Cry Baby Cry - Don Both - E-Book + Hörbuch

Cry Baby Cry Hörbuch

Don Both

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Beschreibung

Du bist ein verlorenes Mädchen. Ich habe dich in den Abgrund gezogen. Und ich habe nicht vor, dich jemals wieder gehen zu lassen, Emilia. Solltest du flüchten, werde ich dich suchen. Und ich werde dich finden. Denn du gehörst mir. Du sehnst dich nach dem Licht, aber wir beide sind die Dunkelheit, Baby. Kämpfe! Wehre dich! Weine! Du entkommst mir nicht. Der zweite Teil einer Reihe, die dich süchtig machen und in den Abgrund reißen wird. Bist du bereit an deine Grenzen zu gehen?

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Zeit:8 Std. 46 min

Sprecher:Till BeckLina Bennett
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CRY BABY CRY

RUN BABY RUN

BUCH ZWEI

DON BOTH

MARIA O’HARA

Impressum

Cry Baby Cry

Run Baby Reihe - Buch 2

Neuauflage Juni 2024

©Don Both & Maria O’Hara

Alle Rechte vorbehalten.

Kontakt: [email protected]

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autoren. Personen und Handlungen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Lektorat: Isabella Kaden

Korrektur: Zeilenzauber

Cover: Marie Graßhoff

Buchsatz: Patricia Zimmermann

Dieser Roman wurde unter Berücksichtigung der neuen deutschen Rechtschreibung verfasst, lektoriert und korrigiert.

INHALT

Prolog

1. Du bist keine Löwin, du bist ein Lamm, Emilia

2. Du hast Mom in einem Keller eingesperrt, Dad

3. Du bist der Ersatzstoff für einen Drogensüchtigen, Emilia

4. Du bist die Kugel und ich bin der Lauf, Mason

5. Du willst mich zum Mörder machen, Emilia

6. Du sollst nicht auf mich warten, Riley

7. Du gehst mit mir unter, Emilia

8. Du sollst dich gegen mich wehren, Emilia

9. Scheiße, Emilia, ich mag sie immer noch

10. Ich durfte das nicht, Cherry

11. Ich verliere dich, Mason

12. Ich hasse mich gerade, Emilia

13. Hast du mich betrogen, Mason?

14. Wieso haben wir Kinder, Olivia?

15. Fuck, Emilia

16. Ich liebe dich, Emilia

17. Ich kann nicht atmen ohne dich, Emilia

18. Es wird ein Leben lang dauern, dich zu vergessen, Emilia

19. Als dein Haar noch lang war, Baby

20. Oh Scheiße, Mason

21. Du hast mich blockiert, Emilia

22. Therapie bei Dr. Daniels, Mason

23. Du stehst vor mir, Mason

24. Geschwisterliebe, Mason

25. Jetzt gehörst du mir, Emilia

26. Sag es, Emilia

27. Es ist mir egal, wer du warst, Emilia

28. Warte nicht auf mich, Mason

29. Wieso ich dich liebe, Emilia

30. Zieh deinen Slip aus, Emilia

31. Ich muss das für dich regeln, Baby

32. Zu Hause, Mason

33. Hör auf dein Herz, Emilia

34. Lieber sterbe ich, Mason

35. Du bist immer noch mein Bruder, Mason

36. Epilog

37. Vorschau – STAY, BABY, STAY

38. Ich mag das nicht, Emilia

39. Du bist meine gebrochene Hure, Emilia

40. Heirate mich, Emilia

Danksagung

Für alle mit gebrochenem Herzen.

Und für alle, die trotzdem weiterkämpfen.

PROLOG

Du bist ein verlorenes Mädchen. Ich habe dich in den Abgrund gezogen.

Und ich habe nicht vor, dich jemals wieder gehen zu lassen, Emilia.

Solltest du flüchten, werde ich dich suchen. Und ich werde dich finden.

Denn du gehörst mir.

Du sehnst dich nach dem Licht, aber wir beide sind die Dunkelheit, Baby.

Kämpfe!

Wehre dich!

Weine!

Du entkommst mir nicht.

KAPITELEINS

DU BIST KEINE LÖWIN, DU BIST EIN LAMM, EMILIA

MASON

Du stehst mir gegenüber und ich hasse dich ein bisschen, Emilia.

Du hast die enge Jeans angezogen, die ich dir verboten habe anzuziehen. Es kommt mir so vor, als würdest du mit meinem Monster spielen wollen, Emilia. Tust du das etwa mit Absicht, Baby?

Es wirkt, Emilia. Nicht einmal die drei Joints, die ich geraucht habe, können das Brodeln noch unterdrücken. Du stehst da in meinem Keller und unterhältst dich mit zwei Bitches, die ich schon gefickt habe, was ich dir niemals erzählen werde, oder vielleicht doch, wenn ich dich ein wenig reizen will.

Deine verdammten Haare, Emilia. Sie sind immer noch so lang. Du hast sie zu einem Zopf gebändigt. Zu dieser Scheißjeans trägst du ein schwarzes, langärmliges, schulterfreies Oberteil, Emilia. Denn du magst es nicht, wenn man die Abschürfungen an deinen Handgelenken sieht, und ich mag es nicht, wenn man dein Schlüsselbein sieht. Du bist geschminkt: Deine Lippen sind rot und deine Augen betont. Seit wann schminkst du dich eigentlich, Emilia? Du hast mich nicht um Erlaubnis gebeten, den Lippenstift tragen zu dürfen. Jeder Pisser im Umkreis wird daran denken, wie sich diese Lippen um seinen Schwanz anfühlen, und das weißt du zu genau, Emilia.

Du provozierst mich.

Und du wirst es bekommen.

Aber nicht jetzt, jetzt muss ich rauchen.

Ich asche auf den Boden, während die brummenden Bässe der Musik durch meine Knochen vibrieren. Alle sind stoned, außer dir. Ein paar Leute tanzen, ein paar machen rum und alle labern Scheiße, Emilia. Wieso sind sie überhaupt hier? Ich würde dich jetzt viel lieber ficken. Diese Dreckshose von deinem Leib reißen. Ich selbst trage nur eine Jeans und sonst nichts. Du hasst es, weil die Bitches mich anschauen, Emilia, und innerlich durchdrehen. Es ist ihnen egal, ob du es mitbekommst. Sie schmeißen sich schamlos an mich ran, und ich muss sagen, es gefällt mir, wenn deine Augen so funkeln, wie sie es tun, wenn ich angemacht werde.

Ich sitze auf dem Bett, den Rücken an das Kopfende gelehnt, ein Bein angewinkelt und den Unterarm auf mein Knie gestützt. Zwischen meinen Fingern qualmt der Joint. Ich weiß nicht, wieso ich mir diese American-Pie-Wichser hier eigentlich antue. Immer wieder. Ich muss ein fucking Masochist sein, obwohl du das eher bist.

Die Parasiten haben sich überall verteilt, Emilia, auch in meinem Schlafzimmer. Eine Blondine setzt sich zu mir. Ihre Augen sind getrübt von dem typischen Ich-bin-so-besoffen-du-kannst-alles-mit-mir-tun-Blick. »Darf ich auch mal?«, fragt sie.

Ich gebe ihr die Tüte und bin immer noch so gelangweilt von dieser Scheiße.

»Sorry«, höre ich deine Stimme und grinse, als du die Blonde antippst, die gerade an meinen Joint zieht und mir die Titten ins Gesicht streckt. »Darf ich mal?«

Ich mag es, wenn du zickig wirst, Emilia, und die Krallen ausfährst, das tust du viel zu selten.

Sie zieht eine Braue hoch; sie fordert dich heraus, Emilia. Ich fange langsam an mich zu amüsieren. Vielleicht sollte ich demnächst ein Planschbecken mit Schlamm in meinem Schlafzimmer aufstellen, und alle Tussis dürfen um mich kämpfen.

»Und du bist?«, fragt die Blonde genervt und pustet dir den Rauch ins Gesicht, Emilia. Ich mag das nicht.

»Seine Freundin?« Sie lacht spöttisch. »Ich bitte dich. Mason Rush und eine Freundin? Die Hälfte hier drin hatte schon seinen Schwanz im Mund oder woanders drin.« Das verletzt dich.

Ich sollte eingreifen, Emilia.

Du bist keine Löwin, du bist ein Lamm.

Ohne ein Wort schubse ich die Blonde an ihrer Schulter mit voller Wucht vom Bett, sodass sie aufkreischt, und packe dich am Unterarm, ehe ich dich neben mich ziehe und mich über dich beuge.

»Wer hat dir eigentlich erlaubt, diese Jeans anzuziehen?«, frage ich, während du unter mir liegst und mich mit großen Bambiaugen anschaust. »Oder diesen Fick-mich-Lippenstift aufzutragen, Emilia?«

Bist du etwa atemlos? Nach all der Zeit, Baby, die wir schon ficken? Ich liebe das ein bisschen. Du hebst den Kopf und flüsterst nahe an meinem Ohr, um die Musik zu übertönen: »Den trage ich für dich.«

»Ich will dich ficken, Emilia«, knurre ich und dränge mein Becken an dich. »Die anderen sind mir scheißegal.«

Du stöhnst leise auf. Wie eine kleine Hure würdest du mich jetzt und hier vor allen mit dir tun lassen, was ich will. Denn das bist du, Emilia. Eine Hure. Du spürst, wie hart ich bin. Ich lasse es dich auch spüren und reibe mich an dir.

»Willst du, dass ich dich ficke, Emilia? Jetzt und hier?« Du hebst deine Hände und streichst durch mein Haar.

»Du darfst alles mit mir tun, was du willst, Mason.«

Ich senke den Kopf an dein Ohr, wo du so fucking gut riechst, und lache leise, was dich erschaudern lässt. »Hast du dir überlegt, wie gefährlich es ist, so etwas zu mir zu sagen?«

»Ich habe keine Angst vor dir. Ich will dich gefährlich.«

Fuck, Baby, ich liebe dich. Ich packe dich mit einem Ruck am Hals und presse dich in die Kissen. Du kriegst keine Luft mehr, Emilia, aber du willst es so, oder? Du willst, dass ich dir die Luft zum Atmen nehme.

Deine Hände gleiten meinen Rücken entlang. Du streichst hauchzart über meine Haut, als würde es dich gar nicht stören, was ich mit dir tue.

»Du bist ein bisschen wahnsinnig, Baby«, sage ich mit rauer Stimme und presse meine Hüften direkt an den harten Stoff deiner Jeans. Deine Augenlider flattern, du stöhnst und hebst mir dein Becken entgegen. Du reibst dich an mir, Emilia, machst dich heiß an meinem Schwanz, und ich muss ein Stöhnen unterdrücken.

Ich halte es nicht mehr aus, stehe auf und packe dich am Oberarm. Alle sind so stoned, dass sie nicht mal merken, was abgeht, als ich dich hinter mir herschleife, raus aus meinem Keller. Niemand darf dich so sehen, wie ich dich sehe, Baby. Ich zerre dich nach oben in das Haus meiner Eltern, direkt ins Esszimmer, hebe dich an den Hüften auf den Tisch. Mit einem Ruck hab ich dir die Jeans sowie den Slip runtergezerrt und meine Hose geöffnet.

Du hebst mir dein Becken entgegen, Emilia, du kleines Flittchen. Ich packe mit einer Hand deinen Arsch, mit der anderen stütze ich mich am Tisch ab. Du krallst dich in meine Haut, Baby, als ich mit einem harten Stoß in dir versinke. Und du schreist so laut, Emilia. Wir werden noch meine Eltern wecken, Baby.

Ich vögle dich so hart, dass der Tisch ruckelt und du immer wieder schreist. »Gott, Mason!«, »Fuck, Mason«, »Was tust du nur mit mir, Mason?«, »Ich will, dass du mich härter fickst, Mason.«

Du bist so versaut, Emilia, ich liebe es.

Ich ficke dich härter. Diesen Wunsch kann ich dir schlecht abschlagen. Dabei vergrabe ich mein Gesicht an deiner Halsbeuge und stöhne gegen deine Haut, bevor ich hineinbeiße und du zischst.

Du willst deine Hände an meinen Arsch legen, Emilia. Aber so läuft das nicht, denn ich bestimme, wo deine Finger sind. Ich drücke dich mit dem Rücken auf den Tisch und packe deine Kehle. Wieder. Du liebst es. Immer.

Du keuchst und beißt dir in die Unterlippe, dein Oberkörper bäumt sich auf. Du kommst fast, ich spüre es.

»Willst du mich eigentlich verarschen, Mason?« Der Overkill, Emilia!

Das ist weder deine Stimme noch meine, Emilia. Und eine andere Stimme hat hier gerade nichts verloren.

Es ist mein Vater, der neben uns steht! Wie lange steht er da schon, Emilia? Er betrachtet uns mit trockener Miene. Ein Muskel in seiner Wange zuckt.

Kein gutes Zeichen!

KAPITELZWEI

DU HAST MOM IN EINEM KELLER EINGESPERRT, DAD

MASON

»Fuck, Dad!«, schreie ich auf und springe zurück. Ich greife nach deinen Sachen und schmeiße sie in deinen Schoß.

»Fuck, Mr. Rush!«, schreist du jetzt auch.

»Heilige Scheiße, was soll das, Dad?« Er gönnt es mir nicht, Emilia. Nicht einmal einen kleinen Fick auf seinem Esstisch. Weißt du wieso, Emilia? Weil ich der größte Sexkiller bin, seit ich lebe, und er will es mir heimzahlen. Ich weiß es.

»Pack deinen Schwanz ein, wenn du mit mir redest, Mason Keaton Rush.«

Scheiße! Schnell schließe ich meine Jeans, während du dich anziehst.

»Ich dachte, hier wird jemand umgebracht«, sagt er jetzt. »Und es sah auch ein bisschen danach aus, Mason.«

»Hau ab, Baby«, befehle ich dir. »Aber bleib im Haus. Du gehst nicht ohne mich runter.« Du huschst an uns vorbei, dein Gesicht ist knallrot, wie ich sonst deinen Arsch rot knalle, und verschwindest ins Bad.

Ich bin so genervt, Emilia. Ich war kurz vorm Kommen.

»Dad!« Ich gestikuliere wild mit meinen Händen. »Respektierst du gar keine Privatsphäre?«

»Du hast deine Freundin auf meinem Tisch gevögelt. Meinem Esstisch, Mason.«

»Ja, aber den kann Mom ja abwischen. Gott, macht ihr es etwa nur im Bett oder was?«

Er zieht eine Augenbraue hoch. »Was glaubst du, woher du das hast?«

Jegliches Blut weicht mir aus dem Gesicht, als mir eindeutige Bilder durch den Kopf schießen. Mom! Iiiih! »Ich will sterben. Wo bitte habt ihr es schon überall gemacht? Will ich es überhaupt wissen?«

Er seufzt, Emilia. Das Seufzen hat er perfektioniert, als ich zwölf geworden bin. »Ich denke eher nicht. Aber glaub nicht, dass du das erfunden hast.«

Fuck, was wird das? Unten läuft eine Party und du hast dich auf dem Klo eingesperrt, Emilia. Ich hoffe stark für dich, dass du nicht vorhast, ohne mich wieder da runterzugehen. Sonst werde ich dich bestrafen müssen, aber das ist es ja im Grunde, was du willst, oder, Baby?

Ich will an ihm vorbei, um zu dir zu gelangen. Wir müssen das noch zu Ende bringen, Baby. Halbe Sachen gibt es bei mir nicht. Das weißt du mittlerweile, nicht wahr?

Dad scheint andere Pläne zu haben. Er packt mich am Oberarm, und falls du glaubst, Emilia, meine Griffe seien hart, hast du seine noch nicht gespürt.

Ich drehe den Kopf über die Schulter und starre direkt in seine Augen. Meine Augen. »Was du da tust, wird nichts bringen, Mason.«

»Was?«

Er starrt mich eindringlich an. Ich mag das nicht, Emilia. Seine Eindringlichkeit bedeutet nie was Gutes. »Du kannst sie nicht an dich binden und immer kontrollieren. Irgendwann wird sie ausbrechen.«

Emilia, das wirst du nicht. Niemals. Du liebst es, eingesperrt zu sein. Du liebst es, in meinen Fängen zu sein. Du willst nicht ohne mich sein. Du willst all die Abgründe, in die ich dich zerre. Du willst all die Verdorbenheit, all die Dunkelheit. Du brauchst das.

»Mom ist auch nicht ausgebrochen, oder?« Fuck, Emilia. Ich sehe an seinem Blick, dass es ihm gar nicht passt, was ich da gesagt habe. Wieso halte ich auch nicht einfach meine Klappe? Ich will dich ficken, Emilia. Du schuldest mir noch einen Orgasmus.

»Wie bitte?«, fragt er durch zusammengebissene Zähne und seine Finger bohren sich in meinen Oberarm. Dad ist immer kontrolliert, Emilia, außer es geht um Mom. Mom ist sein Heiligtum. Nichts ist wichtiger, auch seine Kinder nicht. Niemand.

»Ich hab dein Notizbuch gefunden, Dad.« Wieso halte ich nicht einfach meine Klappe? Verdammte Scheiße!

Sein Blick wird ernst und er lockert seinen Griff ein bisschen. Aber nicht genug, um mich losmachen zu können. Ich bin stark, Emilia, das weißt du. Aber nicht so stark wie er. Von unten dröhnen die dumpfen Bässe nach oben sowie das Gelächter der anderen und ich spüre dich, Baby. Ich weiß, dass du brav hier oben auf mich wartest. Und genau so soll es sein.

»Wo hast du es gefunden?«, fragt er ruhig.

»In deinem Büro.«

»Du warst in meinem Büro, du Scheißkröte?« Shit, jetzt ist er wütend.

»Wieso nennst du mich immer so?«, frage ich genervt. »Dad, lass mich los. Ich will mich gar nicht erst gegen dich wehren müssen.« Ich hab zu viel Respekt vor ihm, ohne Scheiß. Und er ist in der Hinsicht auch der Einzige, den ich respektiere. Wenn Dad wütend ist, entkommt ihm niemand. Das ist einfach ein Fakt, Emilia. Egal, wie fucking viel Kraft ich habe und wie viele Kämpfe ich auch gewinne.

Er kneift die Augen zusammen und das ist wirklich kein gutes Zeichen, Emilia. Das Zucken seines Wangenmuskels ist auch wieder da. Es gefällt mir nicht, Emilia. Gar nicht.

»Du wirst dich gar nicht erst gegen mich wehren können, Mason«, sagt er gepresst. »Was hattest du in meinem Büro zu suchen? Ich dachte, nach dem letzten Mal, als du meine Kameras und meine Computer demoliert hast, hätte ich mich klar ausgedrückt.«

Mich langweilt das, Emilia. Ich würde dich jetzt gern auf die ruckelnde Waschmaschine setzen und lecken. »Ja, ich weiß. Aber als du mir wieder mein Gras weggenommen hast, Dad, hatte ich keine andere Wahl. Wird das nicht mal langweilig, mir ständig mein Dope zu klauen wie ein fucking Ninja?«

»Wie viel hast du gelesen?«, fragt er. Ich überlege, ob das Panik in seiner Stimme ist, denn diesen Unterton habe ich noch nie gehört.

»Alles?«, sage ich und lasse es wie eine unsichere Frage klingen. Ich habe alles gelesen, Emilia. Deshalb muss ich jetzt noch mehr Drogen nehmen.

»Fuck«, zischt er und ich erschrecke mich. So was sagt er eher selten, also eigentlich gar nicht. Die Lage scheint ernst.

Tief seufzend lässt er mich endlich los, und weil ich keine kleine Pussy bin, reibe ich mir nicht den Oberarm. Aber es pocht schon ein wenig, Emilia.

»Okay, hör mir zu, du Scheißer.« Er dreht sich zu mir um und starrt mich ganz ernst an. »Erstens: Du hast eine Stunde, um das Buch wieder genau dahin zu legen, wo du es gefunden hast. Zweitens: Deine Mom ist eine verdammt starke Frau und ich bin ein verdammt kontrollierter Mann, der sich selbst zügeln kann. Deine kleine Freundin auf der Toilette ist schwach, Mason. Sie ist nicht deine Mom. Und egal, was du machst, du wirst sie brechen. Du bist ein arbeitsloser Trottel, der null Kontrolle über sich hat und der das Monster in sich nicht zähmen kann. Ich schon.«

Ich lache trocken. »Du bist so dramatisch, Dad. Erstens: Emilia ist schon gebrochen. Ich glaube, sie ist so auf die Welt gekommen, und ich? Ich hab kein Monster in mir, Dad, ich bin ein Monster. Das kann man nicht zähmen.«

Das Mondlicht scheint auf ihn. Ich merke, dass er ein bisschen kaputt aussieht, Emilia, wie er hier in seiner Schlafhose und oberkörperfrei vor mir steht. Mir wird klar, wie viel meine Eltern eigentlich durchmachen mit mir, und ich glaube, es ist das Gras, aber es tut mir ein bisschen leid.

»Du bist ehrlich noch schlimmer als ich«, sagt er trocken und schüttelt seinen Kopf. »Und ich habe schon einige Dinge gemacht, wie du ja bereits weißt.«

»Ja, Dad. Du hast Mom eingesperrt. In einem Keller. Das ist fucking krank.«

»Ich habe es getan, weil sie sonst total abgerutscht wäre, Mason. Sie hatte sich selbst verloren und sie hatte mich verloren, und das Schlimmste? Ich hatte sie verloren. Und das konnte ich nicht zulassen.«

»Also bist du auch der Ansicht, dass man, was man liebt, einsperren sollte. Oder? Weil man es immer nur gut meint, Dad?« Er starrt mich nur an, Emilia. »Ich vertraue ihr nicht, Dad. Und ich werde sie festhalten. Ich werde sie nicht mehr freilassen. Sie ist krank und sie ist die Einzige, die meine abartige Scheiße erträgt. Sie braucht das Monster sogar. Ich weiß, Mom wollte es nicht, dein Monster, Dad. Du hast es ihr aufgezwungen. Aber Emilia? Sie hat selbst eins und das ist total selbstzerstörerisch.«

Sein Blick gefällt mir immer noch nicht. Das ertrage ich nicht. Ich will zu dir. Es macht mich nervös, dass du im Bad bist, und ich so weit weg, während ich nicht weiß, was du tust, Emilia. Vielleicht telefonierst du mit einem Ficker, vielleicht sogar mit Riley! Vielleicht hat dich diese Brüdersache so sehr angemacht, dass du gar nicht mehr anders kannst.

»Beruhig dich!«, knurrt Dad. Erst jetzt merke ich, dass ich angefangen habe, mich anzuspannen, und dass meine Hände zu Fäusten geballt sind. »Mason! Atme!«

Gepresst atme ich durch die Nase und mein Blick schießt wieder zu Dad. »Ich muss da jetzt rein, Dad. Lass mich gehen.« Er starrt mich an, aber dann scheint ihm irgendwas klarzuwerden, was ich nicht verstehe, und er tritt beiseite.

Fuck, Emilia, das waren dreizehn Minuten, ohne zu wissen, was du tust.

KAPITELDREI

DU BIST DER ERSATZSTOFF FÜR EINEN DROGENSÜCHTIGEN, EMILIA

MASON

Du bist nicht im Bad, Emilia.

Ich hatte mich doch klar ausgedrückt.

Wie kannst du es nur wagen?

Ich traue meinen Augen kaum, als ich in das Bad blicke und es leer vorfinde. Mit zu Fäusten geballten Händen drehe ich mich um und gehe Richtung Keller. Dabei rausche ich an meinem Vater vorbei, der gar nicht versucht, mich aufzuhalten. Emilia, du kleines Flittchen. Das machst du doch mit Absicht. Du willst mich provozieren. Du willst, dass ich dir den Arsch versohle, bis du nicht mehr sitzen kannst. Du willst, dass ich dich ficke, bis du wund bist. Du willst, dass ich ihn dir in deinen kleinen Rachen stecke, bis du würgen musst. Du bist so eine kleine notgeile Bitch – und du kannst einfach nicht genug bekommen. Du willst immer mehr und mehr und mehr …

Unten angekommen, schubse ich die ganzen Wichser beiseite, die mir im Weg stehen. Ich höre dein Lachen, bevor ich dich sehe. Was glaubst du, was du da tust, Emilia? Du stehst am Küchenfenster, Emilia, und du schlägst deine Hand gegen seine Brust, während du lachst, Emilia. Heute Nacht wirst du sterben, Emilia. Meine Beine tragen mich ganz von selbst zu dir, eine Hand zu Faust geballt. Dieser Hurensohn vor dir kassiert von der Seite einen so heftigen Schlag, direkt auf seine hässliche Nase, dass er mit dem Kopf gegen den Schrank knallt. Das hat er nicht kommen sehen. Dann schielt er und taumelt nach hinten. Eine Gruppe Weiber schreit auf und verschüttet ihre Drinks auf meinen Boden, als er in sie fällt. Du stehst da und machst: »Oooops …« Und deine Augen funkeln, während deine Lippen zu einem Lächeln verzogen sind, Emilia.

»Raus!«, blaffe ich den anderen Honks zu. Keiner ist so dumm, nicht zu gehorchen. Bei dem ein oder anderen helfe ich nach, aber zehn Minuten später ist meine Wohnung leer. Du bist immer noch in der Küche und wirkst ziemlich entspannt, Emilia, als du dein Glas leertrinkst. Natürlich kein Alkohol. Du bekommst keinen.

Hab ich etwa meinen Biss verloren, oder macht es dich so sehr an, wenn ich dich beschütze, Baby, wenn ich eifersüchtig werde, dass dir jegliche Konsequenzen egal sind? Aber, Emilia, du warst mit meinem Bruder zusammen, als wir zusammengekommen sind. Ich vertraue dir nicht. Das werde ich wahrscheinlich nie, und du tust ja auch nicht gerade irgendwas dagegen, damit es besser wird. Ganz im Gegenteil, du liebst es, mit dem Feuer zu spielen, mit dem Wahnsinn, mit meinem Monster.

»Ich habe dir gesagt: Du fasst keine anderen Kerle an. Ich habe dir gesagt: Du sollst nicht allein in den Keller gehen, Emilia. Und wo bist du jetzt? In deiner Fick-mich-Jeans? Im Keller.«

Du kommst nicht mehr dazu, normal zu antworten.

Die ganze Nacht nicht.

* * *

Ich habe dein Handy dabei, Emilia, nur zur Sicherheit. Du schläfst noch und das ist okay. Denn ich habe dich letzte Nacht so sehr ausgelaugt, bis fünf Uhr morgens – hart und überall, Emilia. Selbst mir tut einiges weh, aber dafür bin ich entspannt heute Morgen. Als du vorhin dann in einen fast schon komatösen Schlaf gefallen bist, habe ich dich gelassen. Heute Nacht warst du ein braves Mädchen, nachdem du ein böses gewesen warst. Manchmal frage ich mich, ob du das für mich oder für dich tust? Willst du bestraft werden, oder willst du mir die ständige Anspannung und Wut nehmen? So relaxed war ich eigentlich noch nie. Das bin ich erst, seitdem du ständig bei mir bist. Du bist wie der Ersatzstoff für einen Drogensüchtigen.

Ich komme oben an. Heute ist es warm und die Sonne strahlt ins Haus. Es ist übertrieben sauber. Mom hatte wahrscheinlich wieder einen Über-Nacht-Putzfimmel. Den kriegt sie aber nur, wenn Dad im Haus ist. Ohne ihn sieht es ganz anders aus. Scheiße, ich will gar nicht wissen, was die hier oben treiben, wenn sie danach so viel putzen muss, oder ist es beim Putzen? Nach dem, was ich über ihn gelesen habe – und ich habe das immer noch nicht verarbeitet –, halte ich alles für möglich, Emilia.

Apropos Tagebuch, Emilia. Als ich meinen Vater sehe, und das heute in nüchternem Zustand, fallen mir einige Dinge ein, die ich gestern noch gelesen habe. Ekelhafte Dinge.

Mom macht Pfannkuchen und sie kichert, Emilia, während Dad neben ihr steht und den Pfannenwender in der Hand hält. Wie soll ich das verstehen? Wieso ist diese Familie so durch, Emilia?

»Stopp, nicht so viel Mehl, Olivia!«, sagt er. Mom gibt einen komischen Laut von sich, als er ihr mit dem Pfannenwender auf den Arsch haut. Fest.

Fuck, ich will umdrehen, gehen und irgendwo sterben, doch Dad sagt: »Guten Morgen, Kröte«, ohne sich umzudrehen und hinzusehen. »Es ist ein bisschen früh für dich, oder?«

»Scheiße, Dad, leg die Scheiße weg, bitte!« Dad haut Mom noch mal auf den Arsch, die knallrot ist und aufquiekt.

»Keaton, bitte! Nicht vor den Kindern!«

»Wenn du wüsstest, was die treiben, Olivia!« Er wirft mir einen eindeutigen Blick zu, und der ist ziemlich angewidert.

»Das will ich gar nicht wissen!« Es brutzelt, als sie den Teig mit einer Kelle in die Pfanne füllt. »Wo ist Emilia?«

Ich grinse selbstgefällig. »Die ist im Koma.« Mein Vater verdreht die Augen. Dann lege ich das Handy auf den Tisch und setze mich.

»Wieso hast du ihr Handy?«, fragt mein Vater.

»Äh, damit sie nicht telefoniert, wenn ich nicht bei ihr bin?«

»Du hast sie in den Keller gesperrt und hast ihr Handy?«, erkundigt er sich blinzelnd.

»Kennst du das nicht selbst irgendwoher, Dad?«

Moms Kopf fährt herum und sie reißt die Augen auf. »Keaton!«

Oben klingelt ihr Handy. Gott sei Dank, eine Rettung für Dad. »Es könnte Amber sein, Baby, geh lieber ran!«, raunt er ihr zu und Mom sieht überglücklich aus, einen Grund zu haben, die Küche zu verlassen.

Ich sitze am Tisch, die Finger hinter dem Kopf verschränkt, und grinse breit. »Amber also, hm? Tante Amber? Wirklich, Dad?« Ich denke an all die Sachen, die mein Vater mit Tante Amber gemacht hat. Alles, was er in seinem Notizbuch aufgeschrieben hat, Emilia. Warum habe ich das überhaupt zu Ende gelesen und nicht einfach verbrannt, Emilia?

Dads Blick wird düster. »Hör auf!«

»Und wer ist überhaupt Leila?«, mache ich einfach weiter.

»Wenn du diesen Namen einmal vor deiner Mom sagst, dann stopfe ich dich zurück in meine Eier, Mason! Wage es nicht!«

Ich hebe abwehrend die Hände und ziehe die Schultern hoch. »Findest du nicht, dass wir darüber reden sollten, was ich da gelesen habe, Dad? Ich bin ein bisschen verstört.«

»Ich bin auch sehr verstört, wegen dir, Mason, und zwar seit vierundzwanzig Jahren.«

Mom kommt mit dem Telefon zurück. Ich höre sie noch sagen: »Ja, es wäre wunderbar, wenn Cherry mitkommt, Amber. Ach, mach dir keine Sorgen. Der? Der hat doch jetzt eine Freundin, das klappt schon!« Ich werde hellhörig und schaue meinen Vater an. Er wirft mir einen drohenden Blick zu, Emilia.

»Denk nicht mal dran, Mason!« Mom legt auf und kommt wieder in die Küche.

»Cherry ist zurück?«, frage ich, auch, um meinen Vater weiter zu provozieren. Sollte er irgendwas sagen, werde ich einfach den Namen Leila in den Raum werfen und gehen. Es ist so schön, mal was gegen ihn in der Hand zu haben, und ich habe jetzt so viel in der Hand, Emilia.

»Ja, sie ist aus dem Schweizer Internat zurück und Amber will sie im Sommer mitbringen.« Beide bauen sich vor mir auf und sehen mich mit in die Hüften gestemmten Armen an. Sie sind wie die Elternmafia. Ich brauche keinen Gangsterboss als Vater, ich hab Mom.

»Wieso schaut ihr mich jetzt so an?«, frage ich unschuldig. »Und wann krieg ich endlich einen Kaffee? Außerdem brennen die Pfannkuchen an, Mom. Bitte, nicht schon wieder.« Sie hastet zum Herd, aber Dad starrt mich immer noch an.

»Du hast jetzt Emilia und du wirst Cherry in Ruhe lassen! Nachdem du mit ihr fertig warst, hat Amber sie auf ein Mädcheninternat geschickt, Mason. Überleg dir, was das bedeutet!«

»Dass ich ein sehr, sehr verdorbener Bastard bin, Dad.« Ich denke an Cherry zurück, Emilia. Sie ist Ambers Tochter und nur bei ihr aufgewachsen, also ein kleiner Drill Sergeant. Tough, frech, selbstbewusst, das genaue Gegenteil von dir und vier Jahre jünger als ich. Wir sind zusammen aufgewachsen, Emilia, und ich habe sie entjungfert und dabei total verdorben. So sieht das Tante Amber zumindest. Ich habe sie etliche Jahre nicht mehr gesehen, obwohl wir früher total oft zusammen waren. Sie ist die Rothaarige, die man auf den Bildern im Flur sehen kann, und alle machen einen Riesenaufstand, weil sie Ambers Zorn fürchten. Tante Amber ist halt auch sehr speziell. Schlimmer als Tante Penny – und die hasst mich wirklich. Ich bin froh, dass Tante Penny vor ein paar Jahren weggezogen ist. Die war immer so stressig und hat Mom regelmäßig gegen Dad und mich aufgehetzt, während Riley immer der Goldjunge war.

»Noch was, Mason: Riley wird auch kommen. Das ist ein Familienurlaub und du wirst lernen müssen, damit umzugehen. Es ist mir egal, was zwischen euch war. Ihr seid Brüder. Wegen des Deals bleibt er in New York, der steht auch weiterhin. Trotzdem darf er uns jederzeit besuchen, was er nicht macht, weil er dich meidet, aber im Urlaub müsst ihr euch akzeptieren.«

Ich ziehe eine Braue hoch und merke selbst, wie stechend mein Blick ist. »Meinst du, ich lasse den Wichser in die Nähe von meinem Mädchen? Das könnt ihr vergessen. Ich töte ihn, wenn ich ihn sehe, Dad. Tu das nicht, sonst hast du nur noch einen Sohn.«

»Du kleiner Scheißer! Du hörst mir jetzt mal zu, du Kröte! Komm runter von deinem arroganten Trip! Ihr hattet eure Probleme, du hast das Mädchen gekriegt, er nichts! Du wirst ihn dort tolerieren, dafür musst du nicht mit ihm Tag und Nacht auf Friede, Freude, Eierkuchen machen. Geh ihm einfach aus dem Weg. Er wird dasselbe tun!«

»Wenn er sie auch nur einmal ansieht, steche ich ihm die Augen mit einer Gabel aus oder zur Not mit meinen eigenen Fingern, Dad.«

»Gott, wir haben es verstanden, du riesengroßer Macho!« Mom kommt von hinten, stellt den Teller mit Pancakes vor mich und verwuschelt mir die Haare. Ich hasse es, wenn mir jemand die Haare verwuschelt, Emilia, außer du beim Sex. Sie gibt mir noch einen Kuss auf die Wange, als hätte das Angegrapsche nicht gereicht.

»Ach, ich freu mich schon auf unseren Sommerurlaub.« Mom ist voll auf Zuckerwatte-Kurs, und ich hab gar kein gutes Gefühl.

KAPITELVIER

DU BIST DIE KUGEL UND ICH BIN DER LAUF, MASON

EMILIA

Ich erwache, weil mir ein heißer Atem regelmäßig ins Gesicht bläst. Langsam strecke ich mich. Alle meine Glieder tun weh. Mason, danke. Trotzdem liebe ich den Sex mit dir. Ich brauche ihn jeden Tag wie eine Droge. Genau wie das Gefühl, in deiner Macht zu sein, nur dann kann ich mich fallen lassen und ich sein.

Ich schlage die Augen auf. Sie brennen, ich bin immer noch so müde. Missy liegt direkt neben mir. Sie hat sich so breitgemacht in dem einzigen Sonnenstrahl, der in den Keller fällt. Ihr Kopf liegt auf meinem Arm und ihr schwarzes Fell glänzt im Sonnenlicht. Wir sind jetzt Freundinnen, Mason. Am Anfang hat sie mich als Konkurrenz gesehen, doch jetzt beschützt sie mich, sogar vor dir. Eigentlich ist sie in meinen Besitz übergegangen. Ich kuschle mich noch mal in ihr dichtes, weiches Fell und sie brummt zufrieden wie ein Nebelhorn. Ihr wuschiger Schwanz peitscht hin und her und kitzelt mich.

Ich höre deine Schritte und stelle mich schnell schlafend, wobei ich aufpassen muss, dass ich nicht wie blöd grinse. So glücklich wie in den letzten Monaten hier unten in deinem Keller war ich schon lange nicht mehr.

»Ich weiß genau, dass du nicht schläfst, Emilia! Hier ist dein Handy.« Es landet neben mir auf dem Bett und Missy springt herunter. Hey, bleib hier, denke ich mir. Die Matratze senkt sich und dein großer warmer Körper schiebt sich neben mich. Sofort fängt alles an in mir zu kribbeln. Über mir höre ich Schritte hin- und hergehen, und weiß, ich kann nicht mehr länger schlafen, weil ein neuer Tag angebrochen ist. Wieso sind die Nächte eigentlich immer so kurz?

»Mach die Augen auf, Emilia.« Es ist fast schon ein Reflex, dass ich tue, was du sagst, also öffne ich meine Lider und grinse dich an. Du siehst so unglaublich gut aus, Mason Rush. Jeden Morgen aufs Neue haut mich dein Anblick um.

»Hi!«, hauche ich und du lächelst. Du lächelst nicht oft, Mason, und wenn du es tust, ist es etwas Besonderes. Du lächelst immer nur für mich – und für Missy. Weil ich auch etwas Besonderes für dich bin.

»Hi«, sagst du augenverdrehend. Erst jetzt sehe ich den Teller, den du dabeihast. Mit fluffigen, leicht angebrannten Pancakes und einer Tube Schokosoße, obwohl sowieso schon Soße auf dem Teller ist, und saftige, grüne Trauben. Mein Magen knurrt. Du tauchst den Zeigefinger in die Soße, streichst damit über meine Unterlippe und küsst mich. Innig, intensiv, berauschend. So, wie deine Küsse immer sind. Du schmeckst nach Schokolade und Mason. Ich könnte dich den ganzen Tag küssen. Deine Küsse sind auch selten, Mason. Jegliche wahre Zuneigung gibst du mir sehr dosiert, aber mit jedem Monat wird es ein bisschen mehr. Du hast noch nie geliebt, und jetzt, da ich dich kenne, weiß ich, dass es bei mir genauso ist. Und du hast mir auch noch nie gesagt, dass du mich liebst, aber du zeigst es mir auf so viele verschiedene Arten, weil du kein Mann der Worte bist, sondern der Taten. Du hast mir Frühstück gebracht, Mason, und Kaffee. Während du mich auf den Rücken schiebst, lehnst du dich über mich. Ich vergrabe meine Finger in deinem Haar und will schon wieder mehr, obwohl mir noch alles wehtut. Doch gerade, als ich heißer werde, hörst du einfach auf mich zu küssen, Mason. Wenn du nicht Mason Rush wärst, würde ich dich anbrüllen.

Du reißt mir die Decke vom Oberkörper und dein dunkler Blick gleitet über meine Konturen. Allein davon stellen sich meine Nippel auf. Du hast Schokosoße dabei, Mason, und zwar die ganze Tube. Ich glaube, das ist meine Belohnung für gestern Nacht. Du verwöhnst mich nicht besonders oft, unser Sex ist hart, doch ich glaube, heute ist wieder ein Verwöhntag.

»Beweg dich nicht, Emilia«, raunst du und verteilst die Schokosoße auf meinem Körper. Sie läuft über meine Brüste und ich bekomme Gänsehaut, denn sie ist kalt. Ich spüre, wie sie eine Spur meinen Bauch entlang und in meinem Bauchnabel eine kleine Pfütze bildet. Meine Nackenhaare stellen sich auf und ich muss mir ein Stöhnen verkneifen. Du grinst, stehst auf, nimmst dein Handy und fotografierst mich erst mal.

Ich will dich anflehen.

Du grinst breiter. Dann schmeißt du das Handy weg und beugst dich mit einem Mal über mich. »Du bist so ein kleines, dreckiges Mädchen, Emilia. Was soll ich nur mit dir machen?«, fragst du mit rauer Stimme und leckst mit deiner Zungenspitze von meinem Unterbauch bis zwischen meine Brüste. Dann zu meinem rechten Nippel, um den du die Lippen schließt und sanft daran saugst. Ich stöhne auf und biege meinen Rücken durch.

Deine Finger gleiten zielsicher zwischen meine Beine, wo ich schon total bereit für dich bin. Verlangend recke ich dir mein Becken entgegen und kralle meine Hände in das Laken unter mir. Während du mir die Schokosoße vom Körper leckst, gleiten deine Finger in einer ruckartigen Bewegung in mich und ich beiße mir auf die Unterlippe.

»Du darfst nicht kommen, Emilia«, flüsterst du direkt an meinen Lippen und küsst mich schon wieder. Deine Finger werden drängender und forscher, und ich zerlaufe innerlich, genau wie die Soße auf meinem Körper. Meine Muskeln beben schon bald. Du hast mich die ganze Nacht nicht kommen lassen, um mich zu bestrafen. Ich halte es einfach nicht mehr aus. Du spürst es und ziehst deine Finger zurück.

Ich wimmere.

Du hebst eine Braue. »Nicht kommen, hab ich gesagt. Kannst du dich eigentlich auch nur einmal an etwas halten, Emilia?« Deine Finger gleiten sanft an meiner Pussy auf und ab, aber dringen nicht mehr in mich ein. Es ist die pure Folter. Ich bin so geladen!

»Mason, bitte, du bist der Teufel«, hauche ich zittrig.

Du positionierst dich zwischen meinen Beinen. »Ich weiß, Baby.« Damit presst du dich in mich.

Ich kralle meine Nägel stöhnend in deine Haut, aber du hältst meine Handgelenke über dem Kopf zusammen, Mason. »Nicht kommen, Emilia«, sagst du erneut und fickst mich nur mit deiner Spitze, sodass ich sterben will. Ehrlich sterben.

Ich schmeiße meinen Kopf von links nach rechts und presse die Lider zusammen. Wie du über mir aufragst, ist ein zu sinnliches Bild. Du hast neue Tätowierungen, Mason, und jedes bisschen Tinte auf deinem Körper macht dich noch begehrenswerter.

»Ich kann nicht mehr«, flüstere ich, als du dich langsam komplett in mich schiebst. Du machst es so hart, dass ich gar keine Chance habe, und das weißt du ganz genau. Während du mir durchdringend ins Gesicht siehst, explodiere ich um dich herum. Und du auf mir.

Keuchend lässt du dich auf mich sinken und atmest mir heiß gegen die Haut. Du hältst mein Gesicht mit beiden Händen fest. Ich liebe es, wenn ich deinen Körper so fest auf mir spüre und er mich zu verschlingen scheint.

»Du bist so ein böses Mädchen«, flüsterst du. »Du kannst einfach nicht hören, oder?«

Ich lache leise in dein Haar und du küsst meinen Hals. »Du gehörst mir, Emilia. Vergiss das nie.«

* * *

Ich bin in deinem Bann, Mason. Immer.

Du liegst auf dem Bett, die Sonne strahlt durch das kleine Fenster direkt auf deinen nackten Bauch. Deine Boxershorts sitzen tief auf den Hüften und deine Tattoos schimmern verführerisch. Du bist so schön. Ich weiß, das ist kein Wort, mit dem du dich beschreiben würdest, aber es ist einfach so. Du bist schön. Die Art, wie dein dunkles Haar in deine Stirn fällt, wie deine Augen immer in einer anderen Farbe glänzen. Deine markanten Gesichtszüge und dein rauer Bartansatz, der sich über deine Wangen zieht. Du hast so eine starke Aura, niemand könnte sich ihr entziehen.

Ich komme gerade aus der Dusche und habe mich angezogen. Nur lockere Kleidung, weil ich weiß, dass wir die meiste Zeit sowieso zu Hause sind. Mein Haar fällt nass über die Schultern und ich rubble es mit einem Handtuch trocken, während ich weiter in den Raum trete.

Du siehst mich an. Du siehst mich immer an, wenn ich irgendwo reinkomme, Mason. Deine Aufmerksamkeit gilt stets zu hundert Prozent mir. Und ich erschauere jedes Mal unter deinem Blick. Ich weiß, dass wir zwei nicht ganz normal sind. Diese Stufe haben wir nie erreicht, wir haben sie gleich übersprungen. Normalität hatte ich mit Riley. Aber dafür bin ich nicht geschaffen, Mason.

Wir zwei, du und ich, sind wie ein Tsunami, der alles mit sich reißt, was er erwischen kann. Wir zwei sind eine Naturgewalt. Ein Erdbeben. Alles erschütternd. Wir können uns gegenseitig so sehr wehtun, weil all unsere Sinne auf den jeweils anderen ausgelegt sind. Wir können uns so leidenschaftlich lieben, weil wir voneinander abhängig sind. Wir sind nicht gesund füreinander, das weiß ich, Mason. Es ist, als wärst du die Kugel und ich der Lauf. Du der Junkie und ich die Droge. Wenn einer sich bewegt, folgen die Augen des anderen ihm auf Schritt und Tritt. Wie zwei Magnete. Ich verstehe, warum du mir nicht vertraust, Mason. Wie solltest du? Ich tue es ja selbst nicht. Doch ich nehme das alles in Kauf. Den Schmerz, die Eifersucht, das Misstrauen, die Wut. All das, nur, um mit dir zusammen sein zu können, denn das ist das Einzige, was zählt. Du machst mich krank, Mason, und ich dich. Doch gleichzeitig bist du mein Gegenmittel. Meine Medizin. Du bist wütend, immer nur wütend. Du trägst so viel Hass in dir, und ich weiß, dass du ihn bei mir rauslassen kannst. Ich weiß, was du brauchst. Und du weißt, was ich brauche.

»Du starrst mich an, Emilia«, sagst du nüchtern und legst einen Arm hinter den Kopf. Du bist so heiß, wenn du das machst. Und ich weiß, dass es dich killt, nicht zu wissen, was ich denke. Ich weiß, dass es dich fickt, wenn ich dich ansehe und nichts sage. Du bist eifersüchtig, Mason. Du denkst, ich würde an andere Männer denken. Aber die Wahrheit ist, du bist der Einzige, der mir den ganzen Tag lang durch den Kopf geistert.

Ich setze mich an die Bettkante und lasse das Handtuch fallen. Gemeinsam mit deiner Mutter haben wir deinen ganzen Keller renoviert, nachdem du ihn demoliert hattest. Ich weiß, es wird wieder passieren, aber das macht nichts. Wir haben alles in genau dem Stil wieder hergerichtet wie zuvor. Denn das ist dein Geschmack. Mit deinen Eltern war alles nicht so einfach. Entgegen allem, was ich angenommen hätte, habe ich eine gute Beziehung zu deinem Vater aufgebaut. Ich dachte eigentlich, er hasst mich, Mason. Das tut er vielleicht auch ein bisschen, zumindest dafür, was ich Riley angetan habe. Ich habe ihn betrogen, und zwar mit dir, seinem Bruder. Aber seit dieser einen Nacht, unserem offenen Gespräch, ist es, als hätten wir so was wie eine Beziehung zueinander aufgebaut.

Deine Mom akzeptiert mich erst wieder einigermaßen, seit sie weiß, wie kaputt ich bin. Sie hat mich so sehr gehasst, sie wollte mich zunächst nicht mal bei dir im Keller wohnen lassen, und ich konnte es verstehen. Nach allem, was passiert ist, wollte sie Riley gegenüber einfach loyal sein. Außerdem hat es sie zerrissen, zu erfahren, was in New York zwischen ihm und mir vorgefallen ist. Es hat sie regelrecht zerfetzt.

Es hat viel Geduld und Zeit gebraucht, bis sie wenigstens wieder Hallo zu mir gesagt hat. Wahrscheinlich hatte auch dein Vater dabei seine Finger im Spiel. Aber letztendlich hat sie mir eine Chance gegeben und wir hatten ein langes und intensives Frauengespräch. Ich war offen zu ihr, Mason. Ich habe ihr alles gesagt und ihr erklärt, wie du mich fühlen lässt. Olivia ist eine wunderbare Frau, zu der ich aufschaue, aber ich weiß auch, dass ich niemals so stark und selbstbewusst wie sie sein werde. Sie hatte so viel Mitleid mit mir und am Ende, nachdem sie meine Geschichte kannte, haben wir beide auf der Couch oben gesessen und geheult wie Babys.

Dein Vater hat mich vor Kurzem beiseitegenommen, Mason, und deshalb werde ich dieses Gespräch jetzt mit dir führen müssen. Es ist unumgänglich, und ich weiß, dass es dich nicht erfreuen wird.

»Du starrst mich immer noch an, Emilia.« Jetzt hebst du eine Braue und ich sehe die Skepsis in deinen Augen. Was glaubst du, was ich denke, Mason?

»Ich werde mich einfach nie daran gewöhnen, wie heiß du bist«, sage ich grinsend. Ich bin nicht selbstbewusst, Mason, das weißt du auch. Ich kann mich nicht durchsetzen und werde sofort unsicher, wenn jemand zu dominant in den Raum stolziert, wie etwa dein Vater. Aber bei dir, zumindest in manchen Situationen, ist es leichter.

Du legst eine Hand auf mein Knie und neigst deinen Kopf. Ich liebe es, wenn du mich so ansiehst, Mason. »Da ist noch was anderes, Emilia. Was ist los? Und lüg mich nicht an, verstanden?« Ich liebe die Härte in deiner Stimme. Gott, ich bin wirklich ein Wrack.

»Ich wollte dich nur fragen …«

»Was?«, knurrst du.

Tief atme ich ein. »Es geht um die Uni. Mason, ich würde wirklich gern studieren und du solltest vielleicht auch langsam dein Studium weiterführen. Ich … weiß nicht, aber wir können doch nicht den ganzen Tag nur in diesem Keller liegen, oder?«

Shit.

Ich weiß einfach, dass du so was nicht hören wolltest, Mason. Und ich hasse es, dich mit etwas zu konfrontieren, was du nicht willst. Du kannst sehr wütend werden. Ich weiß, wann es wieder so weit ist, dass du Möbel zertrümmerst, oder wann ich mich einfach auf dich stürzen und es aus dir rausvögeln kann.

Du kneifst die Augen zusammen und musterst mich eine Weile. Als du die Hand auf meinem Knie zurückziehst, fühle ich mich leer, Mason. Ich liebe es, wenn du mich berührst, ob unschuldig oder absolut dreckig, wie du nun einmal bist.

»Wieso solltest du das wollen, Emilia?«, fragst du drohend leise. »In die Uni gehen und andere Menschen kennenlernen.« Shit. Shit. Shit. Du stehst auf und fängst an, im Raum auf und ab zu tigern, sichtlich beherrscht, nichts kaputt zu machen. Deine Muskeln zucken und dein Kiefer ist angespannt. »Du willst also raus hier, hm? Reicht es dir nicht mehr? Langweilst du dich? Brauchst du vielleicht einen anderen Schwanz? Fuck!« Du trittst gegen den Nachttisch, der bedrohlich wackelt. Missy, die bisher neben dir auf dem Bett in der Sonne gelegen hat, springt auf und hastet mit eingezogenem Schwanz davon.

»So ist das nicht!«, beeile ich mich zu sagen und stehe auf. Ich will dich beruhigen, aber ich weiß auch, dass ich dir jetzt lieber nicht zu nahe kommen sollte. »Ich denke da nur an uns beide, Mason. Wir könnten was Richtiges lernen und … es wäre doch wichtig für unsere Zukunft, oder? Hey!« Ich stelle mich direkt vor dich. Ob du nun wütend bist oder nicht, ich lege beide Hände an deine stoppligen Wangen und suche deinen Blick. Du bist so angespannt, Mason. Deine Hände sind zu Fäusten geballt und du atmest gepresst durch die Nase. »Ich denke dabei nur an uns, Baby, okay?«

Du schaust mir prüfend in die Augen und kneifst sie wieder zusammen. Ich denke, dass du dich beruhigt hast, aber dann stößt du mich von dir. »Das wird niemals passieren, Emilia. Weißt du, was auf Unis abgeht? Denkst du, ich lasse dich wie Freiwild bei den ganzen Bastarden rumlaufen? Wegen dir werde ich dann zum Mörder und wandere in den Knast. Vergiss es!«

Fuck!

Ich behalte für mich, dass dein Vater mich schon vor einigen Wochen an der Uni angemeldet hat, an der du studierst beziehungsweise studiert hast, Mason. Eigentlich wollte ich dich nur überzeugen, und dann sollte es nächsten Herbst losgehen.

Und ich weiß nicht, was du mit mir oder ihm anstellst, wenn du es herausfindest.

KAPITELFÜNF

DU WILLST MICH ZUM MÖRDER MACHEN, EMILIA

MASON

Fuck, Emilia. Du willst mich zu einem Scheißmörder machen, oder? Du willst es. Du willst, dass ich verfickt noch mal ausflippe. Dabei frage ich mich: Warum tust du das, Baby? Du kennst mich mittlerweile. Dir muss doch klar sein, dass ich mit Sicherheit nicht zulasse, dass du auf eine verkackte Uni gehst. Hast du eine Ahnung, was für Hurensöhne da rumrennen? Hast du eine Ahnung, wie sehr sie dich anmachen werden? Ich vertraue dir nicht, Emilia. Wer weiß, ob du nicht einen besseren Schwanz findest! Ob dir meiner nicht zu langweilig wird! Mir ist klar, dass ich dir gerade die Chance verwehre, dich zu verwirklichen und aufzublühen, aber ich will nicht, dass du aufblühst, Emilia. Dann passen wir nicht mehr zusammen und du wirst merken, wie abgefuckt ich bin.

Jetzt stehst du vor mir, deine Augen groß, deine Haare nass, dein Oberteil so eng, dass deine perfekten Brüste hervorgehoben werden. Angst spiegelt sich in deinen Augen. Trotzdem bist du hier und kaust auf deiner Unterlippe, während du mich musterst.

»Keine Uni, verfickt noch mal«, zische ich und du atmest hektisch aus.

»Okay, beruhig dich einfach, Mason. Ich wollte dir nur sagen, was mir durch den Kopf geht. Stell dir vor, wir zwei studieren und leben zusammen in eurem Penthouse.«

»Niemals!«, knurre ich und frage mich, ob du sie noch alle hast, Emilia. Willst du, dass ich dir den Riley spiele, oder was? Das wird nie passieren. Du hast da drin mit ihm gelebt, gefickt, geduscht, gegessen. Ich will da nicht rein, obwohl mein Vater alles versucht, damit ich dort einziehe. Er hat das Apartment für achtzigtausend Dollar renovieren lassen und nichts erinnert mehr daran, wie es vorher aussah. Zumal ich ja auch alles demoliert hatte. Aber ich will trotzdem nicht.

»Scheiße, Emilia, du bist so krank«, fahre ich dich an und streiche mir durch das Haar. »Du willst, dass ich dir den Saubermann mache, mit dir auf die Uni gehe, am besten im Partnerlook, und mit dir in der Wohnung lebe, in der du meinen Bruder gefickt hast? Ernsthaft? Fuck.«

Dir wird jetzt erst klar, was du mir da vorgeschlagen hast, und du weitest deine Augen. »Okay, das mit dem Apartment ist vielleicht keine gute Idee. Aber denk doch nur mal darüber nach, dass …«

»Nein!« Ich werde gleich sehr wütend, Emilia. »Lass es jetzt, bevor ich hier wieder alles zertrümmere, inklusive dir!« Du zuckst zurück und atmest erschöpft aus.

»Okay, dann nicht«, erwiderst du geschlagen. Deine Schultern hängen herab und dein Kopf auch. Es ist mir egal, Emilia. Sei traurig, aber was du dir da vorstellst, wird nie geschehen. Ich werde dich niemals irgendwelchen Aasgeiern zum Fraß vorwerfen. Es wird sowieso damit enden, dass ich deren Fressen poliere. Willst du das?

»Gut«, sage ich. »Frag mich so eine Scheiße nie wieder.«

* * *

Ich bin so abgefuckt, Emilia. Deshalb packe ich dich am Handgelenk und gehe mit dir nach oben. Weißt du, Emilia, eigentlich bin ich gerade so sauer, dass ich dich nicht bei mir haben und allein sein will. Aber was machst du dann unten, Emilia? Ich traue dir nicht – ich kann es gar nicht oft genug sagen. Deswegen lasse ich dich nicht im Keller. Ohne mich.

Heute ist Samstag und dementsprechend geht es bei uns zu. Mom ist am Staubsaugen und das Radio läuft in der Küche. Die Sonne strahlt herein und die kleinen Staubpartikel, die sie beim Saugen aufwirbelt, tanzen in der Luft. Missy ist mit uns nach oben gekommen, nachdem sie sich von ihrem Schock über meinen Ausraster erholt hatte. Sie kennt mich schon so lange, Emilia. Trotzdem erschreckt sie sich immer noch. Sie ist wie du.

Sie freut sich, Mom zu sehen, als hätte sie sie fünf Jahre nicht gesehen. Dabei verteilt sie überall ihre langen, schwarzen Haare. Wie du, Emilia. Ihr müsst verwandt sein. Sie ist mitten im Fellwechsel, weil der Sommer naht, und Dad kriegt die Krise. Er hasst Tiergesabber und Haare. Das hat er schon bei unserer ehemaligen Hündin getan. Sie hieß Rosie und war eine englische Bulldogge, Emilia. Aber ich kann mich nicht mehr so gut an sie erinnern, nur ein wenig. Sie ist mit zwölf gestorben und liegt jetzt im Garten begraben. Danach wollte Mom aus Trauer keinen Hund mehr, bis Dad Missy von der Arbeit für mich mitgebracht hat. Sie ist perfekt abgerichtet und eigentlich ein Polizeihund, aber sie war immer zu freundlich für den Dienst. Missy knurrt nur sehr viel und bellt, aber sie würde nie beißen. Das hast du auch irgendwann begriffen und deine Angst abgelegt. Ich hab dir einfach immer wieder die Leine in die Hand gedrückt, damit du mit ihr rausgehst, obwohl die blanke Panik in deinen Augen stand, Baby. Aber jetzt seid ihr nicht mehr zu trennen. Sie liebt dich mehr als mich, Emilia. Und das ist okay so. Bei dir darf sie das.

Trotzdem bin ich sauer.

Wie kannst du mir nur so ein Scheißangebot machen, Emilia?

Mom begrüßt uns kurz abgebunden, weil sie vor der Couch kniet und darunter saugt. Sie scheucht uns aus dem Raum, aber Missy nicht. Das Haarmonster darf bleiben.

Dad ist wahrscheinlich oben im Büro. Was auch immer er da tut, Emilia, ich will es nicht wissen. Nachdem ich das Notizbuch gefunden habe, will ich vieles nicht wissen. Ich schaue noch mal zu Mom, wie sie mit zusammengebunden Haaren, verschwitzt und rotgesichtig auf dem Boden kniet, und überlege, was mit dir passieren würde, wenn ich dir das Gleiche wie Dad ihr antun würde.

Das Gute an dir ist, Baby, ich muss dich nicht mehr brechen. Und bei Mom hat er es eigentlich nie so wirklich geschafft, sonst wäre sie nicht so eine Powerfrau, die ihm ständig Kontra gibt.

Ich setze dich an den Küchentisch und sage: »Hierbleiben, Emilia!«

Missy gesellt sich zu dir und pflanzt sich daneben. Jetzt sitzt ihr da und wartet auf mich. Beide mit geneigtem Kopf und einem undefinierbaren Gesichtsausdruck. Du sagst nichts, also lasse ich dich zurück und marschiere weiter zur Treppe. Der Staubsauger geht aus.

»Hey, Mister!«, ruft Mom. »Was glaubst du, wo du hingehst?«

»Ich muss mit Dad reden«, knurre ich.

»Er kann gerade nicht!« Mom stemmt eine Hand in die Hüfte. Ihr Shirt ist total verschwitzt. »Er arbeitet, Mason. Etwas, was ich dir auch mal dringend empfehlen würde.« Ich hasse es, dass sie manchmal wie Dad ist, Emilia. Wenn er nicht da ist, ist sie viel cooler.

Ich stöhne genervt. »Ich muss mit ihm reden!«

»Mason!«, ruft sie mir nach, aber ich bin schon weg. Zielstrebig gehe ich zu seiner Bürotür und öffne sie, ohne zu klopfen.

Mein Vater erschreckt sich nie. Ich würde ihn so gern mal so weit bringen. Er schaut gelangweilt von seinem neuen Monitor auf und seufzt genervt.

»Hallo, Mason. Natürlich, komm rein. Ob ich beschäftigt bin? Nein. Setz dich. Ich schaue Pornos.«

Ich verziehe das Gesicht, obwohl ich weiß, dass er das nicht ernst meint. Trotzdem riskiere ich vorsichtshalber einen Seitenblick auf den Monitor, wo nur Schriftzeug und Diagramme zu sehen sind.

»Dad, nicht lustig.« Ich versuche, das Bild zu verdrängen, was sich unweigerlich in meinen Kopf geschoben hat, und schüttle mich.

»Was willst du, du Kröte?«

Ich verdrehe die Augen, Emilia. Langsam gewöhne ich mich daran, eine Kröte genannt zu werden. Das macht er ja jetzt schon seit einem Jahr.

Was ich an Dad wirklich liebe, ist, dass er einem seine volle Aufmerksamkeit schenkt. Immer. Wenn man mit ihm reden oder was klären will, legt er alles beiseite und schaut einen abwartend an. Und er unterbricht einen nie. Mich wird er unterbrechen, denn ich bin die Ausnahme der Regel. Außerdem bin ich sauer, und er sieht es.

Seine Unterarme liegen auf den Lehnen seines Sessels, sein Kopf ist geneigt und die Stirn gerunzelt. »Was ist nun?«

»Hast du Emilia in den Kopf gesetzt, dass sie studieren muss?«, frage ich trocken.

»Ja, habe ich.« Das dachte ich mir, Emilia. Ihr habt euch irgendwie verbündet. Das gefällt mir nicht, Emilia. Und er zeigt nicht einmal Reue oder so.

»Dad, was soll die Scheiße?«, brause ich auf. »Hast du vor, uns zu trennen?«

Eine seiner Augenbrauen schießt in die Höhe und er faltet die Hände ineinander. »Wie bitte, Mason?«

Ich bin so angepisst, Emilia. Aufgebracht stemme ich meine Hände auf seinen Schreibtisch. »Weißt du, wie viele Schwänze da rumrennen, Dad? Ich kann sie nicht einfach an eine Uni gehen lassen. Dort wird sie total in ihrem Element sein und einer Studentenverbindung beitreten, Partys feiern, irgendeine Romeo-Schwuchtel kennenlernen und merken, wie abgefuckt ich bin!«, knurre ich.

»Nun«, sagt er ganz trocken. »Das wünsche ich dem Mädchen doch. Bevor du sie weiter plattwalzt wie ein Panzer.« Ich glaube mich verhört zu haben, Emilia. Gepresst atme ich durch die Nase. Das letzte Mal, als ich ausgeflippt bin, hast du mir gesagt, ich solle einfach weiteratmen. Und das tue ich, Emilia. Aber ich kann mich nicht abregen. Was redet der da?

»Dad?«, knurre ich. »Du wirst ihr so was nie wieder einreden. Es ist mir egal, ob du mein Vater oder der Präsident von Amerika bist. Ich lass verfickt noch mal nicht zu, dass sie sich …«

»Entfaltet?«, fragt er nüchtern. »Sich selbst findet? Ihr Leben lebt? Was lernt? Gutes Geld verdient? Was willst du nicht, Mason? Wenn man jemanden liebt, wünscht man ihm nur das Beste. Man sperrt ihn nicht ein. Und jetzt komm mir nicht mit deiner Mutter. Sie ist was ganz anderes. Nachdem ich mit ihr fertig war, hat sie, statt Klos zu putzen, Gebäude eingerichtet, Mason. Das nennt man selbstlose Liebe.«

Ich schnaube. »Emilia kann in so einer Welt nicht überleben, Dad. Wenn sie an den Falschen gerät …« Er lacht auf, aber ich ignoriere es. »Oder wenn sie sich von jemandem irgendwelche Drogen aufdrängen lässt … wenn sie benutzt und weggeworfen wird. Weißt du, was passiert, wenn ich das mitbekomme? Ich gehe in den Knast, Dad. Willst du, dass ich in den Knast gehe?«

Er schüttelt seinen Kopf. »Du bist paranoid, Mason. Du kannst mit ihr studieren.«

»Ich. Will. Aber. Nicht«, knurre ich.

»Dann leb damit, wenn sie es tut. Du kannst nicht alles unter deiner Gewalt haben, Mason.«

Ich stoße mich wütend von seinem Tisch ab. »Ich kann. Ich habe. Und ich werde.«

Unbeeindruckt schaut er mich an und schüttelt dann seinen Kopf. Er macht eine wegwerfende Handbewegung. »Dann mach, was du willst, Mason. Aber du wirst damit auf die Schnauze fallen.«

»Schön!«, zische ich. »Dann reiße ich sie aber mit.«

Dad ist total fassungslos. »Das muss Liebe sein, oder?«

»Meine Art von Liebe«, sage ich und gehe. Das dürfte geklärt sein.

Uni, Emilia.

Ganz sicher.

KAPITELSECHS

DU SOLLST NICHT AUF MICH WARTEN, RILEY

EMILIA

Ich weiß, was du da oben machst, Mason, und hoffe, dein Vater verrät unser kleines Geheimnis nicht. Wenn du nämlich rausfindest, dass ich schon für den nächsten Herbst an der Uni angemeldet bin, dann müssen wir alle laufen. Weit laufen. Und schnell.

Deine Mom ist total vertieft in die Hausarbeit. Während sie saugt, scheucht sie Missy weg, hat dann ein schlechtes Gewissen und holt sie wieder zurück, um sie zu knuddeln. Deswegen dauert alles doppelt so lange. Ich schaue ihr zu. Meine Augen fliegen immer wieder von ihr zu Missy, wann immer sie sie wegschickt und sie wieder ruft. Sie ist echt süß, Mason. Ich verstehe einfach nicht, wie sie deine Mutter sein kann. Sie ist so blond und hell und strahlend wie ein gleißendes Licht in der Dunkelheit. Und du bist die Dunkelheit.

Du hast vergessen, mein Handy mitzunehmen, Mason, obwohl du es normalerweise immer verwahrst, wenn du mich kurz irgendwo auf dich warten lässt. Aber jetzt steckt es in meiner Hosentasche und vibriert. Ich weiß nicht, wer mich anrufen könnte. Sofort kriege ich Panik. Ich überlege, es einfach nicht zu beachten, indem ich so tue, als wäre nichts. Aber die Neugier siegt schließlich.

Es ist eine mir unbekannte Nummer. Trocken schlucke ich und stehe auf. Deine Mom ist nicht so aufmerksam wie du und sie denkt auch nicht, dass ich kontrolliert werden muss. Schnell werfe ich einen Blick die Stufen nach oben und höre dich schimpfen. Du bist also noch beschäftigt. Deswegen gehe ich ins Bad und schließe leise die Tür hinter mir.

»Hallo?«, frage ich mit rasendem Herzen und gedämpfter Stimme. Dabei halte ich die Hand vor meinen Mund. Ich hoffe, dass sich einfach nur jemand verwählt hat.

Ich stehe vor dem Spiegel und schaue mich an. Was ich darin sehe, hat Ähnlichkeit mit einem verängstigten Reh, Mason. Schreckgeweitete Augen. Bleiche Haut. Meine Wangen werden noch fahler, als ich die Stimme am anderen Ende der Leitung erkenne. Du wirst mich töten, wenn du das rausfindest, Mason.

»Endlich erreiche ich dich, Emilia!«, sagt Riley Rush. Fuck.

Entsetzt starre ich mich selbst an und überlege, einfach aufzulegen. Als ich seine Stimme höre, schießen mir all die Dinge durch den Kopf, die wir erlebt haben und wie hässlich es geendet hat. Ich habe ihm verziehen, Mason. Er ist kein böser Mensch und hat alles getan, um es wiedergutzumachen. Jedes Mal, wenn er mit deiner Mom telefoniert hat, hat er nach mir gefragt, und jedes Mal bist du ausgeflippt. Aber eigentlich wollte er nur wissen, ob er mit seinem Verhalten in New York und dem, was er beinahe getan hätte, Narben bei mir hinterlassen hat. Weil er es so tief bereut.

Tränen steigen mir in die Augen. »Riley?«

Er seufzt. »Ich bin so froh, deine Stimme zu hören. Wie geht es dir?«

Ich verstehe mich selbst kaum, weil es in meinen Ohren rauscht. »Äh … gut? Und dir?«

»Ja, ganz okay. Ich hab mich eingelebt und ich arbeite. Es ist anders hier, aber das weißt du ja. Ich vermisse mein Zuhause. Aber ich werde den Teufel tun und kommen. Reicht schon, dass wir uns alle im Urlaub begegnen müssen. Ich wollte einfach anrufen und wissen, ob alles bei dir okay ist. Mom lässt mich ja nie mit dir reden, weil sie glaubt, Mason flippt sonst aus. Ich hab es schon ein paarmal probiert, aber er ist immer an dein Handy gegangen. Was an sich schon ein bisschen komisch ist.«

Okay, das sind viele Informationen, Mason. Riley hat angerufen und du hast es mir nicht erzählt. Nicht einmal angedeutet. Ich weiß, wieso, ich verstehe dich. Aber ganz im Ernst, du hättest es mir doch wenigstens sagen können. Und was meint er mit Urlaub? Alle? Ich will mich nicht vor ihm bloßstellen und zugeben, dass du mir rein gar nichts erzählt hast, deshalb sage ich nichts.

»Ja, du kannst dir wahrscheinlich vorstellen, wieso er nicht will, dass wir reden, Riley.«

»Ach komm«, meint er abfällig. »Er hat dich mir im Endeffekt weggenommen, nicht umgekehrt, Emilia.«

»Ich habe mich für ihn entschieden!«, sage ich fest. »Er hat mich nicht weggenommen. Ich bin kein Gegenstand, Riley.«

»Für ihn schon«, antwortet er total locker und ich zucke zusammen, weil er recht hat. Im Spiegel sehe ich, wie der Kampfgeist in meinen Augen glitzert. Das Bedürfnis, dich zu verteidigen, Mason. Aber ich kann es nicht. Nicht gerade jetzt, denn in meinem Hals steckt ein Kloß.