Crazy Ever After - Helena Hunting - E-Book

Crazy Ever After E-Book

Helena Hunting

0,0
6,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

13 erfolgreiche Liebesroman-Autorinnen - 1 romantische Liebesgeschichte!

Verity Michaels ist zwar neu in New York, doch dass sie ihrem Traummann in Form eines von Kopf bis Fuß tätowierten Fahrradkuriers in einem gestohlenen Taxi begegnen würde, erscheint auch ihr nicht der normalste Weg im New Yorker Dating-Dschungel. Hudson Fenn hat den Körper eines Bad Boys, die Manieren eines Prinzen - und begegnet ihr plötzlich überall! Je mehr Zeit Verity mit Hudson verbringt, desto schwerer fällt es ihr, sich von ihm fernzuhalten - auch wenn sie spürt, dass Hudson etwas vor ihr verheimlich. Er scheint in düstere Geschäfte mit Veritys Chef verwickelt zu sein, und niemand weiß besser als Verity, dass man zu diesem Mann und all seinen Angelegenheiten besser meilenweit Abstand hält ...


Helena Hunting, Vi Keeland, Penelope Ward, Leisa Rayven, Tijan, Debra Anastasia, Nina Bocci, Liv Morris, J. M. Darhower, Belle Aurora, K. A. Robinson, S. M. Lumetta, Katherine Stevens

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 274

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

TitelZu diesem BuchVorwort von Helena und DebraWidmung1234567891011121314151617181920212223EpilogDie Romane von Helena Hunting bei LYXImpressum

HELENA HUNTING, DEBRA ANASTASIA, NINA BOCCI, BELLE AURORA, TIJAN, KATHERINE STEVENS, K. A. ROBINSON, LIV MORRIS, PENELOPE WARD, VI KEELAND, LEISA RAYVEN, S. M. LUMETTA, J. M. DARHOWER

Crazy Ever After

13 Autoren1 Liebesgeschichte

Ins Deutsche übertragen von Beate Bauer

Zu diesem Buch

Verity Michaels ist zwar neu in New York, doch dass sie ihrem Traummann in Form eines von Kopf bis Fuß tätowierten Fahrradkuriers in einem gestohlenen Taxi begegnen würde, erscheint auch ihr nicht der normalste Weg im New Yorker Dating-Dschungel. Hudson Fenn hat den Körper eines Bad Boys, die Manieren eines Prinzen – und begegnet ihr plötzlich überall! Je mehr Zeit Verity mit Hudson verbringt, desto schwerer fällt es ihr, sich von ihm fernzuhalten – auch wenn sie spürt, dass Hudson etwas vor ihr verheimlich. Er scheint in düstere Geschäfte mit Veritys Chef verwickelt zu sein, und niemand weiß besser als Verity, dass man zu diesem Mann und all seinen Angelegenheiten besser meilenweit Abstand hält …

Vorwort von Helena und Debra

Willkommen zu »Crazy Ever After«. Das Projekt begann schon vor Jahren als verrückte Idee, und wir hatten rasch eine erstaunliche Liste von Autorinnen beisammen, die ihr gleich zu sehen bekommt. Jede sollte etwas völlig Eigenes beitragen. Und so lautete die Aufgabe: Gib ein Kapitel nur mit ganz vagen Angaben zum Inhalt an die nächste Autorin weiter, und schau, was sie daraus macht. Wir haben es gewagt, von Kapitel zu Kapitel eine Art verschlossener Schachtel weiterzureichen, um mit den wenigen Informationen herumzuspielen. Und um zu sehen, ob man herausfinden würde, wer was damit gemacht hatte.

Wir möchten unseren Co-Autorinnen für die einzigartige Chance danken, bei solch einem Projekt zusammenzuarbeiten. Ein lauter Applaus gebührt Jessica Royer Ocken, der großartigsten und flexibelsten Redakteurin der Welt. CP Smith formatiert Texte mit traumwandlerischer Sicherheit, war bereit, tagelang mit zwei verrückten Autorinnen am Computer zu sitzen. Ein Schulterklopfen für Teresa Mummert, die auf Standby war. SM Lumettas Cover gefallen uns am besten, sie sei bedankt dafür. Ein Hoch auf Nina Bocci und ihr magisches PR-Talent. Die größte Zuneigung und Wertschätzung für Sarah Piechute und Mr. Anastasia, die diesen Wahnsinn schneller als der Blitz korrigiert haben, und an alle beteiligten Autorinnen, die auf unseren Zug aufgesprungen sind.

Genießt also diesen Mix aus Bestsellerautorinnen, Amazon-Rockstars und einer Handvoll hervorragender Debütantinnen, die bei diesem wilden Abenteuer Erfahrungen gesammelt haben. Und los geht’s, hier seht ihr, was dreizehn unabhängige Autorinnen zaubern können …

In Liebe, Helena und Debra

Für alle Leser, die nicht in Schubladen denken.

1

Gestohlenes Taxi

Debra Anastasia

Der Stift fiel direkt vor ihr zu Boden. Es war der älteste und dümmste Trick der Welt. Jedes Mal, wenn sie einen Rock trug, gelang es Mr Lay, »aus Versehen« irgendetwas vom Schreibtisch fallen zu lassen. Nach zwei Monaten als Rezeptionistin bei SalesExportt.com hatte Verity Michaels ihn durchschaut.

»Den brauche ich.« Er zeigte auf den Stift.

»Dann sollten Sie ihn aufheben.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging in Richtung Tür.

Verity versuchte noch immer, die einzigartige Kombination ihres Chefs aus sexy und sozial vollkommen untauglich zu durchschauen. Als sie das erste Mal bei SalesExportt.com gewesen war – einer kleinen Import-Export-Firma für Klamotten –, hatte sie feststellen müssen, dass Larold S. Lay, CEO und Präsident der Firma, ziemlich attraktiv war. Doch dann hatte er den Mund aufgemacht, sich bewegt oder mit anderen um sie herum interagiert. Seine Persönlichkeit war abstoßend. Und dieses hilflose Verhalten war wohl seine Art zu flirten.

Gott sei Dank war Freitag. Nur noch ein paar Stunden.

Sie war beinahe schon an der Tür, um sein Büro zu verlassen, als ihm noch etwas einfiel.

»Wie läuft’s mit dem Bericht über die zertifiziert getragene Jeans?« Auf einmal war er ganz geschäftsmäßig. »Ich verlasse mich darauf, dass Sie das hinkriegen.«

»Sie bekommen ihn nächsten Dienstag. Wie von Ihnen gewünscht«, rief sie ihm in Erinnerung. Doch sie hatte den Kampf bereits verloren.

»Ich will ihn rechtzeitig haben. Das wissen Sie doch.« Er schlenderte zu seinem Stift und hob ihn trotzig auf. Dabei gelang es ihm, in dem getönten Bürofenster einen Blick auf sich zu erhaschen.

Verity starrte ihn einen Moment lang an. Er war auf so künstliche und gepflegte Art attraktiv. Sein Bartschatten war den ganzen Tag vorhanden, seine Hose nie zerknittert, und man wurde von seinem chemisch-weißen Lächeln geblendet. Seine Aufmerksamkeit war anfangs schmeichelhaft und sogar ein wenig aufregend gewesen, bis Verity gedämmert hatte, wie seltsam er eigentlich war – und sie nur eine von vielen. Ein paar Frauen im Büro genügten anscheinend sein gutes Aussehen und sein beeindruckender Titel, um über den Rest hinwegzusehen. Und doch war Verity entschlossen, erfolgreich zu sein, denn sie arbeitete viel und verdiente es, auch wenn sie darauf verzichtete, mit ihrem beeindruckenden Boss zu schlafen, damit ihr Vater stolz auf sie war.

»Sein Nachname ist wie eine Prophezeiung.« Angie Bobshell, die Verkaufsleiterin, hatte mit den Augen gerollt, als sie am Ende der ersten Arbeitswoche mit Verity über ihn herzog. Anscheinend schlugen sich Rezeptionistinnen bei SalesExportt.com normalerweise besser, wenn sie jung, attraktiv und willig waren.

Verity schüttelte den Kopf und hoffte, dass man ihr ihre Abscheu nicht ansah. »Wissen Sie was, Mr Lay? Ich glaube, ich fange gleich damit an.«

»Wirklich? Ich hätte Sie gern zu einem Drink eingeladen. Was sie bestellt, verrät eine Menge über eine Frau.« Lay schien beim Sprechen die Brust herauszustrecken, was seiner Stimme einen angestrengten Klang verlieh.

Verity verließ Lays Büro und stürmte den Gang entlang zum Aufzug, der sie zu ihrem Schreibtisch ein Stockwerk tiefer bringen würde. Obwohl die Firma klein war, hatte Lay die Büros über zwei Stockwerke im Bunts Büroturm verteilt, der sich in der Nähe des Chrysler Building in Midtown Manhattan befand. Das mache Eindruck, wie er ihr während ihres Vorstellungsgesprächs erklärte.

Das Schlimmste war jedoch seine Sekretärin. Marge war längst über das Pensionierungsalter hinaus und ging, wann sie wollte. Sie glich mehr einer Bürokatze als einer Mitarbeiterin. Und so waren sämtliche Berichte, für die sie eigentlich verantwortlich war, irgendwie auf Veritys Schreibtisch gelandet. Ihr war bewusst, dass sie häufig länger blieb, um so Lays abendlicher Einladungen auf einen Drink zu entgehen. Sie drückte den Abwärtsknopf, als schuldete er ihr Geld.

Es ging auch um Geld. Ihr Gehaltsscheck hier war der bisher höchste in ihrem ganzen Leben. Ihr Vater hatte das Vorstellungsgespräch für sie arrangiert, nachdem er festgestellt hatte, dass Mr Lay zur selben Studentenverbindung gehörte. Verschiedene Jahrgänge, doch die Erwähnung der drei griechischen Buchstaben hatte zu einem langen Handschlag und dem unmittelbaren Bedürfnis geführt, einander einen Gefallen zu tun. Und wer war sie, so etwas zurückzuweisen?

Sie stand mit ihrem Vater auf Kriegsfuß, seit sich ihr Versuch, sich in ihrem kleinen Heimatort in Florida als Fotografin zu etablieren, als Flop erwiesen hatte. Er hatte ihr das Startgeld gegeben, das sich dabei in Luft aufgelöst hatte.

Nachdem sie ein paar Monate in Yogahosen herumgefläzt hatte, hatte er sie dazu animiert, es doch mit einem Job in New York zu versuchen – einem richtigen Job in der Geschäftswelt, wie er es genannt hatte. Er hatte sowohl die Reise finanziert als auch das Vorstellungsgespräch arrangiert, doch jetzt war sie auf sich allein gestellt. Es war schon aufregend, aber die ganze Begeisterung darüber, einen Job zu bekommen und in die Großstadt zu ziehen, hatte sich verflüchtigt, als sie ihre wunderschöne Kamera verkaufen musste, um die Kaution für ihre winzige Wohnung hinterlegen zu können.

Ohne die Kosten für ein Start-up wollte Verity im Job ranklotzen und so lange gut verdienen, bis sie genug gespart hätte, um ihre Kamera zurückzukaufen. Auch wenn Fotografie nicht ihr Beruf sein konnte, wollte sie damit unbedingt weitermachen.

Nachdem sie wieder an ihrem Schreibtisch saß, nahm Verity den Bericht zur Hand, den Lay skizziert hatte. Bis der Sprachverarbeitungsunsinn, auf den er bestand, einen Sinn ergäbe, würde es mindestens zwei Stunden dauern.

Nicht einmal zehn Minuten später kam er mit dem Aufzug herunter, wobei er in sein Telefon sprach, das wie üblich laut gestellt war. Auf dem Weg hinaus beachtete er sie nicht, was ätzend war, aber irgendwie auch ein Segen.

»Mistkerl.« Verity tippte, so schnell sie konnte, doch Lays schlechte Sätze aufzumöbeln dauerte weit über die Zeit hinaus, zu der sie noch unbeschwert U-Bahn fuhr. Also musste sie wohl Geld für ein Taxi ausgeben.

Es war fast zehn, als sie fertig war, doch wenigstens war es erledigt – und ordentlich gemacht. Verity legte Lay den Bericht auf den Schreibtisch, und der Wachmann führte sie zum Haupteingang des Gebäudes hinaus und schloss hinter ihr ab. Das Taxi, das er für sie gerufen hatte, fuhr gerade vor, als sie auf den Gehsteig trat. Als sie darauf zuging, näherte sich ein zwielichtig aussehender Typ im Hoodie und hielt ihr die Wagentür auf.

»Teilen wir uns die Fahrt? Wohin soll’s denn gehen?«

Das Letzte, was Verity wollte, war, neben einem tätowierten Junkie zu sitzen. Doch sie beschloss, höflich zu sein, und lächelte.

»Dreiundvierzigste zwischen Neunter und Zehnter.« Bitte fahr in die andere Richtung.

»Perfekt. Bitte sehr.« Er signalisierte ihr, einzusteigen.

Verity bemühte sich, ihm nicht die Farbe ihres Slips zu verraten, als sie einstieg und hinüberrutschte. Sie nannte dem Taxifahrer ihre Adresse in Hell’s Kitchen, und er nickte, während sie ihr Telefon zückte, um zu twittern. Es gab ihr das Gefühl, in der großen Stadt weniger allein zu sein. Außerdem wirkte sie so beschäftigt. Bestimmt würde das und die brüllend laute Musik im Taxi das Tattoo davon abhalten, den Mund aufzumachen.

»Hat Sie Ihr Chef auf Trab gehalten?«, fragte er.

Oder auch nicht.

»So ungefähr. Er ist ein echter Prinz.« Meckere nicht über den Chef, dumme Gans. Der Typ ist wahrscheinlich sein Bruder.

»Pech. Auf dem Heimweg zum Gatten?«

Sie wandte ihm das Gesicht zu. Als Erstes bemerkte sie seine blauen Augen. Als Zweites, dass er nicht auf ihr Dekolleté starrte, sondern bloß auf eine Antwort wartete. Obwohl die Frage kokett geklungen hatte, war seine Miene ernst.

»Willst du persönlich werden? Ich teile mir ein Taxi mit dir, nicht die Steuererklärung.« Sie schlug die Beine übereinander und kippte zur Seite, weil der Taxifahrer vollkommen unberechenbar fuhr. Sie hielt sich am Türgriff fest. Dabei hasste sie es, in einem Taxi etwas anzufassen.

Der tätowierte Typ schüttelte den Kopf und lächelte, ohne sie weiter zu belästigen. Er fing an, mit den Fingern auf seine Oberschenkel zu trommeln. Wahrscheinlich amüsierte er sich über irgendwas. Er hatte die Kapuze über dem Kopf und eine Beanie tief in die Stirn gezogen.

Der Taxifahrer fluchte, als er in einen Stau geriet. Er versuchte, auf eine schnellere Fahrspur zu wechseln, und schnitt dabei einen Ford Mustang, doch es nützte nichts. Der Mustangfahrer war ein Riesenkerl und stinksauer über den Verkehr. Er sprang aus dem Wagen, als hätte der Taxifahrer seine Mutter mit einem toten Huhn geschlagen.

»Oh Scheiße«, bemerkte ihr tätowierter Mitfahrer.

Der Taxifahrer, dieser verrückte Typ, war genauso wütend wie der Mustang. Er sprang von seinem Sitz, und die beiden Männer warfen sich Beleidigungen an den Kopf.

Verity war zwischen den Streitenden und dem Tätowierten gefangen. »Was sollen wir tun?«, fragte sie.

Als die Ampel auf Grün sprang, setzte sich der Verkehr wieder in Bewegung, und der Mustang und das Taxi standen auf einmal im Weg. Der zornerfüllte Mustang-Typ stieß den Taxifahrer gegen Veritys Tür. Sie verriegelte das Schloss.

Ihr Mitfahrer öffnete seine Tür, sprang hinaus und setzte sich vorn auf den Beifahrersitz. Dann rutschte er hinters Steuer und setzte das Taxi in Bewegung.

»Schnall dich an, Baby!« Tattoo steuerte das Taxi in aller Ruhe über die Ampel und ließ die beiden sich mitten auf der Straße prügelnden Männer zurück.

Verity drehte sich um und sah, wie sie ihre Schlägerei beendeten und dem Taxi hinterherblickten.

»Klaust du etwa dieses Taxi? Jetzt gerade? Und ich sitze drin?«

Obwohl er genau genommen auf einmal ein Verbrecher war, fuhr Tattoo sehr vorsichtig.

»Nein, ich befreie uns aus einer gefährlichen Lage. Der Taxifahrer ist einen mündlichen Vertrag eingegangen, uns von A nach B zu bringen. Ich helfe nur dabei, dass er seiner Verpflichtung nachkommt.« Tattoo zwinkerte ihr im Rückspiegel zu.

Verity schwieg eine Minute lang und versuchte sich darüber klar zu werden, was gerade mit ihr geschah. Werde ich entführt? Umgebracht?

Tattoo stellte einen anderen Radiosender ein, und einer ihrer Lieblingssongs schallte aus den Lautsprechern.

»Toller Song!« Er tippte mit den Fingern auf das Lenkrad.

Laut Taxameter schuldeten sie dem abwesenden Taxifahrer inzwischen zwanzig Dollar.

»Du solltest wissen, dass ich einen Taser dabei habe und außerdem einen entzündlichen, hochansteckenden Ausschlag. In diesem Moment. In meinem Höschen.« Sie zeigte auf seine wunderschönen Augen im Rückspiegel.

»Klingt, als hättest du einen tollen Abend geplant.«

»Sei nicht so ein Klugscheißer, Tattoo.« Sie versuchte abzuschätzen, wie langsam das Taxi sein müsste, dass sie rausspringen und es überleben konnte.

»Tattoo?«

»Das ist der Name, den ich dir gegeben habe. Ich rufe die Polizei an.« Sie blickte von ihrem Telefon auf und stellte fest, dass er in die 43ste eingebogen war, zwischen 9ter und 10ter Straße.

»Zu welchem Gebäude musst du?« Er drehte ganz leicht den Kopf.

»Zu dem da. Das mit den braunen Ziegeln.«

Er hielt in zweiter Reihe und stieg aus dem Taxi. Noch bevor sie herausfinden konnte, wie man die Tür aufmacht, hatte er sie bereits geöffnet.

Langsam stieg sie aus, wobei sie in Erwartung irgendeines Tricks seine Hände beobachtete.

»Du bist wirklich neurotisch, Countrygirl.«

Bei dem Spitznamen zog Verity ein finsteres Gesicht. »Ach ja?«

Er zückte seine Brieftasche, warf den Fahrpreis auf den Vordersitz und schloss die Tür hinter ihr, bevor er ihr zum Gehsteig folgte.

»Was ist? Countrygirl ist der Name, den ich dir gegeben habe.« Er schnalzte mit der Zunge und lächelte, wobei zwei gottverdammte Grübchen hervortraten.

»Woher willst du wissen, dass ich vom Land bin?« Sie vergewisserte sich, dass sie mehr als eine Armlänge Distanz zu ihm hatte.

»Hm. Der taserunterstützte Ausschlag war ein verräterischer Hinweis.« Tattoo steckte die Hände in die Taschen seines Hoodies. »Und dieser südliche Akzent ist niedlich.« Er zwinkerte ihr zu.

»Ich bin aus Florida. Ich habe keinen Akzent. Willst du das einfach so stehen lassen? Das Taxi, meine ich?« Sie zeigte auf den gelben Wagen.

»Wenn der wütende Taxifahrer aufgepasst hat, als wir ihm unsere Adressen genannt haben, wird er es finden. Wohnst du hier?« Er zeigte auf das Gebäude.

»Äh, ja, aber – he, warte. Was, wenn sich der Taxifahrer daran erinnert, wo ich arbeite?« Verity war sich sicher, dass sie die Nacht im Gefängnis verbringen würde. Das würde sie nicht durchstehen. »Bestimmt werde ich verhaftet! Sie werden eine gründliche Leibesvisitation durchführen.«

»Du hast innerhalb von Sekunden einen Gedankensprung von der Arbeit zum Gefängnis gemacht?« Er lächelte sie an. Schon wieder.

»Zum Teufel mit dir, Tattoo. Ich wette, du warst schon hundertmal im Gefängnis. Ich werde niemals vor den Augen anderer Leute pinkeln. Niemals.« Sie ging die Stufen zu dem Wohnhaus hinauf.

»Weil ich Tattoos habe? Danach beurteilst du mich?« Er öffnete den Reißverschluss seiner Jacke und ließ sie das Tattoo sehen, das sich über seinen Hals erstreckte.

»Ich beurteile dich nach deiner Straftat – der, an der ich heute Abend beteiligt war.« Sie nahm die Schlüssel aus ihrer Handtasche.

»Okay, das ist fair. Aber vielleicht habe ich dich gerettet.« Er machte eine Verbeugung aus der Taille. »Manchmal haben auch Retter in der Not Tattoos, Prinzessin.«

Bevor sie etwas erwidern konnte, war er verschwunden.

Was für eine Heimfahrt. Die Erregung, die sie spürte, war dem Adrenalin geschuldet, sagte sie sich. Es hatte nichts damit zu tun, dass sie sich vorstellte, wo das Tattoo auf seinem Körper enden mochte.

(Tweet)

VerityMichaels@VerityPics03

Falls mein Boss noch einmal versuchen sollte, meine Pussy zu sehen, kippe ich ihm scharfe Soße in den Kaffee. #Augengeradeaus

(Tweet)

VerityMichaels@VerityPics03

Oh, wie bist du heute Abend nach Hause gekommen? »Wie üblich. Verbrechen verbunden mit Wahnsinn.« #Niewieder (TwitterPic)

(Tweet)

VerityMichaels@VerityPics03

Okay, ein Typ mit einem Halstattoo kann sexy sein, stimmt’s? Ist das erlaubt? #BatterienDesHasenWechseln

2

Pandoras Büchse

J. M. Darhower

Am Montagmorgen war Verity spät dran.

Sie verabscheute es, spät dran zu sein.

Sie verabscheute alles, was mit Verspätung zu tun hatte – noch mehr als tätowierte Typen, die Taxis klauten.

Pah, okay, vielleicht hasste sie tätowierte Typen, die Taxis klauten, ja doch nicht. Jedenfalls nicht alle. Nur den einen, der ihr das ganze Wochenende im Kopf herumgespukt war. Er war der Grund dafür, dass sie fast eine halbe Stunde zu spät dran war. Noch nie in ihrem Leben hatte sie den Wecker nicht gehört, doch mitten in einem ziemlich heißen und tiefen Traum hatte sie das Geräusch überhört. Das nervige Piep-Piep-Piep war angesichts des Peng-peng vom Kopfende eines Betts in ihrem Unterbewusstsein und des wütenden Klopfens ihres Nachbarn an die gemeinsame Wohnungswand untergegangen.

Für die U-Bahn war keine Zeit mehr. Nein, sie müsste sich beeilen und wieder ein Taxi zum Büro nehmen. Zum Glück war es diesmal nicht gestohlen worden.

Jedenfalls nicht, solange sie drin gesessen hatte.

»Sie sind spät dran.«

Die Worte waren wie eine Ohrfeige, als sie vor ihrem Schreibtisch schliddernd stehen geblieben und beinahe mit dem tadellos gekleideten Mr Lay zusammengestoßen war. Bah. Er stand da und starrte auf seine teure Armbanduhr, als warte er bereits auf sie.

Verity strich sich nervös über ihr dunkles Haar und rückte ihren schwarzen Bleistiftrock zurecht, während sie sich zusammenzureißen versuchte. »Ja, ich, äh … also wissen Sie …«

Stammelnd suchte sie nach einer Ausrede, doch es war sinnlos. Der Mann hörte ihr sowieso nicht zu. Sein Blick glitt von seiner Uhr direkt zu ihren Brüsten. In der Eile war sie in eine weiße Bluse geschlüpft, die enger saß, als ihr bei der Arbeit lieb war, und sie hatte – bis jetzt – nicht an den schwarzen BH gedacht, den sie darunter trug. Er verschlang ihre Brüste regelrecht mit Blicken.

»Tut mir leid«, murmelte sie, während sie die Arme vor der Brust verschränkte. »Aber ich bin spät dran.«

Er hob den Kopf, um sie anzusehen, ein glasiger Blick in ihr Gesicht – als sähe er sie vor sich, jedoch mit weniger Klamotten. Schwein.

Verity ging an ihm vorbei an ihren Schreibtisch und wünschte sich, das Telefon würde klingen, um sie aus dieser misslichen Situation zu befreien. Doch er räusperte sich, und das Telefon schwieg eisern.

»Ich erwarte ein Paket«, erklärte er. »Es sollte bereits hier sein.«

Als sie aufblickte, bemerkte sie, dass er schon wieder auf die Uhr blickte. »Etwas Wichtiges?«

»Ja. Etwas Persönliches. Und etwas Wichtiges.« Lay sah auf einmal nervös aus und rückte ungeschickt seinen Schlips zurecht. Er schluckte, bevor er einen Blick auf sein Spiegelbild in dem getönten Glas hinter ihr warf.

Verity unterdrückte das Bedürfnis, mit den Augen zu rollen. »Ich halte die Augen offen.«

»Ich weiß«, sagte er und marschierte in Richtung Aufzug. »Wir wollen ja schließlich alle unseren Job gut machen.« Er lächelte, als hätten sie ein großes Geheimnis miteinander geteilt, bevor er hinzufügte: »Obwohl wir Sie auch dafür bezahlen könnten, dass Sie das Ambiente verschönern. Sie sehen heute toll aus.«

Verity runzelte die Stirn und zeigte ihm in Gedanken den Mittelfinger für diesen Spruch, doch er war bereits in den Aufzug geschlüpft und verschwunden.

*

»Immer schön langsam. Der Typ hat ein Taxi gestohlen? Ein echtes Taxi etwa? Willst du mich auf den Arm nehmen? Ich bin nur ein Wochenende weg, und hier geht die Post ab?«

Angie hatte die Augen weit aufgerissen, während sie Verity von der Ecke ihres Rezeptionstisches aus anstarrte, wo sie sich niedergelassen hatte. Angie war gerade erst hereingekommen und machte sich eindeutig keine Gedanken über ihr Zuspätkommen. Sie hatte einen Kaffee in der Hand und sah aus, als wäre sie direkt von einem Pariser Laufsteg heruntergeklettert. Sie hatte es nicht weiter als bis zur Rezeption geschafft – was häufig der Fall war. Die Liebe zu Schuhen und ein verrücktes kleines Funkeln in Angies Augen hatten aus ihnen in nur wenigen Wochen enge Freundinnen gemacht.

Angie war wunderschön, wie die Barbie zu Mr Lays Ken, nur dass die beiden ungefähr so gut miteinander auskamen wie Tom und Jerry. Angie hatte erzählt, dass Lay sie regelrecht verfolgt habe, als sie in der Firma anfing. Doch sie hatte ihn auf seinen Platz verwiesen, und nach einer Weile hatte er sie in Ruhe gelassen. Er schien zu wissen, dass es sich um ein Spiel handelte, das er nicht gewinnen konnte. Das gab Verity die Hoffnung, dass er sich auch von ihr abwenden würde, sobald der Lack bei ihr ab war. Schade nur, dass sie es sich nicht wie Angie erlauben konnte, es ihm direkt unter die Nase zu reiben. Manchmal fragte sie sich, ob er ihre Bemühungen bei der Arbeit als Versuch ansah, ihm zu gefallen.

Angie hatte normalerweise eine Menge Klatschgeschichten auf Lager, doch heute war es Verity, die etwas zu erzählen hatte. Überglücklich konnte sie in allen Einzelheiten von dem atemberaubenden tätowierten Kerl berichten, der am Freitag in ihr Taxi gesprungen war. Sie fühlte sich wie eine waschechte New Yorkerin … beinahe jedenfalls.

»Na ja, ich meine, er hat es mehr geliehen als gestohlen. Wenn auch ohne Erlaubnis. Ach, egal. Wahrscheinlich hat er es gestohlen.«

Angie schüttelte den Kopf. »Wer tut so was?«

Verdammte Taxi stehlende, tätowierte Kerle.

»Was hast du gemacht?«, fuhr Angie fort. »Bist du rausgesprungen? Oder hast du geschrien? Ich hätte geschrien.«

»Das hätte ich mal tun sollen«, erwiderte Verity. »Er war echt verrückt. Ich hab ihm mit der Polizei gedroht, bevor er auf irgendwelche schlauen Einfälle käme, wie mich umzubringen. Oder, du weißt schon … mich auszurauben.«

Natürlich hatte er das nicht. Es hatte keinerlei Anzeichen dafür gegeben, dass er daran interessiert sein könnte. Doch das hatte ihren Verstand nicht daran gehindert, sich das ganze verdammte Wochenende damit zu beschäftigen. Sie konnte praktisch das Adrenalin noch durch ihren Körper strömen spüren, bis zu der heißen Stelle zwischen ihren Oberschenkeln.

Die heiße Stelle, die, wie sie ihm mitgeteilt hatte, erkrankt und durch einen Taser geschützt war, als sie Panik befiel. Was zum Teufel ist nur los mit mir?

»Und was hat er getan?«, wollte Angie wissen und nippte an ihrem Kaffee. »Dich rausgeworfen, bevor du die Polizei verständigen konntest?«

»Er hat mich nach Hause gefahren«, sagte sie. »Dann ist er gegangen.«

»Dann ist er gegangen?«, fragte Angie ungläubig. »Das war’s?«

»Jawohl. Er hat das Taxi vor meiner Tür stehen lassen.«

»Ehrlich? Wer tut so was?«

Tattoo tut’s.

Angie schüttelte immer noch den Kopf, als das Telefon klingelte. Verity nahm den Hörer ab. »SalesExportt.com, Verity Michaels hier. Was kann ich für Sie tun?«

Zum tausendsten Mal. Verity musste diesen Satz andauernd sagen. Sie nahm drei Anrufe hintereinander an, nahm Nachrichten entgegen und stellte nach oben durch. Angie lungerte immer noch herum, während sie regelmäßig an ihrem Kaffee nippte und zwischen den Anrufen das Gespräch wieder aufzunehmen versuchte, doch das Telefon machte ihr einen Strich durch die Rechnung.

Als es zum vierten Mal klingelte, griff Verity seufzend zum Hörer. »SalesExportt.com. Einen Moment, bitte.« Sie drückte eine Taste, bevor sie den Hörer sinken ließ und ihre Freundin anblickte. Sie wollte gerade etwas sagen, als der Aufzug Ping machte und erneut Mr Lay in der Lobby auftauchte.

Zweimal in einer Stunde. Das war wohl Rekord.

Er blickte in ihre Richtung, wobei er bei Angies Anblick den Mund verzog, bevor er sich Verity zuwandte. »Ist das Paket schon gekommen?«

Sie hob die Hände, den Hörer noch immer in der Hand. »Noch nicht.«

»Es sollte schon vor einer Stunde hier sein«, sagte er kopfschüttelnd. »Das hab ich nun davon, dass ich mich auf einen neuen Kurier eingelassen habe.«

»Einen neuen Kurier?« Verity runzelte die Stirn. Seit sie dort arbeitete, kam jeden Tag dieselbe Fahrradbotin. Die Frau war nicht nur pünktlich, sie war jung und blond und umwerfend. Genau nach Lays Geschmack. »Was ist mit der Vorgängerin?«

Er räusperte sich. »Wir gehen getrennte Wege.«

Ah. Klar, was da unausgesprochen blieb, trotzdem murmelte Angie: »Lay hat wieder zugeschlagen.«

Er blieb nicht, um darauf zu antworten, sondern drückte stattdessen den Aufzugknopf, um wieder hinaufzufahren.

»Muss ja ein wichtiges Paket sein«, sagte Angie.

»Das hat er jedenfalls gesagt. Und dass es persönlich sei.«

»Wahrscheinlich Sexspielzeug«, sagte sie. »Er wartet wohl sehnsüchtig darauf, dass seine Sammlung Tentakel-Pornos kommen. Vom Meeresungeheuer genommen, Band 69.«

Verity verzog das Gesicht. »Ekelhaft.«

Angie lachte, stieß sich vom Tisch ab und schlenderte noch immer ohne Eile zum Aufzug hinüber. »Bis später, V. Ich sollte wahrscheinlich ein wenig arbeiten, bevor Lay endlich den Mut aufbringt, mich zu feuern.«

Sobald sie verschwunden war, hob Verity den Telefonhörer wieder ans Ohr und drückte die Taste, um den Anrufer aus der Warteschleife zu holen. »Danke für’s Warten. Verity Michaels am Apparat. Was kann ich für Sie tun?«

Nichts. Die Verbindung war tot. Na toll.

Doch es gab weitere Anrufe. Leute kamen mit Sachen vorbei, die erledigt werden sollten. Verity versank unfreiwillig in Aktivität. Eine Stunde später schlüpfte sie kurz hinter ihrem Empfangstisch hervor und rannte praktisch zur Toilette, um einen Moment allein zu sein. Es war nur eine Sekunde, bis sie erneut entfernt das Telefon klingeln hörte, und eine Stimme, die vom Empfang aus rief.

»Hey! Klopf, klopf! Jemand zu Hause?«

Leise fluchend schlüpfte Verity aus der Toilette und stieß beinahe mit jemanden zusammen, der direkt davorstand. Stöhnend machte sie einen Schritt zurück und wollte sich schon entschuldigen, als sie hinaufblickte und das Gesicht sah.

Das Gesicht.

Sein Gesicht.

Ein Gesicht, das ihr das gesamte Wochenende im Kopf herumgespukt war und das sie jedes Mal vor sich gesehen hatte, wenn sie die Augen schloss. Diese wunderschönen blauen Augen, die Grübchen, das Tattoo auf seiner Haut, das irgendwohin verschwand, wohin ihr Unterbewusstsein ihm gern gefolgt wäre. Sie blinzelte erschrocken. Bestimmt war das ein Traum, oder?

Oh, Mist. Bin ich am Schreibtisch eingeschlafen?

Sie kniff die Augen zu und öffnete sie wieder, und durch einen Schleier sah sie ihn noch immer, wie er vor ihr stand. Unmöglich. Sie kniff sich in den Arm. »Au!«

Sein Lächeln wich Verwirrung. »Alles in Ordnung, Countrygirl?«

Er redete. Wieso redete er? Der Tattoo ihrer Träume hielt den Mund. Spontan kniff sie auch ihn in den Arm. Er zuckte überrascht zusammen und machte einen Schritt zurück. »Was soll das?«

Oh Gott. Er war echt. Er war wirklich da. Das Telefon klingelte noch immer, doch Verity hörte es kaum. Allein beim Anblick des Typen schoss das Adrenalin durch sie hindurch. Ihre Haut kribbelte auf eine Art, die Erregung verdammt nahe kam.

»Was tust du denn hier?«, fauchte sie. »Verfolgst du mich etwa? Stalkst du mich? Meinen Taser hab ich jedenfalls noch. Ich sprüh dir auch was ins Gesicht. Direkt in die Augen.«

Anstatt beunruhigt zu sein, lachte er. »Daran zweifle ich nicht.«

»Was willst du von mir?« fuhr sie in wachsender Panik fort. »Oh Gott, wir sind aufgeflogen, oder? Du bist erwischt worden und hast mich mit reingezogen. Bist du verkabelt?« Sie griff ihm an die Brust, doch es war schwer, etwas zu ertasten, weil er eine Messengertasche umhängen hatte. »Ich schwör’s, ich kann nicht ins Gefängnis gehen.«

»Entspann dich«, sagte er noch immer lachend, während er ihre Hände ergriff. »Ich bin nicht deswegen hier.«

Nachdem er seine Tasche abgenommen hatte, öffnete er sie und nahm ein Päckchen heraus. Es war braun und nicht größer als ein Buch, aber es war es mit buntem Klebeband zugeklebt. Es war anders als die meisten anderen Päckchen.

»Ist das für mich?« Verity griff danach, doch er zog die Hand zurück und hielt das Päckchen außerhalb ihrer Reichweite.

Er betrachtete die Oberseite des Päckchens, bevor er sie erneut ansah. Sein Blick war durchdringend.

»Kommt darauf an«, sagte er. »Willst du’s denn?«

Verity schluckte schwer und nickte. Wollte sie, was er hatte? Aber so was von.

Sein Lächeln kehrte zurück, mit Grübchen. »Tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber solange dein Name nicht Mr Larold Lay ist, bekommst du das nicht.«

Es dauerte einen Moment, bis Verity kapierte, denn er warf sie völlig aus der Bahn. »Warte … das Päckchen ist für Lay? Du? Du bist der neue Bote, auf den er wartet?«

Bevor er überhaupt Gelegenheit hatte zu antworten, riss sie ihm das Päckchen aus der Hand. Es war leicht, so leicht, dass sie fast die Pappe beschädigt hätte. Sie schüttelte es an ihrem Ohr, konnte jedoch nichts hören.

Es war, als wäre das Ding voller Federn.

Was für ein komisches Zeug …?

Das Päckchen wurde ihr wieder aus der Hand gerissen.

»He!«, protestierte sie. »Mein Chef wartet schon darauf!«

»Du kannst das nicht einfach an dich nehmen«, sagte er. »Du musst zuerst unterschreiben.«

Verity rollte mit den Augen und sah dabei zu, wie Tattoo das Päckchen unter den Arm klemmte und in seiner Tasche nach den Unterlagen kramte. Das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte weiter, doch sie ignorierte es, während sie den Augenblick nutzte, um ihn sich näher anzusehen. Er war beinahe so, wie sie ihn in Erinnerung hatte; außer, dass er noch atemberaubender zu sein schien – auf unkonventionelle, nicht ganz koschere Art. Auf keinen Fall ihr Typ.

Stand sie überhaupt auf einen bestimmten Typ? Sie war sich da nicht mehr so sicher, doch wenn ja, dann war er das nicht. Irgendetwas hatte er allerdings.

»Checkst du mich ab?«, fragte er grinsend, während er ihr ein verknittertes Blatt Papier und einen abgekauten Tintenschreiber hinstreckte. »Du bist nicht gerade sehr subtil, weißt du?«

Schnaubend griff sie nach Stift und Papier und kritzelte ihren Namen oberhalb des ersten Strichs hin, den sie entdecken konnte. Sie streckte ihm beides entgegen, bevor sie das Päckchen an sich nahm und es erneut schüttelte. Nichts.

»Das Ding ist leer«, sagte sie. »Du hast doch nicht gestohlen, was da drin war?«

Sein Ausdruck verhärtete sich. »Sehe ich etwa wie ein Dieb aus?«

Verity hätte am liebsten Ja gesagt, denn irgendwie tat er das. Stattdessen zuckte sie mit den Schultern. Wie sah ein Dieb denn aus? Bernie Madoff hatte Milliarden von Dollar gestohlen. Und Tattoo sah ihm ganz bestimmt nicht ähnlich. »Nun, du hast am Freitag ein Taxi gestohlen.«

»Noch mal, ich habe dich aus einer blöden Situation gerettet. Ganz der weiße Ritter, erinnerst du dich?«

»Oh ja, sicher«, murmelte sie und beäugte ihn wieder. Er trug eine Jeans, die aussah, als hätten sie einen Krieg nur knapp überstanden. Seine Beanie verdeckte die Haare. Sie fragte sich, wie es wohl aussah … wie es sich wohl anfühlte, wenn man mit den Fingern durchfuhr. »Du siehst allerdings nicht wie ein Fahrradbote aus. Solltest du nicht solche Biker-Shorts tragen? Und einen Plastikhelm mit Kinnverschluss?«

Er sah eher aus, als würde er auf einem BMX-Rad nach dem Kick suchen, als durch die Stadt zu fahren, um für seinen Lebensunterhalt Sachen auszuliefern.

»Ich fürchte, ich habe nichts aus Elasthan«, sagte er, blickte auf die Stelle auf dem Papier, wo sie unterschrieben hatte, und runzelte die Stirn. »Was heißt das?«

»Das ist mein Name.«

»Der wie lautet?«

»Verity«, sagte sie. »Verity Michaels.«

Leise wiederholte er den Namen, als würde er ihn anprobieren, um zu sehen, ob er passte. Dann faltete er das Blatt zusammen und steckte es zurück in seine Tasche.

»Verity Michaels«, sagte er kopfschüttelnd. »Das gefällt mir nicht.«

Verity machte ein finsteres Gesicht. »Na schön, wie heißt du denn?«

»Hudson Fenn.«

»Wie … der Fluss.«

»Es macht jedenfalls eindeutig mehr Sinn als Tattoo.« Zwinkernd wandte er sich ab. »Erzähl deinem Chef, dass mir die verspätete Zustellung leidtut. Mein Fahrrad ist am Freitag gestohlen worden, und das, mit dem ich gerade unterwegs bin, ist völliger Mist.«

»Es ist gestohlen worden?«

»Ja, das war der eigentliche Grund, weshalb ich ein Taxi brauchte. Ich habe Anzeige erstattet, aber in dieser Stadt ist das eine aussichtslose Sache, also versuche ich klarzukommen, bis ich ein neues Fahrrad habe.« Er warf ihr ein Lächeln zu. »Dann bis demnächst, Countrygirl.«

Er war zur Tür hinaus, bevor sie ein Wort herausbringen konnten. Sie starrte die Wand an, vor der er gerade noch gestanden hatte.

Unglaublich.

Kopfschüttelnd ignorierte Verity das Telefon weiterhin und ging zum Aufzug, um nach oben zu fahren. Sie marschierte direkt zu Mr Lays Büro, klopfte und war schon eingetreten, als er »Herein« sagte. Seine Sekretärin war nirgends zu sehen. »Ihr Päckchen ist gekommen.«

»Na endlich«, sagte er, stand auf und streckte ungeduldig die Hand aus.

Sie hielt den Atem an, als er das Päckchen an sich nahm, in der Erwartung, dass er ausflippte, weil es leer war, doch er sagte kein Wort. Zeigte keinerlei Gefühlsregung, als wäre das, was in dem Päckchen war, genau das, was er erwartete. »Haben Sie es abgezeichnet?«

»Ja.«

»Haben Sie Trinkgeld gegeben?«

Mist. Verity erstarrte. Sie war so durcheinander gewesen, dass sie es vergessen hatte.

Lay lachte. »Sie verdienen es sowieso nicht. Vielleicht lehrt sie das, nicht zu spät zu liefern.«

Sie beobachtete, wie er das Päckchen vor sich auf den Schreibtisch legte und es beinahe liebevoll anblickte. Was ist da bloß drin?, schrie sie stumm.

»Das wäre alles, Ms Michael«, sagte er. Er war so versunken, dass er ihr nicht einmal auf die Titten starrte, bevor sie ging.

(Tweet)

VerityMichaels@VerityPics03

Zählen multiple Orgasmen, wenn man sie im Schlaf bekommt? Musseswissen#Wissenschaft#HeiligeScheiße

(Tweet)

VerityMichaels@VerityPics03

*Brad Pitts Stimme* Was ist in der Schaaaaaachtel?!!! #Se7en

(Tweet)