Das Ende der Welt - Arthur Conan Doyle - E-Book

Das Ende der Welt E-Book

Arthur Conan Doyle

0,0
0,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Illustrierte Fassung Drei Jahre nach den Vorkommnissen in »Die vergessene Welt« versammelt Professor Challenger wieder seine alten Gefährten: Professor Summerlee, den Abenteurer Lord John Roxton und den Reporter Malone. Das Ende der Welt soll nahe sein. Sir Arthur Conan Doyle schrieb neben seinen bekannten Sherlock Holmes-Geschichten auch mehrere Abenteuer rund um die Figur des Professor Challenger. »Die vergessene Welt« diente etlichen Fernseh- und Filmproduktionen als Vorlage. In diesem spannenden, aber dank der berühmtem britischen Spleenigkeit auch äußerst humorvollem Werken, findet sich der Vorläufer aller Jurassic Park-Bücher von Michael Crichton. Der vorliegende Band ist mit 23 Zeichnungen geschmückt und mit Fußnoten kommentiert. Null Papier Verlag

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 151

Veröffentlichungsjahr: 2024

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Arthur Conan Doyle

Das Ende der Welt

Illustriert

Arthur Conan Doyle

Das Ende der Welt

Illustriert

(The Poison Belt)Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected]Übersetzung: Leopold Wölfling, J. Schulze EV: C. Stephenson, Wien; Leipzig, 1924 (193 S.) 4. Auflage, ISBN 978-3-954187-48-5

null-papier.de/neu

Inhaltsverzeichnis

Buch

I. Die Li­ni­en ver­schwim­men.

II. Der Gift­strom.

III. Von der Flut er­grif­fen.

IV. Das Ta­ge­buch ei­nes Ster­ben­den.

V. Die tote Welt.

VI. Au­fer­ste­hung.

Dan­ke

Dan­ke, dass Sie sich für ein E-Book aus mei­nem Ver­lag ent­schie­den ha­ben.

Soll­ten Sie Hil­fe be­nö­ti­gen oder eine Fra­ge ha­ben, schrei­ben Sie mir.

Ihr Jür­gen Schul­ze

Hor­ror bei Null Pa­pier

Vam­pi­re - Töd­li­che Ver­füh­rer

Fran­ken­stein

Der selt­sa­me Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Dra­cu­la

Das Bild­nis des Do­ri­an Gray

Der Go­lem

Ja­pa­ni­sche Geis­ter­ge­schich­ten

Die ver­ges­se­ne Welt

Das Ende der Welt

Hor­ror

und wei­te­re …

Die­ses Buch ist auch un­ter der ISBN 978-3-95418-750-8 über­all als Print-Fas­sung er­hält­lich.

Buch

Drei Jah­re nach den Vor­komm­nis­sen in »Die ver­lo­re­ne Welt« ver­sam­melt Pro­fes­sor Chal­len­ger wie­der sei­ne al­ten Ge­fähr­ten: Pro­fes­sor Sum­mer­lee, den Aben­teu­rer Lord John Rox­ton und den Re­por­ter Ma­lo­ne. Das Ende der Welt soll nahe sein.

Sir Ar­thur Co­nan Doy­le schrieb ne­ben sei­nen be­kann­ten Sher­lock Hol­mes-Ge­schich­ten auch meh­re­re Aben­teu­er rund um die Fi­gur des Pro­fes­sor Chal­len­ger. »Die ver­ges­se­ne Welt« diente et­li­chen Fern­seh- und Film­pro­duk­tio­nen als Vor­la­ge. In die­sem span­nen­den, aber dank der be­rühm­tem bri­ti­schen Splee­nig­keit auch äu­ßerst hu­mor­vol­lem Wer­ken, fin­det sich der Vor­läu­fer al­ler Ju­ras­sic Park-Bü­cher von Mi­cha­el Crichton.

I. Die Linien verschwimmen.

Ich füh­le mich be­wo­gen, die­se ganz er­staun­li­chen Er­eig­nis­se jetzt so­fort nie­der­zu­schrei­ben, so­lan­ge ihre Ein­zel­hei­ten noch frisch in mei­nem Ge­dächt­nis ru­hen, ohne be­reits vom Strom der Zeit ver­wischt wor­den zu sein.

Als ich vor ei­ni­gen Jah­ren in den Spal­ten der Dai­ly Ga­zet­te die sen­sa­tio­nel­le Rei­se be­schrieb, durch die Pro­fes­sor Chal­len­ger, Pro­fes­sor Sum­mer­lee, Lord John Rox­ton und ich in eine so merk­wür­di­ge Ge­gend Süd­ame­ri­kas ver­schla­gen wur­den, habe ich es mir al­ler­dings nicht träu­men las­sen, dass ich je­mals in die Lage kom­men wür­de, von ei­nem weit selt­sa­me­ren Er­leb­nis zu be­rich­ten, ei­ner Sa­che, die sich über alle bis­he­ri­gen Ge­scheh­nis­se der mensch­li­chen Ge­schich­te berg­hoch er­hebt. Das Er­eig­nis an sich ist, wie ge­sagt, wun­der­bar, die Art und Wei­se je­doch, wie wir vier zur Zeit die­ser Epi­so­de zu­sam­men­ka­men und sie nun als Beo­b­ach­ter mit­er­le­ben konn­ten, wur­de ganz ein­fach und lo­gisch her­bei­ge­führt. Ich will mich nun be­mü­hen, alle Um­stän­de, die vor­her­gin­gen, so kurz und deut­lich wie mög­lich zu er­klä­ren, ob­wohl ich ganz gut weiß, dass dem Le­ser die aus­führ­lichs­te Mit­tei­lung am will­kom­mens­ten wäre. Das öf­fent­li­che In­ter­es­se für die­se An­ge­le­gen­heit hat ja be­kannt­lich noch im­mer nicht nach­ge­las­sen.

Es war also an ei­nem Frei­tag (je­nem sie­ben­und­zwan­zigs­ten Au­gust, der für im­mer denk­wür­dig in der Welt­ge­schich­te sein wird), als ich mich in die Re­dak­ti­on mei­ner Zei­tung be­gab, um von Mr. McArd­le, dem Lei­ter der Ab­tei­lung »Neu­ig­kei­ten«, einen drei­tä­gi­gen Ur­laub zu er­bit­ten. Der bie­de­re alte Schot­te schüt­tel­te den Kopf, kraul­te sich nach­denk­lieb die flau­mi­gen Res­te sei­nes röt­li­chen Haa­res und klei­de­te sei­ne Ab­nei­gung ge­gen eine Ge­wäh­rung mei­nes Er­su­chens in die Wor­te:

»Se­hen Sie, Mis­ter Ma­lo­ne, wir hät­ten ge­ra­de in den nächs­ten Ta­gen et­was ganz Be­son­de­res für Sie ge­habt, eine Sa­che, sage ich Ih­nen, die ganz ein­fach nur Sie so durch­füh­ren kön­nen, wie sie eben durch­ge­führt wer­den soll. «

»Das tut mir wirk­lich leid«, er­wi­der­te ich und ver­such­te, mei­ne na­tür­li­che Ent­täu­schung nach Mög­lich­keit zu ver­ber­gen, »selbst­ver­ständ­lich, wenn Sie mich brau­chen, ist ja die Sa­che er­le­digt. Al­ler­dings wäre mei­ne An­ge­le­gen­heit drin­gend – und wenn es also doch ir­gend­wie mög­lich wäre, dass ich ent­behrt wer­den könn­te.«

»Es geht lei­der ab­so­lut nicht.«

Das war bit­ter, aber ich muss­te eben gute Mie­ne zum bö­sen Spiel ma­chen. Schließ­lich hät­te ich von An­fang an wis­sen müs­sen, dass ein Jour­na­list nie­mals auf ei­ge­ne Faust über sich und sei­ne Zeit ver­fü­gen kann.

»Dann wer­de ich mir die Sa­che aus dem Kop­fe schla­gen«, sag­te ich so hei­ter, als es mir in mei­ner Stim­mung mög­lich war. »Was für eine Auf­ga­be hät­ten Sie denn für mich?«

»Ich möch­te, dass Sie die­sen Teu­fels­kerl da drun­ten in Ro­ther­field in­ter­view­en.«

»Wie – Sie mei­nen doch nicht etwa Pro­fes­sor Chal­len­ger?«, rief ich.

»Gera­de ihn mei­ne ich – na­tür­lich. Er hat vo­ri­ge Wo­che den jun­gen Alex Simp­son vom Cou­rier beim Kra­gen und an den Ho­sen­trä­gern er­wi­scht und ihn so eine Mei­le lang hin­ter sich über die Land­stra­ße her­ge­schleift. Sie wer­den ja wohl im Po­li­zei­be­richt dar­über ge­le­sen ha­ben. Un­se­re Jun­gens wür­den eben­so gern einen aus dem Zoo ent­wisch­ten Al­li­ga­tor in­ter­view­en. Sie sind der ein­zi­ge Mensch, der das ma­chen könn­te – Sie, der lang­jäh­ri­ge Freund die­ses Kro­ko­dils.«

»Klar!«, sag­te ich er­leich­tert, »das ver­ein­facht die Sa­che be­deu­tend. Ich woll­te Sie näm­lich um Ur­laub bit­ten, um Pro­fes­sor Chal­len­ger zu be­su­chen. Es kommt jetzt der Jah­res­tag ei­nes ganz be­son­de­ren Aben­teu­ers, das wir vier zu­sam­men er­lebt ha­ben und da hat er uns alle ein­ge­la­den, ihn zu be­su­chen und mit ihm den Tag zu fei­ern.«

»Fa­mos!«, rief McArd­le, in­dem er sich die Hän­de rieb und mich durch sei­ne Bril­lenglä­ser freu­de­strah­lend an­fun­kel­te. »Dann wer­den Sie ja ge­nug des In­ter­essan­ten aus ihm her­aus­brin­gen kön­nen. Wäre er nicht er, wür­de ich al­les für lee­res Ge­schwätz hal­ten, aber der Mann hat schon ein­mal in ei­nem ähn­li­chen Fal­le Recht be­hal­ten und wer weiß, was dies­mal wie­der ein­tre­ten kann.«

»Was soll er mir denn so Be­son­de­res mit­tei­len?«, frag­te ich, »was ist denn ge­sche­hen?«

»Ja, ha­ben Sie denn nicht sei­nen Brief über die Wis­sen­schaft­li­chen Mög­lich­kei­ten in der heu­ti­gen Ti­mes ge­le­sen?«

»Nein.«

McArd­le tauch­te un­ter den Tisch und fisch­te eine Zei­tung vom Fuß­bo­den auf.

»Bit­te, le­sen Sie laut«, sag­te er, in­dem er mich auf eine Stel­le hin­wies. »Denn ich weiß nicht, ob ich al­les ge­nau ver­stan­den habe, und wür­de es ger­ne noch ein­mal von Ih­nen hö­ren.«

Ich las also Fol­gen­des vor:

»Wis­sen­schaft­li­che Mög­lich­kei­ten.

Geehr­ter Herr! Mit stil­lem Er­göt­zen, dem je­doch auch ei­ni­ge we­ni­ger schmei­chel­haf­te Emp­fin­dun­gen bei­ge­mengt wa­ren, habe ich den au­ßer­or­dent­lich selbst­zu­frie­de­nen und au­ßer­or­dent­lich al­ber­nen Brief des Ja­mes Wil­son MacPhail ge­le­sen, den Sie kürz­lich in Ihrem Blat­te brach­ten und der das Ver­schwim­men der Fraun­ho­fer’­schen Li­ni­en in den Spek­tren der Pla­ne­ten, wie auch der Fix­ster­ne be­han­del­te. Je­ner Herr be­zeich­net die Sa­che als völ­lig be­lang­los. Ein et­was schär­fe­rer Ver­stand al­ler­dings wür­de die­ser Er­schei­nung be­son­de­re Be­deu­tung bei­mes­sen, da sie letz­ten En­des das Wohl und Wehe al­ler Le­be­we­sen be­rüh­ren kann. Ich kann ja wohl nicht da­mit rech­nen, dass es mir mög­lich sein wür­de, mit wis­sen­schaft­li­chen Fach­aus­drücken das Ver­ständ­nis je­ner geis­tig ab­ge­stumpf­ten Krei­se zu er­rei­chen, wel­che ge­wohnt sind, ihr Wis­sen aus den Spal­ten ei­ner Ta­ges­zei­tung zu schöp­fen. Ich will es da­her ver­su­chen, mich dem be­schränk­ten Fas­sungs­ver­mö­gen eben die­ser Krei­se an­zu­pas­sen und die Sach­la­ge durch ein hand­greif­li­ches Bei­spiel zu il­lus­trie­ren, das sich wohl in­ner­halb der Ver­stan­des­gren­zen Ih­rer Le­ser be­we­gen wird.«

»Ein un­glaub­li­cher Kerl!«, rief McArd­le aus, »Der könn­te selbst das Ge­fie­der ei­ner neu­ge­bo­re­nen Tur­tel­tau­be zum Sträu­ben brin­gen und in der sanf­tes­ten Quä­ker­ver­samm­lung einen Aufruhr pro­vo­zie­ren. Nun be­grei­fe ich auch, dass ihm der Bo­den Lon­d­ons zu heiß ge­wor­den ist. Scha­de, Mis­ter Ma­lo­ne, denn er ist wirk­lich ein be­deu­ten­der Kopf. Nun, jetzt wol­len wir ein­mal den Ver­gleich hö­ren.«

Ich fuhr fort: »Neh­men wir an, dass ein klei­nes Bün­del mit­ein­an­der ver­knüpf­ter Kor­ken durch den At­lan­ti­schen Ozean in ei­ner lang­sa­men Strö­mung da­hin­treibt. Tag für Tag schwim­men die Kor­ken un­ter stets gleich­mä­ßi­gen Ver­hält­nis­sen lang­sam wei­ter. Hät­ten die­se Kor­ken einen ih­nen an­ge­mes­se­nen Ver­stand, so wür­den sie wahr­schein­lich über­zeugt sein, dass die­ser Zu­stand der Din­ge ewig gleich­blei­bend ist. Wir aber, mit un­se­rem so über­le­ge­nen Fas­sungs­ver­mö­gen, wis­sen, dass sich viel­leicht et­was er­eig­nen kann, wor­auf die Kor­ken nicht ge­fasst sind. So könn­ten sie an ein Schiff oder einen schla­fen­den Wal­fisch trei­ben oder sich in See­tang ver­wi­ckeln. Letz­ten En­des aber müss­te ihre Rei­se da­mit en­den, dass die Kor­ken ir­gend­wo an die Fels­küs­te La­b­ra­dors ge­wor­fen wer­den wür­den. Aber sie ah­nen nichts von all dem, da sie doch so sanft und gleich­mä­ßig Tag für Tag in ei­nem, wie sie an­neh­men, un­be­grenz­ten und ewig gleich­mä­ßi­gen Ozean weiter­schwim­men.

Ihre Le­ser wer­den viel­leicht schon be­grei­fen, dass ich in die­sem Gleich­nis mit dem Ozean den un­end­li­chen Äther mei­ne, durch den wir trei­ben und dass die zu­sam­men­ge­bun­de­nen Kor­ken das klei­ne, un­be­deu­ten­de Pla­ne­ten­sys­tem dar­stel­len sol­len, wel­chem wir an­ge­hö­ren. Eine Son­ne drit­ten Gra­des, mit ei­nem Pack von un­be­deu­ten­den Sa­tel­li­ten hin­ter­her, trei­ben wir un­ter stets gleich schei­nen­den Ver­hält­nis­sen ei­nem un­be­kann­ten Ende zu, ei­ner ganz ab­scheu­li­chen Ka­ta­stro­phe, die uns in den äu­ßers­ten Gren­zen des Rau­mes er­ei­len wird, wo wir über einen Äther-Nia­ga­ra hin­ab­stür­zen oder an ei­nem un­sicht­ba­ren La­b­ra­dor zer­schel­len wer­den. Ich tei­le den seich­ten und un­wis­sen­den Op­ti­mis­mus Ihres Kor­re­spon­den­ten Ja­mes Wil­son MacPhail kei­nes­wegs, son­dern glau­be viel­mehr, dass es ge­bo­ten wäre, eine Ver­än­de­rung un­se­rer kos­mi­schen Um­ge­bung, wel­che schließ­lich un­ser al­ler Schick­sal be­deu­ten kann, auf das Ge­naues­te zu er­for­schen.«

»Mensch, das wäre doch ein fa­bel­haf­ter Pre­di­ger ge­wor­den«, mein­te McArd­le. »Sei­ne Wor­te dröh­nen wie eine Or­gel. Aber se­hen wir wei­ter, was ihm ei­gent­lich sol­che Sor­gen be­rei­tet.«

»Das Ver­schwim­men und Ver­schwin­den der Fraun­ho­fer’­schen Li­ni­en im Spek­trum weist mei­ner An­sicht nach auf eine Ver­än­de­rung im Kos­mos hin, eine Ver­än­de­rung von ganz be­son­de­rer Art. Das Licht der Pla­ne­ten ist be­kannt­lich der Re­flex des Son­nen­lich­tes. Das Licht der Fix­ster­ne hin­ge­gen strömt aus ih­nen selbst her­vor. Nun zeigt ge­gen­wär­tig so­wohl das Spek­trum der Pla­ne­ten wie das der Fix­ster­ne die­sel­be Ver­än­de­rung. Kann der Grund hier­zu wirk­lich an al­len die­sen Pla­ne­ten und Fix­ster­nen selbst lie­gen? Das hal­te ich für aus­ge­schlos­sen. Von wel­cher ge­mein­sa­men Ver­än­de­rung soll­ten sie plötz­lich alle be­fal­len wor­den sein? Oder ist viel­leicht der Grund eine Ver­än­de­rung der Erdat­mo­sphä­re? Das wäre even­tu­ell mög­lich, ist je­doch nicht wahr­schein­lich, da wir hier­für kein sicht­ba­res An­zei­chen ha­ben und dies­be­züg­li­che che­mi­sche Ana­ly­sen er­geb­nis­los ge­blie­ben sind. Was gib­t’s also für eine drit­te Mög­lich­keit? Eine Ver­än­de­rung in dem so un­end­lich fei­nen Äther, dem le­ben­den Me­di­um, das Stern mit Stern ver­bin­det und das gan­ze Wel­tall aus­füllt. Tief un­ten in die­sem Ozean trei­ben wir in lang­sa­mer Strö­mung da­hin. Ist es nun nicht mög­lich, dass die­se Strö­mung uns in Ät­her­zo­nen führt, wel­che uns neu sind und Ei­gen­schaf­ten be­sit­zen, von wel­chen wir nie et­was er­fah­ren ha­ben? Ir­gend­ei­ne sol­che Ver­än­de­rung im Äther dürf­te vor­han­den sein, die kos­mi­sche Ver­än­de­rung des Spek­trums spricht da­für. Die­ser Um­stand kann güns­tig für uns sein, kann Ge­fah­ren für uns ber­gen und kann drit­tens mit kei­ner­lei Wir­kung für uns ver­bun­den sein. Wir wis­sen vor­läu­fig gar nichts dar­über. Ein­fäl­ti­ge Beo­b­ach­ter mö­gen die gan­ze An­ge­le­gen­heit als un­be­deu­tend ab­tun, je­mand aber, der wie ich, einen doch et­was schär­fe­ren Ver­stand be­sitzt, muss be­grei­fen, dass die Mög­lich­kei­ten, die im Wel­tall ru­hen, un­be­grenzt sind und dass der am klügs­ten ist, der stets auf Un­vor­her­ge­se­he­nes vor­be­rei­tet ist. Um nun mit ei­nem au­gen­fäl­li­gen Bei­spiel zu kom­men: Wer kann be­wei­sen, dass je­ner all­ge­mei­ne Aus­bruch ei­ner ge­heim­nis­vol­len Krank­heit bei den ein­ge­bo­re­nen Stäm­men Su­ma­tras, von dem in Ihrem Blat­te ge­ra­de am sel­ben Mor­gen be­rich­tet wur­de, nicht ir­gend­wie im Zu­sam­men­hange mit je­ner an­ge­nom­me­nen kos­mi­schen Ver­än­de­rung steht, auf wel­che eben die­se Völ­ker frü­her rea­gie­ren mö­gen, als die kom­pli­zier­te­ren Eu­ro­pä­er? Das wäre eine Fra­ge, die sich der­zeit we­der mit Ja noch mit Nein be­ant­wor­ten lässt. Im­mer­hin wäre der­je­ni­ge, der nicht be­grei­fen wür­de, dass die wis­sen­schaft­li­che Mög­lich­keit hier­zu tat­säch­lich vor­han­den ist, in der Tat ein ganz un­ver­bes­ser­li­cher Dumm­kopf.

Mit Hochach­tung Ge­or­ge Eduard Chal­len­ger. The Bri­ars, Ro­ther­field.«

»Das ist doch wirk­lich ein fa­bel­haft an­re­gen­der Brief«, mein­te McArd­le ge­dan­ken­voll und steck­te sich eine Zi­ga­ret­te in die lan­ge Glas­röh­re, die ihm als Zi­ga­ret­ten­hal­ter diente. »Was den­ken Sie dar­über, Mr. Ma­lo­ne?«

Zu mei­ner Be­schä­mung muss­te ich ge­ste­hen, dass ich über die frag­li­che An­ge­le­gen­heit nicht das Ge­rings­te wuss­te. Was vor al­lem wa­ren Fraun­ho­fer’­sche Li­ni­en? McArd­le hat­te sich mit Hil­fe un­se­res wis­sen­schaft­li­chen Re­dak­teurs über die Sa­che in­for­miert und ent­nahm sei­nem Schreib­tisch zwei je­ner viel­far­bi­gen Bän­der, ähn­lich den Kap­pen­bän­dern ei­nes jun­gen, ehr­gei­zi­gen Kricket­klubs.

McArd­le zeig­te mir nun ge­wis­se schwar­ze Li­ni­en, die quer über die Par­al­lel­rei­hen der Far­ben – rot, oran­ge, gelb, grün, blau, in­di­go, vio­lett – lie­fen.

»Die­se dunklen Strei­fen hier sind eben die Fraun­ho­fer’­schen Li­ni­en«,1 sag­te er. »Die Far­ben zu­sam­men sind das Licht selbst. Je­des Licht, das Sie durch ein Pris­ma spal­ten, er­gibt die­se Far­ben. Und zwar im­mer die­sel­ben. Die Far­ben sind also nicht das Be­deu­ten­de. Be­stim­mend sind die Li­ni­en, denn sie ver­än­dern sich je nach dem Ur­sprungs­kör­per des Lich­tes. Die­se Li­ni­en sind es, die, sonst völ­lig klar, in der letz­ten Wo­che ver­schwom­men sind und alle Astro­no­men kön­nen sich we­gen der Ur­sa­che nicht ei­nig wer­den. Hier ha­ben Sie eine Pho­to­gra­phie die­ser ver­schwom­me­nen Li­ni­en. Wir brin­gen das Bild mor­gen her­aus. Bis­her hat ja das Pub­li­kum sich nicht da­für in­ter­es­siert, doch jetzt wird es durch den Brief Chal­len­gers in der Ti­mes mei­ner Mei­nung nach ziem­lich auf­ge­rüt­telt wer­den.«

»Und was ist mit Su­ma­tra?«

»Das ist al­ler­dings ein wei­ter Weg – von den ver­schwim­men­den Li­ni­en im Spek­trum zu den kran­ken Ein­ge­bo­re­nen in Su­ma­tra. Aber Chal­len­ger hat uns schon ein­mal be­wie­sen, dass sei­ne Be­haup­tun­gen Hand und Fuß ha­ben. Dort un­ten ist also eine Krank­heit aus­ge­bro­chen, wel­che die merk­wür­digs­ten Wir­kun­gen auf die Ein­ge­bo­re­nen mit sich bringt. Dazu kommt, dass nach ei­ner so­eben ein­ge­trof­fe­nen Ka­bel­mel­dung aus Sin­ga­pur die Leucht­feu­er in der Sun­da­stra­ße2 plötz­lich er­lo­schen sind. Die Fol­ge da­von war, dass dort na­tür­lich so­fort zwei Schif­fe an der Küs­te auf­ge­lau­fen sind. Das al­les zu­sam­men ist je­den­falls ge­nug Ma­te­ri­al für Sie, um Chal­len­ger zu in­ter­view­en. Und wenn Sie wirk­lich et­was aus ihm her­aus­brin­gen, schi­cken Sie uns eine Spal­te für das Mon­tag­blatt.«

Ich ver­ab­schie­de­te mich von McArd­le. Auf der Trep­pe hör­te ich, wie man vom War­te­zim­mer aus mei­nen Na­men rief. Es war ein Te­le­gra­phen­bo­te, der mir eine De­pe­sche brach­te, wel­che man mir von mei­ner Woh­nung in Strea­tham nach­ge­schickt hat­te.

Das Te­le­gramm kam eben von je­nem Man­ne, über den wir ge­ra­de ge­spro­chen hat­ten, und lau­te­te:

Ma­lo­ne, 17 Hill street, Strea­tham, mit­brin­get Sau­er­stoff, Chal­len­ger.

»Mit­brin­get Sau­er­stoff?!« Ich er­in­ner­te mich, dass der Pro­fes­sor den Hu­mor ei­nes Mam­muts be­saß, der ihn oft zu den plumps­ten und un­er­quick­lichs­ten Ka­prio­len ver­an­lass­te. Soll­te das viel­leicht ei­ner je­ner Scher­ze sein, die ihn dann stets der­art in brül­len­des Ge­läch­ter aus­bre­chen lie­ßen, dass sei­ne Au­gen völ­lig ver­schwan­den – aus dem ein­fa­chen Grun­de, weil er nach sol­chen Scher­zen der­ma­ßen lach­te, dass von sei­nem Ant­lit­ze nichts zu se­hen war als ein rie­sig auf­ge­sperr­ter Ra­chen und ein wa­ckeln­der, bu­schi­ger Bart. Wo­bei ihn die erns­ten und un­be­weg­li­chen Mie­nen sei­ner Um­ge­bung nie im ge­rings­ten aus der Fas­sung brin­gen konn­ten.

Ich las im­mer wie­der, ohne je­doch ein Kenn­zei­chen da­für zu fin­den, dass es sich hier tat­säch­lich um einen Scherz hand­le. Es muss­te also doch ein ernst zu neh­men­der Auf­trag sein, al­ler­dings ei­ner von selt­sa­mer Art. Je­den­falls dach­te ich nicht im Ent­fern­tes­ten dar­an, etwa ei­nem von ihm er­teil­ten, si­cher­lich wohl­durch­dach­ten Wunsch nicht Fol­ge zu leis­ten. Vi­el­leicht hat­te er ir­gend­ein wich­ti­ges che­mi­sches Ex­pe­ri­ment vor, viel­leicht – nun, es war ja nicht mei­ne Sa­che, dar­über nach­zu­den­ken, wie er den Sau­er­stoff ver­wen­den wür­de. Ich muss­te ihn eben be­sor­gen.

Ich hat­te noch un­ge­fähr eine Stun­de Zeit bis zum Ab­gang mei­nes Zu­ges, nahm also ein Taxi, nach­dem ich im Te­le­fon­buch die Adres­se ei­ner Sau­er­stoff­fa­brik in der Ox­ford Street fest­ge­stellt hat­te, und ließ mich dort­hin füh­ren.

Als ich aus­stieg, ka­men mir zwei jun­ge Leu­te ent­ge­gen, die, aus der Fa­brik tre­tend, müh­sam einen ei­ser­nen Zy­lin­der in ein auf der Stra­ße war­ten­des Au­to­mo­bil ho­ben. Ein al­ter Mann sah ih­nen zu und zank­te da­bei mit krei­schen­der Stim­me in höh­ni­schem Tone auf sie ein. Un­ver­mit­telt wen­de­te er sich mir zu. Die­se schar­fen Züge und der Zie­gen­bart wa­ren nicht zu ver­ken­nen. Kein Zwei­fel – es war mein al­ter sau­er­töp­fi­scher Ge­fähr­te, Pro­fes­sor Sum­mer­lee.

»Was«, rief er, »Sie wer­den mir doch nicht ein­re­den wol­len, dass Sie eben­falls ein so un­sin­ni­ges Te­le­gramm von we­gen Sau­er­stoff er­hal­ten ha­ben?«

Ich zog es her­vor und hielt es ihm hin.

Er blick­te mich an und mein­te: »Also ich habe auch ei­nes er­hal­ten und sei­ne Wei­sung be­folgt – wenn auch sehr ge­gen mei­nen Wil­len. Un­ser gu­ter Freund ist so un­mög­lich wie im­mer. Er kann doch wirk­lich den Sau­er­stoff nicht so drin­gend brau­chen, dass er die ge­wöhn­li­chen Mit­tel zur Be­schaf­fung au­ßer Acht lässt und die Zeit von Leu­ten in An­spruch nimmt, die mehr und Wich­ti­ge­res zu tun ha­ben als er. Wa­rum hat er nicht von der Fa­brik be­stellt?«

Ich konn­te nur er­wi­dern, dass wahr­schein­lich ein wich­ti­ger An­lass hier­für vor­han­den sein müs­se.

»Nun, viel­leicht hat er nur den An­lass für so wich­tig ge­hal­ten, was im­mer­hin eine an­de­re Sa­che ist. Jetzt brau­chen Sie na­tür­lich kei­nen Sau­er­stoff zu kau­fen, da ich oh­ne­dies eine an­sehn­li­che Men­ge mit­neh­me.«

»Er scheint aber aus ir­gend­ei­nem be­son­de­ren Grun­de zu wün­schen, dass ich eben­falls Sau­er­stoff be­sor­ge und ich möch­te nicht ger­ne ge­gen sei­nen Wil­len han­deln.«

Ohne den brum­mi­gen Wi­der­spruch des Pro­fes­sors zu be­ach­ten, kauf­te ich das glei­che Quan­tum wie er und bald stand ne­ben sei­nem Zy­lin­der ein Zwei­ter im Auto. Sum­mer­lee woll­te mich zum Vic­to­ria-Bahn­hof mit­neh­men.

Ich ging also zum Chauf­feur mei­nes Ta­xis hin­über, um ihn zu ent­loh­nen. Er nann­te mir einen Fahr­preis, der weit über das Zu­läs­si­ge hin­aus­ging, und be­nahm sich au­ßer­or­dent­lich streit­süch­tig. Als ich wie­der zu Sum­mer­lee trat, hat­te er eben eine wü­ten­de Aus­ein­an­der­set­zung mit den bei­den Män­nern, wel­che den Sau­er­stoff zum Wa­gen ge­tra­gen hat­ten und da­bei zit­ter­te sein klei­ner, wei­ßer Zie­gen­bart vor Auf­re­gung auf und nie­der. Ei­ner von den Ker­len hieß ihn, so­viel ich mich er­in­ne­re, einen »dum­men, al­ten, ge­bleich­ten Ka­ka­du«, was den Chauf­feur des Pro­fes­sors der­ma­ßen er­bos­te, dass er von sei­nem Sitz her­un­ter­sprang und hand­greif­lich für sei­nen Herrn ein­tre­ten woll­te. Nur mit Mühe ge­lang es mir, eine Rau­fe­rei zu ver­hin­dern.

Alle die­se wie auch die fol­gen­den klei­nen Zwi­schen­fäl­le mö­gen be­lang­los er­schei­nen und sind auch da­mals nicht wei­ter be­ach­tet wor­den. Wenn ich heu­te zu­rück­bli­cke, er­ken­ne ich je­doch den Zu­sam­men­hang mit je­ner Be­ge­ben­heit, über die ich be­rich­ten will.

Wie mir schi­en, war der Chauf­feur ein Neu­ling oder viel­leicht hat­te die Auf­re­gung über den Zwi­schen­fall ihn der Herr­schaft über sein Auto be­raubt – je­den­falls fuhr er wüst dar­auf los. Auf dem Weg zur Bahn wä­ren wir zwei­mal bei­na­he mit eben­so toll und re­gel­los da­her­ra­sen­den Fahr­zeu­gen zu­sam­men­ge­sto­ßen und ich weiß noch, dass ich ta­delnd zu Sum­mer­lee be­merk­te, die Ge­schick­lich­keit der Lon­do­ner Wa­gen­len­ker hät­te be­deu­tend nach­ge­las­sen. Ein­mal saus­ten wir knapp an ei­nem großen Knäu­el von Men­schen vor­bei, die an der Ecke von The Mall3 ei­ner Rau­fe­rei zu­sa­hen. Alle die­se Leu­te, die sich an und für sich schon in ho­her Auf­re­gung be­fan­den, ge­rie­ten in au­ßer­or­dent­li­che Er­bit­te­rung über un­se­ren un­ge­schick­ten Chauf­feur und ein Bur­sche sprang auf das Tritt­brett und schwang einen Stock über un­se­re Köp­fe. Ich stieß ihn zu­rück und wir wa­ren froh, als wir die Leu­te hin­ter uns hat­ten und mit hei­ler Haut aus dem Park drau­ßen wa­ren.

Alle die­se Epi­so­den hat­ten an mei­nen Ner­ven ge­zerrt und auch die Ge­duld mei­ner Ge­fähr­ten hat­te an­schei­nend durch die­se Fol­ge von Zwi­schen­fäl­len ihr Ende er­reicht.