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Rund 1000 Jahre beherrschte das Byzantinische Reich das östliche Mittelmeer. Es sah sich als legitime Fortsetzung des römischen Kaisertums, lange bevor im Westen wieder ein Kaisertum entstand. Seine reiche Kultur strahlte weit ins Abendland aus und prägte auch das westliche Mittelalter. Michael Grünbart legt einen fundierten Überblick vor, dessen Hauptteil nach Dynastien strukturiert ist. Eingerahmt wird diese chronologische Darstellung durch Kapitel zur Metropole Konstantinopel, zur Struktur des oströmischen Kaisertums, zur Verwaltung des Reichs und zur Kirche sowie durch eine Zusammenfassung der wichtigen Errungenschaften und Veränderungen im Reich. Die Kenntnis von der Geschichte des Byzantinischen Reiches ist Voraussetzung zum Verständnis des westlichen mittelalterlichen Kaisertums wie des Papsttums.
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Herausgegeben von
Kai Brodersen, Martin Kintzinger,
Uwe Puschner, Volker Reinhardt
Herausgeber für den Bereich Mittelalter:
Martin Kintzinger
Beratung für den Bereich Mittelalter:
Heribert Müller, Bernd Schneidmüller, Stefan Weinfurter
Michael Grünbart
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikationin der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.d-nb.de abrufbar.
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© 2014 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), DarmstadtDie Herausgabe des Werkes wurde durchdie Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht.Redaktion: Kristine Althöhn, MainzSatz: Lichtsatz Michael Glaese GmbH, HemsbachEinbandgestaltung: schreiberVIS, BickenbachKarten: Peter Palm, Berlin
Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de
ISBN 978-3-534-25666-2
Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:eBook (PDF): 978-3-534-73449-8eBook (epub): 978-3-534-73450-4
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Inhaltsverzeichnis
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Impressum
Geschichte kompakt
Vorwort
I. Konstantinos I. und seine Nachfolger (306–378) – Die Grundlagen des oströmischen/byzantinischen Reiches
Konstantinos I. (306–337)
Die Nachfolger Konstantinos’ (337–363)
Iulianos I. (361–363)
Die Nachfolger Iulianos’ I. (363–379)
II. Die Dynastie Theodosios’ I. – (379–457) Die Konsolidierung des oströmischen Reiches
Theodosios I. (379–395)
Honorius und Arkadios (395–423/408)
Theodosios II. (408–450)
Markianos (450–457)
III. Von Leon I. bis Anastasios I. (457–518) – Die Verschiebung des Reichsschwerpunktes
Leon I. (457–474)
Zenon (474–491)
Anastasios I. (491–518)
IV. Die Dynastie Iustinos’ I. (518–602/610) – Der Übergang von der Spätantike zum Mittelalter
Iustinos I. (518–527)
Iustinianos I. (527–565)
Iustinos II. (565–578)
Tiberios (578–582)
Maurikios (582–602)
Phokas (602–610)
V. Herakleios und seine Nachfolger (610–717) – Umwälzungen im östlichen Mittelmeerraum, die Ausbreitung der Araber
Herakleios (610–641)
Konstans II. (641–668)
Konstantinos IV. (668–685)
Iustinianos II. (685–695)
Leontios (695–698)
Tiberios II. (698–705)
Iustinianos II. (2. Regierung 705–711)
Philippikos (711–713)
Anastasios II. (713–715)
Theodosios III. (715–717)
VI. Die syrische/isaurische Dynastie (717–802) – Bilderstreit und Konkurrenz im Westen
Leon III. (717–741)
Konstantinos V. (741–775)
Leon IV. (775–780)
Konstantinos VI. (780–797)
Eirene (797–802)
VII. Nikephoros I. und seine Dynastie (802–820)
Nikephoros I. (802–811)
Michael I. Rhangabe (811–813)
Leon V. (813–820)
VIII. Die amorische Dynastie (820–867) – Die Transformation des oströmischen Reiches in eine mittelalterliche Großmacht
Michael II. (820–829)
Theophilos (829–842)
Michael III. (842–867)
IX. Die makedonische Dynastie (867–1056/1059)
Basileios I. (867–886)
Leon VI. (886–912)
Alexandros (912–913)
Nikolaos Mystikos und Zoe Karbonopsina (913–914/914–919)
Romanos I. Lakapenos (920–944)
Konstantinos VII. Porphyrogennetos (945–959)
Romanos II. (959–963)
Nikephoros II. Phokas (963–969)
Ioannes I. Tzimiskes (969–976)
Basileios II. (976–1025)
Konstantinos VIII. (1025–1028)
Romanos III. Argyros (1028–1034)
Michael IV. (1034–1041)
Michael V. Kalaphates (1041–1042)
Zoe und Theodora (1042)
Konstantinos IX. Monomachos (1042–1055)
Theodora (1055–1056)
Michael VI. Bringas oder Stratiotikos (1056–1057)
Isaakios I. Komnenos (1057–1059)
X. Die Familie Dukas (1059–1081) – Der Wettstreit der Familienclans um das Kaisertum
Konstantinos X. Dukas (1059–1067)
Romanos IV. Diogenes (1067–1071)
Michael VII. Parapinakes (1071–1078)
Nikephoros III. Botaneiates (1078–1081)
XI. Die Familie Komnenos (1081–1185) – Das Zeitalter der Kreuzzüge
Alexios I. Komnenos (1081–1118)
Ioannes II. Komnenos (1118–1143)
Manuel I. Komnenos (1143–1180)
Alexios II. (1180–1183)
Andronikos I. Komnenos (1183–1185)
XII. Die Familie Angelos (1185–1204) – Der Zerfall einer Großmacht
Isaakios II. Angelos (1185–1195)
Alexios III. Angelos (1195–1203)
Isaakios II. und Alexios IV. (1203–1204)
Alexios V. Murtzuphlos (1204)
XIII. Das lateinische Kaisertum und die byzantinischen Teilreiche
1. Das lateinische Kaiserreich
2. Das Kaiserreich von Nikaia
Theodoros I. Laskaris (1205–1222)
Ioannes III. Dukas Batatzes (1222–1254)
Theodoros II. Laskaris (1254–1258)
3. Das Despotat/Kaiserreich von Epiros
XIV. Die Familie Palaiologos (1261–1453) – Fragmentarisierung und Marginalisierung
Michael VIII. Palaiologos (1261–1282)
Andronikos II. (1282–1328)
Andronikos III. (1328–1341)
Ioannes V. (1341–1391)
Ioannes VI. Kantakuzenos (1347–1354)
Ioannes V. (1354–1391)
Manuel II. (1391–1425)
Ioannes VIII. Palaiologos (1425–1448)
Konstantinos XI. Palaiologos (1448–1453)
Glossar
Literatur
Register
In der Geschichte, wie auch sonst,dürfen Ursachen nicht postuliert werden,man muss sie suchen. (Marc Bloch)
Das Interesse an Geschichte wächst in der Gesellschaft unserer Zeit. Historische Themen in Literatur, Ausstellungen und Filmen finden breiten Zuspruch. Immer mehr junge Menschen entschließen sich zu einem Studium der Geschichte, und auch für Erfahrene bietet die Begegnung mit der Geschichte stets vielfältige, neue Anreize. Die Fülle dessen, was wir über die Vergangenheit wissen, wächst allerdings ebenfalls: Neue Entdeckungen kommen hinzu, veränderte Fragestellungen führen zu neuen Interpretationen bereits bekannter Sachverhalte. Geschichte wird heute nicht mehr nur als Ereignisfolge verstanden, Herrschaft und Politik stehen nicht mehr allein im Mittelpunkt, und die Konzentration auf eine Nationalgeschichte ist zugunsten offenerer, vergleichender Perspektiven überwunden.
Interessierte, Lehrende und Lernende fragen deshalb nach verlässlicher Information, die komplexe und komplizierte Inhalte konzentriert, übersichtlich konzipiert und gut lesbar darstellt. Die Bände der Reihe „Geschichte kompakt“ bieten solche Information. Sie stellen Ereignisse und Zusammenhänge der historischen Epochen der Antike, des Mittelalters, der Neuzeit und der Globalgeschichte verständlich und auf dem Kenntnisstand der heutigen Forschung vor. Hauptthemen des universitären Studiums wie der schulischen Oberstufen und zentrale Themenfelder der Wissenschaft zur deutschen und europäischen Geschichte werden in Einzelbänden erschlossen. Beigefügte Erläuterungen, Register sowie Literatur- und Quellenangaben zum Weiterlesen ergänzen den Text. Die Lektüre eines Bandes erlaubt, sich mit dem behandelten Gegenstand umfassend vertraut zu machen. „Geschichte kompakt“ ist daher ebenso für eine erste Begegnung mit dem Thema wie für eine Prüfungsvorbereitung geeignet, als Arbeitsgrundlage für Lehrende und Studierende ebenso wie als anregende Lektüre für historisch Interessierte.
Die Autorinnen und Autoren sind in Forschung und Lehre erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Jeder Band ist, trotz der allen gemeinsamen Absicht, ein abgeschlossenes, eigenständiges Werk. Die Reihe „Geschichte kompakt“ soll durch ihre Einzelbände insgesamt den heutigen Wissenstand zur deutschen und europäischen Geschichte repräsentieren. Sie ist in der thematischen Akzentuierung wie in der Anzahl der Bände nicht festgelegt und wird künftig um weitere Themen der aktuellen historischen Arbeit erweitert werden.
Kai BrodersenMartin KintzingerUwe PuschnerVolker Reinhardt
Als von der WBG die Einladung kam, eine kurze Einführung in die Geschichte der byzantinischen Welt zu verfassen, nahm ich diese gerne an, wenngleich es vermessen klingen mag, mehr als 1000 Jahre des oströmischen Kaisertums auf knappem Umfang zu verdichten.
Wenn man vom oströmischen bzw. byzantinischen Reich spricht, dann meint man gemeinhin die Zeit von Konstantinos I. bis Konstantinos XI. Palaiologos, also die Periode von der Wahl Byzantions zur kaiserlichen Residenz bzw. der Stadteinweihung am 11. Mai 330 bis zur Eroberung Konstantinopels am 29. Mai 1453 unter dem osmanischen Sultan Mehmed II. Den Zeitgenossen war klar, dass mit der Halōsis (dem Fall) Konstantinopels ein politisches Gebilde, das mit Konstantinos I. begonnen hatte, zu einem Ende gelangt war. Das oströmische Kaisertum war erloschen und die orthodoxe Christenheit hatte keinen weltlichen Schutzherrn mehr.
Die Anfänge des byzantinischen Gemeinwesens werden in der letzten Zeit intensiv diskutiert, es werden immer markante, richtungsweisende Ereignisse gesucht, die erst in der Rückschau Wendepunkte darstellen, von den Zeitgenossen als solche aber nicht wahrgenommen wurden. Der Zeitraum vom 4. bis zum 6. bzw. 7. Jahrhundert wird als Spätantike, spätrömische bzw. frühbyzantinische Zeit oder als eine Periode des Übergangs bzw. der Veränderung der römischen Welt in ein mittelalterliches Reich charakterisiert. Damit einher geht auch die Abgrenzung zwischen den altertumswissenschaftlichen Fachdisziplinen und der historischen Mediävistik. In der Mediävistik firmiert diese Zeit unter „Frühmittelalter“, was manchmal schon für das 5. Jahrhundert verwendet wird. Auf die frühbyzantinische Epoche, also nach der Regierungszeit Iustinianos’ oder dem arabischen Einfall in Ägypten 641, folgt die mittelbyzantinische Periode, die bis ins 12. Jahrhundert reicht und mit dem Vierten Kreuzzug 1204 zu einem Ende kommt. In diesem Abschnitt agierte das oströmische Reich als europäische Großmacht. Nach dem Intermezzo des lateinischen Kaiserreichs (1204–1261) schließt die spätbyzantinische und palaiologische Zeit an. Die folgende Darstellung möchte nicht so sehr dieser traditionellen Einteilung folgen, sondern nimmt die Periodisierung nach Herrscherhäusern bzw. Dynastien in den Fokus, wodurch die Kontinuität des Kaisertums klarer wird. Die byzantinischen Personennamen werden durchgehend in der griechischen Form wiedergegeben, generell werden die Regierungsdaten und Amtszeiten mit angeführt. Byzantinische Fachtermini werden kursiv abgebildet (unter Angabe der langen Vokale).
Die Darstellung gründet auf Lehrtätigkeiten in München und Münster. Für den Vorschlag von Martin Kintzinger, eine knappe Darstellung der politischen Entwicklungen im byzantinischen Mittelalter zu verfassen, und für seine genaue Lektüre des Manuskripts danke ich ihm sehr. Das Gespräch mit einem Taxifahrer im nächtlichen, tief verschneiten Wien führte flugs zur Frage nach Byzanz: Ein Erklärungsversuch liegt hier vor. Teile der Arbeit konnten an der Universität Ioannina im Rahmen eines Erasmus-Dozentenaufenthaltes weitergeführt werden. Danken möchte ich den Studierenden, die stets nachfragen. Zuletzt möchte ich Herrn Daniel Zimmermann für seine Geduld und umsichtige Betreuung danken.
Michael Grünbart, Münster, 29. Mai 2013
306
Konstantinos zum Augustus ausgerufen
311
Toleranzedikt Galerius’
312
Schlacht an der Milvischen Brücke
313
Mailänder Vereinbarung zwischen Konstantinos und Licinius
324
Sieg Konstantinos’ über Licinius
325
Konzil von Nikaia (gegen Arianismus)
325
und 326 Vicennalien Konstantinos’ in Nikomedeia und Rom
327/328
Reise Helenas ins Heilige Land
330,
11. Mai Einweihung der Stadt Konstantinos’
337
Tod Konstantinos’
357
Besuch Konstantios’ in Rom
362
Rhetorenedikt Iulianos’
375
Tod Valentinianus’
Konstantinos leitete die Entwicklung des byzantinischen Reiches ein und gilt nach wie vor als Archeget des christlichen Kaisertums. Er erblickte an einem 27. Februar zwischen 270 und 288 als Sohn der aus einfachen Verhältnissen stammenden Helena und des Militärs Constantius Chlorus in Naissus (Niš) das Licht der Welt. Konstantinos dürfte eine gute Ausbildung erhalten haben und diente in der Reiterei des augustus Galerius. Nachdem Kaiser Diocletian abgedankt und seinen Kollegen Maximianus zum Rücktritt gedrängt hatte, zog Konstantinos mit seinem Vater nach Britannien; nach dessen Tod († 25. Juli 306) wurde er zum augustus in der nordenglischen Stadt Eboracum (York) ausgerufen. Dieser Akt bedeutete eigentlich eine Usurpation, denn nach den Regeln der zu dieser Zeit noch intakten Regierungsform der Tetrarchie („Viererherrschaft“) musste ein Konsens über die Nachfolge unter den beteiligten Machthabern gefunden werden.
TetrarchieDiocletian (284–305) wollte den chaotischen Zuständen seiner Vorgänger und den raschen Kaiserwechseln ein Ende bereiten. Da er keinen leiblichen Sohn als Nachfolger hatte, bestimmte er den fast gleichaltrigen Offizier Maximianus zunächst zum caesar, dann zum augustus. Zum 1. März 293 wurden den beiden älteren augusti zwei jüngere caesares beigestellt, denen die augusti nach einer bestimmten Zeit ihre Positionen überließen. Die vier Machthaber bekamen informell vier Kompetenzbereiche zugewiesen, jeweils zwei im Westen und im Osten, wo sie auch ihre Residenzen errichteten (Mailand, Trier, York, Thessalonike, Sirmium und Nikomedeia). Rom büßte seine realpolitische Funktion ein, da eine zentralisiert gesteuerte Regierung des Imperiums nicht mehr möglich war. Prinzipien der Tetrarchie waren der Ausschluss der leiblichen Söhne von der Herrschaftsfolge, die theokratische Ideologie und die Freiwilligkeit der Amtsübergabe. Die Tetrarchen regierten als Stellvertreter der Götter Iuppiter und Hercules. Jeglicher Umsturzversuch galt demnach als Sakrileg.
Galerius, augustus des Ostens, tolerierte Konstantinos nur als caesar. Im selben Jahr wurde in Rom Maxentius, der Sohn des Maximianus, öffentlich zum Kaiser ausgerufen. Der Akt des Ausrufen eines Kaisers, die acclamatio, blieb über Jahrhunderte das wichtigste Element für einen Herrschaftsantritt, fehlte diese, dann stand die Legitimation eines Thronanwärters auf tönernen Füßen. Maxentius versuchte, der Stadt Rom wieder Glanz zu verleihen, die Stadt war ins Hintertreffen geraten, da Diocletian Nikomedeia (İzmit) zu seinem Stützpunkt bestimmt hatte und mit entsprechenden Bauten (Hippodrom, Palast, dazu Waffenschmieden und eine Münzstätte) ausstatten ließ. Um die Spannungen innerhalb der Tetrarchie beizulegen, traf man sich 308 in Carnuntum bei Wien, eine Tetrarchie kurzer Dauer wurde eingerichtet: Galerius regierte mit Maximinus Daia im Osten und Licinius mit Konstantinos im Westen. Der abgedankte Maximianus usurpierte wieder den Kaisertitel, Konstantinos konnte ihn in Massilia (Marseille) in den Selbstmord treiben (310). Über ihn wurde die damnatio memoriae verhängt, d.h. sein Name wurde von allen Kaiserbildern und Inschriften getilgt. 311 starb Galerius in Serdica (Sofia), wodurch die Tetrarchie zu Ende ging. Noch kurz vor seinem Tod hatte Galerius ein Edikt zur Duldung der Christen herausgegeben. Das Christentum wurde als religio licita („geduldete Religion“) eingestuft. Das Machtvakuum auf der südlichen Balkanhalbinsel füllten Licinius und Maximinus Daia aus, als Grenzzone zwischen ihren Verwaltungsgebieten bestimmten sie das Marmarameer. In der Folge kam es zu einer Annäherung zwischen Maxentius und Maximinus Daia sowie Konstantinos und Licinius.
Schlacht an der Milvischen Brücke
Der Auslöser für die folgenreiche und legendäre Schlacht an der Milvischen Brücke (28. Oktober 312) ist darin zu suchen, dass Maxentius Konstantinos des Vatermordes bezichtigte, seinen Vater Maximinian unter die Götter erheben (Apotheose) und daraufhin Statuen des Konstantinos in Rom stürzen ließ. Dadurch provoziert machte sich Konstantinos nach Rom auf, in dessen Nähe er Maxentius, wie es dann erklärt wurde, mit göttlichem Beistand überwinden konnte. Die Schlacht wurde später zu einer Götterschlacht (Theomachie) stilisiert, die Konstantinos im Zeichen des Kreuzes für sich entschied. Die Soldaten Konstantinos’ hatten auf ihren Schilden das Christogramm (Chi-Rho, die ersten beiden Buchstaben des Namens Christi) angebracht. Er zog triumphal in Rom ein, verzichtete aber auf einen Besuch des Kapitols, wo die kapitolinische Trias (Iuppiter, Iuno und Minerva) verehrt wurde. Konstantinos ließ sich vom Senat einen Ehrenbogen sponsern und den Titel des Rangältesten augustus übertragen, was gegen Licinius gerichtet war. Auf dem aus Spolien (bewusst ausgewähltes Bruchmaterial aus älteren Bauten) errichteten Triumphbogen wurde der Sieg Konstantinos über einen anonymen Tyrannen (= Maxentius) dargestellt. Der Erfolg sei instinctu divinitatis („durch den Wink der Gottheit“) errungen worden. Diese Formulierung erlaubte allen religiösen Lagern, das Denkmal zu akzeptieren. Konstantinos tolerierte zu dieser Zeit zwar schon das Christentum, aber er war noch lange kein aktiver Unterstützer.
Konstantinos und Licinius
Mit Licinius musste er sich über die Kompetenzaufteilung verständigen, da mit dem Ausfall eines Tetrarchen das Gleichgewicht wiederhergestellt werden musste. 313 einigte man sich in Mailand, dass Konstantinos als der senior augustus angesehen werden durfte. Es wurde vereinbart („Mailänder Edikt“), dass der Christenverein (corpus Christianorum) fortan geduldet und verfolgte Christen entschädigt werden würden. Licinius wurde das Territorium des Maximinus Daia, der mit Maxentius zusammengearbeitet hatte und nach der Schlacht bei Heraclea Pontica aus nicht ganz geklärten Umständen in Tarsos im August 313 zu Tode kam, von Kleinasien bis nach Ägypten zugesprochen. Damit war aus einem Herrscherviergespann ein Doppelkaisertum geworden, denn weder Licinius noch Konstantinos kümmerten sich um die Einbindung jüngerer Kollegen. Konstantinos dürfte früh über eine Alleinherrschaft, eine Monarchie, nachgedacht haben. Spannungen traten 316 offen zum Vorschein: Licinius ließ Bildnisse Konstantinos’ in den von ihm kontrollierten Gebieten zerstören; dieser marschierte daraufhin gegen Osten und besiegte die Truppen Licinius’ in Sirmium und Adrianopel. Im Zuge des Waffenstillstands wurden Licinius Thrakien, Moesien und Scythia Minor zugesprochen. Konstantinos wählte Sirmium als Basis für Expeditionen Richtung Donaugebiete, wodurch er zwangsläufig in das Gehege Licinius’ kam. 317 setzte Konstantinos eigenmächtig drei Caesares (Crispus und Konstantinos II., zwei Söhne von ihm, und Licinianus, Sohn Licinius’) ein. Licinius begann, gegen die Vereinbarung von Mailand ab 320 Güter von christlichen Funktionären zu konfiszieren. Konstantinos hatte nun einen Vorwand. Er zog, Licinius brüskierend, gegen die Sarmaten, ein Steppenvolk, das nördlich des Schwarzen Meeres siedelte und sich dem Römischen Reich feindlich annäherte. Nach erfolgreicher Zurückdrängung ließ Konstantinos 323 seinen Sieg durch Goldprägungen feiern, wodurch die Schwäche des Licinius deutlich zum Ausdruck gebracht wurde. Als Reaktion ließ der Gedemütigte die Münzen einschmelzen, was einer Majestätsbeleidigung gleichkam. Konstantinos marschierte daraufhin von Thessalonike nach Adrianopel, wo sich Licinius verschanzt hatte (324). Konstantinos führte hier zum ersten Mal sein neues Feldzeichen, das Labarum, mit.
Labarum
Das Labarum war eine Standarte, die von einem Christusmonogramm (Chi-Rho) bekrönt war (beschrieben bei Eusebius, Vita Constantini, XXXI). Licinius zog sich über Byzantion nach Chrysopolis zurück, wo er aufgegriffen wurde. Die Flotte Licinius’ wurde von Konstantinos’ Sohn Crispus vernichtet, Licinius wurde zunächst in Thessalonike inhaftiert, ein Jahr später aber getötet, da seine angebliche Rückkehr bei Soldaten Tumulte ausgelöst hatte. Licinius verfiel der damnatio memoriae und aus einer Zweierherrschaft war nun eine Monarchie geworden. Am 3. Juli 325 feierte Konstantinos sein 20-jähriges Regierungsjubiläum in Nikomedeia (Vicennalia), welche Stadt zu diesem Zeitpunkt noch die bedeutendste in dieser Region war, im nächsten Jahr wiederholte er das Fest in Rom. Nach der Ausschaltung seines Gegners kam es innerhalb der Familie Konstantinos’ zu dramatischen Ereignissen. Auf Anstiften seiner zweiten Frau Fausta ließ er Crispus in Pola durch Gift beseitigen. Fausta selbst ließ er in einem Bad ersticken, weitere Verwandte (sein Neffe Licinianus und seine Schwester Constantia) wurden ebenfalls getötet. Möglicherweise fürchtete Konstantinos zu starke Konkurrenz seitens seines Sohnes oder vielleicht störte ihn der Lebenswandel Faustas. Später wurde gemutmaßt, dass Konstantinos sich durch diese Taten zum Christentum bekehren ließ, da heidnische Vorstellungen solches nicht reinigten.
Konstantinopel
„Rom ist, wo immer der Kaiser ist“, formulierte schon um 240 der römische Geschichtsschreiber Herodianus, diesem Motto entsprechend richteten sich alle augusti und caesares Residenzen ähnlich wie am Tiber ein. Wahrscheinlich bereits 324 wurde die Stadt in antiker Tradition „gegründet“ und nach dem Herrscher benannt. Angeblich war auch an Troia, Serdica, Chalkedon oder Thessalonike gedacht, doch gaben die geopolitischen Vorteile (Kreuzungspunkt zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer sowie zwischen Kleinasien und dem südlichen Balkanraum) des historisch eher unbedeutenden Byzantion den Ausschlag. Die Siedlung wies einen sicheren natürlichen Hafen („Goldenes Horn“) auf. Zudem konnte von Konstantinopel aus die Donaugrenze und das Sassanidenreich im Osten relativ rasch erreicht werden.
Konstantinopel (Prokopos von Kaisareia, De aedificiis I 5, 2–3; Übers. O. Veh, Prokop Bauten, München 1977, S. 49–51).
Zu allem Glück hinzu legt sich auch das Meer anmutig dicht um seine Mauern; es bildet Buchten, verengt sich zu Durchfahrten und ergießt sich in die weite See und verleiht so der Stadt einen gar prächtigen Anblick, den Schiffern aber Schutz in windstillen Häfen; es macht sie zu einem Platz, wohl ausgestattet mit Lebensmitteln und auch reich an nützlichen Dingen. Denn zwei Meere, die Byzanz umschließen, das Ägäische und das sog. Schwarze, vereinen sich östlich davon, und indem sie mit dem Wirbel ihrer Flut aufeinander treffen und durch diesen Ansturm das Festland zusammendrängen, verschönern sie ringsum die Stadt.
Von der Stadtbebauung Konstantinos’ ist das meiste (bis auf seine Säule) nur durch schriftliche Quellen bekannt. Vor Kurzem wurde im Zuge der Ausgrabungsarbeiten am ehemaligen theodosianischen Hafen allerdings der südliche Endpunkt der von ihm errichteten Stadtmauer entdeckt.
Heroon und Apostelkirche
Ein zentrales Bauwerk war das Heroon, welches bis zum Tode Konstantinos’ 337 fertiggestellt war. Es lag auf dem höchsten Punkt der damaligen Stadt eigentlich innerhalb der Ummauerung, was für eine Grabstätte außergewöhnlich ist. Wahrscheinlich unter Konstantios II. wurde die anliegende Apostelkirche fertiggestellt oder erst errichtet (Abtragung durch Sultan Mehmed II. 1461 und Errichtung der Fatih Camii). In der Mitte der zwölf halbkreisförmig aufgestellten Kenotaphe (= leere Gräber) der Apostel stand ein dreizehnter, den er für sich bestimmt hatte. Möglicherweise wollte sich Konstantinos dadurch mit Christus, dem Apostelführer, gleichsetzen. 356 wurden in der Apostelkirche Reliquien des Apostels Andreas sowie der Apostelschüler Lukas und Timotheos deponiert. In den folgenden Jahrhunderten wurden die meisten Kaiser dort bestattet. Auch in Rom initiierte Konstantinos die Errichtung von Kirchen (Lateranbasilika, Petersbasilika sowie die Paulus- und Marcellinus-Kirche).
Bereits 326 taucht das Epitheton Nea Rhomē („Neues Rom“) auf, wodurch das entstehende urbane Zentrum mit dem Ewigen Rom verglichen wurde. Bei der Stadteinweihung am 11. Mai 330 war noch vieles unvollendet.
Konstantinos und das Christentum
Konstantinos hatte die neue Religion tief greifender durch Ossius oder Hosius, den Bischof von Cordoba (= Elvira oder Iliberri), 309 in Spanien kennengelernt. Bereits 306 hatte in der Hauptstadt der Provinz Baetica eine Synode stattgefunden, auf welcher diskutiert wurde, inwieweit Christentum und Staatsdienst miteinander vereinbar wären. Konstantinos verfolgte im Gegensatz zu Diocletian Christen nicht, sondern versuchte, Anhänger unter ihnen zu finden. Auch nach seinem Erfolg über Maxentius war sein Vorgehen von einem geschickten Lavieren und Konsens zwischen den Lagern geprägt. Er dachte noch an eine Wiederbelebung der alten Religion, gleichzeitig aber auch an die Integration der christlichen Strömung am Kaiserhof. Als ein Zeichen seiner indifferenten Einstellung kann sein Triumphbogen in Rom verstanden werden, auf dem an prominenter Stelle die Sonnensymbolik (bis 322 auch auf Münzen) verwendet, auf eine eindeutig christliche oder heidnische Ausrichtung aber verzichtet wird. In Konstantinopel ließ sich Konstantinos als strahlenbekränzter Herrscher statuarisch darstellen, die Sonnenkrone entwickelte sich in der kaiserlichen Ikonografie zum Nimbus. In der kaiserlichen Lobrede blieb die Sonne ein fixer Bestandteil: Wie diese sieht und überstrahlt der Kaiser alles.
Helena
Die Mutter Konstantinos’ konvertierte zum Christentum und bereiste die heiligen Stätten im östlichen Mittelmeerraum wahrscheinlich 327/328. Vielleicht wollte sie dadurch kaiserliche Präsenz zeigen, da Konstantinos verhindert war. In Jerusalem veranlasste sie Grabungen unter einem Venustempel (errichtet von Kaiser Hadrian 135 über frühchristlichen Kultstätten). Gefunden wurden angeblich Reste des Kreuzes Christi, welche zu einem Teil nach Konstantinopel gebracht und dort in der Stephanos-Kapelle im Kaiserpalast verwahrt wurden. Ein anderer Teil gelangte nach Rom (deponiert in Santa Croce in Gerusalemme). Die Legende von der Kreuzesauffindung lässt sich seit dem Ende des 4. Jahrhunderts nachweisen. An der vermuteten Stelle von Golgota und dem vermuteten Grab Christi wurde von Konstantinos eine Basilika errichtet und am 13. September 335 eingeweiht („Grabeskirche“).
Donatisten
Eine der ersten kirchenpolitischen Aufgaben für Konstantinos bedeutete die Lösung der Streitigkeiten mit den Donatisten in Nordafrika. Nach Donatus von Karthago sollten seine Anhänger eine Gemeinschaft von Heiligen bilden, die ohne Sünde lebten. Kritisiert wurden Christen, die von ihrem Glauben im Zuge der Verfolgungen abgefallen waren und dann wieder in die Gemeinschaft aufgenommen wurden. Konstantinos ließ eine Synode in Arles einberufen, auf der er persönlich die Anhänger des Donatismus verdammte (314). Trotzdem blieben die Donatisten in Nordafrika aktiv, bis das Christentum insgesamt zurückgedrängt wurde.
Konstantinos’ Kirchenpolitik
Konzil von Nikaia
Nachdem Konstantinos die innenpolitische Lage gefestigt hatte, musste er sich als Beschützer der Kirche abermals einer theologischen Streitigkeit annehmen. Die Christen im Osten debattierten über die Natur Christi. Arius, Priester in Alexandreia († 336), meinte, dass Jesus nicht mit Gottvater gleichursprünglich sei und keine Wesenseinheit mit ihm bilde. Sein Gegner Alexandros, Erzbischof von Alexandreia, verbannte Arius 318. Er begab sich nach Nikomedeia zu Bischof Eusebios. Der Konflikt dauerte an und Konstantinos sandte im Oktober 324 Bischof Hosius von Cordoba als Vermittler – ohne Erfolg – an die Streitparteien. Eine Versammlung von Kirchenvertretern (300 aus dem Osten und sieben aus dem Westen) aus allen Reichsteilen wurde im Mai 325 in Nikaia organisiert. Konstantinos leitete die Verhandlungen dieses Konzils in der kaiserlichen Residenz und betonte damit den kaiserlichen Anspruch, Schutzherr und Fürsprecher in kirchlichen Angelegenheiten zu sein. Neben der Berechnung des Ostertermins, der Bußordnung und der Priesterweihe beschäftigte man sich mit der Formulierung eines Glaubensbekenntnisses. Die orthodoxen Vertreter beharrten auf dem Dogma der Wesensgleichheit des Sohnes mit dem Vater (homousios tō patri), während Arius nur eine Ähnlichkeit der beiden akzeptieren wollte (homoiusios tō patri).
homousios/homoiusios
Arius war vom Gedankengut des Origenes (184/185–253/254) beeinflusst, bei dem die Problematik formuliert wird: Wenn Vater und Sohn zwei Personen seien, dann widerspreche das dem Monotheismus, wenn Vater und Sohn gleichen Wesens seien, dann müsse man von zwei Göttern ausgehen. Die Diskussion um die Wesenheit/Wesenseinheit dauerte bis ins 7. Jahrhundert an.
Arius und seine Anhänger wurden von dem Konzil verurteilt. Die nikänische Formel löste die theologische Problematik nicht endgültig, denn eine Wesensgleichheit konnte ja auch bedeuten, dass der Sohn keine eigene Wesenheit besitze und gleichsam Teil des Vaters sei. Diese Unschärfe nutzten die Arianer für sich und fanden vor allem in den östlichen Provinzen viele Anhänger. Arius wurde noch von Konstantinos rehabilitiert, sein Nachfolger Konstantios II. war ein eifriger Anhänger dieser Strömung. Kaiser Theodosios I. machte das orthodoxe Christentum zur einzig tolerierten Reichsreligion, die keine Abweichungen duldete, das 2. Ökumenische Konzil von Konstantinopel (381) bedeutete das Ende der Religionsfreiheit im Römischen Reich.
In der Verwaltung setzte Konstantinos auf die Trennung von militärischer und ziviler Gewalt, in der Heeresstruktur führte er Diocletians Reform fort (mehr bewegliche Truppen, comitatenses, und Grenztruppen, limitanei) und stockte das Heer durch Anwerbung von Söldnern, insbesondere Germanen, auf. Wirtschaftspolitisch erneuerte Konstantinos die Währung (Solidus), was letztendlich auch dem Heerwesen zugutekam.
Außenpolitik
Schon 318/319 vermochte sein Sohn Crispus die Alamannen und Franken am Rhein zurückzudrängen, 328 ging man erneut gegen die Alamannen vor. 332 konnte Konstantinos einen Erfolg gegen Goten an der Donau verzeichnen. Durch ein Vertragsbündnis (foedus) wurden sie zur Waffenhilfe verpflichtet. 334 siegten die Römer gegen die Sarmaten.
Tricennalien
Am 25. Juli 335 feierte Konstantinos seine Tricennalien (30-jähriges Regierungsjubiläum) in Konstantinopel. Vor seinem Tod am 22. Mai 337 in der Nähe Nikomedeias wurde er noch von dem arianischen Bischof Eusebios von Nikomedeia getauft.
Sein Leichnam wurde nicht wie bei römischen Kaisern eingeäschert, sondern in einem Sarkophag in dem von ihm errichteten Heroon in Konstantinopel bestattet.
Unmittelbar nach dem Ableben Konstantinos’ kam es zu Säuberungen innerhalb der kaiserlichen Familie, die möglicherweise von militärischer Seite ausgingen, die nur leibliche Söhne Konstantinos’ als Befehlshaber akzeptieren wollte. Konstantinos hatte seine Söhne Konstantinos, Konstans und Konstantios zwar zu Mitregenten, aber nicht zu augusti gemacht. Zunächst wagte es keiner, diesen Titel anzunehmen. Nach einem blutigen Sommer ließen sie sich am 9. September 337 zu augusti ausrufen und trafen sich in Viminacium in der Provinz Moesia, wo die Reichsteilung folgendermaßen festgelegt wurde: Konstantinos II. erhielt Gallien, Britannien und Spanien übertragen (seit 328 in Trier residierend), Flavius Iulius Konstantios den Orient mit Ägypten und Konstans Italien, Pannonien und Dakien. Der Neffe Konstantinos’ Flavius Dalamatius wurde zum Verwalter von Thrakien und Konstantinopel bestimmt. Konstantios II. und die in Konstantinopel stationierten Truppen anerkannten die Ordnung nicht und brachten den caesar Dalmatius um. Der Hintergrund war wiederum, dass das Militär nur die leiblichen Söhne Konstantinos’ als Befehlshaber tolerierte.
Zwischen Konstantinos II., dem senior augustus, und Konstans schwelten Spannungen wegen rechtlicher Kompetenzen, die 340 zu einem offenen Konflikt führten: Konstantinos marschierte unter dem Vorwand, Konstantios II. gegen die Perser zu unterstützen, nach Italien, wo er in einen Hinterhalt Konstans’ geriet und getötet wurde. Das Reich wurde nun von zwei augusti gelenkt. Konstans, der in Mailand residierte, war in den folgenden Jahren in Abwehrkämpfe gegen die am Rhein ansässigen Germanen verwickelt und führte 343 als letzter römischer Kaiser einen Feldzug gegen die Pikten im Norden Englands.
Konstans tat sich als eifriger Religionspolitiker hervor, er versuchte zunächst den Ausgleich zwischen Arianern und Orthodoxen, ging dann aber entschieden gegen den arianischen Glauben vor (2. Synode von Mailand 347).
Magnentius
Am 18. Januar 350 usurpierte der comes rei militaris Flavius Magnentius in Augustodunum (Autun in Burgund), der flüchtende Konstans wurde erschlagen. Obwohl Magnentius Heide war, ließ er auf seinen Münzen das Christogramm abbilden. Rasch konnte sich Magnentius die Unterstützung im Westen sichern, Konstantios musste seinen Perserfeldzug abbrechen, um gegen ihn bei Mursa (Osijek in Kroatien) zu kämpfen. Der besiegte Magnentius floh nach Gallien, wo er seine Herrschaft noch zwei Jahre aufrechterhalten konnte. Im Juli 353 wurde er in Mons Seleucus (La Bâtie-Montsaléon) zwar besiegt, setzte sich aber nach Lyon ab, wo er sich bedrängt von eigenen Gefolgsleuten das Leben nahm.
Konstantios war nun alleiniger Herrscher im gesamten Reich (Usurpationsversuch des Patricius in Jerusalem 351/352).
Im Mai 357 besuchte und besichtigte er Rom und feierte dort seinen Sieg über Magnentius triumphal. Der Redner Themistios war eigens aus Konstantinopel angereist, um die Festrede zu halten 358 musste er nach Sirmium ziehen, da sich die Quaden und Sarmaten gegen Rom verbündet hatten. In einem Friedensschluss wurde die Einsetzung eines Klientelkönigs besiegelt. Neben den Rhein- und Donaugebieten war auch die Euphratgrenze gegen die Sassaniden eine Zone ständiger Auseinandersetzungen.
SassanidenDie Sassaniden folgten der Dynastie der Arsakiden ab 227, als Pâpak, Nachkomme des Sassan (um 200 Oberpriester des Feuertempels bei Ishtar), den letzten persischen Fürsten stürzte. Sein Sohn Ardašir (224–240) setzte den letzten parthischen Großkönig Ardavar V. ab und gründete das Reich neu (Hauptstadt: Ktesiphon). Unter Diocletian war der obere Teil Mesopotamiens römisch geworden (298): Nach einer kurzen Stagnation ihrer Macht konnte Šapur II. ab 325 wieder eine deutliche Expansionspolitik vor allem gegen oströmisch dominierte Gebiete betreiben. Kurz vor dem Tode Konstantinos’ brach Šapur II. den seit 298 (oder 299) bestehenden Friedensvertrag mit den Römern und leitetet einen jahrzehntelangen Konflikt ein (römisch-persischer Krieg, 337–363). Šapur strebte die Rückgewinnung der verlorenen Gebiete an, die persischen Christen ließ er verfolgen, da sie als romtreu galten. Ein Gebiet, das ständig zwischen den Machtblöcken stand, war Armenien. Die dortige Aristokratie schloss sich den Sassaniden an, der von den Römern eingesetzte Klientelkönig Tigranes VII. (ca. 338–350) wurde gefangen und geblendet. Sein Sohn Arsakes III. flüchtete sich 358 zu den Römern und Konstantios installierte ihn wieder in Armenien.
Religionspolitik der Söhne Konstantinos’
Konstans verhielt sich betont orthodox, er begünstigte die Christen und kirchliche Institutionen. Offensiv begegnete er Heiden, Juden und den Donatisten; letztere Strömung ließ er 347 zwar verbieten, hatte damit aber keinen nachhaltigen Erfolg. In dieser Zeit kam es vermehrt zu Tempelzerstörungen, auch der Klerus und militante Mönche beteiligten sich eifrig daran. Eine Auseinandersetzung erbten die Söhne Konstantinos’, nämlich den arianischen Streit. Nach dem Tode des Arius und des Kaisers Konstantinos kamen der Anti-Arianer Athanasios und die mit ihm verbannten Bischöfe zurück in ihre Positionen. Im Gegensatz zu Konstans favorisierte Konstantios die Arianer, die zu diesem Zeitpunkt noch Konstantinopel, die westlichen kleinasiatischen und vor allem die syrischen Bistümer dominierten. Der Anführer der Bewegung war Eusebios von Nikomedeia (ab 338 Bischof von Konstantinopel), welcher Athanasios von Alexandreia absetzen ließ und Gregorios zu seinem Nachfolger bestimmte. Athanasios flüchtete in den Westen, wo er vom Papst Unterstützung erhielt. Als Eusebios 341 starb, kam es zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen Orthodoxen und Arianern, Konstantios musste aus Antiocheia nach Konstantinopel eilen, um durchzugreifen. Er regte ein Schlichtungskonzil an, das 342/343 in Serdica einberufen wurde. Bischöfe aus dem Westen waren in der Überzahl, die Missstimmigkeiten führten zu gegenseitigen Exkommunikationen. Der Versuch, einem einheitlichen christlichen Glauben zu folgen, endete mit diesem Konzil, es war der Beginn der Auseinanderentwicklung der westlichen und römischen Kirche.
Konstantios bemühte sich um eine Glaubensformel, die alle christlichen Strömungen befriedigen konnte. Das 3. Konzil von Sirmium markierte 357 den Höhepunkt des arianischen Streits. Es wurde die „2. sirmische Formel“ gefunden, die gegen die Homoiusier gerichtet war. Man kam zu dem Ergebnis, dass die Begriffe homousios und homoiusios unbiblisch wären und dass der Vater größer als der Sohn sei. Ein Jahr später wurde in Ankara der Terminus homousios erneut diskutiert, das 4. Konzil von Sirmium versuchte nochmals, einen Kompromiss zu finden: Es wurde beschieden, dass Vater und Sohn ähnlich seien (homoios).
Gleichzeitig schritt die Christianisierung der Gebiete, die in Kontakt mit dem Römischen Reich kamen, voran. Missionierung wurde in dieser Zeit noch nicht systematisch betrieben, aber durch die ständigen diplomatischen Kontakte kam es auch verstärkt zu einer Einbeziehung von Glaubensfragen in die Außenpolitik. Das früheste Zeugnis für die Christianisierung der Germanen gibt es aus dem Jahre 325, als der gotische Bischof Theophilos am Konzil von Nikaia teilnahm. Bekannter als Theophilos ist Wulfila.
WulfilaZentral war Bischof Wulfila/Ulfilas (* ca. 310), der um 341 von Eusebios von Nikomedeia zum Bischof der Goten geweiht wurde. Wulfila übernahm das homoiusische (arianische) Bekenntnis, was keine tieferen Gründe gehabt haben dürfte, denn die Germanen wussten gar nicht zu unterscheiden, welchem Bekenntnis sie angehörten. Wulfila übertrug das Neue Testament und Teile des Alten Testaments ins Gotische und schuf zu diesem Behufe eine eigene Schrift, die Zeichen aus dem Griechischen entlehnte (z.B. Codex Argenteus, 6. Jahrhundert, 187 Blätter heute in Uppsala). Die Christianisierung der Goten schritt langsam voran, noch 376 gab es heidnische Gotenfürsten, bis 372 verfolgte Athanarich arianische Gläubige auf seinem Herrschaftsgebiet. Als Vertriebener lebte Wulfila nach 348 auf römischem Gebiet südlich der Donau und starb 383 in Konstantinopel.
Im Winter 360/361 heiratete Konstantios zum dritten Mal, mit Faustina hatte er eine Tochter Constantia, welche 374 die Gemahlin Gratianus’ wurde. 361 machte sich Konstantios gegen Persien auf, am 3. November 361 starb er in Mopsukrene in Kilikien. Wie sein Vater Konstantinos wurde er kurz vor dem Tod gekrönt und im Mausoleum Konstantinos’ an der Apostelkirche beigesetzt.