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Wer das nicht kennt, verpasst das Beste: 99 versteckte Orte, besondere Erlebnisse, Sehenswertes abseits der Touristenpfade und jede Menge Überraschendes garantiert Ihnen dieser Reiseführer mit über 100 anregenden Bildern. Für Einheimische ebenso interessant wie für Touristen. Fachwerkstädtchen, Weinberge und Nürnberger Land da waren Sie schon überall? Schäufela, Roschtbratwürscht und Bocksbeutel alles schon gehabt? Dann auf ins Kriminalmuseum, zum Wasserwandern, in den Bergwerkstollen, zum Verlobungstempel und anschließend ins Ehekarussell. Denn: Erst wenn Sie diese 99 Orte gesehen haben, sind Sie ein echter Franken-Kenner.
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Seitenzahl: 160
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wie Sie es noch nicht kennen
Michael BauerThomas Starost
Vorwort
Unterfranken: Würzburg und die Mainschleife
01Auf einen Schoppen mit Weingott Bacchus
02Der Dschungel an der Mainschleife
03Schöppeln in Volkach mit Marias Segen
04Ungestörtes Plantschen am See von Hörblach
05Einlochen in der Fantasywelt
06Nostalgie unter einem Rosendach
07Wels-Bratwurst frisch vom Kutter
08Kirchenfenster und lettische Emigranten
09Ganz schön hip in Würzburg
10Bismarck und ganz viel Aussicht
11Eine Nacht im Wachhäuschen
12Rille um Rille pures Vinyl-Vergnügen
13Wer sucht, der findet – einen See in Würzburg
Vom Untermain bis in die Rhön
14Und der Wind singt sein Lied dazu
15Auf den Spuren von König Artus in Kirchzell
16Geisterstunde in der Burgschenke Stadtprozelten
17Eine Kirche als Schutzort
18Die stillen Damen von Marktheidenfeld
19Bei Schneewittchen daheim in Lohr
20Von Briefmarken und Blumen
21Kuchen in Karlstadts Denkmal
22Die vergessene Reichsautobahn
23Kuscheln in den Bäumen von Gräfendorf
24In Thulba wartet die Schwarze Mamba
25Ein trauriges Stück Kissinger Geschichte
26Ein Tempel für Verliebte
27Ein Stück vom Paradies im Krummbachtal
28Mit dem heiligen Franziskus durch die Rhön
29Der deutsch-deutschen Geschichte auf der Spur
30Der Etagenstrand auf der Schweinfurter Bastion
31Sonnenbad zwischen Luchs und Elch
32Weinfranken – Vinothek »Rossino«
33Schweinfurts blutrünstige Jungfrau
34Die cleveren Herren von Altenstein
35Steinernes Märchen im Wald von Ebern
36Gespenstischer Theinheimer Reiter
37Von Kelten und Grafen am Schwanberg
Mittelfranken: Nürnberg, Fürth, Erlangen
38Kunstschätze zwischen Nürnberger Gräbern
39Ruhe tanken im Hesperidengarten
40Wo sich der Nürnberger Bürgermeister erholte
41Bummeln im Handwerkerviertel
42Die schönste Art, die Pegnitz zu queren
43Sinne und Täuschungen im Turm
44Kunst und Tango auf der Liebesinsel
45Die Bratwurst und das Lochgefängnis
46Kunstschätze tief im Fels
47Ein Lebkuchen darf auch mal scharf sein
48Wo aus Träumen Grauen wurde
49Eine Reise in die Zeit der Nierentische
50Ein magisch-goldenes Schokoparadies
51Der Club der bärtigen Männer
52Das zweite Leben einer Fürther Krawatte
53Kriminelles und Katastrophen
54Kickern wie vor 60 Jahren
55Balsamico-Pralinen unterm Kronleuchter
56Von Frauen und auch für Männer
57Fahrrad war gestern, »Custom Bike« ist heute
58Schlafen hinter Fachwerk
59Der »Buh«, der mehr kochte als studierte
Mittelfranken: Von den Karpfenteichen zum Kanal
60Schlafen wie ein Hobbit in Höchstadt
61In Uehlfeld, wo bunte Karpfen in die Sonne blinzeln
62Eine Kapelle mit Weitblick
63Im Reich der Kindheitserinnerung
64Spargel zum Burger in Marktbergel
65Wenn die Falken Schabernack treiben
66Chorgesang in Feuchtwangen
67Japan in Rothenburg
68Wenn die Kinderwelt Kopf steht
70Der Herr der Räder
71Treuchtlingens Männertraum
72Auf den Spuren Barbarossas in Hilpoltstein
73Zeitreise durchs bäuerliche Leben
74Spazieren zwischen Schleusen
75Fachwerk und Fels
Oberfranken: Von Bamberg bis ins Fichtelgebirge
76Der Bauchnabel des Frankenlandes
77Uralte Dämonen in Großbirkach
78Über den Wipfeln des Steigerwalds
79Wo Puppen am seidenen Faden hängen
80Bierparadies in Lokalgröße
81Baden in der Regnitz
82Die Kapelle im Bamberger Schloss
83Den Alltag in Stübig versüßen
84Zum heil’gen Veit von Staffelstein
85Cocktail am Meer von Staffelstein
86Kunst und Kloßteig in Kloster Banz
87Schlemmen, wo die Querkel hausten
88Toben im klaren Flachwasser
89Forelle – nicht nur auf Müllerinart
90Zwetschgenbames beim »Kramer«
91Wo schon König Ludwig staunte
92Kopf ab! Grausames in Pottenstein
93Die Heimat des Kastraten
94O’ zapft is in der »Hagleite«
95Und Wasser hat doch Balken
96In luftiger Höhe
97Staun! Fuchs und Enten in Schwarzenbach
98In Selb lodern die Flammen
99Träume auf Rädern
Register
Impressum
»Bassd scho’!« Am Fuße des Staffelberges in Oberfranken, kurz bevor sich der Wanderer aufmacht, um auf steinigen Wegen zum Panorama-Plateau aufzusteigen, hängt eine Gedenkplakette des Dichters Victor von Scheffel. Er ist der Schöpfer des Frankenliedes »Wohlauf, die Luft geht frisch und rein«, jener Ode an die Schönheit Frankens, die wie keine andere Beschreibung der Region gerecht wird. In der vierten Strophe schildert Scheffel den Ausblick auf die »Lande Staffelsteins«. Und wer zum ersten Mal wie in einem Kaleidoskop einen Überblick über die Schönheit ganz Frankens erhalten möchte, dem sei das imposante Panorama vom Staffelstein hinunter ans Herz gelegt: Der Main zu Füßen, weitläufige Weinberge, trutzige Klöster und verwunschene kleine Dörfer prägen das Bild dieser Region, die Generationen von Franken ob ihrer Schönheit nur unter der Bezeichnung »Gottesgarten« kennen.
Dieser »Gottesgarten« steht beispielhaft für jede der Regionen Unter-, Ober-, Mittelfranken, die von den Autoren dieses Buches bis in die fernsten Winkel erkundet wurden, immer auf der Suche nach dem besonderen Geheimtipp der Einheimischen. Dabei: Sich dem fränkischen Menschenschlag zu nähern, ist auch für gestandene Franken kein leichtes Unterfangen. Böse Zungen behaupten, der Franke wäre, gemessen am Tempo seiner Sprache, ein begnadeter Stoiker. Geht etwas gründlich daneben, entlockt ihm das gerade mal ein »Des wird scho’ widder«. Und wie zeigt sich ein Franke euphorisch? Wenn etwa ein knuspriges Schäufela mit hausgemachten Knödeln und Altbiersauce serviert wird? Wenn ungespundenes Kellerbier frisch die Kehle hinunterrauscht? Wenn Schoppen um Schoppen voll goldgelbem Silvaner in einer mondhellen Sommernacht leuchten? Höchster Ausdruck allen Genusses wird im Fränkischen auf zwei Worte komprimiert: »Bassd scho’!«
Das fränkische Wesen charakterisiert also am besten ein Hang zur Untertreibung, dem auch die beiden urfränkischen Autoren anhängen. Sollte den geneigten Leser nun die Frage umtreiben, wie die Verfasser selbst dieses Büchlein beurteilen, dann würden diese antworten: »Bassd scho’!«.
In diesem Sinne: Viel Vergnügen beim Erkunden des Frankenlandes!
Michael Bauer und Thomas Starost
»Ich wollt’ mir wüchsen Flügel«, schrieb Scheffel über den Blick vom Staffelberg.
Ob nun das Glas einen Henkel hat, es auf kräftig-grünem Fuß oder elegant-beschwingt auf einem dünnen steht – Hauptsache, darin ist Frankenwein. Ein Schoppen natürlich, darauf legen die Franken wert. Und auch wenn es an Weinstuben nicht mangelt, sie stoßen am liebsten im Freien an: Von Mai bis Oktober ist Weinfestzeit.
Da gibt’s große wie kleine. In Höfen oder auf Festplätzen. Romantik oder Party. Was das Herz auch begehrt, Gott Bacchus lädt alle ein, die einen frischen Silvaner oder einen vollmundigen Spätburgunder schätzen. Natürlich auch den Gast vom Niederrhein oder von der Küste. Den internationalen sowieso. Auf eng gestellten Biergartengarnituren rücken sowieso alle zusammen. Hinten spielt eine Kapelle, drüben am Verpflegungsstand gibt’s Käse, Bratwurst, ein Winzersteak oder auch nur schlicht eine Laugenbrezel. In den Bäumen und an den Wänden leuchten nach Sonnenuntergang bunte Lampen. Die Wein-Gemütlichkeit ist noch ein wenig gemütlicher als die Bier-Gemütlichkeit.
Dem Schloss gegenüber steht die Dreifaltigkeitskirche aus dem 18. Jahrhundert. Die Besonderheit: Das Altarblatt zeigt Vertreter der Herrscherfamilie Schönborn.
Doch abseits der touristisch relevanten Feste fühlen sich die Einheimischen vor allem wohl auf ihren Hofschoppenfesten. Wie in Gaibach, im Hof des um 1600 von einer mittelalterlichen Burganlage zum Renaissanceschloss umgestalteten Bauwerks, das heute ein Landschulheim beherbergt. Anfang August schlendern jedes Jahr die Weinfreunde durch das mächtige Eingangstor. Wer’s das erste Mal tut, macht große Augen ob der beiden riesigen, jahrhundertealten Platanen in der Mitte des Hofes. Um sie herum sind Bänke und Tische gestellt. Ein paar Buden, ein Podest für die Musik – mehr braucht’s nicht. Kein Cocktails, kein Chichi. Ein traditionelles und traditionsbewusstes unterfränkisches Weinfest eben, das sich im Schatten des berühmten Volkacher Weinfestes – nur drei Kilometer weiter – sehr wohl fühlt. Und ob hier oder anderswo: Ausgeschenkt werden bevorzugt Weine örtlicher Winzer.
Hofschoppenfeste · Mai–Okt. · www.fraenkischer-weinfestkalender.de Gaibacher Schloss-Weinfest · 1. Augustwochenende Schönbornstr. 2 · 97332 Volkach-Gaibach · www.weinfest-gaibach.de
Schöppeln unter Platanen: Weinfest im Innenhof des Gaibacher Schlosses
»Ich bin ein Star, holt mich hier raus«, schreien Minimal-Prominente im australischen Dschungel. »Bitte lasst mich ruhig noch ein Weilchen hier«, denken Wanderer, wenn sie einen halbstündigen Spaziergang hinter Volkach in den unterfränkischen »Dschungel« eintauchen.
Weil altersschwache Bäume kreuz und quer herumliegen, Schlingpflanzen vorwitziges Herumturnen abseits des Pfades erschweren, die Natur einfach noch so ist, wie sie es sich mal zurechtgelegt hat, heißen die sechs Kilometer vom Astheimer Mainschleifenbahn-Bahnhof nach Kaltenhausen Dschungelpfad. Verlockend wäre es ja schon, drüben, auf der Volkach gegenüberliegenden Mainseite am Fuße der Weinberge, in das kleine Bimmelbähnchen einzusteigen und gen Prosselsheim durch den »Urwald« zu gondeln. Zumal auch Schöppchen gereicht werden. Und weil die ersten Meter hinaus in die Flur nicht gleich zu erkennen geben, welch traumhafte Wanderung sich entlang der dicht bewachsenen Sandbänke des Mains auftut. Bis nach einer Biegung dichter Wald den Weg zu versperren scheint.
Triebwagen und Anhänger – die Mainschleifenbahn. Die Fahrt mit dem roten Schienenbus bietet fantastische Blicke zur Wallfahrtskirche Maria im Weingarten.
Doch hinter der kleinen Öffnung schlängelt sich ein Trampelpfad durchs Dickicht, getaucht in dunkelgrünes Licht. Immer wieder öffnen sich flach abfallende Buchten. Felsbrocken und Baumstämme laden zur Rast. Die Füße im Wasser baumeln lassen, Schiffen hinterherschauen – die Zeit scheint stillzustehen. Der eigentliche Dschungel misst drei Kilometer und erfordert ein bisschen Trittfestigkeit. Bei Trockenheit ist’s kein Hexenwerk, nach Regen aber leicht tückisch. Die letzten eineinhalb Kilometer geht’s über die Mainauen zum Kaltenhausener Biergarten, wo die Getränke »immer im Krug serviert werden«, wie der Wirt erklärt. Nun noch ein paar Meter bergauf zum »Weißen Haus«, und dann stellt sich dem Wanderer die Frage: zu Fuß zurück, an der Vogelsburg vorbei – oder doch mit dem Bimmelbähnchen?
Dschungel · zwischen Volkach und Kaltenhagen · Rundtour ca. 12 km Mainschleifenbahn: Mai–Okt. · 97332 Volkach-Astheim · Tel. 0152/02 48 21 25 www.mainschleifenbahn.de
Immer wieder zweigen kleine Pfade vom Weg ab und führen ans Mainufer.
Urwüchsige Natur: Und wenn’s mal nicht weiter geht, hilft eine kleine Brücke.
Die heilige Jungfrau schaut zu und hat nichts einzuwenden. Da müssen die Schoppenschlürfer zu ihren Füßen brave Menschen sein. Kaum wird’s warm, beginnt das Schauspiel am Volkacher Marktbrunnen mit der »Maria Immaculata«-Statue: Dann holen sich die Weinliebhaber aus den umliegenden Lokalen ein Gläschen und ziehen zu den Stufen um den schmucken Bau aus dem 15. Jahrhundert. Den Schoppen in der Hand, wird geredet, gescherzt und vielleicht sogar das ein oder andere zarte Band geknüpft. Es gibt auch Bier und Wasser, trotzdem heißt das bunte Treiben »Brunnenschoppen«. Und es ist nicht so überlaufen wie der Würzburger »Brückenschoppen«.
Brunnenschoppen · Mai–Okt. · bis 23 Uhr · Marktplatz · 97332 Volkach Busbahnhof, von dort durchs Obere Tor ca. 5 Min. zum Marktplatz
Aus einem Baggersee wird erst dann ein richtig schöner Badesee, wenn man nicht mehr sieht, dass es ein Baggersee ist. Renaturierung heißt das Zauberwort. Und das haben sie gut hinbekommen mit dem größten der vier Seen hinter Hörblach. Anders als bei den meisten Gewässern der Region gibt’s hier keine Liegewiese, sondern zahlreiche kleine Buchten, zu denen schmale Trampelpfade führen. Selbst an heißen Tagen findet sich auch für das ganz frisch verliebte Pärchen ein ungestörtes Plätzchen. Ins Wasser geht’s an den meisten Stellen seicht, ideal auch für Kinder, wenngleich die an einem Baggersee nie unbeaufsichtigt plantschen sollten. Aber ist das überhaupt noch ein Baggersee?
Hörblacher Baggersee · durchgehend geöffnet · Großlangheimer Str. · 97359 Hörblach Regionalbus-Haltestelle Hörblach
Ein Gläschen Wein am Brunnen – und die heilige Maria wacht über die Schoppenfreunde.
Nicht nur bei Sonnenuntergang ein idyllisches Plätzchen: der Hörblacher See
Schein oder Sein? Gar nicht so einfach, diesen kleinen Ball ins Loch zu bringen, wenn die Kulisse scheinbar mitspielt. Minigolf an sich kann ja schon knifflig sein. Ein bisschen kniffliger noch machen es neonbunte Wandeffekte und eine spezielle Brille: Plötzlich schwebt da ein Drache über der Bahn. Schnappt der sich etwa das Bällchen?
Tut er natürlich nicht. Aber ein Heidenspaß ist es allemal, in einer Fantasywelt den Schläger zu schwingen. Allein diese Bahnen: Drachen reißen furchterregend das Maul auf, ein Stückchen weiter schlängelt sich ein anmutiges Fabelwesen um ein Hindernis. Da drüben verschlingen gierige Wasserpflanzen den Ball. Küssen sich da nicht zwei Blumen? Und warum schwimmen zwischen den Ästen und neben fliegenden Vögeln plötzlich Fische? Das alles kann ganz schön ablenken vom Wunsch, mit möglichst wenigen Schlägen ans Ziel zu kommen. Denn wie beim richtigen Minigolf ist auch hier das Ziel, im Idealfall einen »Einser« zu spielen. Aber ums Gewinnen geht’s nicht so sehr. Der Spaß am ungewöhnlichen Spiel steht im Vordergrund beim Indoor-Golf in einer Schwarzlicht-3-D-Animation. Im Erdgeschoss der Würzburger Posthalle durften sich fränkische Künstler wie Micha Colory austoben. Alle Hindernisse und Wandgestaltungen sind handgemacht.
Gleich ums Eck bietet das »Lasertag« ebenso virtuellen Spielspaß, aber eher für kampfeslustige Teamsportler – Gotcha, quasi, aber fantasievoller.
Doch wird in der Schwarzlichtfabrik nicht nur Minigolf gespielt. Da gibt es noch das »Pitpat-Wonderland«, das zwar einer Minigolfanlage ähnelt, gespielt wird aber auf Tischen, mit Billardkugeln und einem Queue. Oder der riesiger Poolball-Tisch: Auf einer dem Poolbillard nachempfundenen Fläche laufen die Spieler herum und versenken Fußbälle in die sechs Löcher. Kreativere Köpfe versuchen sich mal im Kunstraum, wo sie selbst 3-D-Bilder malen können. Oder im Rätselraum. Und hier und da veranstalten die 3-D-Spezialisten auch mal Feste in der Halle, wo zum Beispiel Traumfänger gebastelt werden können oder eine Capoeira-Gruppe brasilianische Kampfkunst vorführt.
Schwarzlichtfabrik · Di–Do 14–20, Fr 14–23, Sa 11–23, So 11–20 Uhr · Bahnhofsplatz 2a 97070 Würzburg · Tel. 09 31/46 53 69 87 · www.schwarzlichtfabrik.de · S1–S5 Hauptbahnhof
In Würzburg tauchen 3-D-Minigolfer in eine fantasievolle Neonwelt.
Michelle Meilland ist weder Schauspielerin noch Sängerin. Und dennoch bekannt. Als Rose. Und als solche bekommt sie selbstverständlich ihr eigenes Täfelchen im Würzburger Rosengarten. Gleich neben Petticoat, zwischen Via Mala und Romantischer Straße – alles Namen wunderschöner Zuchtrosen.
Rosengarten? Nun, seine Existenz gehört zu den besser gehüteten Geheimnissen der Stadt Würzburg. Er ist Teil des japanischen Gartens, der wiederum Teil des Landesgartenschaugeländes am Fuße der Festung Marienberg. Entsprechend ist das Rosenparadies nicht gerade riesig, doch umso romantischer angelegt. Kieswege schlängeln sich zwischen den Beeten hindurch, in schattigen Arkaden laden Bänke zum Verweilen ein. Irgendwann treffen sich alle Pfade beim schneeweiß getünchten Holzpavillon. Um ihn herum stehen prächtig gestaltete Rosenbögen, unter deren buntem Dach weiße Bänke an die Sommerfrische vergangener Jahrhunderte erinnern, an Damen mit Sonnenschirmchen und Herren mit Strohhut.
Der Rosengarten war nicht immer eingebettet in diese weitläufige Anlage, bis in die 1980er-Jahre lag er versteckt im dichten Grün, zugänglich nur über das schmale Tor an der Höchberger Straße, an dem heute noch der Farbenkanarienverein mit einem Täfelchen zu den Volieren weist. Die bunten Vögel waren und sind vor allem für die kleineren Gäste des Gartens eine Attraktion: Zebrafinken, japanische Möwchen, Nymphen- und Wellensittiche flattern von Frühling bis Herbst in den großzügigen Käfigen. Davor steht seit Jahrzehnten dieser hölzerne Piepmatz, in dessen Schnabel Spenden für seine lebendigen Artgenossen verschwinden sollen – ein Hauch Nostalgie.
Als 1990 die Landesgartenschau zu Gast in Würzburg war, spendierte die japanische Partnerstadt Otsu zwei japanische Gärten, einer davon liegt neben dem Rosengarten. Die Wege gehen nahtlos ineinander über, und so gibt’s in der Nachbarschaft von Michelle Meilland auch Granitlandschaften, Bachläufe und asiatische Skulpturen sowie einen Teich mit Koikarpfen.
Rosengarten · April–Okt. Mo–Fr 7–21, Sa, So 8–21, Nov.–März Mo–Fr 7–17, Sa, So 8–17 Uhr Zugang: Höchberger Str. 10 · 97082 Würzburg · S2, S4 Wörthstraße
Inmitten der Blütenpracht thront der weiße Pavillon, ein idealer Ort zum Lesen.
Leinen los, auf zur Kaperfahrt! Na, na, na, nicht so stürmisch, immerhin ist der Kutter dort am Würzburger Mainkai nicht mehr ganz taufrisch. Und unterwegs war er auch schon lange nicht mehr. Dafür gibt’s an Bord ein reges Kommen und Gehen. Und alle wollen sie eines: frischen Fisch.
Neun junge Herren haben sich vor ein paar Jahren in den alten Kahn verliebt und sich gedacht: »Bratwurst hat die Stadt genug, warum nicht mal Fischbrötchen und mehr? Schließlich sind wir hier auf einem Fluss.« Sagt Robin Fensky, einer der fränkischen Seebären. Und schmunzelt: »Bratwurst haben wir auch manchmal, aber eben Wels-Bratwurst.« Das »manchmal« spielt dabei eine nicht unbedeutende Rolle. Denn neben den Klassikern wie Fish & Chips, Backfisch oder diversen Fischbrötchen werden saisonal wechselnde Spezialitäten gereicht. Auch aus dem Main, fangfrisch selbstverständlich. Dafür garantiert dann Max Wondrak, der Mitglied der Würzburger Fischerzunft ist und für das nötige Know-how im Team sorgt.
2016 sind die Kutterkapitäne mal kurz ins Schwitzen gekommen, denn der Eigentümer des Schiffes wollte nicht länger vermieten, lieber verkaufen. Also haben sie eine Gesellschaft gegründet, gemeinsam das Kapital aufgetrieben – und servieren nun wieder von April bis Oktober. Und zwar auf einem kunterbunt gestalteten Deck. Nichts ist designed, da können schon mal umgedrehte Eimer als Sitzgelegenheit dienen. Und neben alternativem Charme gibt es chillige Hintergrundmusik und den Schatten einiger Schirme und Palmen. Im Hochsommer wird auch mal ein Plastikfisch aufgeblasen.
Klar, dass es da auch keine 08/15-Getränke geben darf – oder zumindest nicht nur. So führen die Jungs neben einer Fritz-Kola auch ihr eigenes Craft-Bier: das Max Magnus, ein hopfengestopftes Edelpils, und das Rotwild, ein rotes Kellerbier. »Beide Biere gibt es ausschließlich bei uns«, sagt Christoph Körner, der den Job als einziger hauptberuflich ausübt, voller Stolz. Nur Cocktails kommen nicht an Bord – für Schickimicki ist da nämlich kein Platz.
Fischbar zum Krebs · April–Okt. 14–23 Uhr (Küche bis 22 Uhr) · Mainkai zwischen Alter Mainbrücke und Altem Kran · 97070 Würzburg · www.fischbarzumkrebs.de · S2, S4, Bus 9 Ulmer Hof
Frischer Fisch vom Kutter schmeckt noch besser bei diesem Blick auf die Weinberge.
Sie ist karg, evangelisch eben. Sie ist gotisch und alt: Aus dem 13. Jahrhundert stammt die Deutschhauskirche. Sie liegt am steil zum Main abfallenden Zeller Berg. Aber nicht das macht sie einzigartig. Die Magie der ältesten nicht zerstörten Kirche Würzburgs erschließt sich erst beim Blick hinter den Altar: die Fenster sind’s.
Die drei Chorfenster in der Mitte unterscheiden sich stark von den anderen, sie wirken durch ihre Kleinteiligkeit und den damit einhergehenden hohen Anteil schwarzer Konturen recht düster – und doch zugleich unglaublich filigran. Sie sind Letten zu verdanken. Als um 1920 zahlreiche deutsche Adelige aus Lettland emigrierten, setzte die erste, noch heute bestehende Verbindung zwischen der Deutschhauskirche und Lettland ein. Kurz nach Gründung der Deutschhausgemeinde 1922 stiftete das deutsch-baltische, aus Riga stammende Ehepaar Berens von Rautenfeld 1924 die drei Fenster. Die vom Expressionismus geprägten und an mittelalterliche Glasfenster anknüpfenden Entwürfe hatte die damals 24-jährige Elisabeth Coester (1900–1941) aus Barmen geliefert – für die Zeit eine mutige Entscheidung der Verantwortlichen. Da die Fenster bereits vor dem 16. März 1945 ausgebaut worden waren, überstanden sie die Zerstörung Würzburgs unversehrt.
Im Torbogen neben der Kirche ist der Eingang einer spätromanischen Kapelle, 1220 erbaut als Chorraum der damaligen staufischen Königshofkapelle.
Während des Zweiten Weltkrieges mussten erneut zahlreiche Deutschstämmige Lettland verlassen. So entstand auch in Würzburg eine starke lettische, evangelisch-lutherische Kirchengemeinde. 1985 bestickten deutsche und lettische Frauen einen sogenannten Kelimteppich als Zeichen protestantischer Verbundenheit beider Länder; auch er ist in der Deutschhauskirche zu sehen, im Keller des Gemeindehauses. Ende des 20. Jahrhunderts schließlich brachten sich junge Letten in die Chorarbeit der Kirche ein – und haben damit eine zwar noch junge, aber sehr intensiv gelebte Tradition initiiert. Alle drei Monate finden Gottesdienste mit baltischen Kirchenliedern statt.
Deutschhauskirche