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Cavalettitraining ist mehr als nur eine sinnvolle Beschäftigung für Hunde. Es ermöglicht die Gymnastizierung des Hundes, dient dem Muskelaufbau und fördert Kondition, Koordination und Konzentration. Cavalettitraining eignet sich für alle Hunde, ob Welpe oder Senior, Sportpartner oder Familienbegleiter. Gezieltes Sprungtraining für Agility-Begeisterte ist ebenso möglich wie physiotherapeutische Übungen für ältere oder kranke Vierbeiner. Wer sich ein wenig Grundwissen aneignet, kann das Cavalettitraining leicht zu Hause durchführen. Die Cavaletti lassen sich kostengünstig und ohne großen Aufwand selbst herstellen und für das Training an den Stangen benötigt man in der Regel nicht mehr Platz als der eigene Garten bietet. Mit etwas Engagement können die Trainingsmaterialien auch leicht in den benachbarten Park transportiert werden. Die Autorin beschreibt in ihrem Buch den Trainingsaufbau Schritt für Schritt. Sie erklärt, warum und wie sich die Arbeit an den Cavaletti grundsätzlich auf alle Hunde positiv auswirkt und welche Vierbeiner besonders davon profitieren können. Leicht nachvollziehbare Übungen geben Anregungen für das Training mit dem eigenen Hund.
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Seitenzahl: 99
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CAVALETTITRAINING FÜR HUNDE
STEFFI RUMPF
WIDMUNG
Für:
• Bilbo, der mich bis heute fünfzehn Jahre hat lernen und lachen lassen
• Meine Kinder Amelie Arwen und Tristan Torin und meinen Mann Thorsten
• Carte Blanche – wir sehen uns wieder!
Haftungsausschluss:Die Autorin, der Verlag und andere an diesem Buch direkt oder indirekt beteiligte Personen übernehmen keine Haftung für Unfälle oder Schäden jeglicher Art, die im Zusammenhang mit der Umsetzung und Anwendung der in diesem Buch beschriebenen Übungen und Methoden entstehen können.Alle Angaben und Übungen sind sorgfältig erprobt und geprüft, sollten aber dennoch immer mit Bedacht umgesetzt werden. Bei gesundheitlich vorbelasteten Hunden ist es ratsam, vor Beginn des Trainings Rücksprache mit einem Tierarzt oder Physiotherapeuten zu halten.
Copyright © 2011 by Cadmos Verlag, SchwarzenbekGestaltung und Satz: jb:design – Johanna Böhm, MöhnsenLektorat der Originalausgabe: Maren Müller
Coverfoto: JBTierfotoFotos im Innenteil: JBTierfoto, sofern nicht anders angegeben
Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services
Deutsche Nationalbibliothek – CIP-EinheitsaufnahmeDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten.
Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.
eISBN: 978-3-8404-6411-9
Inhalt
Cavalettitraining – was ist das?
Training für jederhund!?
Material
Voraussetzungen und Grundlagen
Die Gangarten des Hundes
Der Schritt
Der Trab
Der Galopp
Der Pass
Bodenbeschaffenheit
Witterung
Feststellen der individuellen Schrittlänge des Hundes
Stangenhöhe
Motivation
Erste Tritte
Trainingseinheit Nummer eins
So geht es weiter
Schritt, Trab ... Galopp!
Geschwindigkeit
Trainingsdauer
Einsatzmöglichkeiten
Gymnastizierung
Muskelaufbau
Konditionsaufbau
Gangschulung
Die physiotherapeutische Arbeit
Besonderheit: Rückenprobleme ohne klinischen Befund
Weitere therapeutische Einsatzmöglichkeiten
Hyperaktivität
Gestörtes Körperbewusstsein
Burn-out-Syndrom
Training mit Welpen und alten Hunden
Training mit übergewichtigen Hunden
Sprungtraining
So fängt man an
Sprungtraining im Galopp
In-out-Reihen
Gymnastikreihen
Anregungen zum Übungsaufbau
Geraden in Schritt und Trab
Gebogene Linien
Karussell und Slalom
Acht
Longieren
Fühlgasse
Erweitertes Galopp- und Sprungtraining
Rhythmusgefühl und Konzentration
Galoppade verlängern und verkürzen
Wendungen
Steigungstraining
Geschicklichkeitsübungen
Stangenmikado
Labyrinth
Rückwärtsgehen
Troubleshooting
Der Hund tritt mit den Hinterbeinen auf oder gegen die Stangen
Der Hund tritt mit den Vorderbeinen auf die Stangen
Der Hund bricht seitlich aus den Trainingsreihen aus
Der Hund verweigert die Cavaletti
Der Hund springt über ein oder mehrere Cavaletti
Der Hund geht nicht in den gewünschten Gangarten
Anhang
Über die Autorin
Danke
Empfehlenswerte Internetseiten und Literatur
Internetseiten
Literatur
CAVALETTITRAINING – WAS IST DAS?
Als Cavaletti bezeichnet man im Reitsport niedrige Bodenricks, bestehend aus quer liegenden Stangen mit Halterungen, die in einer Reihe hintereinander aufgestellt werden. Der Begriff leitet sich von dem italienischen Wort „Cavalletto“ ab, was so viel wie „Pferdchen“ bedeutet. Das Cavalettitraining ist im Pferdesport bereits seit Langem etabliert. Das gleichmäßige Überlaufen – nicht Überspringen! – der leicht erhöht liegenden Stangen dient dazu, Takt, Schwung und Raumgriff zu erhalten und zu verbessern, das Gleichgewicht zu schulen und die Konzentrationsfähigkeit des Pferdes zu fördern. Zudem lernt das Pferd, seinen Rücken aufzuwölben und zu dehnen; verschiedenste Muskeln werden trainiert.
Cavaletti kommen sowohl in der Ausbildung junger Pferde als auch beim Training erfahrener Pferde aller Sparten (Dressur, Springen, Freizeit) zum Einsatz. Die Pferde lernen bei der Cavalettiarbeit, ihren Körper auszubalancieren und ihr Gewicht besser zu tragen. So werden Blockaden vermieden oder, falls bereits vorhanden, gelöst.
Bei Hunden hat das Cavalettitraining die gleichen positiven Effekte. Was genau wir mit der Arbeit an den Cavaletti bei unseren Hunden erreichen können und trainieren wollen, werde ich im Verlauf des Buches ausführlich erklären. So viel vorweg:
Durch gezieltes Cavalettitraining und gegebenenfalls physiotherapeutische Begleitung lässt sich die Leistungsfähigkeit von Sporthunden verbessern, Verletzungen wird vorgebeugt, ältere oder körperlich eingeschränkte Hunde können sinnvoll trainiert und mobilisiert werden und die Leistung und Bewegungsfreude jedes Hundes wird zunehmen.
TRAINING FÜR JEDERHUND!?
Foto: www.tierfotografie.biz, Corrine van den Broek
Sofern Cavalettitraining sinnvoll und dem Hund angepasst betrieben wird, kann nahezu jeder Hund an den Stangen arbeiten, wenn es ihm Spaß macht. Es gibt nur wenige Einschränkungen.
So sollten sehr alte Hunde und Welpen nur über am Boden liegende Stangen laufen, und das auch nur im Schritt.
Hunde mit chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparats wie Ellenbogengelenk- oder Hüftgelenkdysplasie dürfen nur nach Rücksprache mit dem Tierarzt und/oder unter Aufsicht eines Physiotherapeuten über leicht erhöhte Stangen (2 bis 3 Zentimeter) geführt werden. Stangen am Boden sind auch hier unbedenklich. Es ist zudem abzuklären, ob die Hunde nur Schritt gehen sollen oder auch traben dürfen. An Galoppstangen sollte nicht gearbeitet werden, da es sich beim Galopp immer um eine gesprungene und damit den Bewegungsapparat stark belastende Gangart handelt.
Sehr langrückigen Hunden wie Dackeln fällt das Cavalettitraining im Trab oft schwer.
Dreibeinige Hunde können nicht über Cavaletti trainiert werden. Sie müssten immer ein Stück weit springen und würden dadurch jedes Mal aus ihrem individuellen Gleichgewicht gebracht, was eine Überbelastung der vorhandenen Gliedmaßen zur Folge hätte.
Ebenso sollten lahmende Hunde nicht an den Cavaletti arbeiten, außer dies wird von einem erfahrenen Tierarzt oder Tierphysiotherapeuten im Rahmen einer Therapie empfohlen und begleitet. In Eigenregie sollte man hier keinesfalls herumprobieren. Unter Umständen kann gezieltes Cavalettitraining zum Wiedererreichen eines physiologischen Gangbildes beitragen, denn die Hunde müssen an den Cavaletti ihre Schonhaltung aufgeben, um den vorgegebenen Takt einhalten zu können.
Hunde mit bekannten Krebserkrankungen sollten nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Tierarzt an den Cavaletti arbeiten, auch wenn es ihnen momentan gut geht. Cavalettitraining regt die Durchblutung an, wodurch vorhandene Tumore streuen könnten.
Tragende oder säugende Hündinnen trainieren selbstverständlich nicht an den Stangen. Leichte Spaziergänge lasten sie völlig hinreichend aus. Gut geeignet sind die Cavaletti aber, um die Hündinnen nach dem Absetzen der Welpen wieder zu ihrem ursprünglichen Trainingszustand zurückzuführen.
Übergewichtige Hunde können mithilfe von Cavalettitraining schonend zu mehr Bewegungsfreude „erzogen“ werden und Übergewicht abbauen. Cavalettiarbeit allein reicht aber nicht aus, zumal nur kurze Einheiten über am Boden liegende oder leicht erhöhte Stangen empfehlenswert sind. Zu hohe Stangen würden die ohnehin schon strapazierten Gelenke noch mehr belasten. Eine auf den jeweiligen Hund abgestimmte Diät und ein Trainingsplan, der noch weitere Bewegungsformen enthält, sind notwendig.
Hunden mit sehr langem Rücken und vergleichsweise kurzen Läufen (Dackel, Bassett) kann ein Training im Trab Schwierigkeiten bereiten. Ihnen fehlt in dieser Gangart der nötige Raumgriff, um die Cavaletti zu überwinden. Hier muss man ausprobieren und sich gegebenenfalls auf Schrittarbeit beschränken.
Wer – aus welchen Gründen auch immer – im Zweifel ist, ob sich Cavalettitraining für seinen Hund eignet, sollte seinen Tierarzt und/oder Tierphysiotherapeuten zurate ziehen.
WICHTIG!
Wie für jede sportliche Betätigung gilt auch für die Arbeit an den Cavaletti, dass der Hund nicht direkt vor dem Training seine Tagesration Futter gefressen haben sollte. Dies könnte im schlimmsten Fall eine lebensbedrohliche Magendrehung zur Folge haben. Nach dem Fressen sollte jeder Hund mindestens eine Stunde ruhen, bevor er wieder gezielt bewegt wird.
Hunde, die sich ihr Futter generell über den Tag verteilt in kleinen Mengen erarbeiten, können natürlich auch während der Cavalettiarbeit Futterbrocken zur Belohnung erhalten. Ebenso ist die Gabe von Leckerli selbstverständlich kein Problem.
Einfache Übungen über am Boden liegende Stangen eignen sich auch für Welpen.
MATERIAL
Zunächst einmal benötigen wir Stangen. Bewährt haben sich die meist etwa 1,50 Meter langen Holzbesenstiele aus dem Baumarkt. Je nach Größe des Hundes und des zur Verfügung stehenden Geländes können die Stangen auch etwas kürzer sein. 60 Zentimeter sollten aber selbst bei kleinen Hunden nicht unterschritten werden. Geeignet sind auch Rundhölzer (ebenfalls aus dem Baumarkt). Sie sind viel dünner als Besenstiele und können daher besonders beim Training mit kleinen Hunden gut eingesetzt werden. Im Hundefachhandel oder im Fußballbedarf gibt es zudem auch Stangen aus Kunststoff, die sehr langlebig und leicht sind.
Für den Einstieg ins Training wird eine nicht zu lange Gerade aus vier bis maximal sechs Stangen aufgebaut. Weil die Stangen zunächst auf den Boden gelegt werden, sollte man sie mit vier Zeltheringen aus dem Baumarkt fixieren, damit sie nicht wegrollen. Später benötigen wir pro Stange zwei gleich hohe Auflageblöcke, von denen die Stange nicht bei jeder leichten Berührung oder jedem Windhauch herunterrollen kann. Gut geeignet sind kleine Holzklötze mit einer Einkerbung in der Mitte. Für kleine Hunde kann man sich aus Lego Duplo® sehr gute Auflagen bauen. Eine weitere Möglichkeit ist es, zwei kurze Latten zu einem Kreuz zu verbinden, auf dessen Mitte man die Stange legen kann.
Zumindest für Anfänger und für Hunde, die zu physiotherapeutischen Zwecken trainieren, sollten die Stangen nicht fest mit den Auflagen verbunden sein. Falls ein Hund stolpert, muss die Stange herunterrollen, damit keine Verletzungsgefahr besteht. Andernfalls würde die Stange samt Auflage dem Hund zwischen die Pfoten geraten.
Bei fortgeschrittenen Hunden sind solche Probleme nicht mehr zu erwarten, weshalb man hier auch mit Cavaletti arbeiten kann, die wie im Pferdesport fest mit einem Auflagenkreuz verbunden sind. Das hat den Vorteil, dass die Höhe der Stange durch Drehen des Kreuzes variiert werden kann.
Die Auflageblöcke sollten höchstens 15 Zentimeter breit sein, damit sie nicht zu weit in die Lauffläche des Hundes ragen. Wenn man mit unterschiedlich hohen Stangen trainieren möchte, benötigt man genügend Auflagen in der jeweiligen Höhe. Ich habe mir im Baumarkt Klötze mit den Maßen 12 x 6 x 8 Zentimeter aus einem gewöhnlichen Vierkantholz sägen lassen. Durch Drehen der Klötze kann die Auflagehöhe für die Stangen im Training variiert werden.
Für sehr kleine Hunde braucht man möglicherweise noch niedrigere Auflagen (3 Zentimeter). Hier verwende ich das Lego Duplo®. Für sehr große Hunde und für gesunde Hunde, bei denen der Trainingseffekt gesteigert werden soll, kann man die Auflagen auch noch etwas höher wählen. Voraussetzung ist dann aber, dass der Hund bereits mit der Cavalettiarbeit vertraut ist. Die Stangen sollten in jedem Fall maximal auf Höhe des Sprunggelenks des jeweiligen Hundes liegen.
Für das Training an Geraden haben sich bei uns spezielle selbst gemachte Cavalettiauflagen aus langen Holzklötzen bewährt (siehe Foto rechts). In die Einkerbungen kann man die Stangen legen, angepasst an die Schrittlänge des jeweiligen Hundes. Die Aufbauarbeit ist gering und die gewünschte Gerade ergibt sich automatisch. Möchte man die Auflagen sowohl für große als auch für kleine Hunde verwenden können, sollte man die Höhe eher niedrig wählen.
In der Regel ungeeignet für die Cavalettiarbeit sind Hürden aus dem normalen Sprungtraining. Zum einen verbinden viele Hunde die Hürde mit einer Sprungbewegung, und zum anderen kann man den Hund nur schlecht an der Leine führen, weil diese immer wieder an den hohen Seitenbegrenzungen hängen bleibt.
Nach neuesten Studien kann man das Farbsehen von Hunden in etwa mit dem eines Rotgrünblinden vergleichen, das heißt, sie können die Farben Rot und Grün sehr schlecht voneinander unterscheiden. Damit unser Hund die Stangen gut wahrnimmt, sollten wir sie also nicht unbedingt rot oder gar grün streichen, zumal, wenn wir vorwiegend auf Rasen trainieren wollen. Blau oder Gelb können Hunde wahrscheinlich gut erkennen. In diesen Farben gestrichene Stangen oder klar lackierte Holzstangen sind also geeignet.
Anfängerhunden fällt es oft leichter, mittig über die Cavaletti zu laufen, wenn die Stangenmitte markiert ist. Hierzu kann man entweder einen Streifen farbiges Klebeband oder auch einen Pinselstrich verwenden. Nutzen Sie solche Hilfen, denn je leichter wir unserem Hund den Einstieg machen, desto schneller werden sich der Erfolg und der Spaß an der Cavalettiarbeit einstellen.
Am Boden liegende Stangen sollten mit Heringen fixiert werden.
Für die ersten Trainingsschritte ist es auch sinnvoll, zwei Rollen Absperrband und etwa 16 bis 20 große Zeltheringe (Baumarkt) parat zu haben. Mit den Heringen werden wie bereits beschrieben die am Boden liegenden Stangen fixiert, mit dem Absperrband lässt sich eine seitliche Begrenzung schaffen, die dem Hund das Verständnis der Übung erleichtert. Ist der Boden trocken und hart, leistet ein Gummihammer beim Einschlagen der Heringe gute Dienste.
Wer lange Holzklötze mit Einkerbungen verwendet, kann die Abstände zwischen den Stangen schnell und leicht variieren.
Einige Alternativen für verschieden hohe Auflagen.
Anfangs laufen viele Hunde schräg über die Cavaletti oder seitlich vorbei. Abgrenzungen mit Flatterband erleichtern dem Hund das Verständnis der Übung.