte), sondern auch selbst Komponist (eine Auswahl seiner musikalischen Werke [25 Sonaten für Flöte und Klavier, 4 Konzerte] gab Spitta heraus, Leipz. 1889, 4 Bde.). Vgl. Thouret, F. d. Gr. als Musikfreund und Musiker (Leipz. 1898). Nach dem Kriege zog er sich mehr und mehr in die Einsamkeit zurück, ging ganz in der Erfüllung seiner Pflichten auf; zugleich steigerten sich manche Schwächen: seine Sparsamkeit (er brauchte für seinen ganzen Hofstaat nur 200,000 Tlr. jährlich) artete in Geiz aus, seine Strenge oft in willkürliche Härte, seine Vereinsamung steigerte in ihm die Menschenverachtung. In seiner nächsten Umgebung war er deshalb nicht mehr beliebt, desto mehr bei seinem Volk, und der Ruhm seiner Herrschertätigkeit war über die ganze Welt verbreitet. Gegenwärtig noch bricht sich die Erkenntnis immer mehr Bahn, dass F., indem er Preußen groß machte, auch dem deutschen Volke sein nationales Selbstbewusstsein und opferfreudige Vaterlandsliebe wiedergegeben hat. F. litt wie seine Vorfahren schon früh an Gicht, die mit jedem Jahre schlimmer wurde und zuletzt in tödliche Wassersucht überging. Seine Ehe mit Elisabeth von Braunschweig war kinderlos geblieben. Seine charakteristischen, geistvollen Züge, seine einfache, aber originelle Erscheinung sind in zahllosen Porträten und Denkmälern verewigt; von letzteren ist das großartigste das Reiterstandbild von Rauch in Berlin (seit 1851); 1847 wurde seine Reiterstatue von Kiß vor dem Stadthaus zu Breslau, 1877 ein Standbild Friedrichs von Siemering in Marienburg enthüllt. Den jugendlichen F. zeigt das Standbild in der Siegesallee zu Berlin von Uphues. Seinen Namen führt seit 1889 das 3. ostpreußische Grenadierregiment Nr. 4.
Von Gesamtdarstellungen seines Lebens sind zu nennen: Preuß, F. d. Gr. Eine Lebensgeschichte (Berl. 1832–34, 4 Bde., mit 5 Tln. Urkunden); Carlyte, History of Frederick Il. (Lond. 1858–65 u. ö., 6 Bde.; deutsch, Berl. 1858–69, 6 Bde.); Droysen, Geschichte der preußischen Politik, 5. Teil: F. d. Gr. (Leipz. 1874–85, 4 Bde., bis 1756 reichend); Koser, König F. d. Gr. (Stuttg. 1890–1903, 2 Bde.; Bd. 1 in 2. Aufl. 1901); Wiegand, F. d. Gr. (Bielef. 1902); v. Petersdorff, F. d. Gr. (Berl. 1903). Vom entgegengesetzten Standpunkt aus ist F. beurteilt von O. Klopp (»F. II. von Preußen und die deutsche Nation«, 2. Aufl., Schaffh. 1867). Sehr verbreitet ist Kuglers populäre »Geschichte Friedrichs d. Gr.«, mit den Holzschnitten von A. Menzel (5. Ausg., Leipz. 1901). Vgl. ferner Taysen, Die äußere Erscheinung Friedrichs d. Gr. und der nächsten Angehörigen seines Hauses (Berl. 1891); Waldeyer, Die Bildnisse Friedrichs d. Gr. und seine äußere Erscheinung (das. 1900); Bratuscheck, Die Erziehung Friedrichs d. Gr. (das. 1885); Koser, F. d. Gr. als Kronprinz (2. Aufl., Stuttg. 1901); Fester, Die Bayreuther Schwester Friedrichs d. Gr. (Berl. 1902); Wilhelmine von Oranien, Erinnerungen an den Hof Friedrichs d. Gr. 1757–1761 (hrsg. von Volz, das. 1903); Paulig, F. d. Gr., neue Beiträge zur Geschichte seines Privatlebens, seines Hofes und seiner Zeit (4. Aufl., Frankf. a. O. 1902); Becher, Der Kronprinz als Regimentskommandeur in Neuruppin (Berl. 1892); »Die Kriege Friedrichs d. Gr.«, herausgegeben vom Großen Generalstab (3 Tle., der erste in 3 Bdn., das. 1890–93; der zweite in 3 Bdn., das. 1895; der dritte, bis jetzt 4 Bde., 1901–1902); Duncker, Aus der Zeit Friedrichs d. Gr. etc. (das. 1876); v. Bernhardi, F. d. Gr. als Feldherr (das. 1881, 2 Bde.); »F. d. Gr., Denkwürdigkeiten seines Lebens« (Leipz. 1886, 2 Bde.); Wagner, Friedrichs d. Gr. Beziehungen zu Frankreich und der Beginn des Siebenjährigen Kriegs (Hamb. 1896); Zeller, F. als Philosoph (Berl. 1886); I. Bona Meyer, Friedrichs d. Gr. pädagogische Schriften und Äußerungen (Langensalza 1885); Suphan, Friedrichs d. Gr. Schrift über die deutsche Literatur (Berl. 1888); Krause, F. d. Gr. und die deutsche Poesie (Halle 1884); d'Ancona, F. d. Gr. und die Italiener (deutsch, Rostock 1902); Beheim-Schwarzbach, F. d. Gr. als Gründer deutscher Kolonien in den 1772 neuerworbenen Landen (Berl. 1864); Stadelmann, Preußens Könige in ihrer Tätigkeit für die Landeskultur, Bd. 2: F. d. Gr. (Leipz. 1882); Ring, Asiatische Handelskompanien Friedrichs d. Gr. (Berl. 1890); Bergér, F. d. Gr. als Kolonisator (Gießen 1896); Lochmann, F. d. Gr., die schlesischen Katholiken und die Jesuiten seit 1756 (Götting. 1903); Baumgart, Die Literatur des In- und Auslandes über F. d. Gr. (Berl. 1886); Wiegand, F. d. Gr. im Urteil der Nachwelt (Straßb. 1888). Vgl. die Literatur über »Schlesische Kriege« und »Siebenjähriger Krieg«.
Küstrin, Februar 1731.
Unser gestriger Disput, lieber Freund, blieb noch unentschieden, da der Schlaf uns beide übermannte, als wir im besten Zuge waren, unsere Ansichten auszukramen. Um das Versäumte aber nachzuholen, fahre ich fort:
Das erste System ist die Erhaltung des europäischen Friedens. Demgemäß, muß der König von Preußen sich die größte Mühe geben, mit allen Nachbarn in gutem Einvernehmen zu leben. Da sein Land Europa quer durchschneidet und in zwei Hälften teilt, so versteht es sich, daß er sich mit allen Königen, dem Kaiser und den vornehmsten Kurfürsten auf guten Fuß stellen muß. Denn mit welchem seiner Nachbarn er auch Krieg führt, Vorteile kann er schwerlich erringen, da sein Land von Nachbarstaaten durchsetzt und ohne innere Geschlossenheit ist. Er kann also von mehreren Seiten angegriffen werden, und um sich allerseits zu verteidigen, müßte er die ganze Armee zur Defensive verwenden, so daß nichts für die Offensive übrig bliebe. Stützte er sich zur Behauptung seiner Macht auf dieses System, so wäre er ein schlechter Staatsmann und aller Phantasie und Erfindungsgabe bar, wenn er es dabei bewenden ließe. Denn wer nicht vorwärts kommt (ich spreche von der großen Politik), der geht zurück.
Das andere System, das sich auf dieser Grundlage von selbst aufbaut, ist die fortschreitende Vergrößerung des Staates. Ich habe schon gesagt, daß der preußische Länderbesitz sehr zerstückelt ist. Da kommt es denn bei allen Plänen, die man entwirft, vor allem darauf an, einen engeren Zusammenhang zwischen den Landesteilen herzustellen oder die losgerissenen Stücke, die eigentlich zum preußischen Besitz gehören, ihm wiederanzugliedern.
So hat Polnisch-Preußen von jeher zu Preußen gehört, ist aber durch die Kriege der Polen mit dem Deutschritterorden, seinem damaligen Besitzer, abgesplittert worden. Von der Provinz Preußen ist Polnisch-Preußen nur durch die Weichsel getrennt. Nach Westen stößt es an Hinterpommern. Im Norden bildet das Meer und im Süden Polen seine Grenze. Gehört es einmal zu Preußen, so hat man nicht nur freie Verbindung von Pommern nach Ostpreußen, sondern man hält auch die Polen im Zaum und kann ihnen Gesetze vorschreiben; denn ihre Waren können sie nur verkaufen, wenn sie diese die Weichsel oder den Pregel hinunterschicken, und hierzu bedürfte es dann unserer Zustimmung.
Fahren wir fort. Schwedisch-Pommern ist von Preußisch-Pommern nur durch die Peene getrennt. Es würde sich sehr hübsch ausnehmen, wenn es mit unserem Besitz vereinigt wäre. Abgesehen von den Einkünften (die nur die Finanzleute oder die Steuerräte angehen und die als solche nicht in das politische System gehören, das ich erörtern will), abgesehen von den sehr beträchtlichen Einkünften, die man aus dieser Provinz ziehen könnte, würde man sich vor allen Übergriffen von seiten Schwedens schützen und eine beträchtliche Truppenzahl sparen, die jetzt zur Verteidigung der Grenze oder des Peeneufers notwendig ist. Ferner rundete man das Land mehr und mehr ab und bahnte sich sozusagen den Weg zu einer Eroberung, die sich ganz von selbst darbietet: ich meine Mecklenburg. Hier braucht man nur das Erlöschen des Herzogshauses geduldig abzuwarten, um das Land ohne weitere Förmlichkeit einzustecken.
Ich schreite von Land zu Land, von Eroberung zu Eroberung und nehme mir wie Alexander stets neue Welten zu erobern vor. Den nächsten Schauplatz bilden Jülich und Berg. Sie müssen durchaus erworben werden, damit die armen Länder Kleve, Mark usw. nicht so einsam und verlassen sind. Durch Erwerbung von Jülich und Berg beseitigt man viele Anlässe zu Reibereien und Schikanen, die jetzt in einem fort aus Streitigkeiten über die gegenwärtigen Grenzen entspringen. Der Nutzen dieser Erwerbung liegt auf der Hand. Die Länder der Klevischen Erbschaft werden vereinigt, sie können eine Besatzung von 30 000 Mann tragen und dann mit Verachtung auf die kleinen Schikanen herabsehen, die das Klever Land jetzt nicht allein abwehren kann. Bei einem Bruche mit Frankreich kann man Kleve vom ersten Kriegslärm an nur so lange als preußisch betrachten, wie es den Franzosen beliebt. Ist es aber mit Jülich und Berg vereinigt, so liegt die Sache ganz anders: die Länder sind imstande, sich selber zu verteidigen.