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Amalthea und Manuel sind vom Blitz getroffen worden. In diesem Gewitter im Mai 1983. Seitdem tragen beide ein Blitzmal auf ihrem Rücken. 24 Jahre später begegnen sie sich das erste Mal. Sie sind beide in ein Dorf geraten am Fuße eines Berges. Das Dorf heißt Bulbus.Manuel ist hier, um eine Reportage zu schreiben für ein Heimatmagazin. Amalthea ist hier, weil sie einem Traum folgt. In Bulbus treffen sie auf die Figuren ihrer Vergangenheit. Die Einwohner des Dorfes. Jutta Schratz, der alte Markidis, Albert Ross und Rosa Landen. Aber hier im Dorf ist die Vergangenheit tot. Das Leben in Bulbus nimmt einen trägen Lauf. Hier zu sein ist schöner als nicht hier zu sein. Es ist Winter hier, aber niemals kalt. Der Schlaf ist ruhig. Krankheit ist ein Fremdwort hier und Ärzte Fabelwesen. Die Bewohner von Bulbus muss man sich als einfache Menschen vorstellen. Sie streiten über das Geschäft, das Wetter, die Hühner. Über sich selbst sprechen sie nie. Abends treffen sie sich zum Spiel auf der Eisstockbahn. Die Ankunft von Amalthea und Manuel stiftet Unruhe im Dorf. So lange ist keiner mehr hier gewesen. Der Busverkehr wurde vor Jahren eingestellt. Amalthea holt sich einen Kälteschock unter der Dusche von Albert Ross, dem Pensionsbesitzer. Manuel trägt sie in ihr Zimmer und entdeckt ihr Mal auf dem Rücken. Er beginnt ihr Geschichten zu erzählen, versucht sie zu wärmen. Sie lieben sich. Eigentlich schon immer. Aber Amalthea wacht nicht auf. Beide verschwinden im Eis. Im Dorf ist nichts wie es war.Der alte Markidis verliert seine Hände. Albert Ross vergisst zu atmen. Rosa Landen küsst seine toten Lippen. Und Jutta Schratz beginnt zu frieren. Krankheit, Tod. Liebe und Schuld sind nach Bulbus gekommen. Auf der Eisstockbahn spielen die Bewohner des Dorfes ein letztes Spiel. Es geht um alles. Bulbus ist noch nicht verloren. "Es gibt ein Regelwerk in dem Dorf. Die Menschen, die hier leben, haben eine Vergangenheit, aber darüber wird nicht gesprochen. Es ist sehr schön in dem Dorf, aber es ist nur so schön, weil man nicht darüber spricht. Man wird nicht krank, man friert nicht, nur weil man nicht darüber spricht. Und dann kommt der "Point of Attack": Zwei Städter brechen in das Dorf ein. Zwei Menschen, die auf der Suche nach ihrer Vergangenheit sind ..." (Anja Hilling)
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Seitenzahl: 59
Anja Hilling
Bulbus
FELIX BLOCH ERBEN
Verlag für Bühne, Film und Funk
Inhaltsangabe
Title Page
Personenverzeichnis
du und ich: das Gewitter
I. Bushaltestelle unten: der erste Kontakt
II. Gemischtwarenladen innen: Honig
Redaktionsbericht Teil 1 (die Bewohner)
III. Eisstockbahn: Eröffnung
IV. Pensione: Eingecheckt 1
V. Eisstockbahn: Zauber
VI. du und ich: Bewerbung
VII. Eisstockbahn: Wind
VIII. Haltestelle oben: Runter
IX. Im Bus: Showtime
Redaktionsbericht Teil 2 (Fremde)
X. Pensione: Eingecheckt 2
XI. Gemischtwarenladen innen: Kaffee
XII. Eisstockbahn: Leoparden
XIII. Pensione: Duschen
XIV. Eisstockbahn: Hinsehen
XV. Polizeirevier: Klage
XVI. du und ich: die Liebe der Polizistin
XVII. Gemischtwarenladen innen: Essig
XVIII. Eisstockbahn: Robben
XIX. Gemischtwarenladen außen: Holzhacken 1 (das Gefühl)
XX. du und ich: Haut
XXI. Gemischtwarenladen außen: Holzhacken 2 (die Hände)
XXII. du und ich: im Holz
XXIII. Eisstockbahn: der letzte Streit
Redaktionsbericht Teil 3 (die Temperatur)
XXIV. du und ich: die Umarmung
XXV. du und ich: der Kuss
Redaktionsbericht Teil 4 (die Entscheidung)
XXVI. Eisstockbahn: Gewinner
Über die Autorin
Über das Stück
Impressum
AmaltheaManuelJutta Schratz, EinzelhändlerinDer alte Markidis, Angestellter der SchratzAlbert Ross, PensionsbesitzerRosa Landen, Polizistin
ORT
Am Fuße eines Berges: ein Dorf namens Bulbus
DIE PLÄTZE
Unter dem Eis:du und ich
Über dem Eis:Bushaltestelle oben / untenIm BusGemischtwarenladen außen / innenEisstockbahnPensionePolizeistation
Manuel
Wir sind hier unten. Echt weit unten.Und es ist kalt. Arschkalt.Um uns in uns über uns Eis.Schön dass du da bist. Wirklich.ICH LIEBE DICH
Amalthea
- - -
Manuel
Wenn man jemand liebt ist es schön auch mal eine Antwort zu kriegen.Oder nicht.Oder bin ich da zu anspruchsvoll zu egoistisch.Sag was. Los. Irgendwas.
Amalthea
- - -
Manuel
ICH LIEBE DICH.Bin ich so schwer zu verstehen.Wenn du nicht zuhörst macht das keinen Sinn das alles.Wir kennen uns doch noch gar nicht richtig.Du bist so kühl.Kalte Haut sagt man wärmt man am besten mit warmer Haut.Weil es ist nicht so dass die warme Haut kalt wird es ist umgekehrt wart s ab.Ich bin übrigens Manuel.Ich liebe dich das hat mit deinem Rücken zu tun.Ich erzähl dir was. Was von früher. Was Frühlingshaftes.Ich erzähl dir das von den Kronzeugen.Nicht abschalten ja. Mach jetzt nicht auf ich bin gar nicht da.Ich spür das doch. Deine Aufmerksamkeit.Dein Rücken.
Amalthea
- - -
Manuel
Gut.Es ist Frühling. Mai. Der siebte Mai neunzehnhundertdreiundachtzig. Ein Mann sitzt in Untersuchungshaft.Der Mann gehört einem Zirkel an einer Vereinigung einer kleinen Gruppe.Links wohl und etwas radikal.Die radikalste Äußerung des Zirkels war ein Mord. Der Mord an einem Richter.Der Mann in Untersuchungshaft hat einen Richter erschossen. Drei Schuss. Einer ins Bein aus Versehen eher. Einer in den Hals. Einer ins Herz.Etwas wahllos. Die Waffe wurde nie gefunden.Aber zwei Menschen können alles bezeugen. Wenn sie es tun. Alles bezeugen. Sind sie frei.Kronzeugen.Ein Mann und eine Frau. Sie haben ein Kind. Einen Sohn. Eine Familie sozusagen.Der Sohn wird sechs in diesem Frühling.Unten auf der Straße steht ein Streifenwagen. Kronzeugenschutz. Zum Wohl der Familie.Die Kronzeugen sollen gegen den Mann aussagen. Den Mann. Der den Richter erschossen hat.Die Kronzeugen wollen nichts sagen. Sie werden nicht. Wollen nicht.Der Richter hat ihn sich verdient. Seinen Tod.Die Kronzeugen gehören dem Zirkel an. Der kleinen Gruppe. Sie sind zu dritt. Mehr nicht.Die Gruppe die Vereinigung der drei Personen heißt Glaukom.Sie haben von dem Vorfall in der Zeitung gelesen.Vier Männer haben einen griechischen Busfahrer angegriffen.Der Busfahrer stand an der Endhaltestelle mit einer Camel im Mund.Die Männer haben erst auf die Zigarette gezielt dann auf die Zähne.Sie haben ihm vier Finger an jeder Hand gebrochen. Seine Daumen haben sie mit einem Rosenkranz aus seiner Tasche zusammengebunden.Irgendwann sagt einer von ihnen Adios Arschlochos.Sie haben die Polizei gerufen. Und gewartet.Die Polizei fand den griechischen Busfahrer in seinen Rosenkranz gebunden an der Endhaltestelle.In seiner Tasche waren ein Messer und vier Reisepässe.Es waren die Pässe der vier Männer.Die Männer erzählten er hat sie bedroht dieser Grieche. Mit dem Messer.Er wollte ihre Reisepässe ihre Identität könnte man sagen.Sie. Die vier Männer hätten einen Betrüger erlegt.Der Richter hat sich bei ihnen bedankt. In der Verhandlung spürte der Grieche mit der Zunge das zarte Fleisch zwischen zwei Zähnen.Seine Stimme wurde von einem Pfeifen begleitet.Warum sollten sie mir acht Finger brechen und nicht die Rippen.Einer der sich bedroht fühlt nimmt sich nicht die Zeit für einzelne Finger.Einer der sich bedroht fühlt schlägt in die Vollen.Das war die Logik des Griechen.Der Richter ermahnte ihn. Na na da glaubt wohl einer er wär Sokrates.Der griechische Busfahrer wurde des Landes verwiesen.Die Logik des Griechen und die Antwort des Richters.Das hat unseren Zirkel wachgerüttelt zur Tat schreiten lassen.Der einzigen.Sieben Stunden nach den drei Schüssen erfuhr das Ehepaar dass sie aufgeflogen waren.Es ist der Tag vor der Vernehmung.Morgen sollen sie aussagen. Die Kronzeugen. Gegen den Mörder des Richters. Gegen ihren wie sagt man.
Amalthea
- - -
Manuel
Gegen ihren Kompagnon. Sie wollen nicht aussagen. Werden nicht.Sie überlegen.Sie haben einen Sohn. Der Sohn wird sechs in diesem Frühling. Am Tag vor der Vernehmung ist er fünf.Der Sohn ist nebenan in seinem Zimmer über einem Buch eingeschlafen. Ein Comic aus Russland.Sie überlegen. Sie wollen eher sterben als aussagen. Eher sterben als. Eher sterben.Sie beschließen sich zu töten. Und zwar gegenseitig.Sie haben einen letzten Streit.
Der alte Markidis
Wir müssen es tun.
Jutta Schratz
Nein.
Der alte Markidis
Doch.
Jutta Schratz
Nein.
Der alte Markidis
Der Kleine wird stolz auf uns sein.
Jutta Schratz
Gut.
Der alte Markidis
Was. Gut.
Jutta Schratz
Ich mach s.
Der alte Markidis
Ach.
Manuel
Dann die Schüsse. Das Blutbad. Erst sie ihn dann sie sich. Die Pistole hat einen Schalldämpfer. Keiner wacht auf. Auch der Sohn schläft weiter.Als er aufwacht und zu ihnen geht. Zu seinen Eltern. Hat er eine Falte vom Comic im Gesicht.Und Durst. Er ist aufgewacht mit einer Art Kratzen im Hals.Er wird sechs in diesem Frühling. Er ist der Erste der seine Eltern sieht. Die Kronzeugen.Er macht Licht. Es ist zwei Uhr. Nachts.Wie jetzt. Zwei Uhr.Merkst du was. Wie gut das tut mit der Haut.
Amalthea
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Manuel
Dieser Moment. Die Stille der Körper. Das trockene Blut. Das die Körper in einer dunklen Brücke über den Holzboden verbindet.Das alles schärft seinen Blick. Und zwar für immer.Sein Blick wird detailliert zersetzend und kühl.Photographisch könnte man sagen.Der Junge ist in einer netten Pflegefamilie mit zwei Huskys aufgewachsen.Der Mann der den Richter getötet hat im Auftrag des linksorientierten Zirkels wurde freigesprochen.Aus Mangel und im Zweifel für.Der Mörder des Richters zog sich aus dem politischen Leben zurück.Man sagt er hätte eine Frau kennen gelernt.
Rosa Landen
Willkommen.
Albert Ross
Es ist mir eine Ehre hier in Bulbus.
Rosa Landen
Keine Höflichkeiten bitte.
Albert Ross