Country Yachting - Expedition Marokko - Angelika Katharina Rose - E-Book

Country Yachting - Expedition Marokko E-Book

Angelika Katharina Rose

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Beschreibung

In lebhaften und bildmalenden Worten, illustriert mit vielen eigenen Fotografien, gibt das Buch die Reiseerlebnisse von Angelika Katharina und Guido Rose wieder, die sie bei einer rd. 4.000 km langen Wohnmobil -Tour durch Marokko im Winter 2017/2018 gesammelt haben. Dabei folgten sie dem Küstenverlauf des Atlantik bis zur Höhe der Kanarischen Inseln, zogen ostwärts parallel zur algerischen Grenze von Oasenstadt zu Oasenstadt durch die Wüste, erklommen Berge aus Wüstensand der Sahara, durchfuhren den "Grand Canyon" Marokkos und begeisterten sich für die Fantasia Reiterspiele und vielem anderem mehr. Ein Roadmovie zum lesen. Das Buch enthält ferner Informationen zu Land und Leuten, listet die verwendeten Camping- und Stellplätze (mit GPS Koordinaten) auf, gibt wichtige Tipps und Anregungen für alle die Ihre eigene "Expedition Marokko" wagen wollen. Wer es gelesen hat, ist gut auf Marokko vorbereitet.

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Impressum

1. Auflage, 2020

Autorin/Rechteinhaberin: Angelika Katharina Rose, Co Autor: Guido Rose

Umschlaggestaltung und Illustration: Angelika Katharina Rose

Lektorat: Antje Kubbat

Karten: Hergestellt aus OpenStreetMap-Daten / Lizenz Open Database License (ODBL)

Eigentümer der Domain openstreetmap.de ist:

FOSSGIS e.V., Römerweg 5, D-79199 Kirchzarten

Der Verein wurde unter der Registernummer 90 VR 3594 am 18. Januar 2001 beim Registergericht der Stadt Mainz eingetragen.

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN:

978-3-347-06283-2 (Paperback)

978-3-347-06284-9 (Hardcover)

978-3-347-06285-6 (e-Book)

Rechte:

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

„Country Yachting“ ist eine eingetragene Marke beim Deutschen Patent- und Markenamt. Die Rechte liegen - ebenso Text- und Fotorechte - bei der Autorin! Soweit Zustimmungen vorliegen, wurden Klarnamen verwendet, ansonsten geändert. Gesichter sind auf Fotos verpixelt.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d- nb.de abrufbar.

Vorwort

COUNTRY YACHTING

Expedition Marokko

ist das zweite Buch von Angelika Katharina Rose, die aus den Logbucheinträgen und Reisetagebüchern ihres „Capitaine“ Guido, eine flüssige, spannende und informative Reiseerzählung über ihre gemeinsame Marokko Reise mit dem Wohnmobil geformt hat.

Warum Capitaine, warum Country Yachting?

Ein freundlicher Franzose, der uns den Weg zu einem geheimen idyllischen Stellplatz verriet, sagte vor Jahren zu uns: „Je suis aussi capitaine d´une camping car!“* Nun war uns klar, wer das „Landschiff“ steuert, der ist „Capitaine“, und unser Hobby heißt „Country Yachting“!

Und so wie andere mit dem Schiff reisen, so machen wir es mit unserem Wohnmobil, das wir auf den Namen “ Viator“ (lat.: „Der Reisende“) getauft haben.

Wir sind beide im Ruhestand und nutzen unsere Zeit gerne zum Reisen der individuellen Art.

Den Winter 2017/18 haben wir nicht nur in Spanien und Portugal verbringen wollen…

…wir haben auch tatsächlich ein Schiff benutzt und sind mit diesem dann über eine Straße gefahren, die Straße von Gibraltar, um Marokko zu erfahren. Und diese Erfahrungen teilen wir seit einiger Zeit auf YouTube (Country-Yachting) mit allen die es interessiert!

Aber nichts geht über ein Buch!

Marokko ist ein tolles Land. Wer die Menschen „versteht“ und es versteht mit ihnen umzugehen, der kann das Land mit seiner ganzen landschaftlichen und kulturellen Vielfalt genießen. Eines sollte aber auch jedem klar sein: Marokko ist Afrika! So ist der Verkehr eher „unstrukturiert“ wild, und so fehlt leider meist eine geordnete Müllentsorgung - sehr zum Leid manch schöner Ansichten.

Das Buch zur Reise liegt nun in Ihrem Blick. Sind Sie bereit mitzureisen um Spannendes, Informatives und Unterhaltsames zu erfahren? Dann wünschen wir Ihnen viel Spaß!

Die Crew des Viator!

*Ich bin auch Kapitän eines Wohnmobils.

Inhalt

Übersichtskarte

Vorwort

Nützliche Informationen und Reisevorbereitungen

Expedition Marokko

Kapitel 1

Ankunft und Atlantikküste9

Kapitel 2

Berge, Wüsten und Oasen

Kapitel 3

Königsstätte und das „Spiel des Pulvers“

(Seitenangaben zu Orten über das Register)

Camping-/ Stellplatzlisten inkl. GPS Koordinaten

Danksagung

Über die Autoren

Register

Quellenangaben

Nützliche Informationen und Reisevorbereitungen:

Dieses Buch ist vornehmlich ein Reisebericht und erfüllt nicht den Anspruch vollständige Informationen zum Land oder zu den landesrechtlichen Regelungen zu enthalten.

Dennoch möchten wir Ihnen vermitteln, welche Informationen und Reisevorbereitungen aus unserer Sicht für Reisemobilisten wichtig sind.

• Schließen Sie eine Auslandskrankenversicherung ab.

• Klären Sie, ob Ihr Kfz Versicherer oder Autoclub im Falle eines Unfalls, Ihr Wohnmobil zurück in die EU holt. Beim Verbleib des Fahrzeugs in Marokko drohen ansonsten extrem hohe Einfuhrzölle. Sie werden erst nach der Zahlung dieser ausreisen dürfen.

• Impfungen: Tetanus, Polio, Tuberkulose und Hepatitis sind neben der Standardversorgung auch bei einer Wintertour zu empfehlen. In wärmeren Zeiten sollten sie auch über einen Schutz vor Malaria und Gelbfieber nachdenken - je nach Reiseregion. Von einer Tollwutimpfung haben wir wegen der Impfrisiken Abstand genommen. Eine frühzeitige (min. 1/2 Jahr vor Reiseantritt) ärztliche Rücksprache empfehlen wir ausdrücklich.

• Hund: Lassen Sie Ihren Vierbeiner ebenfalls rechtzeitig impfen. Tollwut ist Pflicht, ebenso der sog. „Titer Nachweis“, der belegt, dass Ihr Hund Antikörper entwickelt hat. Ihrem treuen Begleiter könnte bei fehlen des Nachweises die Einreise in die EU verwehrt werden und drei Monate Quarantäne bescheren. Informieren Sie sich rechtzeitig tierärztlich.

• Gültige Reisepässe dabei?

• Passen Sie auf Ihre Zollpapiere auf, die Sie zur Einreise für Ihr(e) Fahrzeug(e) erhalten (3 Zettel je Fahrzeug). Sie benötigen diese für die Ein- und Ausreise! Den dritten Zettel behalten Sie für eine spätere Reise - wenn Sie mit dem gleichen Fahrzeug wieder einreisen möchten!

• Zollbestimmungen achten! Man bekommt alle Lebens- und Genussmittel in Marokko. Alkohol erwirbt man in gesonderten Bereichen des Supermarktes, die Ausländern zugänglich sind.

• Es herrscht ein Verbot für die Einfuhr von Drohnen (hoch strafbewährt) und Waffen.

• Seien Sie im Straßenverkehr stets zurückhaltend und besonders achtsam. Selbst kleine Schulkinder spazieren über die Autobahn! Fahren Sie nie bei Dunkelheit!

• Tanken Sie nur an „guten“ Tankstellen und stets frühzeitig. In M´Hamid gibt es beispielsweise nur „Sprit“ aus Fässern. Für Dieselfahrzeuge sollten dort „Tankzusätze“ mitgeführt werden (Dieselpest).

• Sogenannte „Fiches“, eine Art Meldezettel, benötigen Sie im „Kerngebiet“ Marokkos nicht! Wollen Sie bis hinunter in die politisch umstrittene Region „West Sahara“ reisen, empfiehlt es sich, zuvor diese Formulare zu besorgen. Die Polizei ist aber stets freundlich, so das man Ihnen in der Regel helfen wird.

• ADAC - Anlaufstelle Marokko: Agadir, 84 Rue Mokhta-Soussi, Angle Rue Nation union citi suisse, GPS N 30°25.717; W009°36.079, Tel. 028-843752 und 028-825154.

• Falls etwas völlig schief geht: Deutsche Botschaft, Rabat, 7 Rue Madnine, Tel. 0537218600

• Zweiten Dichtring für Gasflaschen mitführen.

• Offline Navigationsapp für das Smartphone/Tablet - z. B. „here“ (ohne Rooming Kosten)

Expedition Marokko

Kapitel 1

Ankunft und Atlantikküste

Es ist der 15. Dezember 2017; wir erwachen in Los Barrios, Spanien, nahe dem berühmten Fährticket Büro, bei dem wir gestern unsere Hin- und Rücktour Tickets nach Marokko gebucht haben. Algeciras - Tanger- Med und zurück, Termin frei wählbar, alles für 200 Euro - ein guter Preis.

Vor uns steht ein Toyota Landcruiser, Christiane und Horst, Marokko ist ihr Test für die anstehende Weltreise, aber eben auch Bestandteil einer beachtlichen Reiseplanung. Gestern haben wir uns hier kennengelernt, ein paar Gläschen Rotwein geleert und werden gleich gemeinsam zur Fähre fahren.

6: 30 Uhr

Draußen ist es noch stockduster und kalt. Beachtlich wie gelassen sich unserer neuen Freunde draußen „frisch machen“. Auf geht’s!

Um 8: 00 Uhr soll die Fähre ablegen. Auf dem Weg zum Puerto von Algeciras, einem großen Überseehafen, sammelt sich bereits eine kleine Kolonne von Gleichgesinnten - unabgesprochen und unbekannt - mit gleichem Ziel.

Wir kurven allmählich immer tiefer in das Hafengelände hinein - alles hell mit orangem Licht ausgeleuchtet. Schiffe, Kräne, LKW und anderes schweres Gerät, Brücken und noch mehr Gerät. Erste Gestalten winken am Straßenrand. „Alle ignorieren!“ hat Carlos gesagt. „Alles Betrüger!“ Als wir in der Reihe der Wartenden angekommen sind, sind es zum Glück nicht so zahlreich viele Personen, die sich als „Offizielle“ ausgeben, um anschließend ihre Dienste für „Formalkram“ anzubieten. Ist wohl noch zu früh und zu kalt.

Da hatte man uns gestern etwas zu sehr beunruhigt. Wir hatten aber auch Glück, den bei Marokko Reisenden allseits bekannten „Carlos“ leibhaftig kennenlernen zu können.

Normalerweise sitzt die nächste Generation bereits im Ticketverkauf. Als Weihnachts- und Neujahrsgruß, aber auch wegen der gegenseitigen Sympathie, bekommen wir neben der obligatorischen Flasche Wein und einem Kuchen, auch noch Weihnachtssüßigkeiten sowie etliche Tipps.

Irgendwann, die Einfahrt ist noch gar nicht frei, kommt tatsächlich ein Offizieller. Wir zweifeln zunächst, aber er hat allerhand Ausweise und Tickets sortiert in der Hand, deshalb rücken wir alles Verlangte heraus.

Ein Schwarzer, der vor unserem Womo allerlei Verrenkungen macht, ist nicht offiziell. Abschütteln läßt er sich nur gegen Herausgabe von 50 Cent. Vorsichtshalber öffne ich das Fenster nur einen Spalt breit und wünsche ihm erfolgreiche „Geschäfte“. „Gracias Hermano“ („Danke Bruder“) schallt es zurück.

Der Offizielle bringt nach einiger Zeit die Papiere zurück und langsam setzt sich die Karawane Wartender in Gang. Nun geht es schneller als erwartet, wir durchkurven den inneren Hafen - Einweiser weisen den Weg bis in den Schiffsbauch. Im Inneren der Fähre wenden wir unser Womo und stellen es mit komfortablem Abstand ab. Heute früh wird die Fähre nicht voll.

Die Pullmann Sitze auf Deck 1 dienen uns als Wartezone, bevor der marokkanische Grenzposten auf dem Schiff öffnet. Christiane, Geli und Horst sind für die Fotosafari aufs Oberdeck, fotografieren Schiffe, Hafen und den britischen Affenfelsen „Gibraltar“, während ich mit Luzi, unserem durchgeimpften Maltipoo Welpen warte, bevor auch ich einen Blick hinaus wagen darf. Im Alter von 17 Jahren bin ich von hier aus bereits nach Marokko aufgebrochen, der Hafen ist beachtlich gewachsen. Es ist ja auch schon sehr lange her.

Auch wenn die Schlange vorm marokkanischen Grenzbeamten überschaubar ist, warten wir doch 30 Minuten. Ein Blick in Geli´s Pass wirft Fragen auf - Rose ist schließlich auch ein Vorname - und die beiden Vornamen könnten ja auch ein Doppelname sein. Ich gebe ihm meinen Pass und sage, dass sie meine Frau sei und es damit klar sei, das „Rose“ der Nachname ist. Er lächelt! Wir lachen - Stempel - fertig!

Nach 1 Stunde und 30 Minuten legen wir pünktlich in Tanger-Med an. Nun kommt der spannende Teil der Einreise, der Zoll. Die Einfuhr von Lebensmitteln und Alkohol ist nämlich strikt geregelt, wir haben die Karre randvoll. Zunächst kurven wir wieder ein wenig durch das Hafengelände, dann ein erster Polizeiposten - Pässe. Danach fahren wir rd. 50 Meter in den überdachten Bereich der Zollabfertigung. Das kann dauern. Erstens weil wir bereits aus der Reihe heraus gefischt wurden, zweitens weil überall um uns herum kräftig ausgepackt wird und wir drittens in einen außerhalb liegenden Wartebereich befohlen werden. Da stehen wir nun und warten.

„Rose“ brüllt ein Zollbeamter über den Hof - wir stehen immerhin 50 Meter außerhalb der bedachten Zollabfertigung. „Je suis ici!“ („Ich bin hier!“) rufe ich zurück. „Go to the police - with your femme, äh… wife!“ „Geli - komm mal. Wir müssen zur Polizei, irgendetwas ist nicht in Ordnung!“ Während Geli abschließt, kommt Horst herüber und steckt mir kurz, dass der Officer - der von eben - der etwas seltsam aussieht - hier wohl der Strengste sei. Er habe die ganze Zeit Stress mit dem.

Geli und ich gehen die rund 100 Meter zurück zum ersten Polizeiposten. Eine Holzbox mit Tisch, Laptop, und einem zerfleddertem Kunstleder bezogenem Stahlstuhl, auf dem der junge Policeofficer sitzt. Der Beamte spielt gerade mit seinem Handy. Es sei etwas nicht okay, machen wir ihm verständlich. Pässe, ein Blick in den Rechner - alles in Ordnung. „You are welcome!“ Wir gehen zurück und warten wieder am Fahrzeug. Die 3 Zollzettel für das Wohnmobil wurden zwischenzeitlich abgeholt - zwei davon müssen wir zurück erhalten. Einen geben wir dann bei der Ausreise wieder ab - ohne würde es teuer und schwierig das Land wieder zu verlassen. Den letzten müssen wir behalten, falls wir je wieder nach Marokko einreisen wollen, haben wir diesen dann vorzulegen. „Rose“ schallt es erneut über den Hof! „Ici!“ „You are not okay - go to the police office!“ „Was denn nun?“ sage ich zu Geli, bevor ich nun allein los marschiere. Ich gehe erneut zurück zur Polizeibox - mit beiden Pässen und dem Heimtierausweis für Luzi. Der junge Mann grinst „Everthing ok“. Wieder zurück. Im überdachten Zollbereich ein anderer Officer „Go, wait at your car!“ Dann sehe ich den Mann, der mir eben noch die Anweisung mit der Polizei gab und gehe zu ihm. Nee, da vorne solle ich in das Büro gehen. Ein Raum, der inmitten des überdachten Zollbereichs steht. Grundfläche ca. 4 mal 4 Meter, Jalousien versperren den Blick ins Innere des ringsherum verglasten Gebäudes. Die Tür steht offen, ich trete ein. Drei Beamte grüßen zurück. In der Ecke links gegenüber sitzt ein Marokkaner(?) in Handschellen. Oh! Zwei der drei Beamten stehen neben ihm, während rechts vom Eingang und mir, der Dritte am Computer sitzt und mich sehr freundlich auffordert mich auszuweisen. Unsere Zollpapiere liegen vor ihm, er prüft und macht Notizen auf den Zollunterlagen. Dann kommt die Frage, mit der nicht zu rechnen war, die aber unser langes Warten verursacht hat. „Pensionär? You are a Policeman?“ „No, i´m a official, but retired.“ „You are welcome!“ Ich habe die erforderlichen Papiere in der Hand. „Au revoir.“

Ich werfe noch einen Blick auf den Festgenommenen, der mit gesenktem Haupt in der Ecke sitzt. Die Beamten an seiner Seite grinsen mich nickend an.

Draußen kommt der Officer, der hier anscheinend der Chef ist, streng auf mich zu. Er will jetzt das Womo kontrollieren, wir sind mittlerweile die Letzten auf dem Zollhof. Was da wohl kommen mag? Was sagte Horst eben noch? „Der da - ist wohl der Schlimmste.“

„Come and look where you want.“ Eine Plastikplatte als Sperre für unseren Welpen hindert ihn noch. Geli grüßt - nimmt weisungsgemäß das Hündchen - ich entferne die Barriere. Die erste Frage geht um Waffen und Drohnen, beides kann ich verneinen. Dann, bevor er noch eintritt, will er sehr nachdrücklich wissen, ob Kameras im Fahrzeug sind, die ihn filmen. „No!“ Er stiefelt durchs Womo zu den Betten im Heck, hebt die Matratzen hoch und fragt nach den Schränken, in die ich ihn hinein schauen lasse. „What is this?“ Er zeigt auf die Duschtüre. „Shower“ „Open!“ Alles okay. Nun trete ich zurück, damit auch seine Frage nach der gegenüberliegenden Türe beantwortet werden kann. „Toilet“ „Open!“ Ich öffne die Türe vor mir, trete weiter zurück so dass er hineinschauen kann, während ich ihn jetzt nicht mehr sehe, da er von mir aus hinter der Türe steht. Ich höre sofort ein lautet - gar entsetztes - „Ohh!“ Jetzt rieche ich es auch schon langsam, schließe die Türe wieder, bedacht, sie ihm nicht vor den Kopf zu hauen, der augenblicklich „grün“ vor mir steht. „Oh no, i´m so sorry!“ Peinlich, peinlich! Es stinkt nach Jauchegrube! Das ganze Fahrzeug füllt sich mit dem Geruch, der sich aus dem soeben geöffnetem Raum sehr schnell verbreitet. Der Officer will raus, ich stehe noch im Weg. „I´m so sorry!“ wiederhole ich unentwegt, erkläre ihm, das unsere Bekannte, die mit dem Geländewagen und ohne Klo, eben hier war. Wegen der Aufregung! Offensichtlich, oder eher „offenriechbar“, hatte sie den Schieber nicht wieder verschlossen. Er drängt, das Fahrzeug verlassen zu wollen. Unser randvoll gefüllter Kühlschrank ist ihm egal. Ob er uns nun ärgern will? Um frische Luft ringend - morgen hat er bestimmt Herpes - will er unseren Welpen haben, für seine Enkelkinder. Geli verneint heftig - war wohl nur ein Gag. Draußen will er wissen, ob ich ein Policeman sei, was ich erneut verneine. Er möchte wissen was ich gearbeitet habe. „Something else, i worked against corruption.“

„You are welcome collegue!“ Shake hands und ab die Post. Noch eine letzte Kontrolle an der Hafenausfahrt und wir verlassen als Letzte der Schiffsladung den Hafen. Marokko, wir sind angekommen! Seit Verlassen der Fähre sind rund 60 Minuten vergangen - das war dann ja doch recht schnell. „Klobeschleunigung“ - wir lachen herzlich - nein wir grölen. Die erwartete gründliche Kontrolle war dann ja doch außerordentlich schnell abgewickelt. „Klobeschleunigung!“

Bei kühlen 13 Grad Celsius und grau bedecktem Himmel, beschließen wir erst einmal einen größeren Schlag zu machen. Leichter Nieselregen stützt unsere Entscheidung.

Moulay-Bousselham heißt unser Ziel, Camping Atlantico. Wir nutzen die großzügig ausgebaute Autobahn, die besser aussieht als unsere eigenen in old Germany. Eigentlich nicht erwähnenswert - wenn da nicht die Fußgänger, Schulkinder und Tiere gewesen wären. Eine Autobahn wird hier von allen Verkehrsteilnehmern frequentiert. Zum Glück aber meist auf dem Standstreifen.

Wir stehen mit Blick in die große Lagune, die sich malerisch vor uns erstreckt. Lediglich ein Zaun stört die freie Sicht. Aber dieser Zaun ist wichtiger, als wir es jetzt wissen.

Gestern sind wir hier angekommen und haben mit der Abfahrt von der Autobahn unseren „Kulturschock“ erlebt. Etwas, das wohl jedem ein erstes Mal passiert, wenn er - oder auch sie - in ein für uns so andersartiges Land kommt. Müll am Straßenrand, einfachste Gefährte, Kamele, Schafe, Ziegen, Eselskarren, Mopeds und die Menschen - einfach alles wuselt in einer Ortschaft kreuz und quer - egal ob Straße oder nicht. Zurückhaltende umsichtige Fahrweise ist äußerst wichtig!

Kombiniert mit dem deutlich sichtbaren Wohlstandsgefälle und der Kleidungsordnung sowie der meist halbfertigen Häuser und Verschläge, eine gänzlich andere Welt.

Kinder stehen oft in großen Scharen am Straßenrand und winken (oder haben vereinzelt Steine in der Hand), Männer sind in Kaftans mit Fes (roter Filzhut) oder in Jubbah Thobe Jalabiya mit Kapuzen bekleidet, die wie eine Zipfelmütze absteht, und unterschiedlich gründlich verschleierte Frauen (Abaya, Galabiyah, Kaftan, Jilbab und Djellaba).

Argwohn in manchen Blicken, zumeist aber ein freundliches Winken und werbendes Heranwinken. Letzteres für die Geschäfte oder „Spendenanfragen“. Diese Form der „Werbung“ haben wir stets ignoriert. Langsam vorbeifahren und freundlich grüßen.

Nun, mit Blick in die herrliche Lagune, frühstücken wir. Da es draußen noch etwas kühl ist, liegt ein leichter Seenebel auf dem Wasser, der durch die sich durchsetzende Sonne langsam einem sonnigen Tag weicht. Leider bleibt es recht kühl, da dieser Winter durch einige nördliche Kälteströme auch in Marokko kühl ausfällt.

Neugierig wandern wir los, um Ort und Strand zu erkunden. Zunächst tobt Luzi am Strand, dort wo die Lagune ausläuft und die Fischer die Ausfahrt zu den Fischgründen starten oder beenden. Wir schauen ein wenig zu, was sich alles so tut, während uns die zunehmend wärmenden Sonnenstrahlen auf den Nacken und aufs Gesicht bruzzeln. Ein leichter Wind und die Brise der hohen Dünung, die vor unseren Augen anbrandet, kühlen gleichzeitig ebenso deutlich. Besser man dreht sich hin und wieder einmal herum - wie ein Brathähnchen.

Ohne das wir an Letztere gedacht hätten, im Ort, genauer gesagt auf dem Markt angekommen, sehen wir tatsächlich Brathähnchen. Unser aufgekommener Hunger vergeht uns leider sehr schnell. Die Brathähnchen leben noch, gleich fünf davon liegen am Boden, alle Füße mit Klebeband zu einem Knäuel gebunden, vor uns. Und auch wenn die feilgebotenen Leckereien locken könnten, so ist doch die Lagerung und Zubereitung - zumindest hier und heute - extrem abschreckend. Daran werden wir uns noch gewöhnen (müssen). Zumindest eines wird uns sehr schnell klar: Ohne Supermärkte und Co. ist das Leben eben nicht so komfortabel, eben ursprünglich. Man weiß halt ganz genau was man isst und was man dafür zu töten hat. Es ist halt der „Sprung“ in eine andere Gegenwart.

Auf unserem Campground genießen wir den Rest des Tages in einer „geschützten“ Abgeschiedenheit. Weitestgehend, denn gelegentlich tut sich etwas auf der anderen Seite des Zaunes. Dafür ist der Zaun da! Dicke Felsbrocken säumen die Wasserlinie, und bei Flut muss man schon etwas klettern, will man außen entlang des Zaunes. Bei Ebbe ist es nicht viel einfacher, denn die Rinne der Hafenausfahrt schließt sich unmittelbar an, dahinter sind erst die Sandbänke zu sehen, zwischen denen sich bei Ebbe die Fahrtrinne hinaus ins Meer schlängelt. Es beschämt uns fast, wir hier vollausgestattet, die armen Bettler dort. Auch daran werden wir uns gewöhnen - Lebenswirklichkeit.

Wir lassen uns erweichen - reichen einem jungen Mann, der um Nahrung, Kleidung und Schuhe bettelt, ein Hemd und eine Snack über den Zaun. Die Nachbarn geben ihm Kekse ab, die sie gerade nicht mehr runterkriegen - das Gewissen halt.

Für den heutigen Nachmittag lädt Geli zum Waffelessen. Sie bereitet ihre genialen Waffeln - sogar Puderzucker haben wir dabei. Nun sitzen wir, Christiane und Horst - die einen Tag später als wir hier eingetrudelt sind - sowie Henry, an unseren zusammen gestellten Tischen vor der malerischen Kulisse dieser schönen Lagune. Wir mampfen heißhungrig einen riesigen Stapel Waffeln in uns hinein. Kaffee und Tee, ein Blick Richtung offenes Meer, ein Stück Waffel und ein, sich mit zunehmender Sättigung intensivierendes, Gespräch bestimmen die nächsten Stunden. Henry, allein reisender Motorradfahrer, hat einiges zu bieten. Er ist bereits auf dem Rückweg und „füttert“ uns regelrecht an, wenn es um den Faktor Abenteuer geht. Mit seiner leistungsstarken geländegängigen Maschine, die mit einem übergroßen Tank ausgestattet ist, war er einige Wochen in den abgelegendsten Ecken Marokkos. Das sind zwar zumeist Pisten, die wir nicht fahren können, aber er hat auch Alternativstrecken anzubieten. Unsere „Off Road Abenteurer“ Christiane und Horst haben aber genau diese Strecken im Visier und sind äußerst entzückt, hier nun bestes Streckenmaterial zu erhalten. Henry und wir wiederum, bekommen große Ohren, als die Beiden ihr Reiseprogramm für die (zunächst) kommenden drei Jahre in Südamerika erörtern.

Selbst Henry scheint an diesem Nachmittag satt geworden zu sein, denn am nächsten Morgen bedankt er sich erneut mit den Worten, dass dies ein erstes Gefühl von Heimat und Weihnachten für ihn gewesen sei. Er nahm Geli in den Arm: „Wie bei Mutter!“ Dann hat sie wohl alles richtig gemacht. Der Kerl hatte nach wochenlangen

Enthaltungen, Tajine und Couscous essen, Aufregung und schlechtem Schlaf, dringend Urlaub nötig.

Am frühen Abend gehen wir gemeinsam in den Ort. Oberhalb der Lagune liegt die riesige Promenade an dessen Ende eine kleine Moschee steht. So mächtig wie die Promenade ist, war vielleicht mal eine größere Moschee in Planung? Zur Rechten liegen Straße und einige Restaurants sowie Läden aufgereiht. Die Sonne steht schon sehr tief und sticht uns orangerot in die Augen, während sich der Himmel blauviolett färbt und eine entzückende Stimmung erzeugt. In einem dieser Läden, eher ein Kiosk, kaufen wir eine Sim Karte für unser Smartphone. Telefon- und Datendienste für zwei Monate für 370 Dirham mit 2,5 Std für Telefonate in die EU und 20 GB zum streamen und surfen. Wir dachten es gut verhandelt zu haben, aber bei Maroc Telecom wäre es günstiger gewesen. Egal, wir sind online und erreichbar. Und weil der Euro hier so beliebt ist, tauschen wir im Restaurant nebenan 100 € gegen Dirham. Allerdings haben wir Kursinformationen und verhandeln hart. 1000 DH wollte er uns maximal geben, 1080 DH war der Kurs und 1050 DH haben wir bekommen. Das war ein erträglicher Umtauschkurs und wir sind wieder flüssig. Die einzige Bank, eine Wechselstube der Western Union Bank hatte sowieso schon zu und Morgen wollen wir weiter. Den Campingplatz müssen wir bar zahlen und wir wissen noch gar nicht genau was er kostet (Es waren 80 DH pro Nacht).

Heute Nacht war es sehr kühl, ein Grund mehr, einen „großen Schlag“ zu machen.

Obwohl, die Lagunentour im Fischerboot hätten wir heute auch machen können. Unsere Freunde machten sie, sie soll trotz der sehr kühlen Temperaturen sehr ansprechend gewesen sein.

Egal, unser heutiges Ziel heißt El Jadida und wir nehmen die Autobahn. Als wir den Platz verlassen liegt die Lagune bei Ebbe halb trocken, die Sonne arbeitet wieder kräftig, aber warm wird es heute nicht.

Nach 328 km erreichen wir den Campingplatz International, El Jadida. Die Autobahn war wenig aufregend. Ein paar Rastplätze, Ausblicke auf Slums, in der Ferne sehen wir die Städte Rabat und Casablanca - Ziele die wir uns aufsparen.

Erwähnenswert ist, dass wir mindestens zehn Polizeikontrollen passiert haben und das Polizeiaufkommen in El Jadida auffallend hoch ist. Beim „Check in“ werden wir zudem (wie übrigens meistens) genauestens nach unserer Reiseroute - woher/wohin - befragt, alles wird zusammen mit unseren Passdaten genauestens erfasst.

Müde von der Fahrt bleiben wir im Camp und lassen Luzi draußen toben. Der Platz ist nicht einmal zu 15 % gefüllt, wir haben sehr viel Platz. Und wenn man so den Platz erkundet, lernt man natürlich andere Reisende kennen. Ein deutscher Frührentner bietet Wohnmobil Serviceleistungen aller Art, bessert seine Reisekasse ein wenig auf, und kann für manch einen ungeschickten Laien-Handwerker eine Rettung sein. Denn wer ein Wohnmobil fährt, der sollte mit der Technik sehr wohl vertraut sein und kleinere Reparaturen selbst ausführen können. Auf einer schwimmenden Yacht im Ozean ist dies sicherlich noch wichtiger, aber in der Abgeschiedenheit der Wüstenregionen ist das mit dem Wohnmobil auch nicht so anders,- selbst auf Straßen.

Unseren anderen neuen Bekannten, die Afrika im alten ausgebauten MAN LKW umrunden wollen, füllt er gerade die Gasflache mit Propan. Dazu hat er eine marokkanische Flasche hoch am Baum hängen, - die deutsche leere Gasflasche davor auf dem Boden stehend und beide mit einem Druckschlauch verbunden. Das Flüssiggas wird sozusagen umgeschüttet. Damit eine vollständige Umfüllung gelingt, trennt er die Verbindung hin und wieder. Genaueres erkläre ich aber lieber nicht, denn der Umgang mit Flüssiggas sollte gelernt sein - also nicht ausprobieren. Wir waren schon als Zuschauer in 80 m Entfernung äußerst nervös!

Mit den Beiden, die Afrika umrunden wollen, werden wir uns noch einige Male entlang der Küste treffen und wissen nach nunmehr einem Jahr, dass sie bereits an der Elfenbeinküste angekommen sind. Sie haben einige Abenteuer erlebt, die uns sehr neugierig auf solch eine Tour machen. Aber das ist deren Geschichte und ein anderes Buch. Wir genießen es derweil daran fortlaufend online teilhaben zu können. Und außerdem bräuchten wir dafür definitiv ein robustes Allradfahrzeug mit einfacher Technik.

Geli bereitet uns göttliche Schnitzel (nach Marokko eingeführt) mit Bratkartoffeln - heute ein absolutes Highlight.

Da der Sonnenaufgang südlich von Europa später stattfindet, erleben wir ihn häufiger als sonst. Leider machen auch die Geschäfte spät auf, so dass wir unser morgendliches Fladenbrot erst einmal warten müssen. Die Begegnung mit dem Verkäufer ist herzlich, als er hört, dass wir aus Deutschland kommen. Er trägt einen Bundeswehrpullover mit Deutschlandfahne, äußert, ein absoluter Fan zu sein, und bittet darum, im nächsten Jahr irgendwelche Bundeswehrklamotten mitgebracht zu bekommen. Ich willige ein, damit wir jetzt endlich frühstücken gehen können.

Vor uns erstreckt sich eine riesige Badebucht, die Sonne scheint, der Wind bläst mäßig kühle Luft um unsere Ohren. Wir sind auf dem Weg in die Stadt. Auf unserem Programm stehen die Besichtigungen der Festung/Altstadt „Cité Portugaise“, der weltberühmten „Citerne Portugaise“ sowie des Marktes und umliegender Läden.

Luzi tobt durch die Bucht, leider stets an der 8 Meter langen Laufleine, da hier so viel Müll herumliegt und wir regelmäßig eingreifen müssen, damit unser Welpe nichts von dem Zeug frisst.

Bereits nahe der Festungsanlage schleicht sich ein älteres Männlein an, er sei Touristenführer und Lehrer. Auch sei er schon einmal in Deutschland gewesen, da er Familie in Deutschland habe. Dabei sei er auch von Düsseldorf nach Köln gefahren. Es nützt ihm nichts, wir lehnen freundlich ab und bleiben auch dabei. Fremdenführer kennen wir (wir werden ohnehin noch einmal darauf reinfallen). Meist wird das historische Programm schnell abgespult, dann folgt Laden auf Laden und besondere Fabrikationsstätten für regionale Kunst- oder Gebrauchsgegenstände und zum Schluß gibt es immer einen Teppich. Währenddessen bekommt man soviel Pfefferminztee eingeschleust, dass man irgendwann dringend eine Toilette benötigt, von der man dann längere

Zeit nicht mehr runter kommt.

Die Altstadt und die Zitadelle finden wir bereits kurze Zeit später alleine. Für 10 DH pro Person sind wir allein mit einem Guide im historischen Kreuzgewölbe, bekommen langsam und verständlich die Geschichte in französisch erklärt. Bevor man das unterirdische Säulengewölbe als

Wasserspeicher nutzte, war es das Waffenlager des Palastes. In der Neuzeit diente die Kulisse einigen Blockbustern der Filmindustrie. Außerdem erfahren wir etwas über die Festungsanlage insgesamt, die aus dem 15. Jahrhundert stammt und heute UNESCO Welterbe ist. Zum Schluß bekommen wir die dringende Empfehlung, auf die „Bastion de l’Ange“ (Engelsbastion) zu gehen, um von dort den herrlichen Blick auf das Meer, den Hafen und die Stadt zu genießen. Ein wahrlich guter Rat, wie wir später sehen werden! 2 DH Trinkgeld geben wir dem Herrn, worüber er sich sichtlich freut.

Kaum sind wir wieder in der Altstadtgasse, nimmt ein Händler Kontakt zu uns auf.

Upps, da ist es passiert! Ich war zu freundlich und befinde mich schon im Laden, den wir natürlich nicht verlassen werden, ohne etwas erworben zu haben. Geli ist zwar anfangs noch draußen und fotografiert, aber ich komm nicht raus, also kommt sie schließlich hinein. Zum Glück gefällt ihr tatsächlich eine Kette. Natürlich ist sie von seiner Familie gefertigt, Touareg; alles echte Steine! Schlappe 1200 DH will er nun haben. Na, da haben wir uns ja in eine Situation manövrieren lassen. „Merci et au revoir!“ Von wegen, den Laden verlasst ihr nicht, denkt sich der Kerl freundlich lächelnd. Und wir sind noch nicht richtig angekommen. Typischer Touristenfehler. Geli überlegt, was die Kette tatsächlich Wert sein könnte. Höchstens 30 - 35 Euro (ca. 350 DH) - vermeldet sie. Nun geht der Handel los, für einen Nordeuropäer eine recht ungeübte Handlung. Ich fange mit 300 DH an - schon zu hoch. Er will 500 DH, damit mache er uns ein großes Geschenk. Der Kerl ist geübt, wir sind verhalten doof, aber immerhin noch freundlich. Warum eigentlich? Ich reiche ihm 400 DH, die er nicht akzeptieren will. Wir brechen ab - gehen nun einfach. Er stoppt uns, nimmt an, Hand drauf! 1/3 vom ursprünglich verlangten Preis, wir sind zunächst unsicher - später allerdings auch sicher, trotzdem zuviel gezahlt zu haben. Allerdings ist die Kette wirklich schön! Geli trägt sie in den nächsten Wochen mit Stolz. So manch einen anderen Händler wimmeln wir fortan unter Hinweis auf den bereits erworbenen Schmuck ab.

Die Cité Portugaise ist ärmlichst. Wir lernen eine Frau kennen, die mit Stolz erzählt hier zu wohnen - zeigt auf ihren Hauseingang. Die Begegnung ist nett - und den richtigen Weg wissen wir jetzt auch. Und trotz der sichtbaren Armut und des Mülls, es gibt sie, die schönen Aus- und

Ansichten. Wir fangen sie alle fotographisch ein! Es ist eine andere Welt! Dies sieht man insbesondere auch bei dem Blick in die Werft, die man von der Festungsmauer einsehen kann. Bootsbauer Handwerk - Holzbau, historisch und hier Realität. Sobald sich Personen im Sucher der Kamera befinden, müssen wir vorsichtig werden, so lernen wir schnell. Der Marokkaner läßt sich nicht gerne fotografieren - da wird manch ein Bild zu Geduldsspiel.

Auf dem Souk (Markt) wird das nicht einfacher, wir fangen aber trotzdem die afrikanische Marktszene ein. Mit dem Dreck und der Unordnung, dem steten Durcheinander kommen wir derzeit aber ehrlich gesagt noch nicht ganz klar. Auch wirkt so mancher Blick bedrohlich auf uns - wir haben es noch nicht drauf.

Und weil das so ist, laufen wir mindestens 2 km zurück entlang der Strandpromenade, um dann in einem vertrauten „Mc Donalds“ Restaurant unseren Hunger zu stillen. Die Existenz des westlichen Gourmet Tempels läßt sich nur damit erklären, das dieser Ort in der Saison deutlich touristischer sein wird, als er momentan auf uns wirkt.

Am Tresen neben mir bestellt eine junge marokkanische Frau - ohne Kopftuch und westlich salopp in Jeans und modischer Jacke gekleidet - ohne allerdings zuvor von der Muslima mit Kopftuch im Mc Donalds Gewand zum Gruß genötigt zu werden. Als die moderne Frau nämlich zur Bestellung ansetzten will, schallt ihr fast aufdringlich ein „Salam aleikum“ entgegen, worauf sie schüchtern mit geneigtem Kopf flüsternd „wa aleikum as-salam“ schnell abspult. („Friede sei mit Dir.“ - „Und Friede sei auch mit Dir.“)

Sie guckt vorsichtig herüber, ob ich es wohl mitbekommen habe.

Ich grüße daraufhin direkt mit „Salam“ und werde mit „Bon jour“ begrüßt und gut bedient.

Ich bezahle mehr, als es in Europa wäre, aber vielleicht muss ja die Bundespolizei, die vor dem Restaurant einen Wachposten samt Dienstfahrzeug abgestellt hat, auch noch davon bezahlt werden. Gut behütet haben wir unsere Burger genießen können. Vielleicht wäre aber ein Snack auf dem Markt die sicherere Alternative, wenn man vom Diarrhö Risiko einmal absieht.

Bevor wir aber dieses Essvergnügen hatten, war die Hürde des Geldwechselns zu nehmen. Dafür suchten wir eine echte Bank auf, die sich aber als bürokratisches Monster erwies. 1084,25 DH für 100 € ein guter Kurs, aber das Warten, die Formalien und die Passvorlage samt Registrierung dauert eine halbe Stunde. Das wäre an jedem Kiosk in 5 Minuten erledigt gewesen - ohne Formalkram. Als wir dann die Bank verlassen, sehen wir den Geldautomaten;- nee sind wir blöd.

Gegen 17 Uhr ziehen wir uns auf unseren Campground zurück - befreiende Ruhe hinter Mauern.

Unser Navigationsgerät gibt die Autobahn vor, eine Änderung auf die Küstenstraße ist nicht möglich. Vielleicht eine Sperrung für LKW? Heute werden wir der Vorgabe folgen - desto südlicher, desto wärmer - so unsere Logik. Nach einer wenig aufregenden sowie ansprechenden, dafür aber zügigen Tour, verlassen wir die Autobahn bei der Ausfahrt „El Oualidia“. Der „Autobahnzubringer“ ist eine 10 km lange, pistenähnliche Waschbrettstraße mit tausenden kleineren und größeren Löchern im groben Asphalt. Zwei PKW passen gerade aneinander vorbei, wir müssen meist kurz anhalten, wenn es nicht der entgegenkommende Verkehr tut. Allerdings sind wir so langsam unterwegs, das dies bei den wenigen Fahrzeugen gar kein Problem darstellt. Wir fahren durch eine plane „abgehobelte“ Steinwüstenlandschaft - absolute Ödnis. Auf halber Strecke zum Ferienparadies nach ansatzweise westlichem Maßstab, passieren wir eine kleine Ortschaft. Die hiesige Grundschule hat wohl soeben die ganz Kleinen nach Hause entlassen. Sehr viele kleine Kinder stehen in Gruppen am Straßenrand und winken freundlich lächelnd. Keine Steine, keine Versuche uns anzuhalten. Wir winken fleißig zurück.

Oualidia

Der alte Ortsteil, oberhalb der Lagune und des offenen Küstenverlaufs mit traumhaften Buchten an niedrig felsiger Küste, ist ursprünglich und mit dem üblichen regen Treiben; zudem ist Marktag. Wir biegen rechts ab, hinunter zum touristischen Ortsteil am Wasser der uns wie ein französischer Badeort mit sehr gemäßigtem Tourismus vorkommt. Wir steuern einen Parkplatz an, auf dem Wohnmobile frei stehen dürfen (seit März 2018 gesperrt!) und nachts für 3 € bewacht werden. Super, hier bleiben wir ein paar Tage! Es gibt aber auch einen Haken. Bereits während des Einparkens kreisen einige Mopeds um uns herum. Selbst hinter dem Womo, nur um erster zu sein sobald eine Türe aufgeht. Händler, die alles Mögliche anbieten, bedrängen uns anfänglich unangenehm intensiv. Wir stören uns erst einmal nicht, grüßen zurück, und gucken, dass wir richtig stehen. Danach begutachten wir die angebotenen Waren und schicken die Fisch- und Andenkenverkäufer fort. Den riesigen Hummer, den wir für rd. 8 € erwerben könnten, lassen wir auch leben, allerdings muß er zuvor für ein Foto herhalten. Die nächsten drei Tage wird er jedem angeboten, der hier aufläuft. Entweder wollen andere das schöne Tier, das in dieser Größe mindestens 20 Jahre alt ist, auch nicht lebend ins kochende Wasser werfen, oder es hat niemand einen so großen Topf dabei.

Schließlich lassen wir uns dann doch auf ein Angebot ein: Wir bestellen Mittagessen für den nächsten Tag, eine Tajine - eine einheimische Kost aus dem Tongefäß mit Hütchendeckel. Da wir bereits gelernt haben, dass man bei Lebensmittelpreisen nicht handelt, die üblichen Preise kennen, handeln wir keinen Preis aus. Ein Fehler! Lehrgeld! Dazu später.

Die Lagune - unweit des Parkplatzes - atemberaubende Aussichten! Der Strand - auch unweit - Dreambeach! Feinsandiger sauberer Strand!