Das Drehbuch des eigenen Lebens - Hermann Meyer - E-Book

Das Drehbuch des eigenen Lebens E-Book

Hermann Meyer

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  • Herausgeber: Goldmann
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2010
Beschreibung

Der Verlauf unseres Lebens folgt einem unbewussten Drehbuch. Elterliche Prägung und die „familiäre Szenerie“ schreiben daran mit. Wir selbst sind die Hauptdarsteller, unser Unbewusstes führt die Regie und bestimmt, ob wir uns als Pechvogel oder Glückspilz sehen, ob wir uns nicht beachtet oder geliebt fühlen, ob unser Leben eine Komödie, eine Tragödie oder ein Lustspiel wird. Bestseller-Autor Hermann Meyer hilft uns, das persönliche Drehbuch bewusst zu machen. Dadurch können wir uns aus dem alten Skript befreien, den Fokus anders stellen und mit mehr Lebensfreude neue Fähigkeiten herausbilden.

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Inhaltsverzeichnis
Von Hermann Meyer sind bei Arkana außerdem erschienen:
Widmung
Vorwort
I. - Ausflug in das Land des Unbewussten
Das Unbewusste als Regisseur
Copyright
Von Hermann Meyer sind bei Arkana außerdem erschienen:
Die Gesetze des Schicksals (21875) Jeder bekommt den Partner, den er verdient (21873) Der Jackpot des Lebens (33829)
Den Pionieren der TiefenpsychologieSigmund Freud, Alfred Adler,Carl Gustav Jung und Eric Bernein Dankbarkeit gewidmet.
»Die ganze Welt ist Bühne, Und alle Fraun und Männer bloße Spieler. Sie treten auf und gehen wieder ab, Sein Leben lang spielt einer manche Rollen. Durch sieben Akte hin. Zuerst das Kind, Das in der Wärtrin Armen greint und sprudelt; Der weinerliche Bube, der mit Bündel Und glattem Morgenantlitz, wie die Schnecke, Ungern zur Schule kriecht; dann der Verliebte, Der wie ein Ofen seufzt, mit Jammerlied Auf seiner Liebsten Braun; dann der Soldat, Voll oller Flüch und wie ein Pardel bärtig, Auf Ehre eifersüchtig, schnell zu Händeln, Bis in die Mündung der Kanone suchend Die Seifenblase Ruhm. Und dann der Richter, In rundem Bauche, mit Kapaun gestopft, Mit strengem Blick und regelrechtem Bart, Voll weiser Sprüch und neuester Exempel Spielt seine Rolle so. Das sechste Alter Macht den besockten hagern Pantalon, Brill auf der Nase, Beutel an der Seite; Die jugendliche Hose, wohl geschont, ’ne Welt zu weit für die verschrumpften Lenden; Die tiefe Männerstimme, umgewandelt Zum kindischen Diskante, pfeift und quäkt In feinem Ton. Der letzte Akt, mit dem Die seltsam wechselnde Geschichte schließt, Ist zweite Kindheit, gänzliches Vergessen Ohne Augen, ohne Zahn, Geschmack und alles.« William Shakespeare
Vorwort
Dieses Buch ist eine Reise in die Niederungen der Psyche, in die Unterwelt - in das Unbewusste.
Es geht hier zunächst um das unbewusste Drehbuch, dann aber auch um das bewusste Drehbuch und schließlich um das Umschreiben des Drehbuchs. Zuerst wird aufgezeigt, wie wir in frühester Kindheit geprägt wurden, dann, wie allmählich diese Prägung bewusst wird, und schließlich, wie wir uns aus dieser Prägung befreien können.
Dieses Buch ist ein »Arbeitsbuch«, um den Orakelspruch von Delphi, »Erkenne dich selbst«, zu erfüllen, also ein »Selbsterkennungsbuch« und ein »Schicksalserkennungsbuch«.
Es soll deutlich gemacht werden, warum wir so fühlen, so denken, so handeln und uns so verhalten. Und vor allem auch, warum wir gerade dieses Schicksal haben und kein anderes. Ja, es geht sogar noch einen Schritt weiter: Es soll Sie befähigen, ohne dass Sie mit der Gabe der Hellsichtigkeit ausgestattet sind, zu erkennen, welche Zukunft Sie erwartet, wenn Ihr bisheriges Drehbuch weiter als Grundlage für Ihren Lebensfilm fungiert, und welche Zukunft Sie haben werden, wenn Sie Ihr Drehbuch umschreiben.
Es handelt sich hier um unbewusste Gesetzmäßigkeiten, die ins Bewusstsein gehievt werden müssen, damit sich mehr Klarheit und mehr Orientierungsmöglichkeiten auftun.
Ziel ist es, nicht mehr nur eine Marionette seiner unbewussten Prägung zu sein, sondern die Fähigkeit zu erlangen, sein Schicksal immer mehr selbst zu gestalten.
Die Frage lautet: Will ich (unbewusster) Schauspieler in einem Theaterstück oder Film sein, dessen Drehbuch ich nicht kenne, oder will ich als bewusster Schauspieler in einem Stück auftreten, dessen Drehbuch ich selbst geschrieben habe?
Ja! Es ist möglich, die alten, ausgetrampelten Wege zu verlassen und neue Wege zu gehen, die mit einem besseren und schöneren Leben verbunden sind.
Hermann Meyer
I.
Ausflug in das Land des Unbewussten

Das Unbewusste als Regisseur

»Das ist der größte Fehler bei der Behandlung von Krankheiten, dass es Ärzte für den Körper und Ärzte für die Seele gibt, wo beides doch nicht getrennt werden kann.«
PLATON
Unser Unbewusstes ist der Regisseur unseres eigenen Theaterstücks. Diese Erkenntnis ist noch nicht sehr alt. Als Sigmund Freud damit begann, die seelischen Leiden seiner Klienten zu behandeln, forderte er sie auf, sich auf die berühmt gewordene Couch zu legen und frei über das zu berichten, was sie bedrückte und bewegte. Was Freud dabei über das Leben seiner Klienten erfuhr, stellte ihn zunächst vor ein Rätsel: Wie konnte es sein, dass sie so oft Dinge taten, die genau die entgegengesetzte Wirkung von dem hatten, was sie angeblich wünschten? Offenkundig waren da Kräfte am Werk, von denen sie selbst überhaupt nichts wussten. Und diese unbewussten Kräfte verfolgten Ziele, die die bewussten Absichten der Menschen konsequent behinderten - und setzten sich in aller Regel durch. Die Idee von den im Verborgenen wirkenden Kräften des Unbewussten war irritierend. Der Weg, die Menschen aus leidvollen Mustern zu befreien, führte über die Frage, was das Unbewusste eigentlich ist und welche Funktionen es erfüllt.
Nach Freuds Theorie ist das Unbewusste der Sammelort verdrängter und vergessener Inhalte, dementsprechend ist es auch ausschließlich persönlicher Natur.
C. G. Jung ging noch einen Schritt weiter und unterschied zwischen persönlichem und kollektivem Unbewussten. Nach ihm ruht das persönliche Unbewusste auf einer tieferen Schicht, die nicht mehr persönlicher Erfahrung und Erwerbung entstammt, sondern angeboren ist. Diese tiefere Schicht nennt er das kollektive Unbewusste, das im Gegensatz zur persönlichen Psyche Inhalte und Verhaltensweisen hat, die überall und in allen Individuen mehr oder weniger gleich sind.
In seinem Buch »Archetypen« schreibt Jung: »Das Unbewusste gilt gemeiniglich als eine Art abgekapselter persönlicher Intimität. Hier, glaubt man, wohnen die schlimmen Blutgeister, rascher Zorn und sinnliche Schwäche. So sieht das Unbewusste aus, wenn vom Bewusstsein betrachtet. Wer das Unbewusste entdecken will, muss zuerst eine Mutprobe bestehen, eine Probe, die genügt, um die meisten abzuschrecken, denn die Begegnung mit sich selber gehört zu den unangenehmeren Dingen, denen man entgeht, solange man alles Negative auf die Umgebung projizieren kann. Ist man im Stande, den eigenen Schatten zu sehen und das Wissen um ihn zu ertragen, ist schon ein kleiner Teil der Aufgabe gelöst.«
Alfred Adler, der dritte große Psychoanalytiker, erkannte das grundsätzliche Gesetz der Kompensation. Wer das drückende Gefühl einer (tatsächlichen oder angenommenen) Minderwertigkeit empfindet, strebt unbewusst nach Kompensation durch Streben nach Geltung, Überlegenheit, Macht, Anerkennung, Status und Prestige.
Diese drei Pioniere der Tiefenpsychologie haben Großartiges geleistet und geben uns heute die Möglichkeit, die Funktionen des Unbewussten besser zu verstehen.
Versuchen wir einmal, eine Ordnung in diese Funktionen zu bringen:

Das Unbewusste denkt in Bildern und Symbolen

Unsere nächtlichen Träume zeigen uns, dass das Unbewusste sich primär über Bilder und Symbole ausdrückt. Es denkt nicht abstrakt, sondern assoziativ und stellt eine Beziehung zwischen der Innenwelt und der Außenwelt her, indem es all das, was in uns wohnt, außen symbolisch abbildet (Gesetz der Affinität). Wir können an der äußeren Symbolwelt, in der wir leben, ablesen, wie es in uns aussieht.
Die Welt, in der der Einzelne lebt, ist daher eine Art Lebenstraum, dessen Symbole genauso wie die nächtlichen Träume dechiffriert werden können. Dabei muss unterschieden werden zwischen den Symbolen der Kollektivneurose1, etwa indem man seine Aggression beim Autofahren durch verstärkten Druck aufs Gaspedal symbolisch ausagiert oder seinen Wunsch nach Freiheit über den Kauf eines Sportflugzeuges symbolisch zum Ausdruck bringt, und den Symbolen der Natur, etwa indem ein Löwe ein Symbol von Vitalität und Kraft darstellt, eine Eule ein Symbol der Weisheit ist oder eine Rose als Symbol für Schönheit und Liebe steht.
So kommt es nicht von ungefähr, welchen Namen wir tragen, wie und wo wir leben und arbeiten, d. h. in welcher Straße wir wohnen und welche Hausnummer wir haben (jede Nummer hat eine eigene symbolische Bedeutung), wer unsere Nachbarn sind und bei welcher Firma oder Institution wir arbeiten, in welcher Abteilung wir tätig sind und wer unsere Kollegen sind. Das alles hat eine verborgene Bedeutung und ist die äußere Widerspiegelung der eigenen Innenwelt.
Jeder lebt nicht nur in seiner Gefühls- und Gedankenwelt, sondern auch in seiner eigenen Außenwelt. Selbst wenn dieselben äußeren Bedingungen vorherrschen, empfindet sie jeder anders.
Wir können auch sagen: Das Unbewusste ist wie ein Filmprojektor, das den Film auf der Spule (= die Prägung, die man erfahren hat) auf den Bildschirm des Raumes wirft.
Das Unbewusste zieht also die Personen an, die man braucht, um das eigene Theaterstück wieder aufführen zu können, und es ist der große Kulissengestalter, d. h. es schaut, in welcher Landschaft, in welchem Umfeld und unter welchen Rahmenbedingungen das Stück gespielt werden kann.
Es wählt aus den Symbolen des kollektiven Unbewussten das aus, was für die Ausgestaltung der eigenen Symbolwelt, also für das Wiedererleben der eigenen kindlichen Prägung auf einer neuen Symbolebene, gebraucht wird. Je mehr Symbolwissen man sich aneignet, desto mehr kann man im eigenen Leben erkennen, was das alles bedeutet bzw. was das Unbewusste ausdrücken will: Jede Krankheit, jeder Unfall, jede Begegnung, jede Wohnsituation … erscheint dann in einem neuen Licht.
Der Vorname Iris hat seinen Ursprung in der Götterbotin Iris. In der griechischen Mythologie wurde diese Botin der Götter mit dem Regenbogen gleichgesetzt. Der Kontakt mit Iris Schönberger heißt also: Der Regenbogen zeigt sich schön am Berg bzw. macht den Berg schön. Dieses Gleichnis kann als Botschaft aufgefasst werden: Wenn du dich bemühst und den Berg voller Arbeit oder seelischer Lasten bewältigst, wirst du es schön haben und das Leben mit den bunt schillernden Farben (des Regenbogens) genießen können.
Besonders klar ist die Botschaft der Sybille Hellweg. Der weibliche Vorname Sybille geht auf Sybilla, den Namen einer Seherin in Kleinasien, zurück. Sybille Hellweg weissagt dem ihr Begegnenden einen hellen Weg, d. h. einen (Lebens-)Weg, bei dem es nicht an Licht mangelt.
Die Widerspiegelungen gehen sogar so weit, dass sogar über einen materiellen Gegenstand wie das Auto die seelischen Befindlichkeiten seines Besitzers symbolisch zum Ausdruck kommen.
Hier einige Beispiele:
Defekt, Störung, Problembeim AutoWiderspiegelungProbleme mit dem LenkradAussteuerung gegenüber der Umwelt ist gestört, Anpassungsschwierigkeiten, Irritation der Richtung im eigenen LebenWagen springt nicht an (Anlasser kaputt)Mangel an Initiative oder Blockade bei Initiativen und Aktivitäten, Blockade, zur Tat zu schreitenDefektes GaspedalRivalitätskonflikt, Verlust an Vitalität und KraftSitzpolster beschädigtInnere UngeborgenheitScheibenwischer defektVorübergehende WahrnehmungstrübungProbleme mit den BremsenDas eigene Lebenstempo ist zu hochProbleme mit der KupplungBlockade im Transformations prozessReifen defektEinschränkung des persönlichen Aktionsradius (z. B. keine freie Beweglichkeit aufgrund von Erwartungshaltungen und Fremdbestimmung), Störungen bei der DarstellungScheinwerfer defektZu bescheiden (zu wenig sein Licht leuchten lassen können) oder zu stark sein Licht leuchten lassenBlinker defektMan zeigt zu wenig anderen Menschen, was man fühlt und denktAuspuff kaputtStörung der seelischen Entgiftung (negative Gefühle können) zu wenig gezeigt werdenMotorschadenKonflikte in der Arbeit oder bei Unternehmungen und Projekten, Konflikte mit Personen, an denen man sein Herz gehängt hatWasserpumpe defektLügen und Heimlichkeiten, Unsicherheit im Leben, es schwimmen einem die Felle davonKarosserieschäden (Lack verkratzt, Beulen etc.)Abgrenzungsschwierigkeiten gegenüber anderen Menschen, Mangel an Sicherheit im eigenen RevierHeizung defektEs fehlt an seelischer Wärme und LiebeBatterie defektEs fehlt an neuer Energie, zu wenig Haushalten mit der eigenen Energie

Das Unbewusste fungiert als Buchhalter

Das Unbewusste führt genau darüber Buch, was sich in Bezug auf Anlagen, Fähigkeiten und Energien auf der Habenseite und was sich auf der Sollseite befindet, was im Plus und was im Minus ist. Deshalb lässt es sich auch nicht einfach - wie viele gerne glauben würden - etwas einreden. Wenn z. B. Partner und Beziehungsfähigkeiten nicht oder nur wenig vorhanden sind, nützt es nichts, immer wieder die Suggestionsformel zu wiederholen: »Der Traumpartner kommt zu mir«, oder sich immer wieder vorzustellen: »Mein Traumpartner ist bei mir, und wir führen eine liebevolle, glückliche Beziehung«.
Das Unbewusste hat zwei Ausrichtungen: Maßgebend für das Unbewusste ist zum einen das Realitätsprinzip, d. h. es glaubt nur das, was tatsächlich als Substanz oder als Energie vorhanden ist, also wo eine Entwicklung stattgefunden hat, was gereift ist. Zum anderen orientiert es sich nach der jeweiligen Prägung. Übertragen auf das Beispiel kann der betreffende Mensch also nur einen Partner bekommen, mit dem eine glückliche Beziehung möglich ist, wenn er die Fähigkeiten hierfür hat oder wenn er eine entsprechende Prägung aufweist. Im letzteren Fall ist mit folgendem Schicksalsverlauf zu rechnen: Wenn er nur die günstige Prägung erfahren hat und sonst kaum Fähigkeiten aufweist, wird er sich einer guten Partnerbeziehung erfreuen. Selbst wenn er etwa mit geistigen Anlagen nicht gerade gesegnet ist und sein Partner in den Augen der anderen farblos und ohne besondere Qualitäten erscheint, wird er aufgrund seiner Prägung glücklich und zufrieden sein. Auch wenn von außen betrachtet vielleicht kein Grund dazu besteht.
Ist eine ungünstige Prägung erfolgt, kann der Betreffende noch so viele Affirmationen und Suggestionsformeln vor dem Einschlafen sprechen - es geschieht nach seiner Prägung: Er zieht immer wieder dieselbe Partnerproblematik an, ob er will oder nicht. Hier ist es also gerade umgekehrt: Selbst wenn jemand objektiv gesehen eine gute Wahl getroffen hat, sein Partner liebevoll, freundlich, kommunikativ, humorvoll, attraktiv, tolerant und gescheit ist, und sein Umfeld ihn um ihn beneidet, wird er einer inneren Gesetzmäßigkeit zur Folge die Partnerbeziehung als unbefriedigend erleben. Aufgrund seiner ungünstigen Prägung muss er das Schöne entwerten und den Fokus auf das Negative legen, damit er die unzufriedene Situation seiner Kindheit wieder erzeugen kann. Es ist also nicht entscheidend, wie die Situation in Wirklichkeit ist, sondern wie er sie empfindet. Selbstverständlich kann es auch sein, dass er aufgrund seiner Prägung tatsächlich einen Problempartner anzieht, mit dem die Beziehung zwangsläufig scheitern muss. In diesem Fall hat er dann die Berechtigung, darüber zu lamentieren.
Doch was ist mit dem Unbewussten, das für die Partneranziehung zuständig ist, los, wenn man gar keinen Partner kennenlernt? Das kann daran liegen, dass man noch an einen früheren Partner emotional gebunden ist, dass man den Ablöseprozess von Vater oder Mutter noch nicht geschafft hat, dass man die Energie, die für einen Partner bestimmt wäre, für das eigene Kind oder für ein Haustier (als Partnerersatz) verwendet.
Zunächst erscheint in solchen Fällen das Unbewusste als etwas naiv und sogar dumm, wenn es deshalb keinen neuen Partner mehr in der Außenwelt anzieht, weil es der Ansicht ist, dass schon ein Partner vorhanden ist, nämlich Vater oder Mutter, verflossener Geliebter oder frühere Geliebte, Kind oder Haustier.
Doch bei genauerer Betrachtungsweise wird deutlich, dass das Unbewusste clever ist: Denn wenn die Energie anderweitig gebunden ist, ist die Partnerkapazität ausgeschöpft, und der betreffende Mensch wäre restlos überfordert, wenn tatsächlich ein passender Partner auf der Bühne seines Lebens erscheinen würde. Davor schützt das Unbewusste, indem es die Wirklichkeit (siehe oben: Realitätsprinzip) erkennt und als »Buchhalter« den Energiehaushalt im Auge behält. Wenn man vom Bewusstsein her jedoch der Ansicht ist, man brauche dringend einen Partner, ist dieser »Ratschluss« des Unbewussten oft nicht so leicht zu ertragen.

Das Unbewusste bestimmt, wohin die Energien geleitet werden sollen

Innerhalb der Kollektivneurose gelten die Abwehr- und Anpassungsmechanismen, die Sigmund Freud entdeckt hat: Sublimierung, Imitation, Regression, Identifikation, Verdrängung, Verleugnung, symbolisches Ausagieren, Projektion, Rationalisierung, Somatisierung, Verschiebung und Reaktionsbildung.
Am Beispiel der Somatisierung lässt sich besonders gut verdeutlichen, wie das Unbewusste funktioniert. Wir haben schon festgestellt, dass das Unbewusste in Bildern und Symbolen denkt. Bei der Somatisierung, d. h. bei der Austragung eines seelischen Konflikts auf der körperlichen Ebene, handelt es sich eigentlich um eine Projektion. Nicht um eine Projektion nach außen, sondern auf ein Organ oder Organsystem. Gestaltet also jemand sein Leben nicht selbst, tut es sein Unbewusstes. Es wird schöpferisch, indem es das verdrängte und nicht verwirklichte Material gestaltet bzw. es symbolisch am Leib abbildet (= Krankheitsbild).
Würde die Psychosomatik in der Humanmedizin mehr Beachtung finden, ließe sich aber das Problem der explodierenden Kosten im Gesundheitsweisen weitgehend lösen.

Das Unbewusste gleicht aus und lässt das Verdrängte wiederkehren

Jeder Mensch hat bei allen Lebensprinzipien zwei Pole in sich, einen Plus- und einen Minuspol, wobei mit Plus und Minus keine Bewertung verbunden ist. Man identifiziert sich mit einem Pol und projiziert unbewusst den anderen auf seine Mitmenschen. So zieht der Bescheidene den Prahler an, der Ohnmächtige den Machthaber, der Redegehemmte den Totredner, der Hilflose den Helfer… So sorgt das Unbewusste dafür, dass jeder immer ausgeglichen ist - es fragt sich nur, auf welche Art und Weise. Meist ist man im Bewusstsein mit dem Ausgleich, der einem entspricht, nicht einverstanden. Doch das Unbewusste fragt nicht danach, ob man ihn gut findet. Das Unbewusste verrichtet, ähnlich wie es auf der körperlichen Ebene das autonome Nervensystem tut, seine Aufgabe, indem es den für die psychische Homöostase notwendigen Gegenpol anzieht. In diesem Zusammenhang ist auch das Gesetz der Wiederkehr des Verdrängten von Bedeutung. Das Potenzial, das verdrängt ist und im Unbewussten wohnt, ist nicht tot, sondern kehrt wieder. So kann es sein, dass die verdrängte Aggression als Bedrohung durch einen Messerstecher, die verdrängte Sexualität als sexuell perverser Liebhaber oder die verdrängte Freiheit als Rebell oder Widerstandskämpfer in Erscheinung tritt.
In solchen Fällen arbeitet das im Unbewussten verankerte Gesetz des Ausgleichs mit dem Gesetz der Wiederkehr des Verdrängten zusammen.
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siehe Begriffserklärungen im Anhang
Dieses Buch will Sie informieren. Es liegt nicht in der Absicht des Autors, Diagnosen zu stellen oder medizinische Anweisungen zu erteilen. Wenn Sie die vorliegenden Informationen ohne Einschaltung eines Arztes anwenden, so verordnen Sie sich eine Selbstbehandlung, ein Recht, das Ihnen zusteht. Verlag und Autor übernehmen hierfür jedoch keine Verantwortung. Bei den verwendeten Fallstudien wurden die Namen, Berufe, Orte und andere biografische Details geändert. Irgendwelche Übereinstimmungen mit lebenden Personen wären demnach rein zufällig.
1. Auflage Originalausgabe, Dezember 2010 © 2010 Arkana, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Lektorat: Georg PatzerWL ⋅ Herstellung: CZSatz: Uhl + Massopust, Aalen
eISBN 978-3-641-05293-5
www.arkana-verlag.de
Leseprobe

www.randomhouse.de