Charakteristika des Sultanismus. Das Marcos-Regime auf den Philippinen - Gino Krüger - E-Book

Charakteristika des Sultanismus. Das Marcos-Regime auf den Philippinen E-Book

Gino Krüger

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Politik - Region: Ferner Osten, Note: 1,3, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Institut für Politische Wissenschaft), Veranstaltung: Politische Systeme in Ostasien, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Varietät der nicht demokratischen Herrschaftsformen ist äußerst umfangreich, doch kaum eine Form der autokratischen Herrschaft sticht so hervor wie die der personalisierten Diktatur. In dieser Ausarbeitung wird ein systematischer Einblick in die wohl reinste Form der Despotie gewährleistet – den Sultanismus. Zu Beginn der Untersuchung wird eine umfangreiche Genese des Idealtypus der sultanistischen Herrschaft formuliert, um ein fundiertes Verständnis für die Besonderheiten dieser Herrschaftsform zu schaffen. Des Weiteren wird anhand der Philippinen, unter der Herrschaft von Ferdinand Marcos, exemplarisch verdeutlicht was die Charakteristika dieser Herrschaftsform sind und wie diese zustande kommt. Um den gegenwärtigen Gebrauch des Begriffes verstehen zu können ist es zunächst notwendig die Herkunft und die ursprüngliche Bedeutung des Terminus genauer zu untersuchen. In der Geschichtsschreibung wurde dieser verwendet um besonders tyrannische Herrschaftsformen und explizit die Herrschaft im Orient zu beschreiben. Für die Herleitung des aktuellen Verständnisses ist es jedoch erforderlich die Definition von Max Weber zu analysieren, welche er zu Beginn des 20. Jahrhunderts formulierte.

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Inhaltsverzeichnis

 

1 Einleitung

2 Begriffseinführung: Sultanismus

2.1 Genese des Terminus nach Max Weber

2.2 Sultanismus als Regimetypus autoritärer Herrschaft

2.3 Erklärungsansatz für das Entstehen sultanistischer Herrschaft

3. Exkurs in die Historie der Philippinen

4. Das Marcos-Regime

4.1 Werdegang von Ferdinand Marcos

4.2 Legale Amtsperioden 1965 bis 1972

4.3 Kriegsrecht-Periode 1972 bis 1981

Literaturverzeichnis

 

1 Einleitung

Die Varietät der nicht demokratischen Herrschaftsformen ist äußerst umfangreich, doch kaum eine Form der autokratischen Herrschaft sticht so hervor wie die der personalisierten Diktatur. In dieser Ausarbeitung wird ein systematischer Einblick in die wohl reinste Form der Despotie gewährleistet – den Sultanismus. Zu Beginn der Untersuchung wird eine umfangreiche Genese des Idealtypus der sultanistischen Herrschaft formuliert, um ein fundiertes Verständnis für die Besonderheiten dieser Herrschaftsform zu schaffen. Des Weiteren wird anhand der Philippinen, unter der Herrschaft von Ferdinand Marcos, exemplarisch verdeutlicht was die Charakteristika dieser Herrschaftsform sind und wie diese zustande kommt.

2 Begriffseinführung: Sultanismus

 

Um den gegenwärtigen Gebrauch des Begriffes verstehen zu können ist es zunächst notwendig die Herkunft und die ursprüngliche Bedeutung des Terminus genauer zu untersuchen. In der Geschichtsschreibung wurde dieser verwendet um besonders tyrannische Herrschaftsformen und explizit die Herrschaft im Orient zu beschreiben. Für die Herleitung des aktuellen Verständnisses ist es jedoch erforderlich die Definition von Max Weber zu analysieren, welche er zu Beginn des 20. Jahrhunderts formulierte.

 

2.1 Genese des Terminus nach Max Weber

 

Im ersten Teil seines Werkes 'Wirtschaft und Gesellschaft' befasst sich Weber mit den Typen der Herrschaft. Er kommt schließlich zu dem Befund, dass man Herrschaft in drei Kategorien teilen könne: 1.) Legale Herrschaft 2.) Traditionelle Herrschaft und 3.) Charismatische Herrschaft, wobei die Klassifizierung in diese Kategorien eine Einsicht in die jeweilige Legitimationsquelle, die Struktur der Herrschaft und die Ausübungsweise der Herrschaft ermöglicht. Des Weiteren erstellte Weber diverse Subtypen der Herrschaft, die jeweils unter einen der drei Haupttypen subsumiert werden können. [1]

 

Um Webers Definition von Sultanismus zu verstehen, muss zunächst die traditionelle Herrschaft genauer untersucht werden. Diese definiert Weber als eine solche Herrschaft, die „[…] kraft Glaubens an die Heiligkeit der von jeher vorhandenen Ordnung und Herrengewalt […]“[2] ihre Legitimation gewinnt. Charakteristisch für diesen Herrschaftstypus ist, dass die Befehlsgewalt von einem Herren ausgeht, welcher über die jeweiligen Untertanen befiehlt. Der Gehorsam gegenüber dem Herren leitet sich aus Ehrfurcht, Pietät vor der Herkunft desselben ab. Des Weiteren wird der Wille des Herren lediglich durch die jeweiligen Traditionen gebunden, außerhalb dieser Schranken ist die Ausübung der Herrschaftsgewalt willkürlich. Der Verwaltungsstab besteht aus Verwanden, Freunden oder anderen Hörigen, welche in einem persönlichen Abhängigkeitsverhältnis zum Herren stehen. Auf jenem Verhältnis ist auch zugleich die Treue dieser Diener begründet, da sie von der Gunst ihres Herrschers profitieren und sich ihm als hörig erweisen, um nicht in Ungnade zu fallen. Dadurch mangelt es bei der Rekrutierung des Verwaltungsstabes an jedweder Fachauslese, der Faktor der Fachkompetenz wird vernachlässigt.[3]

 

Webers Definition von Sultanismus beschreibt nun den reinsten Typus der traditionellen Herrschaft, welche durch eine patriarchale Struktur der Verwaltung gekennzeichnet ist. Der Herrscher ist der oberste Patron, er rekrutiert nach seinem Ermessen Günstlinge die er in die Verwaltung einsetzt. Die Klienten, welche die Verwaltungsaufgaben übernehmen, stehen in einer völligen Abhängigkeit zum Herren. Ihre Position beruht weder auf Fachauslese noch auf ständischen Ehren, sondern lediglich auf der Gunst ihres Patriarchen. Folglich fundiert die Loyalität der Diener auf einer extremen Patrimonialbeziehung, welche jene zu äußersten Hörigkeit nötigt und de facto ihr Handeln bestimmt.[4] Weber definiert Sultanismus folglich als „[…] die Extremform von willkürlicher, ungebundener und unkontrollierter Herrschaftsgewalt eines Machthabers [...]“[5], welcher seine Legitimation durch Tradition gewinnt und durch die Verteilung von Ressourcen Klienten an sich bindet.

 

2.2 Sultanismus als Regimetypus autoritärer Herrschaft