Freizeitführer: 101 Sachen machen - alles, was man in Karlsruhe erlebt haben muss - Volker Knopf - E-Book

Freizeitführer: 101 Sachen machen - alles, was man in Karlsruhe erlebt haben muss E-Book

Volker Knopf

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Beschreibung

In dem ungewöhnlichen Ausflugsführer für große und kleine Abenteurer sind zahlreiche Geheimtipps für spannende Aktivitäten in und um Karlsruhe versammelt. Ob Besuch auf der Straußenfarm oder beim Chocolatier, Verkostung von Gelbfüßler-Pralinen oder Eintauchen in Jugenderinnerungen mit Retro-Video-Games und in der Schallplatten-Manufaktur, die Region bietet für jedes Alter und jeden Geschmack etwas Besonderes.

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IN KARLSRUHE UND UMGEBUNG KANN MAN

… KUNST ERLEBEN

15, 18, 21, 24, 26, 29, 31, 33, 41, 42, 79, 98

… WANDERN UND ENTDECKEN

19, 25, 32, 44, 48, 54, 55, 59, 63, 64, 78, 87, 88, 90, 94, 97

… KOSTEN UND KAUFEN

1, 6, 7, 8, 9, 11, 17, 20, 34, 51, 52, 56, 58, 62, 65, 66, 69, 70, 73, 74, 75, 76, 77, 80, 86, 89, 99

… SEHEN, WIE ES FRÜHER WAR

3, 4, 10, 13, 27, 30, 37, 39, 43, 46, 49, 53, 57, 60, 61, 71, 72, 81, 82, 84, 85, 91, 95, 100, 101

… NATUR STUDIEREN

2, 12, 14, 22, 23, 36, 40, 45, 50, 67, 92, 93, 96

… ÜBER KURIOSES STAUNEN

5, 16, 28, 35, 38, 47, 68, 83

Für Jeannette

INHALT

VORWORT

1KARLSRUHE

EIN LESEPARADIES – A & S Bücherland

2KARLSRUHE

WEITE STADTNATUR – Alter Flugplatz

3KARLSRUHE

VINYL FÜR AUDIOPHILE – Badische Schallplattenmanufaktur

4KARLSRUHE

VILLEN IM JUGENDSTIL – Baischstraße

5KARLSRUHE

KONTAKT ZU ZEUS – Blitz-Informationsdienst

6KARLSRUHE

GIN AUS CANNABIS – Breaks Spirituosen

7KARLSRUHE

WIE BEI FREUNDEN – Café Palaver

8KARLSRUHE

GLAMOURÖSE DINNERSHOW – Crazy Palace

9KARLSRUHE

KRÄUTERFEE AM HAFEN – Culinarico-Manufaktur

10KARLSRUHE

PIONIER DES FAHRRADS – Drais-Museum im Gewerbehof

11KARLSRUHE

REGIONALE BIOKÜCHE – EigenArt

12KARLSRUHE

WINDRAD ALS SYMBOL – Energieberg

13KARLSRUHE

FUSSBALL-GESCHICHTE – Engländerplatz

14KARLSRUHE

DSCHUNGEL-RUNDGANG – Exotenhaus

15KARLSRUHE

IM REICH DER DÜFTE – Florascent Duftmanufaktur

16KARLSRUHE

SCHAUKELN AM GRAB – Friedhof-Spielplatz

17KARLSRUHE

BADISCHES KONFEKT – Gelbfüßler-Pralinen

18KARLSRUHE

FEDERLEICHT GEBLASEN – Glas-Atelier Schwarzmüller

19KARLSRUHE

SCHATZSUCHE IM WASSER – Goldwäscher Michael Leopold

20KARLSRUHE

KAFFEE-SOMMELIER – Good Karma Coffee

21KARLSRUHE

ENTRÜCKTES JAGDPALAIS – Gut Scheibenhardt

22KARLSRUHE

HALBRUND MIT BRUNNEN – Haydn-Platz

23KARLSRUHE

IDYLL AM RHEINUFER – Hofgut Maxau

24KARLSRUHE

MODE FÜR DEN KOPF – Hut-Linde

25KARLSRUHE

MEDITATION MIT TEE – Japangarten

26KARLSRUHE

KATZE AUF DEM SPRUNG – Kindergarten von Tomi Ungerer

27KARLSRUHE

MERCEDES-FLÜSTERER – Kirschinger & Sohn

28KARLSRUHE

SERVILE KÜCHENHILFE – KIT Robotik

29KARLSRUHE

INNOVATIVE AUFTRITTE – Kohi Kulturraum

30KARLSRUHE

EIN PLATZ FÜR TRÖDEL – Krempel-Tempelchen

31KARLSRUHE

LEUCHTENDE GLASKUNST – Künstler Rudi Fielitz

32KARLSRUHE

BESITZEN NICHT NÖTIG – Leihlokal

33KARLSRUHE

KERAMIK-TRADITION – Majolika

34KARLSRUHE

FRANKOPHIL UND DELIKAT – Markt auf dem Gutenbergplatz

35KARLSRUHE

ROTE ROBEN WIEDER NEU – Maßmode Kerstin Brandt

36KARLSRUHE

FAHREN AM GRÜNEN BAND – NaturRADtour

37KARLSRUHE

PARKPLATZ FÜR BENZ – Patentwagen in Mühlburg

38KARLSRUHE

KREATIV IM CONTAINER – Perfekt Futur im Alten Schlachthof

39KARLSRUHE

VIDEOSPIELE KLASSISCH – Retro Games

40KARLSRUHE

WELLEN WIE AM MEER – Rheinstrandbad

41KARLSRUHE

ERSTES FILMTHEATER – Schauburg

42KARLSRUHE

MUSIK IM LUSTHAUS – Schloss Gottesaue

43KARLSRUHE

UNTERRICHT UM 1900 – Schulmuseum in Palmbach

44KARLSRUHE

SCHWIMMEN IM WINTER – Sonnenbad

45KARLSRUHE

REICH DER FALTER – Staatliches Museum für Naturkunde

46KARLSRUHE

ORT DER DEMOKRATIE – Ständehaus mit Bibliothek

47KARLSRUHE

KOMMISSAR IM EINSATZ – Tatort Karlsruhe

48KARLSRUHE

BLICK IN DIE FERNE – Turmbergterrasse

49KARLSRUHE

KURIOSE FAHRZEUGE – Verkehrsmuseum in der Südstadt

50KARLSRUHE

NATUR ZU ERKUNDEN – Waldklassenzimmer

51KARLSRUHE

GENUSS MIT REBENSAFT – Weinlade am Gutenbergplatz

52KARLSRUHE

FEINE SCHOKOLADE – Zuckerbecker am Werderplatz

53BADISCHER OBERRHEIN

STEINZEIT-EXPERIMENTE – Archäologin Anne Reichert

54BADISCHER OBERRHEIN

ALPAKAS IM HÜHNERHOF – Bio-Geflügelhof Günth

55BADISCHER OBERRHEIN

NATÜRLICHE FABELWESEN – Drachenweg Weingartener Moor

56BADISCHER OBERRHEIN

SÜSSE ROTE FRÜCHTCHEN – Erdbeerland Enderle

57BADISCHER OBERRHEIN

NACHHALTIG BRAUCHBAR – Historisch Antik in Ötigheim

58BADISCHER OBERRHEIN

HERZ FÜR BIENEN – Imkerin Roswitha Wildauer in Malsch

59BADISCHER OBERRHEIN

BÜFFEL IM TEICH – Landschaftspflege Mathias Börsig

60BADISCHER OBERRHEIN

KLINGENDE MECHANIK – Musikautomaten in Ettlingen

61BADISCHER OBERRHEIN

ORGEL FÜR DIE TITANIC – Musikautomaten-Museum Bruchsal

62BADISCHER OBERRHEIN

GURKEN AUS DEM FASS – Ostfeinkost auf dem Markt

63BADISCHER OBERRHEIN

PER SCHIFF ÜBERSETZEN – Rheinfähre Leopoldshafen

64BADISCHER OBERRHEIN

AUSZEIT AM FLUSSUFER – Rheinkiosk in Neuburgweier

65BADISCHER OBERRHEIN

KÖNIGLICHES GEMÜSE – Spargel-Gehrer in Durmersheim

66BADISCHER OBERRHEIN

FRISCH AUS PARIS – Südfisch in Muggensturm

67BADISCHER OBERRHEIN

ADLER UND UHU – Vogelpark Neuthard

68BADISCHER OBERRHEIN

AUTONOMES LUFTTAXI – Volocopter

69BADISCHER OBERRHEIN

LEICHTES FÜR GOURMETS – Walk’sches Haus in Weingarten

70BADISCHER OBERRHEIN

TROPFEN DEGUSTIEREN – Weinmanufaktur Weingarten

71ELSASS

HANDWERK VON EINST – Bauernhofmuseum Kutzenhausen

72ELSASS

SCHWARZES GOLD – Erdölmuseum Merkwiller-Pechelbronn

73ELSASS

LEINENSTOFF MIT KAROS – Kelsch d’Alsace in Seebach

74ELSASS

BRÄNDE AUS STREUOBST – Liqueurs Steiner in Preuschdorf

75ELSASS

ZEITREISE MIT PUPPEN – Museum in Hatten

76ELSASS

AROMA VON NÜSSEN – Ölmühle in Lembach-Pfaffenbronn

77ELSASS

PRALINEN HAUSGEMACHT – Pâtisserie Rebert in Wissembourg

78ELSASS

BLAUES DORF MIT GARTEN – Uttenhoffen

79KRAICHGAU

HERR ÜBER DIE ZEIT – Art & Antik in Ispringen

80KRAICHGAU

WISSEN ÜBER BIER – Getränke Ackermann

81KRAICHGAU

ZAUBER AUF DEM DACH – Raußmühle bei Eppingen

82KRAICHGAU

VERLIEBT IN BÜGELEISEN – Schlossmuseum Gochsheim

83KRAICHGAU

GLÜCK AUS DER MÜHLE – Sweet & Lucky in Gondelsheim

84KRAICHGAU

FRÜHE FERNSPRECHER – Telefonmuseum Remchingen

85PFALZ

AUFSTAND FÜR FREIHEIT – Bauernkriegshaus in Nußdorf

86PFALZ

RESISTENTE REBSORTEN – Bio-Weingut Rummel in Nußdorf

87PFALZ

LEGENDÄRER RITTER – Burg Berwartstein

88PFALZ

AUSSICHT RUNDUM – Burgruine Drachenfels

89PFALZ

SCHOKOKUSS AM MORGEN – Eugen Trauth & Söhne

90PFALZ

ZU EHREN VON MARIA – Madenburg

91PFALZ

GLANZ EINER INDUSTRIE – Schuhmuseum Hauenstein

92PFALZ

GROSSE VÖGEL TANZEN – Straußenfarm Mhou in Rülzheim

93PFALZ

WALDTIERE NÄHERN SICH – Wild- und Wanderpark Silz

94SCHWARZWALD

RUINE AM WILDEN BACH – Allerheiligen mit Wasserfällen

95SCHWARZWALD

HISTORISCHE VEHIKEL – Fahrzeugmuseum Marxzell

96SCHWARZWALD

WELT DER KORALLEN – Gasometer Pforzheim

97SCHWARZWALD

BAROCKE TÜRME IM TAL – Klosterruine Frauenalb

98SCHWARZWALD

SCHAMOTTE MIT STIL – Manufaktur für Ofenkacheln Eisenack

99SCHWARZWALD

SCHINKEN MIT BALANCE – Metzgerei Glasstetter in Völkersbach

100SCHWARZWALD

ERBE VON BERTHA BENZ – Motorkutschentouren

101SCHWARZWALD

KNISTERNDE EMPFÄNGER – Radiomuseum Waldbronn

VORWORT

Karlsruhe kennen – Karlsruhe lieben: So lautete ein Werbeslogan aus den 70er-Jahren. Ganz ehrlich, etwas abgeschmackt war der Slogan schon damals. Die Fächerstadt ist eher eine Liebe auf den zweiten Blick. Aber die mit etwas mehr als 300 000 Einwohnern zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs hat enorm viel zu bieten – wenn man die richtigen Ecken kennt. Dieses Buch soll Sie dahin begleiten. Es ist sowohl für Neueinsteiger als auch für Alteingesessene gedacht. Daher lassen wir Destinationen, die selbst Leute von außerhalb kennen – ZKM, Schloss oder »Das Fest« – außen vor.

Wussten Sie, dass sich am Engländerplatz die Wiege des deutschen Fußballs befindet? Hier fand 1899 ein deutsches Ur-Länderspiel statt. Kennen Sie das Gut Scheibenhardt – ein verwunschen wirkendes Jagdschloss, in dem heute die Kunstakademie eine Dependance hat? Oder: Schon mal High-End-Kaffeebohnen beim Coffeologen im Höhenstadtteil Bergwald verkostet? Stadtnah, aber doch irgendwie abseits der Wege. »101 Sachen machen« soll Ihnen helfen, Ihre Stadt neu oder wieder zu entdecken.

Ganz wesentlich: Die ehemalige badische Residenz wird seit jeher wegen ihrer bevorzugten geografischen Lage gerühmt. Zu Recht. Um sie herum liegen der Kraichgau, der Schwarzwald, die Pfalz und das Elsass. Deshalb wird hier auch weniger Bekanntes in der Umgebung vorgestellt: unter anderem der Drachenweg im Weingartener Moor, das Burgenland der Südpfalz, ein Chocolatier in Wissembourg und eine spektakuläre Panorama-Vision im Pforzheimer Gasometer.

Im Übrigen: Die heutige »Residenz des Rechts« hat ihr Außenmarketing längst auf einen aktuelleren Stand gebracht. Inzwischen heißt der Slogan der Technologie-Region: »High-Tech trifft Lebensart«. Und das passt in der Tat recht gut. In Karlsruhe mit seiner liberalen Tradition trifft Informationstechnologie auf eine vom Nachbarn Frankreich inspirierte Genießerseele. Hier finden sich das Seecontainer-Gründerzentrum »Perfekt Futur«, der frankophile Wochenmarkt auf dem Gutenbergplatz oder ein neu entwickelter Küchen-Roboter. Aber entdecken Sie Karlsruhe und die Region doch einfach selbst …

1

KARLSRUHE

EIN LESEPARADIES

A & S Bücherland

Das »A & S Bücherland« in der Karlsruher Oststadt ist zweifellos ein magischer Anziehungspunkt für Freunde des Gedruckten. Längst ist die Secondhand-Buchhandlung, die seit rund 15 Jahren existiert, ein wichtiges kulturelles Zentrum im Quartier. Regelmäßig finden dort Lesungen statt. Wohin man auch schaut: Bücher, Bücher, Bücher. Mit rund 500 Quadratmetern und mehr als 50 000 Büchern auf Lager ist die Einrichtung die größte ihrer Art in Süddeutschland.

Eine Mischung aus Antiquariat und Buchhandlung – in jedem Fall ein Treffpunkt für Menschen, die Bücher lieben. »Es geht um Lesekultur zum einen, aber auch um einen sozialen Treffpunkt. Man hat viele schöne Gespräche«, erklärt Betreiber Thomas Stieber.

Und in der Tat, in der Stunde des Besuchs kommen zahlreiche Menschen vorbei, bringen Bücher, schmökern in den Untiefen des riesigen Verkaufsraums, kaufen Bücher oder halten ganz einfach ein Schwätzchen. Die Stammkundschaft schätzt den Laden offensichtlich sehr. Es gibt viele lesefreudige Studenten in der Nähe, zudem ein urbanes Umfeld. Der studierte Physiker Stieber hatte irgendwann genug davon, als Naturwissenschaftler jobbedingt nur noch vor dem Computer zu sitzen. Schon war die Idee zu der Secondhand-Buchhandlung geboren. Das Vorbild kam aus der Schweiz. Damit ist das Bücherland unweit der Hoepfner-Burg eine ganz eigene Form des Buchladens und eine Kultur-Insel.

Die Bücher kosten in etwa zwischen zwei und fünf Euro. Fast unmöglich, dass ein bibliophil gesinnter Mensch hier nicht fündig wird. Der Bücherwurm findet auch relativ viele aktuelle Titel – ob von Ken Follett, T. C. Boyle, Tim Parks, Virginie Despentes, Alex Capus, Martin Suter oder Nele Neuhaus. Es gibt ein Regal mit Reiseführern im Eingangsbereich und Regionalia über Karlsruhe und Baden, Fantasy sowie unzählige Ratgeber oder alte Simenon-Maigret-Klassiker. Klar, dass bei 50 000 Titeln so ziemlich alles vertreten ist.

LAGE: A & S Bücherland, Rintheimer Straße 19, 76131 Karlsruhe-Oststadt, www.buecherland.de

ÖFFNUNGSZEITEN: montags bis freitags 10.00–19.00 Uhr, samstags 10.00–16.00 Uhr

HALTESTELLE: Karl-Wilhelm-Platz

2

KARLSRUHE

WEITE STADTNATUR

Alter Flugplatz

Seit 2018 ist der Alte Flugplatz zwischen der Nordstadt mit der Hardtwaldsiedlung, der Nordweststadt und Neureut-Heide ein UN-Projekt für biologische Vielfalt in der Sparte »Soziale Natur – Natur für alle«. Es ist ein Naherholungsgebiet für die Menschen im Karlsruher Nordwesten, viele Jogger laufen die rund 3,2 Kilometer lange Strecke entlang des idyllischen Areals mit seiner Weite, das mehr oder weniger sich selbst überlassen wurde. So kann die Natur gedeihen (unter anderem Silbergras, Heidenelke und Sandglöckchen). Rund 300 verschiedene Pflanzenarten sind erfasst.

Auch Tier- und Insektenwelt können sich auf dem steppenartigen Gelände mit seinem Sand- und Magerrasen frei entfalten. Gezählt wurden bislang 80 Vogel- und 100 Schmetterlingsarten. Für die Beweidung sorgen Esel und Schafe.

Im 18. Jahrhundert nutzte die Badische Garnison den »Großen Exerzierplatz«. Im 19. Jahrhundert wurde aus dem weitläufigen Areal ein Landeplatz für Zeppeline. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die in Karlsruhe stationierten US-Truppen den Flughafen. Was viele nicht wissen: Nach Ende des Krieges suchte man in Deutschland einen Großflughafen in zentraler Lage. Zur Auswahl standen damals: Frankfurt am Main und der Alte Flugplatz in Karlsruhe. Der Ausgang der Geschichte ist bekannt. Nicht auszudenken, die Wahl wäre auf das Areal im Nordwesten der Fächerstadt gefallen. Was dies zur Folge gehabt hätte, mag jeder erahnen, der die Terminals im größten Flughafen der Republik betritt.

Als die US-Armee nach dem Ende des »Kalten Krieges« nach und nach Karlsruhe verließ, plante der damalige Oberbürgermeister Gerhard Seiler, den ehemaligen Flugplatz im städtischen Siedlungsgebiet zu bebauen. Doch es regte sich Widerstand im »grünen Karlsruhe«. Schließlich behaupteten sich die Gegner, und die Frischluftschneise des 70 Hektar großen Naturschutzgebiets blieb erhalten – sehr zur Freude der Naherholungssuchenden, die hier Rad fahren, Drachen steigen lassen, mit dem Hund ausgehen oder einfach nur die Seele baumeln lassen.

LAGE: Alter Flugplatz Karlsruhe, zwischen Nord- und Nordweststadt, www.alter-flugplatz-karlsruhe.de

HALTESTELLE: August-Bebel-Straße

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KARLSRUHE

VINYL FÜR AUDIOPHILE

Badische Schallplattenmanufaktur

Schon oft wurde sie totgesagt. Doch die Vinyl-Schallplatte feiert einmal mehr eine Renaissance. Während der CD-Absatz bröckelt, steigen die Absatzraten der LP im zweistelligen Prozentbereich. Der Nischenmarkt für Audiophile und Plattensammler, die auf den warmen Klang einer direkten, analogen Abtastung durch die Nadel setzen, wächst permanent. Und da sind wir bei Björn Bieber. Der 46-Jährige betreibt in Karlsruhe eine der letzten Schneidanlagen für dieses »schwarze Gold«. Gerade mal eine Handvoll gibt es noch in der Republik. Im Land ist er allein auf weiter Flur. »Das nächste Presswerk von uns aus gesehen ist in Chemnitz«, sagt er, während er Pakete mit Vinyl füllt, die demnächst nach Israel, Thailand oder Venezuela gehen. Die Nachfrage ist international.

Der Betriebswirt hat sich mit seiner Schallplattenmanufaktur auf Kleinstauflagen von einigen Hundert Exemplaren konzentriert, zudem auf Sondereditionen wie Picture-Discs oder farbiges Vinyl.

Der Schatz, der ihm dies ermöglicht, steht unscheinbar in einem Hinterzimmer der Weststadt: eine Neumann VMS 80. Eine Schneidemaschine, die wie aus einem Zeittunnel anmutet. Von damals, aus dem analogen Zeitalter – Mikroskop, bakelitgrüne Verkleidung und Röhrenbildschirm inklusive. »Dieses Gerät ist ein großer Glücksfall«, sagt Bieber. 350 000 D-Mark hat er sich die Zaubermaschine damals kosten lassen, er holte sie eigenhändig aus London von den Townhouse-Studios ab.

»Auf dieser Anlage wurden die originalen Spätwerke von Genesis oder Queen hergestellt«, weiß der Experte. Heutzutage werden auf der Spezialmaschine, die mit einem Diamantmesser Rillen in die Kupferplatte schneidet, eher härtere Töne auf die Träger gebracht. Die Manufaktur hat sich auf Bands aus dem Indie- und Punk-Sektor spezialisiert. Die Bands, die bei Bieber ihre Auflagen bestellen, gehören aber auch zu den Größeren der Branche. Für Die Ärzte, Mod-Legende Paul Weller (ehemals The Jam), die Heartland-Punks von »Gaslight Anthem« oder Liedermacher Konstantin Wecker stellte er schon Platten aus PVC-Granulat her.

LAGE: Badische Schallplattenmanufaktur – flight 13 duplication, Sophienstraße 232, 76185 Karlsruhe-Mühlburg, www.flight13-duplication.com

4

KARLSRUHE

VILLEN IM JUGENDSTIL

Baischstraße

Vis-à-vis des Kaiserplatzes im Westen der Innenstadt befindet sich in der Baischstraße das schönste Jugendstilensemble von Karlsruhe. Zwischen 1900 und 1903 errichtete der schillernde Architekt Hermann Billing in seiner Heimatstadt die Villenkolonie in einer Sackgasse bei der Stephanienstraße. Besonders beeindruckend ist das Torgebäude als Entrée, das damals Mietwohnungen und Ateliers beherbergte.

Von Beginn an war die Siedlung als »bessere Gegend« für Gutsituierte geplant. Oder mit den Worten Billings: »Behagliche Wohnungen für die ersten Familien der Stadt.« Die Häuser besitzen große Farbvielfalt und reiche Formensprache. Farbige Sandsteine werden von blau glasierten Majolika-Fliesen der damals gerade gegründeten Keramikmanufaktur kontrastiert. Ziegel und Putz setzen mit Goldverzierungen Akzente. In der als Privatstraße konzipierten Kleinsiedlung wurden auch Laternen, Tore oder Zäune in Billings Formensprache gestaltet. Selbst die Zimmerausstattung kreierte der Architekt bis ins kleinste Detail.

Die Anlage litt später unter Kriegszerstörung. In jüngster Zeit machte die Vorzeigesiedlung negative Schlagzeilen wegen juristischer Streitigkeiten zwischen Anwohnern um Parkplätze.

Billing, der sich selbst als Universalkünstler sah, brach Gymnasium, Kunstgewerbeschule und Architekturstudium vorzeitig ab. Er war der einzige Architekt in der Kapitale des Großherzogtums Badens, der dem 1896 gegründeten Künstlerbund beitrat. Als Avantgardist grenzte er sich vom Historismus ab und machte den Jugendstil zu seinem Credo. Privat galt Billing als speziell. Acht Kinder von drei Frauen und einen unehelichen Sohn galten seinerzeit eher als unschicklich.

Seiner Schaffenskraft tat dies keinen Abbruch. Neben dem Ensemble in der Baischstraße (benannt nach dem Maler Hermann Baisch) schuf der Privatarchitekt in Karlsruhe unter anderem die Hof-Apotheke an der Ecke Kaiserstraße/Waldstraße und die Hauptfeuerwache in der südlichen Ritterstraße. In Baden-Baden entwarf er die Kunsthalle.

LAGE: Baischstraße am Kaiserplatz (Mühlburger Tor, Stephanienstraße), 76133 Karlsruhe, https://stadtlexikon.karlsruhe.de

HALTESTELLE: Mühlburger Tor

5

KARLSRUHE

KONTAKT ZU ZEUS

Blitz-Informationsdienst

Zu Unwettern hat Stephan Thern ein ganz besonderes Verhältnis. Das ist auch kein Wunder, der Karlsruher ist Leiter des Blitz-Informationsdienstes (Blids), der bundesweit genaueste Informationen über Gewitterblitze an seine Kunden weitergibt. Mit seinem Team sitzt der Ingenieur auf dem Areal von Siemens in Karlsruhe-Knielingen. Sie betreuen rund 160 Antennen, die in ganz Europa installiert sind. »Wir geben unsere Daten unter anderem an den Deutschen Wetterdienst, private Unternehmen, Flughäfen, Energieversorger, Betreiber von Überlandleitungen oder Versicherungen weiter.«

Das Prinzip sieht so aus: Jeder Blitz sendet ein elektromagnetisches Signal aus. Diese Information wird von Antennen registriert und in der Blids-Zentrale analysiert. Aus den Messwerten der Empfänger wird ermittelt, wo gerade ein Blitz einschlägt. Auf digitalisierten Landkarten werden die elektrischen Entladungen auf wenige Hundert Meter genau dargestellt.

»Versicherungen möchten wissen, ob der Schaden, den ein Kunde wegen eines vermeintlich eingeschlagenen Blitzes angibt, auch den Tatsachen entspricht. Flughäfen wollen genaue Daten für ihre Flugplanung«, sagt Thern. Auch Open-Air-Konzert-Veranstalter zählen zu den Kunden.

Die Antennen der Unwetter-Experten sind so sensibel, dass eine Antenne im Badischen selbst einen Einschlag in Portugal analysieren kann. Ein »Spion« stellt bei Blids im Internet die aktuelle Situation nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz, in Polen oder den Beneluxländern dar.

»An extremen Gewittertagen werden in Deutschland bis zu 200 000 Blitze registriert. Das ist von Jahr zu Jahr verschieden«, so Thern. Jährlich seien es rund eine Million Blitze in Deutschland – Tendenz rückläufig. Speziell in Mittelgebirgen wie dem Schwarzwald oder der Schwäbischen Alb kommt es häufig zu Blitzeinschlägen. Das Gute an seinem Job? »Über das Wetter spricht man immer«, meint der Ingenieur, der der einzigen Einrichtung dieser Art in Deutschland vorsteht und offensichtlich einen guten Draht zu Gewittergott Zeus hat.

LAGE: Blids, Stephan Thern, Siemensallee 84, 76187 Karlsruhe-Knielingen, www.blids.de

6

KARLSRUHE

GIN AUS CANNABIS

Breaks Spirituosen

Der Gin-Markt boomt. Der Wacholderschnaps ist bei Kennern überaus beliebt und gilt als Kult-Spirituose. Und einer, der diesen Markt bedient, ist Harald Reinholz. Der 44-Jährige betreibt eine kleine Destillerie im Stadtteil Mühlburg. Reinholz ist Autodidakt. »Mein Großvater war einst Schnapsbrenner, aber im Grunde habe ich mir das alles selbst beigebracht.« Rund 24 000 Flaschen produziert er mit seiner Manufaktur »Breaks Gin« jährlich. Dabei hat der umtriebige Brenner eine kleine, aber feine Nische gefunden.

Vier verschiedene Sorten stellt er her. Einen mild-fruchtigen Premium Dry Gin, einen goldgelben im Eichenfass gereiften Reserve Dry Gin, einen kräuterhaltigen Butchers Gin und sogar einen Cannabis Gin. Bei Letzterem ist er nach eigenen Angaben der Einzige in Deutschland, der einen Wacholderschnaps mit der Hanfblüte herstellt. Einen Rausch kann man dabei aber allenfalls vom Alkoholgehalt bekommen, vom Cannabis jedoch nicht. »Wir benutzen lediglich die männliche Blüte, die den Wirkstoff THC nicht enthält. In der Destillation wird der komplette Strang der männlichen Hanfpflanze genutzt – Blatt, Blüte und Stiel. Kombiniert wird das unter anderem mit Timut-Pfeffer, was vom Geruch stark an Hanf erinnert«, erläutert Reinholz. Beim Premium Dry Gin sind neben den Wacholderbeeren auch Fenchel, Zitronenschale, Lavendel, Zimt oder Orangenblüten im Einsatz, während beim fassgereiften Reserve Dry Gin unter anderem Kardamom oder Koriander genutzt werden.

»Es sind die Kombination von Kräutern und das Spiel von verschiedenen Aromen, was jedem Gin seinen Charakter verleiht. Man kann viel experimentieren. Das ist für mich das Spannende«, sagt der Selfmade-Brennmeister. Jeder Schnaps wird einmal in der imposanten Brennblase bei rund 80 Grad für sieben bis acht Stunden gebrannt. Mehrere Tage wurden Kräuter und Alkohol zuvor im Fass gelagert. Stolz ist Reinholz auch auf seine Sondereditionen. Einen bläulich gefärbten Schnaps hat er eigens für den Karlsruher SC produziert. Zudem gibt es einen Illuminati-Gin für eine Karlsruher Szenebar. Das Logo der Flasche zieren die Pyramide der Fächerstadt sowie mystische Zahlenkombinationen.

LAGE: Breaks Spirituosen, Gablonzer Str. 11, 76185 Karlsruhe-Mühlburg, www.breaks-gin.com (mit Shop)

7

KARLSRUHE

WIE BEI FREUNDEN

Café Palaver