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Wer das nicht kennt, verpasst das Beste: 99 versteckte Orte, besondere Erlebnisse, Sehenswertes abseits der Touristenpfade und jede Menge Überraschendes garantiert Ihnen dieser Reiseführer mit über 100 anregenden Bildern. Das ist Reisen auf höchstem Niveau: Erfahren Sie alles über Koffer & Kultur, lassen Sie sich bei Rebert von der duftenden Symphonie aus Kakao und Vanille betören und staunen Sie, was man aus Holz machen kann. Neugierig? Dieser besondere Reiseführer lässt die 111 Must-see-Orte zwischen Vogesen und Rheinebene links liegen und verrät Ihnen Geheimtipps zwischen Wein, Fachwerk und Natur, die selbst eingefleischte Elsass-Fans noch nicht kennen.
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Seitenzahl: 165
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wie Sie es noch nicht kennen
Volker Knopf
Vorwort
Nordelsass
01Das »schwarze Gold« des Elsass
02Kulturgeschichte des Reisens
03Als die Kelten im Elsass siedelten
04Das Elsass um das Jahr 1900
05Blutige deutsch-französische Geschichte
06Als Vosegus noch den Wald beschützte
07Feines Walnussöl – kalt gepresst
08Lust auf ein Geißeneis?
09Mächtige Burgen in den Nordvogesen
10Elsässer geben ihren Senf dazu
11Das »Bleue« der Hugenotten
12Lalique – Revolutionär der Glaskunst
13Holzspielzeug wie zu Großvaters Zeiten
14Die Magie der Weihnachtskugeln
15Als Holzschuhe noch très chic waren
16Indianerbüffel im Bitscher Land
17Die letzten Kerzenzieher Ostfrankreichs
18Das beste Baguette Frankreichs
19Micro-Brasserie setzt auf Craft Beer
20Zeitreise ins alte Elsass
21Im Schokoladenparadies
22Der Ursprung deutscher Sprache
23Eine der größten Auenlandschaften Europas
24Grüne Lunge im Sauer-Delta
25Hartes Brot für die Töpferzunft
26Goethes Liebschaft in Sessenheim
27Gangster-Limousinen und andere Oldtimer
Krummes Elsass
28Foie-gras-Festival für Gourmets
29Bio-Trank aus dem »Krummen Elsass«
30Einstige Insignien der Macht
31Ein Meister des Geräucherten
32Refugium für Greifvögel
33Der Mann und die alte Mühle
34Pioniertat der Renaissancezeit
35Die Geier warten schon
36Eine Hommage an die Kakaobohne
37Traditionsreiche Fayencerie von Niderviller
38Rosa Sandstein für das Münster
39Hochzeitsgeschirr für Elton John
40Ein Fahrstuhl für die Schifffahrt
41Kulinarisches aus dem Krummen Elsass
Großraum Straßburg
42Wenn Fische gegen den Strom schwimmen
43Wunderknolle aus dem Nordelsass
44Eintauchen in die Welt der Schokolade
45Königsgemüse gedeiht in feinem Sand
46Die Waldmenschen von Dabo
47Salzig und süß in trauter Harmonie
48Futuristisch wirkende Öko-Vision
49Die älteste Bäckerei Frankreichs
50Sauerkraut – fein wie Engelshaar
51Gertwiller – das ganze Jahr Weihnachten
52Im Rhythmus der Schmiedehämmer
53Haute Couture für Karl Lagerfeld
54Intarsienkunst für den Kreml
Straßburg Zentrum
55Das Münster unter der Haube
56Patissier im Herzen der Europa-Metropole
57Genüsslich speisen in Ufernähe
58Orientalismus im deutschen Viertel
59Wein und Leichen im Gewölbekeller
60Eine Käseglocke der Superlative
61Flanieren auf der Malraux-Halbinsel
62Gaumenfreuden im ehemaligen Reitgestüt
63Rock ’n’ Roll in der Milchfabrik
64Tomi Ungerer – Meister der Satire
65Loge am Münsterplatz
Südelsass und Vogesen
66Bergbauern waren einst Selbstversorger
67Tief hinab in den Stollen des Silbertals
68Ein Dorado für Naschkatzen
69Konfitüre von erlesener Qualität
70Die Legende vom Weihnachtsbaum
71Ein Denkmal für die Bäckerzunft
72Die letzte Kelschweberei des Elsass
73Englische Gartenkunst und ambitionierter Trödel
74Die Freiheitsstatue von Colmar
75Hoher Nostalgiefaktor im Spielzeugmuseum
76Ein Hoch auf den Münsterkäse
77Holzschnitzkunst aus den Vogesen
78Ein Denkmal für den Champignon
79Hochburg der Schnapsbrenner
80Als die Kutsche noch die Post brachte
81Meister Adebar ist zurück
82Eiskunst aus La Bresse
83Bizarres Farbenspiel schillernder Mineralien
84Grünes Paradies in den Vogesen
85Einst blühte die Textilindustrie
86Schuhmodelle aus der Swing-Ära
87Fougerolles – Kapitale des Kirschwassers
88Venezianischer Marsch in Remiremont
89Senones – im Land der Abteien
90Corbusiers Meisterwerk der Moderne
91Kulinarische Vielfalt in Mulhouse
92Ein Monument der Automobilität
93Das ländliche Leben von anno dazumal
94Märchenreise mit dem Kleinen Prinzen
95Rückkehr ins mechanische Zeitalter
96Ein Hauch von Orient im heimischen Salon
97Wenn der Motor knattert
98Öko-Biotop in den Rheinauen
99Ein Paradies für Schatzsucher
Register
Impressum
Was gibt es Herrlicheres als bei Sonnenschein am Ill-Ufer im Herzen von Straßburg gemütlich einen Café au lait zu trinken oder auf einem Trödelmarkt in einem beschaulichen elsässischen Fachwerkdorf nach Schätzen zu fahnden? In diesem Büchlein möchte ich Sie auf eine Reise mitnehmen, die von den üblichen Routen abweicht. Es sind Besuche bei kulinarischen Ausnahmekönnern, Meistern der Handwerkskunst oder an ungewöhnlichen Orten. Ob zu Gast bei einem preisgekrönten Chocolatier, in einem verwunschenen Garten oder einer traditionsreichen Manufaktur – der pittoreske Landstrich in Ostfrankreich hat viele Facetten. Lust auf Walnussöl, das in einer 200 Jahre alten Mühle kalt gepresst wird und ein Geheimtipp bei Gourmets ist? Oder mal ein Besuch bei einem venezianischen Maskenball mitten in den Vogesen? Und wie wäre es mit einer Stippvisite in einer jahrhundertealten Cristallerie, in der sich auch schon Sir Elton John mit feinstem Kristall eingedeckt hat? Wenn Sie Lust auf das Außergewöhnliche haben, sind Sie hier richtig. Natürlich machen wir auch den einen oder anderen Schlenker nach Lothringen oder in die Franche-Comté im Süden. Es wäre zu schade, eine sehenswerte Destination auszulassen, nur weil sie einige Kilometer jenseits der (nicht vorhandenen) Grenze zwischen den Regionen liegt. Auch das oft vernachlässigte »Krumme Elsass« kommt zu seinem Recht. Gemeint ist der Landstrich im Nordwesten, der auf der Karte wie ein Höcker nach Lothringen hinein ragt und etwas bucklig und krumm verläuft. Zudem: Wer des Französischen nicht mächtig ist, kommt problemlos über die Runden. Sämtliche Protagonisten der vorgestellten Destinationen sprechen den alemannischen, elsässischen Dialekt.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Reisen und Geschichten sammeln … wünscht Volker Knopf
Wer an Erdöl denkt, dem fallen wohl zunächst einmal die Saudis ein, die mit Petroleum zu immensem Reichtum gekommen sind. Allerdings: Schon weit früher wurde in der alten Welt Erdöl gefördert. Einer der ältesten Fundorte des »schwarzen Goldes« in Europa liegt im elsässischen Merkwiller-Pechelbronn.
Bereits im Jahr 1498 wurden hier Erdölfunde das erste Mal dokumentarisch erwähnt. 1740 gründete sich mit der »Pétrole d’Alsace« eine der ältesten Erdölgesellschaften weltweit. Mitte des 19. Jahrhunderts begann schließlich die industrielle Förderung. Ein kleines, aber feines Museum in Merkwiller-Pechelbronn erinnert an die Blütezeit des »schwarzen Goldes« in Frankreich. Selbst zur Wundheilung wurde die schwarze Salbe einst benutzt, ehe Fördertürme in großer Zahl die dunkle Substanz aus dem Erdreich pumpten. 1927 fand hier eine Weltpremiere mit der ersten elektrischen Bohrlochmessung statt. Um 1950 stellte die regionale Erdölfördergesellschaft noch einen der größten Arbeitgeber des Departements. Ende der 1950er-Jahre begann dann der Niedergang des Industriezweigs im nördlichen Elsass. Das »elsässische Texas« war fortan Geschichte.
Schon Jahrzehnte zuvor waren die wandernden Schmierölverkäufer, die einst von Dorf zu Dorf zogen, aus dem Landschaftsbild verschwunden, wie Museumsleiterin Pascale Rolle erklärt. 1970 war endgültig Schluss mit der Förderung, die sich vornehmlich auf Paraffine und Motorenöle konzentriert hatte. Einige der Förderpumpen, die der Region einst Wohlstand verschafften, sind noch rund um das verschlafene Örtchen zu sehen. Etliche Exponate und Schautafeln klären über die einstige Bedeutung des Erdöls für die Gegend auf. Dem Rundgang durch die Ausstellungsräume mit Videovorführung (auf Deutsch) kann eine Besichtigung der Schachtanlage in der Grube Clemenceau angeschlossen werden. Ob Fördertürme, Pumpen, alte Emailleschilder mit Firmenlogos oder das historische Werkzeug der Arbeiter – im Museum von Merkwiller-Pechelbronn lebt die Geschichte des »schwarzen Goldes« im Elsass wieder neu auf.
Musée du pétrole · April–Ende Okt. geöffnet · 4 Rue de l’école · 67250 Merkwiller-Pechelbronn Tel. 0033/3 88 80 91 08 · www.musee-du-petrole.com
Symbol einer industriellen Epoche: eine Förderpumpe im Elsass.
Wer das Museum von Jean-Philippe Rolland und seiner Frau Marie betritt, der kommt aus dem Staunen so schnell nicht heraus. Das Ehepaar hat in Haguenau ein ziemlich ungewöhnliches Museum für Koffer und Utensilien des Reisens errichtet. Ein Besuch ist wie eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert.
Wohin man auch schaut, sieht man riesige, aufwendig restaurierte Koffer aus einer Zeit, als der Orient-Express wohl gerade en vogue war. Zudem gibt die Sammlung von über 320 Koffern von renommierten Marken wie Louis Vuitton, Hermès, Goyard oder Moynar auch einen Einblick in die Mobilität des Menschen und die Kulturgeschichte des Reisens, die mit der Etablierung der Eisenbahn Mitte des 19. Jahrhunderts neue Dimensionen erreichte. Jeder Koffer erzählt eine eigene Geschichte. Für die Rollands ist das Sammeln schon viele Jahre ein faszinierendes Hobby mit viel Nostalgie. Gemeinsam mit seiner Frau restauriert Jean-Philippe Rolland die riesigen, oft hölzernen Reisekoffer auch. Abnehmer hat das Paar etliche. Französische Filmemacher schauen sich immer mal wieder bei ihnen um, wenn sie für Filme, die in Zeiten des Fin de Siècle spielen, originale Stücke benötigen. Die zuweilen mannshohen Koffer muten fast wie Schränke an, sind aufklappbar und nicht nur deshalb auch attraktive Dekostücke für Menschen, die sonst schon alles haben. Natürlich sind die Rollands auch für die internationale Sammlerszene tätig, mit Kunden aus allen Ecken Europas, aber auch aus den USA und Japan. Sie gelten als Koryphäen in Sachen historische Reisekoffer, was Kollektion als auch Restaurationstechnik betrifft. Während man heutzutage meist lässig einen schmalen Trolley hinter sich herzieht, schickte man in Zeiten der Dampfloks und der Ozeankreuzer riesige Koffer auf Reisen. Das älteste Stück im Museum im Nordelsass ist aus dem Jahr 1640. Vornehmlich aus Westeuropa und Nordamerika stammen die Stücke in der weltweit einzigartigen Sammlung, die sehr schön in Szene gesetzt ist. Besonders faszinierend ist, wie viel Mühe und Kunstfertigkeit man zu Zeiten von Jules Verne für den Bau eines Koffers aufgewendet hat. Es handelt sich fraglos um wichtige Statussymbole ihrer Zeit.
Musée du bagage · Mo–Do 11–18, Fr–So 13–17.30 Uhr · 5 Rue Saint-Georges 67500 Haguenau ·www.museedubagage.com
Die schön in Szene gesetzte Reisekoffersammlung ist weltweit einmalig.Postkutschenzeitalter im Musée du bagage in Haguenau
Eines der bevorzugten Siedlungsgebiete der Kelten war einst das Elsass. 23 Nekropolen und 580 Hügelgräber des sagenumwobenen Volkes sind im Haguenauer Forst zu finden. Es ist eine der dichtesten Ketten von Hügelgräbern in Europa. Das macht die Gegend zu einer wahren Fundgrube für Archäologen.
Im Historischen Museum im Zentrum von Haguenau erfährt der Besucher anhand der Schätze des Museums, welch talentierte Handwerker die Kelten waren. So stellten sie Außergewöhnliches aus Holz her, waren sehr gute Zimmermänner sowie filigrane Schmuckhersteller. Gerade die Bronzegürtel waren typisch für die Kelten, ebenso bestimmte Verzierungen wie Schlangenmotive. Auffällig auch, dass um Haguenau herum keine römischen Ortsnamen zu finden sind. Entlang des Flusses Moder findet man in der Region nur Namen keltischen Ursprungs. Hier verlief einst eine große Handelsstraße für Salz und Bernstein. In der Gegend gibt es etliche keltische Heiligtümer wie den Donon. Der höchste Berg der Nordvogesen wurde schon im neolithischen Zeitalter als Kultplatz genutzt. Während der Eisenzeit, in der Hallstatt- und Latene-Kultur siedelten die Kelten auf beiden Seiten des Rheins. Um etwa 60 v. Chr. ließen sie sich dauerhaft im Nordelsass nieder. Die Römer unter Julius Cäsar beendeten schließlich den Vormarsch der Kelten um ihren Häuptling Ariovist, als jene bei der »elsässischen Schlacht« vernichtend geschlagen wurden.
Zahlreiche Objekte erinnern an das geheimnisumwitterte Volk ohne Schriftkultur. Begräbnisurnen, Keramiken, Weinkrüge, Medaillons mit Spiralmotiv, Münzen, Schmuck und Armbänder aus der Latene-Zeit sind unter anderem in Haguenau zu betrachten. Beeindruckend sind auch ein Körpergrab sowie ein Bronzeschwert der Kelten (1000 v. Chr.), welches in einer Kiesgrube im nordelsässischen Seltz gefunden wurde. Augenfällige Überreste der keltischen Zivilisation ist eine enorme Anzahl von Hügelgräbern. Im Seltzer Wald, zwischen Wissembourg und Haguenau sind sie entlang der früheren Salzstraße zu sehen.
Musée historique · 9 Rue du Maréchal Foch · 67500 Haguenau · Tel. 0033/3 88 90 29 39www.ville-haguenau.fr
Ein keltisches Bronzeschwert um 1000 v. Chr.
Intention des Bauernhof-Museums »maison rurale de l’outre foret« in Kutzenhausen ist es, das kulturelle Erbe früherer Generationen und das Wissen um alte Handwerkstechniken zu bewahren. Insbesondere die Jugend soll mit dem Projekt »Elsass um 1900« angesprochen werden.
In dem liebevoll eingerichteten Museumsbauernhof erhält der Interessierte reichlich Einblicke in das bescheidene bäuerliche Leben der Vergangenheit. Akribisch wurden in dem auf mehrere Gebäude verteilten Areal mit Scheune, Werkstätten, Backstube oder Bauernhaus die Artefakte eines quasi verschwundenen bäuerlichen Lebens zusammengetragen. Alte Handwerksberufe wie die des Wagners, Strohschneiders, Seilers oder Korbflechters werden nachgezeichnet. Auffällig, wie filigran und spezialisiert die Werkzeuge für die verschiedenen Handwerksberufe waren – zu Zeiten, als der Wagner noch zu Spannsäge, Schabhobel oder zur Schmiege griff. Äußerst detailliert sind die Werkanleitungen zum Bau eines Wagenrads aus dem 19. Jahrhundert. Eindrucksvoll ist auch die alte Schmiede mit Amboss und unzähligen Zangen in allerlei Größenordnungen oder das Heim des Schuhmachers in kargem Gemäuer.
Gerade für junge Besucher und die Schulklassen, die durch das Museum geführt werden, ist es gefühlt wie eine Reise in die Steinzeit – so unvorstellbar weit weg ist dieses Leben für viele. Dabei ist es gerade mal einige Generationen alt, unterscheidet sich aber eben doch fundamental von unserem modernen Leben. Äußerst informativ ist der Besuch eines bäuerlichen Wohnhauses aus dem späten 19. Jahrhundert, in dem, wie es zu jener Zeit üblich war, mehrere Generationen zusammenlebten. Vor allem wie eng alles beisammen war – von der Viehhaltung über die Räucher- und Mahlkammer bis zur gemütlichen Wohnstube – lässt den Betrachter von heute staunen. Das Vieh war sozusagen Teil der Großfamilie, der Speck hing zuweilen mitten im Wohnraum. Und Freizeit, wie wir sie heute kennen, stand damals eher nicht auf der Agenda.
Maison rurale de l’outre foret · April–September geöffnet · 1 Rue de l’Eglise 67250 Kutzenhausen · Tel. 0033/3 88 80 53 00 ·www.maison-rurale.fr
Küche aus dem 19. Jahrhundert mit Töpfergut und Butterstampfer
Rund 20 000 Soldaten verloren in der Schlacht bei Wœrth im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 ihr Leben. Preußen ebnete die Entscheidung auf den Schlachtfeldern des Elsass den Weg zum Sieg. Einzig dieser Schlacht vom 6. August 1870, als sich 88 000 preußische und 45 000 französische Soldaten gegenüberstanden, widmet sich das Museum im Schloss im elsässischen Wœrth. Der Konflikt wird minutiös anhand von Karten und Dokumenten nachgezeichnet. Zahlreiche Devotionalien wie Musketen, Säbel, Abzeichen, Granaten und Uniformen sind ausgestellt. Besonders eindrucksvoll ist das nachgestellte Schlachtfeld mit rund 4000 eigens dafür gegossenen Zinnsoldaten.
Musée de La Bataille du 6 août 1870 · ganzjährig geöffnet · 2 Rue du Moulin · 67360 Wœrth Tel. 0033/3 88 09 40 96 · www.cheminsdememoire.gouv.fr
Mit Heiligtümern der Nordvogesen beschäftigt sich ein kleines, aber feines Museum in Langensoultzbach im Nordelsass. Vor allem Artefakte zu keltischen und römischen Gottheiten sind Bestandteil der Einrichtung in der katholischen Kapelle mitten im Zentrum des Dorfes. Viele Relikte sind dort zu begutachten – beispielsweise der Sockel einer Jupitersäule mit den vier Gottheiten Juno, Herkules, Merkur und Minerva oder ein Relief, welches Rosmerta, die gallische Göttin der Fruchtbarkeit gemeinsam mit Merkur zeigt. Interessant ist auch eine Darstellung des keltischen Gottes Vosegus, Jäger und Beschützer des Waldes, der dem Mittelgebirge Vogesen seinen Namen lieh.
Musée Dieux déesses et sanctuaires des Vosges du NordJuni–Sept. sonn- und feiertags geöffnet · Chapelle l’Église · 67360 Langensoultzbach Tel. 0033/3 88 09 31 01 ·www.langensoultzbach.free.fr
Drastische Darstellung der Schlacht anhand von ZinnsoldatenIn der Kapelle der Dorfkirche ist das Museum untergebracht.
Seit 1827 tut sie bereits ihren Dienst – die Ölmühle von Lembach-Pfaffenbronn im Nordelsass. Chretien Jaming betreibt sie in der fünften Generation. Schon beim Betreten des dunklen Mühlraums mit dem markanten Kopfsteinpflaster fühlt man sich in eine andere Zeit zurückversetzt.
Wo früher noch die Pferde im Kreis gelaufen sind, um die großen Mahlsteine zu bewegen, werden heutzutage natürlich Motoren benutzt. Die beiden Mahlsteine, aus dem Sandstein der Vogesen gehauen, wiegen jeweils eine Tonne. Langsam arbeiten sie sich über die zerquetschten Walnüsse im Becken des Mühlsteins hinweg und bilden einen leichten Film auf dem Stein. Das außergewöhnliche Aroma des Walnussöls, das Jaming auf diese Weise in Handarbeit zubereitet, hat sich herumgesprochen. Schließlich gibt es nicht mehr so viele, die ein derartig hochwertiges Speiseöl manuell herstellen. Selbst aus Belgien oder Luxemburg hat er Kundschaft. Auch so mancher Küchenchef vertraut auf sein kalt gepresstes Öl. Nach der Prozedur mit den Mahlsteinen wird die Walnussmasse auf 30 bis 40 Grad erwärmt. Mehr nicht. Anschließend wird sie mittels einer weiteren Maschine hydraulisch kalt gepresst. 24 Tonnen wirken dann auf die Masse, die zuvor in Leinentücher gepackt wurde.
Mit einem guten Auge und viel Erfahrung führt Jaming die alte Tradition gerne fort. Vor 45 Jahren hatte er mit seinem Vater die alte Ölmühle restauriert und die hölzernen Zahnräder erneuert. Ansonsten tut das Mahlwerk seinen Dienst noch genauso wie damals. Die Feinschmecker, die ihre Nüsse abliefern, um später eine Flasche mit feinem Öl für Salatsaucen, Marinaden oder Pesto zu erhalten, können bei der Prozedur zuschauen. Eine Stunde dauert es, bis rund 20 Kilogramm Wal- oder Haselnüsse flüssig gepresst in einer Dreiviertelliter-Flasche enden. Den bescheidenen Landwirt freut es, dass bei dem Naturprodukt kein Öl wie das andere schmeckt. In seinem Hofladen kann man neben Ölen auch Honig erstehen, denn nebenbei arbeitet er auf seinem Hof auch als Imker.
Moulin à huile · keine festen Öffnungszeiten, spontane Besuche möglich 13 Annexe Pfaffenbronn · 67510 Lembach-Pfaffenbronn · Tel. 0033/6 20 21 15 40
Chretien Jaming produziert feinstes Walnussöl in fünfter Generation.Das kalt gepresste Walnussöl ist bei Gourmets äußerst beliebt.
Kaum hat man den Stall betreten, hört man sie schon kräftig meckern. Neugierig recken sie ihre Hälse und mustern aufmerksam den Besucher. Scheu kennen die rund 150 Ziegen in der Obersteinbacher Farm im nördlichsten Zipfel des Elsass nicht.
Hier in den Nordvogesen sind die robusten Rassen der Alpinen und Saanen zu Hause. Betrieben wird die zweitgrößte Ziegenkäserei der Region von der Familie Sturtzer. Angeboten wird im Hofladen so ziemlich alles rund um die Ziege: vornehmlich natürlich Ziegenkäse, aber auch Ziegenmilch, Zickleinfleisch, Joghurt oder exotischere Produkte wie Ziegenwurst und Geißeneis. Die Qualität der »Ferme du Steinbach« ist auch in der benachbarten Pfalz bestens bekannt. Das liegt daran, dass die Familie regelmäßig auf deutschfranzösischen Bauernmärkten unterwegs ist, neben Lothringen und Elsass eben auch in der Südpfalz. Restaurants in der Region werden vom weitläufigen Bauernhof am Ortsausgang von Obersteinbach ebenfalls beliefert. Freilich ist Ziegenkäse nicht jedermanns Sache, aber die Vorteile des »fromage de chèvre« sind vielfältig. So gibt es letztlich keinen Käse mit weniger Fettgehalt, er weist keine Laktose auf und ist damit sehr gesund. Die Vielfalt ist groß – von Frischkäse bis zu Hartkäse, von einer sehr cremigen, milderen Variante bis zu Käse, der geschmacklich an Camembert oder Münsterkäse erinnert. Besonders beliebt ist Ziegenkäse in einer etwas milderen Variante. So kommen die »amis de fromage« hier ganz auf ihre Kosten. Rund 800 Liter geben die 150 Ziegen pro Jahr. Im Frühjahr, wenn die Tiere Junge haben, wird am meisten produziert. Im Sommer wird der Stall mit der Wiese hinter dem Berg getauscht. Ganz besonders stolz sind die Bauern auf ihren Ziegenbock Jules. Der leistet ganze Arbeit und beglückt seine weiblichen Artgenossen regelmäßig mit seiner Männlichkeit. Vor allem die winterharte Nutzpflanze Luzerne und Heu bekommen die Hornträger zu fressen. Seit einiger Zeit trägt der Bauernhof das Qualitätslabel »Biosphäre Nordvogesen«. Gern kann man beim Besuch in der idyllischen gelegenen »ferme« auch gleich beim Erzeuger selbst vorbeischauen und einen Blick in den Stall werfen.
Ferme du Steinbach · Hofladen täglich 10–19 Uhr · 6 Rue de la Rohrmatt 67510 Obersteinbach · Tel. 0033/3 88 09 57 42 ·www.fermedusteinbach.fr
Familie Sturtzer verkauft ihren Ziegenkäse oft auf Bauernmärkten.Neugierig recken die Ziegen der Ferme Steinbach die Hälse.
Wer eine Zeitreise ins Mittelalter unternehmen möchte, der ist im »Haus der Burgen« in Obersteinbach richtig. Hier erfährt man viel über die imposanten Festungsanlagen, die größtenteils zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert im Elsass entstanden sind, anfangs noch in den Felsen gehauen, später von Ringmauern geschützt. Rund 500 dieser Bauwerke standen einst auf der elsässischen Ebene, im Fokus des Museums steht eine Kette von acht Burgen, die sich entlang der Nordvogesen zieht. Zahlreiche Exponate wie Miniaturnachbauten der Burgen, Wappen und Siegel der Adelsgeschlechter, Genealogien, Fotografien der Ruinen oder Ritterrüstungen legen beredtes Zeugnis vom Leben im Mittelalter ab.
Maison des Châteaux-Forts · Mai–Oktober Sa–So 14–17.30 · 42 Rue principale 67510 Obersteinbach · Tel. 0033/3 88 09 56 82 · www.tourismus-nordelsass.de
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts