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Wer das nicht kennt, verpasst das Beste: 99 versteckte Orte, besondere Erlebnisse, Sehenswertes abseits der Touristenpfade und jede Menge Überraschendes garantiert Ihnen dieser Reiseführer mit über 100 anregenden Bildern. Entdecken Sie Überraschendes, lernen Sie Bekanntes neu kennen und erfahren Sie Unbekanntes über bekannte Orte. Mit unterhaltsamen Texten über Geheimtipps, Szenetreffs, versteckte Ecken, liebenswerte Lokale und echte Originale. 99 x Lissabon wie Sie es noch nicht kennen ist ein Lesebuch für Einheimische und Besucher, für Familien mit Kindern, Alleinreisende, Abenteuerlustige, Gourmets und Kulturinteressierte. Planen Sie Ihren persönlichen Lissabon Urlaub mit unzähligen Insidertipps.
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Seitenzahl: 161
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wie Sie es nochnicht kennen
Handverlesen vonSara Lier
Vorwort
Das Tejo-Ufer im Osten
01Joggen und Radeln am grünen Ufer des Tejos
02Galerie der Underdogs
03Marvila – ein Stadtviertel mit Überraschungen
04Im Haus des treuen Freundes
05Junges Ensemble in alten Gemäuern
Rund um den Burghügel
06Der Jardim Botto Machado und die Fliesenwand
07Märchenstunden im Mosteiro de São Vicente
08Der »Garten der schlaffen Schwänze«
09Auf dem Turm von Santa Cruz do Castelo
10Vhils’ Amália-Mosaik
11Lissabons Geschichte als Comic
12Der Fußabdruck des Elefanten
13Optimales Olivenöl
14»This is Lisbon« – Hostel mit Yoga und goldenem Blick
15Miradouros, Medizin und Mordgeschichten
Intendente, Santana, Chiado & Baixa
16Die fieseste Treppe der Stadt
17»1908« – ein Hotel zwischen zwei Jahrhunderten
18Die Keramikfabrik Viúva Lamego
19Die Statue des Wunderarztes
20Die unbekannteste Standseilbahn der Stadt
21Auf den Spuren der großen Entdecker
22Vom Dreirad zum Eiscafé
23Rock and Roll im alten Kino
24Der leere Sockel am Rossio-Bahnhof
25Die Demut der Igreja de São Domingos
26Eine Schenke mit langer Geschichte
27Das Edifício Grandella und der Brand im Chiado
28Der Dichter vor der Lissabonner Oper
29Das Geldmuseum mit der alten Mauer
30Pastéis de Nata mit Fernando Pessoa
31Die Geheimnisse des Säulenkais
Die westliche Altstadt
32Erinnerung an das Ende der Sklaverei
33Das futuristische EDP-Gebäude
34Die Marionetten und ihr Theater
35Kaffeeduft in der Madragoa
36Das Haus der Avocados
37Der kleine Künstlergarten
38Tea Time in der Companhia Portugueza do Chá
39Die helle Hommage an einen großen Künstler
40Glitzersteine, Meteoriten und Riesenkrokodile
41Die Rooftop-Bar und die Kirche
42Kunst und Cocktails im Luxushotel
43Bücher und mehr in der Biblioteca Camões
44Versteckte Schätze im Convento dos Cardaes
45Fado im Reservatório da Patriarcal
Amoreiras, Avenida, Parque & Campolide
46Wo die Fäden zusammenlaufen
47Schöner Wohnen – die Casa-Museu Medeiros e Almeida
48Die Cinemateca Portuguesa
49Hotel mit blau-weißer Aussicht
50Der Markgraf und sein Löwe
51Kunst und Menschenrechte im U-Bahn-Schacht
52Aga Khan und der Palacete Henrique Mendonça
53Von wegen kalt! Die Tropenoase Estufa Fria
54Im edlen Spa des Ritz
55Traditionsrestaurant mit Grill und Garten
Estrela & Campo de Ourique
56Im Mercado do Campo de Ourique
57Geschirr, Möbel und Kunst im Outlet do Bairro
58»Zero Waste«-Shoppen bei Maria Granel
59Der Löwe von Estrela
60Die Estrela-Kirche und das einsame Grab der Königin
61Der deutsche Friedhof – ein besonderer Ort der Stille
62Das Grab der Condessa – ein Hauch von Sintra
63Der Picknickpark der Bedürfnisse
64Die Bierbrauer im Königstunnel
Alcântara, Belém & Ajuda
65Der Kinematik-Bastler im Bücherladen
66Kuchen und Kreativität im gestapelten Untergrund
67In, unter und über der Brücke – die Pilar 7 Experience
68Rundkirche mit Armen, Beinen und Wahnsinnsaussicht
69Zu Besuch beim Präsidenten – der Palácio de Belém
70Kriegerdenkmal mit attraktiven Nachbarn
71Windmühlen und viel Grün in Ajuda
Benfica & der Norden
72Lost Place mit Panoramablick
73Die einstigen Zollposten Portas de Benfica
74Fliesen bemalen in der Casa do Azulejo
75Waldspaziergang durch die Mata de Benfica
76Der Palácio Baldaya – Benficas cooles Kulturzentrum
77Kult und Kunst rund um das Estádio da Luz
78Das Musikmuseum in der Metro
79Mittagessen mit Blick aufs Krokodil
80Die Schule mit dem Azulejo-Garten
81Gartenidylle in Telheiras
82Zwischen Pfauen und Fabelwesen
83Das fast geheime Waldcafé in der Mata de Alvalade
Avenidas Novas & Penha de França
84Moderne Kunst in der Igreja de Fátima
85Vom Adelspalast zur Stadtbibliothek
86Das älteste (Pseudo-)Sozialviertel
87Der Jardim Fernando Pessa und die Carta de Lisboa
88Die tragische Geschichte des Francisco Sá Carneiro
89Echsen und Aussichten in der Penha de França
Ausflüge
90»Lisbon South Bay« – auf dem Weg zu neuen Ufern
91Mit dem Fahrrad an den Strand
92Im Spiel- und Sportparadies Jamor
93Die Uni mit dem bunten Tunnel zum Strand
94Pedra do Sal – die Biosphären-Schutzzone am Salzstein
95Forte de Santo António – wo der Diktator vom Stuhl fiel
96Der Marégrafo von Cascais
97Der Holzweg durch die Duna da Cresmina
98Die schönste Aussicht der Serra de Sintra
99Seelenruhe im Almáa Sintra Hostel
Register
Impressum
Ohhh Lisboa …
Unzählige Fadolieder besingen die weiße Stadt am Tejo und die »saudade«, die man fühlt, wenn man sich nach ihr sehnt. Einst gerieten die Poeten ins Schwärmen, heute die Blogger. Wie kann eine so kleine Metropole eine solche Faszination ausüben? Vielleicht ist es eben gerade dieses kleinstädtische, manchmal gar dörfliche Leben in den einzelnen Stadtvierteln, in denen die Einwohner sich in ihren Stammcafés, Tascas und Parkanlagen auf ein Schwätzchen treffen. Und dazu zählen nicht nur die Klassiker Alfama und Bairro Alto, sondern auch Bairros (Stadtviertel) wie Benfica, Lumiar oder Marvila.
Einzigartig sind die Aussichten – all das Auf und Ab wird schließlich immer wieder mit atemberaubenden »goldenen Blicken« belohnt. Aber wie kam es, dass aus dem Luxusrestaurant mit dem grandiosesten Panorama der coolste Lost Place der Stadt wurde?
Lissabon steckt voller Kunst, vor allem an den Wänden, sei es in Form von glänzenden Fliesen oder spektakulärer Street-Art, aber auch unter den Füßen: Nirgendwo schufen die Pflastersteinverleger großartigere Muster. Doch was hat ein Pflasterer mit dem »Garten der schlaffen Schwänze« zu tun? Es sind gerade diese kleinen, mal skurrilen, mal tragischen Geschichten, die sich hinter den Häusern und Palästen, Kirchen und Klöstern verbergen und Lissabon zu dem gemacht haben, was es heute ist.
Auch wenn die Stadt vor ein paar Jahren ihren lange gehüteten Status als Geheimtipp unter den europäischen Hauptstädten verloren hat und nun auch von zahlreichen Rollkoffer-ziehenden Reisenden aus aller Welt besucht wird – es gibt sie noch, die besonderen und manchmal kaum bekannten Orte, die es nach dem Abhaken des »A-Programms« zu entdecken gibt. Machen Sie sich auf den Weg und erkunden Sie Lissabon, wie Sie es noch nicht kennen! Aber Vorsicht – aus der Verzückung kann schnell »saudade« werden!
Boa viagem!
Ihre Sara Lier
Die Expo von 1998 war mehr als nur eine temporäre Weltausstellung, sie hat Spuren hinterlassen: Es entstand eine neue Stadtgemeinde namens »Parque das Nações«, moderne Wohnhäuser, Firmensitze, Einkaufs- und Geschäftszentren. Und die Grundlagen für eine neue grüne Lunge am Flussufer.
Es wird gejoggt, was das Zeug hält, im Parque do Tejo. Wo kann man schon so schön und fernab des Verkehrs (blendet man mal die oberhalb verlaufende Vasco-da-Gama-Brücke aus) mit Blick auf den Fluss laufen oder spazieren gehen, den Hund ausführen oder Rad fahren? Rund 90 Hektar ist er groß; der Tejo-Park zieht sich praktisch von der Torre Vasco da Gama bis zur Mündung des Rio Trancão, der gleichzeitig die Stadtgrenze markiert.
Das Naherholungsgebiet ist ideal zum Birdwatching – vor allem am frühen Morgen. Um den Uferbereich zu schützen, legte man Holzstege an, die über das Wasser führen, je nach Tide hat man aber auch mal nur Schlick unter sich. Apropos: Wo jetzt gesportelt oder spaziert wird, befand sich einst eine Mülldeponie, noch immer funktioniert nahe der Brücke eine Kläranlage. Überhaupt war das heutige Expo-Gelände früher eine ziemlich verseuchte Kloake und Industriebrache. Mit am teuersten an der Durchführung der Weltausstellung war die großräumige Bodensanierung. Umso schöner, dass den Lissabonnern das Tejo-Ufer heute wieder zugänglich ist. Theoretisch kann man inzwischen sogar vom Stadtzentrum mehr oder weniger am Ufer entlang bis zum Parque das Nações radeln, ab dem Teatro Camões befindet man sich dann auf dem ehemaligen Expo-Gelände.
Ist das Wetter mal nicht so einladend für Outdoor-Aktivitäten, lohnt sich auch immer (oder immer mal wieder) ein Besuch bei den Rochen, Pinguinen, Seepferdchen und Haien im fabelhaften Oceanário de Lisboa, dem größten Indoor-Aquarium Europas. Und wer den kleinen oder großen Hunger verspürt, wird in der Restaurantzeile neben den Messehallen (FIL) garantiert fündig – und zwar mit Blick auf den Tejo.
Parque do Tejo · Torre Vasco da Gama · 1990-173 LisboaBus Nr. 708, Haltestelle Cais do Olival
Sporteln, spielen oder spazieren – am Flussufer des Parque do Tejo
Kein Wunder, dass Lissabon als eine der Street-Art-Hochburgen Europas gilt: Die Stadt hat schon so manchen renommierten Street-Art-Künstler hervorgebracht und auch die Werke internationaler Stars zieren etliche Wände. In der »Underdogs Gallery« gibt es zudem regelmäßig spannende Urban-Art-Ausstellungen.
Von außen sieht es eher nach einer Garage oder einem Lagerhaus aus – doch im Inneren der 2013 eröffneten »Underdogs Gallery« gibt es auf knapp 400 Quadratmetern coole Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Anstelle riesiger Murals kreieren die lokalen oder internationalen, die noch unbekannten oder die bereits angesagten Künstler kleinere Versionen ihrer »Urban Art«. Die Underdogs nennen sie lieber »New Public Art«, schließlich schaffen die »Public Artists« frei zugängliche Kunst im öffentlichen Raum. Das Ziel der Underdogs ist es, mithilfe der Events und Ausstellungen Verbindungen zu schaffen zwischen den Künstlern, der Stadt und ihren Bewohnern – und damit den Lebensraum aller durch Kunst zu verbessern. Wie so etwas aussehen kann, hat sich z. B. 2016 im Bairro Padre Cruz am nördlichen Stadtrand gezeigt: Aus dem größten Sozialviertel der iberischen Halbinsel wurde dank der Zusammenarbeit von Künstlern, Einwohnern und der von der Stadtverwaltung betriebenen »Galeria de Arte Urbana« (http://gau.cm-lisboa.pt) eine der größten Open-Air-Galerien Europas – die tristen gelben Häuserwände verwandelten sich im Rahmen des »Muro Urban Art Festivals« in ein buntes Gesamtkunstwerk, das inzwischen sogar Touristen in die einst furchtbar trostlose Hochhaussiedlung in Carnide lockt.
Keine 10 Minuten Fußweg entfernt liegt der kaum bekannte Stadtpark Quinta das Flores mit seinen urbanen Gemüsegärten – ideal für einen Spaziergang mit Grünkohl und Tejo-Blick!
Auf der Homepage der Underdogs können Sie das aktuelle Programm der Galerie in Marvila sehen, der Eintritt ist meistens ebenso kostenlos wie die Street-Art im öffentlichen Raum. Und falls Sie sich »Public Art« für Ihr privates Reich kaufen möchten: Auf in den Underdogs Art Store!
Underdogs Gallery · Di–Sa 12–19 Uhr · Rua Fernando Palha 56 · 1950-132 Lisboawww.under-dogs.net · Bus Nr. 728, 781, Haltestelle Rua Fernando Palha
In der »Underdogs Gallery« zeigen »Public Artists« wechselnde Ausstellungen.
Das Sozialviertel Bairro Padre Cruz verwandelte sich in eine Open-Air-Galerie.
Auch wenn sich das pittoreske »Alt-Marvila« nur auf ein paar Straßenzüge beschränkt – so eine spannende Mischung aus Tradition und Innovation hätte man hier gar nicht erwartet: Hinter beeindruckenden Fassaden sind kreative Co-Working-Spaces und eine alternative Kulturszene entstanden.
Wer mit dem Bus von Santa Apolónia parallel zum Fluss Richtung Nordosten fährt, verlässt schnell das schön-charmante Lissabon und blickt stattdessen auf triste Industrieanlagen und weniger schöne Viertel. Bis der Bus am Poço do Bispo hält. Der Ortsname beruht auf einem Brunnen, der sich im 16. Jh. neben dem hiesigen Bischofspalast befand, in den vergangenen Jahrzehnten stand Marvila jedoch vor allem für Verfall.
Doch nun fällt gleich die hinreißende gelb-weiße Fassade des einstigen Weinlagers der Firma José Domingos Barreiros auf: Das renovierte neobarocke Gebäude aus dem letzten Viertel des 19. Jh. überragt den lauschigen Platz, an dem sich die jungen Mitarbeiter der umliegenden Co-Working-Spaces zum Mittagssnack treffen.
Direkt nebenan ein skurriles Schätzchen: Die Herren der Schöpfung können sich in einem originalen »Urinol« erleichtern, für die Damen gibt es ein hübsches Klohäuschen. Am gleichen Platz schlägt auch das Herz eines der altehrwürdigsten Sportvereine der Stadt, der Clube Oriental de Lisboa, dessen Fußballteam derzeit in der zweiten portugiesischen Liga spielt. Einen Block weiter Richtung Norden lockt die »Fabrica Braço de Prata« (www.bracodeprata.com) Kreative, Künstler und Feierfreudige an: Aus einer ehemaligen Fabrik für Kriegsmaterial entstand ab 2007 ein spektakuläres, alternatives Kulturprojekt mit zahlreichen Konzertsälen, Veranstaltungs- und Ausstellungsräumen, einem Café und einem Buchladen. Überhaupt, in Marvila mangelt es nicht an Lokalen, Galerien und Läden. Am besten lässt man sich einfach von diesem Viertel überraschen.
Überqueren Sie die Avenida Infante Dom Henrique Richtung Fluss, können Sie zu Füßen der Riesenstatue »Lisboa« von José Guimarães neuerdings herrlich am Tejo flanieren.
Poço do Bispo · Praça David Leandro da Silva · 1950-022 Lisboa · Bus Nr. 718, 728, 781, 782
Kunst, Kultur und Kreativität in der »Fábrica Braço de Prata«
Prachtvolle Fassaden in Alt-Marvila
Portugiesen im In- und Ausland wird es warm ums Herz (und in der Magengegend), wenn sie an ihren »fiel amigo«, den guten alten Bacalhau denken. Alt ist er tatsächlich, dieser Fisch, den es nur im Nordatlantik, nicht aber vor der heimischen Küste gibt. Wenn Sie ihn trotzdem kosten möchten, besuchen Sie die »Casa do Bacalhau«.
Für Mitteleuropäer ist es manchmal nicht so einfach, die portugiesische Leidenschaft für den eingesalzenen, getrockneten Kabeljau zu teilen, zumal es häufig auch nicht leicht ist, ihn vernünftig zubereitet zu bekommen. Nicht selten landet der Fisch noch ziemlich zäh und salzig auf den Tellern – da wurde der Klippfisch (im Volksmund Stockfisch) wohl nicht genug gewässert. Manchmal verlieren sich die wenigen Bacalhau-Fetzen in so viel Kartoffelbrei, dass man ihn besser »Batatalhau« nennen sollte. Dennoch, die Liebe der Portugiesen für den Bacalhau ist ungebrochen. Sie konsumieren um die 70 000 Tonnen pro Jahr – die Norweger freuen sich über die treuen Abnehmer und hoffen, dass der Bestand nicht weiter schrumpft. Diese jahrhundertealte Gaumenfreundschaft geht wohl vor allem auf das Seefahrerzeitalter zurück, als man den haltbaren Fisch prima zur Versorgung der Schiffsmannschaften mitnehmen konnte. Mit »Arme-Leute-Essen« hat Bacalhau heute allerdings nicht mehr viel gemein.
Auch im Traditionsrestaurant »A Casa de Bacalhau« sind die Preise so salzig wie die Fische. Trotzdem ist das Lokal einer der besten und stilvollsten Orte, um die Nationalspeise zu probieren. 25 verschiedene Zubereitungsarten (von Hunderten!) stehen auf der Karte. Bei manchen Kreationen handelt es sich um uralte, fast schon vergessene Rezepte, andere sind modern und innovativ. Natürlich dürfen auch die Klassiker nicht fehlen, und wenn jemand mit Bacalhau so gar nichts anfangen kann, gibt’s auch Alternativen. Allein das edle Lokal lohnt den Abstecher nach Beato: Es befindet sich in den einstigen Stallungen des Palácio do Duque de Lafões aus dem 18. Jh., die geklinkerten Gewölbe in einem der Säle sind noch original erhalten.
A Casa do Bacalhau · Mo–Sa 12–15 und 19.30–23, So 12–15 UhrRua do Grilo 54 · 1900-706 Lisboa · Tel. 218 62 00 00 · http://acasadobacalhau.comBus Nr. 718, 728, Haltestelle Alameda do Beato
Einst die Stallungen eines Adelspalastes, heute ein edles Fischrestaurant.
In der »Casa do Bacalhau« gibt es köstliche Stockfisch-Kreationen.
Viele alte Klöster werden ja heutzutage anderweitig genutzt, zum Beispiel als Parlament, Bahnhof oder Museum. Im ehemaligen Franziskanerkloster Convento de São Francisco de Xabregas begeistert seit 1981 das alternativ-erfrischende Teatro Ibérico seine zahlreichen Besucher.
Das im 15. Jh. gegründete Franziskanerkloster musste nach dem Erdbeben 1755 mühevoll wiederaufgebaut werden. Man nutzte dabei die Gelegenheit, es zu vergrößern. Nun passten fast 1000 Gläubige in die Kirche, über dessen Portal noch immer das Königswappen des »Erdbebenkönigs« José I. zu sehen ist. Als 1834 im Zuge einer Säkularisierungsphase alle Ordensgemeinschaften aufgelöst wurden, schloss auch das Franziskanerkloster seine Pforten. Die Kirche ging ans Militär, ins Kloster zog zunächst eine Spinnerei ein, nach einem Brand 1844 eine Tabakfabrik. Heute beherbergt es ein Berufsbildungszentrum der portugiesischen Arbeitsagentur, die einstige Klosterkirche wird seit 1981 vom Teatro Ibérico genutzt, das damals von einer Gruppe junger Theaterschauspieler gegründet wurde.
Nur wenige Schritte weiter können Sie im Museu Nacional do Azulejo – ebenfalls in einem ehemaligen Kloster – wundervolle Fliesen aus allen Epochen bewundern.
Unterstützt von der Stadt und der Gemeindeverwaltung Beato stellt das als Verein organisierte Theater heute ein fulminantes Kulturprogramm auf die Beine: Von Lesungen über Theaterproduktionen bis hin zu Konzerten – sogar Madredeus präsentierte hier bereits ein neues Album. Vor allem die 2016 begonnene Zusammenarbeit mit der Companhia João Garcia Miguel (JGM) sorgte für neuen Schwung. Der Direktor legt bei seinen Inszenierungen großen Wert auf Originalität, aber auch Radikalität, er beschwört die künstlerische Freiheit und setzt auf die Nähe zwischen Publikum und Künstlern. Die Akustik der einstigen Kirche, in die knapp 170 Zuschauer passen, ist phänomenal. Im Foyer finden zudem häufig Workshops statt, an der Bar im Eingangsbereich bekommt man vor und nach den Events leckere Drinks.
Teatro Ibérico · Rua de Xabregas 54 · 1900-440 Lisboa · https://teatroiberico.orgBus 718, 742, 759, Haltestelle Ponte de Xabregas
Die alten Mauern der Klosterkirche gehören im Teatro Ibérico zum Bühnenbild.
Dienstags und samstags wird es rummelig rund um den Mercado de Santa Clara: Dann tummeln sich Verkäufer, Flohmarktliebhaber und Touristen auf der Feira da Ladra. Dagegen ist der lauschige Jardim Botto Machado nur wenige Schritte weiter eine tolle grüne Oase – und noch immer ein kleiner Geheimtipp.
Pedro de Amaral Botto Machado (1865–1924) war ein republikanischer Politiker und Diplomat, nach ihm ist der Garten offiziell benannt. Die meisten kennen ihn jedoch als Jardim de Santa Clara. Lange Zeit galt dieser ursprünglich 1862 angelegte Garten als unheimliche No-go-Area, doch vor gut 10 Jahren erweckte die Stadtverwaltung den kleinen Park zu neuem Leben. Das sympathische Esplanadencafé »Clara Clara« eröffnete, und nun sitzen die Viertelbewohner bei Kaffee und Snacks unter den schattigen Bäumen und genießen die Aussicht auf den Tejo und das Pantheon. Junge Eltern treffen sich auf eine Limo, während die Kinder auf der Wiese oder auf dem Spielplatz toben. Die älteren Herren verabreden sich auch zum Spielen, für sie gibt es extra Kartenspieltische.
Statten Sie den im eleganten Nationalpantheon beigesetzten Berühmtheiten einen Besuch ab und steigen Sie auf das Kuppeldach – Sie haben eine fantastische Aussicht!
Mindestens genauso schön wie der Park selbst ist die Stützwand an der südlichen Hangseite des Campo de Santa Clara: Der luso-französische Graffiti-Künstler André Saraiva (aka Mr. A) schuf hier ein riesiges Azulejos-Mural, eine märchenhafte Mischung aus traditioneller Fliesenkunst und moderner Street-Art. Auf einer Länge von 188 m und einer Fläche von 1080 m2 wurden in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und dem MUDE (Museu do Design e da Moda) insgesamt 52 738 Fliesen angebracht, sie zeigen Lissabons Vergangenheit und Gegenwart, aber auch so manche Hommage an Paris und an die Poesie. La vie est belle! Mr. A sah sein Werk übrigens erst bei der Einweihungsfeier im Oktober 2016 in der Vertikalen, vorher arbeiteten er und sein Team nur auf dem Boden der Fliesenfabrik Viúva Lamego.
Jardim Botto Machado · Campo de Santa Clara · 1100-471 LisboaMetro Santa Apolónia
Street-Art meets Azulejos: Unter dem Santa-Clara-Garten schuf Mr. A dieses Mural.
Kaum eine Klosterkirche Lissabons fügt sich so fotogen ins Stadtbild ein wie São Vicente de Fora. Der Blick vom Miradouro das Portas do Sol über die Dächer der Alfama zu den weißen Türmen ist eine Augenweide – da müssen wir dem spanischen König Felipe II. ausnahmsweise mal dankbar sein!
Eigentlich kam die iberische Personalunion bei den Portugiesen ja nicht so gut an. Doch ausgerechnet dieses Kloster ließ er mithilfe des Bologneser Architekten Filipe Terzi neu aufbauen – das hatte Symbolkraft. Kein Geringerer als Portugals erster König Afonso Henriques hatte 1147 den Grundstein für das Augustinerkloster gelegt, nun beschloss Felipe 1590, dem spanischen Märtyrer Vinzenz ein neues Kloster zu widmen. Als Vorbild für das schlichte, aber imposante Gebäude diente dem Architekten Terzi »Il Gesú« in Rom.