Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Wer das nicht kennt, verpasst das Beste: 99 versteckte Orte, besondere Erlebnisse, Sehenswertes abseits der Touristenpfade und jede Menge Überraschendes garantiert Ihnen dieser Reiseführer mit über 100 anregenden Bildern. Entdecken Sie Überraschendes, lernen Sie Bekanntes neu kennen und erfahren Sie Unbekanntes über bekannte Orte. Mit unterhaltsamen Texten über Geheimtipps, Szenetreffs, versteckte Ecken, liebenswerte Lokale und echte Originale. 99 x Stockholm wie Sie es noch nicht kennen ist ein Lesebuch für Einheimische und Besucher, für Familien mit Kindern, Alleinreisende, Abenteuerlustige, Gourmets und Kulturinteressierte. Planen Sie Ihre persönliches Highlight für 2019 mit einer Städtereise nach Stockholm.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 153
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
wie Sie es nochnicht kennen
Handverlesen vonLisa Arnold
Vorwort
Gamla Stan
01Über den Dächern der Stockholmer Altstadt
02Schwedische Tradition und deutsches Reinheitsgebot
03Gebackener Hering aus kultigem Foodtruck
04Insel der Fantasie und Popkultur
05Wir sehen uns im »Freden«!
06Die schwedische Prinzessin und der dänische Drache
07Fürchtet Gott, ehret den König!
08Von Wellen sanft in den Schlaf gewogen
09Mit dem Nachtwächter durch Gamla Stan
Norrmalm
10Wunderkammer des Tanzes
11Angesagte Dachterrassen am Brunkebergstorg
12Der obdachlose Fuchs
13An Sommerabenden die Oper besteigen
14Mit dem Wasserbus durch Straßen und Kanäle
15Glamour, Design und »Stockholm-Syndrom«
16Kaffeefahrt mit der Retro-Straßenbahn
17Einkaufen und Ausspannen im urbanen »MOOD«-Viertel
18Der Geschmack der Welt in einer Markthalle
19Stadtspaziergang auf genussvolle Art
20Wenn das die Garbo wüsste …
21Tiefenentspannung im Jugendstil-Schwimmbad
22Angesagte Skandi-Mode zum halben Preis
23Zehn Fotomotive in einer Stunde
24Baden über den Dächern von Stockholm
25Winterzauber im Garten des Königs
Blasieholmen/Skeppsholmen
26Vegetarische Küche der Meisterklasse
27Hohe Kunst kann so einfach sein
28Lesestoff in Sachen Architektur und Design
29Moderne Kunst und Essen mit Aussicht
30Designgeschichte mit Puppen und Zinnsoldaten
Östermalm
31Auf einen Drink mit dem Grafenpaar von Hallwyl
32Suchtgefahr: Wo Snus-Fans Höhenflüge erleben
33Im Showroom des Stuckmeisters
34Ein Kino mit verruchter Vergangenheit
35Wer findet die Schatzkammer mit der »Teufelsbibel«?
36Kult-Würstchen vom Grillspezialisten
37Modernes Design-Hotel ohne Rezeption
38Den Ton angeben, ganz ohne Notenlesen
39Pferdestärken für jeden Anlass
40Estrid Ericson und Josef Frank bitten zum Tee
41Die schönsten Fassaden des Strandvägen
42Architektur-Spaziergang durchs Diplomatenviertel
43Mekka für Sammler von Modelleisenbahnen
44Sollen sie doch Torten & »Bullar« essen
45Schwedische Klassiker im Zeitreise-Restaurant
Djurgården
46Auf zwei Rädern durch den Nationalstadtpark
47Paddelpiraten und Tretbootkapitän
48Wie Schweden wohnen: Ein Möbel-Rundgang
49Zusammen is(s)t man weniger allein
50Auf einen Snack in die Küche des Prinzen
51Lustwandeln durch Bio-Garten und Empire-Schloss
52Kunstoase mit berührender Geschichte
53Teezeremonie und Schatzkammer für Weltenbummler
Södermalm
54Bei den Webern von Södermalm
55Im Design-Viertel von morgen vorfühlen
56Shoppen & genießen im Trendviertel »SoFo«
57Fika 2.0: Die besondere Kaffeepause
58Dem Himmel so nah
59Gourmet-Theater für kleines Geld
60Szene-Club unter freiem Himmel
61Stockholms bester Selfie-Spot
62Das trägt Mann so
63Paradies für Papiersüchtige
64Auf dem Partydampfer
65Entspannung auf hohem Niveau
66Nach dem Bummel in See stechen
67Gekommen, um zu bleiben
68Frei(heits)zeit-Insel Långholmen
Kungsholmen
69Entschleunigte Inselrunde
70Dinieren wie Royals und Nobelpreisträger
71Relaxen im Rålis
72Stimmungsvolle Oase für lange Sommerabende
73Nächstes Level: Kunstsafari mit der U-Bahn
Vasastan
74Wo Kunst käuflich ist
75Wo Stockholm in die Sterne schaute
76Puristische Mode zu transparenten Preisen
77Im bescheidenen Reich der Astrid Lindgren
78Aktualität liegt im Auge des Betrachters
79Kaffeepause mit Matchakuchen und Bubble Tea
80Supermarkt mit Atmosphäre
Nördliche Randbezirke
81Der Park, der Appetit auf Schokolade macht
82Erinnerungen an das schwedische Hollywood
83Historisches Gasthaus zwischen City und Natur
84Auch Könige lieben Picknicks
85Kurzurlaub im Pflanzenreich
86Interaktives Museum für große und kleine Entdecker
87Ein Stück vom (Kunst-)Paradies
88Die Suche nach dem perfekten Stuhl
Südliche Randbezirke
89Die Seestadt der Zukunft
90Zum Wintersport auf Stockholms Hausberg
91Elchsafari mit Picknick am Lagerfeuer
92Stockholms schweigendes Kulturerbe
Schären
93Kunstoase in den Schären
94Entspannen wie der Kaiser von Japan
95Bootstour mit Kabeljau statt Kopfhörern
96Grüne Auszeit in den Schären
97Stockholms schönster Tatort
98Zelten für Genießer
99Zwischen Meer und Metropole
Register
Impressum
Sie müssen kein Schwedenkenner sein oder Stockholm schon öfters besucht haben, um in der Inselstadt das Ungewöhnliche zu entdecken. Die Tipps in diesem Buch lassen sich mit Sightseeing kombinieren, sodass Sie tiefer in das Stockholmer Leben eintauchen können. Das Neue an Stockholm zu entdecken kann zum Beispiel sein, bei bekannten Sehenswürdigkeiten auf besondere Details zu achten. Etwa im Museum für Moderne Kunst, wo die Aussicht aus dem Bistro den Kunstwerken Konkurrenz macht. Oder im Nationalmuseum, das neben hoher Kunst auch aktuelles Design zeigt. Mit manchen Tipps lassen sich außerdem Zeit und Geld sparen, sodass noch mehr Erlebnisse in Ihren Besuch passen. Doch lassen Sie sich nicht hetzen: Für die Schweden gehört Entspanntheit genauso zum guten Ton wie ein zeitloses Outfit.
Die schönsten Stockholm-Momente finden aber nicht in Museen oder Restaurants statt, sondern unter freiem Himmel. Dass man in der Metropole Rad fahren, paddeln, über Dächer klettern, Boule spielen, durch einen Nationalpark wandern und im Meer baden kann – das macht die schwedische Hauptstadt unverwechselbar. Hier, wo die Leute ihre Natur lieben und am ersten sonnigen Wochenende im Frühling ins Freie strömen, sind auch Sie eingeladen, ein bisschen Freigeist, ein bisschen Abenteurer zu sein. Vielleicht probieren Sie statt klassischem Dinner einfach Würstchen oder Hering von kultigen Foodtrucks oder picknicken auf einem Panoramaweg mit Aussicht auf den Sonnenuntergang. Da Stockholm vergleichsweise klein und bei Weitem nicht so überlaufen und verbaut ist wie London oder New York, findet sich für jeden ein hübsches Plätzchen.
Viel Spaß bei der Suche nach Ihrem Lieblingsort und: Hjärtligt välkommen! Lisa Arnold
Die Rooftop-Tour ist nichts für Leute mit Höhenangst: 43 Meter über dem Boden balancieren die Teilnehmer über das Dach des ehemaligen Parlamentsgebäudes auf Riddarholmen, selbstverständlich gut gesichert. Belohnt wird die Überwindung mit einem Rundumblick auf die Altstadt, Innenstadt und die Nachbarinsel Södermalm.
Wer in Stockholm etwas Unvergessliches erleben will, dem sei die Wanderung über den Dächern der Altstadt ans Herz gelegt. Unter Führung eines Guides, der sich mit der Geschichte und Architektur der Stadt auskennt, legen die Teilnehmer in einer Stunde eine 300 Meter lange Strecke über einen präparierten Steg zurück. Dabei sind sie die ganze Zeit an einer Schiene gesichert. Es kann also nichts passieren, auch wenn man die meiste Zeit ohne Geländer zum Festhalten unterwegs ist. Auf Plattformen kann man entspannen und die Aussicht genießen.
Wer im Herzen jung und unverzagt ist, wird diese Architektur-Führung mit Weitblick schätzen. Aus 43 Metern Höhe wirken die Gebäude ganz anders. Die verspielten Fassaden der ehemaligen Kaufmannshäuser treten hervor, die Kirchtürme sind plötzlich auf Augenhöhe und der Blick schweift über das Häusermeer bis in weit entfernte Stadtteile.
Im Sommer führen Guides durch die königliche Begräbniskirche auf Riddarholmen. Statt trockener Geschichtslektion ist das ein lebendiger Streifzug durch sechs Jahrhunderte der Royals.
Wenn möglich, sollte man diese Tour an den Anfang des Stockholm- Besuchs setzen, da sie neben beeindruckenden Bildern auch ein Gefühl für die Stadt, die Inseln und die Entfernungen vermittelt. Hinterher kann man sich in Stockholm viel besser orientieren.
Mit etwas praktischer Vorbereitung wird die Tour ein gelungenes Erlebnis: Stabile Schuhe sind Pflicht, und auch im Sommer empfiehlt sich eine Extrajacke im Rucksack, denn auf dem Dach geht der Wind selbst an warmen Tagen. Der Sicherheit zuliebe sind Fotoapparate verboten. Man bekommt eine durchsichtige Tragetasche für das Smartphone, mit dem das Fotografieren zwar umständlich ist, Selfies und Panoramaaufnahmen aber dennoch gut gelingen.
Takvandring · Treffpunkt: Birger Jarls Torg 4 · 111 28 Stockholm · Tel. 08 22 30 05www.takvandring.com · T-bana bis Gamla Stan
Ein bisschen Mut muss sein: Wer Stockholm auf‘s Dach steigen will, muss in 43 Metern Höhe einen schmalen Pfad ohne Geländer passieren.
Die Bierstube »Zum Franziskaner«, ein Relikt von deutschen Mönchen aus dem Mittelalter, liegt seit 400 Jahren an derselben Adresse in der Stockholmer Altstadt. Hier begleiten Biersorten aus deutschen Mikrobrauereien das traditionelle schwedische Essen – eine gelungene, historisch belegte Mischung.
Im Urlaub den Geschmack der Heimat suchen? Tun das nicht nur einfallslose Stammgäste auf Mallorca? Das deutsch inspirierte Lokal in Stockholm hat nichts mit den Touristenschmeichlern im Süden gemeinsam. Ja, auch das Gasthaus »Zum Franziskaner« wurde für Besucher eingerichtet – allerdings nicht von sonnengebräunten Zeitgenossen, sondern von deutschen Mönchen im Mittelalter. Statt künstlicher Annäherung an deutsche Touristen ist es also eine durch und durch einheimische Einrichtung, und so trifft man hier auch mehr Stockholmer als Besucher an.
Österreichische Kulinarik pflegt das Restaurant Moldau (Bergsunds Strand 33, Södermalm). Da schwelgen Schweden bei Schnitzel und Bier in Erinnerungen an ihren Skiurlaub in den Alpen.
Die ersten Franziskanermönche ließen sich in Stockholm schon um 1220 nieder – rund 30 Jahre vor Birger Jarls erster schriftlicher Erwähnung der Stadt und somit ihrer offiziellen Gründung. Neben Gottesdiensten und Seelsorge sorgten sie auch für Essen und Unterkunft von Reisenden. Nach 200 Jahren in Stockholm erhielten die Mönche von König Erik VII., dem deutschstämmigen Erich von Pommern, das Recht auf Bezahlung für ihre Dienste. Das Gasthaus zog im Zuge des Um- und Ausbaus der Altstadt mehrmals um, doch seit 1622 liegt es stabil an der Uferpromenade Skeppsbron. Erst 2017 haben die Eigentümer gewechselt und das neue Duo nimmt den Auftrag ernst, seltene Biersorten aus deutschen und schwedischen Mikrobrauereien anzubieten. Dazu kochen sie typisch schwedische Gerichte wie eingelegten Hering, gefüllte Kartoffelknödel und »Janssons Versuchung«.
Diese Bierhalle ist und bleibt eine mit Liebe zu Hopfen und Malz geführte Institution mit rustikalem Interieur aus Holz und Jugendstil-Dekor.
Zum Franziskaner · Mo 16–22, Di–Do 16–24, Fr 15–24, Sa 13–24, So 13–22 Uhr Skeppsbron 44 · 111 30 Stockholm · Tel. 08 411 83 30 · www.zumen.se T-bana bis Gamla Stan, Bus 2, 55 oder 76 bis Slottsbacken
»Deutsches Bier vom Fass« verspricht die kultige Bierstube in der Altstadt.
Das gemütliche Lokal an dieser Adresse hat eine fast 400-jährige Geschichte.
Das Schild »Nystekt Strömming« verspricht frisch gebackenen Hering, einen Klassiker der schwedischen Küche. Die bebilderte Speisekarte ist durchaus übersichtlich: Darf es Heringsteller, Heringsburger oder Heringssandwich sein? Mit Gurken, Zwiebeln oder Preiselbeeren als Beilage?
Dank der großen Portionen zu günstigen Preisen wird an dem beliebten Foodtruck jeder satt. Den Imbiss auf Rädern gibt es übrigens seit den 90er-Jahren, als man zum Foodtruck noch Fischwagen sagte. Seit 2017 steht er auf der Altstadtinsel und bietet sowohl den Einheimischen als auch den Touristen eine willkommene Alternative zu den traditionellen Restaurants im Rest des Viertels.
Nystekt Strömming · tägl. 10–22 Uhr · Kornhamnstorg · 111 27 Stockholm · Tel. 073 971 92 47 T-bana bis Gamla Stan
Während andere Buchhändler schließen, hält sich der Science-Fiction-Buchladen dank jährlichem Zuwachs in prominenter Lage. Das Geschäft in der Altstadt bietet Fans von Comics, Fantasyromanen, Krimis, Brettspielen und Sammelfiguren auf zwei Etagen ein unglaubliches Angebot. Jede Ecke im Erd- und Untergeschoss dieses typischen Altstadthauses ist mit Raritäten gefüllt. Dabei ist gerade einmal ein Drittel der Bücher auf Schwedisch, der Großteil der Regale ist mit englischsprachigen Titeln bestückt. Nicht nur Nerds werden hier fündig, sondern jeder mit einer verspielten Seite, und wer nichts kaufen will, kann den Laden als zeitgenössisches Kulturmuseum betrachten.
Science Fiction Bokhandeln · Mo-Fr 10–19, Sa 10–18, So 12–17 Uhr · Västerlånggatan 48 111 29 Stockholm · Tel. 08 21 50 52 · www.sfbok.se · T-bana bis Gamla Stan
Smaklig måltid: Der großzügige Heringsteller stärkt für kleines Geld.
Der Sci-Fi-Buchladen unterbricht die Souvenirshop-Parade in der Västerlånggatan.
Das Restaurant »Den Gyldene Freden« ist das älteste ununterbrochen betriebene Restaurant der Welt. In der 300-jährigen Geschichte des Lokals ist die Stockholmer Kulturelite hier ein- und ausgegangen. Trotz der ehrwürdigen Geschichte gibt sich der »Frieden« als Gaststätte für jedermann.
Im Jahr 1722 gegründet und seitdem am ursprünglichen Platz ohne Unterbrechung erhalten geblieben – das hat kein anderes Lokal der Welt geschafft. »Den Gyldene Freden« darf sich also zweifellos mit dem Prädikat »Stockholmer Institution« schmücken. Sogar das bemalte Schild über der Tür stammt aus dem 18. Jahrhundert. Bekannte Musiker wie Lyriker Carl Michael Bellman, Tenor Jussi Björling und Sänger Evert Taube, der am ersten Tisch links speiste, gehörten einst zu den Stammgästen des »Goldenen Friedens«. Das Restaurant ist nach dem schwedisch-russischen Friedensabkommen von Nystad 1721 benannt, welches das Ende des Großen Nordischen Krieges bedeutete.
Auch Maler Anders Zorn, der zu Schwedens bekanntesten Künstlern gehört und im Nationalmuseum und der Thielska Galleriet vertreten ist, verkehrte regelmäßig in den Gewölben. Ihm haben wir es zu verdanken, dass es das Restaurant bis in die Gegenwart geschafft hat. Im Jahr 1919 stand es nämlich kurz vor der Schließung, und der erfolgreiche Maler kaufte den ganzen Laden, um ihn für die Nachwelt zu erhalten. Zorn ließ das komplette Interieur vom Architekten und Designer Torsten Stubelius neu gestalten, für den das Projekt zum Lebenswerk wurde und der bei Grabungen ein zusätzliches Gewölbe fand.
Außerdem verfügte Zorn testamentarisch, dass weder die klassischen Fleischbällchen noch das Hering-Trio »SOS« jemals von der Speisekarte gestrichen werden dürfen. Der Maler, der nur ein Jahr nach der Übernahme starb, vermachte das Restaurant der Schwedischen Akademie, die die Nobelpreisträger in Literatur kürt. Jeden Donnerstag treffen sich die Literaturikonen im »Freden«, um im Bellman-Salon zu Abend zu essen. Ihr Traditionsgericht ist Erbsensuppe, und sie trinken Schnaps aus speziellen nummerierten Gläsern, die in einer Vitrine aufgestellt sind.
Den Gyldene Freden · Mo–Fr 11.30–22, Sa 13–22 Uhr · Österlånggatan 51 · 111 31 Stockholm Tel. 08 24 97 60 · www.gyldenefreden.se · T-bana bis Gamla Stan
Fleischbällchen und dreierlei Hering stehen auf der Speisekarte des »Freden«, seit Maler Anders Zorn das Lokal vor hundert Jahren vor dem Bankrott bewahrte.
Die Skulptur vom heiligen Georg, dem Drachentöter, gibt es in der Stockholmer Altstadt in zweifacher Ausführung. Während das Original in der Storkyrkan steht, ziert eine Kopie die Einkaufsstraße Österlånggatan. Die Hauptperson der Geschichte übersehen in beiden Fällen fast alle: die zierliche Prinzessin.
Das imposante Original aus Holz und Elchgeweih vom norddeutschen Künstler Bernt Notke wurde 1489 in der Kirche Storkyrkan aufgestellt. Es gilt als einer der wichtigsten Kunstschätze der Stadt. Seit 1912 ziert eine Kopie aus Bronze den Platz Köpmantorget, wo sie über der Einkaufsstraße Österlånggatan thront. Beide Versionen sind sehenswert, doch den Outdoor-Georg besucht man immerhin für lau. Angesichts des großen Ritters im Kampf mit dem Drachen übersehen die meisten Betrachter die eigentliche Hauptfigur des Szenarios: die gerettete Prinzessin, die rechts vom Standbild langsam von der Hecke überwachsen wird. Unterhalb der Skulptur, von der Österlånggatan aus sichtbar, plätschert es an drei Stellen aus dem Felsen, was die drei Wasserwege in Stockholm symbolisiert: Stallkanalen und Norrström nördlich der Altstadt, Söderström im Süden.
Aber warum meint es Stockholm eigentlich so ernst mit dem Drachentöter-Motiv? Die spätmittelalterliche Skulptur entstand als Auftragswerk für Reichsvorsteher Sten Sture den Älteren, um seinem Sieg in der Schlacht am Brunkeberg 1471 ein Denkmal zu setzen. Er selbst wird vom heiligen Georg, dem Drachentöter, verkörpert, der die Prinzessin – die Stadt Stockholm oder das ganze Land Schweden darstellend – vor dem stacheligen Drachen Dänemark rettete.
Schweden war damals (1397–1523) Teil der Kalmarer Union und hatte keinen eigenen König, sondern die Union wurde vom dänischen Königshaus regiert. Im Herbst 1471 zog der dänische König Christian I. mit seiner Armee in Stockholm ein, um den Reichsvorsteher abzusetzen und sich selbst als König von Schweden krönen zu lassen. Das konnte durch den Sieg der Schlacht am Brunkeberg, dem Geröll-Os auf dem heutigen Norrmalm, verhindert werden.
Sankt Göran och draken · Köpmantorget · 111 31 Stockholm · T-bana bis Gamla Stan
Der Drachentöter und die Prinzessin erinnern an eine Schlacht zwischen Schweden und Dänen im 15. Jahrhundert.
So lautet der Slogan der deutschen Kirche in Stockholm, der in das schmiedeeiserne Tor eingelassen ist. Seit der Reformation beten die Mitbürger deutscher Abstammung in der evangelisch-lutherischen St.-Gertruds-Gemeinde jede Woche in ihrer Muttersprache.
Salopp könnte man sagen: Schweden hat Stockholm den Deutschen zu verdanken. Denn die Stadt wurde Mitte des 13. Jahrhunderts nicht etwa aus rein schwedischem Bedarf heraus errichtet, sondern entstand als Außenstelle von Hansekaufleuten aus Lübeck. Tyska Brinken, Tyska Skolgränd, Tyska Brunnsplan: Einige Plätze und Straßennamen in der Altstadt erinnern an den Einfluss der Deutschen auf das frisch gegründete Stockholm. Lange machten deutsche Bürger die Hälfte der Stockholmer Bevölkerung aus. Intensive Handelsbeziehungen und deutschstämmige Mitglieder des Königshauses bewirken bis heute eine kulturelle und wirtschaftliche Nähe zwischen beiden Ländern.
In der Stockholmer Altstadt gibt es drei Kirchen: die Domkirche Storkyrkan, die finnische Kirche und die deutsche Kirche, auf Schwedisch: »Tyska kyrkan«. Diese Dreifaltigkeit spiegelt die Zusammensetzung der Stockholmer Bevölkerung im 16. Jahrhundert wider, als die Reformation Skandinavien erreichte und Gottesdienste statt auf Latein in den Volkssprachen abgehalten wurden.
Schon seit Mitte des 14. Jahrhundert gab es auf der Altstadtinsel das Gildehaus St. Gertrud, eine Art Verein der deutschen Kaufleute. Es diente zunächst als Sakralraum, allerdings mussten die Deutschen die provisorische Kapelle mit den Finnen teilen, was nicht besonders gut ankam: Während die deutschen Stockholmer der Oberschicht angehörten, waren die zugezogenen Finnen überwiegend Bau- und Hafenarbeiter.
Die Kirche, wie sie heute zu sehen ist, wurde 1642 eingeweiht. Im Inneren zieren sie allerlei barocke Kunstschätze, allen voran die goldverzierte Königsloge links vom Altar, die der deutschstämmigen Königinwitwe Hedvig Eleonora gewidmet ist. Nach einem Brand im Jahr 1878 bekam die Kirche ihren überproportionalen, 96 Meter hohen Turm, der die ganze Altstadt überragt.
Tyska kyrkan – Deutsche St.-Gertruds-Gemeinde · Fr–Sa 11–15, So 12.30–16 Uhr Gottesdienst So 11 Uhr · Svartmangatan 16 · 111 29 Stockholm · Tel. 08 411 11 88 www.svenskakyrkan.se/deutschegemeinde · T-bana bis Gamla Stan
Der Hof der deutschen Kirche ist eine Ruheoase im Trubel der Altstadt.
In der Insel- und Wasserstadt Stockholm kann man sogar im nautischen Stil übernachten: auf einem Hotelboot. Über einen Steg an Bord zu klettern, eine minimalistische Kajüte zu beziehen und durch das Guckloch die Wellen zu beobachten ist ein einmaliges Erlebnis. Besonders charmant: die Jacht »Mälardrottningen« in der Altstadt.
Zentral, ruhig, extravagant und dennoch erschwinglich: Die Hoteljacht »Mälardrottningen« mit 61 Gästezimmern – pardon – Kabinen ist ein Erlebnis an sich. Vor der Altstadtinsel Riddarholmen fest verankert, bietet sie den klassischen Hotelstandard mit Frühstück, Sauna und Restaurant. Obendrauf gibt es die Sommerbar auf dem Sonnendeck, die übrigens auch allen offensteht, die nicht an Bord übernachten, und die Aussicht auf den Mälarsee, den Stadtteil Södermalm gegenüber und das markante Rathaus. Und weil Riddarholmen aus Verwaltungsgebäuden besteht und nahezu autofrei ist, ist ausgerechnet diese zentrale Insel eine der ruhigsten Ecken im ganzen Stockholmer Stadtgebiet.