Chicago Moments - Rachel Callaghan - E-Book
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Rachel Callaghan

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Beschreibung

Erlaubnis zur Liebe verzweifelt gesucht ... Ein schwarzer Tag für die Architektin Vanessa Stone! Innerhalb weniger Stunden verliert sie ihren Job und erwischt zudem ihren Freund in flagranti beim Seitensprung. Hals über Kopf flüchtet sie zu einer Freundin nach Chicago, um ihre Wunden zu lecken. Von Männern hat sie erstmal die Nase gestrichen voll. Dann lernt sie den schwerreichen Womanizer George kennen, dessen arrogantes Auftreten sie gleichermaßen aufregt wie erregt. Trotz aller Warnungen beginnt sie ein gefährliches Spiel mit dem Feuer. Der erfolgreiche CEO George Franklin lebt nur für seinen Job – und zahllose One-Night-Stands. Hinter der Fassade jedoch verbirgt er eine tiefsitzende Angst vor Verlusten, verursacht durch einen Schicksalsschlag. Auch Vanessa landet ganz oben auf seiner Liste möglicher Betthäschen. Doch dann spürt er, dass sie mehr für ihn bedeuten könnte. Eine Erkenntnis, die ihn verwirrt. Kann sie seine Wunden heilen? Oder stößt ihn die Liebe ein weiteres Mal in den Abgrund? Eine rasante Liebesgeschichte mit spannenden und heißen Momenten und einem garantierten Happy-End aus der Feder der Newcomerin Rachel Callaghan.

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Chicago Moments

 

 

 

Rachel Callaghan

Inhaltsverzeichnis

Über das Buch

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Nachwort

Leseprobe

Impressum

 

Über das Buch

 

 

Erlaubnis zur Liebe verzweifelt gesucht ...

 

Ein schwarzer Tag für die Architektin Vanessa Stone! Innerhalb weniger Stunden verliert sie ihren Job und erwischt zudem ihren Freund in flagranti beim Seitensprung. Hals über Kopf flüchtet sie zu einer Freundin nach Chicago, um ihre Wunden zu lecken. Von Männern hat sie erstmal die Nase gestrichen voll.

Dann lernt sie den schwerreichen Womanizer George kennen, dessen arrogantes Auftreten sie gleichermaßen aufregt wie erregt. Trotz aller Warnungen beginnt sie ein gefährliches Spiel mit dem Feuer.

 

Der erfolgreiche CEO George Franklin lebt nur für seinen Job – und zahllose One-Night-Stands. Hinter der Fassade jedoch verbirgt er eine tiefsitzende Angst vor Verlusten, verursacht durch einen Schicksalsschlag.

Auch Vanessa landet ganz oben auf seiner Liste möglicher Betthäschen. Doch dann spürt er, dass sie mehr für ihn bedeuten könnte. Eine Erkenntnis, die ihn verwirrt. Kann sie seine Wunden heilen? Oder stößt ihn die Liebe ein weiteres Mal in den Abgrund?

 

Eine rasante Liebesgeschichte mit spannenden und heißen Momenten und einem garantierten Happy-End aus der Feder der Newcomerin Rachel Callaghan.

Kapitel 1

 

 

Vanessa

 

Meine Laune würde an diesem sonnigen Tag nichts trüben können. Davon zumindest war ich felsenfest überzeugt, bis Bob Waters mich ins Büro zitierte.

»Nehmen Sie bitte Platz, Vanessa«, sagte mein Chef zu mir und allein der brüchige Ton in seiner Stimme machte mich nervös.

Hatten sich die Fullers etwa über meinen Entwurf für ihr neues Eigenheim bei ihm beschwert? Volle vier Tage hatte ich über den Zeichnungen gebrütet, jeden Wunsch und jede Extravaganz in die Pläne integriert, obwohl das bei deren Budget fast unmöglich erschien. Doch die erwartungsvollen Blicke des Ehepaares bei unseren Gesprächen hatten mich so eingenommen, dass ich es einfach für sie möglich machen wollte. Oder war das etwa der Grund? War mein Chef sauer darüber, dass ich so knapp kalkuliert und unseren, seinen Gewinn dadurch spürbar reduziert hatte? Nun, ich war keine Kauffrau, aber ich dachte, es würde dennoch genug für die Firma dabei herausspringen. Und würde die Hütte erstmal fertig sein und wir, wie ich es mit den Fullers vereinbart hatte, regelmäßig Kunden dort zur Besichtigung vorbeischicken dürfen, wären uns Folgeaufträge sowas von sicher.

»Was gibt´s denn so Wichtiges, Bob?«, fragte ich lächelnd, in der Hoffnung, dass es doch einen völlig harmlosen Grund für dieses Gespräch gab.

»Nun, Vanessa, Sie wissen, dass ich kein Mann vieler Worte bin«, begann er und mein Funke Optimismus wurde weggefegt wie das Strohhaus des ersten Schweinchens aus dem Märchen mit dem bösen Wolf. »Daher mache ich es kurz: Ich muss Sie entlassen.« Ich glaubte, meinen Ohren nicht zu trauen. Er muss mich entlassen? Das kann doch nur ein Scherz sein!

»W-was? Warum müssen ...?«

»Es liegt nicht an Ihnen«, unterbrach er mich und quälte sich zu einem Lächeln. »Im Gegenteil, Sie leisten hervorragende Arbeit.« Er senkte den Blick und seufzte. »Es ist meine Schuld. Ich habe mich leider blind auf meinen Steuerberater verlassen und der hat mich und die Firma jetzt dermaßen reingeritten, dass ich Insolvenz anmelden muss.« Insolvenz? Steuerberater? Ich hatte mich in den drei Jahren, die ich für ihn arbeitete, nie um etwas anderes gekümmert als um meine Zeichnungen, daher war ich vollkommen überrumpelt von dieser Situation.

»Aber kann man da nichts machen? Eine Zwischenfinanzierung oder Schadenersatz vom Steuerberater einklagen?« Ich schüttelte verständnislos den Kopf. So einfach ließ man doch keine Firma den Bach runter gehen, erst recht nicht, wenn sie, wie diese, schon seit 25 Jahren ein fester Bestandteil meiner kleinen, in der Nähe Denvers gelegenen, Heimatstadt war.

»Glauben Sie mir, ich habe lange mit dieser Entscheidung gehadert und in den letzten Wochen alles versucht, aber wegen meiner Scheidung vor fünf Jahren, die mich die Hälfte meines Vermögens gekostet hat, kann ich den Banken leider nicht die nötigen Sicherheiten bieten und unsere Auftragslage verspricht in den nächsten Monaten auch keinen plötzlichen Geldsegen, der die Firma noch retten könnte.« Er kam um seinen Schreibtisch herum und legte seine Hand auf meine Schulter. »Ich kann Ihnen lediglich versprechen, dass Sie Ihr Gehalt für diesen Monat auf jeden Fall bekommen. Eine Abfindung kann ich Ihnen leider nicht zahlen.« Langsam erhob ich mich und schlich wie in Trance aus dem Büro. Vor der Tür drehte ich mich noch einmal zu ihm um.

»Haben Sie etwas dagegen, wenn ich jetzt nach Hause gehe?«, fragte ich ihn, denn ich hatte noch nicht wirklich realisiert, was er mir gerade mitgeteilt hatte.

»Vanessa«, sagte er traurig. »Sie können Ihre Sachen mitnehmen und die letzten Tage freimachen. Bezahlt.«

Mir fehlten die Worte, daher suchte ich eilig meinen Kram zusammen und machte die Biege. Einerseits tat mir Bob leid, da ich ihn als äußerst fairen und herzensguten Chef schätzen gelernt hatte, andererseits machte ich mir natürlich Gedanken um meine eigene Situation.

Auf dem Weg nach Hause verflogen meine negativen Schwingungen mit jeder zurückgelegten Meile. Hatten mein fester Freund Joshua, mit dem ich seit nunmehr zwei Jahren zusammenlebte, und ich uns nicht längst darüber unterhalten, eine Familie zu gründen? Sicher, wir hatten beschlossen, uns damit Zeit zu lassen und nichts über´s Knie zu brechen, aber war meine Kündigung nicht ein Wink des Schicksals, ein Zeichen, eine Fügung, diesen Plan jetzt in die Tat umzusetzen? Ich ging mit gemächlichen Schritten auf die 30 zu und Joshua hatte einen gut bezahlten Job, von dem er uns zumindest für ein paar Jahre gut durchfüttern könnte. Darüber, dass ich bei einer Babypause nicht weiterarbeiten würde, herrschte Einigkeit zwischen uns.

Mit dieser Erkenntnis brachte ich das letzte Stück des Weges lächelnd hinter mich und überlegte bereits, wie ich es ihm am besten verkaufen könnte. Und ja, ich streifte gedanklich schon durch die Shops, um die Babyerstausstattung für unsere Tochter auszusuchen. Woher ich denn wissen wollte, dass es ein Mädchen würde, hatte er mich mit hochgezogenen Augenbrauen damals gefragt. »Weil in meinem Familienstammbaum das Erstgeborene immer ein Mädchen war. Jedenfalls, soweit es dokumentiert wurde«, hatte ich ihm erklärt. Ob er es akzeptiert hatte oder mich einfach für ein wenig naiv oder verhuscht hielt, und deswegen bei weiteren Gesprächen zwischen uns ebenfalls von einem Mädchen gesprochen hatte, wusste ich nicht. Aber ich musste auch nicht alles wissen.

Ich lenkte meinen kleinen Flitzer auf den Hof und parkte neben dem SUV. Einen Wagen können wir dann verkaufen, kam mir als Erstes in den Sinn, der nächste Gedanke war, warum er denn schon zu Hause war. Vielleicht war er krank geworden oder er hatte etwas Wichtiges daheim vergessen. Na ja, ich würde es ja gleich erfahren.

Wie immer nahm ich die Hintertür und stellte meine Handtasche auf dem Küchentisch ab. Es war irgendwie ruhig hier. Ungewöhnlich ruhig, denn an den meisten Tagen war Joshua etwas früher als ich von der Arbeit zurück und ließ das Radio oder das TV laufen. Ich neckte ihn deswegen öfter, aber er meinte, er bräuchte halt immer Leben um sich herum. Was mit einem Baby natürlich gewährleistet wäre, dachte ich grinsend. Ich ging ins Wohnzimmer und schaute auch in unserem Büro nach, doch Joshua war nirgends auffindbar. Gerade wollte ich nach ihm rufen, da hörte ich ein Geräusch. Besser gesagt, hörte ich eine Salve von Geräuschen. Sie drangen gedämpft aus dem Obergeschoss nach unten, doch sie waren für mich eindeutig als Kichern und Stöhnen zu identifizieren. Mein Puls stieg an. »Mach dich nicht lächerlich«, versuchte ich, mich zu beruhigen. »Er hat sich bestimmt hingelegt und hat das Fernsehgerät im Schlafzimmer laufen.« Diese Erklärung klang eigentlich plausibel, aus irgendeinem Grund überzeugte sie mich jedoch nicht. Ich lief schnell die Treppe hinauf und verharrte vor der verschlossenen Zimmertür. Das ist nicht das TV! Ich atmete tief durch, drückte leise die Klinke herunter und im nächsten Moment bot sich mir ein Bild des Schreckens.

Fassungslos sah ich, wie mein splitternackter, verschwitzter Freund Joshua unserer ebenso nackten und vor Schweiß glänzenden Nachbarin Juliette in bester Doggystyle-Manier immer wieder seinen Betrügerschwanz von hinten in ihre Verrätermuschi rammte, hörte, wie sein Becken gegen ihren Arsch klatschte, und roch, wie die Pheromone den ganzen Raum ausfüllten, als ob sie ihn zum Platzen bringen wollten. Verdammt, das konnte doch nicht sein!

Ich stand nur da. Meine Augen klebten an den beiden, die mich noch nicht bemerkt hatten und es munter weiter miteinander trieben. Mein Mund stand offen und ich fühlte mich, als hätte man mir den Boden unter den Füßen weggezogen. Ich spürte, wie Tränen über meine Wangen rollten, und ich wollte losschreien, beide anschreien. Der Nachttisch! Ich wollte hinlaufen, meinen Revolver aus der Schublade holen und die Trommel leerfeuern. Auf die beiden natürlich, nicht in die Luft. Mitten ins Herz, auf dass sie es dort spürten, wo es mich gerade zerriss.

Nichts davon tat ich. Was stattdessen mit mir passierte, konnte ich mir nicht erklären. Denn ich begann zu lachen. Ganz leise am Anfang, doch es wurde immer lauter. Längst hatten mich die beiden bemerkt und waren panisch dabei, sich anzuziehen. Ich lachte, immer lauter, immer hysterischer, während die Tränen aus meinen Augen schossen. Juliette rannte wimmernd und mit abgewandtem Blick an mir vorbei nach unten. Kurz darauf hörte ich das Knallen unserer Haustür. Joshua redete auf mich ein. »Es ist nicht so, wie es aussieht«, und »lass es mich erklären.« Wie ich es halt aus diversen Filmen und Büchern kannte. Was zum Teufel fiel ihm ein, jetzt mit mir zu reden? Nie im Leben hätte ich damit gerechnet, dass mir so etwas passieren könnte. Niemals! Er redete immer weiter, und als er sich endlich angezogen hatte, kam er auf mich zu und unternahm tatsächlich den Versuch, mich anzufassen. Ich sprang zurück, mein Gelächter erstarb, wie mein ganzes Leben in mir zu ersterben schien. In diesem Moment war ich tot, leer, eine Hülle.

»Wage es nicht, mich zu berühren!«, zischte ich ihn an, worauf jetzt er zurückwich. Seine Augen zeigten Angst und Scham, als ob das irgendetwas hätte ändern können. Irgendetwas entschuldigen könnte. Angewidert von diesem Kerl, der mir gestern noch ins Ohr gesäuselt hatte, wie sehr er mich doch liebte, wandte ich mich ab. Es war unerträglich, ihn weiter anschauen zu müssen, daher rannte ich aus dem Zimmer und hinaus zum Auto. Meine Finger krallten sich am Lenkrad fest, doch das Zittern hörte nicht auf. »Du gottverdammtes Schwein!«, schrie ich. Mit quietschenden Reifen fuhr ich von der Auffahrt. Trotz des Tränenfilms, durch den ich die Umgebung wahrnahm, als befände ich mich unter Wasser, kam ich nicht von der Straße ab. Entschlossen drückte ich das Gaspedal durch. Ich musste weg, weit weg!

Kapitel 2

 

 

George

 

Schon wieder eine SMS. Schon wieder von Vivien, der Kleinen, die in Sam´s Diner bediente und die ich vor ein paar Tagen vernascht hatte. ›Ich fand es wunderschön mit dir und würde dich gerne wiedersehen‹, las ich und musste mich innerlich schütteln. Sicher, Vivien sah top aus, konnte sich sensationell bewegen und ich konnte nicht behaupten, dass ich in dieser Nacht etwas vermisst hätte. Aber warum zum Teufel begriffen diese Dinger nicht, dass ich kein Interesse an einer Bindung hatte? Ich meine, hey, sie war bereits die Dritte aus diesem Laden, die ich in den letzten Monaten flachgelegt hatte, und es sollte sich auch bis zu ihr herumgesprochen haben, dass ich Mr. Unverbindlich war. Zumal ich keine Gelegenheit ausließ, genau das den Frauen klarzumachen, bevor wir uns in den ekstatischen Kampf unter der Bettdecke stürzten.

Gut, ich war mit einem athletischen Körper, markanten Gesichtszügen und vollem Haar sicher nicht von der Natur benachteiligt worden. Meine etwa 1,90 m vereinfachten das Flirten ebenfalls und meine tiefe Stimme, mit der ich wohlformulierte Sätze sprechen konnte, war quasi das Topping auf den Traummann-Cocktail, mit dem ich nie hinter dem Berg hielt. Dass ich mir seit Jahren keine Gedanken mehr über meinen Kontostand zu machen brauchte, ergab sicher noch das Schirmchen. Kurzum: Ich hätte mich schon ziemlich dämlich anstellen müssen – oder es bewusst darauf anlegen – um einen Abend allein nach Hause zu gehen. Was durchaus öfter vorkam. Strenggenommen sogar sehr oft. Höchstens zwei bis drei Mal im Monat gab ich meinem Verlangen, meinem Drang nach einem jungen, knackigen Frauenkörper, gekrönt von einem hübschen Gesicht, nach und schleppte nach kurzer Sondierung des jeweiligen Angebots in der Regel genau das Objekt meiner Begierde ab, das ich auserkoren hatte, mir die Nacht zu versüßen. Und wie sie mir versüßt wurden. Nicht selten hatte ich das Gefühl, die Damen würden sich die Seele aus dem Leib vögeln und alles in die erotische Waagschale werfen, was sie nur zu bieten hatten – als wäre es der letzte Sex ihres Lebens, als gäbe es kein Morgen. Ob sie das quasi als Bewerbung verstanden oder ich sie einfach durch meine Erfahrung in diese unbekannten Sphären ihrer Lust katapultierte, interessierte mich schon lange nicht mehr. Meist nach der zweiten, spätestens nach der dritten Runde sank meine Libido rapide ab und wich dieser gähnenden Leere in mir, diesem Gefühl, meinen Platz im Leben verloren zu haben.

Ich machte ihnen grundsätzlich im Vorfeld klar, dass es bei mir kein Frühstück geben würde. Außerdem gab ich zu verstehen, dass das Laken neben mir am nächsten Morgen gerne sehr zerwühlt sein dürfte, aber bitte leer zu sein hätte. Die meisten meiner Bettgeschichten verstanden das und ich hörte nie wieder etwas von ihnen.

Doch es gab hin und wieder auch andere – so wie Vivien. Die mir nun mit ihrer dritten, vierten, ach, was weiß ich wievielten SMS auf den Sack gehen musste. Kurz hatte ich überlegt, ihr eine unmissverständliche Antwort zu schreiben, doch gerade heute war ich mit meinen beiden Kollegen aus der Chefetage in Sam´s Diner zum Lunch verabredet. Hoffentlich hatte Vivien heute frei.

Eine Stunde später zerschlug sich meine Hoffnung, als ich auf den Eingang des Diners zuging. Mit einem Tablett in der Hand und einem Tuch über dem Arm kreuzte sie meine Blickrichtung. Ich seufzte und trat ein. Am hinteren Ecktisch, unserem Stammplatz, wenn wir dort waren, entdeckte ich meine beiden Kollegen und gesellte mich zu ihnen.

»George, wie geht es mit dem Projekt in Hongkong voran?«, wollte Paul Fulham von mir wissen, noch bevor ich mich auf die Sitzbank hatte fallen lassen. Er und Harry Coldwater hatten die Firma gegründet, in die ich kurz darauf eingestiegen war und die seitdem ein schier unaufhaltsames Wachstum an den Tag legte, sodass wir bereits ernsthaft über eine Börsennotierung nachdachten. Ich kam damals direkt aus meinem Militärdienst zu den beiden, nachdem Sergeant Frederic Fulham, der Neffe Pauls, mich mit seinem Onkel zusammengebracht hatte. Mein technisches Studium, meine Mehrsprachigkeit und nicht zuletzt meine ausgezeichneten Beziehungen zu wichtigen Entscheidern der Army, die ich mir über die Jahre aufgebaut hatte, gaben den Ausschlag, dass ich mich gleichberechtigt einkaufen konnte. Eine Entscheidung, die bislang keiner von uns dreien bereut hatte, was noch unverschämt untertrieben war.

»Hongkong ist am Haken, auch wenn sie sich noch ein bisschen winden. Aber ich denke, nächste Woche sollte der Deal stehen«, erklärte ich überzeugt, obwohl ich mir dabei nicht ganz so sicher war. Ich hoffte, sie würden meine Zweifel nicht heraushören. Doch selbst, wenn wir zu keinem Abschluss kämen, würde uns das nicht sehr treffen. Vielleicht ein paar Schritte zurückwerfen, aber wir waren mehr als solide aufgestellt, sodass wir uns nicht von einem anderen Player abhängig machen mussten.

»Das ist unser George«, schaltete sich Harry ein und schlug mir anerkennend auf die Schulter.

»Guten Tag, die Herren, was darf ich Ihnen heute bringen?«, unterbrach die Bedienung unser Gespräch. Sie stand schräg hinter mir und natürlich hatte ich ihre Stimme sofort erkannt.

»Bringen Sie mir das Thunfisch-Sandwich«, bestellte Harry als Erster. Er nahm immer das Thunfisch-Sandwich.

»Mir reicht heute ein kleiner Salat, ohne Dressing bitte.« Paul wandte sich uns zu. »Mein Magengeschwür macht wieder Alarm.« Ich nickte ihm mitfühlend zu und drehte mich etwas zur Seite, sodass ich Vivien sehen konnte.

»Bringen Sie mir bitte das Tagesgericht.« Demonstrativ schaute ich auf ihr Namensschild, bevor ich hinzufügte: »Vivien.«

»Natürlich, sofort«, sagte sie mit erstickter Stimme und ihr Blick sprach Bände, bevor sie sich umdrehte und davoneilte. Als ich mich meinen Kollegen zuwandte, starrten sie mich vorwurfsvoll an. Beide.

»George, sag mir bitte, dass du sie nicht –.«

»Schon gut«, unterbrach ich. Das Letzte, worauf ich gerade Lust verspürte, war eine Moralpredigt von zwei älteren Herren, die wahrscheinlich selbst unter Zuhilfenahme der legendären blauen Pille keinen mehr hochbekamen. »Es war ein Ausrutscher und kommt nicht mehr vor.« Ich sah zu Paul, der einen kurzen Blick mit Harry wechselte, worauf beide die Schultern zuckten. »Wie sieht es mit unserem Bauprojekt aus? Gibt es da mittlerweile etwas Neues?« Seit Monaten suchten wir für die ISU ein anderes, wesentlich größeres Firmengebäude, da unser derzeitiges einfach nicht genügend Kapazität aufwies, um alles unter einem Dach behalten zu können. Doch Chicago war verbaut. Ohne ein paar Scheinchen an den richtigen Stellen zu ›vergessen‹, entpuppte sich die Suche danach zu einer Herkulesaufgabe.

»Tja«, begann Paul und seine Stimme verhieß nichts Gutes. »Du weißt ja, wie das ist. Wir haben zwei Angebote abgegeben, worüber das Bauamt demnächst entscheiden wird.« Er hob die Hände und senkte etwas den Kopf. »Wir müssen einfach abwarten.« Abwarten, genau das würden sie heute in ihrer kleinen Werkstatt immer noch tun, wenn ich nicht dazugekommen wäre und ihnen Dampf unter dem Hintern gemacht hätte. Ich stöhnte leise auf.

»Ist der Anderson noch Leiter der Baubehörde?«, wollte ich wissen.

»Nein, eine Maxime Bauer, Dr. Maxime Bauer. Warum fragst du?«, hakte Paul nach und auch Harry sah mich neugierig an. Ich lehnte mich zurück und lächelte.

»Warum sagt ihr das nicht gleich! Ich werde mich mal mit ihr unterhalten.«

»George, bitte!«, erwiderte Paul sofort. »Du kannst doch nicht mit der anbandeln, nur, damit wir das Grundstück bekommen.« Jetzt hob ich entschuldigend die Hände.

»Sie ist eine Frau, ich bin ein Mann. Und nichts würde mir ferner liegen, als Dienstliches mit Privatem zu verquicken.« Ich schickte ein Zwinkern hinterher. Auch Harry setzte einen echauffierten Blick auf, der wie bei Paul jedoch schnell wieder verschwand. Sie würden es nie zugeben, doch sie waren heilfroh darüber, dass ich mich um die Sache kümmern würde.

Den Rest unserer Pause verbrachten wir mit belanglosem Smalltalk, unterbrochen von Vivien, die mit bösem Blick unser Essen servierte und später wortlos kassierte. Als ich wieder auf den Bürgersteig vor den Diner trat, hatte ich das Mädchen bereits weitestgehend von meiner Festplatte gelöscht. Gedanklich beschäftigte ich mich schon mit Dr. Maxime Bauer und hoffte inständig, dass sie das halten würde, was ihr Name versprach.

Kapitel 3

 

 

Vanessa

 

Susan redete nicht lange um den heißen Brei herum. Das tat sie nie. Meine allerliebste, beste Freundin, die seit einigen Jahren im etwa 1000 Meilen entfernten Chicago lebte, ließ keinen Widerspruch zu.

»Du hörst jetzt sofort auf zu heulen, legst auf, steigst in den nächsten Flieger und kommst zu mir«, forderte sie mit scharfer Stimme, nachdem ich ihr gerade am Telefon mein Herz ausgeschüttet hatte.

»A-aber ich muss mit Joshua reden«, jammerte ich. Zwar war erst eine Stunde vergangen, seitdem ich ihn beim Fremdvögeln erwischt hatte, aber vielleicht sollten wir darüber sprechen. Ich konnte doch nicht einfach so zwei Jahre über Bord werfen. Und schließlich hatte er es schon über zehn Mal auf meinem Handy probiert. Aber ich wollte ihn einfach nicht hören.

»Das Einzige, was du diesem Schwein zu sagen hast, ist, dass er seine Sachen packen und sich verpissen soll.«

»Du weißt doch, dass es seine Wohnung ist. Ich kann nicht einfach –.«

»Und ob du kannst. Scheiß drauf, dann soll er halt deine Sachen zusammenpacken, die holen wir dann später ab und fertig. Du brauchst jetzt nichts außer deiner Kreditkarte, um den Flug zu bezahlen. Alles andere habe ich hier oder wir besorgen es dir. Hier gibt es viele Shopping-Malls. Hast du mich verstanden, Schatz?« Erneut schluchzte ich. Sollte ich einfach so weglaufen? Ich meine, vielleicht war es wirklich nur ein Ausrutscher gewesen. Er liebte mich doch und ich ihn.

»Ich denke darüber nach«, wich ich aus, woraufhin Susan noch energischer wurde.

»Schatz, ich kenne dich und ich weiß, dass du dich wieder von ihm einlullen lässt. Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass er Scheiße gebaut hat!« Ich wusste, worauf sie anspielte. Bei einer Feier hatte er Susan ziemlich offensichtlich angeflirtet. Sie hatte ihm daraufhin den Kopf gewaschen und mir nahegelegt, mir einen anderen, zuverlässigen Kerl zu suchen und mit diesem Typen Schluss zu machen. Aber Joshua erklärte mir damals sehr glaubhaft, dass er nur Spaß gemacht und Susan das in den vollkommen falschen Hals bekommen hätte.

»Ich weiß, dass du ihn nicht magst, aber –.«

»Nichts aber! Nicht mögen ist untertrieben. Diese Sorte Mann braucht kein Mensch. Du kommst jetzt zu mir – zur Arbeit brauchst du ja eh nicht – bleibst ein paar Tage hier und gewinnst Abstand, und wenn du dann immer noch meinst, mit ihm reden zu müssen, deine Entscheidung. Aber bitte, bitte, bitte, renn ihm jetzt nicht hinterher! Das würde ihn doch nur darin bestätigen, dass er sich bei dir alles erlauben kann.« Tief in meinem Inneren wusste ich natürlich, dass Susan recht hatte. Mit allem. Nur war ich hin- und hergerissen. Ich war zeit meines Lebens nie die Femme fatale, oder die, an der alles so abprallte. Mein Traum war seit meiner Kindheit eine kleine Familie mit eigenem Häuschen in einer idyllischen Lage. Fernab von allem, was laut, groß und schnell war. Trotzdem gab ich mir einen Ruck.

»Okay. Ich komme zu dir.«

»Das ist eine gute Entscheidung, Schatz. Meld dich, sobald du weißt, wann du hier landest.«

»Mache ich, bye.« Oh Mann, war das jetzt wirklich die richtige Entscheidung? Oder sollte ich schnell nochmal nach Hause und mit Joshua reden? Immer noch zerriss es mich. Dann jedoch tauchten die Bilder vor meinem inneren Auge auf, wie er es der Schlampe von nebenan besorgte, und meine Zweifel verflogen. »Susan hat recht, du bist ein Schwein, Joshua!« Ich öffnete die Navigationsapp meines Smartphones und gab ›Denver International Airport‹ ein. Voraussichtliche Ankunft in 25 Minuten, sagte mir die nette Stimme.

Trotz des Ziehens in meiner Magengrube und des betäubenden Schmerzes in meinem Kopf freute ich mich darauf, Susan nach fast einem halben Jahr wiederzusehen. Außerdem lag mein letzter Urlaub eh Monate zurück. Was hatte ich also zu verlieren? Noch zu verlieren?

 

***

 

Zum Glück hatte ich trotz meiner überstürzten Flucht aus unserer Wohnung meine Handtasche und somit meine Kreditkarte als auch meine Papiere dabei. Daher konnte ich ohne Probleme den nächsten Flieger nehmen und landete keine drei Stunden, nachdem wir abgehoben hatten, butterweich auf einer Landebahn des Chicago O´Hare International Airports. Das Auschecken ging flott und da ich kein Gepäck dabei hatte, konnte ich direkt Richtung Ausgang laufen.

Ich traute meinen Augen nicht, als ich Susan entdeckte. Sie hielt einen roten, herzförmigen, mit Helium gefüllten Luftballon an einer Schnur. ›I love you‹, stand in weißer, verzierter Schrift darauf. Ich konnte nicht anders und musste gleichzeitig heulen und lachen.

»Hey, Schatz, schön, dass du da bist«, rief Susan schon, als sie noch einige Schritte entfernt war. Dann fielen wir uns in die Arme und ich krallte mich an ihr fest. Mein Körper erzitterte und aus den einzelnen Tränen wurde ein wahrer Sturzbach.

»Ich freue mich auch«, flüsterte ich mit erstickter Stimme. Susan löste sich und hielt mich auf einer Armlänge Abstand.

»Heute darfst du weinen, meinetwegen den ganzen Tag und bis tief in die Nacht. Aber ab morgen beginnt ein neuer Lebensabschnitt für dich. Ist das klar?«

»Ja«, schniefte ich, obwohl ich mir in diesem Moment nicht vorstellen konnte, dass es mir jemals wieder gutgehen oder ich gar glücklich sein würde. Susan hakte sich unter und zog mich in Richtung Ausgang. Währenddessen reichte sie mir den Ballon und gab mir dabei einen Kuss auf die Wange.

»Den musst du draußen fliegen lassen.«

»Warum? Der ist doch schön.«

»Weil es hier in Chicago so üblich ist. Und der Mann, dem der Ballon irgendwann vor die Füße fällt, ist dein Traummann.« Sie zog den Ballon zu sich hinunter und malte ein schwarzes V mit einem Edding darauf. »Damit er dich auch findet, dein Prinz in schillernder Rüstung, der auf einem weißen Schimmel zu dir geritten kommt und dich auf ewig glücklich macht.« Sie lachte herzlich.

»Du verarschst mich doch.«

»Nur ein kleines bisschen, Schatz.«

»Und überhaupt: weißer Schimmel? Dein Ernst?« Sie stieß mir spielerisch ihren Ellbogen in die Seite und zog mich weiter. Wenig später stiegen wir in die L, wie die Einheimischen ihre U-Bahn nannten, und fuhren zu Susans Apartment.

 

***

 

Wir verbrachten den Rest des Tages mit Eiscreme, Shoppen, Eiscreme, weinen, Eiscreme und Eiscreme. Nach dem vierten Becher wurde es Susan jedoch zu bunt.

»Nun reicht es langsam, sonst gehst du noch auseinander wie ein Hefekloß.«

»Na und?«, erwiderte ich und schob mir den nächsten Löffel voller Vanilleeis in den Mund.

»Dann kriegen wir dich überhaupt nicht mehr an den Mann.« Sie lachte. Ich weinte.

»Ich will sowieso keinen Mann mehr. Wenn Joshua mich nicht mehr –.«

»Hör endlich mit diesem Arschloch auf«, sagte sie und blickte mich streng an. »Es gibt Millionen anständiger Kerle, zigtausend allein in dieser Stadt, und jeder einzelne davon ist besser als dieser Dreckskerl Joshua!« Ihr Blick wurde wieder mild und sie schob mir ihren Becher vor die Nase, der noch halbvoll war. »Aber wenn du dich unbedingt in das Michelin-Männchen verwandeln willst, bitte sehr.«

»Ja, du Nervensäge, ich hab es verstanden«, erwiderte ich gespielt böse und schob beide Becher von mir weg in die Mitte des Tisches, nur, um nach ein paar Sekunden erneut danach zu greifen. Entgegen meiner tiefsten Überzeugung, dass ich ihn hätte leer essen müssen, löste ich mich schweren Herzens davon und folgte Susan, die mich noch durch eine Boutique und einen Dessousshop schleifte, um mir ein paar Sachen zum Anziehen zu besorgen. Sie hätte mir natürlich auch Kleider von ihr geliehen, da sie jedoch zwei Konfektionsgrößen über mir rangierte und ihre Brüste nach einem D verlangten, wonach meine sich mit einem B begnügten, kam das nicht in Frage.

»Es sei denn, du willst hier herumlaufen wie der letzte Schlunz«, erklärte sie lachend und bestand darauf, die Sachen zu bezahlen.

»Das musst du nicht, ich hab doch meine Karte dabei.« Sie ließ ihre Finger und den Daumen zusammenschnappen, zeigte mir also den Schweigefuchs – so der Name dieser Geste, wie unsere Lehrerin uns zu Highschoolzeiten mal erzählt hatte – und reichte ihre Mastercard über den Verkaufstresen.

»Solange du bei mir bist, bist du mein Gast. Verstanden?« Ich nickte zögerlich. Ein schlechtes Gewissen hatte ich an dieser Stelle nicht, da Susan als Abteilungsleiterin eines großen Geldinstitutes soviel verdiente, dass sie es allein gar nicht ausgeben könnte, hatte sie schon öfter angemerkt. Und falls es doch mal knapp werden würde, säße sie ja an der Quelle, schob sie stets augenzwinkernd hinterher.

Später in Susans Apartment fielen mir vor Erschöpfung schnell die Augen zu und ich verzog mich in das Gästezimmer, das sie mir besonders lieb hergerichtet und auch nicht die Schokolade auf dem Kopfkissen vergessen hatte. Trotzdem weinte ich. Weinte, bis ich einschlief und vielleicht auch noch etwas länger.

Kapitel 4

 

 

George

 

Die Zeit wurde knapp. Anscheinend war Ms. Maxime Bauer eine vielbeschäftigte Person, denn trotz mehrfacher Anfragen durch meine Sekretärin musste ich eine halbe Woche warten, um einen Termin bei ihr zu bekommen. Das hieß, ich musste mich heute ordentlich ins Zeug legen, da die Bekanntgabe der Grundstücksvergabe in nur drei Tagen anstand.

Nichtsdestotrotz war ich optimistisch, die sprichwörtliche Kuh vom Eis bringen zu können.

---ENDE DER LESEPROBE---