Coronöse Geschichten - Cornelia Leymann - E-Book

Coronöse Geschichten E-Book

Cornelia Leymann

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Beschreibung

Corona kann einem den ganzen Tag versauen. Das ist der Tenor dieses Buches. Trotzdem haben die ganzen Corona-Maßnahmen natürlich auch eine heitere Note, wie es Loriot ausdrücken würde. Darum geht es in diesem Buch: den ganzen Schwachsinn auf die Schippe zu nehmen, ohne den dahinter stehenden Schrecken zu verniedlichen. In 32 Geschichten lernen wir Mutti, Jutta, Hedwig, Herta und weitere Damen in ihrem coronösen Stress kennen, kriegen manche Beweggründe erklärt, aus denen heraus unsere Politiker ihre sprachlos machende Politik betreiben, und sehen Märchengestalten in neuzeitlichem Gewand dabei zu, wie sie versuchen, mit dem ganzen Scheiß klarzukommen.

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„Corona kann einem den ganzen Tag versauen“, ist der Tenor dieses Buches. Trotzdem haben die ganzen Maßnahmen natürlich auch eine heitere Note, wie es Loriot ausdrücken würde. Darum geht es in diesem Buch: den ganzen Schwachsinn auf die Schippe zu nehmen, ohne den dahinter stehenden Schrecken zu verniedlichen.

In 32 Geschichten lernen wir Mutti, Jutta, Hedwig, Herta und weitere Damen in ihrem coronösen Stress kennen, „verstehen“ manche Beweggründe, aus denen heraus unsere Politiker ihre sprachlos machende Politik betreiben, und sehen Märchengestalten in neuzeitlichem Gewand dabei zu, wie sie versuchen, mit dem ganzen Scheiß klarzukommen.

Inhalt

2G

Klumpfüßchens Wunderhorn

Tünnes und Schäl

Sonntagsgulasch

Corona, hab Dank

Urlaub

Söders Badewanne

Alice im Wunderland

Alte Kamellen

Der Krimi

Aschenputtel

Der schnelle Test

Etwas Besseres als der Tod

Gammelfleisch

Geschäftsmodell

Knack

Man kann alles erklären

Putin und die DNA

Plemplem

Sparkasse unmasked

Josef K. in Deutschland

Total dämlich

Der Kieler Glottalstop

Mehr Meer

Woher nehmen und nicht stehlen?

Die Maske

Beim Chinamann

Der Brief

Die Milchtüte

Im Bistro

Sorgen

Niemand hat die Absicht

Unser Job

2G

Der Kellner sieht die beiden alten Leutchen auf einen Tisch am Fenster zusteuern, stellt schnell sein Tablett auf dem Tresen ab und hechtet zu ihnen hin, erreicht sie aber erst, als sie schon Platz genommen haben. „Wir haben ab heute 2G“, sagt er.

„Ah, klingt interessant“, sagt die Frau, „. Aber wir hätten doch lieber die gebratene Leber. Zwei Mal, bitte.“

„Geimpft oder Genesen?“, fragt der Kellner.

„Ja, wenn Sie schon so fragen“, sagt die Frau, „ich hätte meine gerne innen noch ein bisschen rosa und du, mein Schatz“, sie tätschelt die Hand ihres Mannes, „du willst deine Leber sicher schön kross.“

„Ich will meine Leber so, wie sie ist“, sagt der Mann. „Und ein Bierchen am Abend schadet nicht, hat der Arzt gesagt.“

„Richtig – die Getränke“, sagt die Frau: „Ich nehme ein stilles Wasser und mein Mann möchte ein Bier. Aber nur ein kleines. Haben Sie Veltins?“

„Haben Sie 2G“, fragt der Kellner.

„Natürlich“, sagt die Frau. „Ohne gehen wir gar nicht aus dem Haus. Aber seit wann muss man denn im Restaurant vorher bezahlen?“

„Ist ja wie im Puff", sagt der Mann.

„Woher weißt du denn, wie es im Puff ist?“, fragt die Frau.

„Ich muss mal“, sagt der Mann und steht auf.

„Aber nicht ohne Maske“, sagt der Kellner.

„So schlimm bei Ihnen auf dem Klo?“, fragt der Mann. „Na, macht nichts, ich riech ja nicht mehr so viel und geht auch ganz schnell. Mit meiner Prostata ist noch alles in Ordnung.

„Ihre Prostata interessiert mich nicht“, sagt der Kellner und wendet sich wieder an die Frau: „Zeigen Sie mir endlich Ihre 2G!“

„Also bitte, da hört sich doch jetzt alles auf", empört sich die Frau. „Der Mann will meine Gs sehen. Kurt! Nun sag doch auch mal was.“

„Unterlassen Sie sofort Ihre Anzüglichkeiten“, sagt der Mann laut genug, dass sich die Leute an den Nachbartischen umdrehen.

„Probleme?“, fragt ein herbei geeilter Kollege.

„Die Herrschaften sind anscheinend ungeimpft“, sagt der Kellner.

„Wie sind die denn dann hier überhaupt reingekommen?“, fragt der Kollege.

„Durch die Tür“, sagt die Frau. „Wir steigen nicht mehr durchs Fenster, aus dem Alter sind wir raus.“

„Dann verlassen Sie jetzt augenblicklich das Lokal wieder durch die Tür, durch die sie reingekommen sind“, sagt der Kollege streng.

„Geht doch nicht“, flüstert der Kellner seinem Kollegen zu. „Ohne G dürfen die doch gar nicht durchs Lokal laufen.“

„Ich hab Hunger“, sagt der Mann und nimmt wieder Platz. „Kriegen wir jetzt was zu essen oder nicht?“

„Nein“, sagen Kellner und Kollege wie aus einem Mund.

„Trudchen“, sagt der Mann leise zu seiner Frau, „bist du sicher, dass das hier ein Restaurant ist? Ich war mal früher in was, da gab‘s auch nichts zu essen und die Frauen haben ständig allesmögliche von sich gezeigt.“

„Draußen auf der Karte steht gebratene Leber“, sagt die Frau.

„Darf ich mal Ihren Impfpass sehen“, kommt der Besitzer seinen beiden Angestellten zu Hilfe.

„Siehste“, sagt der Mann zu seiner Frau. „Ist doch ein Puff. Vorher zahlen und Tripper-Nachweis! Aber ich muss schon sagen: Früher war das alles eleganter. Was ist nur aus der Welt geworden?“

Klumpfüßchens Wunderhorn

Da weiß man heute gar nicht mehr, was das heißen soll – und das ist gut so.

Klumpfüßchens Wunderhorn war eine Verballhornung des so genannten Volksempfängers, der 1933 erfunden wurde und bald in keinem Haushalt mehr fehlte. Er war das wichtigste Instrument der NS-Propaganda. Seinen edlen Namen verdankt er zum einen drei Gedichtbänden mit patriotischteutschem Liedgut von Brentano „Des Knaben Wunderhorn“ und zum anderen der Tatsache, dass Propagandaminister Göbbels recht klein war und ein wenig hinkte, also einen Klumpfuß hatte, wie man das damals wenig behindertenfreundlich nannte.

Diese Zeiten sind Gott sei Dank vorbei. Heute gibt es keine Propaganda mehr, die den Deutschen tagtäglich in die Ohren geblasen wird. Würden sich die Menschen auch gar nicht mehr gefallen lassen, denn die damaligen Gräuel dürfen sich nie wiederholen. Darin sind wir uns alle einig.

Dabei hätte es die Regierung heutzutage so viel einfacher als damals, als man sich auf Mittel- und Langwelle beschränken musste. Die ganze Bandbreite von Lang- bis Ultrakurzwelle liegt den Regierenden jetzt zu Füßen, analog und digital, rauf und runter, in Bild und Ton. Sie könnten ihre Propaganda aus allen Rohren schießen und wären nicht darauf angewiesen, dass sich die Familie täglich zur gleichen Zeit um das kleine Gerätchen versammelt, um ihren Parolen zu lauschen.

Aber man hat eben aus dem damaligen Missbrauch der Medien (Verzeihung: des Mediums) gelernt und ein Pe davor gesetzt. Heute gibt es den Rundfunkstaatsvertrag RStV, in dem es heißt, dass die Medien „der freien individuellen und öffentlichen Meinungsbildung sowie der Meinungsvielfalt verpflichtet sind“. Damit die Meinungsbildung und Meinungsvielfalt nicht zu einfältig daherkommt und so wieder ein bisschen an Propaganda erinnern könnte, heißt es weiter: „Die Sendungen sollen dazu beitragen, die Achtung vor Leben, Freiheit und körperlicher Unversehrtheit, vor Glauben und Meinungen anderer zu stärken.“

Als ob das nicht schon mehr als genug wäre, hat der Presserat in seinem Pressekodex noch eins obendrauf gesetzt. Insgesamt 16 Punkte hat er den Journalisten auf die Fahne geschrieben, den wichtigsten gleich zuerst: „Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberstes Gebot der Presse. Jede in der Presse tätige Person wahrt auf dieser Grundlage das Ansehen und die Glaubwürdigkeit der Medien.“

Ja, sie haben an alles gedacht, die Hüter der vierten Gewalt, damit Klumpfüßchens Wunderhorn nie wieder sein hässliches Haupt erheben kann.

Wie wird die Nachwelt das wohl einmal nennen, was uns heute tagtäglich in die Ohren geblasen wird? MMM – Merkels Mainstream Medien? Oder LTT – Lauterbachs Tränentier-Tröte?

Eigentlich ist es egal, wie sie es nennen werden. Wichtig ist, dass es wieder da ist, das Wunderhorn von Klumpfusschen. Es hat sich sogar vermehrt. Aus allen Kanälen wird geblasen und die Klumpfüsschen kaschieren ihre Propaganda mit einem Deckmäntelchen aus tiefer Besorgnis um die Volksgesundheit der ihnen anvertrauten Bürgerinnen.

Tja, lieber Deutscher Michel. Schau einfach mal kurz in den Spiegel. Nicht umsonst hast du eine Schlafmütze auf, du Schlafmütze. Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf, lautet ein Spruch, den manche unserem göttlichen Goethe zuschreiben. Selbst wenn er nicht von ihm sein sollte, wahr ist er trotzdem. Wir sind mit Riesenschritten auf dem Weg in eine Hygiene-Diktatur und alle wandern mit. Auch du, mein lieber Michel, der du davon überzeugt bist, dass unsere Diktatoren nur unser Bestes wollen, wenn sie uns Gesundheit versprechen. Dabei hast du mit deiner Schlafmütze über den Ohren nicht einmal gemerkt, dass wir gar nicht krank waren.

Was ist? Willst du weiter marschieren, bis alles in Scherben fällt?

Tünnes und Schäl

„Können Sie mir mal bitte helfen?“ sagt die alte Dame zu dem Polizisten.

„Nein“, sagt der Polizist, „ich habe zu tun.

„Was haben Sie denn zu tun? Sie stehen hier doch nur so rum“, sagt die Frau.

„Ich stehe hier zu Ihrem Schutz“, sagt der Polizist.

„Das ist nett von Ihnen“, sagt die Frau, „dann können Sie mir ja auch mal helfen.“

„Hören Sie, gute Frau“, sagt der Polizist, „dies hier ist eine Demo mit über vierhundert Menschen. Ich hab zu tun. Um was geht’s denn?“

„Ja, eben“, sagt die Frau, „die sind beide weg und ich hab Angst wegen der vielen Menschen. Nachher tritt noch einer drauf.“

„Was gibt’s denn da bei dir?“, fragt der danebenstehende Polizist.

„Der Dame scheinen ihre Enkelkinder abhanden gekommen zu sein“, antwortet der Polizist. „Wie heißen die beiden denn?“, wendet er sich wieder an die alte Dame.

„Wie bitte?“ fragt die Frau und hält ihre Hand wie einen Trichter an die Ohrmuschel.

„Wie die beiden heißen“, schreit der Polizist.

„Schreien Sie nicht so“, sagt die Frau. „Die haben keine Namen.“

„Doch“, schreit der Polizist, „alles hat einen Namen.“

„Die nicht“, sagt die Frau störrisch.

„Bleiben Sie bitte ganz gefasst“, sagt der Polizist, „und denken Sie einmal in aller Ruhe nach. Dann fallen Ihnen die Namen sicher wieder ein.“

„Wie bitte“, fragt die Frau.

„Wie die beiden heißen“, schreit der Polizist.

„Also bitte, wenn Sie unbedingt wollen“, sagt die Frau, „die heißen Tünnes und Schäl.“

„Und wie alt sind sie?“, fragt der Polizist.

„Ja, eben, die waren noch ganz neu“, sagt die Frau.

„Haben Sie vielleicht ein Bild von den beiden?“, brüllt der Polizist in ihr Ohr.

„Na hören Sie mal, sowas fotografiert man doch nicht“, sagt die Frau.

„Andere Menschen tun sowas“, sagt der Polizist. „Meine Mutter hat immer ein Foto in ihrem Portemonnaie.“

„Tja, also, das muss Ihre Frau Mutter selber wissen!“, sagt die Frau.

„Haben sie eine Beschreibung der beiden?“, fragt der Polizist.

„Wieso das denn? Die sehen doch alle gleich aus.“

„Also Zwillinge“, sagt der Polizist.

„Wie bitte? Tünnes und Schäl waren Zwillinge?“, fragt die Frau.

„Waren?“, sagt der Polizist und legt beruhigend den Arm um sie. „Nun wollen wir mal nicht so schwarzsehen, liebe Frau. Die beiden sind sicher noch am Leben. Wann haben Sie sie denn zum letzten Mal gesehen?“

„Ich weiß nicht, ich hab die Maske abgenommen und da waren sie plötzlich weg. Die sind aber auch empfindlich. Die beiden letzten sind mir auch wegen der Maske abhanden gekommen“, sagt die Frau.

„Sie haben schon mal welche verloren?“, ruft der Polizist entsetzt. „Wie hießen die denn?“

„Sie nerven, junger Mann.“

„Haben Sie deren Namen auch vergessen?“, fragt der Polizist.

„Nein! Aber bitte, wenn Sie wollen: Die hießen Max und Moritz“, sagt die Frau.

„Auch Zwillinge?“

„Hören Sie, junger Mann, ich weiß weder von Tünnes und Schäl, noch von Max und Moritz, ob das Zwillinge sind, und auch nicht, ob Tünnes und Schäl noch leben. Aber dass Max und Moritz tot sind, das weiß ich genau.“

„Ist ja auch kein Wunder“, sagt der Polizist. „Hier sind lauter Neonazis, Rechtsradikale und Reichsbürger. Also, ich muss schon sagen: ein bisschen verantwortungslos ist das schon von Ihnen, die beiden mit auf eine Demo zu nehmen.“

„Ah, da!“, sagt die Frau. „Gehen Sie mal ein bisschen zur Seite, ich glaub, da sehe ich eins.“

Es knirscht unter dem Stiefel des Polizisten.

„Na, bravo“, sagt die alte Dame, „freuen Sie sich, Tünnes haben Sie soeben gefunden. Damit hat sich die Suche nach Schäl erledigt, ich kauf mir ein neues Paar Hörgeräte. Und wissen Sie was? Ich glaube, die nenne ich Dick und Doof.“

Sonntagsgulasch

„Bist du das?“, ruft Mutti in den Telefonhörer.

„Mutter“, sagt Jutta, „du hast mich angerufen und ich habe abgenommen. Wer soll es sonst sein?“

„Ah ja, ich höre schon, dass du es bist“, sagt Mutti. „Der Jan kommt am Sonntag zum Essen. Komm du doch auch. Es gibt Gulasch.“

„Ich bin Vegetarier“, sagt Jutta.

„Auch sonntags?“, fragt Mutti.

„Ich bring mir was zu essen mit“, sagt Jutta.

„Brauchst du nicht“, sagt Mutti. „Es ist genug da. Außerdem ist Jan geimpft.“

*

„Du bist also geimpft. Wie war’s denn?“, sagt Jutta zu Jan, nachdem alle Muttis Gulasch gelobt haben: Mutti mit den Worten Also das Fleisch, weich wie Butter, Jan mit Deine Sauce war göttlich und Jutta mit Super, die Nudeln, und überhaupt nicht matschig.

„Kurz und schmerzlos“, antwortet Jan, „wenn man davon absieht, dass man zwei Stunden vorm Impfzentrum warten musste. Die Schlange reichte fast bis zum Bahnhof wegen der eineinhalb Meter Abstand.“

„Zwei Stunden bei dem Wetter draußen?“, sagt Mutti. „Da kann man sich ja den Tod holen.“

„Drinnen auch“, sagt Jutta.

„Stimmt nicht“, sagt Jan. „Wenn man erst drin war, ging’s wie am Fließband. Die hatten sogar kleine Stehtische aufgestellt, an denen man seinen Aufklärungsbogen unterschreiben konnte.“

„Worüber wurdest du denn aufgeklärt in dem Aufklärungsbogen?“, fragt Jutta.

„Weiß ich nicht“, sagt Jan. „Ich hatte meine Brille vergessen. Danach ging man in einen kleinen Raum, wo schon der Arzt mit der Spritze wartete. Bei mir dauerte es aber etwas länger, weil dem Arzt gerade die Spritzen ausgegangen waren und er Nachschub holen musste. In der Zeit hab ich dann schon mal das Fläschchen mit der Impfflüssigkeit geschüttelt, weil die ein bisschen ausgeflockt war. Die Spikeproteine hatten sich alle am Boden abgesetzt.“

„Meine Güte“, sagt Jutta, „die Impfdosen müssen behandelt werden wie rohe Eier. Die werden auf Minus siebzig Grad runtergekühlt und die ganze Zeit erschütterungsfrei gelagert, sonst wirken sie nicht mehr. Die darf man doch nicht schütteln. Wie kann man nur so blöd sein?“

„Och“, sagt Mutti, „so blöd finde ich das gar nicht.“

„Und du, Mutti? Bist du auch geimpft?“, fragt Jan.

„Natürlich, sieben Mal“, sagt Mutti und berichtet von ihren Erlebnissen vor zehn Jahren im Reise-Impfzentrum, wo sie sich für ihren Safari-Urlaub gegen Gelbfieber hat impfen lassen. „Das war ganz toll“, sagt sie. „Die nette Ärztin hatte ein Buch vor sich liegen, dicker als Knauers Konversationslexikon A bis F. Allein für Tansania gab‘s dreißig Seiten. Da ist ja jede Mückenart für eine andere Krankheit zuständig. Die haben ganz Tansania unter sich aufgeteilt. Es gab ganz viele bunte Bilder wie ein Atlas mit eingezeichneten Grenzen, von wo bis wo welche Mücke sticht. Mücken sind ja sehr ortsfest. Als ich endlich wieder draußen war, war ich sieben Mal geimpft und hatte noch zwei Fläschchen für zu Hause zum nachimpfen mitbekommen. War nicht billig, der ganze Spaß. Aber ich hab das Geld von der Kasse wiedergekriegt.“

„Was“, sagt Jutta, „die Solidargemeinschaft kommt dafür auf, wenn man einen Urlaub in Tansania machen will?“

„Ja“, sagt Mutti, „wegen der Volksgesundheit. Damit ich nichts nach Deutschland einschleppe.“

„Da hätten man doch besser mal gucken sollen, ob du nicht ein frischverheiratetet Mückenpärchen mitbringst“, sagt Jutta.

„Ich meinte eigentlich, ob du diesen Winter schon geimpft worden bist“, sagt Jan.

„Gott, Junge“, sagt Mutti, „diese Impfstoffe werden auf Hühnereiern gezüchtet. Ein halbes Jahr lang. Dann ist das Ei doch schon lange schlecht. Hast du mal gesehen, wie das dann aussieht? Und wie das riecht? Sowas lasse ich mir doch nicht in meinen Körper spritzen.“

„Bei den Corona-Impfstoffen ist das anders“, sagt Jutta. „Da bist du selber quasi das Hühnerei.“

„Das ist ja noch schlimmer“, sagt Mutti, „verfaule ich dann von innen?“

„Nicht immer“, sagt Jutta, „Nur jeder fünftausendste. Bei jeder Impfung. Nach fünf Impfungen stehen die Chancen schon 1 zu tausend.“

„Eins zu dreihundertfunfzig“, korrigiert Jan. „Das ist Wahrscheinlichkeitsrechnung. Die Chancen verdoppeln sich bei jedem Mal.“

„Schön, dass ich euch beide habe studieren lassen“, sagt Mutti. „Lange hab ich überlegt, ob es die Mühe wert war. Aber nun denke: doch, es hat was gebracht. Zumindest ein bisschen. “

Corona, hab Dank

Corona hat natürlich auch sein Gutes: Der mündige Bürger hat endlich gelernt, sich vernünftig die Hände zu waschen. Wenn das nichts ist! Aber Spaß beiseite: Vor allem die Alteren sind gefährdet, das ist bekannt. Ich denke hier insbesondere an die Damenwelt. Die ist besonders gefährdet. Damals, in der guten alten Zeit, genauer gesagt in der vorcoronösen Zeit, war die Welt voller Klos. Kein Spaziergang ohne Einkehrschwung in irgendein Cafe, wo man zu seiner Tasse Kaffee auch ein Klo kredenzt bekam.

Vorbei, vorbei – also der Kaffee.

Der plötzliche, unaufschiebbare Wunsch nach einem Klo ist leider geblieben. Wer als ältere Dame heutzutage mal muss und nur die Auswahl zwischen dem einen oder dem anderen Busch hat – und bisweilen nicht einmal das –, der weiß, wovon ich rede.

Natürlich gibt es in amazongeschwängerten Zeiten nichts, was es nicht gibt. Dazu gehört auch der Penis für die Frau. Aus Silikon, antiseptisch, formschön und farbenfroh – für 8 Euro 32. Wer hätte das gedacht? Ja, tatsächlich. Ich könnte das Teil hier verlinken, aber ein bisschen was muss frau auch selber tun, wenn es darum geht, den Penisneid endlich abzuschütteln.

Außerdem ist die Frage nicht, woher kriegen? Die Frage ist: wie schneidet das Teil im Vergleich zum Original ab. Nun gut, Silikon ist dem menschlichen Gewebe allenfalls nachempfunden, da ist das Original klar im Vorteil. Aber schon bei antiseptisch kann das Original nur schwer mithalten. Bei formschön gehen die Meinungen auseinander, aber farbenfroh – also bitte, da zeigt die Waagschale doch ein eindeutiges Ergebnis.

Womit wir zu den 8 Euro 32 kommen. Bisher dachte man (und auch Mann), der beste Freund des Mannes wäre mit Geld nicht zu bezahlen. Und jetzt das! Nun gut, selbst wenn wir noch 4 Euro 95 Versandkosten oben draufschlagen (Entschuldigung für das gewalttätige Wort), ist das Penis-Plagiat summa summarum nicht teurer als ein Blüschen von kik.

Was ich eigentlich sagen will: Corona, hab’ Dank, du hast uns die Augen geöffnet.

Die allseits und überall gehörte Forderung Bleibt zu Hause dient nur dazu, Frauen vom Pinkeln in freier Wildbahn abzuhalten, damit ihre Augen geschlossen bleiben und sie nicht erkennen, dass der tiefe Graben zwischen ihnen und der Männerwelt mit 8 Euro 32 zugeschüttet werden kann.

Mit dieser Erkenntnis gewinnt das viel beschworene Wort Versehwörungstheorie eine ganz neue Bedeutung. Was, wenn hinter der Ausrufung einer Pandemie gar nicht der Wunsch steht, die Weltbevölkerung mithilfe eines Impfstoffs zu dezimieren, und was, wenn es auch nicht der Wille ist, Geld und Macht an sich zu reißen, indem man uns mit Lockdown und Entzug der Grundechte die Lebensgrundlage nimmt, um uns in Armut zu versklaven?

Was, wenn Corona nur ein letzter Versuch ist, sich gegen die Frau zu verschwören, bevor sie erkennt, dass ein Penis nicht alles ist? Mit Corona will man uns endlich zeigen, dass die schönsten Grundrechte und alles Geld der Welt nichts nützt, wenn man als Frau mal muss.

Und jetzt schießt amazon mit einem farbenfrohen Artikel für 8 Euro 32 plus Versandkosten quer.

Urlaub

„Das hätten wir geschafft“, sagt Mutti zu ihrer Tochter. „Jetzt kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen.“

„Du sagst es, Mutti“, nickt Jutta. „EIGENT-LICH!“

Mutti war in den letzten zwei Wochen für jede Menge Überraschungen gut gewesen. Dabei hatten die beiden, nachdem es endlich wieder ging, einfach nur mal für zwei Wochen in den Süden fliegen wollen, um Sonne, Strand und Meeresrauschen in einem Fünf-Sterne-Hotel mit Meerblick zu genießen. Aber gleich am ersten Abend war es schon losgegangen.