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Burnout entsteht nicht durch die Arbeitsbelastung sondern liegt in der Persönlichkeit und in der Biographie des einzelnen begründet. Burnout lässt sich auf einen kleinen gemeinsamen Nenner herunterbrechen: Zugrunde liegt ein innerer Konflikt, der im Menschen ein Gefühl der Sinnlosigkeit hervorruft. Anhand von anschaulichen und humorvollen Beispielen werden die Mechanismen der Burnout-Entstehung dargelegt und der Beweis angetreten, dass der Burnout-Erkrankte kein Opfer der Arbeitswelt ist. Dabei stehen psychische Anpassungs- und Rollenkonflikte im Vordergrund, die vergleichbar mit Sand im Getriebe, zu einer Beeinträchtigung auf der körperlichen Ebene führen. Entscheidungen in der Vergangenheit verursachten unbewusste Verhaltensmuster, die ein mentales Gefängnis darstellen. Diese verhindern ein Ausbrechen aus dem daraus folgenden ungesunden Verhalten. Es wird der Ausweg aus diesen Zwängen aufgezeigt, wobei die Auflösung von Angst- und Schuldgefühlen die Schlüsselrolle einnehmen. Mit diesem Buch bekommt der Leser Denkanstöße, sich seinen Lebenssinn nach eigenen Maßstäben und ohne Fremdbestimmung neu zu erschaffen. Einzigartig wird das Buch dadurch, dass die Work Life Balance, die in vielen Büchern als Allheilmittel dargestellt wird, überhaupt keine Rolle spielt.
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Seitenzahl: 183
Veröffentlichungsjahr: 2016
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ImpressumCopyright: © 2013 Andre HerffDruck und Verlag: epubli GmbH, Berlin,www.epubli.deImpressumTitelfoto Fotolia © olly - Fotolia.com#44081636 - Stress2. Auflage© Copyright 2016 Andre Herff
Lieber Leser,
dieses Buch ist lediglich ein Erfahrungsbericht meiner Erkenntnisse und Erfahrungen und keine wissenschaftliche Abhandlung. Meine Erkenntnisse weichen zum Teil von wissenschaftlichen Forschungen zum Thema Burnout ab. Deswegen auch der Titel Burnout mal ganz anders. Insofern möchte ich dieses Buch nicht als Lehrbuch verstanden wissen. Wenn jemand an einem Burnout erkrankt ist, sollte er auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Ein Buch ist niemals Ersatz für eine Therapie, sondern kann immer nur eine Anregung zur Selbsthilfe sein.
Lieber Leser,
vielen Dank für die vielen Rückmeldungen auf die erste Auflage von 2013. Viele haben geschrieben, dass ihnen das Buch weitergeholfen hat. Ich danke Ihnen allen von ganzem Herzen, denn es macht mich glücklich, wenn ich jemanden mit diesem Buch ein klein wenig unterstützen konnte. Mein Ziel war und ist es, diese Welt jeden Tag ein bisschen freundlicher zu gestalten, und wie kann man das besser als dadurch, dass man andere Menschen glücklich macht?
Es waren nicht alle mit allen Gedanken in diesem Buch einverstanden, aber das habe ich auch nicht erwartet. Jedes Buch kann immer nur eine Anregung sein, das eigene Ich, die eigene Meinung zu erforschen und weiterzuentwickeln, so wie man von einem Buffet ja auch nur die Speisen nimmt, die einem selbst zusagen.
Die Welt hat sich, wie nicht anders zu erwarten war, seit der ersten Auflage 2013 verändert. Das hat dazu geführt, dass ich dieses Buch nun überarbeitet und um einige Aspekte ergänzt habe.
Lieber Leser, ich freue mich, dass Sie dieses Buch zur Hand nehmen, denn ich bin überzeugt, dass es Ihnen helfen kann, sich selbst zu helfen. Es gibt keine bessere Hilfe als eine Hilfe zur Selbsthilfe. Offensichtlich spricht Sie das Thema Burnout an. Hiermit ist ein Schriftstück entstanden, das nicht nur informativ, sondern auch humorvoll und innovativ ist. Zusätzlich ist es auch noch provokativ, weil es nicht das herkömmliche Klischee der Burnout-Entstehung bedient. Auch wenn es häufig so aussieht, als entstünde Burnout durch die Arbeitsbelastung, behaupte ich Folgendes:
Ein Burnout entsteht nicht durch die Arbeit oder viel Arbeit an sich, sondern dadurch, wie wir die Arbeit und unser Leben gestalten!!!
Aber dazu später mehr. Ich werde ihnen im Verlauf dieses Buches die Mechanismen erklären, die dazu führen, dass wir ausbrennen.
Ärzte oder Wissenschaftler neigen in der Regel dazu, Sachverhalte kompliziert auszudrücken. In manchen Büchern muss man jedenfalls manche Sätze mehrfach lesen, und dann versteht man immer noch nicht, was der Autor damit sagen möchte. Warum das so ist, darüber kann man nur spekulieren. Vielleicht vertuscht man damit, dass die Wissenschaft oftmals zu Gunsten der eigenen Sichtweise verbogen wird. Wie auch immer.
Damit es Ihnen nicht so geht, habe ich versucht, Fachausdrücke nach Möglichkeit zu vermeiden. Wo Fachausdrücke unumgänglich waren, habe ich diese jedoch so erklärt, dass man sie auch als Laie verstehen kann.
Mir hat das Schreiben, trotz des ernsten Themas, viel Freude bereitet. Vieles von dem, was ich hier aufgeschrieben habe, habe ich selbst erlebt, durchlebt und manches auch durchlitten. Dieses Buch ist deswegen keine graue Theorie.
Ich bin seit vielen Jahren als Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren tätig und habe mit vielen Burnout-Betroffenen gesprochen und die Hintergründe dieser Erkrankung analysiert. Ich bin letztlich zu der Auffassung gekommen, dass Burnout, wie ich schon erwähnte, nur sehr wenig mit der oft angeführten Arbeitsbelastung zu tun hat. Vielmehr habe ich beobachtet, dass Burnout in den meisten Fällen in der Persönlichkeitsstruktur und in der Biografie des Einzelnen begründet liegt. Vielfach liegt die Ursache des Burnouts darin, dass wir vergessen haben, wie wir unser Leben aktiv gestalten können.
Arbeit an sich ist kein krankmachender Faktor, ebenso wenig wie die Ehe eine Form des Zusammenlebens ist, die an sich unglücklich macht, auch wenn dies häufig so aussieht. Ein Messer ist zunächst einmal ein Werkzeug, mit dem ich, je nach Ausführung, Butter auf das Brot streichen oder eine Holzfigur schnitzen kann. Andererseits, wenn eine Person die psychischen Voraussetzungen dafür mitbringt, kann das Messer zum Beispiel auch als Mordinstrument missbraucht werden.
Die als Stress und Hetze empfundene Arbeit und die damit einhergehende Unzufriedenheit sind Folge von etwas und nicht die Ursache von Burnout an sich. Außerdem ist eine Arbeit, die wir unter Stress durchführen, häufig ineffektiv. Wenn wir einen Porsche im ersten Gang mit Vollgas fahren, ist dies ebenfalls nicht effektiv. Die stressige Arbeit ist ein Symptom und nicht die Ursache der Burnout-Erkrankung. Auch andere Situationen, die wir als Belastung empfinden, wie z. B. ein ungeklärter Streit, können im Extremfall zu einem Burnout führen. Das ist auch der Grund, warum nicht nur Manager ausbrennen, sondern auch Studenten oder Hausfrauen.
Burnout lässt sich sehr häufig auf einen kleinen gemeinsamen Nenner herunterbrechen:
Zugrunde liegt ein meist unbewusster innerer Konflikt, der zu starkem Energieverlust führt und letztlich die Regenerationskräfte und Selbstheilungskräfte des Menschen blockiert.
Wie der Konflikt im Einzelnen aussieht, ist individuell sehr verschieden. Häufig geht der Konflikt auch mit einer empfundenen Sinnlosigkeit einher, wodurch die Seele des Menschen leidet, denn sie ist immer auf der Suche nach Erfüllung, nach Sinnerfüllung. Unsere Bestimmung ist es, wir selbst zu sein. Wenn wir diese Bestimmung unserer Seele ignorieren, dann ...? Ja, was passiert dann? Legen Sie das Buch einmal kurz zur Seite und hören Sie mal in sich hinein. Stellen Sie sich einmal die Frage: Lebe ich mein Leben, meine Bestimmung? So einfach sich diese Frage stellt, so schwierig ist es manchmal, sie zu beantworten. Jedenfalls geht mir das oftmals so. Denn wir haben zwei Instrumente, mit denen wir Entscheidungen treffen: Herz und Verstand. Und die sind sich häufig nicht einig. Hätten wir nur unser Herz, wäre es sicher einfach, die Frage nach unserer Bestimmung zu beantworten. Das Herz ist die Stimme der Seele und damit der Gefühle. Das Herz sehnt sich nach Wahrheit, Liebe, Freude und Authentizität. Aber da ist ja noch unser Verstand, voll mit Informationen und Glaubenssätzen, die wir im Laufe unseres Lebens verinnerlicht haben, die das Herz doch oftmals überlagern. Der Verstand wird häufig von Ängsten gesteuert, da er sich allzu oft auf negative Erfahrungen besinnt. Er möchte Sicherheit und Beständigkeit. Dafür nimmt er auch das Gegenteil von Wahrheit, Liebe, Freude und Authentizität in Kauf. Der Bauch sagt ja, der Kopf sagt nein – und schon steckt man in einem Dilemma.
In unserer Leistungsgesellschaft wurden wir dazu erzogen, den Sinn des Lebens fast ausschließlich in erbrachter Leistung zu sehen. Die Leistung oder sogar Hochleistung soll uns materiellen Wohlstand bescheren. Sinnerfüllt und damit wertvoll ist in den Augen unserer Gesellschaft meist nur der, der etwas leistet und Statussymbole vorzuweisen hat, wie einen angesehenen Beruf, ein Haus, ein Auto, eine Rolex, eine Yacht usw. Anerkennung bekommt in der Regel nur derjenige, der auch zeigt, dass er etwas leistet. Leistung erkennt man, so meinen viele, am Stresspegel. Und so kam es, dass der Mensch sich mit seiner Adrenalinaura identifizierte. Mehr oder weniger sind wir Menschen, Ausnahmen natürlich ausgeschlossen, Stresssüchtige. Wir sind verstrickt in diesen Leistungswahn und wollen auch ein Stück vom Kuchen der Leistungsgesellschaft.
“Ich bin im Stress“ lautet ein geflügeltes Wort. Und meistens sagen wir es mit einem Unterton, der dem anderen mitteilt: “Ich bin wichtig“. Oftmals schöpfen wir daraus unseren Selbstwert. Die Adrenalinaura begleitet uns aus der Arbeitswelt mit nach Hause und sorgt auch dort für Unruhe. Nicht selten ist das Leben zum Stresshamsterrad verkommen. Negative Gedanken und Gefühle hören nicht mehr auf, weil wir nicht mehr zur inneren Ruhe finden. Daraus entsteht oftmals Streit, den wir gar nicht wollen, und wir werden manchmal ungerecht, obwohl wir dies gar nicht wollen.
Wir haben uns letztlich angepasst an den Sinn des Lebens, den uns unsere Gesellschaft, unsere Umgebung und unsere Erziehung vorgeben. Auch über die Medien wird uns eingetrichtert, was wichtig und richtig ist. Jedoch sind es die modernen Medien selbst, die dazu beitragen, dass wir kaum noch zur Ruhe kommen. Sie suggerieren uns, was gut und was nicht gut ist und wer auf der Welt die Guten und wer die Schlechten sind. Wenn wir jedoch anfangen, die mediale Suggestion zu hinterfragen und mal tiefer zu recherchieren, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Häufig werden die Medien von den Reichen und Mächtigen benutzt, damit wir uns deren “Wahrheit“ zu eigen machen. Ein gutes Beispiel dafür ist, dass bestimmte Bedrohungen inszeniert werden, um z. B. eine Teilnahme an einem Krieg zu rechtfertigen. Man erinnere sich daran, dass die Amerikaner behauptet haben, Saddam Hussein sei im Besitz von Massenvernichtungswaffen. Dies stellte sich später als unwahr heraus. Derartige Beispiele würden ein ganzes Buch füllen.
Nicht zuletzt ist ein wesentlicher Faktor, der unseren Sinn des Lebens definiert, welche religiösen Glaubensvorstellungen wir durch unsere Erziehung verinnerlicht haben. Sie glauben, dies habe nichts mit Burnout zu tun? Ich glaube, dass es kaum etwas gibt, das auf der Erde mehr Stress erzeugt hat als fanatische religiöse Überzeugungen. Gerade die momentane Situation mit Terroranschlägen durch den Islamischen Staat als Reaktion auf von amerikanischen und französischen Christen abgeworfene Bomben auf arabische Staaten ist der beste Beweis für diese Aussage. Dass die Medien hier den Islamischen Staat als die Bösen und die Amerikaner und Franzosen als die Guten deklarieren, ist eine Verzerrung der historischen Tatsachen. Begonnen hat dieser Konflikt nämlich im Mittelalter durch die Kreuzzüge der Christen, die den Handlungen der Islamisten an Brutalität in Nichts nachstanden. Diese Kreuzzugpolitik vermischt mit wirtschaftlichen Interessen war stets die Intention der westlichen Welt. Wer ist hier der Schlechte und wer der Gute? Diese Frage lässt sich, wenn man die Fakten in der Tiefe analysiert, nicht mehr ganz so einfach beantworten.
Dieses Ausagieren von Stress ist zum Ersatz-Sinn geworden.
Wir verstehen nun, dass wir Menschen nach Sinn suchen, und wir glauben, diesen Sinn im Materiellen zu finden. Der Verstand glaubt oftmals an den Sinn, den wir durch Medien, Erziehung und religiöse Vorstellungen eingetrichtert bekamen. Nur können wir unsere Seele nicht betrügen. Sie merkt, dass hier etwas nicht stimmt. Sie empfindet keine Sinnerfüllung in der Anpassung an gesellschaftliche oder persönliche Erwartungen, die wir meinen, erfüllen zu müssen.
Könnte es sein, dass wir deshalb ausbrennen, weil wir tagtäglich am Sinn des Lebens vorbei leben? Haben wir vielleicht missverstanden, was der Sinn des Lebens ist? Haben wir durch unsere Erziehung und in der Schule die falschen Informationen erhalten? Sind wir durch die falschen Informationen vielleicht dazu verführt worden, uns anzupassen und Erwartungen anderer zu erfüllen? Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich will hier keine Schuldfrage aufwerfen. Vielmehr wussten es die Eltern und die Lehrer auch nicht besser und haben nach ihrem Verständnis das Beste gegeben.
Halten Sie bitte diese beiden Begriffe Anpassung und Erwartung als roten Faden im Hinterkopf, denn sie spielen eine große Rolle in der Burnout-Entstehung.
Die Intention dieses Buches zielt nicht nur auf eine Information über Burnout ab. Das Buch versucht, dem Leser zu vermitteln, wie er seine einzigartige Bestimmung in sich selbst finden kann. Die Betonung liegt auf “in sich selbst“. Dies ist mir sehr wichtig, denn ich habe persönlich den Fehler gemacht und viele Jahre meines Lebens damit zugebracht, Orientierung in der Außenwelt zu finden. Nur habe ich sie dort leider nicht gefunden. Erst als ich lernte, nach INNEN zu hören, habe ich nach und nach MEINEN Weg gefunden. Ich möchte Ihnen folgende Aussage eines weisen Menschen ans Herz legen und Sie ermuntern, dadurch Ihre eigene Bestimmung zu finden.
„Glaubt nicht dem Hörensagen und heiligen Überlieferungen, nicht Vermutungen oder eingewurzelten Anschauungen, auch nicht den Worten eines verehrten Meisters; sondern was ihr selbst gründlich geprüft und als euch selbst und anderen zum Wohle dienend erkannt habt, das nehmt an.“ (Zitat von Siddhartha Gautama)
Dieser Spruch kann unsere Sinne schärfen und unseren inneren Kompass aktivieren, der sich in jedem von uns befindet. Er hilft uns, uns von dem Nebel der Beeinflussung zu befreien und unsere eigene Sicht der Dinge zu entdecken. Diese klare Sicht auf die eigene Bestimmung holt den Burnout-Erkrankten und auch Nicht-Erkrankten weg von der Ebene, dass die Arbeit oder eine andere Person schuld an irgendeiner Situation ist. Eigentlich sollte überhaupt nicht von Schuld gesprochen werden, sondern wir sollten davon sprechen, dass uns – wie gesagt – vielleicht Informationen fehlen. Informationen, die uns helfen, aus der Burnout-Falle zu entkommen. Wir können auf unserem Weg auch nicht wirklich versagen. Auch wenn uns hin und wieder “Dunkle Momente“ betrüben, sollten wir uns trotzdem bewusstmachen, dass diese Herausforderungen nur dazu beitragen, dass wir stärker werden. Ich möchte Sie dazu ermuntern, niemals aufzugeben, egal wie schwer Ihr Weg auch zu sein scheint. Jeder von uns hat sich seinen Lebensweg ausgesucht, um daran zu wachsen. Betrachten Sie das Leben einmal aus einer anderen Perspektive: Wir leben hier auf der Erde im Schnitt ca. 80 Jahre. Unser Leben, vorausgesetzt Sie glauben an ein ewiges Leben, dauert unendlich lang. Glauben Sie, da könnten wir scheitern, wenn wir so viel Zeit haben? Wir werden nicht scheitern, weil das gar nicht geht. Wenn Sie das nicht glauben, wird es sich so anfühlen, als wären sie gescheitert. Aber aus der Perspektive der Unendlichkeit können Sie nicht scheitern. Aus dieser Perspektive ist alles, was Sie tun, ein Evolutionsschritt. Und nochmals: Auch wenn sie das im Moment nicht so sehen.
Um dies nochmals in einem Bild zu verdeutlichen: Was passiert, wenn Sie im Navigationssystem Ihres Autos ein Ziel eingegeben haben und Sie verfahren sich? Das Navigationssystem berechnet immer eine neue Route, die Sie zum Ziel führen wird. Auch wenn Sie sich hunderte Male verfahren, das Ziel wird am Schluss erreicht. Vielleicht nicht auf dem schnellsten Weg, aber das Wichtigste ist, wir werden ankommen. Und selbst wenn Sie, um in diesem Bild zu bleiben, Ihr Auto zu Schrott fahren, dann kaufen Sie sich ein neues Auto und geben erneut Ihr Ziel ins Navi ein. Sie werden ankommen.
Vielleicht kann dieses Buch Ihnen helfen, sich immer wieder zu sagen: Auch wenn du glaubst, es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Sie werden niemals scheitern. Dies bringt uns nun zum nächsten Kapitel, denn niemand ist hoffnungslos ausgebrannt.
Ich denke, dass wir uns alle irgendwo zwischen den Endpunkten 100 % Vitalität auf der einen Seite und 100 % Burnout auf der anderen Seite befinden. Niemand ist zu 100 % vital, und niemand ist zu 100 % ausgebrannt. Das heißt, positiv ausgedrückt, dass jeder von uns vital ist, es fragt sich nur, zu wie viel Prozent, und wir könnten darüber nachdenken, welche Möglichkeiten es gibt, uns mehr in Richtung 100 % Vitalität zu bewegen. Daher ist der Inhalt dieses Buches nicht nur für ausgebrannte Menschen nützlich, sondern auch für jene, die noch vitaler werden möchten.
Wer kennt nicht dieses Gefühl am Morgen direkt nach dem Aufstehen:
„There is no life before coffee“?
Dies ist möglicherweise ein erster Hinweis, dass Sie etwas mehr Vitalität gebrauchen könnten.
Beschäftigen wir uns zunächst einmal mit der Fallzahl von Burnout, dann sehen wir, dass Burnout ein absoluter Spitzenreiter bei den Krankmeldungen ist.
Laut Bundespsychotherapeutenkammer kam es zwischen 2004 und 2012 zu einem Anstieg der durch Burnout bedingten betrieblichen Fehltage um 1400 %. Sie haben richtig gelesen: 1400 %. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass Burnout der weltweit am häufigsten gegoogelte medizinische Begriff ist. Daraus kann man schließen, dass es sehr viele Menschen gibt, die sich für dieses Thema interessieren, oder sogar, dass es sehr viele Menschen gibt, die sich ausgebrannt fühlen oder es schon sind.
Angesichts dieses Anstiegs der Burnout-Fälle kommt in den Medien häufig die Frage auf, ob es sich hier um eine Modediagnose oder eine echte Erkrankung handelt. Dieser Anstieg der Krankmeldungen bedeutet auf jeden Fall einen hohen volkswirtschaftlichen Schaden und eine enorme finanzielle Belastung der Arbeitgeber.
Welche Symptome finden wir bei Burnout? Ich will hier keine medizinische Fachliteratur verfassen und gehe deshalb nur am Rande auf die Symptome ein. Wer über die Symptome und über die offizielle Stadien-Einteilung mehr wissen möchte, den bitte ich, ein Lehrbuch zu Rate zu ziehen.
Im Allgemeinen finden wir beim Burnout psychische Symptome wie Depressionen, Aggressionen, Anspannung, Erschöpfung, Panikattacken, ein Gefühl des Getrieben-Seins und der Lustlosigkeit. Die Symptome sind individuell unterschiedlich ausgeprägt. Vielen Patienten gemeinsam sind jedoch Empfindungen der Überforderung und der Belastung.
Bei der Diagnostik finden wir im Labor, beim Ultraschall und im Röntgenbild oftmals keinen pathologischen (krankhaften) Befund. Und trotzdem verbrennen Burnout-Patienten im Dauerstress. Man kann sagen, dass der Dauerstress den Körperzellen die Energie raubt. Aber was genau passiert im Körper bei Dauerstress?
Um das besser verstehen zu können, müssen wir uns zunächst einmal etwas genauer mit der Physiologie in der Zelle beschäftigen.
In den Körperzellen befinden sich kleine bohnenförmige Zellorganellen, die sogenannten Mitochondrien. Diese Mitochondrien nennt man auch die Kraftwerke der Zelle. In diesen „Kraftwerken“ wird ATP (Adenosintriphosphat) hergestellt. ATP ist der Brennstoff der Zelle, vergleichbar mit dem Benzin fürs Auto. Wenn Sie also in Ihren Zellen genügend ATP herstellen, dann können Sie “Bäume ausreißen“, mit anderen Worten, dann sind Sie richtig leistungsfähig. Natürlich reißen die wenigsten von uns Bäume aus, aber man kann ja die Energie ja auch anders nutzen. Wie dem auch sei: Wir produzieren in unserem Körper Energie, um irgendetwas zu leisten.
Bei jeder Energiegewinnung entstehen auch Abfallstoffe. Bei der Verbrennung von Benzin oder Diesel entstehen Rußpartikel, die eine schädliche Auswirkung auf unsere Umwelt haben. Wir nutzen deshalb Filteranlagen, um diese Stoffe abzufangen und zu neutralisieren. Bei der Energiegewinnung in der Körperzelle entstehen ebenfalls Abfallstoffe, sogenannte freie Radikale. Diese Übeltäter haben das Potenzial, das Erbgut in unseren Zellen zu schädigen. Um dies zu verhindern, hat sich die Natur einen Schutzmechanismus ausgedacht. Es gibt nämlich in unseren Zellen Antioxidantien, die die freien Radikalen neutralisieren. Man kann sich das so vorstellen: Antioxidantien sind „Polizisten“, die sich um das Erbgut herum postiert haben. Sobald freie Radikale auftauchen, werden diese sofort überwältigt und in Handschellen abgeführt. Normalerweise sind genügend Polizisten da, um alle Erbgutattentäter zu erwischen. Soweit das normale Geschehen.
Bei Dauerstress kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung von Stresshormonen (Cortisol, Adrenalin, Noradrenalin), die zunächst einmal die Energieproduktion in den Zellen anheizt. Eine Stresssituation ist ja eine Bedrohung für den Menschen, und die vermehrte Energieproduktion soll uns zur Flucht oder zum “Angriff“ verhelfen. Dafür braucht man mehr Energie als im entspannten Zustand. Typischerweise gebraucht man hier das Bild eines Säbelzahntigers, der plötzlich auftaucht und den Urzeitmenschen in Panik versetzt. Der Anblick erzeugt Stress, weil wir die Situation als gefährlich bewerten, wir flüchten in die nächste sichere Höhle.
Normalerweise fährt der Körper nach erfolgreicher Flucht die Stresshormonproduktion wieder herunter. Sind wir dem Säbelzahntiger entkommen und sicher wieder in der Steinzeithöhle angekommen, dann entspannt sich der Organismus. Bei Dauerstress durch eine belastende Situation, vor der wir nicht weglaufen können, hört der Körper nicht auf, Stresshormone auszuschütten. Stressoren sind alle Situationen, die wir als belastend beurteilen. Für jeden ist es ein anderer Lebensumstand. Für den einen ist es die Situation am Arbeitsplatz, die ihn belastet, für die andere ist es der gereizte oder gewalttätige Ehemann oder die Schwiegermutter, die sich ständig einmischt. Die Stressreaktion ist jedoch immer abhängig von unserer Bewertung der Umstände. Für den einen ist das Hochsteigen auf einen Turm ein Vergnügen, für einen anderen löst die große Höhe Angst aus. Stress wird also erzeugt durch die individuell unterschiedliche Beurteilung einer Situation. Deshalb empfindet jeder etwas anderes als Dauerstress. Die Folge ist jedoch bei allen gleich. Wir können uns nicht mehr entspannen, und der Körper produziert andauernd vermehrt Energie. Wir stehen dann unter „Strom“.
Eine ganze Weile gibt es noch genügend Polizisten (Antioxidantien), aber hält der permanente Stress längere Zeit an, werden die Antioxidantien, unsere Zellpolizisten, müde. Sie werden verbraucht, und es entsteht ein Ungleichgewicht. Es werden mehr freie Radikale freigesetzt als unschädlich gemacht – und nun besteht höchste Gefahr für unser Erbgut. Diesen Zustand kann man vergleichen mit einem Anstieg der Radioaktivität in einem Kernkraftwerk. Es handelt sich um einen sogenannten Störfall.
Was tut man hier, um Schlimmeres, einen Super-GAU, zu vermeiden? Die Techniker schalten das Kernkraftwerk ab. Genau das Gleiche macht die Körperzelle. Sie schaltet ihre Kraftwerke, die Mitochondrien, ab, um sich zu schützen. Die Energieproduktion wird bis auf ein überlebensnotwendiges Minimum heruntergefahren. Weniger Energieproduktion bedeutet weniger Abfallstoffe, also freie Radikale. Dadurch wird die Menge an freien Radikalen reduziert, um den Zelltod zu verhindern. Sind davon mehr und mehr Zellen betroffen, ist der Mensch völlig energiearm. Wir fühlen uns ausgebrannt.
Das ist Burnout, wie er sich auf der Zellebene darstellt. Letztlich ist Burnout ein Schutzmechanismus unseres Körpers, der verhindert, dass die Zellen absterben. Eine Notlösung. Aber der Körper denkt: besser erschöpft als tot.
Wodurch entstehen die schädigenden Substanzen bei Dauerstress? Wissenschaftler, die die Gene erforschen, haben neue Entdeckungen gemacht. Dieser Forschungszweig nennt sich Epigenetik. Und zwar haben die Forscher entdeckt, dass Gene auf unsere Gefühle, Emotionen und Gedanken reagieren. Wir selbst verursachen, je nach Gefühlslage, das Ein- oder Ausschalten bestimmter Gensequenzen gleich Genabschnitte. Unsere Gene reagieren also auf das, was wir bewusst oder unbewusst an Gefühlen oder Gedanken aussenden. Die Gene sind Empfänger und Sender gleichzeitig. Sie hören auf die Informationen, die wir in den Körper hineingeben. Gedankliche und emotionale Dissonanzen beantworten die Gene mit der entsprechenden Produktion von schädigenden Proteinen, die dann zusätzlich die Zellen schädigen können. Letztlich kann es auch durch langanhaltenden Dauerstress zur Aktivierung von Krebsgenen (Onkogenen) kommen. Zunächst hört sich das erschreckend an, darin liegen aber auch die Mechanismen der Selbstheilungskräfte begründet. Die Forscher haben nämlich auch festgestellt, dass eine Harmonisierung durch Veränderung der Gedanken und Gefühle zum Positiven beim Menschen dazu führt, dass Krebsgene wieder abgeschaltet werden und sich so der Krebs wieder zurückbilden kann. In der Medizin ist ja das Phänomen der Spontanremission von Krebserkrankungen bekannt. Sicher stecken solche physiologischen und genetischen Vorgänge dahinter. Wenn Sie zu diesem Thema mehr wissen möchten, empfehle ich das Buch des Arztes Joe Dispenza mit dem Titel: Du bist das Placebo