Da wird auch dein Herz sein - Friedrich Schorlemmer - E-Book

Da wird auch dein Herz sein E-Book

Friedrich Schorlemmer

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Beschreibung

Da wird auch dein Herz sein: Verstand und Herz, Gefühl und Aktivität gehören zum ganzen Menschsein dazu. Friedrich Schorlemmer zeigt, dass es sich lohnt, Stellung zu beziehen,er verlebendigt die christlichen Wurzeln und macht Lust auf das Mehr, das im Christentum liegt. Es geht um Identität und Regeln, die Frage nach dem guten Leben und der Hoffnung, auch um Schuld und Freiheit. Und letztlich auch um das Glück, das uns geschenkt ist.

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Friedrich Schorlemmer

Da wird auch dein Herz sein

Engagiertes Christsein

© KREUZ VERLAG

in der Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2011

Alle Rechte vorbehalten

www.kreuz-verlag.de

Umschlaggestaltung: Christian Langohr

Umschlagmotiv: © dpa Picture-Alliance/Erwin Elsner

Datenkonvertierung eBook: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN (E-Book) 978-3-451-33693-5

ISBN (Buch) 978-3-451-61026-4

Gott glauben

I.

Gott ist kein Aller-Welts-Wort. Wer dieses Wort ausspricht, muss wissen, was er tut: Er unternimmt es, das Unsagbare sagbar, das Unfassbare fassbar, das Unbegreifbare begrifflich greifbar zu machen.

Er unternimmt es, das, was über alle Dinge ist, mit allen Dingen zu verweben. Er nimmt ein in Jahrhunderten arg beschmutztes Wort wieder auf. Das bleibt ein Wagnis. Und er wird geblendet durch SEINE Erhabenheit: »Heilig, heilig, heilig!« singen die Seraphim geheimnisvoll, nicht rätselhaft, als Jesaja zum Propheten berufen wird. Und Jeremia erfährt das göttliche Wort, im Innersten erschüttert ein »fressend Feuer«. Jesus nennt ihn mit Ur-Vertrauen »Abba«. Wer Gott sagt, kann es zugleich nur tun – wie es Paulus widerfuhr – »mit Furcht und Zittern«, als ein dazu Ermächtigter, nicht als Eigen-Mächtiger, als ein um das rechte Wort Bittender, nicht als ein Selbst-Gewisser.

Es ist außerdem Vorsicht geboten – zumal nach allem Missbrauch in allen Zeiten und in allen Religionen! – ehe man neue Zuversicht gewinnt.

Das »Subjekt Gott« ist allenfalls erfassbar durch die Fülle seiner Prädikate, die uns die Heilige Schrift als ein vielgestaltiger Erfahrungsbericht mit Gott darbietet: Der Treue, der Liebende, der Barmherzige, der Gütige, der Gnädige. Der Anrufende und der Zurechtbringende, der Richtende und der Aufrichtende, der Zusprechende und der Ansprüche Stellende, der Ewige im Zeitlichen, der Vollkommene im Unvollkommenen, der Distanz Gebietende und der Nähe Versprechende, der Geber aller Gaben und unsere Begabungen Abfordernde ... Der Unbegreifliche und Dunkle (Deus absconditus) und der ganz Offenbare und Helle (Deus revelatus), der anthropomorph Erscheinende und der kosmisch Unnahbare, das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende.

Wohl dem, der aus den Tiefen seiner Seele ausrufen kann: »Oh Gott!« – »Vater unser« – »Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.« (Psalm 139)

»Das heißt ihn fassen, wenn das Herz ihn ergreift und an ihm hängt.« Denn wo dein Gott ist, da wird auch dein Herz sein; wo dein Herz ist – also worauf du dich ganz verlässt – da ist dein Gott. Selbsterdachte Wahn- und Traumbilder oder Macht, Geld, Ehre, Beliebtheit, Sicherheit vor der Welt machen aus Gott immer wieder einen Ab-Gott. Da verlässt man sich dann »aufs lautere Nichts.« (Martin Luther im Großen Katechismus 1529).

Das Wort GOTT wird somit zu einem ein Begegnungs-, Beziehungs- und Orientierungswort, zu einem Ausdruck grundlosen, über Abgründe hinweghelfenden Vertrauens.

Davon soll die Rede sein, in mehreren Anläufen: provozierend und protestantisch profilierend, Mut machend, Demut lernend, das ganz Große auch in die Niederungen des Konkreten eintragend.

II.

Wo Gott über allen Dingen steht, da lernen wir das Leben. Da sehen wir den anderen, da erfahren wir den Sinn, da können wir auf Macht verzichten.

Da fällt die Furcht ab. Da bekommt Autorität etwas Bergendes. Da wird die Welt entgöttert. Ein Gott, den wir weder haben noch machen können, wird zu dem Gott, in dem wir »leben, weben und sind«, statt all der Dinge, an die wir unser Herz hängen, an die wir uns binden, bis sie uns binden, umgarnen, umschlingen, verschlingen.

Denn Gott ist über allen Dingen. Wir sind nicht mehr versklavt an die Dinge, an die wir uns klammern und die mit uns vergehen.

»Es bleiben aber Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.« (1. Korinther 13)

Glauben heißt Vertrauen haben, einem Ruf folgen, einem Versprechen Glauben schenken. Nicht das Für-wahr-Halten kaum begreiflicher, wundersamer Tatsachen aus einer fernen, biblisch überlieferten Vergangenheit trifft das, was im christlichen Sinne Glauben heißt.

Glauben wächst aus lebendiger Vergegenwärtigung vergangener Erfahrung, verbunden mit eigenen Erfahrungen, bis der »garstige Graben der Geschichte« (Lessing) überwunden ist. Dazu bedarf es nicht zuletzt des kritischen Urteils, das Zeitbedingt-Relative vom Bleibend-Wichtigen und Bleibend-Gültigen zu unterscheiden. Kriterium ist das, was zu Christus passt. »Was Christum treibet«, das gilt, lehrte der bibelorientierte Luther. Dass Glauben Gottvertrauen ist, findet einen so sprachlich schönen wie religiös tiefgehenden Ausdruck in Psalm 23, im Vaterunser oder in einem Gospel (wie »God is so good to me«, gesungen von Mahalia Jackson) – unvergleichlich existentieller, verstehbarer und anrührender, als das im traditionellen Credo (dem sog. Apostolikum) zur Sprache kommen kann. Ich halte die liturgische Dauerzelebration dieses dogmengeschichtlichen Textes für eine unnötige und höchst fragwürdige Barriere für Menschen, die heute nach dem Gottesglauben fragen und im Gottesdienst diese Antwort erhalten.

Christlicher Glaube lässt sich kaum angemessen als verobjektivierte Tatsachen-Behauptung – fixiert in Dogmen – ausdrücken. Glaube ist eine Realisation, eine gelingende innerste Beziehung – der Liebe vergleichbar. So sollte es statt »Ich glaube an...« oder »Ich glaube, dass....« besser heißen: »Ich glaube ihm...« Glaube als (Grund-)Vertrauen verlangt den Dativ, nicht den Akkusativ!

In diesem Sinne versuche ich auszusprechen, was für mich Christus glauben bedeutet:

Nach allem, trotz allem glaube ich ihm,

Jesus aus Nazareth, Menschensohn, Bruder, Heiland.

Ich glaube dem Mann

mit der offenen Hand,

mit der offenen Wunde,

mit dem sanften Mut, auf Feinde zuzugehen,

dem Mann des Kreuzes, nicht der gekreuzten Klinge,

der Vergebung, nicht der Genugtuung.

Ich vertraue dem, der Kinder erhöht,

Grenzen missachtet

und den eisenbeschlagenen Himmel öffnet

mit der Unbestechlichkeit seiner Liebe.

Ich genieße dankbar

das Stück Brot und den Schluck Wein

und erfahre das Geheimnis des Glaubens.

Die Vögel unter dem Himmel

werden meine Lehrmeister.

Ich glaube dem Freund der Armen,

dem Helfer der Kranken,

dem Tröster der Verzagten.

Ich glaube der Kraft seines Geistes,

der dem Tode die Macht nimmt,

der Frieden schafft,

Vertrauen stärkt,

Hoffnung stiftet,

mitten unter uns.

Ja, ich glaube ihm.

Identität finden

Identität finden
»Jesus verkündete das Reich Gottes;aber es kam die Kirche.«Alfred Loisy

I.

Als hoffnungsvolle Herausforderung, gar als Verheißung galt noch vor etwa drei Jahrzehnten die Vorstellung, dass die Welt eine Welt würde. Zugleich galt und gilt die Eine Welt als große gemeinsame Aufgabe für die Menschheit, den wechselseitigen Abhängigkeiten und Bedrohungen mit einem neuen Denken und globaler Verantwortung für den Oikos zu begegnen (von Albert Einstein über Günther Anders und Fritjof Capra bis zum Club von Rom, zu Ivan Illich oder Michail Gorbatschow), von den Kirchen gebündelt ausgesprochen in den Abschlussdokumenten der »Ökumenischen Versammlungen für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung«.

1989/90 wurde zu einer zunächst glückhaft erfahrenen Zäsur: ein gewaltig-gewaltloser Aufbruch in die Demokratie im Ostblock, das friedliche Ende der Apartheid in Südafrika, die Beilegung von Bürgerkriegen in Angola, Kambodscha, Namibia.

Inzwischen sprechen wir fast nur noch von »Globalisierung«: Die ganze Welt ist nach dem Ende der Blockkonfrontation offen. Sie ist ein einziger großer Markt für Waren, Dienstleistungen und Kapital geworden. Die politisch, ökonomisch und kulturell zerrissene Menschheit steht vor völlig neuen Herausforderungen und existentiellen Gefährdungen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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