Chaco, das Halbblut – Doppelband: Trail ohne Wiederkehr / Die Maskenbande - Carson Thau - E-Book

Chaco, das Halbblut – Doppelband: Trail ohne Wiederkehr / Die Maskenbande E-Book

Carson Thau

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Beschreibung

Chaco, das Halbblut, ist kein Mann, der sich in anderer Leute Angelegenheiten mischt, aber wenn es um Menschenleben geht, bleibt er niemals untätig. Dann ist es eine moralische Verpflichtung für ihn, etwas zu unternehmen.
In diesem Band sind zwei Romane enthalten, in denen er beweisen muss, dass seine moralische Verpflichtung nicht nur Vorsatz ist, sondern er Taten folgen lässt …
Zu »Trail ohne Wiederkehr«: Chaco, das Halbblut, hat sich von dem jungen Offiziersschüler Captain Shatner anwerben lassen, um eine Ladung Winchester zum Fort Tonto sicher zu geleiten. Dort angekommen, stellen sie fest, dass der Kommandant Colonel Edwards dem Whisky verfallen ist und nicht mehr dafür sorgt, dass das Fort richtig gesichert ist. So gelingt es der Bande von General Padilla, die Ladung mit den Gewehren zu rauben.
Shatner will diese Gewehre zurück, denn Padilla hat die Absicht, die Kisten mit den Winchestern an die Apachen zu verkaufen. Auch dafür kann er Chaco gewinnen, indem er ihm weitere Dollars zusagt. Doch dieser Ritt wird zu einem Himmelfahrtskommando …


In diesem Band sind folgende beiden Romane enthalten:
› Trail ohne Wiederkehr – von Carson Thau
› Die Maskenbande – von Joachim Honnef

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Carson Thau – Joachim Honnef

 

 

Chaco – Das Halbblut

 

Trail ohne Wiederkehr

 

Die Maskenbande

 

 

 

Western-Doppelband

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Edward Martin, 2023

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv und Christian Dörge

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die Handlungen dieser Geschichten sind frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.

 

Alle Rechte vorbehalten

 

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Trail ohne Wiederkehr 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

Die Maskenbande 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

23. Kapitel 

24. Kapitel 

25. Kapitel 

 

Das Buch

 

 

 

Chaco, das Halbblut, ist kein Mann, der sich in anderer Leute Angelegenheiten mischt, aber wenn es um Menschenleben geht, bleibt er niemals untätig. Dann ist es eine moralische Verpflichtung für ihn, etwas zu unternehmen.

In diesem Band sind zwei Romane enthalten, in denen er beweisen muss, dass seine moralische Verpflichtung nicht nur Vorsatz ist, sondern er Taten folgen lässt …

Zu »Trail ohne Wiederkehr«: Chaco, das Halbblut, hat sich von dem jungen Offiziersschüler Captain Shatner anwerben lassen, um eine Ladung Winchester zum Fort Tonto sicher zu geleiten. Dort angekommen, stellen sie fest, dass der Kommandant Colonel Edwards dem Whisky verfallen ist und nicht mehr dafür sorgt, dass das Fort richtig gesichert ist. So gelingt es der Bande von General Padilla, die Ladung mit den Gewehren zu rauben.

Shatner will diese Gewehre zurück, denn Padilla hat die Absicht, die Kisten mit den Winchestern an die Apachen zu verkaufen. Auch dafür kann er Chaco gewinnen, indem er ihm weitere Dollars zusagt. Doch dieser Ritt wird zu einem Himmelfahrtskommando …

 

In diesem Band sind folgende beiden Romane enthalten:

› Trail ohne Wiederkehr – von Carson Thau

› Die Maskenbande – von Joachim Honnef

 

 

***

 

 

Trail ohne Wiederkehr

 

 

Chaco-Western von Carson Thau

 

 

1. Kapitel

 

Erbarmungslos brannte die weiße Sonne auf die zerhackte Felslandschaft nördlich der Mexiko-Grenze. Der Himmel war hellblau und wolkenlos. In den Canyons, die das steinige Hochland kreuz und quer durchschnitt, staute sich die Hitze.

Der Lautrec-Canyon maß auf seiner Sohle dreißig Fuß im Durchmesser. Zwei Pferdewagen hätten – ohne sich dabei zu stören – bequem nebeneinander herfahren können. Die himmelwärts ragenden Steilwände bedeckte ein hauchdünner Schleier aus rötlich glimmerndem Staub. Ihre glatte, abweisende Oberfläche wurde an einzelnen Stellen von kleineren, höhlenartigen Auswaschungen durchbrochen, die teilweise mit natürlichen Brustwehren aus Fels versehen waren.

Immer wieder hoben die Männer ihre nervösen Blicke zu diesen Höhlen. Der Gedanke, sie über sich und in ihrem Rücken zu wissen, ließ sie krampfhaft die Schäfte ihrer Winchesters umklammern.

Die Apachen hatten ihre Reservation verlassen. Plündernd durchstreiften sie ihre alte Heimat, das Land der erloschenen Vulkane und felsigen Spitzen – kahl und schwer zugänglich für den weißen Mann mit seinen Wagen und Maultieren.

»Glauben Sie, dass sich dort oben welche versteckt halten?«, fragte Captain Shatner seinen Scout. Shatner war ein großer, gertenschlanker Bursche, mager und hellhäutig, mit ernsten blauen Augen. Seine Uniform saß ihm wie angegossen, und er war so stolz auf sie, dass er sich trotz der drückenden Hitze nicht entschließen konnte, den gelb besetzten Umhang abzulegen.

»Wie sollten sie hinaufgekommen sein?«, erwiderte Chaco. »Die Höhlen sind vom Canyon aus nicht zugänglich.«

»Vielleicht gibt es andere Zugänge«, sagte Shatner.

»Vielleicht …« Chaco dachte eine Weile nach. Dann vollführte er eine abwehrende Geste mit der Hand.

»Und selbst wenn es ist einfach nicht die Art der Apachen, aus dem Hinterhalt anzugreifen, wenn sie nicht sofort zu ihrer Beute können. Es gäbe tausend bessere Stellen für einen Überfall als diese hier. Die Apachen sind auf schnelle Beute aus.«

Shatner zögerte. Seine Augen hinterließen einen unglücklichen Eindruck. »Und wenn – und wenn sie uns nur so überfallen würden – ich meine, nur um uns zu töten?«

»Damit muss man natürlich rechnen«, erwiderte Chaco. »Trotzdem glaube ich, dass sie uns vorerst einmal in Ruhe lassen werden. Sie sind hungrig. Die Essenrationen aus der Reservation werden ihnen inzwischen fehlen. Die Farmer sollten sich vor ihnen in Acht nehmen.«

Shatner blickte seitlich am Hals seines Pferdes hinunter auf den Boden. Die schweren, eisenbeschlagenen Räder des Schlutter-Wagens, der keine fünf Yards vor ihm von drei Maultiergespannen gezogen wurde, hinterließen weißliche Kratzspuren auf dem steinigen Grund. Die Räder knirschten, und die Tiere schnaubten.

»Gehen Sie!«, sagte Chaco. »Beruhigen Sie Ihre Männer! Bis zu James Freemans Farm ist es nur noch eine Meile.«

Shatner warf Chaco einen unsicheren Blick zu, gab seinem Pferd die Fersen und trieb es vor zu Sergeant Wheeler, der die Zügel des Maultiergespanns in seinen mächtigen Pranken hielt. Chaco blieb am Ende der kleinen Kolonne und beobachtete, wie Captain Shatner auf seine Untergebenen einredete.

Es handelte sich um ein kleineres Kommando. Zwei Mann ritten an der Spitze, zwei flankierten den Wagen, und Chaco bildete mit Shatner für den letzten Rest des Weges durch den Canyon die Nachhut. Gegen Mittag sollten sie James Freemans Farm erreicht haben. Dort würde sie Colonel Edwards erwarten, der Kommandant von Fort Tonto, um sie den Rest des Weges mit einer Eskorte zu begleiten. Shatner hatte um diese Verstärkung gebeten, denn er traute den Indianern nicht, und der Schlutter-Wagen enthielt tausend brandneue Winchester – in zwanzig Holzkisten zu je fünfzig Gewehren gestapelt und durch eine Segeltuchplane gegen den Staub geschützt.

Shatner hatte Chaco in einem kleinen Nest namens Escarcega aufgetrieben, wo das Halbblut gerade nach Arbeit suchte. Für zweihundert Dollars hatte er sich bereit erklärt, den Waffentransport durch das Apachengebiet nach Fort Tonto zu führen. Die regulären Armee-Scouts waren von Shatners Kommando weggelaufen, nachdem sie von dem Ausbruch aus dem Reservat erfahren hatten.

Shatner redete noch immer zu seinen Männern. Inzwischen war er bei den Spitzenreitern angelangt. Der Canyon verjüngte sich immer mehr, und die Wände warfen einen angenehm kühlenden Schatten auf den hitzegeladenen Felsboden. Chaco trieb sein Pferd vor zu Shatner.

»Ist irgendetwas?«, fragte der Junge nervös.

»Gar nichts«, erwiderte Chaco beruhigend. »Ich schlage nur vor, dass wir zwei wieder die Spitze übernehmen. Wir sind gleich da.«

»In Ordnung. – Cooper, Wylie.« Shatner deutete mit seiner Kinnspitze über die rechte Schulter, und die beiden Spitzenreiter setzten sich nach hinten ab.

»Sie kennen Freeman?«, fragte Chaco den jungen Captain.

»Nur dem Namen nach«, erwiderte Shatner. »Edwards schlug die Farm als Treffpunkt vor.«

Etwa fünfzig Yards vor ihnen liefen die beiden Wände des Lautrec Canyons zusammen und bildeten einen schattigen Winkel. Am Fußende befand sich ein Durchbruch, den das Wasser in Millionen von Jahren ausgewaschen hatte.

»Hinter dem Loch liegt Freemans Farm«, sagte Chaco. »Im Redondo-Tal.«

»Kennen Sie ihn denn?«, fragte Shatner.

»Aus der Ferne«, sagte Chaco. »Er mag keine …«

»… Indianer?«, fiel ihm Shatner ins Wort.

Chaco warf ihm einen gleichgültigen Blick zu. »Erraten.«

»Ich werde mit ihm darüber reden«, sagte Shatner entschlossen.

»Das ist Ihr Problem«, erwiderte Chaco. Er zügelte seinen Morgan-Hengst kurz vor dem Durchbruch und sprang ab. Vor seinen Füßen befand sich eine Feuerstelle. Er bückte sich.

»Halt!« Shatner streckte den Männern hinter sich die gespreizte Hand entgegen. Dann wandte er sich wieder an Chaco. Erwartungsvoll blickte er ihn vom Pferd an.

Chaco hatte die Aschenreste zwischen seinen Fingern zerdrückt. Er griff nach einem verkohlten Knochen und erhob sich.

»Und?«, fragte Shatner ungeduldig.

»Apachen«, sagte Chaco gelassen. »Vor zwei Tagen. Vielleicht vor drei. Dies ist ein Hundeknochen.« Er zerbrach den Knochen zwischen zwei Fingern und warf ihn zurück zwischen die auffliegenden Aschenreste.

»Sie essen Hunde?«, fragte Shatner ungläubig.

»Hat man ihnen das auf Westpoint nicht beigebracht?«, fragte Chaco mit verhaltenem Grinsen. »Sie sollten’s mal probieren. Es gibt Situationen, in denen ein Hund die feinste Delikatesse der Welt ist.«

Shatner verzog angeekelt sein Gesicht.

»Wie viele waren es?«, fragte er dann.

»Nicht viele«, erwiderte Chaco. »Höchstens vier. Freeman wird mehr darüber wissen. Ich vermute, dass sie seine Farm von hier aus beobachtet haben.«

»Dann ist er …« Shatner traute sich für eine Weile nicht weiterzureden. »… vielleicht tot?« Die letzten Worte flüsterte er beinahe.

»Wir werden es herausfinden«, sagte Chaco und zog sich in den Sattel seines Morgan-Hengstes. Dann trieb er das Tier vorsichtig in die kühle Öffnung des Durchbruchs.

»Weiter!«, rief Shatner den Soldaten über die Schulter zu und schloss dann zu Chaco auf.

Ächzend setzte sich der Schlutter-Wagen mit den Gewehren in Bewegung. Wheeler feuerte die trägen Maultiere von seinem Kutschbock aus an und schlug mit den verlängerten Enden der Zügel auf ihre schweißglänzenden Kruppen. Nach weniger als zehn Yards ritt Shatner neben Chaco wieder ins Freie. Sie hielten ihre Pferde auf einem Vorsprung an und blickten hinunter.

Der Durchbruch mündete am unteren Ende der zusammengeschlossenen Steilwände des Lautrec Canyons ins Redondo-Tal. In drei sanften Serpentinen wand sich der Trail auf die grasbewachsene Sohle hinunter. Das Tal war nicht besonders groß und von rötlichen Felsen umragt, deren obere Enden in bizarre Türmchen ausliefen. Nach Norden hin ging es in die Kreosot-Ebene von Fort Tonto über, am Südende befand sich eine schmale Öffnung in Richtung Mexiko.

»Gott sei Dank«, sagte Shatner. »Freeman lebt.« Er wies auf das kleine Blockhaus in der Mitte des Tals. Es stand im Schatten einiger Cottonwoods. Am Holm vor der Veranda waren fünf Pferde festgemacht. Drei von ihnen trugen Armeesättel. Soeben traten Männer ins Freie, legten die Hand über die Augen und blickten zu Chaco und Shatner hinauf.

»Es sind nur drei Soldaten«, sagte Shatner verwundert. »Edwards hatte mir eine Eskorte versprochen.«

»Vorsicht!«, dröhnte es in seinem Rücken.

Chaco und Shatner trieben ihre Pferde einige Schritte den Trail hinunter, und hinter ihnen polterte Wheeler mit den Gewehren aus der Öffnung des Durchbruchs.

»Sie winken!« Shatner winkte zurück. »Wann werden wir unten sein?«, fragte er.

»In circa fünfzehn Minuten«, erwiderte Chaco.

 

 

2. Kapitel

 

James Freeman war ein gedrungener, muskelbepackter Mann. Ein zottiger, dünner Bart verdeckte die Hälfte seines Gesichts. Seine Nase war spitz und seine Augen grau und stechend. Drei Skalps baumelten von seinem Gürtel vor der schmutzigen Hose. Indianerskalps.

»Der Indianer kommt mir hier nicht rein«, sagte er und stieß die Doppelläufe seiner Parker in Richtung Chaco.

Er stand am Staketenzaun vor seinem Haus – breitbeinig, fast grinsend. Seine linke Hand spielte mit den Skalps.

»Hören Sie, Mister Freeman«, sagte Shatner. »Mister Chaco ist unser Scout.« Er stieg von seinem Pferd und legte seine Hand auf den Zaun. »Er ist doch genauso ein Mensch wie.«

»Kommen Sie rein, junger Mann!«, unterbrach ihn Freeman kichernd. »Kommen Sie ruhig rein! Es wird Ihnen nichts passieren. Nur der Indianer bleibt draußen.«

»So verstehen Sie doch, Mister Freeman …«

»Schon gut, James«, erklang eine sonore Stimme in Freemans Rücken, und ein alter Mann trat an den Zaun. »Das Halbblut ist unser Scout.« Er war rotgesichtig und hatte gelbliche, rissige Hände. Die Streifen auf seinem aufgeknöpften Armeerock wiesen ihn als Colonel aus. Unter einer fleckigen Bluse wölbte sich sein Bauch über dem Hosenbund.

»Colonel Edwards …?«, fragte Shatner zögernd.

»Richtig, mein junger Freund«, sagte der Rotgesichtige träge. »Und Sie sind Captain Shatner, wie? Alles glattgelaufen?«

»Jawohl, Sir. Keine Feindberührung bis jetzt.« Shatner salutierte.

»Rühren Sie sich, mein junger Freund, rühren Sie sich!«, sagte Edwards nervös. »Bloß nicht zu viel Förmlichkeiten.«

»Jawohl, Sir.« Shatner stand bequem.

»So ist’s schon besser.« Edwards legte seine Hand auf Freemans Schulter, und dieser senkte seine Flinte.

»Sir?« Shatner trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. »Erlauben Sie mir eine Frage.«

»Fragen Sie, junger Freund.«

»Ich erwarte eine Eskorte von mindestens fünfzehn Männern mit Ihnen. Warum sind Sie nur mit zweien gekommen? Die Apachen sind auf dem Kriegspfad. Unsere Waffen wären ein gefundenes Fressen für sie.«

Edwards vollführte eine wegwerfende Geste mit der Rechten.

»Captain – haben Sie bis jetzt Schwierigkeiten mit Indianern gehabt?«

»Nein, Sir. Aber …«

»Kein Aber. Sie sind wie unser guter James hier.« Er rüttelte Freeman an der Schulter. »Er sieht auch überall Gespenster. Glauben Sie mir, die Ge…« Ein plötzliches Rülpsen unterbrach seine Worte. Er hustete ein paar Mal und spuckte aus. »Entschuldigung.«

Shatner blickte betreten zu Boden. Edwards holte rasselnd Luft.

»Die Apachengefahr wird bei weitem übertrieben. Sie kommen von der Militärakademie, mein Junge. Was wissen Sie schon über die Gefahren des Westens?« Edwards legte eine Pause ein, um Luft zu holen.

Ein dumpfes, klatschendes Geräusch ertönte von der Hinterfront des Schlutter-Wagens. Wheeler lief, um nachzusehen.

»Verdammt!«, erklang seine Stimme hinter dem Wagen, und er kam mit einem Pfeil in der Rechten wieder zum Vorschein. »Den hab ich eben rausgezogen.«

Shatner blickte Edwards mit verstohlenem Triumph in die Augen. Der Colonel drehte sich ärgerlich zur Seite.

Chacos Kopf hatte sich sofort zum oberen Rand der Ostwand erhoben. Sein Blick suchte zwischen den Felstürmen. Gegen das gleißende Sonnenlicht erkannte er eine Gruppe von drei Indianern. Sie wirkten starr und leblos, als wären sie selber aus Stein.

Ein Schuss detonierte. Dann noch einer.

»Verdammte Bastarde!«, kreischte Freeman. »Wagt euch nicht noch einmal zu mir herunter!«

Chaco fuhr herum.

Der kleine Mann hatte seine Schrotflinte abgefeuert und schwenkte jetzt die Skalps in seiner Rechten über dem Kopf.

»Seht her, was ich mit den anderen Viehdieben angestellt habe!«

Edwards fiel ihm in die Arme.

»Beruhige dich, James. Mit einer Schrotflinte kannst du hier gar nichts ausrichten. Sie sind zu weit weg.«

Chaco blickte nochmals hinauf. Die Indianer waren verschwunden.

»Da! Sie haben sich in ihre Löcher verkrochen, diese Ratten!«, rief Freeman triumphierend.

»Wir gehen besser ins Haus«, sagte Edwards.

»Können wir rein?«, fragte Shatner.

»Kommen Sie!« Edwards öffnete das Tor.

Die Kolonne setzte sich in Bewegung. Als sie den Hauptraum des Blockhauses betraten, sprangen zwei Soldaten in aufgeknöpften Uniformen von einem Holztisch auf. Einer von ihnen hielt ein halbgefülltes Whiskeyglas in der Hand, der andere hatte seins rechtzeitig abstellen können und torkelte leicht. Auf dem Tisch standen zwei weitere Gläser und eine halbleere Flasche.

»Kathy!«, rief Edwards. »Wir haben Besuch bekommen! Bring noch ein paar Gläser!«

Am Ende des Raums wurde ein Jutevorhang zurückgeschlagen, und eine junge Frau erschien. Sie hatte weizenblondes Haar, das zurückgebunden war. Die Augen waren hellblau. Sie war barfuß und trug ein weißes Baumwollkleid. Im nächsten Moment hatte sie einen Haufen Gläser aus einer wackeligen Anrichte auf den Tisch gezaubert und begann, sie aus der Flasche zu füllen. Edwards griff nach seinem Glas.

»Übrigens«, sagte er zu Shatner und wies auf die beiden Soldaten, »darf ich vorstellen? Private Biggs und Soldat Olson. Sie werden zusammen mit mir den Transport nach Fort Tonto geleiten.« Er kippte den Whiskey mit einem Zug hinunter. »Was ist, Captain? Trinken Sie nicht?«

»Nicht im Dienst«, erwiderte Shatner frostig.

Edwards zuckte mit den Schultern und griff nach einem zweiten Glas.

»Auf Ihr Wohl!« Seine Augen wirkten verschwommen. »Und auf das der Army!«

Shatner schaute geniert beiseite. Er suchte nach irgendeinem Thema, um von seiner Verlegenheit abzulenken.

»Mister Freeman«, begann er schließlich. »Wir haben am Durchbruch des Lautrec Canyons die Reste eines Apachenlagerfeuers gefunden. Sind Sie in letzter Zeit irgendwie belästigt worden?«

»Sie haben es versucht.« Der Alte grinste hässlich. »Vorgestern Nacht habe ich drei von den Brüdern in meinem Hühnerstall aufgespürt. Aber ich hab’s ihnen gezeigt.« Er streichelte den Lauf seiner Flinte. »Das ist alles, was von ihnen übriggeblieben ist.« Er deutete auf die Skalps an seinem Gürtel.

»Und das nur, weil sie ein paar Hühner stehlen wollten?« Shatner war vor Erstaunen der Mund aufgeklappt. »Haben Sie sie zumindest anständig beerdigt?«

Freeman spuckte verächtlich aus.

»Meine Schweine haben dafür gesorgt. Sie hätten mal sehen sollen, wie …«

»Genug davon!«, unterbrach ihn Shatner.

»Man muss diese Burschen ein für alle Mal abschrecken«, murmelte Freeman trotzig. »Bei mir lässt sich keiner mehr sehen.«

»Sie fürchten nicht, dass sie sich an Ihnen rächen werden?«, fragte Shatner.

»Sie sollen es nur wagen.« Freeman stieß den Lauf seiner Flinte vor. Er war die Selbstsicherheit in Person.

Eine peinliche Pause entstand. Chaco betrachtete die junge Frau, die die ganze Zeit über mit dem Rücken an die Wand gelehnt stand. Aufgeregt musterte sie die Gesichter der vielen Fremden. Anscheinend gab es selten Besuch hier draußen. Sie warf Chaco einen kurzen Blick zu, und der Schatten eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. Dann blickte sie in Richtung Shatners, der sie erst jetzt richtig zu bemerken schien. Er errötete leicht und zeigte sich irgendwie überrascht.

»Wer ist die Frau?«, fragte er Edwards fast flüsternd.

»Das ist Kathy«, brummte der Colonel. »James’ Tochter.«

Shatner schritt auf sie zu und schlug die Hacken zusammen.

»Ich bin entzückt, Sie kennenzulernen, Miss Freeman. Darf ich mich vorstellen? Captain Herman Shatner.« Er griff nach ihrer Hand, beugte sich vor und drückte einen Kuss darauf. Verwirrt zog Kathy ihre Hand zurück und verschwand hinter dem Jutevorhang.

Edwards lachte röhrend und kippte einen weiteren Whiskey hinunter.

»Wir sind hier nicht in Boston oder New York, junger Freund. Mit Ihren feinen Sitten werden Sie unsere Mädchen nur verwirren.«

Jetzt platzte auch Private Biggs mit seinem Lachen heraus.

»Bestimmt denkt Sie, es war etwas Unanständiges.«

Alle außer Chaco fielen in das Lachen ein.

»Schluss jetzt!«, rief Shatner mit unerwartet schneidender Stimme. »Es wird Zeit für uns, aufzubrechen.« Er schritt auf Freeman, der sich am Tisch niedergelassen hatte, zu und blickte ihm starr ins Gesicht.

»Mister Freeman«, begann er, »in Anbetracht der besonderen Gefahr, in die Sie sich und Ihre Tochter durch Ihr unüberlegtes und voreiliges Handeln gebracht haben, muss ich Sie im Interesse Ihrer eigenen Sicherheit – und der Ihrer Tochter natürlich – ersuchen, mit uns nach Fort Tonto zu kommen. Ich bin sicher, Sie werden dort ein vorübergehendes Unterkommen finden, bis die unmittelbare Gefahr vorüber ist – nicht wahr, Colonel Edwards?«

Edwards nickte träge. »Von mir aus.«

Freeman starrte den jungen Soldaten für einige Sekunden verblüfft an. Dann wurden seine Augen plötzlich zu kleinen Schlitzen.

»Damit Sie ungestört an ihr rumfummeln können, was?«, stieß er hervor.

Shatner wurde rot im Gesicht. »Ich versichere Ihnen, Sir«, stotterte er, »ich habe nie …«

»Ich habe Sie gleich durchschaut«, unterbrach ihn der jähzornige Alte. »Sie – Sie Indianerfreund! Bis jetzt hab ich noch sehr gut alle meine Interessen wahrnehmen können – und die meiner Tochter! Machen Sie, dass Sie hier rauskommen! Ich kann selber auf uns aufpassen!« Er holte mit der Flinte aus und wollte Shatner, der wie gelähmt vor ihm stand, den Schaft vor die Brust schlagen. Aber Chaco riss ihm die Waffe aus der Hand und schleuderte sie in die Ecke.

»Dreckiger Indianer!« Freeman fummelte an seinem Stiefel, um ein Messer daraus hervorzuziehen. Chaco traf ihn an der Kinnspitze, und samt Stuhl ging er bewusstlos zu Boden. Shatner schüttelte seine Benommenheit ab.

»Wir gehen«, sagte er kurz angebunden.

»Das wird wohl das Beste sein«, sagte Colonel Edwards und stöhnte, während er in Richtung Chaco blickte.

Shatner wagte es nicht mehr, einen zweiten Blick auf Kathy zu werfen, die hinter dem Vorhang vorgestürzt war und sich über ihren Vater beugte. Er fürchtete, es könnte falsch verstanden werden.

Angstvoll schaute das Mädchen zu dem Halbblut auf, und Chaco wusste, dass es zwecklos war, sie jetzt noch zum Mitkommen zu überreden.

Ungeduldig rief Edwards die Männer nach draußen. Die Whiskeygläser auf dem Tisch waren alle geleert.

 

 

3. Kapitel

 

Die Sonne stand tief am westlichen Horizont. Die Konturen von Fort Tonto tanzten im flirrenden Hitzehauch des Zephirs in der Ferne. Weiter westlich lagen – wie schwarze Punkte – die Häuser von Esquerilla. Der Staub drang durch die Kleidung auf die Haut und brannte in den Augen. Die Männer hatten ihre Halstücher vor den Mund gebunden.

»Sie werden einen Bericht über uns schreiben?«, fragte Edwards, der neben Shatner ritt.

»So lautet mein Auftrag«, erwiderte der Captain.

»Ich hoffe, dass Sie der erste Eindruck nicht trügt.« Der Colonel hustete. »Warten Sie erst, bis Sie den Empfang sehen, den wir Ihnen in Tonto bereiten!«

»Einen Empfang? Sie haben sich wegen mir doch keine extra Umstände gemacht?«, fragte Shatner unbehaglich.

»Nichts Besonders. Warten Sie erst mal ab!«, sagte Edwards geheimnisvoll.

»Eine Frage, Colonel: Man sagte mir, dass die Apachen Waffen in die Hände bekommen haben. Wer hat sie ihnen verkauft?«

»Padilla, vermute ich.«

»Padilla?«

»Er hält sich hauptsächlich in Mexiko auf. Früher war er Revolutionär und versuchte, den Präsidenten zu stürzen. Heute raubt er seine Landsleute aus. Manchmal dringt er auch auf unser Gebiet vor, denn in Mexiko gibt’s nicht immer viel zu holen. Wir sind ein paarmal gegen ihn ausgerückt, aber er zieht sich zu schnell wieder zurück. Was kann man da machen?«

»Padilla«, murmelte Shatner für sich. »Ich frag mich, ob er von unseren Gewehren weiß.«

»Wie sollte er?«, fragte Edwards spöttisch.

»Die Indianer könnten es ihm gesagt haben. Sie haben uns beobachtet. Sie haben sie heute gesehen.«

»Das glaube ich nicht«, sagte Edwards ungeduldig. »Hören Sie mir bitte einmal gut zu, Captain! Sie haben in Westpoint vielleicht eine Menge guter und nützlicher Theorie gelernt, aber hier draußen können Sie die vergessen. Hier zählt die Erfahrung. Und Erfahrung habe ich weiß Gott. Wissen Sie eigentlich, wie lange ich schon in diesem verdammten Höllenloch hier schmore?«

»Wie lange, Sir?«

»Ach – das würden Sie doch nicht verstehen«, sagte Edwards ärgerlich. »Ich habe die Nase auf jeden Fall gestrichen voll. Entschuldigen Sie mich jetzt bitte.« Er ritt ein paar Schritte voraus, um allein zu sein. Shatner ließ sich zurückfallen auf die Höhe des Schlutter-Wagens, den Chaco jetzt lenkte. Sergeant Wheeler saß neben ihm und döste.

»Ich mache mir Sorgen um sie«, sagte Shatner und starrte vor sich auf den Boden.

»Kathy?«, fragte Chaco.

Shatner nickte.

»Es gibt nichts, was Sie für sie hätten tun können.«

Shatner schwieg. »Sie erinnert mich an jemanden«, sagte er nach einer Weile. »Warten Sie!« Er kramte in seiner Uniformjacke und zog ein kleines, goldgerahmtes Porträt hervor, das er Chaco reichte. »Ruth Brown – meine Verlobte.«

Die Frau auf dem Photo ähnelte Kathy Freeman tatsächlich, nur war sie besser gekleidet und frisiert und wirkte irgendwie berechnender. Aber Chaco wollte Shatners Illusionen nicht zerstören.

»Ich darf doch?« Wheeler griff nach dem Foto, und Chaco überließ es ihm. Der Sergeant stieß einen anerkennenden Pfiff aus.

»Sie hätten sie bestimmt jetzt gerne hier, was Captain?«

Shatner nickte traurig.

»Ich hätte meine Bessie auch gerne bei mir.«

»Aber für eine Frau ist es eben zu hart hier draußen«, sagte Shatner.

»Ich glaube, Bessie würde sich hier sehr wohlfühlen.«

»Trotz der Hitze?«

»Die macht ihr gar nichts aus. Sie würde den ganzen Tag rumhetzen und Hasen jagen. Ich hätte nur Angst, dass sie mir von einer Klapperschlange gebissen wird.«

»Kann Ihre Frau denn mit einem Gewehr umgehen?«, fragte Shatner erstaunt.

»Meine Frau? Bessie ist mein Hund.«

 

 

4. Kapitel

 

Sie erreichten Fort Tonto in der Dämmerung. Chaco lenkte den Wagen durch das Palisadentor über die Lagerstraße auf den Exerzierplatz. Der Magazinverwalter kam schlaftrunken aus seiner Unterkunft, nachdem Edwards ihn mehrere Male gerufen hatte. Er nahm Chaco die Zügel ab und kümmerte sich um die Gewehre. Captain Shatner sah sich auf dem Exerzierplatz um. Die Außenfront der ihn umgebenden Baracken war mit Lampions verziert, und ein sommersprossiger Soldat befestigte soeben brennende Kerzen darin.

»Darf ich Sie zu mir bitten?« Colonel Edwards wies mit seiner rechten Hand auf ein Holzhaus mit Veranda, von dessen Dach die US-Flagge wehte. Chaco begab sich mit Shatner auf den Weg, während die übrigen Soldaten Biggs und Olson in die Mannschaftsunterkünfte folgten.

Mehrere Soldaten schleppten Tische auf den Exerzierplatz, auf denen unzählige Gläser klirrten. Die Sonne war untergegangen, und nur noch das flackernde Licht der Lampions erhellte den festgetretenen Lehmboden.

»Wir haben uns erlaubt, ein kleines Fest für Sie zu geben«, sagte Edwards und rückte Shatner einen Stuhl auf der Veranda zurecht. »Seely muss bald eintreffen.« Er zog eine goldene Taschenuhr aus der Jacke und ließ den Deckel aufspringen.

»Seely?«

»Seely Johnson. Unser Marketender. Er bringt die Getränke und andere kleine Überraschungen.« Edwards grinste geheimnisvoll. »Aber setzen Sie sich erst mal, Captain! Sie müssen verdammt müde sein.«

»Es geht, Colonel. Ich hätte gerne vorher die Mannschaft begrüßt.«

»Ganz wie Sie wünschen«, sagte Edwards und ließ nach dem Trompeter rufen.

Nach langem Hin und Her war der Mann endlich aufzutreiben und blies zum Sammeln. Stückweise tauchten die Soldaten auf dem Paradeplatz auf. Es dauerte einige Zeit, bis jeder seinen richtigen Platz gefunden hatte, und selbst dann noch wirkte der Haufen völlig durcheinander. Shatner erhob sich von seinem Stuhl und zog sich die Jacke glatt.

»Männer«, begann er, »ich weiß, dass das Leben hier draußen sehr hart für euch sein muss. Ich werde das auf jeden Fall dem Verteidigungsminister in Washington gegenüber herausstreichen, wenn ich meinen Bericht abliefere. Trotzdem finde ich, dass ihr euch ein bisschen mehr am Riemen reißen könntet. Vor allem, wo die Apachen jetzt …« Weiter kam er nicht.

Das Palisadentor flog auf, und laut johlend lenkte ein kahlköpfiger Zwerg einen Planwagen in den Hof. Sofort stürzten die Männer aus ihrer Formation und rannten auf den Wagen zu. Die ersten sprangen bereits auf die Ladefläche. Gekreische wurde laut, und sie zerrten bunt aufgetakelte Mädchen ins Freie. Andere wuchteten Kisten mit Whiskey und Wein auf den Hof. Der Zwerg sprang ab und humpelte auf das Haus des Colonels zu.

»Na, Edwards?«, rief er schon von weitem. »Hab ich zu viel versprochen?« Keuchend hievte er sich auf die Veranda. »Der Spaß kostet allerdings mindestens zweihundert Dollar. Für eine Nacht versteht sich.«

»Du wirst schon auf deine Kosten kommen, Seely«, sagte der Colonel hastig und warf einen ermunternden Seitenblick auf Shatner. »Und Sie, Captain, hoffe ich, auch …«

Shatner starrte wie gelähmt auf den Hof.

»Ich – ich bin verlobt«, sagte er eher aus Verlegenheit.

Ohne dass Shatner es sehen konnte, verzog Edwards den Mund.

»Deswegen werden Sie doch wohl hoffentlich ein Gläschen Punsch mit mir trinken können?«, sagte er mit zynischem Unterton. Der Koch schleppte gerade eine Karaffe voll auf die Veranda.

»Ein Gläschen schon«, sagte Shatner und setzte sich.

---ENDE DER LESEPROBE---