Closing Words - Valuta Tomas - E-Book

Closing Words E-Book

Valuta Tomas

0,0

Beschreibung

Ihr steht an der Schwelle einer schwerwiegenden Entscheidung und müsst wählen. Sterben eure langjährigen Freunde durch eure eigene Hand, oder sterben die Menschen die dir am wichtigsten sind? Deine Frau und euer gemeinsames Kind? Wie würdet ihr euch entscheiden? San Francisco: Neve und Sam glaubten nach ihrer Rückkehr endlich ein ruhiges Familienleben zu führen. Seit drei Jahren gehen sie ihren regulären Jobs nach und agieren nur noch selten im Rudel der Five Dogs. Ihnen wird allerdings ein Strich durch ihr familiäres Leben gezogen, als eines Tages ihre Tochter Precious entführt wird. Durch eine Salve von Autobomben, wissen die Hunde, dass ihnen jemand den Platz der Five Dogs in San Francisco streitig machen will. Auf der Suche nach Precious, muss einer der Hunde eine Entscheidung treffen. Eine Entscheidung, die so grausam ist, dass keiner der Freunde deren Tragweite erahnen könnte. In einem letzten Kampf, in den Tiefen eines New Yorker U-Bahn Tunnels, entscheidet sich Neve mit nur einem einzigen Handgriff für eine unvorstellbare Zukunft. Eine Zukunft ohne Precious und Sam…

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 493

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Valuta Tomas

Closing Words

Neues Spiel - Neuer Gegner

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog

Stage 1

Stage 2

Stage 3

Stage 4

Stage 5

Stage 6

Stage 7

Stage 8

Stage 9

Stage 10

Stage 11

Stage 12

Stage 13

Stage 14

Stage 15

Stage 16

Stage 17

Stage 18

Stage 19

Stage 20

Stage 21

Stage 22

Stage 23

Stage 24

Stage 25

Stage 26

Epilog

Impressum neobooks

Prolog

Ihre Augen begleiten den nächtlichen Verkehr an der Straßenkreuzung. Wie oft fuhr sie mit Sam nachts durch die Straßen, wenn Precious bei ihrem Vater war? Sie verbrachten Stunden in Sams Baby und sind einfach gefahren. Ohne Ziel, ohne Orientierung. Sie fuhren einfach. Egal wohin, nur weg. Sie redeten über vergangenes, über den Alltag, über ihre Zukunft, oder schwiegen sich an. Es war so einfach mit Sam zu schweigen. So unfassbar einfach.

Ein hupen hinter sich, holt sie in die Gegenwart zurück. Flüchtig hebt sie entschuldigend eine Hand, lässt die Kupplung kommen und fährt.

So wie die beiden es schon immer taten. Fahren.

Ihr zielloser Weg führt sie über die Golden Gate Bridge. Sie weiß nicht wo sie hin will. Sie muss einfach nur weg. Auch wenn es logischer wäre jeden Hebel in Bewegung zu setzen, um Sam aus seinen Klauen zu holen, weiß sie, dass sie nachdenken muss. Sie braucht einen klaren Kopf. Wenn sie jetzt blind auf ihn losgeht, kann das fatale Folgen haben. Zwar weiß sie derzeit nicht welche, aber ihre Intuition schlägt schon alleine bei dem Gedanken daran, Alarm.

Der schnurrende Motor des Toyotas hat eine beruhigende Wirkung auf ihre Seele. In den Momenten in denen sie nicht an Sam oder ihn denkt, geht es ihr gut. Das hält allerdings nur für Bruchteile einer Sekunde an. Sie ist zu sehr mit ihren Gedanken und Gefühlen beschäftigt.

Ihre Hände lenken den Wagen fast selbstständig. Ohne nachzudenken schaltet sie, bremst und blinkt. Alles läuft mechanisch ab. Irgendjemand zieht die unsichtbaren Fäden an ihren Handgelenken und lässt sie fahren.

So lange, bis sie ein Schild erkennen kann, das auf die Sonoma Autorennstrecke hinweist. Bald findet hier wieder ein Rennen statt.

Stimmt, Sam erzählte ihr davon. Mit leuchtenden Augen stand sie vor ihr und hüpfte wie ihre Tochter auf der Stelle herum. Sie bettelte ihre Frau regelrecht an, dass sie daran teilnehmen möchte. Sie brauchte nicht lange zu überlegen, um der Bitte ihrer Frau zuzustimmen. Natürlich würde sie Sam dort hinlassen. Und natürlich würde sie auch mitkommen. Wenn sich die Gelegenheit bietet, würde sie sogar selbst ein Rennen fahren. Vielleicht mal wieder gegen Sam? Sich mal wieder gegenseitig am Auspuff schnuppern lassen, hätte einen gewissen Reiz, der beiden Frauen unter den Fingernägeln brannte.

Gedankenverloren steuert sie den Toyota auf das Renngelände. Die Reifen begrüßen den Gummibelasteten Asphalt. Wie viele Autos hier wohl schon ihre besten Reifen gelassen haben? Aber was tut man nicht alles für eine gute Show und eine stinkende Gummiwolke?

Lächelnd rollt sie an die Startlinie. Die Viertelmeile des Drag Strip liegt dunkel und verlassen vor ihr. Wie gerne hätte sie jetzt Sam neben sich stehen? Wie gerne würde sie in ihrem silbernen Pfeil mit dem Gas spielen, um Sam herauszufordernd? Wie gerne würde sie ihr einen provokanten Blick zuwerfen, nur damit Sam ebenfalls mit dem Gas ihres Babys spielt?

Sie spürt nicht, dass ihr Fuß immer wieder auf das Gaspedal tritt. Sie hört den heulenden Motor nicht. Sie blickt einfach auf die Strecke. Sie denkt an ihre Frau und wünscht sich nichts sehnlicheres, als dass sie hier ist.

Sie umgreift den Schaltknauf fester, reißt den ersten Gang hinein, nimmt den Fuß von der Kupplung und legt ihr ganzes Gewicht auf das Gaspedal. Sofort bricht der Arsch des Toyotas aus, als die hinteren Reifen durchdrehen. Kaum haben sie Grip, frisst sich der Wagen in die Strecke. Ihr Fuß tritt die Kupplung unglaublich hart. Die Hand reißt den nächsten Gang in das Getriebe. Der Wagen zieht mit einer unglaublichen Geschwindigkeit an, bis sie ihre Gefühle erneut durch die Kupplung und den Schaltknauf zum Ausdruck bringt. Ihre Augen liegen scharf auf der dunklen Strecke. Sie sieht nur so weit, wie der Lichtkegel der Scheinwerfer es zulässt. Dennoch fährt sie mit einer Geschwindigkeit, die in dieser Dunkelheit tödlich enden könnte.

Der nächste Gang wird in das Getriebe geschlagen. Gedanken an Sam und ihn prügeln sich ebenso unsanft in ihr Gehirn, wie sie einen weiteren Gang in das Auto boxt.

Gedanken die sie zerfressen. Gedanken die sie zerreißen. Gedanken die sie die Kontrolle über den Wagen verlieren lassen. Mit über hundert Meilen bricht der Wagen aus. Quietschend dreht sich der Toyota einige Male auf der Strecke. Ihre Augen fliegen hektisch hin und her. Sie erfasst die seitlichen Absperrungen der Strecke. In einem Moment tauchen sie im Lichtkegel der Scheinwerfer auf, dann erscheint wieder die Strecke. Abwechselnd spielen sie Fangen mit ihr.

Adrenalin pumpt sich durch ihren Körper. Angst übermannt sie. Panische Angst. Angst um Sam, nicht um sich selbst. Sie ist sich egal. Sie will einfach nur ihre Sam wieder haben.

Qualmend bleibt der Toyota stehen. Überall in ihrem Körper kribbelt es. Der Nacken, die Arme, der Kopf, alles. Sie atmet rasend. Die Augen weit geöffnet, blickt sie um sich, dann bricht sie in Tränen aus. Sie weiß, dass diese ganze Geschichte mit ihm kein gutes Ende nehmen wird. Und das zu wissen, zerreißt sie.

Voller Verzweiflung weint sie um Sam. Um die Tage die noch auf sie zukommen werden. Wütend, weinend und brüllend schlägt sie auf das Lenkrad. Sie schreit ihre ganze Wut und Verzweiflung heraus. Mit den Fäusten schlägt sie dann gegen das Autodach.

Warum musste das passieren? Warum können sie nicht einfach nur in Ruhe leben? Warum muss immer irgendetwas in ihrem Leben passieren, so dass sie sich gegenseitig beweisen müssen? Wieso müssen sie ihre Liebe zueinander immer beweisen? Wieso können sie nicht einfach in einem stinklangweiligen aber glücklichen Leben alt werden und zusammen sterben?

Schwer atmend, weinend und hilflos, verlassen sie ihre Kräfte. Sie sackt in sich zusammen. Wimmernd schlingt sie die Arme um sich selbst. Als sie ihre Augen schließt, sieht sie Sam vor sich. Ihr Herz schmerzt. Ihr Herz zerfetzt fast bei dem Gedanken daran, was er alles mit ihr anstellen wird. Aber Sam wird sich wehren, das weiß sie. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Egal was er ihr antun wird, Sam wird einen Weg finden, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Sam wäre nicht Sam, wenn sie zu seinem Spielzeug wird, nur weil er es so will.

»Scheiße!«, brüllt sie und schlägt noch einmal mit der Faust gegen das Autodach.

Stage 1

»Precious, lauf bitte nicht so weit weg.« Voller Sorge blickt Sam der Maus hinterher, wie sie mit ihren kleinen Füßen flink durch den dunklen Sand des Baker Beach umher rast.

Ein kurzes »Ja« wird mit dem Wind zu ihr zurückgetragen, was sie allerdings nicht beruhigt. Ihre Augen kleben an dem sechsjährigen Zwerg, die alles erkundet was ihr auf ihrer kleinen Jagd entgegenkommt. Und sei es eine einfache Muschel, die hier zu tausenden herumliegt.

Sonntagnachmittag und Neve kam auf die Idee, ihre beiden Süßen einfach einzupacken und an den Strand zu entführen. Sie wollte raus aus dem Trott, den sie täglich meistern. Ein Wochenende das mal wieder nur ihnen gehört. Durch ihren Job als Agentin beim FBI, hat sie mittlerweile viel zu wenig Zeit, um ein richtiges Familienleben führen zu können. Sie kommt kaum noch dazu ihre kleine Maus aufwachsen zu sehen.

»Sam?«, haucht sie leise.

»Hm?« Sams Augen verfolgen noch immer Precious' Spießroutenlauf.

Auf einer Decke sitzend, haben es sich die Frauen am Wasser gemütlich gemacht. Sie stören sich nicht daran, dass es ihnen hunderte von Familien gleichmachen. Der Strandabschnitt ist bis zum erbrechen gefüllt, was den offenen Blick auf Precious erschwert.

Weil Sam zwischen ihren Beinen vor ihr sitzt, schlingt Neve die Arme enger um die Frau die ihr Leben bedeutet und zieht sie näher zu sich heran. Ihre Lippen gleiten an Sams Ohr, was der jungen Frau, trotz der vergangenen Jahre, noch immer einen zittrigen Schauer bereitet.

»Was hältst du davon, wenn Precious jemanden hätte, mit dem sie spielen könnte? Vielleicht ein kleines Geschwisterchen?« Sam stockt spürbar der Atem. Neve kann regelrecht dabei zuhören, wie ihr Herz zu rasen beginnt.

Ganz langsam beugt sich Sam vor, löst sich aus der Umarmung und dreht sich zu ihr um. Ihre Augen treten fast aus den Höhlen.

»Ist das dein Ernst?«, flüstert sie leise. Ihre Stimme zittert leicht.

Etwas verunsichert nickt Neve. Eigentlich hatte sie sich eine andere Reaktion ausgemalt. Eine, die Jubel und Luftsprüngen etwas mehr gleicht. Stattdessen ist sie sich plötzlich nicht mehr so sicher, ob es richtig war diese Frage zu stellen.

Irritiert schaut sie Sam an. Ein leichtes Lächeln bildet sich auf den vollen Lippen der Südländerin. Spitzbübisch zieht sie eine Augenbraue hoch.

»Interessant dass du das fragst.«

»Warum?« Neve ist noch immer über Sams Reaktion verunsichert. Wo bleibt die Freude?

Aus der hockenden Haltung erhebend, beugt sich Sam zu ihr und presst sich mit dem Oberkörper kräftig gegen sie, sodass beide Frauen auf der Decke zum liegen kommen.

Sams offene Haare fallen seitlich am Gesicht hinunter. Neve muss bei diesem Anblick schlucken. Sie kann es selbst nicht glauben, dass Sam noch immer diese unglaubliche Wirkung auf sie hat.

Da können sie seit drei Jahren endlich ein völlig normales Leben genießen, aber die Wirkung der Anziehungskraft jeder Frau auf die andere, hat sich kein Stück verändert, im Gegenteil. Neve glaubt, dass sie Sam mit jedem Tag mehr und mehr liebt. Falls das überhaupt noch möglich ist.

»Weil ich mir seit einer Woche die richtigen Worte überlege, um dich wissen zu lassen, dass ich mir noch ein weiteres Kind wünsche.« Sams aufleuchtende Augen begleiten ihre letzten Worte. Lächelnd aber erwartungsvoll schaut sie zu Neve hinunter. Der Jubel und die erwarteten Luftsprünge absolviert nun die Agentin. Ihre Augen schimmern vor Glück und Freude.

»Wirklich? Bist du dir sicher?«, krächzt sie und versucht ihre Stimme zu halten, damit diese nicht von den aufkommenden Tränen erstickt wird. Wortlos nickt Sam. Ihre Augen beantworten jede weitere Frage, die Neve ihr stellen könnte.

Keine Worte könnten die Fragen beantworten. Blicke reichen. Das taten sie bei Sam und Neve schon immer. Vieles was sie erlebt und durchlebt haben, konnten sie mit Blicken und gewissen Ausdrücken in den Augen schweigend unter sich klären. Niemals hätte Neve geglaubt, dass man auch auf so eine Art kommunizieren kann. Sie war es immer leid so viel reden zu müssen. Oftmals war sie es sogar leid den Mund zu öffnen. Sie hatte keine Lust dazu. Sie wollte nicht immer reden, sondern einfach nur handeln. Und mit Sam ist das alles so einfach geworden. Oft reicht nur ein Blick und sie wissen was sie denken, fühlen und meinen. Die Frauen sind füreinander wie ein offenes Buch. Jede kann in der anderen lesen, ohne eine Barrikade vorzufinden. Keine hindert die andere daran, in deren Gedanken und Gefühlen zu lesen. Und das alles über die Augen ausdrücken zu können, ist für Neve eine Tatsache, die sie manchmal bis heute noch nicht glauben kann.

Neves Hände zittern vor freudiger Aufregung, als sie nach Sams Gesicht greift und diese göttliche Frau zu sich herunterzieht, um ihr Glück mit einem innigen Kuss zu besiegeln.

Sie spürt an ihren Lippen, dass Sam lächelt. Auch sie lächelt. Sie fühlt sich in diesem Augenblick so glücklich wie schon lange nicht mehr. Zu wissen, dass sie mit Sam zusammen ihre eigene kleine Familie weiterwachsen lassen will, beschert ihr einen fantastischen Rausch an Glücksgefühlen.

Diese werden allerdings abrupt vernichtet, als Sams gesamter Körper mit einem harten Ruck auf ihren gepresst wird. Schlagartig wird Sam um einige Kilo schwerer. Ein jauchzendes Kindergeschrei ertönt, als sich Precious mit vollem Körpereinsatz auf Sams Rücken wirft.

Sam reißt sich prustend von Neve los und blickt nach hinten. Ihre Augen leuchten noch immer.

»Du kleiner Schlawiner«, grinst sie verzückt, als ihre Augen Precious erfassen.

»Na warte, dich schnappe ich mir.« Mit einem lauten Quieken springt Precious auf die Beine und rennt flink vor ihren Müttern davon.

»Ich kriege dich«, jauchzt Sam, als sie ebenfalls vom Boden aufspringt und den Zwerg verfolgt.

Langsam erhebt sich Neve aus der liegenden Haltung und beobachtet ihre beiden Süßen. Wie ein Wiesel rennt Precious kreischend und quietschend vor Sam weg, die ihr in einem angemessenen Tempo hinterher eilt. Bewusst bewegt sie sich etwas langsamer in dem Sand, um Precious ein kleines Erfolgserlebnis geben zu können.

Aber selbst wenn Sam das nicht tun würde, könnte der Zwerg ihr immer wieder gewandt durch die Finger flutschen. Die kleine Maus stellt sich richtig raffiniert an, ihrer Mutter zu entkommen.

Lachend rennt Precious vor Sam weg und bringt Neve somit dazu, Tränen vor Freude in die Augen treten zu lassen. Sie fühlt sich so lebendig und vollständig, dass es eigentlich kaum noch besser werden könnte. Der Gedanke an ein weiteres Kind, beflügelt dennoch ihre Gedanken und Emotionen. Ja, ein weiterer kleiner Hosenscheißer wäre schon schön.

Belustigt beobachtet sie die zickzackartige Verfolgungsjagd, bis Sam Precious tatsächlich zu packen kriegt. Auch wenn der kleine Lockenkopf schon einige Kilo schwerer geworden ist, scheint es für Sam kein Problem darzustellen, die Maus von den Füßen zu reißen und sie etwas in die Luft hochzuschmeißen. Precious jauchzt vor Freude, Sam strahlt sie voller Glück an. Ihre Hände fangen den Zwerg geschickt wieder auf, als die Schwerkraft an dem kleinen Kinderkörper zerrt.

Lachend setzt sie Precious auf dem Boden ab. Sie beugt sich zu ihr hinunter und sagt ihr irgendetwas ins Ohr. Gleich darauf blicken beide zu Neve zurück. Als ihr aufgrund dessen bewusst wird, was die beiden vorhaben, bekommt sie große Augen.

»Oh oh.« Trotz ihres fortgeschrittenen Alters, schafft es Neve blitzschnell auf ihre Füße zu kommen, als Precious und Sam kreischend auf sie losrennen. Lachend tragen Neves Füße sie durch den Sand, während sie voller Freude vor ihren Frauen wegrennt.

»Los Precious, schnapp sie dir«, feuert Sam ihre Tochter an. Quietschend rennt Neve wie ein Wiesel über den Strand. Bewusst einen Schritt langsamer damit ihr Zwerg hinterherkommt, aber dennoch schnell genug, um nicht in Gefangenschaft zu geraten.

Gackernd flieht Neve weiter, bis sie sich urplötzlich umdreht, die Arme ausstreckt und die ahnungslose Precious blitzschnell schnappt, die ihr ungebremst in die Arme rennt.

»Hab dich«, kichert sie. Eine Salve von Küssen prasseln auf Precious' Wangen herab, bis Sam neben den beiden auftaucht.

»Na das werden wir nochmal üben, nicht wahr Schatz?«, lacht sie und wuschelt Precious über die kräftigen Locken. Auch sie knutscht ihren Zwerg von oben bis unten ab, bis sie ihr Handy zückt.

»Kommt, Familienfoto.« Sam schiebt ihre beiden Frauen eng zusammen und hält das Handy ein wenig höher. Ohne ein Sag-mal-Cheese Kommando, grinsen die drei um die Wette in die Kamera, bis Sam den Auslöser drückt. Stolz betrachtet sie das gemachte Foto. Ihre Augen beginnen zu leuchten, als sie auf das Display blickt.

»Perfekt.« Freudig lächelt sie Neve an, haucht ihr einen Kuss auf die Lippen und lässt nebenbei eine Hand über deren Rücken wandern. Sofort prescht eine Gänsehaut über Neves Haut, die elektrisierend auf sie wirkt. So viele Jahre sind vergangen. So viele Dinge sind in ihrem gemeinsamen Leben passiert und dennoch hat nichts davon es geschafft, diese einzigartige Magie zwischen den beiden Frauen zu zerstören. Diese ist noch immer präsent. Für beide selbst spürbar, für andere sichtbar.

***

Mit dem Beginn des Sonnenuntergangs, rollt der Mercedes Kombi auf die kleine Auffahrt ihres Hauses.

Neve und Sam waren sich schon wenige Tage nach ihrer Rückkehr einig, dass Sams entworfenes und gebautes Haus einfach nicht für eine Familie geeignet war. Es war traumhaft, es war einmalig, es war ein Stück Neve und Sam. Aber für eine Familie war es einfach nicht tauglich.

Somit verkauften sie schweren Herzens diesen kleinen Lebensabschnitt und kauften sich ein Haus, das etwas näher an Matt, Laura und Jessica lag. Sie bauten es noch nach ihren Wünschen und Vorstellungen aus und dann stand dem Einzug nichts mehr im Weg.

Anstatt wie bei allen anderen Häuser in dieser Straße, besaß das Haus der beiden Frauen nicht ein oder zwei Garagen, sondern übertriebene sechs. Zwei für die jeweiligen Otto-Normal-Verbraucher Autos. Diese wurden normal zur Straße gebaut, während die anderen nach hinten zum Grundstück hin seitlich erbaut wurden. Zwei ausgestattet mit einer kleinen persönlichen Auto Werkstatt für Sam, eine für ihr 67´er Mustang Baby und eine für Neves silbernen Pfeil.

Die Anzahl der Zimmer im Haus, lässt sich als normaler Standard einstufen. Jedenfalls für Multi-Millionäre in Amerika. Acht Zimmer an der Zahl beherbergt dieses Haus. Wohnzimmer, Gästezimmer, Esszimmer, Schlafzimmer, Preciuos' Zimmer, ein Spielzimmer für den Zwerg wo auch Damon drin schläft, wenn er das Wochenende bei seinen Tanten verbringt, ein gemeinsames Büro und ein Zimmer in dem sich Sam mit ihrem Atelier ausgebreitet hat. Drei Badezimmer und der sonstige ganz normale Wahnsinn.

Sam brauchte einige Zeit bis sie sich an diesen normalen Standard gewöhnte, lebte aber dennoch schnell genug in ihren vier Wänden auf.

Von außen wirkt das Haus keineswegs, als wenn dort zwei Hunde wohnen würden. Es sieht ungezwungen normal aus. Auch würde keiner erahnen, dass dort zwei Frauen leben, die Millionenschwer sind. Keine der Frauen kümmert sich sonderlich um das Vermögen, das sie umgibt. Sie nehmen es einfach hin und sind froh darüber, nie wieder in ihrem Leben Geldsorgen haben zu müssen.

Weshalb also in einem prunkvollen Haus wohnen, was eventuell einige menschliche Probleme anlocken könnte? Nein, die beiden sind zufrieden mit ihrem Leben.

***

Am nächsten Morgen schnauft Sam wie ein wild gewordener Stier, als es an der Haustür klopft. Weil Neve alle Händevoll damit zutun hat, Precious in die Kleidung der Pacific Academy Privatschule zu stopfen, stampft Sam zur Haustür. Mit einem kräftigen Schwung reißt sie diese auf und macht auf dem Absatz wieder kehrt. Sie braucht die Person nicht zu sehen die geklopft hat. Sie braucht sie weder zu begrüßen, noch herein zu bitten. Jill kennt den Weg.

Sam wandert in die große Küche zurück, wo sie sich gleich daran macht, Precious' Brotdose in den Schulranzen zu verfrachten.

»Guten Morgen, Jill«, begrüßt Neve ihre Kollegin lächelnd. Diese hält einen sicheren und gesunden Abstand zu Sam und bleibt im Türrahmen stehen. Sie nickt lediglich. Ihre Augen wandern unsicher zu der Südländerin herüber.

Gekonnt ignoriert die junge Frau die Anwesenheit der Porno-Blondine. Obwohl, bei genauerem betrachten ist davon nicht mehr viel übrig geblieben. Jill trägt einen schwarzen Anzug, eine weiße Bluse und dunkle Schuhe. Ihre blonden Haare hat sie zu einem straffen Pferdeschwanz gebunden.

Nachdem sie damals die Seelenwanderung von Neve erklärt bekam, wandelte sich ihr Leben einige Monate danach um hundertachtzig Grad. Plötzlich hatte sie keine Lust mehr sich aufzubrezeln. Sie wollte nicht mehr auf Meterhohen Schuhen laufen und ihr Gesicht jeden Tag zuspachteln. Aus ihr wurde nach einigen Wochen eine neue und völlig normale Jill.

Auch Matt beobachtete sie einige Zeit. Er verfolgte sie. Er verfolgte sie und Neve, wenn diese als Hund in der Nacht einige Dinge laufen ließ. Er sah unheimlich viel Potential in diesem Playboy-Bunny, die ihre weiblichen Vorzüge immer im richtigen Moment einzusetzen wusste. Somit war es für ihn irgendwann keine Frage mehr. Er nahm Jill mit in das Rudel auf. Sie war nun also ebenso ein Hund, wie alle anderen auch.

Sehr zum Leidwesen von Sam. Insgeheim wünschte sie sich, dass der Tätowierer damals versehentlich abrutschte und das Five Dog Tattoo zu einer grausamen Missgeburt verunstaltete. Aber der gute Mann war wie immer professionell und präsentierte nach einiger Zeit einen neuen Hund in Jills Nacken.

Dass dieses Blondchen nun aber mit einem Holster ausgestattet und einer Kette um ihren Hals, an der ihre FBI Marke baumelt, bei Sam und Neve im Haus steht, hat sie Neve zu verdanken. Ebenfalls sehr zu Sams Missfallen.

Als Neves Partner vor zweieinhalb Jahren in die Abteilung für Sexualdelikte wechselte, sah sie eine Chance Jill einen brauchbaren Job zu geben. Viel konnte sie ja nun leider nicht aufweisen. Außer einen verdammt klugen Kopf und ein gutes Gespür. Somit dauerte es nicht lange, bis Jill ihre Ausbildung bei der Polizei und danach beim FBI absolvierte und nun seit einigen Monaten als Neves Partnerin an ihrer Seite die Straßen etwas sauberer hält.

Sam kann mit diesem ganzen Theater einfach nichts anfangen. Sie ist Jill gegenüber so kalt, dass sie ihr noch nicht einmal einen Kaffee anbietet, während sie auf Neve wartet.

Ihre Frau weiß natürlich weshalb diese Antipathie zwischen den Frauen besteht. Sam geht es gar nicht darum, dass Neve damals mit Jill geschlafen hat, nein. Der Grund dafür ist erst zwei Wochen alt.

Als Neve nach Feierabend nach Hause kam, erzählte sie Sam, dass Jill am Nachmittag versucht hätte sie zu küssen. Sie wollte einfach ehrlich sein und kein schlechtes Gewissen haben müssen, weil eine unausgesprochene Geschichte zwischen ihnen stand.

Voller Wut schmiss Sam damals den Kochlöffel in den Topf zurück und fegte an Neve vorbei aus der Küche und dem Haus. Als die Agentin gleich darauf den Motor von Sams Wagen hörte, wusste sie was passieren würde. Mit einer fließenden Handbewegung stellte sie den Herd aus, sprang in ihren eigenen Wagen und folgte ihrer Frau.

Ohne auch nur auf eine Verkehrsregel zu achten, raste Sam durch den frühen Abend. Neve fuhr ihr hinterher und versuchte sie immer wieder zu überholen. Es war aber ein Kampf gegen Windmühlen. Das hier war kein illegales Straßenrennen. Das hier war pure Eifersucht. Rasende und tobende Eifersucht. Neve hätte es also niemals geschafft, Sam zu überholen. Sie konnte ihr nur folgen.

Wegen einer belebten Kreuzung, verlor sie für einen Moment den Anschluss zu Sam, fuhr aber schon wenige Minuten später in Jills Straße. Ihre Augen erfassten eine tobende Sam, die aus ihrem Wagen sprang und auf Jills Haustür zuraste. Sie machte sich noch nicht einmal die Mühe ihren Wagen auszustellen. Auch legte sie unterwegs ihre guten Manieren ab. Ohne zu klopfen oder zu klingeln, riss sie die Haustür auf.

Weil Jill selbst erst vor einigen Minuten zuhause ankam, drehte sie sich erschrocken um, als jemand ungebeten in ihrem Haus auftauchte. Zur Verteidigung griff sie nach ihrer Waffe, ehe sie sah, dass es sich bei dem Eindringling um Sam handelte. Sie konnte allerdings nicht so schnell agieren, wie Sam plötzlich nach ihrem blonden Kopf griff und diesen mit aller Kraft gegen den Spiegel der Kommode schlug.

Neve erreichte die offenstehende Haustür erst, als etwas scheppernd zerbrach. Erschrocken blickte sie in Jills Haus. Sie sah wie ihre Kollegin zu Boden sank. Bei Bewusstsein, aber am Kopf blutend.

Schnaubend und mit geballten Fäusten stand Sam vor ihr.

»Sam!«, keifte Neve, betrat das Haus und kniete sich zu ihrer Kollegin. Besorgt schaute sie sich die Wunde an, die der zerbrochene Spiegel mit sich brachte. Wütend warf sie ihre Augen zu ihrer Frau zurück.

»Das war nicht nötig, Sam. Ich habe dir gesagt, dass nichts passiert ist und sie sich entschuldigte. Was sollte das?«

»Das ist mir scheiß egal! Diese Schlampe versucht doch schon seit Jahren an dich ranzukommen!«

»Das ist nicht wahr Sam und das weißt du.« Während sich Jill stöhnend den Kopf hielt, erhob sich Neve und trat an ihre Frau heran.

»Soll ich dir sagen was ich weiß?«, schnaubte Sam. Ihre Nasenflügel bebten vor Wut.

»Ich weiß, dass sie dich ficken will. Und wenn du ehrlich zu dir selbst bist, weißt du, dass du das auch willst.« Erschrocken riss Neve die Augen weit auf.

»Sag mal, spinnst du jetzt völlig?« Ihre Stimme bekam einen gefährlichen Unterton.

»Das ist eine unverschämte Lüge. Was unterstellst du mir?« Sam trat so dicht an Neve heran, dass diese das Parfüm ihrer Frau aufnahm. Wenn diese derzeitige Situation nicht geherrscht hätte, wüsste sie, was sie am liebsten gemacht hätte.

»Du kannst es ruhig zugeben, Neve. Du willst sie doch. Schon vor meiner Zeit hast du alles flachgelegt was du kriegen konntest. Und selbst nach unserer Rückkehr konntest du es nicht sein lassen. Bei der erstbesten Gelegenheit hast du für sie die Beine breitgemacht.« Sams zischende Worte trafen Neve hart.

»Sam!«, knurrte sie aufgebracht.

»Bist du noch ganz bei Trost? Du weißt, dass ich damals nicht ich selbst war. Du tust mir unrecht. Das ist nicht fair.« Sams Antwort auf Neves Kommentar war ein verachtendes Schnauben. Sie drehte sich um, verließ wutentbrannt das Haus, warf sich in ihren Wagen und fuhr mit qualmenden Reifen in den Abend.

Vor Wut und Enttäuschung zitternd, stand Neve noch einige Momente regungslos da, bis sie sich um ihre Kollegin kümmerte.

Der Rest des Abends war gelaufen. Sam kam nicht nach Hause. Neve stand alleine im Haus und kümmerte sich um Precious, die mit vollem Magen von Laura zu Hause abgesetzt wurde. Sie brachte die Maus ins Bett, schaute ein wenig fern, arbeitete noch etwas am Computer und kroch dann selbst irgendwann ins Bett.

Erst kurz bevor die Sonne am nächsten Tag aufging, hörte sie, wie sich die Schlafzimmertür öffnete. An Schlaf war eh nicht zu denken. Die ganze Zeit dachte sie über Sams Worte nach. Ja, sie schlief damals mit Jill, aber das war zu ganz anderen Begebenheiten. Jetzt würde ihr das niemals wieder in den Sinn kommen. Für sie gab es nur noch Sam. Sie und keine andere. Bisher glaubte sie immer, Sam dieses Gefühl auch übermittelt zu haben, dass sie die einzige Frau in ihrem Leben sei. Aber scheinbar strengte sie sich nicht genug an, oder sie war einfach zu blöd dafür.

Angespannt spürte Neve, wie Sam in das Bett kroch. Vorsichtig und zaghaft rutschte sie von hinten an ihre Frau heran. Neve wollte sich nicht umdrehen. Sie stellte sich schlafend. Sam musste auch mal spüren, dass ihr Verhalten manchmal mehr als unangebracht war.

Ihre Worte »Es tut mir leid. Entschuldige bitte« ließen diesen Vorsatz allerdings wie eine Seifenblase im Nu platzen.

Langsam drehte sich Neve dann doch zu ihr um. Schweigend schaute sie ihr in die Augen. Die Augen in denen sie sich immer wieder aufs Neue verlor. Sie weiß bis heute nicht wie Sam das macht, aber ein Blick reichte und sie wurde zu Wachs in ihren Händen.

Ohne ein Wort miteinander zu sprechen, diskutierten die Frauen mit Blicken über dieses Thema, bis Sams Blick unglaublicher Scham wich.

Neve kannte ihre Eifersucht. Sie wusste wie rasend ihre Frau werden konnte. Aber der vergangene Abend war tatsächlich das höchste Maß an Eifersucht, was Sam jemals an den Tag legte.

»Du bist unmöglich«, flüsterte sie hauchend. Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen. Sam war hingegen nicht nach einem Lächeln zumute. Auch ohne Neves Blick wusste sie, dass sie Scheiße gebaut hatte. Verdammt große sogar.

Bevor Sam aber in ihren Schuldgefühlen versinken konnte, rutsche Neve mit einer fließenden Bewegung zu ihr herüber. Mit ihrem ganzen Körper legte sie sich auf Sam. Schweigend betrachtete sie das Gesicht ihrer Frau.

»Eigentlich dachte ich bisher, dass ich dir genug Aufmerksamkeit schenke und dir beweise, dass du alles bist was ich will. Der gestrige Abend zeigte mir allerdings, dass es offensichtlich nicht genug ist.« Neve zog hämisch eine Augenbraue hoch.

»Du lässt mir also keine andere Wahl, als dir zu zeigen, wie sehr ich ganz alleine nur dich will. Und das auf ewig.« Sie senkte etwas den Kopf und blickte an Sams Körper entlang. Es missfiel ihr, dass ihre Frau vollständig bekleidet im Bett lag. Es schien fast so, als wenn sie keine Zeit verlieren wollte, um sich bei Neve zu entschuldigen.

Neve hob den Blick, schaute ihre Frau hinterlistig grinsend an und griff nach ihren Armen. Über deren Kopf legte sie die Arme zusammen und hielt diese mit einer Hand fest, damit sie die andere frei hatte.

»Neve… .« Sam wollte protestieren. Wollte sie das wirklich? Wollte sie sich wirklich dem entsagen was Neve imstande war, ihr unter diesen Umständen zu geben? War sie wirklich so blöd?

Es gab aber keine weitere Möglichkeit, dass Sam auch nur ein weiteres Wort über ihre Lippen bekam. Neve erhob sich etwas, schob ihre Hand zwischen sich und glitt damit bis zur Hose hinunter. Ohne Sam aus den Augen zu lassen und mit einem eindeutigen Blick, der sie zum Schweigen brachte, machte sie sich an ihrer Hose zu schaffen, bis diese soweit geöffnet war, dass sie ihre Hand dort hineingleiten lassen konnte. Sam schnappte hörbar nach Luft, als sie Neves Hand zwischen ihren Beinen spürte. Aber es passierte nichts. Neve drang nicht, wie erhofft, in sie ein. Sie legte ihre Hand lediglich flach auf Sams warme Weiblichkeit, die zunehmend heißer wurde.

Regungslos verharrte sie so. Erkundend schaute sie in Sams Augen, die einen gierigen Ausdruck bekamen. Ihre andere Hand umklammerte noch immer Sams Handgelenke. Geschickt hinderte sie ihre Frau somit daran, sie zu berühren. Etwas was Sam gar nicht leiden kann. Sie mag es lieber sich frei bewegen zu können. Nur selten gönnte sie Neve diese kleinen Momente der Macht, die sie dann zu dieser Zeit über sie hatte.

Schweigend betrachtete Neve ihre Frau. Sie erkundete deren Augen nach etwas, was nicht lange auf sich warten ließ. Sie sah wie Verlangen, Begierde und Leidenschaft in ihrer Frau erwachte.

Sam nahm Neves sanfte Hand wahr und glaubte bei diesem Gefühl fast zu zergehen. Ihre Frau so nah und doch so weit entfernt von der erfüllten Vollständigkeit zu sein, zerriss sie fast. Sie wollte Neve spüren. Sie wollte ihre Frau tief in sich aufnehmen und gemeinsam mit ihr von dieser Welt getragen werden. Weg von einigen Sorgen, die sie trotz ihres Lebens noch plagten. Weg von ihrer Eifersucht, die eigentlich keinen Nährboden hatte. Sam wusste, dass sie die einzige Frau für Neve war. Sie wusste es tief in ihrem Herzen. Dennoch machte ihr Verstand ihr alle Naselang einen Strich durch die Rechnung. Dann kam wieder die junge, ungezügelte Sam zum Vorschein und sie verhielt sich wie ein Kleinkind das, im Gegensatz zu allen anderen, keinen Lutscher geschenkt bekommen hat. In diesen Momenten konnte sie sich nicht kontrollieren. Die Eifersucht, die Angst Neve irgendwann an eine andere Frau zu verlieren war einfach zu groß, als dass sie dieses Gefühl bezwingen konnte.

Sams Atmung wurde mit jeder Sekunde schwerer. Neve konnte ihre körperliche Entwicklung nicht nur hören, sondern auch in ihren Augen erkennen. In ihnen wuchs eine Gier, die sie so sehr bei ihrer Frau liebte. Die Gier, die Frau über sich zu nehmen. Zu jeder Zeit und an jedem Ort. Und genau diese Gier schoss unkontrolliert durch Sams ganzen Körper, bis es am Ziel ankam.

Neves Lippen formten sich zu einem überheblichen Lächeln. Diese sexuelle Gier in Sams Augen zu sehen und gleichzeitig zu spüren, dass ihr Schritt immer heißer und feuchter wurde, ließ Neve selbstgefällig grinsen.

Die Frauen blickten sich nur in die Augen. Sie sagten kein Wort und schwiegen sich an. Nur das Band, das sie miteinander verband, war das einzige was auszumachen war. Sie verstanden sich ohne Worte. Sie steigerten sich gegenseitig in ihren Gefühlen, ohne ein Wort zu verlieren oder sich auch nur einen einzigen Zentimeter zu bewegen. Sie schauten sich an und sahen dabei zu, wie die Gier der anderen ins unermessliche wuchs.

Jetzt war es nicht nur Sam, die schwer atmete. Neve folgte ihr. Sie spürte, dass sie vor lauter Sehnsucht richtig aufgeregt wurde. In ihrem ganzen Körper kribbelte es. Sie wusste, dass nur Sam alleine diesen körperlichen Zustand in ihr hervorrufen konnte. Keine andere Frau der Welt, nahm sie jemals mit auf so einen aufregenden Trip, den sie nur mit austauschenden Blicken starteten.

»Das hier, Sam, ist das einzige was ich bis an mein Lebensende spüren will. Das und nichts anderes«, keuchte Neve schwer. Ehe Sam über die Tragweite der Worte nachdenken konnte, spürte sie, wie Neve ihre Hand flink bewegte und zwei Finger gleichzeitig in sie hineinführte. Empfangend bäumte sich Sam auf. Ihre Augen schlossen sich. Verlangend biss sie sich auf die Unterlippe. Ein lustvolles Stöhnen entstand in ihrer Kehle.

»Mummy?« Erschrocken rissen Neve und Sam gleichzeitig die Augen auf. Beide hörten für einen kurzen Augenblick zu atmen auf.

Panisch und peinlich berührt, riss Neve ihren Kopf zurück. Hektisch blickte sie zur Schlafzimmertür, in der Precious völlig verschlafen stand. Ihre Kuscheldecke fest in der einen Hand geklammert.

Neve blickte an ihr entlang. Sofort sah sie den Grund, weshalb ihre Tochter ihr diesen wunderschönen Augenblick zunichte machte.

»Alles gut mein Schatz, Mummy kommt. Es ist alles ok«, versucht sie Precious von der Peinlichkeit einer unkontrollierten Blase im Schlaf abzubringen. Das ist schon lange nicht mehr passiert. Nur hin und wieder waren einige Träume der kleinen Maus so real, dass sie Wirklichkeit und Traum einfach noch nicht unterscheiden konnte. Sie hörte noch nicht die Warnsignale, die ihr Körper ihr sandte. Somit kam es hin und wieder doch noch dazu, dass sie einnässte. Ihr war das immer peinlicher als ihrer Mutter. Die machte sich nichts daraus. Zwar zerschnitt Precious damit einen wundervollen sexuellen Akt, den sie sich mit Sam so schön ausgemalt hatte, aber Precious ging vor.

Wehmütig blickte sie zu Sam zurück.

»Sorry Schatz.« Sie entzog sich ihrer Frau, die das mit einem jammernden und frustrierten Laut quittierte.

***

»Ich wünsche dir ganz viel Spaß in der Schule«. Nach einem liebevollen Kuss, flitzt Precious noch einmal zur Toilette.

»Eines frage ich mich schon seit geraumer Zeit«, wirft Sam zischend in die Küche. Sie stützt sich an der Arbeitsplatte ab.

»Wie fühlt es sich eigentlich an, solche unechten Torpedo Titten in den Händen zu halten?«, grunzt sie böswillig und macht eine abwertende Kopfbewegung zu Jill.

»Sam!«, ermahnt Neve ihre Frau scharf. Bevor sie allerdings mit ihr schimpfen kann, reißt sich Jill vom Türrahmen. Ihre Schuhe treten hart auf den Küchenfließen auf, als sie mit schnellen Schritten auf Sam zugeht. Sie greift sich an die Bluse und reißt diese plötzlich auseinander. Ehe Sam überhaupt nachdenken kann, packt Jill ihre Hände und presst diese mitten auf ihren Busen.

»Und?«, keift sie wütend. Geschockt reißt Sam die Augen auf. Ihr Mund öffnet sich wortlos. Starr blickt sie auf ihre Hände, die mitten auf Jills Brüsten liegen. Sie vergisst zu atmen.

Ein kurzes Prusten dringt durch die Küche, bis sich Neve zurückhaltend räuspert.

»Und Sam? Wie fühlt es sich an, solche unechten Torpedo Titten in den Händen zu halten?«, wiederholt Jill beißend Sams Worte.

Ohne auf eine Antwort der Südländerin zu warten, dreht sich Jill um, beginnt den ersten Druckknopf der Bluse zu schließen und verlässt die Küche.

»Schönen Tag noch«, wirft sie keifend zurück.

Neve braucht ein paar Schreckmomente bis sie sich gefangen hat. Vorsichtig tritt sie an Sams Seite. Die steht noch immer mit ausgestreckten Händen und offenem Mund an der Stelle, an der Jill sie stehen gelassen hat.

»Bis heute Abend, Schatz. Ich liebe dich«, flüstert sie, als sie ihrer Frau einen Abschiedskuss auf den Kopf gibt.

Auf dem Weg aus der Küche und dem Haus, muss sie sich gewaltig zusammenreißen, um nicht laut zu lachen.

Als sie dann aber neben Jill im Auto sitzt und sieht, dass sie noch dabei ist die letzten Knöpfe zu schließen, prustet sie los. Verwirrt blickt ihre Kollegin zu ihr hinüber. Schuldgefühle keimen in ihr auf.

»Entschuldigung, aber mir gehen Sams Eifersuchtsattacken und Spitzen allmählich auf die Nerven.«

Lachend schlägt sich Neve auf die Schenkel. Beschwichtigend wedelt sie mit einer Hand in Jills Richtung.

»Alles gut, mach dir keine Sorgen. Besser hätte ich Sam auch nicht zum Schweigen bringen können. Die wird jetzt den Rest des Tages daran zu knabbern haben, diesen Brocken zu schlucken.« Sie blickt gackernd zu ihrer Kollegin.

»Du hast echt Eier in der Hose.« Jill weiß nicht so recht, ob sie ebenfalls lachen soll oder nicht. Sie braucht noch ein paar Momente, bis sich ein zurückhaltendes Lächeln auf ihren Lippen bildet.

»Ich glaube, Sam ist erst mit sich zufrieden, wenn sie jemanden hat, auf den sie sich stürzen kann. Noch vor drei Jahren war es Jessica. Bis zur Hochzeit von ihr und Laura, machte Sam ihr das Leben zur Hölle. Das Eis zwischen ihnen brach erst, als sie Jessicas Ehegelöbnis hörte. Ich habe Sam noch nie zuvor mit so viel Gefühl weinen gesehen, wie zu dem Zeitpunkt. Es war, als wenn Jessica nicht nur Laura ihre Liebe schwor, sondern auch Sam mit diesen Worten erreichte. Keine Ahnung was danach passierte, aber seitdem sind die beiden ein Herz und eine Seele. Sie hängen wie Glucken aufeinander. Da Sam Jessica als Zielschiebe verloren hat, braucht sie jetzt ein neues Opfer.« Jill blickt zu Neve hinüber und schnaubt ein kurzes »Super«. Unschuldig zieht ihre Kollegin die Schultern hoch.

Stage 2

Wie jeden Tag, kann es sich Neve nicht nehmen lassen, einen flüchtigen Blick zu Nortons Büro zu werfen, als Jill und sie das Großraumbüro der FBI Zentrale betreten. Weil sich eigentlich nie einer richtig um die Ankunft der Kolleginnen kümmert, sieht nur Jill, dass sich jeden Morgen ein Lächeln der Genugtuung auf Neves Lippen bildet. Dieses verschwindet aber ebenso schnell, wie es sich gebildet hat.

»Hach ja«, jauchzt sie vergnügt, als sie sich an ihren Schreibtisch setzt.

Es kommt ihr vor, als wenn es erst gestern gewesen wäre, als Sam zwei Wochen nach ihrer Rückkehr mit einem Handy neben ihr stand und ihr dieses reichte.

»Für dich, Matt.« Erstaunt zog Neve eine Augenbraue hoch, nahm das Handy und fuhr sich fahrig mit einer Hand durch die Haare. Sie war nicht sauer, sondern nervös. Was will Matt? Er hat sich einige Tage nicht blicken lassen. Auch kam keine Nachricht von ihm. Er fuhr damals mit Norton vom Grundstück und war nicht mehr auszumachen. Frisco schien ihn verschluckt zu haben. Selbst sein Handy war aus.

»Ja?« Neve bemerkte, dass ihre Stimme etwas zitterte. Sam beobachtete sie. Scharf aber besorgt. Im nächsten Moment atmete Neve erleichtert aus.

»Ach so, äh ja, lass mich kurz überlegen.« Auch wenn sie nach diesen Worten etwas ruhiger wirkte, fuhr sie sich noch einmal durch die Haare, legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke hinauf.

»Ok.« Sam konnte beobachten, wie sich Neves Gesichtszüge verhärteten. Ihre Falten vertieften sich.

»Ok, als allererstes muss ich wissen, wo du Norton hingeschafft hast. – Siuslaw National Park?« Neve pfiff beeindruckt.

»Alles klar.« In ihre Gedanken vertieft, wanderte sie los. Ihre Füße trugen sie zuerst in die Küche. Als sie dort allerdings Precious am Tresen sitzen sah, machte sie kehrt und stiefelte zurück zum Wohnzimmer.

»Ok, ich gehe davon aus, dass du mit deinem Pick Up gefahren bist? Und sicherlich warst du nicht so blöd, ihn auf die Ladefläche zu packen?« Neve schmunzelte, als Matt antwortete.

»Alles klar. Auch wenn es jetzt unbequem, anstrengend und aufwendig für dich wird, war das die richtige Entscheidung. Durch die Verletzung wegen seines entfernten Tattoos, wird er noch etwas geblutet haben. Das heißt, dass du auf deinen Sitzen Blut hast, richtig? – Gut. Zur Fleckentfernung nutzt du eine Seifenlösung, Ammoniak und Rostentferner. – Nein, Bleichmittel solltest du wirklich nur im allerletzten Fall nutzen. Das riecht noch Tage später nach dem Zeug. – Ja. - Da du zum Glück Stoffsitze hast, kannst du am besten ein Sprühextraktionsgerät dafür benutzen. Das zieht das Blut auch aus den tieferen Ebenen des Stoffes. – Dann wirst du den Rest vom Innenraum auch noch reinigen müssen. Für die Fenster reicht ein ganz normaler Reiniger. Die Spuren verschwinden dadurch gründlich genug. Für die Armaturen genügt ein Cockpitreiniger. – Ich gehe mal davon aus, dass du nicht darauf geachtet hast, ob Norton noch alle Fingernägel dran hat, oder?« Neve senkte lachend den Kopf.

»Weil Norton nicht blöd war. Er wird sich mit Sicherheit absichtlich einen Nagel abgerissen haben. Und zwar so tief, dass entweder Blut oder Haut mit dran war. Unsere Forensik ist beeindruckend gut. Das heißt, du wirst die Rücksitzbank vollständig nach irgendwelchen Überbleibseln absuchen müssen. Mach das am besten mit einer Lupe. – Stell dich nicht so an.« Neve lachte erneut. Sam beobachtete sie dabei, wie sie vom Wohnzimmer zur Waschküche wanderte.

»Norton wird sicherlich auch absichtlich etwas Speichel verteilt haben. Suche den Wagen also mit Schwarzlicht ab. – Achte auch auf Haare oder sonst irgendetwas was der menschliche Körper während einer zehnstündigen Autofahrt absondern könnte. Schweiß, Urin oder oder oder.« Die Waschküche wurde schon nach wenigen Sätzen uninteressant und Neve wanderte in Sams Atelier.

»Ok, das war das Thema. Wir bleiben beim Auto. Ähm, auch wenn du vorsichtig gewesen sein wirst, hast du Reifenspuren hinterlassen. Bedeutet, Reifen wechseln. Mach das ruhig in deiner Werkstatt, aber ziehe keine neuen Reifen auf, sondern gebrauchte. Am besten dieselbe Marke. – Warum? – Du kannst dir aussuchen ob du mit einer Pinzette jedes einzelne Steinchen aus dem Profil puhlst, oder ob du bei deinen Reifen bleibst, aber die gebrauchten keinerlei Hinweis darauf geben, wo du dich befunden hast. Außerdem kann aufgrund von Rechnungen nachverfolgt werden, wann du welche Reifen gekauft hast. Und wenn unsere Leute das überprüfen, du aber ganz andere Reifen aufgezogen hast, wirkt das verdächtig. – Na siehst du. – Ich sagte dir doch, dass es anstrengend wird. – Weiter geht’s.«

Sam verfolgte im sicheren Abstand ihre Frau, als die das Atelier verließ und das Büro betrat. Ihre Falten auf der Stirn zeichneten noch immer den geistigen Zustand ab. Sie war hochkonzentriert.

»Du wirst den Wagen waschen müssen. Und damit meine ich nicht einmal durch die Waschstraße und du hast wieder ein Bling Bling. Fahre dennoch durch eine Waschstraße, damit der grobe Dreck abkommt. Suche dir allerdings eine auf dem Festland aus. Fahre danach zu einem Waschpark wo man selbst Hand anlegt und nimm genug Kleingeld mit.« Neve musste bei ihren Worten selbst schmunzeln. Sie drehte sich im Büro um und wollte dieses verlassen. Sie war etwas erstaunt, dass Sam im Türrahmen stand und ihr selbst bis hierhin gefolgt ist. Neve trat an sie heran, schlang einen Arm um ihre Taille und zog sie dicht an sich. Ihre Augen lagen verträumt auf den Lippen ihrer Frau.

»Du wirst jeden Radkasten fast auseinandernehmen müssen um sie ausreichend zu reinigen. Mache auch eine Unterbodenwäsche und eine Motorwäsche. Beweise können sich wirklich überall absetzen. Suche auch die Ladefläche nach irgendwelchen Blütenknospen ab. – Wieso? Ein Mörder wurde schon einmal überführt, weil er eine Blütenknospe in seinem Wagen übersah. Jeder Baum, jeder Strauch, alles was blüht hat, wie wir Menschen, einen unverwechselbaren Fingerabdruck. Wir könnten nur mit dieser einzelnen Knospe herausfinden, wo du langgefahren bist. Welche Sträucher du gestreift hast und und und. Die ganze DNA einer Pflanze steckt in so einer Knospe. – Ja, unglaublich, nicht wahr?« Neve neigte den Kopf etwas, roch an Sams Hals und konnte es sich nicht nehmen lassen, dort einen hauchenden Kuss zu platzieren. Sie schaute Sam danach verliebt lächelnd an, schlich dann aber an ihr vorbei. Konzentriert begann sie dann den Flur rauf und runter zu laufen.

»Ähm, wie sind deine Stoßstangen beschaffen? Sind die ausgehöhlt oder durchgängig festes Material? – Ok, abschrauben und reinigen. Auch dort könnten sich Reste von der Umgebung festsetzen. Suche wirklich jeden Schlitz und jede kleinste Einkerbung deines Wagens ab. Du glaubst nicht welch feine Spürnasen wir in der Abteilung haben. Wenn der Wagen dann von innen und außen so weit gereinigt ist, dass man ihn glatt als Neuwagen verkaufen könnte, bist du fast fertig. – Wieso keine professionelle Reinigung? Weil das zu auffällig wäre. – Ähm, wenn dein Vehikel also glänzt wie eine Bowlingkugel, dann suchst du dir einen schönen Wald, oder unebenes Gelände und jagst dort ein paar Runden herum. Der Wagen muss ordentlich Dreck aufnehmen.« Sam zuckte kurz zusammen, als Neve lauthals zu lachen anfing. Sie schaute die FBI Agentin an und sah, dass ihre Augen voller Belustigung leuchteten. Sie erfreute sich an dem was Matt ihr sagte.

»Nein Matt, ich will dich nicht verarschen. Du hast mich schon richtig verstanden. Du sollst deinen Wagen wieder versauen, nachdem du ihn so schön poliert hast. Wenn wir uns deinen Wagen schnappen, fällt uns natürlich auf, dass dieser ungewöhnlich sauber ist. Also musst du den wieder verdrecken, um den Eindruck zu erwecken, dass du dort schon ewig keine Hand mehr angelegt hast. Für den Innenraum kann ich dir Precious mit einer Tüte Popcorn vorbeibringen«, gluckste Neve. Sie erfreute sich an ihrem fluchenden und grummelnden Boss.

»Jetzt lass den Kopf nicht hängen. Du wolltest meine Hilfe, also. - Ok, kommen wir zu dir. Ich denke mal, dass du Norton nicht einfach nur abgeladen hast und wieder abgehauen bist. So wie ich dich kenne, wirst du es schon einige Zeit genossen haben?! Gut. – Ähm, bei deiner Ernährung hast du darauf geachtet, so wenig Müll wie möglich produziert zu haben? Du hast den entstandenen Müll dann auch wieder mitgenommen? – Super. – Wie sieht es mit Urin und Exkrementen aus? – Ein Fluss? Perfekt. Das können wir nicht nachverfolgen, sehr schön. – Ähm, hast du unterwegs irgendwelche Zahlungen mit deiner Kreditkarte getätigt, sodass du eine virtuelle Spur hinterlassen hast? – Nicht? Klasse. – Du hast auch auf Blitzer und derartiges geachtet, was deinen Aufenthaltsort verraten könnte? – Hervorragend. – Ok, dann lass mich nochmal kurz überlegen. – Nein, ich denke das war es dann. Den Rest werde ich dann bei den Ermittlungen übernehmen. – Klar, aber mach dich darauf gefasst, dass wir in den nächsten Tagen bei dir aufschlagen und dich zu einer Vernehmung mitnehmen werden. Ich werde versuchen das Verhör selbst zu führen, kann aber nichts versprechen. Halte dir also schon mal ein Alibi bereit. – Ach, hast du schon? Ja sehr schön. Das gefällt mir. – Super, dann haben wir alles. – Klar, kein Thema. – Dir auch einen schönen Abend.« Neve legte auf, drehte sich um und machte erschrocken einen Schritt zurück. Sam stand unmittelbar vor ihr. Ihre Augen lagen auf ihrer Frau. Regungslos betrachtet sie sie, was Neve etwas verunsicherte. Sie konnte in den braunen Augen ihrer Frau sehen, dass es in ihr arbeitete. Irgendetwas ging in ihrem wunderschönen Köpfchen vor.

Neve versuchte sich daran, es lesen zu können. Die neuen Augen von Sam machten es ihr noch etwas schwer. In ihren alten konnte sie sofort lesen was Sam dachte und fühlte. Aber diese neuen Augen waren etwas anders. Sie waren dunkler und tiefer.

»Du bist unglaublich«, flüsterte Sam. Fragend hob Neve eine Augenbraue.

»Du weißt schon was du da eben getan hast, oder?« Mit einem Schlag fühlte sich Neve schuldig. Verurteilte Sam sie in diesem Moment tatsächlich? Missfiel es ihr, dass Neve ihrem Boss den Arsch gerettet und seinen Kopf aus der Schlinge gezogen hat? War es ihr zuwider, dass eine FBI Agentin einem Kriminellen dabei half seine Spuren zu verwischen?

Neve wusste nicht wie sie auf diesen einen Satz von Sam reagieren sollte. Auf so eine Konfrontation war sie nicht vorbereitet. Daher straffte sie ihre Körperhaltung. Sie legte ihre entspannte Haltung ab. Ihre Statur wuchs dadurch nur wenige Zentimeter.

»Ich bin und bleibe ein Hund. Das ändert nichts daran, was auf meinem monatlichen Gehaltsscheck steht.« Neve spürte leichten Zorn in sich aufsteigen. Wieso verurteilte Sam sie wegen dem was sie eben tat? Sie beide sprachen Stunden über diesen Spagat, den Neve damit täglich absolvieren muss. Sie waren sich einig, dass beide es schaffen würden. Dass sie es akzeptieren und tolerieren.

»Das meinte ich nicht.« Neve stutzte. Nicht? Was meinte sie dann?

»Ja, du hast einem Verbrecher dabei geholfen, seine Spuren zu verwischen, das stimmt. Aber du hast das mit solch einer Eleganz, Selbstsicherheit und Intensität getan, dass du einem damit vollkommen in einen Bann gezogen hast. Dir liegt das alles so sehr im Blut, dass du diese Seite von dir niemals ablegen könntest, egal wie mächtig dein innerer Hund sein mag. Du hast diese beiden Seiten in dir. Eine Gute und eine Böse und du schaffst es tatsächlich, diese beiden Seiten voneinander zu trennen. Sie auseinanderhalten zu können, ohne dich dabei selbst zu verraten. Und das ist es was dich so unglaublich macht.«

Auch wenn sie es sich nicht anmerken lassen wollte, atmete Neve erleichtert aus. Sie glaubte eine hitzige Diskussion mit Sam beginnen zu müssen. Sie vergaß tatsächlich für einen Moment, dass Sam weiß, dass sie ihre Hunde niemals verraten würde, oder ihren Job vernachlässigte.

Sam machte einen letzten Schritt auf Neve zu. Ihre Augen sahen besorgt aus.

»Hast du tatsächlich geglaubt, ich würde an dir zweifeln? Daran zweifeln, dass du ein Hund und eine FBI Agentin sein kannst? Dass du diesen Spagat nicht schaffen würdest?« Neve wurde nervös. Ihre Augen wanderten hektisch durch den Flur. Sie glaubte tatsächlich für einen kleinen Augenblick an diese Dinge. Dass Sam ihr nicht glaubte was sie da tat. Dass sie es verurteilen würde. Dass sie die Hunde früher oder später verraten würde, weil sie es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren konnte.

Eigentlich hätte Sam Recht haben können. Neve ist mit Leib und Seele Bulle. Das Gesetz liegt ihr trotz allem im Blut. Für sie ist es eine Lebensaufgabe dieses zu vertreten, auch wenn gerade diese verdammten Paragraphen soviel Scheiße mit ihnen gebaut haben. Dennoch weiß Neve, dass sie diesen Teil ihres Lebens nicht einfach ablegen kann. Dafür ist er zu tief verankert. Zu sehr ein wichtiger Teil von ihr. Sie wünschte sich als Kind nichts Sehnlicheres als zur Polizei zu gehen. Und als sie das dann schaffte, ging sie in dieser Tätigkeit auf. Sie liebte und lebte diesen Job. Mit jeder Faser ihres Körpers. Sie hätte noch solange als Hund dagegen ankämpfen können, ihr Blut hätte sie nicht verleugnen können. Sie war dem Gesetz gegenüber loyal. Aber ebenso war sie ein Hund. Ein Hund, der damals Morde beging und eine verdammt dunkle Seite von sich preisgab. Neve tötete ganz offen, oder mit List, aber sie tötete. Erschreckenderweise sogar mit einer gewissen Leidenschaft. Sie verkaufte Waffen und Drogen und machte der Polizei das Leben schwer. Sie trieb auf eine unglaublich feinfühlige und intelligente Art die Verbrechenszahlen in Frisco fast ins Unermessliche. Und sie hatte Spaß daran. Sie liebte es ihre ehemaligen Kollegen zu verarschen und an der Nase herumzuführen. Sie machte sich einen Spaß daraus, falsche Fährten zu legen und falsche Spuren zu falschen Personen führen zu lassen. Sie war Matt gegenüber ebenso loyal wie der Polizei. Und das alles nur wegen einer einzigen Frau. Die Frau die ihr gegenüberstand und sie nachdenklich anschaute. Wenn es Sam nicht geben würde, wäre Neve noch immer Detective beim Department und würde durch die Straßen streifen. Aber die Liebe zu dieser jungen südländischen Frau, hat einen fast anderen Menschen aus ihr gemacht. Sie weiß, dass sie dem Gesetz und den Hunden gegenüber gleich loyal sein kann, ohne sich dabei selbst zu verraten. Für Außenstehende mag das unverständlich wirken, aber für sie selbst war es eine Erfüllung. Sie fühlte sich mit diesen beiden Seiten erstmals vollständig. Sie hatte diese gute Seite und vertrat das Gesetz. Und sie hatte diese böse Seite, mit der sie eben dieses hinterging. Unverständlich, aber diese beiden Seiten in sich, vervollständigten sie.

Neve senkte den Kopf. Angestrengt atmete sie laut aus. Sie zog die Schultern hoch.

»Keine Ahnung. Irgendwie ist das für mich auch noch etwas komisch. Aber ich weiß, dass ich das schaffen werde.«

»Daran zweifle ich nicht eine Sekunde«, hauchte Sam, als sie einen letzten Schritt auf Neve zumachte. Sie stand ihr jetzt so dicht gegenüber, dass Neve keine andere Möglichkeit hatte, als den Kopf zu heben und sie anzusehen. Es war unglaublich. Auch mit diesen neuen Augen, schaute Sam sie mit so einem ausdrucksstarken Blick an, dass Neve fast für eine Sekunde ihre Tochter vergessen und sie am liebsten ins Schlafzimmer gezogen hätte.

Neve hob einen Arm. Sanft strich sie mit dem Zeigefinger über Sams vollen Lippen. Verträumt schaute sie dem Finger nach.

»Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich schon manchmal deinen alten Körper vermisse. Dieser hier ist faszinierend, sexy und atemberaubend, aber er ist eben nicht…« Neve suchte die richtigen Worte.

»… nicht Sam.« Anstatt gekrängt zu wirken, lächelte Sam spitzbübisch.

»Wenn du so ein großes Verlangen nach meinem alten Körper hast, kann ich ihn dir gerne ausgraben. Ich weiß allerdings nicht wie weit der Verwesungsprozess vorangeschritten ist, oder ob die Maden und Würmer noch etwas davon übrig gelassen haben. Damit kennst du dich besser aus«, gluckste sie frech. Erschrocken und zugleich angeekelt riss Neve die Augen auf.

»Boah, du bist widerlich«, schimpfte sie wie ein Rohrspatz. Sam hatte als Antwort darauf nur ein kurzes Lachen, als sie wie ein Wiesel vor Neve flüchtete. Die ältere Frau wollte sich nicht mit einem so ekelerregenden Gedanken abfertigen lassen, den sich Sam als Spaß ausdachte und rannte ihr hinterher.

Auch wenn Precious den Grund dafür nicht kannte, weshalb sich ihre Mütter lachend durch das Haus jagten, hüpfte sie dennoch vom Hocker des Tresens und rannte ihnen quietschend hinterher.

***

Neve schaut flüchtig zu Nortons Büro. Ihren neuen Vorgesetzten kann sie ebenso wenig leiden, wie Norton. Allerdings aus einem ganz anderen Grund. Dieser Grünschnabel kam frisch von der Uni. So kam es ihr jedenfalls vor, als dieser Jungspund der Abteilung vor drei Jahren vorgestellt wurde. Sicherlich hat der noch nie eine Leiche gesehen, noch nie Blut gerochen, oder dabei zusehen müssen, wie Gliedmaßen zusammengesucht werden mussten, damit der Körper als eine Einheit beerdigt werden konnte. Sicherlich wohnte er auch noch nie einer Autopsie bei.

Als sie Jill das erste Mal zu so einer mitnahm, musste sie innerlich schon etwas schmunzeln. Sehr zum Leidwesen von Jill, hoffte sie, dass sie ihrer Kollegin eine Brechtüte reichen konnte. Oder sie zumindest heldenhaft auffangen konnte, wenn diese in Ohnmacht fiel, nur weil der Brustkorb des Leichnams aufgeschnitten wurde. Allerdings kam alles anders als es sich Neve erhoffte. Jill stand interessiert neben ihr und beobachtete den Rechtsmediziner bei seiner Arbeit. Sie stellte Fragen, saugte die Antworten wissbegierig auf, beugte sich über den Körper und blickte fasziniert über die menschlichen Innereien. Selbst als der Rechtsmediziner das Herz des Opfers aus dem Körper nahm, um es zu wiegen, stand Jill noch auf ihren Beinen. Sie folgte ihm zur Waage und beobachtete jede seiner Handlungen.

»Wahnsinn«, staunte sie Bauklötze. Neve schlenderte hingegen enttäuscht durch die Räumlichkeit. Damit hat sie tatsächlich nicht gerechnet. Dass Jill wahrhaftig dieses Interesse an toten Körpern zeigte. Dass sie keine Probleme mit diesem Bild und all den Gerüchen hatte. Es schien ihr nicht das Geringste auszumachen. Offensichtlich genoss sie das sogar.

»Hör auf so sehnsüchtig an die alten Zeiten zu denken.« Jills flüsternde Stimme reißt Neve aus ihren Gedanken.

»Hä?« Plump wie sie manchmal sein kann, schaut sie ihre Kollegin und Freundin an.

»Du erinnerst dich doch eben sicherlich daran, wie ihr damals Norton gefunden habt, nicht?« Neve ist erstaunt, dass Jill in ihr lesen kann. Wenn auch etwas am Ziel vorbeigeschossen, aber scheinbar hat ihre Kollegin keine allzu großen Schwierigkeiten damit.

Neve blickt zu Nortons Büro zurück.

»Nein, das war es nicht ganz. Ich hätte damals vielleicht doch die Gelegenheit nutzen sollen, den Posten anzunehmen. Dieser junge Hüpfer da drüben bereitet mir jeden Morgen schlechte Laune.« Jill kichert leise. Auch ihr passt der Jungspund nicht, ergab sich aber dieser Entscheidung.

Als Norton damals ermordet aufgefunden wurde, wurde Neve, genauer genommen Eden, das Angebot gemacht, die Chefin der Abteilung zu werden. Sie lehnte es nach reichlicher Überlegung dankend ab. Ihr war es einfach zuwider Mordfälle nur noch auf dem Papier zu bearbeiten. Sie brauchte die Straße und den engen Kontakt zum Verbrechen. Hinter dem Schreibtisch wäre ihr das alles verwehrt geblieben. Etwas was sie einfach nicht wollte.

Jetzt bereut sie es manchmal. Ihrem Vorgesetzten muss sie einige Fälle manchmal so kleinlich auseinandernehmen, damit dieser versteht wovon sie redet, dass sie irgendwann müde davon wird. Müde wegen den Erklärungen, müde wegen dem Unwissen ihres Vorgesetzten, müde wegen der eigentlich unnütz gebrauchten Energie. Mit wem hat der Typ nur geschlafen, dass er diesen Posten bekam?

Zwangsläufig, weil Jill sie darauf ansprach, driften Neves Gedanken ab.

Vor drei Jahren stand Trevor neben ihr am Tisch. Sein Gesicht war aschfahl. Es hatte fast den Anschein, als wenn er jeden Augenblick ohnmächtig wurde.

Gerade als sie ihn fragte wollte was mit ihm sei, hauchte dieser »Sie haben Norton gefunden. Oder das was von ihm übrig ist«. Trevor schluckte bei diesen Worten. Neve wusste hingegen nicht, ob sie jubeln oder ebenso geschockt wirken sollte. Sie entschied sich für letzteres.

Bei der Ankunft im Siuslaw National Park, tummelten sich unzählige Polizeibeamte. Ebenso viele FBI Kollegen. Neve war sich nicht sicher, ob diese als Schaulustige dienten, oder an dem Fall mitwirken wollten. Denn mit dem Leichenfund wurde Norton automatisch zu einem Fall.

Trevor und Neve bekamen diesen Fall zugesprochen, weil Neve als Eden schon immer einen guten Draht zu ihrem Vorgesetzten hatte. Es lag also nahe, dass sie und Trevor seinen Tot aufklären sollten.

Die beiden Kollegen betraten den Tatort. Es schien Trevor schwer zu fallen das Absperrband zu heben, damit sie dort drunter durchlaufen konnten. Es wirkte, als wenn es aus Stahl angefertigt worden wäre.

»Versucht die Nerven beisammen zu halten. Das ist wirklich kein schöner Anblick«, warnte ein anderer Kollege die beiden vor.

Während der langen Fahrt zum Park, malte sich Neve schon die tollsten und buntesten Bilder aus wie sie Norton auffinden würde. Wie er erhängt, erschossen oder erstochen irgendwo in diesem Park vor sich hin verwesen würde. Aber der gebotene Anblick übertraf selbst ihre kühnsten Vorstellungen.

Unzählige Menschen umgaben den Leichnam, den man in diesem Zustand nur noch schwer als einen Menschen erkennen konnte. Kollegen, Fotografen und andere Polizeibeamte tummelten sich um den toten Körper.

Als Neve an den Leichnam vollständig herantrat, wusste sie nicht, ob sie würgen oder lachen sollte. Sie war stolz auf Matt, unglaublich stolz. Dennoch durchfuhr sie ein eiskalter Schauer. Sie hatte ja keine Ahnung, dass ihr Boss so bestialisch sein kann. Matt ließ sich Zeit, sehr viel Zeit.

Nortons Gliedmaßen ragten in alle Himmelsrichtungen ab. Mit Seilen wurden diese an Pfähle gebunden, die tief in den Boden gerammt wurden. Allerdings waren sie nur noch mit wenigen Sehnen und ebenso wenig Fleisch mit dem Körper verbunden. Die Arme und Beine wirkten, als wenn jemand oder etwas versucht hätte, diese abzureißen.

Norton war nackt. So sah es zu mindestens aus. Sein ganzer Körper wies Schnitt- und Stichwunden auf. Keine tödlichen, aber schmerzhafte. An den Körperstellen, an denen keine Tiere oder Insekten geknabbert haben, konnte man Hämatome erkennen. Matt überließ Norton also nicht nur den natürlichen Instinkten der Tiere, die auf Futtersuche waren, sondern ließ auch seine Kräfte sprechen. Jeder Schlag und jeder Tritt muss für ihn eine Genugtuung gewesen sein.

Nortons Gesicht war eigentlich gar nicht mehr als solches zu erkennen. Die Augen wurden von Raben oder ähnlichem heraus gepikt. Tiere mit gewaltigen Kauwerkzeugen müssen am Gesicht gerissen haben, wie an einem unschuldigen Lamm das als Opfergabe dargeboten wurde. Neve wusste, dass sich in diesem Wald Bären und Wölfe die Nahrung mühsam suchen müssen. Norton muss ein willkommenes Geschenk gewesen sein. So wehrlos auf dem Boden zu liegen und die Tiere auf sich zukommen zu sehen, muss unvorstellbar gewesen sein. Und dann noch bei lebendigen Leib und klarem Verstand miterleben zu müssen, wie sie an einem knabbern, überstieg sogar Neves Vorstellungskraft.

Der Bauch schien das erste gewesen zu sein, worauf sich die Raubtiere stürzten. Die weichste Stelle des Körpers ist immer ein einladendes Geschenk. Sämtliche Innereien, oder das was davon noch vorhanden war, hingen zerfetzt aus der offenen Bauchwunde.

Der Brustkorb war bis zu dem Rippen abgefressen. Von diesen fehlten sogar einige, oder waren teilweise angeknabbert. Das Herz war gar nicht mehr vorhanden.

Aus den Oberschenkeln fehlten große Stücke Fleisch. Die Zehen der Füße waren auch nicht mehr vollständig. Die Hände waren zu unerkennbaren Stumpen abgefressen.

Mittlerweile überlagerten die unterschiedlichsten Maden und Würmer Nortons Körper. Auch sie wollten noch etwas Leckeres von diesem hervorragenden Menü für sich beanspruchen.

»Wer macht so etwas? Wie kann man nur so krank sein?« Trevors Stimme war hauchend. Neve konnte hören, dass er mit den Tränen kämpfte. Der Anblick seines Chefs, katapultierte ihn in einen Schockähnlichen Zustand. Bevor dieser aber vollends seine Wirkung auskosten konnte, riss Neve ihn aus seiner Starre.

»Lass uns an die Arbeit gehen. Je schneller und präziser wir sind, umso schneller finden wir seinen Mörder.« Sie wusste natürlich wer es war, stellte sich aber gekonnt dumm.