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Chinchillas werden als Heimtiere immer beliebter. Nicht immer aber entsprechen die Haltungsbedingungen den besonderen Bedürfnissen der Nagetiere aus Südamerika. So dürfen die von Natur aus gesellig lebenden Chinchillas nicht alleine gehalten werden und auch bei der Ernährung sind Fehler verbreitet. Dieser Ratgeber informiert über die richtige Haltung, Ernährung und Beschäftigung, gibt Tipps für die Vergesellschaftung und setzt sich auch für den Artenschutz ein; denn in freier Wildbahn stehen Chinchillas kurz vor dem Aussterben.
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Seitenzahl: 93
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ImpressumCopyright © 2009 by Cadmos Verlag, SchwarzenbekGestaltung: Ravenstein + Partner, VerdenSatz: Grafikdesign Weber, BremenTitelfoto: Fabienne KnollLektorat der Originalausgabe: Maren MüllerFachliche Durchsicht: Bianca SwartoutKonvertierung: S4Carlisle Publishing Services
Deutsche Nationalbibliothek – CIP-EinheitsaufnahmeDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten.Abdruck oder Speicherung in elektronischen Mediennur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.
eISBN: 978-3-8404-6423-2
Inhalt
Adelante las chinchillas! – Vorwärts, Chinchillas!
Drum prüfe, wer sich ewig bindet!
Systematik
Kurzschwanz-Chinchilla
Königs-Chinchilla
Langschwanz-Chinchilla
Genetische Unterschiede
Stammesgeschichte der Chinchillas
Steckbrief der Chinchillas
Bedeutung des Namens
Der, die oder das Chinchilla?
Geschichte des Chinchillas
Das Schutzreservat in Chile
Chinchillas in Europa
Der Begründer der Chinchillazucht
Gibt es das Kurzschwanz-Chinchilla tatsächlich noch?
... und das Königs-Chinchilla?
Herkunft und Klima
Besonderheiten des Chinchillas
Die häufigsten Farbschläge
Standard
Wilson White
Pink White
Apricot
Velvet-Gen
Beige
Ebony-Gene
Silberschecke
Rex oder Lockenchinchilla
Vor dem Kauf
Für wen eignen sich Chinchillas?
Urlaub – wohin mit den Chinchillas?
Wo bekommt man Chinchillas?
Tiere von Pelztierfarmen
Tierheime
Kaufhäuser
Chinchillas und andere Heimtiere
Geschlechtsunterschied
Heimfahrt
Rechtskunde
Haltung und Zucht von Chinchillas in Mietwohnungen
Gewerbliche Zucht
Schadensersatz bei Kauf eines schwangeren Tieres?
Die erste Zeit im neuen Zuhause
Die richtige Handhabung
Die Sprache der Chinchillas
Lautäußerungen
Verhaltensweisen
Zähmung in fünf Schritten
Haltung
Jamàs sólo! – Niemals allein!
Standort des Käfigs
Wärmelampe
Der geeignete Käfig
Einstreu
Sitzbretter
Kletteräste
Allerlei Zubehör
Das Sandbad
Chinchillasand
Sandtest
Blue Cloud
Die Sandwanne
Spielzeug für Chinchillas
Flying-Saucer-Wheel
Laufrad
Haltung im Freien?
Auslauf im Freien?
Sicherer Auslauf
Chinchilla entwischt! – Ein Krisenplan
So kriegt man es wieder
Vergesellschaftung
Vergesellschaftungsmethoden
Ernährung
... um ein Chinchilla zu vergiften ...?
Es hat doch nicht geschadet ...
Abwechslungsreiche Ernährung?
Heu
Frischfutter?
Mischfutter
Pellets
Futterumstellung
Geeignete Leckerbissen
Verbotene Leckerbissen
Verhängnisvolle Knabberstange
Kräuter
Krankheiten
Aufgasung (Tympanie)
Parasiten
Zufüttern
Fellbeißen
Die wichtigsten Krankheiten im Überblick
Zucht
Brunft und Trächtigkeit
Geburt
Komplikationen
Entwicklung der Jungen
Zufütterung
Handaufzucht
Kastration?
Abschied vom Chinchilla
Abschiedsgedicht
Nachwort
Anhang
Beispiele für artgerechte Chinchillakäfige
Schutzorganisationen
Literaturangaben
Chinchilla-Links
Danksagung
Adelante las chinchillas! – Vorwärts, Chinchillas!
Das Chinchilla steht in freier Natur kurz vor dem Aussterben. (Foto: Schulz)
Seit die Chinchillas in den Achtzigerjahren in Deutschland auf den Markt kamen, setzte ein Boom ohnegleichen ein.
Wer sich für Chinchillas interessiert, wird aber nicht umhinkommen, sich zu vergegenwärtigen, dass innerhalb kürzester Zeit eine Chinchillaart ganz ausgerottet wurde und die verbleibenden zwei Arten in ihrer Heimat hochgradig gefährdet sind. Anders ausgedrückt: Wer davor die Augen verschließt und glaubt, sich gemäß dem Zeitgeist politischem Desinteresse und allgemeiner Unbeteiligtheit hingeben zu können, ist zumindest in meinen Augen mit seiner Tierliebe unglaubwürdig. Das sind scharfe Worte, gewiss, dabei darf aber nicht vergessen werden, dass ohne das Engagement von Tierschützern weltweit das Chinchilla als ganze Gattung längst ausgerottet wäre. Diese Menschen, vor denen ich mich hiermit verneige, haben dazu beigetragen, dass das Chinchilla heute in unseren Wohnräumen gehalten werden kann.
Es ist ein allgemeines Unbehagen in Deutschland ausgebrochen und ein Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber einer vermeintlich übermächtigen Politik. Doch wenn es sogar gelungen ist, dem chilenischen Diktator Pinochet ein Schutzreservat für Chinchillas abzutrotzen, woher nehmen wir dann die Gewissheit, dass jedes politische Engagement sinnlos sei? Gerade im Bereich des Tierschutzes finden sich doch viele Gegenbeispiele. Lassen Sie uns daran denken, wenn wir wieder an unserer Kraft zweifeln, so wie auch ich hin und wieder von Zweifeln befallen werde, was gerne zugegeben sei. Vielleicht müssen wir wieder lernen, dass sich Engagement und Solidarität für die Schwächeren, wozu auch die Tiere gehören, lohnen und erfolgreich sein können.
In diesem Buch scheue ich mich nicht, von einer gewissen Schärfe Gebrauch zu machen, dort, wo sie mir angemessen erscheint.
Wer meine anderen Nagerbücher kennt, wird auch hier wieder den deutlichen Hinweis finden, dass die meisten handelsüblichen Käfige zu klein sind. Dass einige „Spelunken-Zoohandlungen“, wie ich sie einmal nennen darf, ohne Namen zu nennen, meine Bücher inzwischen sogar boykottieren, ist mir dabei herzlich egal. Zu anderen wieder stehe ich gerade deswegen in gutem Kontakt. So möchte ich die oben stehende Überschrift umformulieren in:
Adelante para las chinchillas! – Vorwärts für die Chinchillas!
Und schließen möchte ich mit einem Ausspruch von Don Juan, einem südamerikanischen Schamanen und Freund und Lehrer von Carlos Castaneda, dessen Bücher über seinen Mentor weltweite Verbreitung fanden:
„Para mi solo recorrer los caminos que tienen corazon. Por ahi yo recorro, y la unica prueba que vale es atravesar todo su largo. Y por ahi yo recorro mirando, mirando, sin aliento.“
„Für mich gibt es nur das Durchwandern von Wegen, die Herz haben. Dort wandere ich, und die einzige Prüfung von Wert ist, ihre ganze Länge zu gehen. Und dort gehe ich und schaue, und schaue atemlos.“ (Eigene Übersetzung aus Carlos Castaneda: „Die Lehren des Don Juan.“)
Sich für den Schutz und die Rechte von Tieren, ganz besonders Nagetieren, einzusetzen und dabei auch unbequem zu sein, ist ein Weg mit Herz, den ich für mich gefunden habe. Den Begleitern auf diesem Weg, ob wir uns nun kennen mögen oder nicht, sei hiermit mein aufrichtiger Dank ausgesprochen. Danken möchte ich auch dem Cadmos Verlag, dass er mich in meinem Bestreben unterstützt hat, dass dieses Buch ein wenig „den Geist Südamerikas atmet“.
Herzlichst, Judy Fox
Drum prüfe,wer sich ewig bindet!
Chinchillas können sehr alt werden und benötigen viel Platz mit täglichem Auslauf. (Foto: Jung)
Gespräch, in der Zooabteilung eines Kaufhauses aufgeschnappt:
„Oh, schau doch mal, wie süß!“
„Nein, ich glaub’s ja nicht.“
„So ein reizendes Gesicht, das flauschige Fell, das lädt richtig zum Streicheln ein.“
„Schau doch mal, die niedlichen Ohren.“
„Und die Augen, wie romantisch!“
„Der Schwanz! Och guck mal, der Schwanz!“
„Jetzt will ich aber wissen, wie du heißt!“
„Was steht denn auf dem Schild? Chinchil-la.“
„Chinchilla! Das hat aber einen ganz schön großen Käfig. Meinst du, den braucht es wirklich? Es sitzt doch nur herum.“
„Ich glaube, es sitzt nicht, ich glaube, das schläft. Schau mal, jetzt bewegt es sich. Toll! Das springt wie ein Eichhörnchen.“
„Einfach hinreißend!“
Ohne Frage, das Chinchilla spricht mit seinem drolligen, koboldhaften Aussehen unser Kindchenschema an wie kaum ein anderes Nagetier. Doch – hinreißend hin oder her – bevor Sie sich zu einem übereilten Kauf hinreißen lassen, sollten Sie gründlich überlegen, ob es wirklich das geeignete Tier für Sie ist.
Streicheltiere wie Meerschweinchen oder Ratten sind Chinchillas schon einmal nicht. Viele lassen sich nach einer Eingewöhnung das Streicheln gern gefallen, Schmusetiere sind sie trotzdem nicht. Manche Chinchillas begnügen sich damit, auf ihren Menschen herumzuturnen. Und manch ein Chinchilla wird trotz guter Pflege und Haltung immer etwas scheu bleiben. Auch das gilt es zu respektieren.
Chinchillas sind eigenwillig, in diesem Charakterzug ähneln sie Katzen. Sie suchen von sich aus die Nähe zum Menschen; erzwingt man den Kontakt, kann das zu Angstreaktionen bis hin zu Verhaltensstörungen führen.
Wichtig ist auch zu wissen, dass Chinchillas dämmerungs- und nachtaktiv sind. Das Tier in der Zooabteilung, dem die Entzückensschreie galten, schlief nicht mehr lange, weil es dadurch geweckt wurde. Häufiges Wecken verkürzt aber die Lebenserwartung drastisch. Sie benötigen also einen ruhigen Chinchillaraum, auch um Ihrer selbst willen, da Chinchillas nachts mitunter sehr lärmen können.
Das Wichtigste, was zu bedenken ist: Chinchillas werden sehr alt. Etwa 15 bis 18 Jahre, das Spitzenalter liegt sogar bei 22 Jahren. Sind Sie sicher, dass Sie sich so lange an ein Tier binden können und wollen?
Systematik
Das Viscacha ist ein Steppenbewohner und mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 50 Zentimetern das größte Tier aus der Familie der Chinchillas. Wie die eigentlichen Chinchillas ist es vom Aussterben bedroht. (Foto: Wolf, fotografiert in der Wilhelma, Stuttgart)
Die Eigentlichen Chinchillas, umgangssprachlich nur als Chinchillas bezeichnet, werden innerhalb der Ordnung der Nagetiere zur Unterordnung der Stachelschweinverwandten, Teilordnung der Meerschweinchenverwandten und Familie der Chinchillas gezählt.
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricomorpha)
Teilordnung: Meerschweinchenverwandte (Caviomorpha)
Familie: Chinchillas (Chinchillidae)
Gattung: Eigentliche Chinchillas (Chinchilla)
Die Familie der Chinchillas teilt sich in drei Gattungen mit sechs Arten auf:
Eigentliche Chinchillas(Chinchilla) mit zwei Arten:
Langschwanz-Chinchilla (Chinchilla lanigera)
Kurzschwanz-Chinchilla (Chinchilla brevicaudata)
Hasenmäuse oder Berg-Viscachas (Lagidium) mit drei Arten
Viscachas mit einzigem Vertreter Lagostomus maximus
Die Eigentlichen Chinchillas und die Hasenmäuse sind nah miteinander verwandt. Sie bewohnen gebirgige Gegenden und unterscheiden sich bezüglich der Lebensweise, Fortbewegung und Ernährung kaum voneinander.
Wenngleich sie zur Teilordnung der Meerschweinchenverwandten gehören, sind die Eigentlichen Chinchillas mit den Meerschweinchen nur entfernt verwandt.
Kurzschwanz-Chinchilla (Chinchilla brevicaudata)
Die Art Kurzschwanz-Chinchilla ist gekennzeichnet durch einen verhältnismäßig kurzen Schwanz und kurze rundliche Ohren. Sie teilte sich ursprünglich in zwei Unterarten auf: das Kurzschwanz-Chinchilla und das Königs-Chinchilla.
Die Körperlänge beträgt 30 bis 32 Zentimeter, die Schwanzlänge etwa die Hälfte, die Ohrlänge 4 bis 5 Zentimeter. Die Schulter- und Nackenpartie ist breiter und stämmiger als beim Langschwanz-Chinchilla. Die Nase ist stumpf, wodurch der Kopf abgeplattet wirkt.
Der ursprüngliche Lebensraum der Kurzschwanz-Chinchillas waren die Anden Westargentiniens und Boliviens in Höhenlagen von 2.500 bis 4.000 Meter. Als es noch verbreiteter war, wurde es auch als Haustier gehalten. Heute ist es noch gefährdeter als das Langschwanz-Chinchilla und steht auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten (IUCN).
Königs-Chinchilla (Chinchilla chinchilla chinchilla)
Das Königs-Chinchilla, das heute als ausgestorben gilt, wurde als erstes Kurzschwanz-Chinchilla 1829 von dem Zoologen Lichtenstein beschrieben. Mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 36 bis 38 Zentimetern war es das größte Chinchilla. Es hatte im Verhältnis zum Körper die kürzesten Ohren und den kürzesten Schwanz (Ohren 4 Zentimeter, Schwanz 14 bis 16 Zentimeter Länge). Seine Heimat waren die Küstenkordilleren Perus und Nordchiles. Es lebte in Höhen von 3.000 bis 4.000 Metern und mehr. Sein Pelz war außergewöhnlich seidig und wurde hoch gehandelt. Dadurch aber war es besonders extremer Bejagung ausgesetzt.
Langschwanz-Chinchilla (Chinchilla lanigera)
Das Langschwanz-Chinchilla, auch Kleines Chinchilla genannt, ist mit einer Körperlänge von 25 bis 28 Zentimetern das kleinste Chinchilla. Es ist die Art, die heute als Heimtier gehalten wird. Die Ohren sind länglich, Schwanz und Ohren sind deutlich länger als die seiner Verwandten.
Sein Verbreitungsgebiet ist auf Chile begrenzt. Ursprünglich bewohnte es dort die Küstenkordilleren in Höhenlagen bis zu 3.000 Metern. Heute ist es außerhalb von Reservaten kaum noch anzutreffen. Sein Bestand ist stark bedroht. Lange hielt man es für ausgerottet, bis Anfang 1970 einzelne Exemplare bei Auco wiederentdeckt wurden.
Ursprünglich wurde das Langschwanz-Chinchilla in drei Typen unterteilt: den La Plata-Typ, den Costina-Typ und den Raton-Typ. Sie unterschieden sich in vielen Merkmalen wie Körperbau, Kopfform, Größe und Gewicht, Fellbeschaffenheit und im Vorkommen. Dennoch handelt es sich um keine Unterarten im zoologischen Sinne. Zwar ordneten frühere Forscher den Costina-Typ dem Langschwanz-Chinchilla als Unterart zu (Chinchilla lanigera costina oder Chinchilla lanigera bennett). Heute herrscht jedoch in Fachkreisen Einigkeit darüber, dass es sich bei allen drei Typen um Chinchilla lanigera handelt und die Unterschiede herkunftsbedingt sind.
Die drei Typen sind vergleichbar mit Rassen, wobei der Begriff „Rasse“ beinhaltet, dass die unterschiedlichen Merkmale zuchtbedingt sind. Im Fall der Chinchillas handelt es sich aber um Wildformen, insofern ist die Bezeichnung „Typ“ am zutreffendsten.
In freier Natur sind heute nur noch der La-Plata- und der Costina-Typ anzutreffen. In Heimtierhaltung wurden in vergangenen Zuchten alle drei Typen untereinander gekreuzt, sodass kein Typ mehr reinerbig existiert. Man geht davon aus, dass unser heutiges Langschwanz-Chinchilla eine Mischform aus allen drei Typen darstellt.
Genetische Unterschiede