Buch Suleika. Gedichte aus dem West-östlichen Divan - Johann Wolfgang Goethe - E-Book

Buch Suleika. Gedichte aus dem West-östlichen Divan E-Book

Johann Wolfgang Goethe

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Beschreibung

Die Gedichte des Buchs Suleika aus dem West-östlichen Divan sind das wohl meistgelesene und rätselhafteste Liebeskunstwerk der deutschen Literatur. Der Dialog zwischen den Liebenden Suleika und Hatem ging aus Goethes Austausch mit Marianne von Willemer hervor, Goethe nannte ihn später "Duodrama". Darin verbinden sich Bezüge zu Werken des persischen Dichters Hafis und privateste Botschaften zu einem bis heute reizvollen poetischen Versteckspiel. Mit einem Nachwort von Elisabeth Binder.

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Seitenzahl: 45

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Johann Wolfgang Goethe

Buch Suleika

Gedichte aus dem West-östlichen Divan

Mit einem Nachwort von Elisabeth Binder

Reclam

2019 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Umschlaggestaltung: zero-media.net

Umschlagabbildung: FinePic®

Vignetten im Text: YAY Media AS / Alamy Verktorgrafik / mcherevan

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2019

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN 978-3-15-961498-4

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-011223-6

www.reclam.de

Inhalt

Suleika NamehBuch SuleikaEinladungDass Suleika von Jussuff ...Da du nun Suleika ...HatemSuleikaDer Liebende wird nicht ...SuleikaHatemKenne wohl der Männer ...Gingo bilobaSuleikaSuleikaKomm Liebchen, komm! umwinde ...Nur wenig ist’s was ...Dass alle Pracht der ...Hätt’ ich irgend wohl ...Die schön geschriebenen,Auftrösle die bunte Schnur ...Lieb’ um Liebe, Stund’ ...SuleikaDoch Ferdusi, Motanabbi,HatemMan gedenkt nicht ungebührlichHatemHatemLass deinen süßen RubinenmundMag sie sich immer ...Wie sollt’ ich heiter ...Wenn ich dein gedenke,Buch SuleikaAn vollen Büschelzweigen,SuleikaSuleikaLockend, ladend zum VereineBehramgur, sagt man, hat ...Deinem Blick mich zu ...SuleikaHochbildNachklangSuleikaWiederfindenStumm war alles, still ...VollmondnachtGeheimschriftDie in das Mark ...AbglanzSuleikaLass den Weltenspiegel Alexandern:Die Welt durchaus ist ...In tausend Formen magst ...Zu dieser AusgabeNachwort

Suleika Nameh

Buch Suleika

Ich gedachte in der Nacht

Dass ich den Mond sähe im Schlaf;

Als ich aber erwachte

Ging unvermutet die Sonne auf.

Einladung

Musst nicht vor dem Tage fliehen:

Denn der Tag den du ereilest

Ist nicht besser als der heut’ge;

Aber wenn du froh verweilest

Wo ich mir die Welt beseit’ge,

Um die Welt an mich zu ziehen;

Bist du gleich mit mir geborgen,

Heut ist heute, morgen morgen,

Und was folgt und was vergangen

Reißt nicht hin und bleibt nicht hangen.

Bleibe du, mein Allerliebstes,

Denn du bringst es und du gibst es.

Dass Suleika von Jussuff entzückt war

Ist keine Kunst,

Er war jung, Jugend hat Gunst,

Er war schön, sie sagen zum Entzücken,

Schön war sie, konnten einander beglücken.

Aber dass du, die so lange mir erharrt war,

Feurige Jugendblicke mir schickst,

Jetzt mich liebst, mich später beglückst,

Das sollen meine Lieder preisen

Sollst mir ewig Suleika heißen.

Da du nun Suleika heißest

Sollt ich auch benamset sein,

Wenn du deinen Geliebten preisest,

Hatem! das soll der Name sein.

Nur dass man mich daran erkennet,

Keine Anmaßung soll es sein.

Wer sich St. Georgenritter nennet

Denkt nicht gleich Sankt Georg zu sein.

Nicht Hatem Thai, nicht der Alles Gebende

Kann ich in meiner Armut sein,

Hatem Zograi nicht, der reichlichst Lebende

Von allen Dichtern, möcht’ ich sein.

Aber beide doch im Auge zu haben

Es wird nicht ganz verwerflich sein:

Zu nehmen, zu geben des Glückes Gaben

Wird immer ein groß Vergnügen sein.

Sich liebend aneinander zu laben

Wird Paradieses Wonne sein.

Hatem

Nicht Gelegenheit macht Diebe,

Sie ist selbst der größte Dieb,

Denn sie stahl den Rest der Liebe

Die mir noch im Herzen blieb.

 

Dir hat sie ihn übergeben

Meines Lebens Vollgewinn,

Dass ich nun, verarmt, mein Leben

Nur von dir gewärtig bin.

 

Doch ich fühle schon Erbarmen

Im Karfunkel deines Blicks

Und erfreu’ in deinen Armen

Mich erneuerten Geschicks.

Suleika

Hochbeglückt in deiner Liebe

Schelt ich nicht Gelegenheit,

Ward sie auch an dir zum Diebe

Wie mich solch ein Raub erfreut!

 

Und wozu denn auch berauben?

Gib dich mir aus freier Wahl,

Gar zu gerne möcht ich glauben –

Ja! ich bin’s die dich bestahl.

 

Was so willig du gegeben

Bringt dir herrlichen Gewinn,

Meine Ruh, mein reiches Leben

Geb’ ich freudig, nimm es hin.

 

Scherze nicht! Nichts von Verarmen!

Macht uns nicht die Liebe reich?

Halt ich dich in meinen Armen,

Jedem Glück ist meines gleich.

Der Liebende wird nicht irre gehn,

Wär’s um ihn her auch noch so trübe.

Sollten Leila und Medschnun auferstehn,

Von mir erführen sie den Weg der Liebe.

 

Ist’s möglich dass ich Liebchen dich kose!

Vernehme der göttlichen Stimme Schall!

Unmöglich scheint immer die Rose,

Unbegreiflich die Nachtigall.

Suleika

Als ich auf dem Euphrat schiffte,

Streifte sich der goldne Ring

Fingerab, in Wasserklüfte,

Den ich jüngst von dir empfing.

 

Also träumt’ ich, Morgenröte

Blitzt ins Auge durch den Baum,

Sag Poete, sag Prophete!

Was bedeutet dieser Traum?

Hatem

Dies zu deuten bin erbötig!

Hab’ ich dir nicht oft erzählt

Wie der Doge von Venedig

Mit dem Meere sich vermählt.

 

So von deinen Fingergliedern

Fiel der Ring dem Euphrat zu.

Ach zu tausend Himmelsliedern

Süßer Traum begeisterst du!

 

Mich, der von den Indostanen

Streifte bis Damaskus hin,

Um mit neuen Karavanen

Bis ans rote Meer zu ziehn.

 

Mich vermählst du deinem Flusse,

Der Terrasse, diesem Hain,

Hier soll bis zum letzten Kusse

Dir mein Geist gewidmet sein.

Kenne wohl der Männer Blicke,

Einer sagt: ich liebe, leide!

Ich begehre, ja verzweifle!

Und was sonst ist kennt ein Mädchen.