Bruckmann Reiseführer Irland: Zeit für das Beste. - Thomas Starost - E-Book

Bruckmann Reiseführer Irland: Zeit für das Beste. E-Book

Thomas Starost

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Beschreibung

Handverlesene Autoren-Tipps und Empfehlungen für eine individuelle Reiseplanung, über 400 inspirierende Fotos sorgen nicht nur für eine stressfreie Planung, sondern auch für einen entspannten Urlaub in Irland. Irland, die Insel für alle Sinne: Saftige Wiesen, endlose Seen, goldene Strände, einsame Moorlandschaften, Steilküsten und Menschen voller Lebensfreude und Melancholie. Dazu die quirligen Pubs und keltische Mythen. Dieser Reiseführer zeigt Ihnen die Provinzen von Irland, nimmt Sie mit nach Dublin, und verzaubert Sie an den Cliffs of Moher. So entdecken Sie neben den Highlights auch jede Menge Geheimtipps, die Ihren Urlaub unvergesslich machen. Und es bleibt dabei immer Zeit für authentische Restaurants oder Hotels und die besten Shopping-Hotspots.

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HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN

»Der Regen ist hier absolut, großartig und erschreckend. Diesen Regen schlechtes Wetter zu nennen ist so unangemessen, wie es unangemessen ist, den brennenden Sonnenschein schönes Wetter zu nennen.«

Heinrich Böll

INHALT

Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen

Die Smaragdinsel der Heiligen

DER SÜDWESTEN

  1Ring of Kerry

  2Killarney

  3Killarney-Nationalpark

  4Skellig Islands

  5Dingle Peninsula

  6Ring of Beara

  7Mizen Peninsula

DER SÜDEN

  8Cork

  9Corks Umgebung

10Cobh

11Kinsale

12Gartenlandschaften im Südwesten

13Rock of Cashel

DER OSTEN

14Waterford

15Kilkenny

16Gartenlandschaften im Südosten

17Wexford

18Wicklow Mountains

19Tal von Glendalough

20Newgrange

21Trim Castle und Hill of Tara

DUBLIN

22St. James’ Gate

23Northside

24Gaelic Sports im Croke Park

25Southside und Temple Bar

26Trinity College

27Dublin Writers

DER WESTEN

28Limerick

29Shannon-Kreuzfahrt

30Clonmacnoise

31Ennis

32The Burren

33Cliffs of Moher

34Aran Islands

35Galway

36Connemara

37Westport und Croagh Patrick

38Achill Island

DER NORDEN

39Sligo

40Donegal

41Slieve League

42Glenveagh-Nationalpark

43Inishowen

NORDIRLAND

44(London-)Derry

45Giant’s Causeway

46Causeway Coastal Route

47Belfast Titanic Quarter

48Belfast Innenstadt

49Belfast Cathedral Quarter

50Strangford Lough

REISEINFOS

Irland von A bis Z

Kleiner Sprachführer

Register

Impressum

MEHR WISSEN

Mehr als nur Bier

Songs der Trauer

Religion war nicht das Problem

MEHR ERLEBEN

Eine Woche Tagträumen in Irland

Irland für Kinder und Familien

Bunt bemalte Häuser in Irlands Hauptstadt Dublin

Sphäre in der Sphäre, Amaldo Pomodoros Kunstwerk im Trinity College in Dublin

Wo bist du? Der Navigator im Hafen von Cobh

Das Rathaus von Belfast am Donegall-Square ist eines der schönsten Bauwerke der Stadt.

Nachts glänzt die Stadt: die Skyline von Belfast über dem Fluss Lagan.

Hier wird jeder zum Whiskey-Kenner: die Jameson-Destillerie in Dublin.

DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

Die beeindruckenden Cliffs of Moher sind die bekanntesten Klippen der Insel.

Ring of Kerry (S. 28)

Das landschaftliche Wohnzimmer Irlands zählt nicht nur zu den berühmtesten Panoramastraßen der Welt. Frühjahr, Sommer und Herbst ist die Naturkulisse populärer Anziehungspunkt für zehntausende Touristen aus aller Welt. Subtropische Vegetation, malerische Steinbrücken, Wasserfälle, Steilküsten und immer wieder der überwältigende Blick auf die Irische See.

Ring of Beara (S. 52)

Verwunschene Wälder, Dörfer, die immer kleiner zu werden scheinen, zerklüftete, einsame Küsten, weiße Sandstrände. Nur Busse sind auf den kleinen, engen Straßen Fehlanzeige, dafür grüßt jeder Bauer die sporadischen Rad- und Autofahrer mit der Hand.

Kinsale (S. 84)

Ein Muss, nicht nur, weil in dem pittoresken Hafenstädtchen Jachten aus aller Welt ankern und mit elf preisgekrönten Gourmet-Tempeln die größte Dichte an exzellenten Restaurants vorherrscht. Von Mai bis Oktober startet vom ältesten Pub der Stadt aus eine witzige Geistertour zu den historischen Stätten des Fleckens.

Newgrange (S. 132)

Willkommen im vielleicht magischsten Ort Irlands. Vor über 5000 Jahren wurde dieses Ganggrab mit gut 90 Metern Durchmesser erbaut. Unheimlich ist die Präzision der frühsteinzeitlichen Baumeister: Zur Wintersonnenwende erhellt die Sonne für eine Viertelstunde die 22 Meter tief im Inneren liegende Grabkammer. Einen Besucherplatz in dieser Zeit zwischen 14. und 28. Dezember zu ergattern, bedarf es aber etwas Glück; unter den unzähligen Anmeldungen werden die Eintrittskarten verlost. Nicht weniger beeindruckend: Im gesamten Boyne-Tal um Newgrange findet sich mit gut 600 Bildsteinen rund ein Viertel des gesamten europäischen Megalithkunst.

Guinness Storehouse (S. 144, 148)

Guinness ist gut für dich, das sagen die irischen Ärzte schon lange. Das alte Brauereigebäude am St. James’ Gate in Dublin ist ein modernes Museum, das seinesgleichen sucht: sieben Stockwerke in Guinness-Pint-Form, unterhaltsame Infos zum flüssigen schwarzen Gold der Insel.

Wie zapft man ein Guinness richtig? Im Storehouse kann man’s lernen.

Bunratty Castle und Folk Park (S. 175)

Die trutzige Burg aus dem 15. Jahrhundert wurde in den 1950er-Jahren renoviert und ist seither eine der größten irischen Attraktionen. Liebevolle Details im Burginneren wie die Schildkrötenpanzer als Suppenschüsseln an der Wand, originalgetreue Rittermahle für Touristen und ein sehenswertes Museumsdorf runden das Erlebnis ab.

Cliffs of Moher (S. 198)

Sie sind nicht die höchsten Klippen der Insel, aber die spektakulärsten. Senkrecht und am höchsten Punkt 230 Meter tief fallen die Cliffs of Moher in den tosenden Atlantik. Atemberaubend nahe an der Abbruchkante schlängelt sich ein schmaler Wanderweg entlang der zerklüfteten Sandstein- und Schieferformation. Einen großartigen Blick auf die Klippen, die rund 30 000 Vögeln als Nistplatz dienen, hat man vom Wasser aus; ab Doolin und Liscannor fahren mehrmals täglich Boote hinaus. Die beste Aussicht hinunter auf den Atlantik und hinüber zu den Aran Islands eröffnet sich vom O’Brien’s Tower.

Kylemore Abbey (S. 208)

In der Landschaft Connemaras ist die Weite schwedischer Seelandschaften vereint mit dem rauen Charme kanadischer Wälder. Und mittendrin das Neuschwanstein Irlands: Kylemore Abbey. In dem Mitte des 19. Jahrhunderts erbauten Märchenschloss leben bis heute Benediktinernonnen. Es ist nicht die idyllische Lage am Pollacappul Lake allein, die den Besuch dieses Prachtbaus zu einem Erlebnis macht: Nebenan im viktorianischen Mauergarten, einem der schönsten und größten Irlands, wachsen ausnahmslos Pflanzen, die vor 1900 auf der Insel existierten oder eingeführt wurden. Ebenfalls bezaubernd, nicht zuletzt wegen der üppigen Marmorsäulen im Inneren: die neben Kylemore Abbey liegende neogotische Kirche. Schlossherr Mitchell Henry hat sie seiner verstorbenen Frau zu Ehren errichten lassen.

Der Giant’s Causeway: 40 000 Basaltsäulen türmen sich in der Brandung.

Giant’s Causeway (S. 248)

Keine Frage, es muss dieser Riese Finn Mac Cumhaill gewesen sein, der an der nordirischen Nordküste einen steinernen Steg erbaut hat, um ins Meer zu seiner großen Liebe zu stapfen. Weniger romantisch veranlagte Zeitgenossen wissen, dass die 40 000 Basaltsäulen vulkanischen Ursprungs sind. Bis zu 24 Meter ragen die 60 Millionen Jahre alten Gesteinsformationen am Ufer empor und trotzen der Brandung, die sich an stürmischen Tagen wild spritzend daran bricht. Dann sollte man etwas vorsichtiger sein beim Herumklettern auf den geometrisch angeordneten, überwiegend sechseckigen Stelen – von denen der abendliche Blick in den Sonnenuntergang fraglos der schönste ist.

Belfast Titanic Experience (S. 256)

Das weltweit größte Museum zu dem Schiff, dessen Schicksal wahrlich jeder kennt. 100 Jahre nach der Unglücksfahrt wurde das Gebäude 2012 auf historischem Grund in Belfasts Werftviertel eingeweiht und steht für das neue, moderne Belfast, ohne die Wurzeln der Stadt als Leinen- und Schiffsbaumetropole zu vergessen.

WILLKOMMEN in Irland

Die Grüne Insel im äußersten Nordwesten Europas ist ein magischer Ort, ein mystisches Land der Riesen und der Heiligen. Der goldenen Harfe, der grünen Wiesen und der Pubs. Der braunen, torfgetränkten Flüsse und der goldenen Strände, über denen sich Wolkentürme und Regenbogen erheben oder ein azurblauer Himmel prangt. Ein magischer Ort, zerrieben zwischen zwei Meeren, der seit Urzeiten mit wild zerklüfteten Steilküsten dem Ansturm der Gezeiten widersteht.

Die Einheimischen nennen sie »Emerald Island«, die »Smaragdinsel«, wenn sie von Irland sprechen. Und in der Tat: Was einem schon beim Landeanflug nach Irland auffällt, sind die unzähligen Grüntöne, die imposante Landschaften von herber Schönheit prägen. Saftige Weiden, ausgedehnte Moorlandschaften und schroffe Steilklippen bilden eine Naturkulisse, die einzigartig ist. Die Schönheit dieser Landschaft ist die Hauptattraktion, die jährlich Tausende von Besuchern auf das Eiland lockt. Viele Freunde der Insel bringen diese Naturparadiese mit Freiheit, Ruhe, Gelassenheit und Entspannung in Verbindung. Die Vielfalt der irischen Landschaft kann abhängig machen. Kilometerlange, menschenleere Sandstrände im Südosten um Wexford. Einsame Moorlandschaften, die bei jedem Schritt quatschend nachgeben, in Connemara. Der Burren, ein überdimensionierter Steingarten im Westen als eine der schönsten Felslandschaften Europas. Von Gischt umtoste Steilküsten und stille, klare Seen bei Killarney. Um Regen schert sich hier niemand. Er gehört zum Tagesablauf wie die Gezeiten. Der Golfstrom und die mit regelmäßiger Beständigkeit aus Südwest wehenden Winde bescheren dem Land ein kontinuierlich wechselndes Wetter, bei dem sich strahlender Sonnenschein und Regenschauer in allen Variationen die Klinke in die Hand geben. In der Realität bedeutet das nichts anderes, als dass sich über dem Atlantik die Tiefs zusammenbrauen und, bevor sie auf Europa treffen, Bekanntschaft mit Irland machen. Praktischerweise wird dort dann erst einmal kräftig Regen abgelassen.

Still mäandert das Wasser nahe Muckross House in Richtung der Killarney Lakes.

Botanischer Garten Eden

Die Natur dankt es: Die ganze Insel ist ein botanischer Garten Eden, in dem so gut wie alles wächst. Bis auf Getreide, dafür ist das Land einfach zu nass. Aber in Irlands »Wohnzimmer« im Südwesten mit seinen imposanten Panoramastraßen entlang der Küsten von Kerry herrscht subtropische Vegetation in solchem Übermaß, dass hier sogar Palmen prächtig gedeihen. Fehlanzeige dagegen, was subtropische Temperaturen betrifft: »Gemäßigtes Seeklima« lautet die Bezeichnung für den flotten Wechsel von Sonnenschein, fliehenden Wolkenfetzen, Regenschauern, immer wieder beeindruckend in Szene gesetzt mit farbenprächtigen Regenbogen. Nirgendwo auf der Welt ist dieses Naturphänomen so häufig zu bestaunen wie auf der Grünen Insel. Und die Iren wären nicht die Iren, wenn sie nicht auch dafür eine übernatürliche Erklärung hätten: Am Ende des Regenbogens lebt immer ein Leprechaun, ein kleiner Kobold mit einem Topf aus Gold. Wer den Gnom fängt, dem wird als Belohnung für die Freilassung ein Goldstück überlassen, das immer wieder in die Geldbörse seines Besitzers zurückkehren soll. Zurück aber zum bodenständigen Wetter. Verbunden mit der Nähe zur Irischen See sorgt dieses Klima dafür, dass es auch über das Jahr verteilt nur geringe Temperaturschwankungen gibt.

Auftakt zu einem Smalltalk

Richtig kalt wird es auf der Insel im Winter nie, dafür im Sommer auch nie richtig heiß. Als im strengen Winter des Januar 2011 auch in Irland nach 60 Jahren wieder einmal Schnee fiel, war das nicht nur für die Kinder ein besonderes Ereignis. Das ganze Land war »shut down«, wie die Zeitungen titelten. Auf Straßen, Schienen und Flughäfen ging gar nichts mehr. Winterreifen, Streu- oder Räumdienste, allesamt Fehlanzeige. In der Regel dient in Irland das Wetter auch immer als beliebter Auftakt zu einem Smalltalk. Es kann gerade durchaus in Strömen regnen, trotzdem wird der Gast im Pub mit einem strahlenden »Isn’t that a lovely day for a Guinness?« begrüßt, was sich dann ungefähr so anhört: »Isn tadh a luuuvly daai four aguuiness?« Und damit zu einem der prägenden Punkte des Landes, der jedem, der zum ersten Mal die Regenbogeninsel betritt, schon nach kurzer Zeit nachhaltig auffällt. Die Menschen des irischen Schlages zeichnet eine schier überbordende Freundlichkeit und Herzlichkeit gegenüber Besuchern aus. Das wird Wanderern sehr schnell bewusst, die bei schlechtem Wetter entlang der Hauptstraße unterwegs sind. Jeder zweite Wagen hält dann an, mit der besorgten Frage, ob man denn irgendwie helfen oder zum nächsten Dörfchen weitertransportieren könne. Diese Höflichkeit ist grundlegend und situationsübergreifend. Egal ob im Supermarkt, im Hotel, im Pub, im Restaurant – überall wird bereitwillig Auskunft gegeben, meist wird das Objekt, nach dem gesucht wird, dem Fragenden persönlich gezeigt. Im Pub am Tresen bleibt der Gast nur selten alleine, wenn nebenan ein Ire steht und der bemerkt, dass man aus Deutschland angereist ist. Das ist wie von selbst die Aufforderung zu einem ausgiebigen Schwätzchen über die wunderbare Kultur der Deutschen, das exzellente Bier und Essen und immer wieder gerne über den deutschen Fußball, wie großartig der doch sei. Da ist es dann auch ziemlich egal, ob Bayern München, Borussia Dortmund oder der SV Krötenteich im Zentrum des Gesprächs stehen. Es geht um das Gespräch an sich. Gibt bei solch einer Konversation der Gegenüber im Pub ein Pint aus, dann ist es in Irland ungeschriebenes Gesetz, dass das nächste Pint selbstverständlich übernommen wird. Geschieht das Ganze in einer Gesellschaft, dann wird immer rundenmäßig abgerechnet.

Die Europäer haben die Uhren, die Iren die Zeit

In Irland ticken die Uhren einfach anders. Das sollte jedem Besucher klar sein, der zum ersten oder wiederholten Mal Richtung Grüne Insel reist. Wenn es heißt, die Europäer haben die Uhren, dann haben die Iren die Zeit. Besser gesagt »bags of time«, wie es auf der Regenbogeninsel heißt. Und die Zeit scheint hier wirklich langsamer zu laufen, ruhiger, behäbiger und sich in den magischen Steinkreisen in sich selbst zu drehen. Die Geschichte folgt einem hier auf Schritt und Tritt. Von den geheimnisvollen Steinen aus Urzeiten in ihrer einzigartigen Vielfältigkeit mit Tausenden von Megalithen und einer enormen Vielfalt an prähistorischen Bauten und Dolmen. Diese Dolmen, prähistorische Grabstätten um 4000 bis 3500 v. Chr., sind auf der Insel am weitesten verbreitet. Die populärsten findet man in ausgedehnten Nekropolen wie im Boyne-Tal mit der berühmten Newgrange-Grabanlage. Egal welche Massen an Besuchern auch in der Hochsaison hierher drängen, der Besuch ist es immer wert. Es ist ein magischer, mythischer Ort aus längst verblichenen Zeiten. In einem fernen Jahrhundert, als die erste ägyptische Pyramide noch nicht einmal im Bau war, als bei Stonehenge in England noch kein Stein aufeinanderlag, schufen Menschen auf dieser abgelegenen Insel hoch im Norden mit Newgrange ein Bauwerk, dessen technische Brillanz bis heute verblüfft. Die Geschichte des Landes selbst ist eine lange und unruhige. Kelten, Wikinger, Normannen und Engländer besetzten immer wieder die Insel, immer mit machtvoller Unterdrückung der irischen Bevölkerung. Das begann mit den Wikingern, die im 9. Jahrhundert den Shannon als direkte Fluss-Straße in das Innere der Grünen Insel entdeckten. Auf dem bequemen Invasionsweg drangen die nordischen Rabauken regelmäßig bis in die geistige und wirtschaftliche Hochburg Clonmacnoise vor und plünderten alles, was nicht niet- und nagelfest war. Clonmacnoise, das geistliche, intellektuelle und wirtschaftliche Zentrum der Gelehrsamkeit, beherbergte mehrere Tausend Mönche und Schüler. Von hier aus waren es die irischen Mönche, die im 6. und 7. Jahrhundert die Christianisierung Europas vorantrieben. Irland ist nicht zuletzt deshalb auch die Insel der Heiligen. Die Christianisierung der Insel wurde im 5. Jahrhundert vom Heiligen Patrick, dem irischen Nationalheiligen, vollendet. Die ursprünglich römische Kirche wandelte sich dann im 6. Jahrhundert zur keltischen Mönchskirche. Die Heiligen Kevin, Ciarán, Brendan, Comgal und Finian gründeten wohlhabende Klosterregionen, deren Ruf Gelehrte und Adlige aus ganz Europa anzog. Von diesen Regionen aus trugen Missionare das biblische Wort in alle Bereiche Europas. So entstand beispielsweise St. Kilian in Würzburg. Das hatte erst dann ein Ende, als mit den Normannen die nächsten Besatzer in das Land einfielen und erneut Clonmacnoise dem Erdboden gleichmachten (die Engländer sollten den Job dann unter Cromwell endgültig erledigen). Anders als die Wikinger waren die Normannen erheblich konsequenter daran interessiert, das Land, das sie erobert hatten, auch mit steinernen Befestigungsanlagen zu sichern. Die wuchtigen Anlagen von Limerick und Trim Castle entsprechen in ihren Grundzügen der Form, die die Normannen Ende des 12. Jahrhunderts bevorzugten – ein rechteckiger Hof, umgeben von Mauern und durch zylindrische Ecktürme gesichert. Als tiefster Einschnitt aber in der irischen Geschichte gilt bis heute die englische Invasion und Unterdrückung, die ihren Beginn im 12. Jahrhundert nahm. Mehr als 700 Jahre dauerte der fortwährende, verbissene Kampf gegen die Besatzer, gegen britische Unrechtsgesetze wie die »Penal and Plantation Laws«, bis hin zur Unabhängigkeit. Die Erinnerung daran ist bis heute tief in der irischen Seele eingegraben. Ebenso wie die Erinnerung an die entsetzliche Hungersnot zwischen 1845 und 1852, »The Great Famine«. Bis dahin hatten acht Millionen Iren auf der Insel gelebt. Während der Hungersnot starben mehr als eine Million Menschen, mehr als zwei Millionen sahen sich zur Auswanderung in den berüchtigten »Coffin Ships« (Sargschiffen) nach Übersee gezwungen. Tausende überlebten die Überfahrt nicht und verhungerten oder erstickten erbärmlich in den maßlos überfüllten Schiffen. Noch heute wird die Erinnerung an diese grausame Zeit in eindrucksvollen Ausstellungen wie im Heritage Centre in Cobh wachgehalten.

Künstlerisch: Farbenfrohe Gebäude gibt es in Irland zuhauf.

Wie vor 100 Jahren: Ein Flötenspieler sammelt Geld für sich und seinen Begleiter.

Auch in der Literatur hatten die Iren ihre kreativen Köpfe, die dem geschriebenen Wort des Landes Weltgeltung verschafften. Jeder, der zumindest einen Blick in ein Literaturlexikon wirft, wird dort auf die ganz großen Namen der Weltliteratur stoßen, die allesamt ihre Wurzeln in Irland haben und auch von dort aus ihre Meisterwerke geschrieben haben: George Bernard Shaw, Autor von Pygmalion als literarischer Basis für den Musical-Welthit My Fair Lady; Jonathan Swift, der Schriftsteller, der Gullivers Reisen in die Welt brachte; James Joyce, Meister wortgewaltiger Prosa wie in Ulysses; William Butler Yeats, der erste irische Literaturnobelpreisträger; Oscar Wilde, dessen Bildnis des Dorian Gray zu mehrfachem Filmruhm kam und nicht zuletzt Bram Stoker, dessen Gruselepos Dracula Generationen von Lesern und Kinogängern das Vampirgrauen lehrte. Um Bram Stoker und seinen untoten Fürst der Finsternis rankt sich zudem die Geschichte einer der gruseligsten Kirchen Irlands – der St. Michan’s Church in Dublin. In der dortigen Krypta soll Stoker auf die Idee der lebenden Untoten gestoßen sein. Dort liegt eine Anzahl gut erhaltener Leichname in ihren geöffneten Särgen. Bis heute weiß niemand, was zu dieser perfekten Mumifizierung der Leichen geführt hat. Eine Theorie besagt, dass der Kalkstein der Wände sie ausgetrocknet habe, eine andere, dass das Methan des feuchten Bodens dafür verantwortlich sei. Gelöst ist die Geschichte bis heute nicht, die Krypta kann aber täglich besichtigt werden.

Ein weiteres, spannendes Erbe der Iren, das bis heute seine Gültigkeit behalten hat, ist ihr tägliches Selbstverständnis und die Vertrautheit mit dem Übernatürlichen. Kobolde, Leprechauns, Feen, Waldgeister und Weiße Frauen sind in Irland nicht nur zu Hause, viele Iren bestätigen auch ohne mit der Wimper zu zucken deren Existenz. Und wer genauer fragt, erfährt sogar deren Wohnsitz. So soll unter der Blackwaterbridge zwischen Kenmare und Sneem bis heute wahrhaftig ein Leprechaun leben, der des Morgens oder des Abends mit rotem Hut immer wieder auf dem Steinmäuerchen gesichtet wird. Wer die landschaftlich spektakuläre Tour im Ring of Kerry fährt, sollte da mal vorbeischauen. Wer sich mehr für Geister interessiert, der könnte im Charles Fort bei Kinsale auf eine Weiße Frau treffen, die dort als Rosengeist spukt. Oder auf einen geisternden Bischof in der St. Columb’s Cathedral in Londonderry. Dort soll der Bischof William Higgins sein Unwesen treiben, seit im Jahr 1867 seine Totenruhe gestört wurde. Arbeiter und Kirchgänger hören ihn regelmäßig auf einer abgeschlossenen Empore herumschlurfen. Die andere, seltsame Geschichte, von der hier noch zu berichten wäre, ist die Sache mit der Orgel in der Kathedrale. Das Original wurde im Krieg zerstört und durch eine moderne, elektrische ersetzt. Nur gab die schon Töne und Melodien von sich, als noch gar kein Strom angeschlossen war.

Die Mellows Bridge ist die älteste Brücke Dublins über den Fluss Liffey. Sie wurde 1776 erbaut.

Am Ende eines irischen Regenbogens wartet der Leprechaun mit Gold.

Sprachloser Sportkommentator

Sport jeglicher Art bringt die Iren regelmäßig aus dem Häuschen. Bei internationalen Turnieren vertreten zu sein ist eine nationale Ehre. Da macht es auch überhaupt nichts aus, wenn das irische Team verliert. Egal, der Nationalstolz bleibt ungebrochen. Unvergessen ist bis heute das Spiel bei der Fußball-Europameisterschaft 2012 zwischen Spanien und Irland. Das irische Team verlor deutlich mit 0:4. Die Fans sangen die letzten zwölf Minuten des Spiels, als gäbe es keinen Morgen mehr. Die weltweit im Fernsehen übertragenen Fangesänge wurden so inbrünstig, laut und mit überbordender Freude zelebriert, dass der deutsche Fernsehkommentator schlicht und ergreifend das Kommentieren einstellte. Zwölf Minuten lang. Noch heute findet sich die beeindruckende Dokumentation im Internet. Vier Jahre später, wieder bei der Fußball Europameisterschaft, wurden die irischen Fans regelmäßig als die besten Europas beschrieben. Da wurde Müll von »Boys and Green« weggeräumt, den Schweden als Schlachtruf »Go Home to your sexy Wife« entgegengeschleudert oder ein Baby in der Bahn in den Schlaf gesungen. Unvergessene Szenen. Dazu ging der absolute Ohrwurm der EM nach Nordirland – »Will Griggs on Fire«. Noch heute wohl in jedermanns Gehörgängen. Aber auch im eigenen Land dominiert der Sport das gesellschaftliche Leben. Man wird kaum ein Völkchen treffen, das sportbegeisterter ist als die Iren. Allerdings sind es Sportarten, von denen einige außerhalb von Irland so gut wie unbekannt sind. Das gilt weniger für Rugby, wo das Team von der Grünen Insel seit Jahrzehnten zur Weltspitze gehört und sich mit den Weltklasseteams aus Australien, Neuseeland und England regelmäßig packende Duelle liefert. An der absoluten Spitze der Beliebtheitsskala irischer Sportseligkeit steht Gaelic Football. Ein Spiel, das so gut wie nichts mehr mit dem herkömmlichen Fußball zu tun hat, sondern einer Kombination aus Rugby, Fußball und Handball gleicht. Keine andere Sportart zieht mehr Zuschauermassen an. So gut wie alles ist erlaubt. Tritte, Bodychecks, Handgreiflichkeiten, den Ball in die Hand nehmen, vier Schritte damit laufen und allein der gesunde, faire Sportsgeist der Iren erklärt, dass es hier nicht regelmäßig zu heftigen Verletzungen kommt. Im September steht dann in jedem Jahr das Finale im Croke Park in Dublin an und mehr als 80 000 Fans zelebrieren das Spiel im ausverkauften Stadion. Von dem Spiel muss man gar nicht so viel verstehen, die Leidenschaft aller Beteiligten überträgt sich von alleine und man muss kein Ire sein, damit eine solche Veranstaltung ein unvergessliches Erlebnis wird. Der zweite Nationalsport ist das Hurling und kann auf eine lange Tradition bis in die geschichtliche Frühzeit zurückblicken. Zum ersten Mal wurde das Spiel in der Beschreibung der Schlacht um Moytura im 14. Jahrhundert erwähnt. Damals kämpften die gegnerischen Parteien zuerst auf dem Spielfeld, danach auf dem Schlachtfeld gegeneinander. Bis heute hat dieser Sport seine Popularität in Irland über die Jahrhunderte immer weiter ausgebaut. Nach dem Einfall der Engländer im 12. Jahrhundert gab es immer wieder Versuche, das Spiel zu verbieten und Verletzungen oder das »Töten von Personen durch Hurlingbälle« unter Strafe zu stellen. Der Popularität dieses Nationalsports hat das wenig geschadet. Im Gegenteil, die rebellischen Iren scherten sich wenig um die von den englischen Besatzern gesteuerten Erlasse. Besonders in ländlichen Regionen wie Leinster, Munster und Tipperary blieb die Spielfreude ungebrochen. Der Name des Spiels stammt von dem dabei verwendeten, hockeyähnlichen Schläger »hurley«, der am unteren Ende in einer breiten Fläche ausläuft. Mit dieser Fläche gilt es, einen lederüberzogenen Korkball über ein Spielfeld zu schlagen, das erheblich größer und breiter als ein Fußballplatz ist, und an der Grundlinie den Ball ins gegnerische Tor zu bugsieren. Dabei kann der Ball Geschwindigkeiten bis zu 150 Stundenkilometer erreichen und knapp 100 Meter weit fliegen, was das Spiel zu einer der schnellsten Mannschaftssportarten der Welt macht. Die Regeln erlauben vieles, auch den Ball aus der Luft zu greifen und mit dem Schläger weiter zu schlagen. Ähnlich wie beim Rugby besteht das Tor aus zwei Pfosten mit einer Querstange. Wird der Ball unterhalb der Stange ins Tor geschlagen, gibt es drei Punkte. Trifft der Spieler oberhalb der Stange, gibt es einen Punkt. Gaelic Football und Hurling stehen im Zentrum der Gaelic Athletic Association (GAA), die heute mehr als 900 000 Verbandsmitglieder in Irland hat, fast ein Fünftel der Inselbewohner.

Musik, Musik, Musik: An jeder Ecke gibt es Noten.

Sport in Irland: Da darf’s auch mal etwas rustikaler zugehen.

Vom Nationalheiligen, Bier und Whiskey

Dem Hl. Patrick wird nicht nur in Irland viel Gutes nachgesagt. So soll er alle Schlangen von der Regenbogeninsel vertrieben und die göttliche Dreifaltigkeit anhand des Kleeblattes erklärt haben. Sein Tod am 17. März 461 wurde stark betrauert. Der Heilige soll aber auf seinem Sterbebett gebeten haben, diesen Tag als seinen Eintritt ins ewige Leben zu feiern. Sein letzter Wunsch war dabei, dass jeder seiner Anhänger sich einige Tropfen irgendeines Getränks genehmigen soll, welches den Schmerz und die Trauer lindern kann. Nicht wenige leiten aus diesem Wunsch die irische Vorliebe für Bier und Whiskey ab. Heute wird deshalb alljährlich am 17. März der St. Patrick’s Day mit vielen Gottesdiensten, Umzügen, Gesang, Tanz und eben auch reichlich Getränken begangen. Das gilt nicht nur in Irland, sondern überall, wo Menschen irischer Abstammung leben. Die alles dominierende Farbe an diesem Tag ist Grün, in einigen Städten werden sogar die Flüsse grün eingefärbt, an amerikanischen Universitäten das Bier. Auf der Grünen Insel wäre das allerdings undenkbar, die Tradition eines guten Bieres ist den Iren ebenfalls heilig. Allein das Einschenken eines Pint Guinness im Pub ist ein wahrer Ritus: Das Glas wird in drei Schüben gefüllt, damit durch die hohe Stickstoffkonzentration ein fester, cremiger Schaum als Krone entsteht. Die meisten anderen Biere werden nur mit Kohlensäure gezapft. Wer meint, in einem deutschen Pub schon einmal ein original Guinness getrunken zu haben, irrt gründlich. Das Bier, das dort ausgeschenkt wird, ist für den Export gebraut und dementsprechend pasteurisiert, also erhitzt und haltbar gemacht. Seine dunkle Farbe erhält das im 18. Jahrhundert von Arthur Guinness entwickelte Bier durch stark geröstetes Malz. Ein anderes berühmtes »stout« (Dunkelbier) ist das Murphy’s, aus Cork, wo der Lokalpatriotismus dann auch verlangt, ein Murphy’s dem Guinness aus der Hauptstadt vorzuziehen. Zum populären Gerstensaft hat sich mittlerweile auch das leicht rötliche, süffige »Smithwick’s« entwickelt, in Deutschland besser bekannt unter dem Namen »Kilkenny«. Sucht man im Land der Regenbogen ein weiteres berühmtes, gottgefälliges Getränk, wird man schnell fündig: Es ist der Whiskey, dessen Geheimnis irische Mönche im 6. Jahrhundert nach ihrer Rückkehr aus dem Heiligen Land mitbrachten. Im Gegensatz zum amerikanischen und schottischen Whisky wird der irische aufwendiger, nämlich dreimal, destilliert. Viele begründen damit seinen weichen, runden Geschmack, ohne Brennen im Hals. Wer den Süden bei Cork erkundet, sollte unbedingt der dortigen Jameson’s Destillery bei Midleton einen Besuch abstatten. Das Gleiche gilt für Tullamore in der Grafschaft Offaly in den Midlands und für Bushmills, in der nordirischen Grafschaft Antrim. Am Ende der spannenden Führungen mit historischem Hintergrund wartet eine Verkostung.

Augen auf auf irischen Straßen

Einmal abgesehen davon, dass in Irland Linksverkehr herrscht, der Ungeübten im Leihwagen die ersten Kilometer die Schweißtropfen auf die Stirn treibt, ticken auch auf Irlands Straßen die Uhren anders. Wo Schafe hinter einem Zaun sind, kann man sicher sein, dass hinter der nächsten Kurve auch das eine oder andere auf der Straße lauert. Überhaupt, die Verkehrsschilder, irgendwie scheinen sie hier von besonders lustigen Gesellen aufgestellt worden zu sein. Wo ein Schild besagt, dass man nur 100 Stundenkilometer schnell fahren darf, bedeutet das nichts anderes, als dass man dort nur unter höchster Gefahr für Leib und Leben 100 Stundenkilometer schnell fahren kann. Wer denkt, dass die Straße nicht mehr schmaler werden kann, kann sicher sein, dass sie schmaler wird. Und wer glaubt, »hier passen keine zwei Autos aneinander vorbei«, kann sicher sein, dass Iren da anderer Meinung sind. Vergessen sollte man jegliches Vertrauen in die Kilometeranzahl bei Verkehrshinweisschildern. Wird ein Ort gerade noch mit einer Fahrdistanz von zehn Kilometern bis zum Ziel beschrieben, findet sich mit Sicherheit fünf Kilometer weiter ein neues Schild, das einen informiert, dass es jetzt nur noch zwölf Kilometer sind. Dafür nehmen es die Iren mit bemerkenswerter Entspanntheit hin, wenn wieder mal ein Europäer vom Festland auf der falschen Straßenseite unterwegs ist. Man grüßt, grinst und fährt gelassen weiter seines Weges. Denn wenn man hier eines hat, dann »bags of time« – Zeit, in einem magischen, mystischen Land des Regens und der Regenbogen am westlichsten Rand Europas.

Mit 100 Stundenkilometern auf diesen Straßen – unmöglich!

Steckbrief Irland

Lage: Das Land des Regenbogens erstreckt sich in Nordwesteuropa vor der Westküste Großbritanniens, getrennt durch die 200 Meter tiefe, sehr raue Irische See. Die kürzeste Entfernung zur britischen Insel beträgt nur 18 Kilometer, die größte 223 Kilometer.

Größe: Das Staatsgebiet der Republik Irland ist ähnlich groß wie Bayern und hat eine Fläche von 70 182 Quadratkilometern, Nordirland hat eine Fläche von 14 120 Quadratkilometern.

Hauptstädte: Die Hauptstadt der Irischen Republik ist Dublin in der Provinz Leinster mit derzeit gut 527 600 Einwohnern. Die Hauptstadt von Nordirland ist Belfast und mit 280 500 Einwohnern zweitgrößte Stadt nach Dublin auf der Insel.

Flagge und Wappen: Das Grün der irischen Flagge steht für den katholischen Glauben der Bevölkerung der Irischen Republik, das Orange für die mehrheitlich protestantische Bevölkerung Nordirlands. Und Weiß für den Frieden, der zwischen beiden Volksgruppen herrscht. Die keltische Harfe auf blauem Grund im Wappen steht seit dem 13. Jahrhundert für die friedliche Gesangskunst der Barden. Daneben steht das dreiblättrige Kleeblatt für das Gedenken an den Hl. Patrick und das Symbol der Dreifaltigkeit.

Bevölkerung: Derzeit leben in der Republik Irland zirka 4,5 Millionen Einwohner, davon jeder Dritte im Großraum Dublin. Das hat zur Konsequenz, dass weite Landstriche fast menschenleer erscheinen. In Nordirland leben zirka 1,8 Millionen Menschen.

Sprache: Die Landessprache ist Englisch mit einem starken irischen Akzent. In weiten Gebieten in Donegal, Sligo oder Connemara wird noch Gälisch gesprochen und geschrieben.

Währung: Euro in der Republik Irland, das Pfund Sterling in Nordirland.

Geografie: Von Norden nach Süden misst die Insel 470 Kilometer, von Osten nach Westen 290 Kilometer. Längster Fluss ist mit 361 Kilometern der Shannon, der bei Limerick in den Atlantik mündet. Der höchste Berg ist der Carrauntoohil mit 1041 Metern im Südwesten der Insel, größter See der Lough Corrib mit 168 Quadratkilometern.

Nebel und benebelt – typisch irische Ironie

Geschichte im Überblick

7000—2000 v. Chr. Die ersten Siedler, vermutlich aus Schottland kommend, erreichen die Insel.

3000—2000 v. Chr. Die ersten Dolmen und Megalithengräber entstehen.

500 v. Chr.—400 n. Chr. Eisenzeit: Die Kelten erreichen Irland und bringen die Technik der Eisenherstellung mit. Sie übernehmen die Herrschaft des Landes.

Um 431 Irische Piraten verschleppen den Hl. Patrick aus Britannien nach Irland. Dem Heiligen gelingt die Flucht, doch einige Jahre später kommt er zurück, um die Iren zu christianisieren.

500 bis 900 Zahlreiche Klöster entstehen nach dem Tod des Hl. Patrick, von denen aus Mönche beginnen, England und den Kontinent zu missionieren.

900 Die Wikinger erreichen über den Shannon Clonmacnoise und gründen an der Ostküste zahlreiche Siedlungen, darunter Dublin.

1014 In der Schlacht von Clontarf (bei Dublin) werden die Wikinger geschlagen und die Überfälle auf die wirtschaftlichen Zentren grundsätzlich beendet.

1155 Der englische König Henry II. erhält durch den Papst das Recht, die irische Kirche zu reformieren und in die Verwaltung einzugreifen. Henry setzt dazu normannische Adelige als Lehnsherren ein. Die Normannen errichten zahlreiche neue Festungen und Klöster.

1558—1603 Unter der Herrschaft von Henrys VIII Tochter Elizabeth I. werden die Iren politisch und religiös weiter stark unterdrückt. Das soziale und politische Gefüge wird durch die Engländer komplett zerschlagen und das englische Recht auf der Insel eingeführt.

1609 Englische Siedler erhalten aufgrund der sogenannten Plantation-Gesetze fast die gesamte Provinz Ulster im Norden. Die englische Krone hofft auf ein loyales Bollwerk in Irland. Der historische Einschnitt veränderte die Bevölkerungspolitik so einschneidend, dass eine Einigung mit dem restlichen Irland nie mehr möglich war.

1649—1654 Der englische Lord Protector Oliver Cromwell verwüstet mit seinen Truppen das gesamte Land, die wirtschaftlichen Hochburgen und Klöster. Die irische Bevölkerung wird in unfruchtbare Gebiete vertrieben.

1688—1691 Englische Strafgesetze, die »Penal Laws«, schließen die irische Bevölkerung vom Landbesitz aus. Die Macht über die Insel wird von englischen Protestanten übernommen.

1782—1800 Großbritannien erkennt ein irisches Parlament an, in dem nur Protestanten sitzen. Trotzdem erreicht dieses Parlament handelspolitische und verfassungsrechtliche Verbesserungen.

1845—1852 In der »Großen Hungersnot« sterben mehr als eine Million Iren, fast zwei Millionen wandern aus.

1905 Gründung der Gruppe »Sinn Féin« (»wir selbst«), die politische und wirtschaftliche Autonomie fordert und den Widerstand gegen die Briten organisiert.

1914—1918 Erster Weltkrieg: Irische Soldaten kämpfen für England.

1916 Die »Irischen Freiwilligen« rufen am 24. April in Dublin die Republik Irland aus. Die Engländer schlagen den Osteraufstand brutal nieder, die Anführer werden hingerichtet.

1919—1921 Guerillakrieg gegen die englische Armee, angeführt von der »Irish Republican Army« (IRA).

1921 Am 6. Dezember tritt der angloirische Vertrag in Kraft, wonach Irland ein Freistaat innerhalb des britischen Reiches wird. Nordirland wird in das Vereinigte Königreich eingegliedert.

1922—1923 Inneririscher Bürgerkrieg zwischen Freistaatgegnern und der Regierung. Ein breiter Riss zieht sich durch die irische Gesellschaft.

1937 Irland gibt sich eine neue Verfassung und erklärt sich zu einem souveränen, unabhängigen, demokratischen Staat mit Namen »Eire«.

1949 Irland tritt aus dem Commonwealth aus und erklärt sich zur Republik.

1968—1972 Demonstrationen der nordirischen Bürgerrechtsbewegung. Britische Truppen werden in Nordirland stationiert und die Selbstverwaltung aufgehoben. Beginn des nordirischen Bürgerkrieges.

30. Januar 1972 Beim sogenannten »Blutsonntag« eröffnen britische Fallschirmjäger in Derry das Feuer auf unbewaffnete Demonstranten. 14 Menschen sterben.

1998 Durch Vermittlung des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton und des englischen Premierministers Tony Blair wird das »Karfreitagsabkommen« zur Beendigung des nordirischen Bürgerkrieges beschlossen. Die beiden nordirischen Politiker David Trimble und John Hume erhalten den Friedensnobelpreis.

2005 Die IRA erklärt das Ende des bewaffneten Kampfes.

2008 Die internationale Finanzkrise beendet die goldenen Zeiten des irischen Wirtschaftswunders.

2011 Das hoch verschuldete Land steht vor dem Ruin und muss unter den Rettungsschirm der Europäischen Union schlüpfen.

2013 Irland hat als erster Mitgliedsstaat der Eurozone sein Finanzhilfeprogramm erfolgreich abgeschlossen und verlässt den Rettungsschirm der EU wieder.

2014 Irland zahlt dem Internationalen Währungsfond vorzeitig einen Kredit von neun Milliarden Euro zurück.

DER SÜDWESTEN

1Ring of Kerry

Zu Gast in Irlands Wohnzimmer

2Killarney

Das emsige Städtchen am See

3Killarney-Nationalpark

Das Land der Berge und Seen

4Skellig Islands

Zwei Pyramiden im Atlantik

5Dingle Peninsula

Heimat des einsamen Delfins

6Ring of Beara

Irlands bekanntestes Geheimnis

7Mizen Peninsula

Künstler und Klippen

Spektakuläre Ausblicke auf den Atlantik bietet der Ring of Kerry.

1 Ring of Kerry

Zu Gast in Irlands Wohnzimmer

Die Panoramastraße des Ring of Kerry gehört zu den Traumrouten der Welt. Es gibt nur wenige Plätze auf dem Globus, in der die Natur solch kontrastreiche Panoramen geschaffen hat. Hier präsentiert sich das Spektakulärste, was Irland an imposanter Naturkulisse komprimiert zu bieten hat: steil abfallende Klippen, sanfte Strände, glasklare Seen, Wasserfälle, malerische alte Brücken und einzigartige Ausblicke auf die fjordartigen Küstenabschnitte des Atlantiks.

Ladies View: Den Blick Richtung Killarney genoss schon Queen Victoria.

Zum Anfang erst mal die Kardinalsfrage, in welche Richtung der Ring befahren werden sollte. Ganz klar – im Uhrzeigersinn. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass einem als Fahrer die zahlreichen Busse entgegenkommen und man dementsprechend agieren kann. Wer sich den Busrouten entgegen der Uhr anschließt, der hat schnell Pech und hängt in den kurvigen Straßen gefühlte Ewigkeiten hinter den Massengefährten fest. Auch wenn viele etwas anderes behaupten, wer individuell unterwegs ist – im Uhrzeigersinn heißt die Parole. Wer nicht gerade mit einem Busunternehmen diese Tour in einem Tag durchfährt, sollte sich Zeit nehmen. In zwei bis drei Tagen lässt sich der Ring wesentlich intensiver und beschaulicher erfahren und genießen. Die Rundreise startet von dem Städtchen Killarney, der touristischen Hochburg Irlands, in Richtung Kenmare und führt zuerst durch die in allen möglichen Grünfarben schillernden Eichenwälder des Nationalparks. Vorbei geht die Fahrt an tiefschwarzen Seen, die so kalt sind, dass selbst im Sommer Schwimmen so gut wie ausgeschlossen ist. Oder wie der Ire sagen würde: »Sou-bluddie-cold-tuu-have-apoooint-with-the devil« (»Zu verdammt kalt, um mit dem Teufel ein Pint zu trinken«). Die Straße N71 windet sich in kleinen Serpentinen langsam immer höher bis zum Aussichtspunkt Ladies View. Von dort gibt es als Belohnung für die Kurverei einen imponierenden Rundblick auf die Seen von Killarney, der schon Königin Viktoria und ihre Kammerzofen in Verzückung geraten ließ (daher der Name). Wer Zeit hat, genießt einen exzellenten Irish Coffee im Besucherzentrum, wer nicht, fährt die N71 weiter hoch zu Moll’s Gap. Bunt bemalte Schafe links und rechts der Straße oder auf derselben weiden in einer wild zerklüfteten Gebirgslandschaft, die als Drehkulisse für die ersten beiden Highlander-Filme weltweit zu Ruhm kam.

GUT ZU WISSEN

TEURER TOURISTENAUSBLICK

Also gut, der Ausblick ist wirklich spektakulär. Zwischen Waterville und Caherdaniel liegt das »Scarriff Inn«-Pub mit richtig tollem Panorama. Das Pub liegt exakt in der Mitte des Rings of Kerry und allein diese zwei Gründe reichen aus, dass täglich Unmengen von Besuchern hier stoppen. Die Preise für die Speisen sind jedoch kräftig überteuert. Ein Chicken Curry oder ein fades Irish Stew für 16,95 Euro ist definitiv den Preis nicht wert. Dazu vermittelt das Personal den Eindruck: bestellen, zahlen, essen und dann so schnell wie möglich Platz für die nächste Busladung machen. Uriger und preiswerter speisen Sie in kleineren Pubs in der Umgebung.

Abfahrt zum Schlosshotel

Hier teilt sich die Straße in zwei Richtungen. Einmal nach Kenmare, einmal nach Sneem. Zu empfehlen ist die Abfahrt nach Kenmare, um dann dort an der Tankstelle rechts auf die Küstenstraße N70 Richtung Sneem abzubiegen. Belohnt wird diese Entscheidung hinter dem Flecken Templenoe mit spektakulären Aussichten auf die Kenmare Bay. Mitten auf der Strecke lohnt sich der Halt bei der Blackwater Bridge. Unter der uralten Steinbrücke rauscht helle ein Bächlein, nur wenige Sonnenstrahlen durchbrechen das blattgrüne Dickicht, Vögel machen sich aus den Baumwipfeln bemerkbar. In der verwunschenen Atmosphäre soll bis heute noch ein Leprechaun sein Zuhause haben, also einer der Kobolde, die sonst nur am Ende des Regenbogens zu finden sind und dort einen Topf aus Gold hüten. Man mag es glauben oder nicht. Die Iren schwören Stein und Bein darauf. Zirka drei Kilometer vor Sneem biegt links eine Abfahrt zum Schlosshotel »Parknasilla« ab. Die Parks und Rundwege des Hotels sind für die Gäste und interessierte Besucher geöffnet, allerdings nicht für Busse. Den geruhsamen Blick von der Terrasse auf den Atlantik sollte man sich aber auf keinen Fall entgehen lassen. Und sich die frische Brise von der See bei einem Pint oder einer guten Tasse Tee um die Nase wehen lassen. Durchatmen, relaxen, abschalten, die Zeit scheint sich hier in sich selbst zu drehen. Im nahe liegenden Örtchen Sneem ist die Beschaulichkeit schnell vergessen. Das Dörfchen zählt zum beliebtesten Stopp der Ausflugsbusse, die hier vor dem (sehr gut ausgestatteten) Souvenirshop »Quills« halten. Das rosa Gebäude rechts gegenüber ist »Dan Murphy’s Bar« und Irlands meistfotografierter Pub. Ist ja auch urig anzuschauen. Weiter geht’s dann in Richtung des ehemaligen Seebads Waterville. Zuvor trifft man nach einer abwechslungsreichen Fahrt durch herbe Heidelandschaften bei Caherdaniel auf eine buchtenreiche Felsenküste, die von kleinen und größeren Sandstränden durchsetzt ist. Bei schönem Wetter ein irrealer Platz für ein Sonnenbad oder Picknick. Zirka zwei Kilometer von Caherdaniel entfernt in Richtung Waterville befindet sich, zwischen der Hauptstraße und der Küste gelegen, der Derrynane-Nationalpark mit dem Derrynane House, ehemals Wohnsitz des berühmten Freiheitskämpfers und ersten katholischen Bürgermeisters Dublins Daniel O’Connell. Das Haus ist heute ein Museum und kann besichtigt werden. Wieder zurück auf der N70 steigt die Straße zügig an und erklimmt den Coomakesta Pass mit grandiosem Panoramablick auf die Ballinskelligs und Kenmare Bay, die sich mit all ihren kleinen Buchten, Fjorden und Sandstränden unter der Passhöhe ausbreiten.

Nicht verpassen

DER RING IM RING

Der Ring of Kerry ist spektakulär und voll. Der Ring of Skelligs ist noch spektakulärer und leer: Ersteres liegt an seiner atemberaubenden Küstenstraße, Zweiteres daran, dass diese eher eine Gasse und daher für Busse unpassierbar ist. Im Uhrzeigersinn kurvend zweigt kurz hinter Waterville die R567 links ab und vereint sich mit der R566 in Richtung Ballinskelligs, wo die Ruine der St.-Michael-Priorei steht. Das Sträßchen schraubt sich an Bolus Head vorbei in die Höhe, sensationell ist der Blick hinab auf die St. Finan’s Bay – und rüber auf die zum Greifen nahen Skelligs. Das Finale des kleinen Extra-Rings scheint ein fades zu sein. Doch weit gefehlt: Natürlich muss es hinter den so kurz vor dem Meer noch linker Hand ansteigenden Wiesen tierisch steil wieder runtergehen. Tut es. Und wie. Zwei Kilometer vor Portmagee liegt der Parkplatz eines Cafés. Die drei Euro für die Parkerlaubnis sind ebenso gut investiert wie die zehn Minuten den Hang hinauf. Der stets windumtoste Aussichtspunkt ist etwas für Schwindelfreie. Diese Klippen sind die wohl spektakulärsten in Irland.

Ring of Skelligs. 33 Kilometer lange Küstenstraße über die R567 und R566. Im Uhrzeigersinn fahrend spektakulärer Aussichtspunkt kurz vor Portmagee.

Achtung, wenn ein Kobold den Weg kreuzt, dann besser bremsen.

Sanft schaukeln am Abend die Fischerboote in der Kenmare Bay.

Rundfahrt Ring of Kerry

Startpunkt für Irlands berühmteste Panoramastraße ist Killarney. Das Städtchen mit seinen gerade einmal 10 000 Einwohnern hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Zentren des irischen Fremdenverkehrs entwickelt. Nennenswerte Sehenswürdigkeiten hat die Stadt selbst nicht zu bieten, dafür sind die umliegenden Seen- und Berglandschaften zu einem Nationalpark zusammengefasst worden, durch den sich auch ein Teil des Ring of Kerry zieht.

Über die Aussichtspunkte Ladies View und Moll’s Gap geht es in Richtung des pittoresken Fleckens Kenmare, der regelmäßig als eines der attraktivsten Dörfer Irlands ausgezeichnet wird und zugleich auch das Tor des zweiten Rings, des Ring of Beara (Kap. 6), ist.

Entlang der Küstenstraße nach Sneem liegt drei Kilometer vor dem Ort das Schlosshotel Parknasilla (Autorentipp S. 32).

Die Straße schlängelt sich nun entlang der Kenmare Bay bis nach Caherdaniel, wo es genügend Möglichkeiten zum Surfen, Strandwandern oder Forellenangeln gibt.

Die Route steigt weiter zügig an und fällt erst nach der Passhöhe Richtung Waterville stetig ab.

Wählt man die Fahrt weiter auf der Hauptroute im Ring, ist Cahersiveen die nächste Station zum Stopp für einen Snack oder um den Tank zu füllen.

Weiter windet sich die Straße mit grandiosen Ausblicken entlang der Dingle Bay über Glenbeigh, bevor man nach knapp 50 Kilometern mit Killorglin die vorletzte Station im Ring erreicht.

Nach einer gut 20 Kilometer langen Fahrt entlang des River Laune landet man wieder am Ausgangspunkt in Killarney mit seinen zahlreichen, bunten Shops und Pubs.

Einfach gut!

PARKNASILLA – AUF GEHEIMEN WEGEN

Es gibt sicher keinen Iren, der bei Erwähnung des Schlosshotels vor Kerry keine glänzenden Augen bekommt. Schon George Bernard Shaw fühlte sich hier als Gast wohl, ebenso wie Fürst Rainier und Gracia Patricia von Monaco. Der Park um das Hotel herum wirkt wie ein verwunschener Platz, in dem die Zeit stillzustehen scheint. Sieben Wanderwege, deren Bewältigung zwischen 30 Minuten und zwei Stunden dauert, führen in einen botanischen Wundergarten, in dem Riesenfarne, Palmen, Pinien und Bambus einen Rückblick in längst vergessene Welten à la Jurassic Park gewähren. Ab und zu schaut bei den Wanderungen entlang des Wassers ein Seehund vorbei. Die Wege bilden Pflanzentunnel, die teilweise so dicht sind, dass kein Regen mehr hindurchkommt. Hinter der Besucherterrasse öffnet ein kleines Metalltor den Einstieg in die geheimen Wunderwelten, an der Rezeption sind zudem kleine Karten erhältlich. Keine Gruppen oder Busse, interessierte Individualreisende willkommen. Wer Zeit hat, sollte mindestens eine Nacht bleiben, um die grandiose Atmosphäre zu genießen.

Parknasilla Resort. Drei Kilometer auf der N70 vor Sneem, Sneem, Kerry, ganzjährig, Tel. 064/667 56 00, www.parknasillaresort.com

Charles Chaplin in Bronze

Das sind die Eindrücke, die den Ring zur weltweiten Berühmtheit machen und zu Irlands Wohnzimmer. Es ist vielleicht der schönste, der spektakulärste Teil, der hier zu sehen ist. Den Berg hinab beginnt das Landschaftsbild sich nun sanft zu verändern und flacher zu werden. Goldgelb blühende Ginsterhecken und von Steinmauern eingefasste Wiesen dominieren das Erscheinungsbild, die Luft bekommt einen leicht salzigen Geschmack, je näher man dem ehemaligen Seebad Waterville kommt, heute ein kleines Nest mit einer Häuserzeile links, einer Häuserzeile rechts der Straße auf einer schmalen Landzunge zwischen der irischen See und dem Lough Currane. Windstill ist es hier so gut wie nie. Die Brise pfeift regelmäßig kräftig von der See oder aus dem Landesinneren heraus. Der bronzenen Charles-Chaplin-Statue an der Mole kann das wenig anhaben, sie ist begehrtes Fotoobjekt. Der Schauspieler verbrachte hier mehr als zehn Jahre regelmäßig seine Sommerferien mit der gesamten Familie. Zahlreiche, den Hauch der Nostalgie verbreitende Schwarz-Weiß-Fotografien im Wintergarten des »Butler Arms Hotel« am Ortseingang erzählen diese Geschichten noch heute.

Eine der großartigsten Hotellegenden Irlands – das Schlosshotel Parknasilla an der Kenmare Bay bei Sneem

In Waterville war er gerne Gast, heute steht Charlie Chaplin in Bronze dort.

Die Reise im Ring der Panoramen führt weiter in Richtung Cahersiveen, mit einigen Naturattraktionen fernab der Hauptstraße. Ein paar Kilometer außerhalb von Waterville zweigt ein kleines Sträßchen Richtung Ballinskelligs ab, einem kleinen, urigen Hafen, von dem aus bei gutem Wetter Ausflugsboote in Richtung der beiden Skellig-Inseln starten. Gleichzeitig kann der Reisende, Wanderer oder Radfahrer den kleinen, wildromantischen Ring of Skelligs erkunden, in dem – ähnlich wie im Ring of Beara – eine beschauliche Schokoladenfabrik bei Finan’s Bay auf die Ausflügler wartet. Probieren lohnt sich, Michael McGabbham versendet von hier seine Delikatessen in die ganze Welt. Zurück wieder auf der N70 bietet sich kurz vor Cahersiveen noch die Abfahrt Richtung Portmagee (R565) an, wo eine Brücke Valentia Island mit dem kleinen Hafen verbindet. Cahersiveen ist einer der zentralen Touristenorte des Rings, nicht mehr, auch nicht weniger. Im Sommer ist das Städtchen ziemlich gut besucht. Von hier führt die vorletzte Etappe im Ring entlang einer gut ausgebauten Küstenstraße über Glenbeigh nach Kilorglin. Glenbeigh sollte man deshalb schon anfahren, weil mit dem fünf Kilometer langen Rossbay Beach dort einer der schönsten Strände der Region zu finden ist. Eine umwerfende Erfahrung, nicht nur bei schönem Wetter. Der Marktort Kilorglin ist jedes Jahr Anfang August für zehntausende Iren aus dem ganzen Land Anziehungspunkt während des Volksfests »Puck’s Fair«, bei dem ein Ziegenbock ein Wochenende zum irischen König gekrönt wird. Einige behaupten, der Brauch würde auf ein keltisches Fruchtbarkeitsritual zurückgehen, andere sehen darin nichts anderes als eine geschickt getarnte Verhöhnung der englischen Monarchie. Wie auch immer, wer nicht gerade zu dieser Zeit durch die vollen Straßen stolpern muss, der findet am Ortsausgang links nach der Brücke eine gut versteckte Lachsfabrik, in der man sich mit exzellenten Wildlachs eindecken kann. Von Killorglin erstreckt sich die letzte Etappe des Rings über eine gut ausgebaute, ziemlich gerade und zügig zu befahrende Straße zurück nach Killarney und beschließt den Besuch in Irlands Wohnzimmer.

Geheimtipp

KLEIN, URIG UND DAS ESSEN – WOOOW!

Normalerweise würde man an dem kleinen Restaurant »An Corán« am Ende der Hauptstraße in Waterville achtlos vorbeilaufen, vor allem, da es sich vollkommen unscheinbar in das Erscheinungsbild einfügt. Neugierig machen die ockergelben Fenstersimse mit den Blumenkästen. Also wirft man einen oder zwei Blicke auf die Karte und wird noch neugieriger. Also rein in die gute Stube. Kleine Tische mit Wachsdecken und alles pieksauber. In der Küche kocht die Besitzerin Fiona Fitzpatrick seit 20 Jahren selbst und was da auf den Teller kommt, ist mit Abstand die beste irische Hausmannskost der Region. Das hausgemachte Chicken Curry für elf Euro ist ebenso eine Sensation wie Fish & Chips, zubereitet nach traditioneller Art im Bierteig und mit einer hausgemachten Sauce Tartar.

An Corán. Main Road 1, Waterville, 1. Apr.–Ende Okt., tgl. 11–18 Uhr, Tel. 066/947 47 11, www.ancorcan.com

Quietschbunt reihen sich Häuschen an Häuschen in Waterville.

Infos und Adressen

SEHENSWÜRDIGKEITEN

Derrynane National Park. Auf gut ausgeschilderten Wegen kann man durch die Dünen- und Parklandschaft wandern und die Seele am drei Kilometer langen Sandstrand baumeln lassen. ganzjährig geöffnet, Eintritt frei. Besichtigt werden kann auch das Museum im angrenzenden Landsitz Derrynane House. Nov.–März, Sa, So 13–17, Apr. und Okt. Di–So 13–17, Mai–Sept. Mo–Sa 9–18, Mai–Sept. So 11–19 Uhr, Erwachsene 2,75, Kinder und Studenten 1,25, Familien 7, Rentner 2 Euro, Caherdaniel, Kerry, Tel. 066/947 51 36, www.derrynane.com

Staigue Fort. Zirka 16 Kilometer hinter Sneem zweigt bei Castlecove eine Stichstraße ab zu einem der am besten erhaltenen Ringforts Irlands aus prähistorischen Zeiten. Ein Infozentrum gibt Auskunft. Ostern–30. Sept. tgl. 10–21, Aug. nur Fr–So 10–18 Uhr, Caherdaniel, Kerry, Tel. 066/751 27, www.sneem.net/staiguefort

ESSEN UND TRINKEN

Breens Riverside Cafe & Bistro. Das kleine Steinhaus neben der Brücke in Sneem ist urgemütlich in der Ausstattung und hat einen tollen Blick auf den Fluss. Kleine Tageskarte und hausgemachte Kuchen. Bridge Street, Sneem, Tel. 064/664 54 98, www.sneem.com/riverside

Bricin Restaurant. Lassen Sie sich von dem Buch- und Modeshop im Erdgeschoss nicht täuschen. Einfach die Treppe hoch und man findet eines der gemütlichsten Restaurants mit der besten Küche der Stadt. 26 High Street, Killarney, Tel. 064/663 49 02, www.bricin.com

The Caragh Restaurant & Bar. Schlichtes Ambiente, aber sauber und Preise, die noch nicht vom Tourismus verdorben sind. Inklusive Getränke können hier zwei Personen für weniger als 20 Euro essen. 106, New Street, Killarney, Tel. 064/663 16 45

ÜBERNACHTEN

Hotel Europe Killarney. Das mondäne Fünf-Sterne-Hotel befindet sich seit Jahrzehnten im Besitz der deutschen Unternehmerfamilie Liebherr, die zig Millionen Euro in Ausbau und Renovierung investiert hat. Spektakuläre Lage am See und bestes Spa der Region. Fossa, Killarney, Tel. 064/667 13 00, www.theeurope.com

The Killarney Park Hotel. Stilvolles Fünf-Sterne-Traditionshaus im Zentrum von Killarney. Man kann zwischen Zimmern mit klassischer oder zeitgenössischer Ausstattung wählen. Town Centre, Killarney, Tel. 064/663 55 55, www.killarneyparkhotel.ie

Travellers Rest Hostel. In kurzer Laufdistanz zu den Stränden und zum Derrynane House liegt das kleine, schmucke Hostel. Geräumige, saubere Zimmer und offener Kamin im Aufenthaltsraum. 20. Feb.–1. Nov., Main Road, Caherdaniel, Tel. 066/947 51 75, www.hostelcaherdaniel.com

INFORMATION

Touristinformation Killarney. Ganzjährig. Mo–Sa 9–17 Uhr, Beech Road, Killarney, Tel. 064/663 16 33, www.killarney.ie

Strandleben: In der Nähe von Waterville haben Hund und Herrchen Spaß.

2 Killarney

Das emsige Städtchen am See

Es sind wirklich nur knapp 14 000 Einwohner. Doch gerade in den Sommermonaten platzt Killarney aus allen Nähten. Das Gewusel in den Einkaufsstraßen und Kneipengässchen kann’s lässig mit Dublin aufnehmen. Dabei fehlen dem Besuchermagneten des Südwestens die außergewöhnlichen Sehenswürdigkeiten.