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Dieses eBook: "Cyrano von Bergerac (Weltklassiker)" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Der Titelheld Cyrano de Bergerac, ein französischer Dichter des 17. Jahrhunderts, leidet unter seiner riesigen Nase. So mancher Spötter stirbt im Duell. Dennoch wird de Bergerac als empfindsam beschrieben; er ist in seine gutaussehende Cousine Roxane verliebt. Da er ihre Absage fürchtet, verbirgt er seine wahren Gefühle. Als Roxane ihm ihre Zuneigung zu Christian von Neuvillette gesteht, ist de Bergerac bereit, diesen zu unterstützen, indem er an seiner Stelle Gedichte schreibt. Der hübsche, aber als "arger Dummkopf" geltende Christian von Neuvillette dient im gleichen Regiment wie de Bergerac bei den Gascogner Kadetten. Edmond Rostand (1868-1918) war ein französischer Theaterschriftsteller.
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Cyrano von Bergerac
Christian von Neuvillette
Graf Guiche
Vicomte Valvert
Ragueneau
Lise, seine Frau
Le Bret, Cyranos Freund
Hauptmann Carbon von Castel-Jaloux
Lignière, Cuigy, Brissaille, Edelleute
Bellerose, Jodelet, Montfleury, Schauspieler
Roxane, Cyranos Cousine
Ihre Duenna
Schwester Marthe, Schwester Claire, Mutter Marguerite, Nonnen
Die Kadetten
Erster, Zweiter, Dritter: Marquis
Ein Mißvergnügter
Erster, Zweiter: Musketier
Ein spanischer Offizier
Ein Chevauxleger
Der Portier
Ein Bürger
Sein Sohn
Ein Taschenspieler
Ein Zuschauer
Ein Gardist
Bertrandou, der Pfeifer
Ein Kapuziner
Zwei Musiker
Die Poeten
Die Pastetenbäcker (Köche)
Die Büfettdame
Erste, Zweite: Schauspielerin
Die Pagen
Das Blumenmädchen
Bürger, Marquis, Musketiere, Taschendiebe, Köche, Dichter, Gascogner, Kadetten, Schauspieler und Schauspielerinnen, Geiger, Pagen, Kinder, spanische Soldaten, Zuschauer, Preziösen, Nonnen usw.
Eine Vorstellung im Hotel de Bourgogne
Der Saal des Hotel de Bourgogne: eine Art von Ballhaus als Theaterraum eingerichtet und aufgeputzt.
Man sieht den rechteckig gedachten Saal im (durch die Diagonale gezogenen) Querschnitt, so daß eine seiner Seitenwände von vorn rechts nach hinten links verläuft, während die andere, rechtwinklig daranstoßende, von der Bühne eingenommen wird.
Diese Bühne ist zu beiden Seiten, längs der Kulissen, von gepolsterten Bänken eingenommen. Der Vorhang besteht aus zwei seitlich aufzuziehenden Teppichen. Über der Draperie (dem »Mantel«) das königliche Wappen. Breite Stufen verbinden Bühne und Saal; zu beiden Seiten dieser Stufen der Platz für die Geiger. Eine Reihe von Kerzen dient zur Beleuchtung der Rampe.
Logen eingeteilt. Im Parterre befinden sich keine Sitze; nur in seinem Hintergrund (d.h. also für den wirklichen Zuschauer rechts vorn) einige stufenförmig aufsteigende Bänke, und unterhalb einer Wendeltreppe, die zu den Rängen hinaufführt, eine Art Büfett mit kleinen Armleuchtern, Blumenvasen, Kristallgläsern, Tellern von Konfekt, Flaschen usw.
In der Mitte des Hintergrundes, unter den Rängen, der Haupteingang; eine große, zweiflüglige Tür, welche aber beim Eintreten der Zuschauer nur halb geöffnet wird. Auf den Türflügeln ebenso wie in verschiedenen Ecken und über dem Büfett rote Plakate, auf denen zu lesen ist: Clorise.
Beim Aufgehen des Vorhangs ist der Saal halbdunkel und noch leer. Die Kronleuchter sind auf den Boden heruntergelassen, um angezündet werden zu können.
Das Publikum, nach und nach eintretend. Kavaliere, Bürger, Lakaien, Pagen, Taschendiebe, der Portier etc. Dann die Marquis, Cuigy, Brissaille, die Büfettdame, die Geiger etc. Man hört hinter der Tür Lärm von Stimmen; ein Kavalier erzwingt sich die Passage.
Portier(ihn verfolgend). Ihr Eintrittsgeld!
Kavalier. Ich zahle nichts.
Portier. Mein Herr ...
Kavalier. Bin von der königlichen Garde.
Portier(zu einem andern, eben auftretenden Kavalier). Hier Die Kasse.
Zweiter Kavalier. Freiplatz.
Portier(protestierend). Aber ...
Zweiter Kavalier. Musketier!
Erster Kavalier(zum zweiten). Erst um zwei Uhr der Anfang. Das Parterre Noch leer. Komm, laß uns üben: Quart und Terze!(Sie beginnen Florett zu fechten.)
Ein Lakai(im Auftreten). Pst!
Zweiter Lakai(schon auf der Bühne). Ja?
Erster Lakai(Spiele aus seinem Wams hervorziehend). Hier Karten, Würfel.(Setzt sich auf die Erde.) Willst du?
Zweiter Lakai(sich zu ihm setzend). Gut.
Erster Lakai(zieht aus der Tasche ein Stück Kerze, zündet sie an und befestigt sie auf dem Boden). Ich mauste meinem Herrn dies Stümpchen Kerze.
Ein Gardist(zu einem nach vorn kommenden Blumenmädchen). Wo's finster ist, verdoppelt sich mein Mut.(Er legt den Arm um ihre Taille.)
Erster Kavalier(beim Fechten getroffen). Sitzt.
Zweiter Lakai(spielend). Coeur.
Gardist(das Mädchen verfolgend).Ein Küßchen!
Blumenmädchen(sich losmachend). Nein.
Gardist(sie in eine dunkle Ecke ziehend). Aus welchem Grund ...
Ein Mann(sich mit andern, welche gleichfalls Mundvorrat bei sich führen, auf die Erde setzend). Kommt man zu früh, so hat man Zeit zum Essen.
Ein Bürger(seinen Sohn führend). Mein Sohn, hier setz dich.
Erster Lakai(spielend). Trumpf!
Ein Mann(unter seinem Mantel eine Flasche hervorziehend und sich gleichfalls setzend). Nicht zu vergessen 'nen Schluck Burgunder ... (trinkt) im Hotel Burgund.
Bürger(zu seinem Sohn). Glaubt man sich nicht in einem Schandlokale?(Er deutet mit der Spitze seines Stockes auf den Trinker.) Trunk ...(Beim Ausweichen stößt ihn einer der Fechter.) Rauferei...(Er gerät mitten unter die Spieler.) und Spiel!
Gardist(hinter ihm, das Mädchen weiter bedrängend). Ein Küßchen!
Bürger(schnell seinen Sohn entfernend). Meiner Seel'! Und wenn man denkt, mein Sohn, daß hier im Saale Rotrou gespielt ward!
Der Sohn.Und Corneille!
Ein Trupp Pagen(kommt; sie halten sich bei den Händen, tanzen Farandole und singen dazu). Tra la la la usw.
Portier(ernsthaft, zu den Pagen). Ihr Pagen, keine Possen!
Erster Page(mit beleidigter Würde). Ihr Verdacht Kränkt uns, mein Herr!(Sobald der Portier den Rücken dreht, lebhaft zum zweiten.) Hast du die Schnur?
Zweiter Page. Nebst Angel.
Erster Page(nach der Galerie zeigend). Man kann von droben gut Perücken fischen.
Ein Taschendieb(mehrere Leute von verdächtigem Aussehen um sich versammelnd). Ihr jungen Gauner, laßt euch nicht erwischen. Ihr stehlt zum erstenmal; nehmt euch in acht!
Erster Page(zu andern Pagen hinaufrufend, die schon auf der Galerie sind). Bringt ihr fürs Blasrohr Erbsen mit?
Dritter Page(von oben). Kein Mangel!(Er bläst und bombardiert sie mit Erbsen.)
Der Sohn(zu seinem Vater). Wie heißt das Stück?
Bürger. »Clorise«.
Sohn. Wie heißt der Dichter?
Bürger. Balthasar Baro sehr geschätzt von vielen.(Er geht mit dem Sohn nach hinten.)
Taschendieb(zu seinen Gehilfen). Nach echten Spitzen fahndet mit der Schere!
Ein Zuschauer(zu einem andern, ihm eine erhöhte Ecke zeigend). Sehn Sie, dort war mein Platz bei der Premiere Des »Cid«.
Taschendieb(stets mit entsprechender Geste). Nach Uhren ...
Bürger(wieder nach vorn kommend, zu seinem Sohn). Große Künstler spielen ...
Taschendieb. Schnupftüchern...
Bürger. Montfleury ...
Stimme(von der oberen Galerie). Steckt an die Lichter!
Bürger. Bellerose, La Beaupré, Jodelet, L'Epy!
Erster Page. Die Hebe!
Büfettdame(hinter dem Büfett erscheinend). Himbeersaft, Milch, Limonade, Orangen ...(Lärm am Eingang.)
Eine Fistelstimme. Platz da, Pack!
Erster Lakai(erstaunt). Die Herrn Marquis! Hier im Parterre?
Zweiter Lakai. Für kurze Zeit.(Eine Schar von kleinen Marquis tritt auf.)
Ein Marquis(sich in dem halbleeren Saal umsehend). Wie fade! Wir kommen hier wie Handschuhmacher an. Wem tritt man auf den Fuß? Wen rempelt man? O pfui!(Er bemerkt andere, kurz vorher aufgetretene Edelleute.) Cuigy, Brissaille!(Feierliche Umarmungen.)
Cuigy. Willkommen! Ja, Wir leuchten hier noch früher als die Kerzen.
Der Marquis. Zum Teufel auch, es ist mir nicht zum Scherzen.
Zweiter Marquis. Getrost, Marquis, hier naht der Phöbus.
Alle(das Erscheinen des Lichtanzünders begrüßend). Ah!
Vorige. Christian. Lignière. Dann Ragueneau, Le Bret.
Cuigy. Lignière!
Brissaille(lachend). Noch nüchtern?
Lignière(leise zu Christian). Wünschen Sie Bekanntschaft?(Christian nickt zustimmend. Er stellt vor.) Baron von Neuvillette.(Begrüßung.)
Alle(während der erste angezündete Leuchter in die Höhe gezogen wird). Ah!
Cuigy(zu Brissaille, mit Bezug auf Christian). Hübscher Mensch.
Erster Marquis(der zugehört hat). So, so. La, la.
Lignière(zu Christian, vorstellend). Von Cuigy. Von Brissaille.
Christian(sich verbeugend). Sehr froh ...
Erster Marquis(zum zweiten). Ganz niedlich; aber duftet nach Provinz.
Lignière(zu Cuigy). Der Herr Baron verließ erst jetzt die Landschaft Touraine.
Christian. Jawohl, kaum zwanzig Tage sind's. Heut trat ich ein bei den Kadetten.
Erster Marquis(die Personen musternd, welche in den Logen erscheinen). Da Kommt Präsidentin Aubry!
Büfettdame. Milch ...
Die Geiger(stimmend). La ... la ...
Cuigy(zu Christian, auf den Saal deutend). Es füllt sich.
Christian. Allerdings.
Erster Marquis. Die schöne Welt.(Sie bezeichnen die Damen, welche in großer Toilette in die Logen eintreten; senden ihnen Grüße, welche mit einem Lächeln erwidert werden.)
Cuigy. Dort Frau von Bois.
Erster Marquis. Sie hat mich einst bestrickt.
Brissaille. Von Chavigny ...
Zweiter Marquis. Die unsre Herzen knickt.
Lignière. Soeben hat Corneille sich eingestellt.
Der Sohn(zu seinem Vater). Sind Akademiker darunter?
Bürger. Viele, Kind. Dort steht Porchères, dort Bourdon; ihn umgebend Arbaud, Colomby, Boissat. Wie erhebend Zu denken, daß sie all' unsterblich sind!
Erster Marquis. Ah, die Preziösen treffen ein. Man sieht Dort Cassandace und dort Barthénoide, Félixérie ...
Zweiter Marquis. Die Namen sind befremdlich, Doch reizend! Und du weißt sie sämtlich?
Erster Marquis. Sämtlich.
Lignière(Christian beiseite nehmend). Ich kam auf Ihren Wunsch, mein Freund; doch wenn die Dame Nicht bald erscheint, geh ich vor Durst zugrund.
Christian(flehentlich). Sie kennen Hof und Stadt. Oh, bleiben Sie! Der Name Der Heißgeliebten wird mir sonst nicht kund.
Der Kapellmeister(mit seinem Taktstock auf das Notenpult schlagend). Wir fangen an. (Er hebt den Taktstock.)
Büfettdame. Makronen, Himbeersaft ...(Die Geigen beginnen zu spielen.)
Christian. Mir bangt, sie sei kokett und flatterhaft. Mit ihr zu reden mangelt mir's an Geist ... Die Sprache, die man heute schreibt und spricht, Die lern ich blöder Bursch im Leben nicht. Dort, in der leeren Loge sitzt sie meist.
Lignière. Ich gehe.
Christian(ihn zurückhaltend). Bleiben Sie.
Lignière. Hier stürb' ich bald Vor Durst. Ich werd erwartet in der Schenke.
Büfettdame(mit einem Plateau an ihm vorbeigehend). Himbeer?
Lignière. Pfui!
Büfettdame. Milch?
Lignière. Puah!
Büfettdame. Muskatwein?
Lignière. Halt!(Zu Christian.) Muskatwein ist ein mögliches Getränke.(Er setzt sich in die Nähe des Büfetts. Die Büfettdame schenkt ihm ein.)
Stimmen(im Publikum beim Eintritt eines kleinen, rundlichen und vergnügt dreinschauenden Mannes). Ah! Ragueneau!
Lignière(zu Christian). Der große Zuckerbäcker.
Ragueneau(im Kostüm eines sonntäglich geputzten Pastetenbäckers, eilt auf Lignière zu). Hat niemand Herrn Cyrano noch gesehn?
Lignière(zu Christian, Ragueneau präsentierend). Der Garkoch der Poeten, ihr Entdecker Und Nährer.
Ragueneau(verlegen). Zu viel Ehre ...
Lignière. Still, Mäzen!
Ragueneau. Die Herrn bewirt ich wohl ...
Lignière(zu Christian). Und kreditiert die Zeche; Ist selbst Poet.
Ragueneau. Man sagt es.
Lignière. Seine Schwäche Sind Verse ...
Ragueneau. Ja, für gut gereimte Wörtchen ...
Lignière. Verschenkt er eine Torte.
Ragueneau. Nun ein Törtchen.
Lignière. Der Wackre will sich zu entschuldigen suchen! Für ein Sonett gibt er ...
Ragueneau. Ein Brötchen. Zwei!
Lignière. Liebt das Theater ...
Ragueneau. Bis zur Raserei.
Lignière. Den Eintrittspreis entrichtet er in Kuchen. Zum Beispiel, als Sie heut hier eingetreten, Was zahlten Sie?
Ragueneau. Vier Krapfen, fünf Pasteten.(Er sieht sich nach allen Seiten um.) Seltsam, daß Herr Cyrano nicht erschien!
Lignière. Wieso?
Ragueneau. Montfleury spielt.
Lignière. Jawohl, das dicke Kalb Tritt heut als Phädon auf. Was aber fragt Danach Cyrano?
Ragueneau. Montfleury hat ihn Kürzlich erzürnt. Er hat ihm dieserhalb Vier Wochen lang das Spielen untersagt.
Lignière(bereits heim vierten Gläschen angelangt). Nun und?
Ragueneau Montfleury spielt!
Cuigy(der mit seiner Gruppe sich genähert hat). Er hindert's nicht.
Ragueneau. Hm, ich Kam, das zu sehn.
Erster Marquis. Wer ist Cyrano, sprich?
Cuigy. Ein Degenheld; niemand ficht meisterlicher.
Zweiter Marquis. Von Adel?
Cuigy. Ja. Kadett beim Gardecorps.(Er deutet auf einen Edelmann, der eben den Saal betreten hat und sich suchend umsieht.) Da kommt sein Freund.(Er ruft.) Le Bret, Sie spähen sicher Nach Bergerac?
Le Bret. Ja, seltsam kommt mir's vor ...
Cuigy. Ist's nicht ein ungewöhnlicher Gesell?
Le Bret(warm). Ein Edelstein der Menschheit, und ein echter!
Ragueneau. Gelehrter!
Cuigy. Musiker!
Brissaille. Poet!
Le Bret. Und Fechter!
Lignière. Sein Aussehn auch ist sehr originell!
Ragueneau. Fürwahr, er paßt nicht gut als Gegenstand Von des Champaigne feierlichen Bildern; Maßlos, verdreht, bizarr, extravagant Der selige Callot nur könnt' ihn schildern Als tollsten Raufbold seiner Märchenwelt: Dreifacher Federbusch, sechsschößiger Rock Und Mantel, den der Degenstock Wie einen Hahnenschweif nach hinten schwellt. Stolzer als all die Meister der Emphase, Die das Gascognerland erzeugt seit ältsten Tagen, Schleppt er in seinem Pulcinellakragen 'ne Nase meine Herrn, welch eine Nase! Sieht man sie nur von ferne blitzen, So ruft man: »Nein, weiß Gott, er übertreibt!« Dann fragt man lächelnd, ob sie haften bleibt, Und richtig, Herr Cyrano läßt sie sitzen.
Le Bret. Weh jedem, der sie merkt!
Ragueneau(gewichtig). Wie eine Parzenschere Wütet sein Schwert.
Erster Marquis(die Achsel zuckend). Er kommt ja nicht.
Ragueneau. Oho. Ich wett ein Brathuhn à la Ragueneau!
Erster Marquis(lachend). Top!(Flüstern der Bewunderung im Saal. Roxane ist in ihrer Loge erschienen. Sie setzt sich auf den Vorderplatz, ihre Duenna hinter ihr. Christian, welcher eben die Büfettdame bezahlt, bemerkt sie noch nicht.)
Zweiter Marquis(mit gezierter Begeisterung). Kinder, ist sie nicht, auf Ehre, Zum Fressen reizend?
Erster Marquis. Eine Pfirsichblüte Mit Erdbeern kosend.
Zweiter Marquis. Frisch wie Morgenwind; Man holt sich einen Schnupfen im Gemüte!
Christian(sieht auf, bemerkt Roxane und faßt Lignière lebhaft am Arm). Da ist sie!
Lignière(hinsehend). Diese?
Christian. Ja. Wer ist's? Geschwind!
Ligniere(seinen Muskatwein feinschmeckerisch schlürfend). Madeleine Robin, genannt Roxane. Sehr Preziös.
Christian. O weh!
Lignière. Verwaist und ledig noch. Base Cyranos ...(In diesem Augenblick tritt ein reich gekleideter Kavalier, mit dem Kreuz des Heiligen Geistordens, in die Loge und spricht stehend einen Augenblick mit Roxane.)
Christian(zitternd). Und der Mann dort?
Lignière(mit beginnendem Rausch, blinzelnd). Der? Graf Guiche. Er liebt sie. Hat zur Frau jedoch Die Nichte Richelieus. Ist drauf bedacht, Sie mit Vicomte von Valvert zu verbinden; Bei diesem Wicht hofft er Gefälligkeit zu finden. Sie sträubt sich; doch der Graf hat große Macht; Drum fürchtet ihn die simple Bürgerliche. Ich brachte seine niederträcht'gen Schliche In Verse. Schäumen wird er: sie sind spitzig! Urteilen Sie nur selbst ...(Er steht schwankend auf, mit erhobenem Glas, und schickt sich an, vorzutragen.)
Christian. Nein, ich muß gehn.
Lignière Wohin?
Christian. Zu Herrn von Valvert.
Lignière Nicht so hitzig!
Vorige, ohne Lignière. Graf Guiche, Valvert. Später Montfleury.
Erster Marquis(beim Anblick des Grafen Guiche, welcher aus der Loge herabgestiegen ist und nun das Parterre durchquert, umgeben von ehrerbietigen Kavalieren, unter denen der Vicomte von Valvert). Der Hofstaat um Graf Guiche!
Zweiter Marquis Auch ein Gascogner!
Erster Marquis. Von der kalt geschmeidigen Sorte; Die bringt's am weitesten. Grüßen wir!(Sie gehen auf den Grafen zu.)
Zweiter Marquis. Herr Graf, Prachtvoll die Farbe dieser Mantelborte! Ist das »Vielliebchen« oder »Mutterschaf«?
Guiche. Nein, Farbe »Kranker Spanier«.
Erster Marquis. So ist's recht. Dank Ihrer Feldherrnkunst geht's ja dem Spanier schlecht.
Guiche. Ich geh zur Bühne.(Er wendet sich, gefolgt von den Marquis und Kavalieren, der Bühne zu, ruft zurück.) Valvert, komm!
Christian(der zugehört und alles beobachtet hat, fährt bei Nennung des Namens zusammen). Mein Mann! Ich schleudr' ihm...(Er steckt die Hand in die Tasche und findet darin diejenige des Taschendiebs, der sich gerade angeschickt hat, ihn zu plündern; er dreht sich um.)
Taschendieb. Oh!
Christian(ihn festhaltend). Den Handschuh wollt' ich fassen...
Taschendieb(mit kläglichem Lächeln). Und fassen eine Hand.(In anderem Ton, schnell und leise.) Wenn Sie mich laufen lassen, Vertrau ich Ihnen ein Geheimnis an.
Christian(ihn immer festhaltend). Nun?
Taschendieb. Herr Lignière ... Ihr Freund ...
Christian. Was?
Taschendieb.