Cotton Reloaded - 30 - Peter Mennigen - E-Book

Cotton Reloaded - 30 E-Book

Mennigen Peter

4,8

Beschreibung

Explosiv: Jubiläumsband mit doppeltem Umfang!

Digitale Romanserie. Folge 30.

London, United Kingdom

Bei ihrer Ankunft in London erwartet das G-Team ein ungemütlicher Empfang: Am Flughafen Heathrow detoniert eine Bombe und reißt mehr als zwanzig Menschen in den Tod.

Während der Chef des G-Teams John D. High abgeschirmt mit anderen internationalen Sicherheitsexperten die Lage sondiert, machen Cotton und Decker eine schockierende Entdeckung: London ist das Ziel einer Terrororganisation, die einen Anschlag plant, der selbst den 11. September in den Schatten stellen soll ...

COTTON RELOADED ist das Remake der erfolgreichen Kultserie und erscheint monatlich in abgeschlossenen Folgen als E-Book und Audio-Download.

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Seitenzahl: 251

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Inhalt

Cover

Was ist COTTON RELOADED?

Über dieses Buch

Der Autor

Tatort: London

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In der nächsten Folge

Impressum

Unsere Empfehlungen

Was ist COTTON RELOADED?

Dein Name ist Jeremiah Cotton. Du bist ein kleiner Cop beim NYPD, ein Rookie, den niemand ernst nimmt. Aber du willst mehr. Denn du hast eine Rechnung mit der Welt offen. Und wehe, dich nennt jemand »Jerry«.

Eine neue Zeit. Ein neuer Held. Eine neue Mission. Erleben Sie die Geburt einer digitalen Kultserie: COTTON RELOADED ist das Remake von JERRY COTTON, der erfolgreichsten deutschen Romanserie, und erzählt als E-Book-Reihe eine völlig neue Geschichte.

COTTON RELOADED erscheint monatlich. Die einzelnen Folgen sind in sich abgeschlossen. COTTON RELOADED gibt es als E-Book und als Audio-Download (ungekürztes Hörbuch).

Über dieses Buch

London, United KingdomBei ihrer Ankunft in London erwartet das G-Team ein ungemütlicher Empfang: Am Flughafen Heathrow detoniert eine Bombe und reißt mehr als zwanzig Menschen in den Tod.

Während der Chef des G-Teams John D. High abgeschirmt mit anderen internationalen Sicherheitsexperten die Lage sondiert, machen Cotton und Decker eine schockierende Entdeckung: London ist das Ziel einer Terrororganisation, die einen Anschlag plant, der selbst den 11. September in den Schatten stellen soll …

Der Autor

Peter Mennigen wuchs in Meckenheim bei Bonn auf. Er studierte in Köln Kunst und Design, bevor er sich der Schriftstellerei widmete. Seine Bücher wurden bei Bastei Lübbe, Rowohlt, Ravensburger und vielen anderen Verlagen veröffentlicht. Neben erfolgreichen Büchern, Hörspielen und Scripts für Graphic Novels schreibt er auch Drehbücher für Fernsehshows und TV-Serien.

Tatort: London

Peter Mennigen

1

Zwei Minuten bevor die Bombe explodierte, die zahlreiche Menschen in den Tod reißen sollte, trat Special Agent Jeremiah Cotton aus dem Ankunfts-Terminal von Heathrow.

Punkt 16:00 Uhr Londoner Ortszeit hatte seine FBI-Sondermaschine aus New York City kommend auf englischem Boden aufgesetzt, wo das Blutbad nun so unaufhaltsam wie unerwartet seinen Lauf nahm.

Der G-Man gehörte ebenso zum Ziel der Attentäter wie die über zweihundert Passagiere eines Transatlantikflugs aus Washington, die gerade aus dem Flughafen strömten.

Obwohl man es dem Agent nicht anmerkte, war er nervös. Ausgelöst wurde die innere Anspannung von dem vagen Gefühl, dass Gefahr in der Luft lag. Instinktiv umklammerte er den Kolben seiner Dienstwaffe, die er unter der Lederjacke in einem Holster trug.

Vor dem Airport blieb er in dem feuchtkalten Novembernebel stehen, für den die englische Metropole berühmt-berüchtigt war. Von seinem Standort aus bot sich der unspektakuläre Blick auf eine Zufahrt, die parallel zu dem Gehsteig verlief. Gesäumt wurde die Fahrbahn von Parkbuchten. Ein gutes Stück weiter rechts warteten Taxis auf Kundschaft. Jenseits der Straße frequentierten Autos einen Parkplatz.

Neben Cotton tauchte seine Kollegin Philippa »Phil« Decker auf. Über ihrer Schulter baumelte eine modische Umhängetasche, in der Frauen für gewöhnlich Lippenstifte und Parfümflakons mit sich herumschleppten. Die Agentin benutzte sie vorrangig zum Transport der Magazine mit Ersatzmunition für ihre Waffe, die sie unter dem Mantel trug.

Die Agents vergewisserten sich, dass von nirgendwo Gefahr für Mr High drohte. Ihr mitgereister Chef verließ hinter ihnen gerade das Terminal.

John D. High zog einen Trolley hinter sich her, von dem er sich partout nicht trennen wollte. Es war davon auszugehen, dass der Leiter des G-Teams in dem Gepäckstück nicht seine Unterhosen beförderte. Wohl eher Dokumente, die der Geheimhaltung unterlagen.

Sein übriges Gepäck hatte er einem Träger anvertraut, der es zusammen mit den Koffern und Taschen der Agents auf einem Rollwagen zu dem Taxistand schob. Wäre die Ankunftszeit der Delegation des G-Teams bekannt gewesen, hätte sie am Flughafen sicherlich eine Limousine des britischen Innen- oder Justizministeriums erwartet. Andererseits sollte nichts von ihrer Mission an die Öffentlichkeit durchsickern. Mr High hielt es deshalb für angebrachter, wenn kein Außenstehender ihren Reisetermin kannte. Solche Vorsichtsmaßnahmen minimierten zudem die Gefahr eines Anschlags. Nicht, dass es im Vorfeld Hinweise auf einen solchen Anschlag gegeben hätte. Doch ein guter Geheimdienstleiter sein, hieß auch immer auf Eventualitäten vorbereitet zu sein.

Grund ihres Besuchs im Vereinigten Königreich war John D. Highs Teilnahme an einer streng geheimen bilateralen Konferenz zwischen den USA und England. Geladen waren die Direktoren der großen Polizei- und Geheimdienste beider Länder. Aus den USA die Leiter der NSA, der CIA, des FBI, des NCIS und des G-Teams. Aus England die des Inlands-Geheimdienstes MI5, des Auslands-Geheimdienstes MI6 und von Scotland Yard.

Der Beginn der Tagung war für den nächsten Vormittag angesetzt. Dauer: eine Woche. Veranstaltungsort: Queen Elizabeth II Conference Center, nahe dem Westminster Palace im Herzen der Stadt.

Mr High blieb vor dem Terminal stehen und bedachte Decker mit einem tadelnden Blick. »Dass ich Sie zu meiner Sicherheit mit nach London genommen habe, bedeutet nicht, dass Sie gleich hinter jedem Stein eine Bedrohung für mich vermuten müssen.«

»Man kann nicht vorsichtig genug sein, Sir«, konterte sie. »Mancher Stein hat sich schon als getarnte Tretmine entpuppt.«

Ihr Chef seufzte. »Das mag für Afghanistan zutreffen, Special Agent Decker. Darf ich Sie daran erinnern, dass wir uns derzeit im Herzen des British Empire befinden? Die Zeiten, in denen die IRA hier mit ihren Terrorattacken Schlagzeilen machte, sind zum Glück lange vorbei.«

Woher hätte John D. High auch ahnen sollen, dass der Tod gerade in Form eines weißen Nissan-Lieferwagens auf der Zufahrt nahte?

Cotton machte irgendetwas an dem Transporter argwöhnisch. Möglicherweise war es der zögerliche Fahrstil des Fahrers. Als ob er sich nicht entscheiden konnte, wo er den Wagen abstellen sollte. Dabei säumten die Fahrbahn freie Parkbuchten in Hülle und Fülle.

Der G-Man schaltete alles um sich herum völlig aus, er sah nur noch den Lieferwagen. Der stoppte etwa zwanzig Meter entfernt abrupt. Ein Mann sprang aus dem Führerhaus. Das Gesicht unter einer schwarzen Skimaske verborgen. Er drehte sich hektisch nach allen Seiten um. Wirkte, als hätte er die Nerven verloren. Überhastet rannte er in die Richtung davon, aus der er gekommen war.

Cotton spürte, wie sich sein Puls beschleunigte. Er spürte, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Er spürte, der Tod war ganz nah.

»Alles runter!«, schrie er.

Wie einstudiert warfen sich er, Decker und John D. High flach auf den Boden. Im selben Augenblick ging die Bombe in dem Transporter hoch. Es erfolgte ein blendender Blitz begleitet von einem ohrenbetäubenden Donnerschlag und einem Geschossregen aus rasiermesserscharfen Metall-, Gesteins- und Glassplittern.

Die Druckwelle ließ die Erde erbeben. Passanten riss es von den Beinen und schleuderte sie zu Boden. Diejenigen, die das Pech hatten, zu nah am Explosionsherd zu stehen, waren chancenlos.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis Cotton realisierte, dass er noch lebte. Dass er statt in einem Leichensack auf dem Gehweg lag. Irgendwas hatte ihn an der Stirn erwischt. Blut lief ihm die Schläfe runter. Obwohl sich in seinem Kopf alles drehte, riss er in einem Reflex seine Dienstwaffe aus dem Holster und entsicherte sie. Das war für seine Überlebensinstinkte und Muskeln auch ohne Mithilfe des Gehirns keine große Sache. Eher eine durch ständiges Training in Fleisch und Blut übergegangene Reaktion auf bedrohliche Situationen.

Erheblich mehr Mühe machte es da schon, die aktuelle Situation zu erfassen. Erkennen konnte man in den gelblichen Staub- und schwarzen Rauchwolken nichts, nur hören. Ringsum gellten Schreie Verletzter. Manche brachten nur noch ein Stöhnen zustande. Wieder andere kreischten schrill und voller Panik um Hilfe.

»Decker?« Cotton rappelte sich auf und versuchte die Lage zu sondieren. »Mr High?«

»Ich bin hier«, hörte er die Agentin irgendwo in dem Qualm keuchen.

Hektisch tastete er in die Richtung, aus der ihre Stimme gekommen war. Glas knirschte unter seinen Sohlen. Beißender Geruch von C4-Sprengstoff, verbranntem Gummi, Plastik und Fleisch stieg ihm in die Nase. Irgendwo schrillte ein Feueralarm.

Inmitten der Verwüstung rang Decker würgend und hustend nach Luft. Die Haare zerzaust, das Gesicht beschmiert mit Staub und Ruß, setzte sie sich auf. Vor ihr torkelte ein Mann, bevor er blutüberströmt zusammenbrach.

Mit ein paar Schritten war Cotton bei ihr. »Alles klar?«

»Das war ein Bombenanschlag«, schrie sie lauter als nötig; ihre Ohren waren noch ganz taub von dem Knall.

»Sind Sie verletzt?« Die Antwort interessierte den G-Man viel mehr.

»Nein, ich glaube, ich habe Glück gehabt.« Obwohl ihr Herz wie verrückt hämmerte, war sie bemüht, ruhig zu bleiben.

»Okay, rühren Sie sich nicht von der Stelle, ich bin gleich wieder zurück.« Er stolperte weiter durch den Rauch auf der Suche nach Mr High.

Überall Schreie. Irgendwo in dem Dunst weinte eine Frau. Endlich entdeckte er seinen Chef, der regungslos und mit geschlossenen Augen wie tot am Boden lag.

»Mr High, alles in Ordnung?«, keuchte der Agent hustend.

Keine Antwort.

»Mr High?«

Der Leiter des G-Teams schlug die Augen auf. »Sieht so aus, als wäre ich davongekommen.« Abgesehen von einigen Schnittwunden, die rasch verheilen würden. »Was zum Teufel ist hier passiert?«

»Wüsste ich auch gern.« Cotton ergriff den Arm seines Chefs und half ihm beim Aufstehen.

Der Rauch verzog sich allmählich und gab den Blick frei auf den Schaden, den die Detonation angerichtet hatte. Wo der Transporter mit der Bombe gestanden hatte, klaffte jetzt ein Krater im Asphalt. Auf gleicher Höhe war die Fassade des Terminals arg in Mitleidenschaft gezogen. Einige der parkenden Autos waren bloß noch brennende Wracks.

Decker torkelte auf die Beine. Ringsum herrschte Chaos. Wie inmitten eines Kriegsgebietes. Traumatisierte Menschen taumelten ziellos umher. Manche hatte es schlimmer erwischt. Sie waren tot oder wälzten sich verletzt am Boden. Einige so schwer, dass sie noch vor Ort verstarben. Andere würden die kommende Nacht in der Klinik nicht überleben.

Keine zwei Minuten nach dem Anschlag näherte sich der an- und abschwellende Klang von Sirenen. Blaulichter zuckten durch den Nebel. Nach und nach trafen Krankenwagen, Löschzüge der Feuerwehr und Streifenwagen der Londoner Metropolitan Police ein. Die Fahrzeuge kamen in Begleitung gepanzerter SUVs und Limousinen des britischen Inlands-Geheimdienstes MI5. Ein Dutzend Agents sprang aus den Fahrzeugen. Bestückt mit kugelsicheren Kevlar-Westen und schweren Sturmgewehren.

Sanitäter kümmerten sich um die Verletzten. Legten Verbände, Bandagen und Kompressen an, schienten gebrochene Arme und Beine, verabreichten Blutplasma oder injizierten Schwerverwundeten Morphium. Feuerwehrmänner suchten nach versteckten Brandnestern oder leisteten Erste Hilfe. Sie trugen Sauerstoffgeräte und versorgten die an Rauchvergiftung Leidenden mit transparenten Beatmungsmasken.

Polizisten sicherten den Tatort mit Absperrband und befragten Augenzeugen. Experten der Spurensicherung nahmen ihre Arbeit auf. Sammelten alles, was verdächtig erschien, in durchsichtige Plastikbeutel, und machten von jedem denkbaren Detail Fotos.

Inmitten der hektisch herumwuselnden Polizisten und Helfer stand regungslos ein athletisch gebauter Mann. Wirkte wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung. Groß, schlank, dunkelhaarig, gut geschnittenes, glatt rasiertes Gesicht mit einem ausgeprägten Kinn. Er war in den Vierzigern. Ausnehmend adrett gekleidet. Mit einem gut geschnittenen Anzug, taubenblauem Hemd und passender Krawatte unter dem offenen Mantel. Er trug eine altmodische Hornbrille, die ihm einen gewissen Stil verlieh.

Plötzlich stutzte der Unbekannte. Er schien zu einer Erkenntnis gekommen zu sein und bewegte sich auf John D. High zu.

»Sir, ich bin Agent Neil Finnighan, stellvertretender Leiter der Abteilung für Terrorbekämpfung des MI5«, stellte er sich vor und verzog den Mund zu einem Lächeln in dem ansonsten starren Gesicht. »Sie müssen John D. High sein, der Leiter der amerikanischen FBI-Sektion, von der mir niemand genau sagen kann oder will, wofür die Abteilung eigentlich zuständig ist. Ich kenne Ihr Bild aus unseren Akten.«

»Ja, der bin ich in der Tat«, bestätigte er. »Und das sind Special Agent Decker und Cotton. Sie begleiten mich als meine Personenschützer.«

»Sehr erfreut.« Finnighan schüttelte erst High und dann Cotton die Hand. Als Decker an die Reihe kam, wurde sein Lächeln breiter und ungekünstelter. »Was ist passiert?«

»Eine Bombe ist in einem Lieferwagen explodiert.« Cotton sicherte seine Waffe und schob sie ins Holster. »Islamistische Terroristen können wir bei dem Anschlag vermutlich ausschließen. Die hätten sich mit Freuden gleich mit ins Paradies gesprengt. Dagegen ist unser Attentäter vor der Explosion weggelaufen.«

»Können Sie ihn beschreiben?«

»Nein, er war zu weit weg und außerdem maskiert.«

»Nun, das scheint wohl mal wieder einer jener Tage zu sein, an denen nichts läuft, wie es hätte laufen sollen.« Finnighan stöhnte genervt.

»Der Bombenanschlag war also nicht als kleine Überraschung zu unserer Begrüßung geplant?« Cotton tat verwundert.

Wofür er von dem Briten erst einen konsternierten Blick und dann ein herablassendes Lächeln erntete. »Ah ja, dieser berühmt-berüchtigte Yankee-Humor. Auch etwas, an das ich mich wohl nie gewöhnen werde.« Dann wandte er sich wieder Mr High zu: »Wieso haben Sie Ihr Kommen nicht dem Innenministerium gemeldet? Dann hätten wir alles Notwendige bei Ihrer Ankunft organisiert.«

Mr High wollte mit einer höflichen Begründung für die Maßnahme antworten, doch Cotton kam ihm zuvor: »Wir Yankees sind auch berühmt-berüchtigt für unsere Selbstständigkeit.«

Finnighans Lächeln wurde noch eine Spur gekünstelter. »Ist das so?«

»Was Special Agent Cotton sagen will«, warf Mr High rasch ein, ehe das Konfliktpotenzial der Unterhaltung noch in einem internationalen Zwischenfall ausuferte, »ist, dass wir Ihre Fürsorge sehr zu schätzen wissen. Aufgrund Terminüberschneidungen konnten wir im Vorfeld keinen genauen Zeitpunkt für unsere Abreise nennen. Tut mir leid, falls wir Ihnen deswegen Umstände bereitet haben sollten.«

Finnighan nickte, als gebe er sich mit der Erklärung zufrieden, und meinte dann zu Cotton: »Übrigens, Sie sind verletzt, mein Guter.«

»Ist nur ein Kratzer, mein Bester.«

»Sollten Sie trotzdem nachsehen lassen.« Er winkte einen Sani heran, damit der den G-Man verarztete.

Der Pfleger verpasste ihm ein Pflaster auf die Stirn und kümmerte sich dann um die Kratzer von Mr High.

Der verabschiedete sich anschließend von Agent Finnighan: »Wenn Sie nichts dagegen haben, fahren wir jetzt mit einem Taxi zu unserem Hotel. Sollten noch Fragen sein, weiß man beim MI5, wo wir zu finden sind.«

»Ich fürchte, ich muss darauf bestehen, dass Sie sich zuerst in einem Krankenhaus medizinisch untersuchen lassen«, widersprach der Brite dem Ansinnen. »Schließlich wurden Sie Opfer eines Bombenanschlags.«

»Ihre Medizinmänner in Ehren, Finnighan, doch das wäre reine Zeitverschwendung«, behauptete John D. High. »Special Agent Cotton hat einen Kratzer abbekommen, Special Agent Decker ist der Eyeliner verlaufen, und ich brauche einen neuen Anzug. Glauben Sie mir, uns ist beim FBI schon Schlimmeres passiert. Tun Sie mir deshalb bitte den Gefallen und lassen Sie uns ohne Umwege im Hotel den Jetlag auskurieren.«

»Na schön, wenn Sie unbedingt wollen«, lenkte der Engländer ein. »Dann bestehe ich zumindest darauf, dass Sie die Fahrt in einer unserer gepanzerten Limousinen antreten.«

Er winkte einen MI5-Agent herbei. Der Mann war Anfang vierzig, groß, hager mit einem schmalen Gesicht, Schnurrbart und wässrigen Augen, die seine dicken Brillengläser unnatürlich vergrößerten. Er wirkte zurückhaltend wie jemand, der einen höflichen Umgang mit seinen Mitmenschen pflegte. Unter dem offenen Trenchcoat trug er ein grünes Polohemd und darüber einen marinefarbenen Pullunder, was der Vorstellung von modischem Geschmack in den gutbürgerlichen Vororten Londons entsprach.

»Agent Taylor wird Sie zu Ihrem Hotel fahren«, stellte Finnighan ihn vor. »Das Charing Cross an The Strand liegt sehr zentral, unweit des Trafalgar Square.« Finnighan wandte sich zum Gehen um. »Wo ist Ihr Gepäck? Agent Taylor wird sich darum kümmern.«

Decker begleitete den britischen Agent zu den Taxis, wo der Rollwagen mit ihren Gepäckstücken umgekippt lag. Das Ohrensausen, das sie seit der Explosion heimgesucht hatte, ließ nur langsam nach.

Während Decker mit Finnighan beschäftigt war, und der schnauzbärtige Agent Taylor ihre Koffer und Taschen in eine der gepanzerten Limousinen lud, knöpfte sich Mr High den unerfahrensten Agent seiner Truppe vor:

»Darf ich Ihnen eine kleine Weisheit mit auf den Lebensweg geben, Cotton? Schweigsamkeit ist manchmal eine nicht zu unterschätzende Tugend. Würden einige Menschen das beherzigen, würden sie auch weit weniger Unsinn verzapfen.«

2

Bevor John D. High die vom MI5 gestellte Limousine bestieg, hielt er kurz inne und sagte mit zuckersüßer Stimme, in der ein bedrohlicher Unterton mitschwang: »Noch etwas, Special Agent Cotton: Wir werden uneingeschränkt mit dem MI5 kooperieren. Ist das klar? Ich hoffe inständig, dass meine Anweisung Sie intellektuell nicht überfordert.«

Der G-Man nickte und pflanzte sich neben Decker auf die Rückbank. Ihr Chef nahm vorn auf dem Beifahrersitz Platz. Kaum waren alle eingestiegen, ließ Agent Taylor den Motor an und fuhr los. Er schaltete die Scheinwerfer ein, da die herbstliche Abenddämmerung bereits über London hereinbrach.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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