Crazy Love Deal - Nancy Salchow - E-Book

Crazy Love Deal E-Book

Nancy Salchow

0,0
3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Laurent: Tom und ich sind nicht nur Brüder, sondern auch Geschäftspartner. Und diese süße Trisha scheint echt die perfekte Lösung für sein Problem zu sein. Er braucht nämlich dringend eine Fake-Freundin und es ist meine Aufgabe, eine für ihn zu finden. Dass ich selbst ein Auge auf Trisha geworfen habe? Kein Problem, ich kann das ausblenden. Das ist zumindest der Plan. Aber irgendwie läuft nichts mehr nach Plan, seitdem Trisha auf der Bildfläche aufgetaucht ist. Nicht nur, dass ausgerechnet ich, der harte Geschäftsmann, in ihrer Gegenwart nervös werde. Nein, sie kommt auch noch meinem Geheimnis gefährlich nahe. Trisha: Für diesen Tom die Fake-Freundin zu spielen, ist eine gute Gelegenheit für mich, um kurzfristig an Geld zu kommen. Der wahre Grund, den Deal anzunehmen, ist aber meine Hoffnung, seinen Bruder Laurent auf diesem Wege besser kennenzulernen. Denn mit seinen geheimnisvollen Augen hat er mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Nur was ist es, das er verbirgt? Und kann dieser verrückte Deal überhaupt gut ausgehen? Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



 

 

 

 

 

 

Nancy Salchow

 

 

 

Crazy Love Deal

________________

 

 

Liebesroman

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Über das Buch

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Epilog

Worte an meine Leser

Danksagung und Nachwort

Impressum

 

Über das Buch

 

 

Eine Fake-Freundin für den eigenen Bruder finden? Ist für den erfolgreichen Laurent kein Problem.

Sich selbst von dieser Frau fernhalten? Ehrensache!

Oder?

 

Laurent

Tom und ich sind nicht nur Brüder, sondern auch Geschäftspartner. Und diese süße Trisha scheint echt die perfekte Lösung für sein Problem zu sein. Er braucht nämlich dringend eine Fake-Freundin und es ist meine Aufgabe, eine für ihn zu finden.

Dass ich selbst ein Auge auf Trisha geworfen habe? Kein Problem, ich kann das ausblenden. Das ist zumindest der Plan.

Aber irgendwie läuft nichts mehr nach Plan, seitdem Trisha auf der Bildfläche aufgetaucht ist. Nicht nur, dass ausgerechnet ich, der harte Geschäftsmann, in ihrer Gegenwart nervös werde. Nein, sie kommt auch noch meinem Geheimnis gefährlich nahe.

 

Trisha

Für diesen Tom die Fake-Freundin zu spielen, ist eine gute Gelegenheit für mich, um kurzfristig an Geld zu kommen. Der wahre Grund, den Deal anzunehmen, ist aber meine Hoffnung, seinen Bruder Laurent auf diesem Wege besser kennenzulernen. Denn mit seinen geheimnisvollen Augen hat er mich von Anfang an in seinen Bann gezogen.

Nur was ist es, das er verbirgt? Und kann dieser verrückte Deal überhaupt gut ausgehen?

 

Dieser Roman ist in sich abgeschlossen, enthält heiße Szenen und lässt dich hoffentlich mit einem Lächeln zurück.

 

 

Anmerkung:Fleesenow ist eine von der Autorin erfundene Kleinstadt an der Ostsee, die immer mal wieder in ihren Büchern vorkommt. Angesiedelt wäre Fleesenow, gäbe es den Ort wirklich, vermutlich irgendwo in der Nähe der Insel Poel oder Wismar, der Heimat der Autorin.

 

Prolog

 

 

Laurent

__________________

 

Es sind nur wenige Meter, die mich von ihr trennen, während sie mit feuchter Haut und nichts als einem knappen Bikini am Körper im Sand liegt. Ihre Augen sind geschlossen, der Sonnenhut bedeckt ihr Gesicht nur bis zur Stirn.

Ich frage mich, ob sie nur gedankenverloren da liegt oder tief schläft.

Die Wellen schlagen ans Ufer und schieben winzige Steinchen hin und her, als dürfe nichts an seinem Platz bleiben, nicht mal für eine einzige Sekunde.

Ich winkele meine Knie an und schaue hinaus aufs Meer. In die Sandinsel mitten im Schilf habe ich mich schon oft zurückgezogen, um vor oder nach dem Schwimmen nicht zwischen all den anderen Badegäste zu liegen, aber heute fühlt es sich fast an wie ein Versteck. Ein Versteck vor mir selbst und meinen eigenen Gefühlen.

Um die Abendstunden herum ist niemand mehr hier, zumindest nicht an diesem Abschnitt des Strandes. Nicht zuletzt deshalb wäre es so leicht, einfach zu ihr rüber zu gehen, meine Hand über ihre weichen Kurven gleiten zu lassen, mit meinen Lippen nach ihren zu suchen.

Aber was, wenn ich mich getäuscht habe? Wenn alles nur eine Illusion ist, auf die ich mich besser nicht einlassen sollte?

Und überhaupt sollte ich dankbar für den Abstand zwischen uns sein, schließlich habe ich ein Geheimnis zu wahren, das ich auch vor ihr keinesfalls preisgeben darf.

Trotzdem kann ich meine Blicke nicht davon abhalten, kontinuierlich zu ihr zu wandern.

Wie schön sie ist. Wie hartnäckig sie meine Erregung weckt, immer und immer wieder, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Aber es ist so viel mehr als nur das Körperliche. Und genau deshalb darf ich diese Gefühle auf keinen Fall zulassen.

 

Kapitel 1

 

 

Laurent

__________________

 

Es ist ein Morgen wie jeder andere und doch weiß ich es nach all den Jahren noch immer zu schätzen, meinen morgendlichen Kaffee auf der Hotelterrasse zu genießen.

Von hier aus hat man einen unverstellten Blick aufs Meer sowie einen direkten Zugang zum Strand. Eine Tatsache, die sicher entscheidend dazu beiträgt, dass unser Hotel so gut wie immer ausgebucht ist, selbst in der Nebensaison.

Ich nehme einen großen Schluck von meinem Kaffee, der eigentlich hauptsächlich aus Milch besteht. Eine Vorliebe von mir, über die sich Tom ständig lustig macht.

Es ist Anfang Juni und bereits wärmer als üblicherweise im Juli. Dementsprechend schnell füllt sich der Strand bereits um kurz nach acht am Morgen. Ich schaue dabei zu, wie sowohl Einheimische als auch Touristen ihre Handtücher in den Sand legen und ihre Strandmuscheln aufbauen. Manch Hartgesottene laufen auch schon ins Wasser, um ihre ersten Schwimmrunden zu drehen, während die Wellen sanft ans Ufer schäumen.

Irgendwo im Augenwinkel nehme ich einen großen Ball in Regenbogenfarben wahr, der gerade durch die Luft fliegt, während ein mittelgroßer Junge eifrig hinterhersprintet.

Kinderlachen, Pfiffe in der Ferne, Möwen, die um die Wette kreischen. Eine sanfte Meeresbrise, die meinen Unterarm streift.

Urlaubsfeeling pur. Und gleichzeitig meine Heimat – und zwar ziemlich genau seit dreißig Jahren. Denn sowohl Tom als auch ich haben unser direkt an der Ostsee gelegenes Heimatstädtchen Fleesenow niemals verlassen. Dafür lieben wir es bis heute viel zu sehr.

Ich nippe erneut an meinem Kaffeebecher, während ich mich unauffällig umschaue. Außer meinem sind um diese Uhrzeit ungefähr zehn Tische besetzt.

Auf der Terrasse befinden sich zweiundzwanzig quadratische Tische, die sich auf der großen, mit einem Bambusgitter umrandeten Marmorfliesenfläche verteilen. Die Quadratform hatten wir damals vorausschauend gewählt, um es zum Beispiel größeren Familien zu ermöglichen, zwei Tische zusammenzustellen. Wenn ich heute an das Gespräch mit Tom zurückdenke, der sich nur widerwillig von seiner Rundtisch-Argumentation abbringen ließ, kommt es mir wie eine Ewigkeit her vor.

Acht Jahre?

Ja, so lange ist es tatsächlich her, dass wir kurz vor der Eröffnung standen und uns mit den letzten Details der Innen- und Außeneinrichtung beschäftigten. Damals war ich gerade zweiundzwanzig und Tom sogar erst zwanzig. Ich höre noch wie heute Mamas Worte und meine heftigen Gegenworte, weil ich mir schon damals nur ungern in etwas reinreden ließ.

 

Ihr seid doch noch so jung. Wäre es nicht klüger, erst mal in anderen Hotels berufliche Erfahrungen zu sammeln, bevor ihr direkt ins kalte Wasser springt?

 

Wieso sollten wir? Du hast selbst gesagt, dass wir das Erbe von Onkel Theo für die Erfüllung großer Träume nutzen sollen – und das ist nun mal unser Traum.

 

Schon damals hat sie sich ständig Sorgen gemacht, dass wir uns übernehmen. Eine Sorge, die bis heute geblieben ist, ungeachtet der Tatsache, dass wir so gut wie immer ausgebucht sind und sogar schon über eine Vergrößerung des Hotels nachgedacht haben.

»Na, trinkst du deine Morgenmilch?« Tom zieht den zweiten Stuhl vom Tisch ab und setzt sich mit seinem Kaffee zu mir.

»Du siehst furchtbar aus.« Ich werfe ihm einen prüfenden Blick zu. »Scheint wohl wieder mal eine ziemlich lange Nacht gewesen zu sein. Setz lieber deine Sonnenbrille auf, bevor du noch die Hotelgäste verschreckst.«

Mit verräterischem, fast stolzem Grinsen zieht er die Brille aus seinem Haar und verdeckt damit die tiefen Augenringe – ein für ihn typisches Überbleibsel häufiger Partynächte.

»Nur kein Neid«, antwortet Tom in geheimnisvollem Unterton.

»Ach, komm schon, Brüderchen«, ich lache müde, »du weißt, dass ich nie freiwillig mit dir tauschen würde. Ständig eine neue Frau im Bett, das ist doch auf Dauer nur anstrengend.«

»Anstrengend?« Tom schiebt seine Sonnenbrille zurecht. »So würde ich es nicht unbedingt nennen. Und nur, weil ich gern ein bisschen feiere, heißt das nicht, dass ich gleich mit jeder von ihnen im Bett lande, klar?«

»Ooooh nein, natürlich nicht«, antworte ich augenrollend und leere meinen Becher mit einem letzten großen Schluck.

»Hat Mama dich erreicht?«, fragt Tom, ohne weiter auf meinen Kommentar einzugehen.

»Nein, wieso? Ich habe sie heute noch nicht gesprochen«, antworte ich. »Habe aber mein Handy auch nicht dabei. Ich wollte meinen ersten Kaffee ausnahmsweise mal in Ruhe genießen.«

»Na, schönen Dank auch«, seufzt Tom. »Dank dir habe ich schon ein Viertelstunden-Telefonat mit ihr hinter mir. Und das nach nur drei Stunden Schlaf.«

»Eine Viertelstunde? Worüber habt ihr denn so lange gesprochen?«

»Na ja, wir haben eher weniger geredet. Die meiste Zeit hat sie gesprochen.« Er lehnt sich verschlafen zurück. »Du kennst sie doch. Sie hat ein fast schon beängstigendes Gespür dafür, was im Leben ihrer Söhne so los ist. Diese Frau hört schon aus einem einzigen ‚Hallo Mama‘ absolut alles heraus. Wie viele Martinis ich gestern hatte. Ob ich mit einer Frau zusammen war oder mit mehreren …« Er stöhnt genervt. »Und dann fängt sie wieder mit ihrer Standpauke an, dass ich nicht ewig so weitermachen kann und damit auch dem Ruf des Hotels schade und so weiter und so fort.«

»Na ja, ganz unrecht hat sie damit ja nicht.« Ich strecke die Beine aus und verschränke beide Hände ineinander. »Aber ich habe trotzdem schon tausendmal gesagt, dass du sehr diskret bist und wir uns über mangelnden Zulauf in unserem Haus nicht beklagen können.«

»Ja, eben.« Er zieht eine Zigarette aus seiner Hemdtasche und schiebt sie sich in den Mundwinkel. »Und einige der Damen kommen letztendlich auch wegen mir wieder. Aber das werde ich unserer lieben Frau Mutter natürlich so direkt nicht sagen.«

Schweigend schauen wir beide aufs Meer hinaus und verlieren uns in unseren eigenen Gedanken.

Das ist das Tolle, seinen eigenen Bruder als Geschäftspartner zu haben. Man braucht nicht immer Worte, muss nichts groß erklären. Man kennt einander blind und kann auch mal wortlos nebeneinander sitzen, ohne dass es jemand merkwürdig findet.

»Warum hat sie überhaupt angerufen?«, frage ich schließlich.

»Ach, sie wollte nur sagen, dass sie heute schon vorbeikommt.«

»Heute schon?« Erschrocken setze ich mich aufrecht. »Aber sie wollte doch erst übermorgen anreisen.«

»Na ja, du kennst sie ja. Seit der Scheidung hängt sie noch mehr an uns als vorher.«

»Das ist jetzt fünf Jahre her. Sie hat längst mit Papa abgeschlossen und interessiert sich null für sein Midlife-Crisis-Leben in Florida.«

»Wie auch immer, jedenfalls ist sie seitdem noch anhänglicher, das weißt du genauso gut wie ich.«

Eine altbekannte Unruhe breitet sich in mir aus, die einen ganz bestimmten Auslöser hat: Mama kommt.

Ich liebe sie, klar. Sie ist unsere Mutter! Aber am liebsten ist sie mir dann doch, wenn sie in ihrer hübschen Dachgeschosswohnung auf Rügen ist, wo sie seit mittlerweile vier Jahren lebt. Von dort aus mischt sie sich zwar auch nur allzu gern in unser Leben ein, aber das ist eben doch was anderes, als sie direkt hier im Hotel zu haben, wo sie alles, was wir tun, kritisch beäugt und vor allem: kommentiert.

»Und wann kommt sie?«, frage ich genervt.

»Irgendwann am frühen Nachmittag«, erklärt Tom.

»Oh Mann«, seufze ich.

»Wird schon nicht so schlimm werden«, sagt er.

»Nicht so schlimm?« Ich schaue ihn an. »Kannst du dich etwa nicht mehr an ihren letzten Besuch erinnern?«

Tom grinst und streicht sich mit der ausgebreiteten Hand übers Gesicht. »Fast hätte ich es vergessen.«

»Verdrängt trifft es wohl eher«, sage ich. »Allein ihre Ansage an die Zimmermädchen, auf welche Weise sie das Bettzeug künftig drapieren sollen.«

»Die Seifenstückchen, die sie auf die Kissen gelegt hat.« Tom lacht. »Sie hatte sie extra in einem speziellen Laden gekauft, weil sie unbedingt muschelförmig sein mussten.«

»Eine süße Idee war es ja von ihr«, sage ich. »Aber die Art und Weise, wie sie sie uns aufgedrängt hat und sich vor allen Angestellten aufgespielt hat, als wäre sie hier die Chefin.«

»Eine liebenswerte, bemutternde Chefin zwar, aber …« Er seufzt. »Na ja, nervig war es trotzdem.«

»Hoffentlich bleibt sie nicht so lang«, sage ich und schäme mich im selben Moment für diesen Satz. »Na ja, sie tut mir schon ein bisschen leid, weil sie noch immer Single ist und einfach nicht den Richtigen findet, aber meine Geduld ist leider begrenzt und … ach, was rede ich … du weißt ja selbst am besten, wie sie ist.«

»Oh ja, das weiß ich.« Tom streckt die Beine aus und legt die Füße übereinander. »Aber ich habe nicht vor, mich von Mama stressen zu lassen. Wenn sie wieder mal versucht, sich in mein Leben einzumischen, habe ich zwei Ohren und kann auf Durchzug schalten.«

»Trotzdem wäre es schön, wenn du es in ihrer Anwesenheit etwas ruhiger angehen lassen würdest.« Ich werfe ihm einen warnenden Seitenblick zu.

»Ruhiger angehen lassen?« Tom erwidert meinen Blick in vollkommener Gelassenheit, als wäre er die Unschuld vom Lande. »Ich weiß gar nicht, was du meinst.«

»Komm schon, Tom.« Ich rolle mit den Augen. »Es hängt auch viel von dir ab, wie sehr sich Mama wieder aufregt und einmischt. Ständig glaubt sie, dich in den Hafen der Ehe führen zu müssen. Dich endlich erwachsen werden zu lassen und dafür zu sorgen, dass du vernünftig wirst. Weil du ständig nur am Rumflirten bist und dich auf keine Frau festlegen willst.«

»Das ist so eine Sache, die ich noch nie kapiert habe«, antwortet er. »Du bist doch genauso Single. Deine letzte Beziehung ist bestimmt zwei Jahre her, wenn nicht sogar länger.«

»Tja, aber ich mache halt nicht ständig Party wie du, sondern nehme das Leben ernst.«

»Ach, dann ist es jetzt also meine Schuld, dass du unfähig bist, Spaß zu haben?« Er legt sich die Hand auf die Brust. »Sorry, Laurent, aber das ist nicht dein Ernst, oder?«

»Mensch, Tom«, ich beuge mich vor, »du weißt doch ganz genau, wie ich das meine. Du bist 28, feierst aber noch, als wärst du gerade aus der Schule raus. Jeden Abend eine andere Frau, manchmal mehrere gleichzeitig. Ich will ja einfach nur, dass du ein wenig Tempo rausnimmst, während Mama hier ist.« Ich zögere einen Moment. »Oder zumindest diskret bist, wenn du doch irgendwas am Start hast. Nur bitte tu mir den Gefallen und verzichte auf nächtliche Nackt-Partys im Hotelpool, ja? Mama spricht heute noch davon.«

»Wer konnte denn bitteschön ahnen, dass sie um ein Uhr nachts plötzlich auf die Suche nach mir geht?«

Ich hole tief Luft. »Ist ja nun egal, wie es dazu gekommen ist. Denk nur einfach dran, dich etwas ruhiger als sonst zu verhalten, damit sie nicht wieder glaubt, für immer bleiben zu müssen, nur weil du von jemandem erzogen werden musst.«

»Tja, mein lieber großer Bruder.« Tom zwinkert mir frech zu. »Da hast du wohl deine Aufsichtspflicht mir gegenüber nicht ausreichend erfüllt, was?«

Nun muss ich selbst lachen.

Ja, Tom und ich sind grundverschieden, aber für gewöhnlich störe ich mich nicht an seinem wilden Partyleben und seiner Beziehungsunfähigkeit. Denn wenn es um das Hotel geht, sind wir einfach ein unschlagbares Team.

Während ich mich in der Regel um das Geschäftliche kümmere, ist Tom derjenige, der den Kontakt mit den Gästen pflegt und mit seinem Charme jeden dazu bringt, auch seinen nächsten Urlaub hier zu verbringen.

Manchmal nimmt er das mit dem Charme zwar etwas zu wörtlich, besonders wenn es um alleinstehende Frauen geht, die ihren Urlaub hier verbringen, aber im Großen und Ganzen könnte ich mir echt keinen besseren Partner wünschen. Das wusste ich damals und das weiß ich heute umso mehr.

»Vielleicht wird es ja dieses Mal gar nicht so schlimm mit Mama«, sagt Tom nach einer Weile. »Sie liebt uns eben und sich ständig einzumischen, ist halt ihre Art, das zu zeigen.«

»Ich habe ja auch ständig ein schlechtes Gewissen, dass ich es nie lange mit ihr aushalte«, sage ich. »Aber solange sie nicht endlich begreift, dass wir erwachsen sind und wissen, was wir tun, wird sich das wohl nicht ändern.«

»Mal abwarten. Wie gesagt, vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm.« Er schaut rüber zum Strand. »Irgendwie hätte ich Lust auf ein paar morgendliche Schwimmrunden.« Er sieht mich an. »Was ist, kommst du mit? Ein bisschen den Kopf frei kriegen?«

»Keine Zeit. Hab noch im Büro zu tun. Hinke total mit den Abrechnungen hinterher.«

»Boah, Laurent«, Tom verzieht die Mundwinkel, »du bist der Boss hier. Wenn du schwimmen gehen willst, dann musst du nicht erst jemanden fragen. Auch nicht dich selbst.«

»Ein anderes Mal, okay?« Ich nehme meinen leeren Kaffeebecher und stehe auf. »Ich will nur so viel wie möglich erledigt haben, bevor Mama kommt. Erfahrungsgemäß schaffe ich dann kaum noch was, sobald sie da ist.«

Tom kneift die Augen zusammen und seufzt.

Ich weiß genau, was er denkt. Dass ich zu viel arbeite und mehr Spaß im Leben haben sollte. Dass ich die Dinge manchmal zu verbissen angehe und mich absolut niemals auf dem ausruhen kann, was wir bisher erreicht haben.

Ja, das stimmt. Ich tue mich sehr schwer damit, mich zu entspannen oder das Erreichte wertzuschätzen, sondern denke immer nur darüber nach, was erledigt werden muss und wie wir die Geschäfte noch mehr antreiben können.

Aber im Gegensatz zu meinem Bruder bin ich der Meinung, dass genau dieser Eigenantrieb auch eines unserer Erfolgsgeheimnisse ist.

Tom lässt seinen halbvollen Kaffeebecher stehen und erhebt sich ebenfalls vom Tisch.

»Tja, dann werde ich eben allein gehen.«

»Willst du so runter zum Strand?« Ich betrachte sein Outfit, das aus dünner Stoffhose und cremefarbenem Kurzarmhemd besteht.

»Wieso?« Er zuckt mit den Schultern. »Ich habe doch Shorts drunter. Kein Problem.«

Dann verlässt er die Terrasse durch das kleine Seitentor und zieht schon während des Gehens sein Hemd aus. Als er damit seinen trainierten Oberkörper freigibt, wandern sofort ein paar neugierige Damenblicke zu ihm herüber. Mit seinem immer leicht zerzausten, nussbraunen Haar und dem kurz rasierten Kinnbart kommt er bei den Damen immer sehr gut an, aber vermutlich würde sein Charme auch ein weniger gutes Aussehen überstrahlen. Tom hat einfach ein Händchen dafür, Leute von sich zu begeistern.

Die fast schwarzen Augen haben wir gemeinsam, auch durchtrainiert sind wir beide gleichermaßen, weil wir das Glück haben, im eigenen Hotel einen prima ausgestatteten Fitnessraum anzubieten, den wir natürlich auch selbst gern nutzen.

Aber ansonsten unterscheidet sich mein Aussehen schon sehr von seinem, schon allein, weil ich mein dunkelbraunes Haar etwas kürzer als er trage und mir wirklich so gut wie nie einen Bart stehen lasse. Der stört mich mit der Zeit nur.

Von weitem sehe ich, wie Tom am Strand schon wieder ins Gespräch mit jemandem gerät, offenbar ein Pärchen.

Gäste von uns?

Das kann ich von hier aus gar nicht erkennen.

Endlich drehe ich mich um und gehe wie geplant durch den Hintereingang des Hotels, der durch das verglaste Restaurant führt, zu meinem Büro. Denn dass ich noch eine Menge zu tun habe, war keine Ausrede.

 

Kapitel 2

 

 

Trisha

__________________

 

Was für ein malerisches Küstenstädtchen . Auf der Webseite habe ich gelesen, dass das Hotel am Rande von Fleesenow liegt, sodass ich tatsächlich den ganzen Ort durchqueren muss, um an mein Ziel zu gelangen. Eine Tatsache, die mir bei meinem Vorhaben, einen freien Kopf zu bekommen, gelegen kommt, denn was bietet eine schönere Ablenkung als so ein idyllischer Ort wie dieser?

Die rotweißen Markisen der Geschäfte, die die Strandpromenade säumen. Der kleine Sportplatz, auf dem gerade zwei Jugendmannschaften mit vollem Einsatz gegeneinander Fußball spielen, als stünde nicht weniger als der Weltmeister-Cup auf dem Spiel.

Es ist mein erster richtiger Urlaub, seitdem ich vor gut einem Jahr als Sekretärin in der Anwaltskanzlei meines Onkels angefangen habe. Die Monate zuvor war einfach zu viel los, um mal mehr als ein paar Tage am Stück freizumachen. Aber irgendwie war ich auch froh, so viel um die Ohren zu haben, um nicht ständig an Chris zu denken. Zwar ist die Trennung von ihm mittlerweile fast anderthalb Jahre her, aber noch immer spukt er mir noch oft im Kopf herum.

Was er wohl gerade macht?

Scheiß drauf! Er war derjenige, der eine Beziehungspause wollte, um zu sich selbst zu finden.

Um sich selbst zu finden …

Lächerlich.

Was für ein Klischee! Als wäre das jemals der wahre Grund für eine Trennung. Ärgerlich ist dabei nur, wie viel Zeit ich seitdem damit vergeudet habe, mich zu fragen, was ich bei ihm falsch gemacht habe.

Ich drücke auf den Knopf neben mir, um das Fenster ein kleines Stück herunterzufahren und die Meeresbrise einzuatmen wie ein Aphrodisiakum.

Und tatsächlich, die salzige Luft beflügelt mich an diesem wundervollen Morgen nur noch mehr. Ich spüre es ganz deutlich: Das wird mein Urlaub werden. Außer essen, schwimmen und in der Sonne faulenzen werde ich nichts tun. Nur ich und grenzenlose Entspannung. Ich kann es schon jetzt kaum erwarten.

Kaum zu glauben, dass dieses wunderschöne Städtchen noch nicht mal eine Stunde von mir entfernt liegt. Zwar ist es in Schwerin auch nicht so weit bis zum nächsten Strand, aber hier in Fleesenow fühle ich mich trotzdem wie in einer völlig anderen Welt. Als hätte ich nur für eine Sekunde die Augen geschlossen, um mich beim nächsten Wimpernschlag direkt im Paradies wiederzufinden.

Am Ende der Promenade führt ein geschlängelter Sandweg über einen kleinen, mit Schilf bewachsenen Hügel zum Meer herunter. Schon ein paar Meter weiter kann ich im Augenwinkel direkt das Wasser sehen, wie es geradezu einladend in der Ferne glitzert. So, als würde es lauthals nach mir rufen.

Am liebsten würde ich meinen Wagen einfach an der Straße parken und runter zum Wasser laufen. Aber laut meinem Navigationssystem ist es nur noch eine Minute bis zum Ziel.

Erst mal im Hotel einchecken, in bequeme Latschen schlüpfen und dann direkt in die Fluten springen. Ja, genau so lautet der Plan. Und nichts und niemand kann mich davon abbringen.

Das Selbstmitleid, in dem ich mich noch an den Tagen vor meiner Abreise gesuhlt hatte, weil keine meiner Freundinnen Zeit hatte, mich auf meiner Reise zu begleiten, ist inzwischen komplett vergessen. Alles, woran ich jetzt denken kann, sind zwei Wochen grenzenlose Freiheit und Gedankenlosigkeit.

Ich fahre an einer kleinen Eisdiele vorbei, die mit einem blauweißen Wimpel an der Tür auf sich aufmerksam macht.

Eis!

Das wäre es jetzt.

Doch ich fahre weiter und bin fest entschlossen, erst mal mein Gepäck auszuladen, bevor ich mich dem Vergnügen widme.

Ein paar Meter fahre ich durch eine häuserfreie Zone, die unverstellten Blick auf das Meer und die umliegenden Getreidefelder bietet, dann sehe ich es plötzlich direkt vor mir, das dreistöckige Gebäude mit der blütenweißen Fassade und dem marineblauen Spitzdach.

An drei mächtigen Masten wehen Fahnen mit dem Hotelnamen darauf: Meerhotel Sogner.

Seltsamerweise spüre ich einen Hauch von Aufregung in mir wach werden, fast so wie vor einem Date, als ich den großen Kieselstein-Parkplatz befahre und mir einen schattigen Stellplatz vor einem der großen Buchsbaumbüsche suche.

Mit Blick auf den hübschen weißen Jägerzaun, der das Gelände umrandet, schalte ich den Motor aus.

Endlich bin ich da.

 

Kapitel 3

 

 

Laurent

__________________

 

Ob es so eine kluge Idee war, das Fenster meines Arbeitszimmers während der Abrechnungen angewinkelt zu lassen? Die Brise der Ostsee hat mich die ganze Zeit über geradezu hämisch daran erinnert, dass ich tatsächlich schon verboten lang nicht mehr schwimmen war.

Doch als ich endlich mein Büro verlasse, um ins Kellergeschoss zur Küche zu gehen – die Küchenchefin hat mich darauf hingewiesen, dass wir über die Neuanschaffung des Hauptherds reden müssen –, sind die Gedanken ans Schwimmen schon wieder verflogen. Dafür gibt es einfach zu viel zu tun.

Ich durchquere das Foyer und stelle zufrieden fest, dass auch hier im Rattanmöbel-Bereich überall Hotelgäste sitzen, um in einem Buch zu lesen oder sich zu unterhalten. Vermutlich ist es ihnen draußen in der Sommerhitze etwas zu warm. Glücklicherweise bietet unsere Anlage genügend Rückzugsmöglichkeiten für jede Vorliebe, egal ob Sonnenanbeter oder Schattensucher.

Als ich an einem der Wasserspender vorbeigehe, bleibe ich stehen, um zu checken, ob noch genügend Gläser vorhanden sind, als mich plötzlich etwas in meinem Augenwinkel dazu bringt, in Richtung Eingangstür zu schauen.

Und da sehe ich sie.

Eine junge Frau mit weit über die Schulter reichendem, kupferfarbenem Haar, einem knielangen, schneeweißen Rock und einem kirschroten Trägertop, das ihre umwerfenden Kurven betont.

Wahnsinn!

Hier laufen ständig gutaussehende Frauen herum, die ich durchaus wahrnehme, auch wenn ich nicht so ein Meisterflirter wie Tom bin. Aber das ist die erste Frau in unserem Hotel, die mir schon beim ersten Blick den Atem raubt.

Mit wem sie wohl hier ist? Ob ihr Mann gerade noch den Wagen parkt? Oder ist es ein Urlaub mit Freundinnen?

Insgeheim hoffe ich, dass sie allein hier ist, doch das sind nur bedeutungslose Gedanken und Theorien, die mir durch den Kopf gehen, während ich sie vom Wasserspender aus beobachte.

Hör auf, sie anzustarren! Verdammt noch mal, du bist der Hotelchef. Willst du dich denn total blamieren?

Aber kann sie von dort aus überhaupt sehen, dass ich zu ihr herüberschaue? Und überhaupt scheint sie viel zu sehr mit ihrem Gepäck beschäftigt zu sein, um etwas anderes mitzubekommen.

Neben einer großen Reisetasche, deren Gurt sie über der Schulter trägt, zieht sie auch noch einen Rollkoffer hinter sich her.

Und eine Handtasche, die zusammen mit der Reisetasche über ihrer … oh, da fallen sowohl Reise- als auch Handtasche plötzlich zu Boden.

»Scheiße!«, höre ich sie bis hierher fluchen und muss unweigerlich darüber grinsen. Gleichzeitig frage ich mich, warum ihr denn niemand hilft.

Wo sind denn alle?

Wir haben zwar keinen direkten Gepäckservice, helfen aber den Gästen grundsätzlich sofort, wenn es zu viel zum Tragen gibt. Irgendwer hat immer ein Auge darauf, dass alle zufrieden sind, doch im Moment kann ich niemanden entdecken. Nur Keisha steht hinter dem Tresen und nimmt die Anfragen und Check-Ins entgegen.

Ohne lange darüber nachzudenken, eile ich also selbst zu der Fremden und hebe ihre Reisetasche auf. Noch während ich sie mir über die Schulter schnalle, strahlt sie mich mit einem so breiten Lächeln an, das ich kurz über ihre unerwartete Wirkung auf mich erschrecke. Sonst lasse ich mich doch auch nicht so schnell beeindrucken, weder von einer hübschen Frau noch von etwas anderem. Aber dieser Moment berührt mich auf ungeahnte Weise.

»Guten Tag«, sage ich freundlich, »ich bin Laurent, einer der Hotelinhaber. Darf ich Ihnen helfen? Haben Sie schon Ihre Zimmernummer?«

Noch während ich sie das frage, ärgere ich mich über mich selbst. Es ist doch mehr als offensichtlich, dass sie das Hotel gerade zum ersten Mal betreten hat, also wird sie auch noch nicht eingecheckt haben.

»Das ist wirklich lieb von Ihnen.« Sie legt den Kopf ganz leicht schräg. »Ich bin Patrizia, aber alle nennen mich Trisha.«

 

Kapitel 4

 

 

Trisha

__________________

 

Habe ich ihm gerade gesagt, dass mich alle Welt Trisha nennt? Er kennt mich doch gar nicht und ich ihn ebenso wenig und ich verrate ihm schon meinen Spitznamen? Andererseits hat er mir ja auch gerade seinen Vornamen genannt, oder?

Oh Mann, diese Augen! Da kann man ja echt schwach werden. Wenn er nur nicht so steif wirken würde, ja geradezu verkrampft.

Ist er nervös? Aber warum sollte er? Immerhin gehört ihm das Hotel. Hat er doch gerade eben gesagt oder habe ich da was falsch verstanden?

»Ähm«, sage ich schließlich verwirrt, als mir klar wird, dass ich einfach aufgehört habe zu reden. »Aber ich muss erst noch einchecken. Das mit dem Gepäck bekomme ich dann schon allein hin.«

»Aber es ist wirklich kein Problem, Ihnen zu helfen.«

»Danke.« Ich nehme ihm die Tasche ab und schnalle sie nun über meine andere Schulter. »Aber das ist wirklich nicht nötig. Es ist mein erster Urlaub allein und ich habe mir fest genommen, die wichtigsten Dinge hier auch allein hinzubekommen. Sozusagen als Beweis für mich selbst, verstehen Sie? Außerdem haben Sie als Chef hier sicher mehr als genug zu tun.«

Er ist leicht irritiert von meiner Antwort, widerspricht mir aber nicht. Stattdessen schiebt er die Hände in seine Hosentaschen.

»Na dann«, sagt er schließlich, »wenden Sie sich an die Dame hinter dem Tresen. Sie wird Ihnen alles erklären, was Sie wissen müssen.« Er lächelt leicht. »Und noch viel mehr.«

»Klingt gut.« Ich erwidere sein Lächeln, auch wenn meines sehr viel direkter ist als das zurückhaltende Zucken seiner Mundwinkel.

Und doch, es ist ein Lächeln – auch, wenn man es vielleicht nicht sofort erkennt. Ein Lächeln, das meine Neugier auf diesen Mann weckt.

»Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt bei uns. Wissen Sie denn schon, wie lang Sie bleiben werden?«

»Zwei Wochen sind geplant«, antworte ich und frage mich insgeheim, warum er das wissen will. Handelt es sich einfach nur um eine höfliche Standardfrage, die er jedem Hotelgast stellt, mit dem er ins Gespräch kommt? Gehört sich das so?

»Oh, das ist schön«, antwortet er, während sich der Ansatz seines Lächelns langsam zu einem echten Grinsen entwickelt. »Dann haben Sie ja ausgiebig Zeit, unsere Anlage und die schöne Umgebung von Fleesenow zu erkunden.«

»Oh, vor allem will ich herausfinden, wie viel Nichtstun ein Mensch ertragen kann.« Ich seufze scherzhaft. »Das ist nämlich mein festes Vorhaben: Einfach mal nichts tun und das so lange wie möglich.«

»Auch dafür ist hier der richtige Ort.« Er reicht mir die Hand, um sich zu verabschieden, legt dabei allerdings die andere Hand zusätzlich auf meine und sieht mich eindringlich an. »Ich wünsche Ihnen eine tolle Zeit.«

»Danke«, sage ich irritiert, während ich versuche, mich von der unerwarteten Berührung nicht aus der Fassung bringen zu lassen.

Ist auch diese Art des Handschlags üblich bei der Begrüßung neuer Gäste?

Doch kaum habe ich meine seltsame Nervosität realisiert, ist der Moment auch schon wieder vorbei und er wendet sich mit einem letzten flüchtigen Nicken von mir ab.

Für ein paar Sekunden schaue ich ihm noch nach, wie er durch die gläserne Schiebetür, die ich wenige Minuten zuvor durchquert habe, nach draußen verschwindet.

Was er jetzt wohl vorhat? Ein Außentermin? Schaut er einfach nur nach dem Rechten auf der Außenanlage? Oder fährt er nach Hause, wo auch immer das sein mag?

Scheiß drauf! Du kennst diesen Mann nicht. Was interessiert es dich also?

Ich muss über meine eigenen Gedanken grinsen und drehe mich schließlich zur Rezeption um. In hellem Buchenholz und blauweißen Zierleisten passt der Tresen optisch perfekt zu der Einrichtung des Foyers.

Überall helle Möbel, meist aus Rattan, mit blauweißen Bezügen und Polstern. Generell wirkt alles hier so freundlich und lichtdurchflutet, nicht zuletzt aufgrund der Frontseite des Eingangs, die nahezu komplett aus deckenhohen Fenstern besteht.

Wieder überkommt mich die Vorfreude auf diesen Urlaub.

Ja, hier bin ich genau richtig. Hier kann ich mich endlich mal komplett fallen lassen.

 

Kapitel 5

 

 

Laurent

__________________

 

Mein Strandhaus ist nicht weit vom Hotel entfernt. In nur drei Fußminuten bin ich zu Hause und verbringe allein aufgrund dieser Tatsache die meisten Nächte in meinen eigenen vier Wänden, selbst wenn es im Hotel mal spät wird.

Toms Haus liegt ebenfalls in Fleesenow, nicht weit von meinem entfernt. Aber er nutzt im Gegensatz zu mir öfter mal das an sein Büro angrenzende Hotelzimmer, um nicht nach Hause zu müssen. Auch wenn es bei ihm eher selten mit der Arbeit zu tun hat, wenn es abends später wird, sondern vielmehr mit irgendwelchen ausufernden Partynächten.

Wie fast immer bin ich zu Fuß unterwegs, um schnell unter die Dusche zu springen, die Post durchzusehen und mich umzuziehen. Denn erfahrungsgemäß werde ich zu all diesen Dingen nicht mehr kommen, sobald Mutter heute Nachmittag im Hotel auftaucht. Eigentlich hätte ich noch genug im Hotel zu tun, aber die instinktive Suche nach ein paar ruhigen Momenten für mich allein ist gerade wichtiger. Wer weiß, wann wieder Ruhe einkehrt – ganz sicher nicht, solange Mama in der Nähe ist.

Hör auf, so über sie zu denken! Sie ist deine Mutter, verdammt nochmal.

Wieder schäme ich mich für meine eigenen Gedanken. Natürlich ist mir meine Mutter wichtig und ich will nur das Beste für sie, aber sobald sie anfängt, sich in Toms und mein Leben einzumischen, ertappe ich mich immer wieder dabei, ein Augenrollen zu unterdrücken.

Als ich den kleinen gepflasterten Weg, der in das Wohngebiet führt, betrete, wird mir einmal mehr bewusst, was für ein Glück ich habe, hier zu leben.

Die Frontseiten der hier angesiedelten Ferienhäuser und Villen haben Blickrichtung auf das Zentrum von Fleesenow mit seinen Geschäften, Eisdielen und Bistros.

---ENDE DER LESEPROBE---