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Miyamoto Musashi: Das Buch der fünf Ringe Über die Kampfkünste der Samurai | Ein Strategie-Ratgeber für alle Lagen | In neuer, für das Textverständnis optimaler Übersetzung | Mit einem Vorwort des Herausgebers und rund 60 Fußnoten | 2023er Ausgabe | Gorin no Sho oder Das Buch der fünf Ringe ist eines der bedeutendsten Werke der Samurai-Literatur und wurde vom berühmten japanischen Schwertkämpfer und Strategen Miyamoto Musashi geschrieben. Es handelt von den Prinzipien des Schwertkampfs und der Kriegsführung, aber auch von grundlegenden menschlichen Eigenschaften wie Selbstdisziplin, Intelligenz und Weisheit. Obwohl das Werk Mitte des 17. Jahrhunderts ursprünglich für Samurai geschrieben wurde, finden sich darin Prinzipien und Inspirationen, die über die Schwertkampfkunst weit hinausreichen. Es bietet Anleitungen, etwa für die persönliche Entwicklung und die Menschenführung, sowie für ein erfülltes und erfolgreiches Leben im Allgemeinen. Das Werk ist ein Klassiker der Strategie-Literatur, und noch heute aktuell. |
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Seitenzahl: 101
Innentitel
Vorwort des Herausgebers
DAS BUCH DER FÜNF RINGE
Einleitung
Das Buch der Erde
Der Weg zum Verständnis der Kampfkünste
Der Weg des Zimmermanns als Metapher für die Kriegskunst
Die Wissenschaft der Kampfkünste
Überblick über die fünf Schriftrollen dieses Strategiebuchs
Über den Namen unserer Schule Ni Ten Ichi Ryu
Über die Grundlagen und die Verschmelzung der Worte Kampf & Kunst
Kenntnis der Waffen-Typen in den Kampfkünsten
Rhythmus und Timing in der Kampfkunst
Es gibt auch ein Timing aus der Leere heraus
Epilog
Das Buch des Wassers
Spiritualität in der Kampfkunst
Körperhaltung in der Kampfkunst
Fokus der Augen in den Kampfkünsten
Das Langschwert führen
Beinarbeit
Die fünf (Kampf-)Positionen
Der Weg des Langschwerts
Die fünf Techniken
Die Kunst, eine Position ohne Position zu haben
Der perfekt getimte Einzelschlag
Das Bauchgefühl des zweiten Schlags
Schlagen ohne Vorstellung und Vorurteil
Der gleitende Wasserschlag
Der kontinuierliche Schnitt
Der Funkenschlag
Der fallende Blätter-Schnitt
Den Körper wie ein Schwert einsetzen
Schlagen und Streichen
Die Haltung des kurzarmigen Affen
Infight
Am Gegner kleben
Nach Höhe streben
Der Körperschlag
Drei Möglichkeiten, einen Angriff zu parieren
Ins Gesicht stechen
Ins Herz stechen
Der Schrei
Die Schlagparade
Gegen viele Gegner stehen
Mündliche Überlieferung
Der Einzelschlag
Körperstrategie und Penetration
Epilog
Das Buch des Feuers
Die Bedeutung des Ortes
Die drei Methoden, um einen Vorteil zu gewinnen
Das Kleinhalten des Potentials
Eine Furt überqueren
Die Lage analysieren
Das Schwert niedertreten
Die Schwäche des Gegners lesen
Zum Gegner werden
Vier Hände lösen
Der sich bewegende Schatten
Den Schatten niederhalten
Ansteckungs-Effekt
Aus dem Gleichgewicht bringen
Angst schüren
Eintauchen
Die Ränder attackieren
In Verwirrung stürzen
Drei Schreie
Durchmischen
Marginalisieren
Berg und Meer im Wechsel
Die Tiefe des Gegners durchdringen
Einen neuen Ansatz finden
Rattenkopf, Ochsenhals
Der Kommandant kennt seine Truppen
Den Griff loslassen
Wie eine Felswand sein
Epilog
Das Buch des Windes
Andere Schulen, die extra lange Schwerter verwenden
Der starke Langschwertgeist in anderen Schulen
Die Verwendung des kürzeren Langschwerts in anderen Schulen
Den Langschwert-Kampf überfrachten
Verteidigung und Attacke in anderen Schulen
Der Fokus der Augen in anderen Schulen
Beinarbeit in anderen Schulen
Die Bedeutung der Schnelligkeit
Esoterik und Exoterik in anderen Schulen
Epilog
Das Buch der Leere
Impressum
Fußnoten
»Gorin no Sho« oder »Das Buch der fünf Ringe« ist eines der bedeutendsten Werke der Samurai-Literatur und wurde vom berühmten japanischen Schwertkämpfer und Strategen Miyamoto Musashi (1584–1645) geschrieben. Es handelt von den Prinzipien des Schwertkampfs und der Kriegsführung, aber auch von grundlegenden menschlichen Eigenschaften wie Selbstdisziplin, Intelligenz und Weisheit.
Musashi war ein ungewöhnlich erfolgreicher und erfahrener Samurai und Schwertkämpfer. Er betont in seinem Buch, dass es nicht nur darum gehe, ein Meister im Schwertkampf zu sein, sondern dass man mit denselben Tugenden, die einen exzellenten Krieger ausmachen, auch in anderen Bereichen, wie zum Beispiel in der Kunst und im Geschäftsleben, erfolgreich sein könne.
Obwohl »Gorin no Sho« in der Mitte des 17. Jahrhunderts ursprünglich für Samurai geschrieben wurde, finden sich darin Prinzipien und Inspirationen, die über die Schwertkampfkunst weit hinausreichen. Es ist ein Buch für alle, die nach Weisheit und Erkenntnis suchen, und es bietet Anleitungen, etwa für die persönliche Entwicklung und die Menschenführung, sowie für ein erfülltes und erfolgreiches Leben im Allgemeinen.
»Gorin no Sho« bedeutet wörtlich »Fünf Ringe Buch«. Der Name bezieht sich auf die fünf Ringe des Schwertes, welche in diesem Buch beschrieben werden: Jeder Ring symbolisiert einen bestimmten Aspekt in der Strategie des Schwertkampfs und im Leben. Sie sind angelehnt an die fünf Elemente des Buddhismus, Erde, Wasser, Feuer, Wind und Leere, die in vielen buddhistischen Texten und Handreichungen vorkommen.
Der Name von Musashis Schule der Kampfkünste ist »Ni Ten Ichi Ryu«, wörtlich »Zwei Himmel, eine Strömung«. – ›Zwei Himmel‹ bezieht sich dabei auf die Idee, dass der Kämpfer sowohl die Techniken des Schwertkampfs als auch die innere Haltung des Kriegers entwickeln muss, um erfolgreich zu sein. Später wurde die Schule auch »Ni To Ichi Ryu« genannt, wörtlich »Zwei Schwerter, eine Strömung«.
Die Lehre von Ni Ten Ichi Ryu ist im Kern auf die Idee ausgerichtet, dass jede Situation und jeder Gegner einzigartig ist und dass es keine festen Regeln oder Techniken gibt, die in jeder Situation angewendet werden können. Stattdessen betont es die Fähigkeit, undogmatisch schnell und flexibel auf die Umstände zu reagieren und die richtige Technik oder Strategie für die jeweilige Situation auszuwählen.
* * *
Miyamoto Musashi war ein berühmter japanischer Samurai, Autor und Philosoph des frühen 17. Jahrhunderts. Er hatte über 60 Duelle und verlor nicht eines. Seine Karriere begann er als Schwertkämpfer im Alter von 13 Jahren. Er gilt als einer der größten Schwertkämpfer aller Zeiten. Musashi hatte auch Talente in Malerei und Architektur und beeinflusste maßgebend die japanische Kultur. Er starb im Alter von 60 Jahren, während er an seinem letzten Werk, »Dokkōdō« arbeitete. Dies ist eine Sammlung von Musashis letzten Gedanken und enthält ebenfalls viele tiefgründige Weisheiten.
© A. Fischer, Redaktion AuraBooks, 2023
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Seit vielen Jahren studiere und lehre ich den Weg1 der Strategie, Ni Ten Ichi Ryu2 genannt, und nun denke ich, ist es an der Zeit, meine Erkenntnisse schriftlich festzuhalten. Wir sind in den ersten zehn Tagen des zehnten Monats im zwanzigsten Jahr Kanei (1645). Ich habe den Berg Iwato von Higo in Kyushu bestiegen, um dem Himmel zu huldigen, zu Kwannon3 zu beten und vor Buddha zu knien. Ich bin ein Krieger aus der Provinz Harima, mein Name ist Shinmen Musashi No Kami Fujiwara No Genshin, sechzig Jahre alt.
Seit früher Jugend ist die Wissenschaft der Kampfkünste meine Leidenschaft. Mein erstes Duell hatte ich mit dreizehn Jahren, ich schlug damals einen Strategen der Shinto-Schule, einen gewissen Arima Kihei. Mit Sechzehn schlug ich den großen Kampfkünstler Tadashima Akiyama, mit einundzwanzig ging ich in die Hauptstadt, traf auf viele Kämpfer und war stets siegreich.
Danach zog ich von Provinz zu Provinz, maß mich mit Kampfkünstlern verschiedener Schulen und unterlag nicht ein einziges Mal, obwohl ich sechzig Begegnungen hatte. Das alles geschah zwischen meinem dreizehnten und neunundzwanzigsten Lebensjahr.
Als ich dreißig wurde, blickte ich auf meine Vergangenheit zurück. Ich erkannte, dass meine Siege nicht auf vollendete Kampfkünste zurückzuführen waren. Vielleicht war es mehr mein angeborenes Talent oder eine Fügung des Himmels. Oder die Strategien anderer Schulen waren einfach schlecht. Jedenfalls übte ich danach Tag und Nacht, um eine tiefere Einsicht zu erlangen, und erkannte schließlich die wahre Wissenschaft der Kampfeskunst. Damals war ich fünfzig Jahre alt.
Seitdem praktiziere ich weltoffener und mit freiem Geist. Ich verwandle meine blanke Kampferfahrung in alle anderen Künste und Fähigkeiten und brauche keinen Lehrer4 dazu. So habe ich denn beim Verfassen dieses Buches weder die alten Aussprüche des Buddhismus oder Konfuzianismus übernommen, noch verwende ich alte Geschichten aus militärischen Aufzeichnungen oder aus Büchern über Kampftaktiken.
Ich greife zum Schreibpinsel, um den wahren Geist5 der Ichi-Schule zu erklären; mit Himmel6 und Kwannon als Spiegel beginne ich um die Stunde des Tigers7 des zehnten Tages des zehnten Monats zu schreiben.
Shinmen Musashi8 (an Teruo Magonojo9)
Strategische Kampfkünste sind das Handwerk des Kriegers. Gerade Kommandeure müssen das Handwerk beherrschen, und Soldaten sollten diesen Weg kennen. Doch heutzutage gibt es keinen Krieger auf der Welt, der den Weg der Strategie wirklich versteht.
Es gibt verschiedene Wege, sein Leben zu gestalten. Der Buddhismus ist der Weg der Erlösung durch das Gesetz des Buddha, der Konfuzianismus ist ein Weg, Weisheit zu gewinnen. Für den Arzt ist Heilung der Weg; für den Dichter die Kunst der Poesie10. Andere betreiben die Kunst des Tee-Zubereitens11, Bogenschießens12 oder die Handwerkskünste. Die Menschen üben die Wege, zu denen sie neigen, und entwickeln individuelle Vorlieben. Doch nur wenige Menschen entwickeln die Lebensweise des Kriegers.
Zunächst bedeutet der Weg des Kriegers Vertrautheit mit Kultur und mit der Kampfkunst, und er sollte sich auf beides verstehen. Selbst wenn er kein natürliches Talent dafür hat, soll der Krieger den Weg von Feder und Schwert13, Kunst und Kampf so weit stärken, wie es ihm irgend möglich ist. Im engeren Sinne ist der Weg des Kriegers die resolute Akzeptanz des Todes.14
Doch was diese Kühnheit betrifft, so ist sie nicht auf Krieger beschränkt. Auch Priester, Frauen, Bauern und niedere Leute können bereitwillig aus Pflichtgefühl sterben. Sie schämen sich, die Pflicht zu vernachlässigen und opfern sich; es gibt diesbezüglich keine großen Unterschiede.
Der Weg der Kampfkunst basiert auf der Überwindung anderer Menschen. Durch den Sieg, der durch das Kreuzen der Schwerter mit Einzelpersonen oder durch den Kampf mit einer großen Zahl errungen wird, erwerben wir Macht und Ruhm für uns selbst oder unseren Herrn.15
Es mag sicher viele Menschen geben, die meinen, dass, selbst wenn man die Kunst des Kampfes beherrscht, diese wenig nützt, wenn man überrascht wird. Doch die wahre Kunst liegt hierin, die Strategie so zu üben, dass sie erstens jederzeit einsatzfähig ist, und zweitens, dass sie im Leben in jeder Hinsicht hilft, auch in Friedenszeiten. Das ist die Tugend der Strategie.
In China und Japan werden Praktizierende des Weges der Strategie als Meister der Kampfkünste bezeichnet. Krieger sind dazu angehalten, diese Wissenschaft zu lernen.
Es gibt heute Menschen, die ihren Lebensunterhalt als Kampfkünstler verdienen, in Wirklichkeit sind sie nur Schwertfechter. Die Priester der Kashima- und Katori-Schreine16 in der Provinz Hitachi haben solche Schulen gegründet, und behaupten, ihre Lehren seien von den Göttern selbst übermittelt worden. Sie reisen durchs Land, um sie an die Menschen weiterzugeben; aber das ist eigentlich moderner Unsinn.
In alten Zeiten wurde die »Kunst des Vorteils« unter den Zehn Fähigkeiten und Sieben Künsten als essentielle Übung aufgeführt. Es ist in der Tat eine Kunst, aber als Übung ist sie nicht auf das Schwertfechten beschränkt. Auch die Meisterschaft bei der Führung des Schwerts selbst kann man nicht alleine durch technische Fähigkeiten erreichen. Sondern es gehört mehr dazu: Übersicht, Umsicht und Strategie.
Heute machen viele Männer ihre Kunst zu kommerziellen Produkten. Sie blähen sich auf zu einer Blume, dabei kommt es auf den tieferen Kern an, nicht auf den Schein. Sie sprechen von »diesem Dojo« und »jenem Dojo«17, doch sie meinen Profit. Wir müssen zwischen Oberflächlichem und Wesentlichem unterscheiden. Es kommt auf die Einstellung an, nicht auf die Dekoration. Nicht der Profit ist wichtig, sondern das Erkennen. Jemand sagte einmal: »Unreife Strategie ist die Ursache der Trauer und schwerer Wunden.« Das ist ein wahres Wort.
Es gibt vier Wege, auf denen Männer durchs Leben gehen: als Ritter, als Bauern, als Handwerker und als Kaufleute.
Der Weg des Bauern: Mit landwirtschaftlichem Wissen und Geräten verfolgt er von Frühling bis Herbst den wechselnden Ertrag der Jahreszeiten.
Zweitens der Weg des Kaufmanns. Der Winzer beschafft sich seine Zutaten und verwendet sie, je nach Qualität des Weins, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Der Weg des Kaufmanns besteht darin, immer von der Spanne zwischen Investition und Ertrag zu leben.
Drittens der edle Krieger, dessen Begleiter die Waffen sind. Der Weg des Kriegers besteht darin, die Tugend seiner Waffen zu beherrschen. Das Versagen, Waffen zu beherrschen und die besonderen Vorteile jeder Waffe zu verstehen, deutet auf einen Mangel an Kultur bei einem Mitglied eines Kriegerhauses hin.
Viertens, der Weg des Handwerkers. So besteht der Weg des Zimmermanns darin, im Gebrauch seiner Werkzeuge geübt zu werden, und jedes Werkzeug geschickt einzusetzen. Pläne mit Winkel und Lineal richtig zu erstellen und seinen Lebensunterhalt durch sorgfältige Ausübung des Handwerks zu bestreiten.
Dies sind die vier Wege: der des Herrn, des Bauern, des Handwerkers und des Kaufmanns. Nun werde ich die Wissenschaft der Kampfkünste veranschaulichen, indem ich sie mit dem Weg des Zimmermanns vergleiche.