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Dieses E-Book enthält die komplette Bestseller-Reihe CATCH THE MILLIONAIRE von Lisa Torberg: Eintausend Taschenbuchseiten, vier Romane. Die einzelnen Bände sind auch in den Formaten Hörbuch und Taschenbuch erhältlich, dieser Sammelband ausschließlich als E-Book. Humorvoll, romantisch, mit einer ordentlichen Portion Charme, einer Prise Sarkasmus … und nicht nur vier, sondern sogar fünf (!) bezaubernden Happy Ends. Die perfekte Lektüre für alle von 12 bis 99, die in die Liebe verliebt sind. BUCH 1) Catch the Millionaire - Kyle MacLeary: Highland-Millionär sucht intelligentes Topmodel. Heirat nicht ausgeschlossen. BUCH 2) Catch the Millionaire - Daniel Rochester: Millionenerbe „Sweet Danny“ sucht süße Versuchung zwecks zartschmelzender Fusion. BUCH 3) Catch the Millionaire - Mister X: Musikliebender Millionär sucht zartbesaitete Exotin für gemeinsame Lebensmelodie. BUCH 4) Catch the Millionaire - Ein Rockstar für Mylady
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Dieses E-Book enthält die komplette Bestseller-Reihe CATCH THE MILLIONAIRE von Lisa Torberg: Eintausend Taschenbuchseiten, vier Romane. Die einzelnen Bände sind auch in den Formaten Hörbuch und Taschenbuch erhältlich, dieser Sammelband ausschließlich als E-Book.
Humorvoll, romantisch, mit einer ordentlichen Portion Charme, einer Prise Sarkasmus … und nicht nur vier, sondern sogar fünf (!) bezaubernden Happy Ends. Die perfekte Lektüre für alle von 12 bis 99, die in die Liebe verliebt sind.
BUCH 1) Catch the Millionaire - Kyle MacLeary: Highland-Millionär sucht intelligentes Topmodel. Heirat nicht ausgeschlossen.
BUCH 2) Catch the Millionaire - Daniel Rochester: Millionenerbe „Sweet Danny“ sucht süße Versuchung zwecks zartschmelzender Fusion.
BUCH 3) Catch the Millionaire - Mister X: Musikliebender Millionär sucht zartbesaitete Exotin für gemeinsame Lebensmelodie.
BUCH 4) Catch the Millionaire - Ein Rockstar für Mylady
INHALTSVERZEICHNIS
Catch the Millionaire - Sammelband
BUCH 1: Kyle MacLeary
Kapitel eins
Kapitel zwei
Kapitel drei
Kapitel vier
Kapitel fünf
Kapitel sechs
Kapitel sieben
Kapitel acht
Kapitel neun
Kapitel zehn
Kapitel elf
Kapitel zwölf
BUCH 2: Daniel Rochester
Kapitel eins
Kapitel zwei
Kapitel drei
Kapitel vier
Kapitel fünf
Kapitel sechs
Kapitel sieben
Kapitel acht
Kapitel neun
Kapitel zehn
Kapitel elf
Kapitel zwölf
Kapitel dreizehn
BUCH 3: Mister X
Kapitel eins
Kapitel zwei
Kapitel drei
Kapitel vier
Kapitel fünf
Kapitel sechs
Kapitel sieben
Kapitel acht
Kapitel neun
Kapitel zehn
Kapitel elf
Kapitel zwölf
Kapitel dreizehn
Kapitel vierzehn
Kapitel fünfzehn
BUCH 4: Ein Rockstar für Mylady
Kapitel eins
Kapitel zwei
Kapitel drei
Kapitel vier
Kapitel fünf
Kapitel sechs
Kapitel sieben
Kapitel acht
Kapitel neun
Die Autorin
Impressum
Es kann nicht schaden,
Millionär zu sein.
Dem Millionär vor allem.
(Graffito auf einer Hausmauer)
Das multimediale Event „Catch the Millionaire“ des London Chronicle stellt nicht nur die Medienwelt auf den Kopf: Millionäre versuchen auf diese spektakuläre Weise die Frau fürs Leben zu finden – und ausgerechnet Gillian, 24, etwas zu klein, etwas zu rund, wird mit der Leitung des Projekts betraut. Freudig stürzt sie sich in die Aufgabe, doch schon ihr erster „Fall“, der schottische Millionär Kyle MacLeary, bringt sie mit seinem Wunsch nach einem „intelligenten Topmodel“ und seiner unausstehlichen Art zur Weißglut. Und auch sonst läuft nichts wie es soll. Ihr Nachbar ist der heiße Bad Boy Jayson, der ihre Sinne verwirrt. Als Gillian dann auch noch ein neuer Chef vor die Nase gesetzt wird, kann sie ihren Augen nicht trauen …
KAPITEL EINS
Die Einkaufstüte in der einen und die Bücher in der anderen Hand lehne ich meinen gut gepolsterten Po gegen die Eingangstür und drücke sie auf. Prompt umgibt mich der Geruch des Treppenhauses. Ich atme durch den Mund, da ich mir die Nase nicht zuhalten kann. Mrs Brimberry, die Portiersfrau, hat heute ihren Kohltag und dazu gibt oder gab es Lammwürste. Ich hasse beides. Aber ich werde sie nicht zum gefühlt neunundneunzigsten Mal fragen, warum sie die Flurfenster nicht öffnet und geschlagene zehn Minuten lang der Aufzählung ihrer Wehwehchen lauschen. Ich werde es selbst tun.
Daher nehme ich die Treppe, und mein Unterbewusstsein applaudiert. Das Stiegensteigen bis in den vierten Stock verbraucht sechsundzwanzig Kalorien. Und da der Lift in den drei Monaten, seitdem ich hierhergezogen bin, im On-off-Rhythmus einer blinkenden Ampel funktioniert, erspare ich mir zudem die Enttäuschung. Denn nach dem Heimweg in der Schwüle, die seit Wochen über London hängt, wäre die Fahrt hinauf der erste Lichtblick des Tages gewesen.
Jeder Treppenabsatz hat vierzehn Stufen, und ich bin gerade mal bei einundachtzig – und somit knapp vor dem dritten Stockwerk –, als die Bücher, die ich am Wochenende lesen will, zu rutschen beginnen. Ich drücke sie noch fester an meine Brust und springe auf das letzte Fenster zu, das ich öffnen will. Aber irgendwie muss mir das Kohl-Wurst-Gemisch zu Kopf gestiegen sein, denn das flaue Gefühl in meinem Magen verstärkt sich. Vor meinen Augen beginnt alles zu verschwimmen. Mein Fuß knickt um, ich stolpere, die Brille rutscht mir von der Nase und fällt zu Boden – und ich hinterher. Das Erste, was ich mitbekomme, ist das Geräusch von splitterndem Glas. Das Zweite, dass ich seitlich auf dem harten Steinboden des Treppenhauses liege. Das Dritte eine Stimme.
»Haben Sie sich wehgetan?«
Und was für eine Stimme! Tief, wie das Brummen einer Harley – und besorgt.
Ich glaube, ich träume!
Diese sanfte Berührung an meiner Wange, der Daumen, der über mein Kinn streicht, und dieser Duft ...
»Mein Knöchel«, stöhne ich, ziehe das Knie an und rolle mich herum, bis ich auf dem Rücken liege.
»Lassen Sie mich sehen.«
Seine Hand berührt meinen Rist, das Riemchen der Sandale, die die Fessel umschließt. Ich zucke zusammen und denke daran, dass meine letzte Pediküre mehr als eine Woche zurückliegt.
»Miss, rühren Sie sich nicht! Ich bin gleich wieder da.«
Aber wer rührt sich denn! Und woher weiß er, dass ich unverheiratet bin?
Ich liege mit geschlossenen Augen auf dem harten Steinboden. Vorsichtig bewege ich den Knöchel – und ziehe scharf die Luft ein. Der Schmerz jagt mir einen Stich durch den Körper. Ich atme tief ein und spüre einen sanften Lufthauch auf meinem Gesicht. Mein Samariter hat das Fenster geöffnet, denn Mrs Brimberrys Kohl ist nur noch eine ferne Erinnerung.
»Nicht erschrecken, das ist ein Eisbeutel.«
Mit dieser Stimme, rauchig und sexy, wie ein sinnliches Versprechen, könnte er mir auch sagen, dass er meinen Fuß in glühende Lava taucht. Egal! Stattdessen drückt nun etwas Kaltes auf den Knöchel.
»Setzen Sie sich auf, ich helfe Ihnen.«
»Danke«, flüstere ich, als er einen Arm um meinen Nacken, den anderen stützend um meine Taille legt und mich hochzieht.
Dieser benebelnde Duft nach Ozean und frisch gepressten Grapefruits und noch etwas ...! Verführung pur! Er riecht nach dem Mann, von dem ich nachts träume und zugleich weiß, dass er nichts für mich ist. Kategorie Hot Guy. Genau der Typ, der auf schmalhüftige Blondinen mit perfektem C-Körbchen und Stupsnasen steht. Nicht auf den südländischen kurvigen Typ wie mich.
Ich atme noch tiefer ein. Amazonas. Tropen. Edelholz. Sehr edles Holz!
Mir bleibt die Luft weg. Dafür schlüpfen sämtliche Larven in meinem Magen zur gleichen Zeit und erheben sich als Schmetterlinge zum Flug. Sie bewegen sich genauso hektisch wie meine Lider. Ich hebe und senke sie, blinzle – und sehe nichts. Besser gesagt: ein helles Oval. Ein Gesicht, soweit ich das beurteilen kann. Die beiden blauen runden Flecken müssen Augen sein. Sehr, sehr blaue Augen!
»Meine Brille«, stottere ich und lasse die Handfläche über den Steinboden gleiten. Doch das Einzige, was ich ertaste, ist die Papiertüte mit den Einkäufen, dann etwas Rundes. Vielleicht eine Tomate. Und ein Bucheinband, daneben noch einer.
»Sehen Sie mich an!«, fordert mich der Mann auf.
Der hat gut reden. Ohne meine Sehhilfe bin ich fast blind! Trotzdem blinzle ich in die Richtung seiner Stimme und konzentriere mich auf das Blau der beiden undefinierten Flecken vor mir.
»Ein Glas ist zerbrochen, nicht erschrecken.«
Sanft schiebt er mir die Bügel auf die Ohren. Ich blinzle, und wenn auch nur mit einem Auge – endlich erkenne ich die Konturen seines Gesichts. Und mein Herz setzt einen Schlag aus.
»Alles in Ordnung?«
Was? Wo? Bitte? Nichts ist in Ordnung!
In Gedanken stelle ich mein Gehirn auf Restart.
Hot Guy? Was ist die Steigerungsstufe? Hottest Guy ever?
Seine Augen sind von einem unnatürlichen Blau, das auf der Welt gar nicht vorkommt. Diese Farbe hat Gott bei der Schöpfung vergessen, weil sie so unwahrscheinlich schön ist, dass ihr Anblick schmerzt. Vor allem, wenn sie mit einem unwiderstehlichen Lächeln verbunden ist, das mein Herz schmelzen lässt.
»Sie hat es aber schlimm erwischt!«
Wenn du wüsstest!
Ich japse nach Luft.
Und zugleich läutet ein Handy.
»Sorry«, sagt er und erhebt sich zu seiner vollen Körpergröße. OMG! Sein Kopf verschwindet irgendwo dort oben im fernen Nichts. Dort oben braucht er eine Sauerstoffmaske, um atmen zu können! Er meldet sich mit einem unwirschen »Was gibts?«, und ich blinzle einäugig an ihm entlang. Von unten – schwarze Lederschuhe, eng geschnittene schwarze Hose – bis zur Mitte, die nicht allzu weit von meinen Augen entfernt ist. Er steht mit dem Rücken zu mir – und er ist perfekt! Am liebsten würde ich die Hände ausstrecken und auf diese beiden einladenden Pobacken legen.
»Nein!«
Ertappt! Dass er nicht mich meint, wird mir erst klar, als er den Anrufer mit einem »Nerv mich nicht!« abwimmelt und sich zu mir umdreht und neben mir in die Hocke geht.
»Lassen Sie mich mal sehen.« Jede Kälte ist aus seiner Stimme verschwunden. Er hebt den Eisbeutel, den ich als Packung Tiefkühlerbsen identifiziere, an und streift über meinen Knöchel. »Sieht nicht so schlimm aus«, meint er und dreht den Kopf.
Saphirblau! Das ist es. Seine Augen funkeln in dem Blau der wundervollen Edelsteine.
»Kommen Sie, ich helfe Ihnen auf. Und dann bringe ich Sie in Ihre Wohnung.«
»Kennen wir uns?«, frage ich dümmlich. Natürlich nicht! So ein Mann hinterlässt selbst nach einer flüchtigen Begegnung Spuren.
Er schmunzelt.
»Noch nicht. Aber Sie müssen Gillian Conway sein, richtig?«
»Wieso ...?«
»Ich bin Ihr Nachbar. Jayson Rearden.«
Jayson Rearden. Der, von dem die Brimberry behauptet, dass er die Frauen wechselt wie die Hemden. Der, den ich in den drei Monaten, die ich hier lebe, nie zu Gesicht bekommen habe. Und außerdem ... Mein Herz beginnt zu rasen, und mir fällt meine Mutter ein, als er mir beide Hände entgegenstreckt. Ich ergreife sie. Er zieht mich hoch und ich pralle mit der Stirn an sein Kinn. Meine Brüste pressen sich an seinen stahlharten Oberkörper, er legt seine Arme um meine Taille und hält mich fest.
»Wieso haben wir uns noch nie gesehen?«, nuschle ich in den Stoff seines schneeweißen Hemds, das am Kragen aufgeknöpft ist, und atme dabei seinen Duft ein, der durch die Nase in mein Gehirn und weiter in den Magen schießt. Er riecht wie die fleischgewordene Verführung! Und ich stelle idiotische Fragen, wo ich die Antwort doch kenne!
»Weil ich erst vor zwei Tagen aus den Staaten zurückgekommen bin. Aber ich finde diese Art von Kennenlernen ausgesprochen anziehend«, haucht er in mein Ohr.
Ausziehend, denke ich und gleite mit meinen Fingerspitzen über die gestählten Muskeln an seinem Rücken. Seine Hände kommen wie zufällig auf meinem Po zu liegen und drücken sanft zu. Ich bin froh, dass ich Jeans anhabe, die meine ausladenden Kurven in Form halten und ihnen auf den ersten Blick – hoffentlich auch Griff – ein wenig Spannung verleihen.
»Du gefällst mir, Gillian«, knurrt Jayson an meinem Ohr und schiebt sein Becken vor.
Der Härte nach zu schließen, die sich gegen meinen Bauch drückt, sagt er die Wahrheit. Und treibt mir die Schamesröte ins Gesicht. Wobei ... Es ist eher Wärme, die sich in mir ausbreitet und zwischen meinen Beinen in einen Feuerball verwandelt. Als ob ich glühende Kohle in den Händen hätte, lasse ich ihn los, mache einen Schritt zurück und zucke vor Schmerz zusammen, als ich auftrete.
»Gillian!«
Seine Hände fahren vor – meine auch.
»Nicht!«, zische ich.
»Aber ich will dir doch nur helfen!«, ruft er aus.
Mrs Brimberrys Worte fallen mir ein.
Natürlich! Ausgerechnet er, der Hot Guy, bei dem die Frauen Schlange stehen, will mir helfen. Mir!
»Kannst du bitte meine Sachen nach oben bringen?« Ich spreche gerade laut genug, dass er mich versteht, umklammere den Handlauf des Geländers und trete mit dem gesunden Fuß auf die erste Treppenstufe.
Ich habe zwar üppige Formen, aber unsportlich bin ich nicht. Obwohl ich meine Arbeit, die ich nun einmal sitzend verrichte, allem anderen vorziehe, gehe ich regelmäßig schwimmen. Fünfzig Längen im olympischen Becken dreimal pro Woche macht siebeneinhalb Kilometer. Meine Muskeln sind trainiert. Rücken, Arme, Beine – aber nicht nur die. Mein Körper ist kein Pudding, hat nur überall ein wenig mehr Außenschicht als nötig.
Und so schaffe ich die achtundzwanzig fehlenden Stufen mit zusammengebissenen Zähnen und mich am Geländer stützend, noch bevor mein Nachbar den Einkauf wieder in die Tüte verfrachtet und diese, die Bücher und meine Tasche nach oben bringt. Wortlos nehme ich ihm meine Patchworktasche vor der Tür ab, öffne sie und hole den Schlüsselbund heraus. Ich drehe den Schlüssel im Schloss und die Tür schwingt auf.
»Danke für deine Hilfe.« Ohne ihn anzusehen, greife ich nach den Büchern, humple in den Flur und lege sie auf die Kommode. Die Tasche stelle ich daneben.
»Gillian?«
Er spricht jede Silbe meines Namens einzeln aus, lässt sie auf der Zunge zergehen. GIL-LI-AN. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Am liebsten würde ich ihn an seinem Hemd packen und in meine Wohnung zerren – verstauchter Knöchel hin oder her. Den braucht man beim Sex auch nicht, oder?
Stattdessen wende ich mich ihm zu und strecke die Hand nach der Einkaufstüte aus.
»Ja?«
Ich sehe ihn mit dem einen Auge verschwommen, mit dem anderen erschreckend klar. Jayson hat es wirklich drauf! Dieser treuherzige Blick könnte einem das Herz zerreißen ...
»Ich kann sie dir doch in die Küche ...«
»Nein!«
Natürlich könnte er! Nicht die Tüte reintragen, sondern mich auf dem Küchentisch nehmen. Hart und tief.
Ich reiße ihm die Papiertüte aus der Hand, ein Henkel reißt ab. Umweltschutz wird überbewertet, denke ich und starre nach unten.
Jaysons Tiefkühlerbsen, mit denen er meinen Knöchel verarztet hat, liegen oben auf. Besser gesagt: Sie lagen. Jetzt sind sie auf dem Boden, ebenso wie zwei Tomaten.
Ich stöhne auf.
Er macht einen Schritt auf mich zu.
Ich umfasse die Tüte mit beiden Armen und drücke sie an meine Brust. Langsam humple ich damit in die Küche und stelle sie neben dem Waschbecken ab.
Plötzlich ist Jayson hinter mir. Er wirft die Packung mit den Erbsen auf die Arbeitsplatte, platziert die Tomaten daneben. Und dann lehnt er sich mit der Brust an meinen Rücken und flüstert mir ins Ohr.
»Deine Mutter hat nicht übertrieben, Gillian. Du bist genau mein Fall.«
Die Luft zum Atmen wird knapp. Das muss an dieser benebelnden Duftmischung aus Ozean, Grapefruits und Edelholz liegen.
»Dein Vater hatte ebenfalls recht, als er mich warnte«, erwidere ich heiser.
»Warum?«
»Er meinte, dass du nach deiner Rückkehr die erste Gelegenheit beim Schopfe packen würdest, um es mit mir zu probieren, obwohl ich nicht dein Typ bin.«
Jayson löst sich von mir und dreht mich zu sich um. Er legt seine Hände auf meine Schultern.
»Dann hat er sich geirrt, und zwar gleich zweimal. Ich habe nichts gemacht. Du hast dich doch in meine Arme geworfen.«
Er hebt seine diabolisch anmutenden Augenbrauen und zwinkert mir zu.
»Zu deinen Füßen«, erwidere ich und boxe ihm spielerisch in die Brust, um meine plötzliche Verlegenheit zu verdecken. Dabei lache ich auf, und in meinen Ohren klingt es wie das hysterische Gekicher der Zicken vor dem Kaffeeautomaten in der Firma.
Er packt meine Fäuste mit einer Hand und hält sie fest. Und augenblicklich verändert sich die Stimmung zwischen uns. Die Luft wird dünner, mein Atem kürzer. Jayson nimmt mir die kaputte Brille ab.
»Die brauchst du jetzt nicht«, flüstert er nahe an meinem Mund.
Ich schließe die Augen, hebe mein Kinn und erwarte die Berührung seiner Lippen auf meinen.
Und warte ... und warte ...
Er ist vor mir. Ich spüre ihn, und als ich die Augenlider endlich anhebe, sehe ich auch das verschwommene helle Oval seines Gesichts.
»Jayson?«
Meine Stimme will nicht so richtig. Ich piepse seinen Namen.
Er räuspert sich.
»Gillian, ich ...«
Er wirkt unsicher. Er! Jayson Rearden, der Womanizer, dessen Ruf in der gesamten westlichen Hemisphäre bekannt ist, der Bad Boy, vor dem mich sogar sein eigener Vater gewarnt hat, findet keine Worte! Mein Magen beginnt zu vibrieren und setzt das Kribbeln bis in meine Fingerspitzen fort. Und ich vergesse einfach, dass ich das unscheinbare graue Entlein bin, und stelle mir vor, ein wunderschöner Schwan mit glänzend weißem Gefieder zu sein. Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und ziehe ihn näher. Meine Lippen berühren seine wie Schmetterlingsflügel. Tastend streiche ich mit der Zungenspitze darüber, stupse vorsichtig dagegen. Ich spüre sein Becken, das sich vorschiebt, die Härte an meinem Bauch, die nichts mit dem Sixpack zu tun hat, das eindeutig weiter oben liegt – und das Öffnen seines Mundes. Spielerisch umtanzen sich unsere Zungen, erkunden einander, kommen sich näher. Es fühlt sich an, als ob ich in ihm zu Hause wäre. Richtig, passend, perfekt. Ich reibe mich an ihm, spiele mit den dunklen Haaren in seinem Nacken. Sie sind dicht, eine Spur zu lang, umspielen den Hemdkragen, unter den meine Fingerspitzen gleiten, um sich vorzutasten. Ich streiche mit meinen Fingerkuppen über die nackte Haut und stöhne auf. Er schiebt seinen Oberschenkel zwischen meine Beine, und ich denke nicht im Traum daran, ihm Widerstand zu leisten. Mit langsam kreisenden Bewegungen reibe ich mich an ihm.
Jayson knurrt, drückt sein Becken gegen meinen Unterleib. Er knabbert an meiner Zunge, saugt an meiner Lippe – und löst sich keuchend von mir.
»Gillian, nicht!«
Ich zucke zusammen. Was soll ich nicht tun? Und was habe ich denn bitte getan?
Er tritt einen Schritt zurück, dann noch einen. So weit, dass wir uns nicht mehr berühren. Ich blinzle und versuche sein Gesicht zu fokussieren. Fehlanzeige. Ich strecke den Arm seitlich aus, greife hinter mich auf die Arbeitsfläche, finde die Brille, setze sie auf. Ich kann das Verlangen in seinem Blick erkennen. Und doch steht er einfach nur bewegungslos da. Jayson presst die Lippen fest zusammen.
»Warum?«
Ich stöhne oder seufze oder keuche das Wort. Was auch immer. Meine Vernunft ist irgendwo in meinem sich schmerzhaft zusammenziehenden unteren Bauch gelandet. Ich habe ihn doch gespürt! Er wollte es genauso wie ich. Weshalb also stößt er mich von sich?
»Weil ich nicht tun werde, was mein Vater von mir erwartet. Nicht mit dir.«
»Wieso? Passe ich nicht in dein Beuteschema?« Meine Stimme kippt, verwandelt sich in ein schrilles Piepsen. Welch idiotische Frage! Natürlich nicht! Wahrscheinlich hätte er mir nicht einmal einen zweiten Blick geschenkt, wenn ich ihm nicht vor die Füße gefallen wäre!
Er übergeht meine Frage, legt stattdessen den Kopf schräg und die Stirn in Falten. »Was hat er dir von mir erzählt?«
Er. Sofort weiß ich, wen er meint. Wie auch nicht? Ich denke an den Abend vor etwa einem halben Jahr, nachdem ich nach London zurückkehrte und Mum ihn mir vorstellte. Bereits im vorigen Sommer hatte sie mir gesagt, dass es jemanden gab, der ihr gefiel. Vorstellen wollte sie ihn mir aber erst, wenn ich auch das Praktikum bei der CNN in New York beenden und heimkehren würde.
»Rick Rearden, der Mann meines Lebens«, sagte sie und lächelte dabei auf die Art und Weise, wie es frischverliebte Teenager tun. Und er warf ihr einen strahlenden Blick zu, der sein markantes, hartes Gesicht weichzeichnete. Ich kannte seinen Namen. In Großbritannien ist es schwierig, nicht über ihn zu stolpern. Er ist der britische Rupert Murdoch. Der Medienmogul, der mit seinen Zeitungen, Zeitschriften und TV-Sendern zum Multimillionär wurde. Oder Milliardär. So genau weiß das niemand. Einer, der vom Geschäft der Schlagzeilen lebt, jedoch selbst keine macht. Bis ich ihm nicht gegenüberstand, wusste ich nur, dass seine Frau vor vielen Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen war und er seine beiden Kinder allein aufgezogen hatte. Beim gemeinsamen Abendessen, dem einzigen in all den Monaten seither, erwähnte er Jayson nur kurz. »Mein Sohn ist gut in seinem Job, sehr gut sogar. Als Herzensbrecher ist er hingegen unschlagbar.« Umso mehr sprach er von seiner Tochter, der achtzehnjährigen Cathy, die im Internat ist, doch das behielt ich in diesem Moment für mich.
»Nicht viel«, antworte ich Jayson. Sein Adamsapfel zuckt leicht, seine Schultern sacken ein wenig nach unten. »Dein Vater ist stolz auf dich«, beeile ich mich, hinzuzufügen.
»Das ist er, wenn es sich um Geschäftliches handelt«, bestätigt er leise. Das Blau seiner Augen ist so dunkel wie die See vor einem Sturm. »Er meint aber auch, dass ich meine Finger nicht von den Frauen lassen kann. Gestern hat er mir angedroht, mich wieder nach New York zu verfrachten, falls ich meine neuen Mitarbeiterinnen nicht auf Distanz halte.« Er fährt sich mit gespreizten Fingern durch das dichte dunkle Haar, streicht es seitlich aus der Stirn, spricht weiter: »Und dann hat er seine Hand auf die deiner Mutter gelegt und ihr zugezwinkert und gemeint, dass ich von nun an unter Beobachtung stünde.«
Mum? Was hat sie mit Jayson zu tun? Ich rutsche mit einem Kopfschütteln von der Arbeitsplatte und zucke prompt zusammen, als ich auf dem Boden aufkomme. Der Stich, der durch meinen Knöchel fährt, erinnert mich daran, weshalb Jayson hier in meiner Küche ist, und mir wird klar, dass er mit dem Gerede über meine Mum und seinen Dad von dem ablenken will, was vorhin zwischen uns passiert ist.
»Ach ja?«, sage ich beiläufig, verlagere das Gewicht auf das andere Bein, schlage einen Bogen in Richtung Kühlschrank. Ich lege die Hand auf den Griff, ziehe die Tür auf und greife nach dem O-Saft. »Du meinst, er hat an deinem neuen Arbeitsplatz einen Privatdetektiv eingeschleust?« Wo auch immer Ricks Sohn jetzt, nachdem er aus den Staaten zurückgekehrt ist, arbeiten wird, es wird sicher innerhalb des filmischen Bereichs des Familienimperiums sein. Er hat jahrelange Erfahrung bei US-amerikanischen Fernsehsendern gesammelt, wie Rick einmal erwähnte.
»Willst du damit sagen, dass du es nicht weißt?« Jayson steht plötzlich neben mir, seine Hand umfasst meinen Oberarm.
»Was?« Ich sehe ihn fragend an.
»Dass ich ab Montag als stellvertretender General Manager den London Chronicle und somit das Projekt Catch the Millionaire leiten werde.«
Mein Mund öffnet sich mit der gleichen Geschwindigkeit, in der mir der O-Saft aus der Hand gleitet. Die Plastikflasche schlägt genau in dem Moment auf dem Boden auf, in dem ich »Shit« flüstere. Und dann springt sie wie ein Ball noch einmal hoch, und meine Stimme wird lauter. »Holy Shit!«
Jayson ist mein neuer Chef.
KAPITEL ZWEI
Mein Blick gleitet nach oben. Piccadilly Circus ist zwar nicht Times Square, aber die riesigen Werbetafeln sind hier ebenso unübersehbar wie in New York. Ein Mann rammt mir seinen Ellenbogen in die Seite, ein anderer drängt sich mit lautstarkem Gemurmel an mir vorbei. Montag ist tendenziell für die meisten Menschen ein schwarzer Tag, wie man an den mürrisch und unausgeschlafen wirkenden Gesichtern erkennen kann. In den Stationen der Underground sieht keiner den anderen an, alle drängen wie Roboter in die Züge und wieder hinaus. Und je näher der Arbeitsbeginn rückt, umso unsympathischer werden sie. Von der sprichwörtlichen Coolness und Gelassenheit der Londoner ist so gut wie nichts zu spüren. Ich ramme meine Heels in den Boden, um nicht wie ein Punchingball hin und her geschubst zu werden, während ich auf den übergroßen Highlander starre, der mich von der gegenüberliegenden Fassade überheblich angrinst. Catch the Millionaire blinkt es über seinem Kopf mit den vom Wind zerzausten rotblonden Haaren, die bis auf Kinnlänge sein markantes Gesicht umrahmen. Highland-Millionär sucht intelligentes Topmodel. Heirat nicht ausgeschlossen, steht quer über seinem Kilt geschrieben. Und zwar genau dort, wo ein Mann sein bestes Stück hat. Und seines entspricht dem Ausdruck in jeder Hinsicht.
Ich kann die Röte spüren, die mir bei diesem Gedanken in die Wangen schießt. Natürlich habe ich es nicht gesehen, aber als Kyle MacLeary in seinen engen Jeans auf einem der Stühle Platz genommen hatte, die in unserem VIP-Meetingroom stehen, hatte ich einen perfekten Blick auf das, was der schwarze Denim bedeckte. Und das nur, weil der Innenarchitekt, der die Büros des London Chronicle eingerichtet hat, auf Glasplatten steht. Kein Tisch im gesamten Gebäude schirmt das, was darunter ist, vor indiskreten Blicken ab. So konnte ich bei den hochsommerlichen Temperaturen der letzten Wochen, wenn die Füße gegen Ende eines langen Arbeitstages anschwollen, niemals die Schuhe abstreifen, um ihnen ein wenig frische Luft – und Schmerzlinderung – zukommen zu lassen. Und ich musste in den Endlosmeetings stets darauf achten, meine Knie ladylike zusammenzupressen, so wie die Männer ihre Hände bestenfalls auf ihren Oberschenkeln ablegen, und sie nicht – in vertrauter Geste – auf ihr bestes Stück zu legen. Womit ich wieder bei Kyle MacLeary angelangt war, der von der Hauswand süffisant auf mich herunter grinst.
Und nein. Er hatte sich nicht ein einziges Mal während des Treffens, bei denen ich für meine Chefin Mallory Evans das Profil des heiratswilligen Millionärs erstellte, ebendort berührt. Dafür hatte er mich ständig auf eine unergründliche Art angelächelt, Bemerkungen über graue Katzen und blinde Fledermäuse eingeworfen und mit einem »Tz, tz, tz« den Kopf geschüttelt, als ich nach einem Cookie gegriffen hatte, da der Lunch ausgefallen war. Seine verwaschenen blauen Augen, die weder die Farbe des Himmels noch die des Meeres hatten, waren durch die verdammte Glasplatte des Tisches hindurch auf der sanften Wölbung unter meinem Rockbund gelandet. Keine Rede, dass ich den Keks wie ein brennendes Holzscheit zurück auf den Teller hatte fallen lassen.
Mit einem Seufzer ziehe ich das Handy aus meiner Clutch, hebe es hoch, aktiviere die Kamerafunktion und mache das, wozu ich hierhergekommen bin: Ich fotografiere das Werbeplakat, auf dem in riesengroßen Lettern, zwischen den behaarten Schienbeinen des Schotten aus den Highlands, der mit nur neunundzwanzig Jahren mit Schafwolle und Whisky bereits ein riesiges Vermögen angehäuft hat, der Hashtag #CatchMillionaire und der Weblink des Projekts zu lesen sind.
»Meinst du wirklich, dass ein solcher Mann eine wie dich auch nur ansieht?« Ich höre die hohe, näselnde Stimme, noch bevor sich eine Tussi mit blauschwarzem Kurzhaarschnitt und blutrot bemalten, aufgeblasenen Lippen vor die Kameralinse schiebt. Ich senke das Handy und sehe sie entgeistert an. Mir fehlen die Worte! Mein Mund klappt auf und zu, doch nichts entweicht. Auch keine Luft, wie ich bemerkte, als sie mir zum Atmen fehlt und ich danach schnappe. Die Tussi zielt mittlerweile mit ihrem eigenen Handy auf das überlebensgroße Abbild, schießt ein Foto und stolziert auf ihren ellenlangen Storchenbeinen, die in hautengen schwarzen Leggings in Kindergröße stecken, davon. »Der gehört mir!«, ruft sie mir über die Schulter zu und deutet mit ausgestrecktem Arm auf Kyle. Ihre spitz zugefeilten rot lackierten Fingernägel wirken dabei wie die Krallen eines gefährlichen Raubtiers und die weiten Ärmel ihres durchscheinenden Kurzarmshirts wehen wie Fledermausflügel an ihrem schmalen Oberkörper.
Niemals! MacLeary ist zwar ein überheblicher Kerl, der mit seiner süffisanten Art und seinem Aussehen die Derbheit seiner Heimat widerspiegelt, aber so eine künstlich aufgemotzte Barbie an seiner Seite ist undenkbar. Obwohl ... Ein leises Lächeln umspielt meine Mundwinkel. Sollte sie sich melden – und ich gehe davon aus, dass sie es tun wird –, werde ich sie in den Kreis der drei Erlesenen hineinschmuggeln, die alle gemeinsam einen Tag mit ihm verbringen werden. Und dann werde ich mich im Hintergrund amüsieren, wenn sie und die anderen um die Gunst von Kyle buhlen und ihm dabei gehörig einheizen werden. Besser noch: Sie sollen ihn zur Weißglut bringen!
Aber zuvor muss ich den ersten Tag mit meinem neuen Chef überstehen, dem ich seit unserem zufälligen – erregenden, heißen, verwirrenden ... – Zusammentreffen erfolgreich ausgewichen war. Auch heute, als ich mit einem Aufatmen feststellte, dass seine Wohnungstür bereits ins Schloss fiel, als ich noch an meinem Kaffee nippte.
Natürlich wusste Mum schon Freitagabend, als ich anrief, dass ich Jayson bereits kennengelernt hatte. Der Vorteil daran, dass er es seinem Vater mitgeteilt hatte, lag darin, dass ich am Wochenende nicht nach Kent fahren musste, um Ricks Sohn offiziell vorgestellt zu werden, wie geplant. Die Sache hatte sich erledigt.
Seit meiner Rückkehr hatte es sich eingebürgert, dass ich mich mit Mum hin und wieder unter der Woche zu einem High Tea im Claridge’s oder im Richoux traf. Diese Mutter-Tochter-Treffen, auf die wir all die Jahre meines Auslandsstudiums hatten verzichten müssen, waren wundervoll. Wir konnten einfach über alles reden, ohne auf irgendjemanden Rücksicht nehmen zu müssen. Auf dem Landsitz in Kent fühlte ich mich jedoch nicht wohl. Erstens war da Rick, der ja nicht nur Mutters Lebensgefährte, sondern auch mein Arbeitgeber war. Und so schön das riesige schlossartige Haus in dem ausladenden Park ist, ich gehöre dort einfach nicht hin. Meine Wohlfühldimension ist eine andere. Daher war ich bisher nur zu Mums Geburtstagsparty im Frühjahr und ein zweites Mal im Sommer dort gewesen, um Cathy, Ricks Tochter, kennenzulernen.
Die Achtzehnjährige ist wirklich bezaubernd, fröhlich und feinfühlig und so gar nicht der Typ verzogene Göre, den ich aufgrund des Reichtums ihres Vaters erwartet hatte. Sie nennt meine Mum Edith und hängt an ihren Lippen, sobald sie etwas sagt, und die sechs Jahre, die sie und mich trennen, wären überwindbar gewesen. Nicht jedoch ihre Schönheit, die mir meine Durchschnittlichkeit schmerzhaft bewusst macht, und schon gar nicht die Kleidergrößen, die uns unterscheiden. Sie passt perfekt zu ihrem Vater und zu ihrem Bruder – ich nicht. Das ist mir klar geworden, nachdem Jayson mein Appartement verlassen hat und diese eigenartige Spannung zwischen ihm und mir, die den Sauerstoff aus der Luft zu saugen schien und mich in eine Art Trancezustand versetzt hatte, verschwunden war.
Ich war also mehr als nur froh gewesen, dass ich meinen Fuß nicht belasten durfte, um zu Wochenbeginn wieder in Topform für die heiße Phase des Projekts zu sein. Auf Mums Fragen, ob ich Jayson sympathisch fand, hatte ich mit einem gemurmelten »Ja, ist nett« geantwortet und das Gespräch auf ihre geliebten Rosen gebracht. Sobald es um ihre Blumen ging, vergaß sie alles andere.
Warum sie Mitglied der königlichen Gartengesellschaft, der Royal Horticultural Society, geworden war, hatte sie mir erst nach meiner Heimkehr aus New York eröffnet. Ebenso wie sie die hübsche Wohnung zu einem für Kensington unwahrscheinlich niedrigen Mietpreis für mich gefunden hatte, und wieso man mir beim London Chronicle nach nur einem Skype-Interview einen Arbeitsvertrag geschickt hatte. Alles stand in engem Zusammenhang mit Rick Rearden, den sie auf unglaublich banale Art kennengelernt hatte. Mum war an dem Abend aufgehalten worden und eilig die Treppe der Royal Albert Hall hinaufgelaufen, um noch rechtzeitig zum Konzert des Royal Philharmonic Orchestra eingelassen zu werden. Sie stolperte – direkt in Ricks Arme. Er hatte sie vor dem Fall beschützt, sie mit seinen starken Armen festgehalten – und es hatte gefunkt. Sofort, unabänderlich und nachhaltig. Happy End. Da sie es mir beide gemeinsam so erzählt hatten und er nicht müde wurde, die Episode bei jeder nur möglichen Gelegenheit vor Freunden und Bekannten mit blumigen Anreicherungen von sich zu geben, wie Mum mir immer wieder erzählte, musste es wohl Liebe auf den ersten Blick gewesen sein.
Ich gönnte es ihnen beiden von Herzen. Wirklich. Mum hatte es nach dem Tod meines Vaters nicht leicht gehabt. Ihre Karriere als Konzertpianistin, die rund um die Welt jettete, wollte sie mit einem Kleinkind, das bereits Halbwaise war, nicht weiterführen. Denn sobald ich eingeschult wurde, wären wir unweigerlich oft getrennt gewesen. So hatte sie zuerst als private Klavierlehrerin, später mit Musikunterricht an verschiedenen Schulen und schließlich – ich war sechzehn, als ihr die Professur angeboten wurde – mit ihrer Arbeit am Konservatorium für mich gesorgt.
Die Liebe war dabei jedoch auf der Strecke geblieben – bis zu dem Abend auf der Treppe der Royal Albert Hall. Ich war froh, Mum, die heuer ihren Fünfzigsten gefeiert hatte, endlich wieder ausgelassen und fröhlich zu erleben. Sie liebte ihr Leben mit Rick, das sich – von Donnerstagabend bis Montagmorgen – ruhig und beschaulich unweit von Canterbury, auf seinem Landsitz, abspielte. Beide hatten ihre beruflichen Verpflichtungen und somit auch die gesellschaftlichen, auf vier Tage pro Woche beschränkt, die sie in Ricks großzügiger Duplex-Stadtwohnung in Mayfair verbrachten. Mum war also rundum glücklich und zufrieden, vor allem – wie sie immer bei jeder Gelegenheit betonte – seitdem ich nach dem Studium wieder in London lebte.
Dass ich mich in den ersten Wochen beim London Chronicle nicht besonders wohlgefühlt hatte, war eine andere Sache. Ich hatte in jeder freundlichen Geste, jedem Lächeln, aber auch dem zickenhaften Getue einiger Kolleginnen Anzeichen von Neid gesehen, vermutete hinter jedem getuschelten Wort Verschwörungen gegen mich. Und das, obwohl Rick Rearden sich so gut wie nie in den dritten Stock verlief, wenn er einmal im Haus war und mich genauso distanziert behandelte wie alle anderen Mitarbeiter. Aber ich war davon überzeugt, dass mich der allerkleinste Fehler zu Fall bringen und mich meinen Job kosten würde. Bis mir Mallory Evans bereits vor Ablauf meiner zweimonatigen Probezeit nahezu die komplette Verantwortung für das Projekt Catch the Millionaire übertrug. »Sie sind ehrgeizig und tough, Gillian, und schrecken trotz Ihres jugendlichen Alters nicht davor zurück, Ihre Meinung kundzutun. Egal, wie alt oder mächtig Ihr Gegenüber ist.« Mit einem tiefen Seufzer hatte sie »Oder wie reich« hinzugefügt. Ich hatte mich ernsthaft gefragt, was sie mit der letzten Äußerung meinte. Bis ich die ersten Kandidaten des Projekts kennenlernte. Diese Millionäre zahlen nicht nur ausnehmend gut dafür, dass der London Chronicle sie im besten Licht und mit all ihren Vorzügen präsentiert, sie buchen auch Werbekampagnen für ihre Unternehmen, Produkte und Dienstleistungen, die die Werbeeinnahmen der Zeitung über den Zeitraum der nachfolgenden zwölf Monate zum Vergleichszeitraum des Vorjahres vervielfacht haben. Wahrscheinlich behandeln mich die Millionäre des Projekts deshalb wie ein notwendiges Übel oder eine simple Schreibkraft, obwohl ich Journalistin bin und den Herren das sehr wohl bekannt ist. Aber ein mausgraues Pummelchen wie ich, das sich von Kopf bis Fuß bei Marks & Spencer und nicht bei Jenny Packham und Victoria’s Secret einkleidet, ist für diese Superreichen eben unterste Kategorie.
Mallory Evans’ Projektidee hatte die Auflagenhöhe der gedruckten Ausgaben seit der Ankündigung von Catch the Millionaire um mehr als zehn Prozent gesteigert. Nicht zu reden von dem Interesse an den Online-Specials, dem eigens eingerichteten Blog, den Followern in den Social Media. Ab dem heutigen Tag, dem eigentlichen Beginn des Projekts, an dem der erste der Kandidaten vorgestellt wird, erwartet man seitens der Direktion einen weiteren Zuwachs an Lesern der digitalen und traditionellen Ausgabe von mindestens zwanzig Prozent. »Vorsichtig geschätzt«, hatte Rick Rearden bei der offiziellen Verabschiedung Mallorys letzte Woche gesagt.
Daran denke ich, als ich die Tür zum Großraumbüro des dritten Stockwerks aufdrücke und sofort die eigenartige Stimmung spüre, die dort herrscht. Normalerweise riecht man um diese Uhrzeit den Kaffeegeruch und hört das verhaltene Geplauder der Kollegen. Sie lehnen an ihren Schreibtischen, halten sich an den Tassen fest und reden über alles, außer Arbeit. Aber heute ist es anders. Die Rezeption ist verwaist, die Post liegt ungeöffnet auf dem Counter. Dahinter sehe ich erschrockene Gesichter, niemand sieht mich an. Ich öffne die Lippen, aber noch bevor ich fragen kann, was los ist, höre ich laute Stimmen aus dem angrenzenden Meetingraum.
»Ich will entscheiden, wer für mich infrage kommt«, donnert es. Der darauffolgende Knall kann nur von einer Faust herrühren, die auf dem Tisch aufschlägt.
»Sie haben den Vertrag unterschrieben!«
»Und dem London Chronicle einen Haufen Geld bezahlt!«
»Das gibt Ihnen aber nicht das Recht, die vereinbarten Klauseln abzuändern.«
»Doch, wenn Sie diese kleine ... junge ... unerfahrene ... graue Maus mit der Auswahl meiner Zukünftigen betrauen! Dieses Kind hat doch keine Ahnung von Männern!«
Mein Atem stockt. Ich weiß genau, dass er von mir spricht, und – obwohl die Jalousien an den gläsernen Trennwänden geschlossen sind – auch sofort, um wen es sich handelt. Kyle MacLeary!
Ohne darüber nachzudenken, wem die zweite Stimme gehört, wer sich sonst noch in dem Zimmer aufhält und ob es mir gestattet ist, einzutreten, stürme ich auf die Tür zu und reiße sie auf. Zwei Männer und eine Frau wenden sich mir zu. Die anderen beiden ignoriere ich. Meine Augen fokussieren sofort die verwaschen blauen unter dem zerrauften rotblonden Haar, das sein breites Gesicht umrahmt.
»Sie ungehobelter Klotz!«, zische ich und werfe meine Clutch auf den Stuhl neben der Tür. »Nur weil Sie in Millionen schwimmen, haben Sie noch lange kein Recht, so von mir zu reden!« Meine Stimme geht nach oben, wird lauter. »Sie sind es doch, der keine Ahnung von Frauen hat, sonst wären Sie wohl nicht hier! Und wenn Sie sich die Mühe gemacht hätten, mich genauer anzusehen, wäre Ihnen aufgefallen, dass ich den Kinderschuhen schon seit geraumer Zeit entwachsen bin.«
Wäre ich ein Pferd, hätte ich jetzt Schaum vor den Nüstern. So aber stehe ich einfach wutentbrannt, mit funkelnden Augen und in die Hüften gestützten Händen da und schnaube. Zumindest klingt der Ton, der meinem Wortschwall folgt, genau so – und ist der einzige, der im gesamten Stockwerk zu hören ist. Bis zwei Handflächen aufeinanderklatschen, dann andere, weitere und schließlich rundum applaudiert wird. Hinter mir sind es meine Kollegen, vor mir Mallory Evans, deren Schmunzeln nicht zu übersehen ist. Und neben ihr Jayson, der mir einen schelmischen Blick zuwirft, bevor er sich MacLeary zuwendet, der mit offenem Mund dasteht.
»Nun, ich denke, es ist nicht nötig, dass ich Ihnen antworte. Das hat Miss Conway bereits selbst getan. Was Sie nun tun sollten, liegt auf der Hand.«
Der schottische Hüne zieht fragend die Augenbrauen hoch.
»Entschuldigen Sie sich bei meiner Schwester, und dann machen wir uns an die Arbeit.«
Mit weit aufgerissenen Augen starre ich Jayson an. Und ich bin nicht allein. MacLeary scheint vom Donner gerührt, denn er sagt kein Wort, und das Luftschnappen einiger Kollegen und die erstaunten Ausrufe anderer dringen zu mir durch. Aber mein Gedanke gilt dem Mann mit den handgenähten Schnürschuhen, der schmal geschnittenen schwarzen Anzughose und dem blütenweißen Hemd, das seinen perfekt gebauten Oberkörper wie eine zweite Haut umgibt, und wie es sich anfühlte, als er mich an sich drückte. Seine Lippen auf meinen, der Kuss, sein Becken, das gegen meines drängte – bevor er aus meiner Wohnung flüchtete wie der Teufel vor dem Weihwasser.
»Ihre Schwester?«, dringt es tief brummend an mein Ohr. Wäre der Schotte nicht rotblond, könnte man ihn mit einem Grizzly verwechseln, denke ich komplett irrational.
Jayson sagt »Allerdings«, ohne den Blick von mir abzuwenden. Seine saphirblauen Augen schimmern dunkel, ein Lächeln – das nur mir gilt, davon bin ich überzeugt! – umspielt seine Mundwinkel.
»Aber ihr Name ist doch ...« Kyle verstummt. Der begonnene Satz steht wie eine Frage im Raum. Niemand antwortet. »Also sicher nicht Rearden ...«, murmelt er vor sich hin.
»Das kann ja noch werden«, erwidert Jayson in meine Richtung und zwinkert mir zu. Meine Knie werden weich, als ich den Sinn seiner Aussage begreife – und Halt suchend nach der Hand greife, die mir Mallory Evans reicht. Dabei sollte ich es sein, die ihr hilft, denn ihr Achtmonatsbauch sieht aus wie ein Heißluftballon, während sie mich aus dem Zimmer bugsiert und zu den Waschräumen dirigiert.
Unsere Blicke treffen sich im Spiegel oberhalb des Waschtischs. Das eiskalte Wasser rinnt über meine Handgelenke, die meine ehemalige Chefin, die ihren Babybauch an meinen Rücken presst, festhält. Sie schaut mich auf ihre typisch mütterliche Art an und wirkt nicht die Bohne erstaunt.
»Sie wussten es, Miss Evans?«, frage ich wispernd.
»Wir können uns gerne duzen, Gillian.« Sie nickt lächelnd. »Ich bin Mallory. Und ja, ich weiß es seit dem Abend, an dem Rick deiner Mutter begegnete. Er rief mich kurz vor Mitternacht an, nachdem er sie nach Hause begleitet hatte. Immerhin kenne ich ihn schon seit dreißig Jahren.«
Ruckartig drehe ich den Kopf und senke den Blick auf ihren Bauch. Sie legt einen Finger unter mein Kinn und hebt es an. Ihre Augen suchen meine.
»Ich bin fünfundvierzig, Gillian. Als ich als Laufmädchen beim London Chronicle begann, war Rick erst seit einem Jahr verheiratet und seine Frau schwanger. So wie ich jetzt.«
Sie seufzt tief und legt ihre Hände schützend auf ihren enormen Babybauch. Die Seide ihres luftigen erdbeerfarbenen Kleides raschelt unter ihrer Berührung und ein glückliches Lächeln umspielt ihre Lippen. Ich kann sie verstehen und die Leser des London Chroniclesebenfalls. Denn sie hat ihre Geschichte, das lange Warten und Hoffen auf eine Mutterschaft, die sie und ihr Mann der modernen Medizin zu verdanken haben, in Form eines Tagebuchs in mehreren Folgen in den Wochenendausgaben der Zeitung veröffentlicht. Sie streicht noch einmal über den Stoff, bevor ihr Gesichtsausdruck ernst wird.
»Alles in Ordnung mit dir?«
Nein, eigentlich gar nicht, denke ich, antworte aber: »Ja natürlich.«
Mallory legt die Stirn in Falten. »Manchmal frage ich mich, ob es eine gute Idee war, dass ich dir das Projekt anvertraut habe. Nein, nein ...«, fährt sie fort, als ich den Mund öffne. »Du bist und bleibst die beste Wahl, das hast du auch bewiesen. Aber unsere Millionäre sind keine durchschnittlichen Männer und du bist von Natur aus freundlich und zurückhaltend.«
»Und jung«, werfe ich ein.
Mallory Evans schüttelt den Kopf. »Das spielt keine Rolle. Für einen, der es gewohnt ist, sich alles kaufen zu können, ist das Alter unbedeutend. Was diese Typen brauchen, ist ein Gesprächspartner, der ihnen Paroli bietet. Und das hast du bis heute nicht getan.«
Ich beiße mir nachdenklich auf die Lippen. Mallory hat recht. Nur habe ich mich nicht von ihrem Auftreten oder der Tatsache, dass sie Millionäre sind, einschüchtern lassen. »Sie sind Kunden, die dem London Chronicle eine Menge Geld einbringen!«
»Gillian, du wiederholst nur, was der Finanzchef bei jedem Meeting wie ein Mantra vorbetet. Aber der sitzt den ganzen Tag in seinem klimatisierten Büro, streichelt die Blätter seines Gummibaums und erfreut sich an jeder ausgestellten Rechnung, deren Kopie auf seinem Tisch landet. Er steht nicht an der Front wie wir. Der Mann hat keine Ahnung von journalistischer Recherche, der Schwierigkeit, an gewisse Leute heranzukommen, Fakten zu sammeln, oder gar davon, die Wünsche von Millionären in Bezug auf ihre ideale Ehefrau zu erraten und in Worte zu fassen. Das, mein liebes Kind, ist die Kunst, die du beherrschst.« Sie schiebt mich zur Tür, legt ihre Hand auf die Klinke und zwinkert mir zu. »Ich will dich ab sofort genau so wie vorhin. Selbstbewusst und tough. Zeig diesem MacLeary, wer du wirklich bist.«
Ich komme mir vor wie Rocky Balboa vor einem Kampf – und Mallory ist mein Trainer. »Okay«, stoße ich hervor und folge ihr in den Meetingraum. Dabei versuche ich das nervöse Flimmern in meinem Bauchraum zu ignorieren ...
... bis ich in den Raum trete und die beiden Augenpaare auf meinem Körper spüre. Blaue Augen, die einen strahlend, die anderen an die Farbe ausgewaschener Jeans erinnernd, gleiten von meinem Kopf hinab zu den Zehenspitzen und wieder zurück. Jayson sieht mir ausdruckslos entgegen, MacLearys Stirn liegt in Falten. Und plötzlich fühle ich mich gar nicht mehr so sicher wie in dem Moment, als ich mir einen letzten Blick im Flurspiegel zuwarf, bevor ich meine Wohnung verließ.
Und das, obwohl ich meine Haare mit einem Gummiband und einer Handvoll Haarnadeln zu einem strengen Dutt aufgesteckt habe und die Brille mit Hornfassung trage, die mir den Touch einer Lehrerin gibt. Der figurbetonte knielange schwarze Bleistiftrock wird jedoch nur bis zu meinen Hüftknochen von dem passenden Jäckchen bedeckt. Wobei nur ich weiß, dass sich unter der Rundung Knochen befinden, wie mir schmerzlich bewusst wird. Warum habe ich nur die Bluse in den Rock geschoben? Hätte ich sie nicht einfach außen tragen und darüber die lange baumwollene Strickjacke anziehen können? Trotz der Schwüle draußen? Jaysons Blick verfängt sich auf der Knopfleiste exakt an dem Punkt zwischen meinen Brüsten, wo ich mit einer Sicherheitsnadel von innen nachgeholfen habe, da die Bluse auseinanderklaffte. Wie er wohl reagieren würde, wenn er den strassbesetzten Verschluss meines BHs sehen könnte, der genau dort die schwarze Spitze vereint? Ob er sich mit der Zunge über die Lippen fahren und einen Schritt auf mich zu machen würde, anstatt wie ein Holzpflock mitten im Raum zu stehen?
Mallory unterbricht meine Gedanken. »Gillian, setz dich bitte.« Sie drückt einen Finger auf die Wirbelsäule zwischen meine Schulterblätter und dirigiert mich an den beiden Männern vorbei zum Tisch. Ich lasse mich auf einen der Stühle sinken, während sie nach der Thermoskanne greift, Kaffee in eine Tasse schenkt und mir diese zuschiebt. Tief sauge ich den Duft ein und senke dabei die Lider. Schwere Schritte kommen näher, Stuhlbeine schleifen über das Parkett.
»Wie trinken Sie ihn, Mister Rearden?« Mallorys Frage, aus der nicht hervorgeht, dass sie den Angesprochenen bereits kennt, seitdem er in den Windeln lag, steht im Raum. Ebenso wie der Geruch nach Ozean, der sich mit Grapefruit und Holz vermischt. Und mit dieser Note, die mich um den Verstand bringt. Was auch immer das ist, Jaysons Präsenz ist raumgreifend.
»Schwarz, ohne Zucker, und heiß«, sagt er nun. »Und Sie, MacLeary?«
»Ich bin Schotte, Rearden. Wenn, dann mit einem Schuss Whisky oder Drambuie.«
»Gaelic Coffee? Um diese Uhrzeit?«
Er zieht demonstrativ den Hemdsärmel nach oben, entblößt sein Handgelenk wirft einen Blick auf seine flache, schlichte Armbanduhr mit Lederband.
»Natürlich nicht. Erst nach dem Lunch.« Mit einem erstaunlich freundlichen Lächeln wendet er sich Mallory zu. »Hätten Sie Tee für mich, Mrs Evans?«
Sie nickt, greift nach der anderen Thermoskanne, öffnet sie, schenkt ein. Ich beobachte jeden ihrer Handgriffe, als sich eine Hand auf meinen Unterarm legt. Ich zucke zurück und hebe den Kopf. Kyle MacLeary sieht mich mit einem Blick an, den er wahrscheinlich mehrmals täglich vor dem Spiegel probt – so aufgesetzt wirkt er.
»Können Sie mir mein ungehobeltes Verhalten verzeihen, Miss Conway? Wissen Sie, diese Situation ... der Druck der letzten Wochen ... meine Erwartungen ... all das zehrt an meinen Nerven.«
»Ich wusste gar nicht, dass Sie welche haben, MacLeary.« Der Satz sprudelt aus mir heraus, bevor ich auch nur nachdenke. Und prompt spüre ich die Hitze, die in meine Wangen steigt. Ich schlage die Handfläche vor den Mund – und er lacht auf.
»Touché! Sie haben es faustdick hinter den Ohren, Gillian. Sollte man gar nicht glauben, wo Sie doch diese Mädchenfarbe lieben, die Ihnen den unschuldigen Schein eines Schulmädchens verleiht!« Sein Blick gleitet von meinem Gesicht abwärts zu der pinkfarbenen Seidenbluse und weiter nach unten. Diese verdammte Glasplatte verdeckt aber auch gar nichts! Ich presse meine Knie eng zusammen, stelle meine grellpinken Peep-Toes parallel und fixiere meine Fußnägel, die ich gestern in weiser Voraussicht genau in der Farbe der Schuhe lackiert habe. Später kann keiner von uns sagen, wer zuerst zu lachen begonnen hat. Irgendwann japst Mallory »Bitte hört auf, ich kann nicht mehr«, wobei sie eine Hand auf ihren auf und nieder hüpfenden Bauch presst und mit der anderen die Lachtränen aus ihren Augenwinkeln wischt.
Vier Stunden später sitzen wir einträchtig und wie alte Freunde um den Tisch des Pubs, wo wir Irish Stew gegessen, die Tweets gecheckt und die Kommentare auf der Website des Projekts und im Blog gelesen haben.
»Ich kann es nicht fassen«, wiederholt Kyle, mit dem wir mittlerweile alle per du sind, zum gefühlt hundertsten Mal. Ich spieße die letzte Karotte auf die Gabel und schiebe sie in den Mund, bevor ich den Teller von mir schiebe und nach der Serviette greife.
»Was? Dass Frauen auf Geld fliegen? Das ist doch nichts Neues«, antwortet Jayson mit ernstem Gesicht. »Was denkst du, warum so mancher sich in Schulden stürzt, um einen Sportwagen fürs Weekend zu mieten und sich in einem teuren Hotel einzubuchen? Wenn ein Mann nicht gerade den Umfang eines Walrosses hat oder den Geruch eines Stinktiers absondert, zieht er sie an wie das Licht die Motten.« Er greift nach dem Salzstreuer und dreht ihn gedankenverloren zwischen den Fingern.
»Ist mir noch nie aufgefallen«, erwidert Kyle. »Ich lebe da oben auf meinem einsam, wenn auch landschaftlich wunderschön gelegenen zugigen Schloss, und die Menschen aus der Umgebung kenne ich alle seit meiner Geburt.«
»Entschuldige bitte, du gehst nie aus? Fährst nie irgendwohin, machst keinen Urlaub?«, wirft Mallory ein.
»Urlaub?« Er schüttelt den Kopf. »Meine Schafe haben keinen und ich auch nicht.«
»Aber du machst doch nicht die ganze Arbeit allein!«, werfe ich ein.
Er lächelt mich an. »Natürlich nicht. Da sind die Schäfer, der Tierarzt, die Leute in der Fabrik, wo die Wolle verarbeitet wird, und all diejenigen, von denen ich Schafwolle zukaufe. Außerdem die Mitarbeiter der Destillerien. Die eine, die ich von meinem Großvater geerbt habe, und die anderen beiden, die knapp vor dem Aus standen, weil die Besitzer nur für den Eigenbedarf produzierten und keine Ahnung vom Marketing hatten. Der eine war kinderlos und alt, die Söhne des anderen waren schon längst weggezogen, und es gab niemanden, der die Betriebe übernehmen wollte. Im gesamten County hätte es keine Arbeit für die Menschen gegeben, die dort beschäftigt waren. Zig Familien hätten die einzige Einnahmequelle verloren, wären dazu verdammt gewesen, wegzuziehen, um überleben zu können. Das konnte ich nicht zulassen.«
Er greift nach dem Guinness, setzt das halb volle Glas an die Lippen und leert es in einem Zug. »Gar nicht so schlecht, das irische Bier«, sagt er mit einem Zwinkern.
»Du auch nicht«, antwortet Jayson grinsend. »Jetzt kann ich verstehen, warum du in Jeans herumläufst und keinen Wert auf Designerklamotten legst. Wahrscheinlich besitzt du nicht einmal einen Anzug.«
»Wer sagt dir das?«, feixt Kyle. »Natürlich habe ich den, mehr als einen. Am Anfang musste ich Investoren finden, um all meine Pläne umsetzen zu können, und denen in Jeans und Hoodie zu kommen, wäre meinem Anliegen nicht förderlich gewesen. Und heute muss ich hin und wieder nach Edinburgh oder Glasgow, um mich zu zeigen. Man kann seine Produkte nicht bewerben, wenn man nicht regen Kontakt zur Wirtschaftskammer hält, Kunden besucht und an irgendwelchen Spendengalas teilnimmt.«
»... bei denen auch Frauen zugegen sind, oder nicht?«
Kyle lacht schallend auf.
»Allerdings. Und was für welche! Entweder kannst du anhand der Anzahl ihrer Falten ihr Alter erraten wie bei einem Baum aufgrund der Jahresringe oder sie sind dumm wie Stroh. Glaube mir, Jayson, ich habe gelernt, mich unsichtbar zu machen, sobald eine von diesen hirnlosen Puppen auftaucht, egal, wie gut sie aussieht. Das äußere Erscheinungsbild wiegt die fehlende aktive Hirnmasse nicht auf.«
»Wobei wir bei der Frage angelangt sind, die ich dir schon vor Monaten gestellt habe, Kyle«, mische ich mich ein. »Warum suchst du dann ausgerechnet so eine?« Ich greife nach meinem Handy. Das Foto des Werbeplakats, das ich am Morgen am Piccadilly Circus fotografiert habe, erscheint. »Highland-Millionär sucht intelligentes Topmodel. Heirat nicht ausgeschlossen«, lese ich laut und halte das erleuchtete Display vor Kyles Nase.
»Warum soll ich auf ein passables Äußeres verzichten?«
»Passabel?« Ich verdrehe die Augen. »Eine Size Zero auf Stelzen mit mausefaustgroßen Brüsten und einem Arsch, der so flach ist, dass er zwischen zwei Buchdeckel passt?«
Mallory lacht auf, und Kyle versucht, seinen aufkommenden Heiterkeitsanfall zu unterdrücken, indem er die Lippen zusammenpresst.
»Schwesterchen, nicht alle stehen auf sinnliche Vollweiber mit rassigen Kurven, wie du sie hast.« Jaysons dunkle, vibrierende Stimme geht mir durch und durch. Als er auch noch seine Hand auf meinen entblößten Unterarm legt – die Jacke hängt über der Stuhllehne –, läuft ein Schauer durch meinen Körper. Mit einem gemurmelten »Entschuldigt mich einen Moment« greife ich nach meiner pinkfarbenen Clutch und dem Handy und verschwinde in Richtung Toilette.
Ich sitze auf dem Klodeckel und sinniere vor mich hin. Dieses Brüderchen-Schwesterchen-Getue geht mir auf die Nerven. Nicht nur, dass mich die Kollegen im Büro mit eigenartigen Blicken bedacht haben und nur deshalb bisher keine Fragen stellten, weil sie noch keine Gelegenheit dazu hatten. Nein! Erstens einmal bin ich nicht seine Schwester, wäre es auch dann nicht, wenn Rick und Mum heiraten würden. Selbst der Ausdruck Stiefgeschwister, mit dem er unsere angebliche Verwandtschaft Kyle gegenüber erklärt hatte, fühlt sich beschissen an. Als Jayson meinte, dass ich zwar nicht Rearden hieße, sich das aber jederzeit ändern konnte, hatte ich natürlich nicht an eine Hochzeit unserer Eltern gedacht – und er sicher auch nicht –, sondern an ... unsere. Seine, meine, unsere. Was komplett unsinnig ist, wo ich ihn doch gerade erst seit sechzig Stunden kenne und nicht einmal fünf mit ihm verbracht habe – vier davon geschäftlich. Nicht zu vergessen, dass er mein Chef ist. Und der Mann, der vor mir davongelaufen ist, nachdem er mich geküsst hatte, als ob ich der Sauerstoff gewesen wäre, der ihn vor dem Erstickungstod rettete.
Nicht ein einziges Mal, seitdem ich begonnen hatte, mich für Jungs zu interessieren, habe ich dieses irre Gefühl verspürt, das Jayson in mir auslöst. Nicht, als der drei Jahre ältere Sohn meiner Matheprofessorin mich auf dem Schulfest geküsst hatte, mit Zunge und allem Drum und Dran. Auch nicht, als ich mir mit achtzehn meine Entjungferung schenkte, weil eben alle anderen in meiner Klasse es schon getan hatten und ich mit der Volljährigkeit endlich eine richtige Frau sein wollte, die mitreden konnte, wenn es um Sex ging. Und seither hatte es sowieso keine männliche Ablenkung mehr gegeben, da ich damit beschäftigt gewesen war, den geforderten Notendurchschnitt zu erbringen, der das Stipendium an der NYU bis zum Abschluss verlängerte. Das Leben in Manhattan war teuer, und das Journalism Institute befand sich nun einmal mittendrin. Da war keine Zeit geblieben, um sich die Nächte um die Ohren zu schlagen und heiße, ausufernde Partys zu feiern. Ich hatte es immer vorgezogen, in meiner kargen Freizeit zu schwimmen, um meine Rundungen vor dem Schwabbeln zu bewahren, und das Geld für sinnvollere Dinge ausgegeben als für Drinks mit bunten Schirmchen und angesagte Markenklamotten Size Zero, die mir sowieso nicht passten. Mein E-Reader war bis oben hin voll mit Büchern, allen voran Klassikern der Weltliteratur, aber auch romantische Fantasygeschichten, Liebesromane und Thriller für zwischendurch waren mittlerweile knapp zweitausend. Und da ich nun einmal für mein Gewicht einfach zu klein war und nicht dem Schönheitsideal entsprach, das in den Medien so glaubhaft an den Mann – und die Frau – gebracht wurde, fiel ich nicht auf. Weder im positiven noch im negativen Sinn.
Ich hatte es tatsächlich geschafft, das gesamte Studium über ohne Mann auszukommen. Bis zum Tag des Abschlusses. Das war dann so gewesen wie damals zu meiner Volljährigkeit: Ich hatte mir einen One-Night-Stand geschenkt. Nachdem ich vier regenbogenfarbene, zuckersüße Cocktails in mich geschüttet hatte, war meine Hemmschwelle irgendwo unter null gelandet, und ich hatte mich einem Typen an den Hals geworfen, der nicht weniger high war als ich. Meine Erinnerung an ihn und das, was wir miteinander in einem Zimmer der Studentenverbindung getrieben hatten, war komplett verblasst. Nicht erst heute, sondern schon am Morgen danach, als ich mit grässlichen Kopfschmerzen in meinem Bett aufgewacht war. Seither war ein Jahr vergangen, in dem ich ein sechsmonatiges Praktikum bei der CNN absolviert hatte, bevor ich hierher zurückgekommen war, wo ich seit Monaten bis zum Hals mit der Planung von Catch the Millionaire beschäftigt bin.
Und ausgerechnet jetzt, wo ich all meine Konzentration benötigte, um meine Millionäre in den kommenden Monaten an die jeweils beste, richtige, ideale, einzige Frau zu bringen, musste Jayson hier auftauchen und mein unerschütterliches Gefühlsleben erschüttern. Nicht einer dieser reichen Männer, vom gefeierten Polospieler, über den jungen Viscount bis hin zu dem Erben der Reederei, hatte mich nur einen Moment lang während des Interviews aus der Ruhe gebracht. Nicht einer hatte mit seinem Aussehen, seiner Kleidung, seiner Stimme oder seinem Geruch auch nur einen Nerv in meinem Körper in Schwingungen versetzt. Bis auf diesen Highlander, der mich allerdings mit seinem ungehobelten Benehmen – das in den vergangenen Stunden komplett verschwunden war – immer nur wütend gemacht hatte.
Was sie alle miteinander nicht geschafft hatten, war Jayson innerhalb weniger Sekunden gelungen. Nicht nur ein einzelner Nerv, sondern sämtliche Nervenbündel in meinem Körper beben, wenn ich ihn nur rieche, seine Stimme höre, seine Anwesenheit spüre. Aber anstatt klare Signale auszusenden, macht er zweideutige Anspielungen, die nur er und ich verstehen können, um mich dann wieder so zu behandeln, als ob ich tatsächlich seine kleine Schwester wäre. Zudem sitze ich auf dem Klodeckel in einer Toilette eines Pubs und nicht an meinem Schreibtisch, um die unzähligen Tweets und Kommentare zu lesen und den Teammitarbeitern nach festgelegten Auswahlkriterien zur Bearbeitung zuzuweisen.
Ich stehe auf, streife den Rock glatt, öffne die Tür der Kabine und trete an den Waschtisch. Ich krame in der Clutch nach dem pinkfarbenen Lippenstift, lege eine doppelte Schicht davon auf, ziehe den Lidstrich nach und gehe zurück zu den anderen. Zu meiner ehemaligen Chefin und dem ersten Catch-the-Millionaire-Kandidaten, die beide nicht hier, sondern ganz woanders sein sollten. Sie in dem leeren Kinderzimmer, das eingerichtet werden muss, bevor ihre Fruchtblase platzt, und er in den Highlands, wo er sich um seine Geschäfte kümmern sollte, während er auf die Liste der drei auserwählten Bewerberinnen wartet, die ich ihm zusenden werde. Doch das behalte ich für mich.
»Entschuldigt mich, aber ich muss zurück ins Büro«, sage ich hingegen an meinen Chef gerichtet und ziehe die Jacke von der Lehne meines Sessels. Ich lege sie auf meinen angewinkelten Unterarm, klemme die Clutch unter die Achsel und stecke Kyle MacLeary die freie Hand entgegen. Leicht verwirrt ergreift er sie, erhebt sich gentlemanlike, deutet eine Art Verbeugung an. »Sie hören von mir«, sage ich und schiebe meine Brille in der Mitte mit dem ausgestreckten Zeigefinger bis zur Nasenwurzel hoch. Dann wende ich mich um und beuge mich hinab, um Mallory, die sich auf ihrem Stuhl seitlich gedreht hat, auf die Wange zu küssen. »Du natürlich auch. Ich will wissen, welche Möbel ihr kauft!« Schließlich berühre ich meine Fingerspitzen mit den Lippen und blase sanft mit Kussmund darüber, genau in Jaysons Richtung. »Wir sehen uns im Büro, Brüderchen«, flöte ich und kicke meine Hüften betont nach außen, während ich zum Ausgang gehe. Ich kann seinen brennenden Blick auf meinem verlängerten Rücken spüren, als ich aus seinem Blickfeld verschwinde.
KAPITEL DREI
»Sie ist nicht mehr hier?« Jayson Rearden richtet seine Frage an niemanden Bestimmten, sondern einfach in den Open Space. Es ist sowieso egal, denn er stellt sie – leicht abgewandelt – jeden Tag. »Wo ist sie? Wann ist sie gegangen? Hat sie gesagt, ob sie wiederkommt?« Niemand antwortet. Auch das ist normal.
Wie es Gillian schafft, die Kontrolle über das Chaos zu behalten, obwohl sie mit ihrem Team ganz offensichtlich keinen körperlichen Kontakt hat, ist ihm unklar. Der Hashtag #CatchMillionaire wurde seit Montag mehr als zehntausend Mal verwendet, die Kommentare auf der Website und dem Blog des Projekts belaufen sich auf etwa die Hälfte. Die morgige vierfarbige Beilage zur Wochenendausgabe der Printversion des London Chronicle wird – anstatt der geplanten zwölf – zwanzig Seiten umfassen. Und Miss Conway ist seit Montag unauffindbar. Zumindest für ihn. Denn er muss neidlos zugeben, dass das Team effizient ist. Nichts bleibt länger als zehn Minuten unbearbeitet. Jeder einzelne Tweet und Kommentar wird sofort gelesen, bewertet, kategorisiert. Gillian hat die zehn festangestellten Redakteure, Journalisten und IT-Spezialisten durch die gleiche Anzahl an freien Mitarbeitern aufgestockt und das Team in zwei Mannschaften geteilt. Die eine beginnt morgens um sechs Uhr, die andere arbeitet bis zehn Uhr abends. Nachts erledigen Studenten des London College of Communication die Vorarbeit. Mallorys Schwager Jim, ein bekannter Journalist, der seit einigen Jahren das College leitet, hatte mit Freude einer Zusammenarbeit mit dem London Chronicle zugestimmt. Somit waren auch die freien Tage der Catch-the-Millionaire-Mitarbeiter gewährleistet.
Sie alle trennen die Spreu vom Weizen. Nörgler und die üblichen Freaks, die sich wichtig machen, kommen auf eine Seite und werden mit Algorithmen auf weitere Nachrichten gecheckt. Einige hartnäckige User, die obszöne Kommentare geschrieben hatten, wurden bereits blockiert, können nicht mehr auf die Kommentarfunktion des Blogs zugreifen. Und da nicht alle Bewerberinnen auf die Position der zukünftigen Mrs MacLeary in der Lage sind, nach der obligatorischen Registrierung auf der Website die simplen Online-Fragen korrekt zu beantworten und ein Foto mitzusenden, werden sie angeschrieben und ersucht, die fehlenden Angaben zu ergänzen. Schließlich werden alle Kandidatinnen, die Interesse an dem Millionär des Monats zeigen, erst einmal in Altersgruppen erfasst. An diesem Punkt schreitet Gillian persönlich ein und entscheidet, wer kontaktiert werden soll, um den nächsten umfassenden Fragebogen zu beantworten.
Doch wann und wo sie das macht, ist Jayson nicht klar. Er fährt sich mit gespreizten Fingern durch das dichte, dunkle Haar, legt eine Hand auf die Theke der Rezeption, die um diese Zeit nicht mehr besetzt ist, und schüttelt nachdenklich den Kopf.