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Nach ihrem Studium und ersten beruflichen Erfahrungen im Tourismus-Geschäft beschließen zwei Freunde, gemeinsam mit ihren Partnerinnen, ein Startup-Unternehmen zu gründen. Die Anteile an der neuen Firma sind zwischen den beiden Freunden sehr unterschiedlich, was schnell zu einer Belastung zwischen den Inhabern führt. Nach den ersten guten Jahren gerät die Senioren-Travel GmbH in ernste Probleme, die der Mehrheits-Anteilseigner nicht verkraftet. Es kommt zu einem Zerwürfnis der Partnerschaften, und die Freundschaft schlägt um in Misstrauen und Hass. Auf einer Kreuzfahrt, die den Bestand der Firma retten soll, kommt es zum Eklat. Ein ausgeklügelter Mordplan entsteht. Der Autor beschreibt die unterschiedlichen Charaktere der vier jungen Leute mit viel Einfühlungsvermögen und lässt die Leserinnen und Leser teilnehmen an der spannenden Ermittlungsarbeit der Polizei auf Madeira und in Hannover.
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Seitenzahl: 253
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Peter Schröder begann nach einer langen Berufszeit im hohen Alter mit dem Schreiben. Nach den Schilderungen von Erlebnissen aus seiner Kindheit und Jugendzeit „Soll wohl alles sowas sein…“ beschrieb er seine fast vierzigjährigen Segelerfahrungen. „Verdammte Alte Haudegen“ Es folgten nach kurzer Zeit seine ersten Romane. „Das Geheimnis des Kleinen Belt“ und „Tattoo“. „Das Ende einer Kreuzfahrt“ setzt diese Reihe fort.
www.peter-schroeder-autor.de
Sämtliche Handlungen, Charaktere und Dialoge sind rein fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen, Firmen, Organisationen etc. sind rein zufällig. Geografische Schilderungen basieren auf eigenen Recherchen vor Ort und in vielfältigen Medien.
Mein besonderer Dank für das Gelingen dieses Buches gilt meinem Bruder Bernd. Er gestaltete den Umschlag und half mir beim druckfertigen Seitenaufbau und mit vielen technischen Hinweisen. Sabine bin ich dankbar für das Lektorat.
Für Elke
Prolog
Kapitel 1
Die Jahre zuvor - Jens und Lasse
Kapitel 2
Die Jahre zuvor - Tina und Gerti
Kapitel 3
Die Jahre zuvor - Jens und Gerti
Kapitel 4
Die Jahre zuvor - Lasse und Tina
Kapitel 5
Samstag, 11. Juli 2015
Kapitel 6
Kapitel 7
Die guten Jahre: 2016 - 2019
Kapitel 8
Die Corona Jahre: 2020 - 2021
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Samstag, 13. Februar 2022
Kapitel 13
Der Plan
Kapitel 14
Kapitel 15
Donnerstag, 18.2.
Kapitel 16
Kapitel 17
Die Tat: Donnerstag, 18.02. 18.45 Uhr
Kapitel 18
Donnerstag, 18.02. 19.15 Uhr
Kapitel 19
Donnerstag, 18.02. 19.25 Uhr
Kapitel 20
Donnerstag, 18.02. 20.30 Uhr
Kapitel 21
Donnerstag, 18.02. 21 Uhr
Kapitel 22
Donnerstag, 18.02. 22.15 Uhr
Kapitel 23
Freitag, 19.02. 10 Uhr
Kapitel 24
Samstag, 20.02.
Kapitel 25
Sonntag, 21.02.
Kapitel 26
Montag, 22.02.
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Dienstag, 23.02.
Kapitel 30
Mittwoch, 24.02.
Kapitel 31
Kapitel 32
Hannover, Donnerstag, 25.02.
Kapitel 33
Freitag, 26.02.
Kapitel 34
Samstag, 27.02.
Kapitel 35
Sonntag, 28.02.
Kapitel 36
Montag, 01.03.
Kapitel 37
Dienstag, 02.03.
Kapitel 38
Kapitel 39
Mittwoch, 03.03.
Kapitel 40
Donnerstag, 04.03.
Kapitel 41
Freitag, 05.03.
Kapitel 42
Samstag, 06.03. und Sonntag, 07.03.
Kapitel 43
Montag, 08.03.
Kapitel 44
Dienstag, 09.03.
Kapitel 45
Mittwoch, 10.03.
Kapitel 46
Donnerstag, 11.03.
Kapitel 47
Freitag, 12.03.
Kapitel 48
Samstag, 13.03.
Kapitel 49
Sonntag, 14.03
Kapitel 50
Montag 15.03.
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Dienstag, 16.03.
Kapitel 54
Mittwoch, 17.03.
Kapitel 55
Donnerstag, 18.03.
Kapitel 56
Freitag, 19.03. - Sonntag, 19.03.
Kapitel 57
Montag, 20.03.
Kapitel 58
Mittwoch, 05.04. bis Donnerstag, 06.04.
Kapitel 59
Freitag, 07.04.
Kapitel 60
Die Urteilsverkündung
Epilog
Im Büro der Firma „Senioren Travel GmbH“ wurde nicht viel gesprochen. Die Arbeitsabläufe waren seit Jahren bekannt und die Zuständigkeiten verteilt.
Es war nicht ungewöhnlich, dass die vier Mitarbeiter des kleinen Startup-Unternehmens um 21 Uhr noch vor ihren groß dimensionierten Flachbildschirmen sassen. Das Ergebnis war das Unternehmensziel. Die Zeit wurde untergeordnet.
Die Corona Pandemie hatte bereits eine lange Durststrecke für der Tourismus Branche mit sich gebracht. Viele Marktteilnehmer hatten die Krise nicht überlebt. Das betraf bekannte, große Firmen aber auch viele kleine, die nicht über eine entsprechende Finanzkraft verfügten, um zwei Jahre der Stagnation und des Rückganges zu überstehen.
Die vier Gehälter für die zwei Paare, die das Personal der Firma bildeten, mussten gekürzt werden. Das bedeutete Einschränkungen in den privaten Budgets, aber zumindest wurden hiermit die Arbeitsplätze gesichert und die Position im Markt gehalten.
Für Lasse und Tina waren die Monate der Einschränkungen eine echte Herausforderung. Sie hatten bei weitem nicht die finanzielle Basis wie Jens und Gerti.
Der Markt wartete dringend auf positive Signale, und man war bereit, verlorenes Terrain wieder zurückzugewinnen.
Das Abendessen bestand aus zwei großen Familienpizzen. Der Fahrer des Pizza-Service kannte den Weg nur zu gut. Jens machte einen Rotwein auf. Er hatte den Vorteil, dass er nicht mehr fahren musste. Jens und Gerti wohnten oben im Haus.
Lasse und Tina waren mit dem Wagen gekommen, den sie glücklicherweise in der Regel direkt auf der gegenüberliegenden Straßenseite, vor dem Wald, parken konnten.
Die euphorische Stimmung, mit der Jens und Lasse vor einigen Jahren die Firma gegründet hatten, war längst in eine Zweckgemeinschaft umgeschlagen. Aus dem uneingeschränkten Vertrauen war ein gegenseitiges Beobachten geworden. Das lag auch daran, dass die Pandemie nach Lösungen rief, die nicht mehr gemeinschaftlich und in voller Überzeugung von den beiden Gründern getroffen wurden.
Jens setzte zunehmend seine Entscheidungen durch, immer öfter mit dem Hinweis, dass er letztlich der Mehrheitsgesellschafter sei und mit seinem Kapitalanteil in ein größeres Risiko ginge als Lasse.
Die beiden Frauen litten unter den Auseinandersetzungen der Männer, und ihre Freundschaft nahm auf diese Weise Schaden. Einem neutralen Beobachter wäre aufgefallen, dass Tina und Gerti zunehmend weniger die Positionen ihrer Partner unterstützten.
Jens war in Hannover aufgewachsen, in einem behüteten Elternhaus. Sie wohnten in der stattlichen Villa an der Eilenriede, die in den späteren Jahren immer sein Lebensmittelpunkt geblieben ist.
Sehr zur Freude seiner Eltern verlief die Schulausbildung ohne jegliche Einschränkung. Sein Vater, Wilhelm Busemann, hatte klare Vorstellungen, was die weitere Ausbildung seines einzigen Sohnes betraf. Jens sollte das Maklerbüro übernehmen.
„Dazu brauchst du ein betriebswirtschaftliches Studium. Dann hast du eine solide Grundlage für unser Geschäft“, hatte er bei jeder Gelegenheit laut verkündet.
Er versuchte schon während der späten Jahre auf dem Gymnasium Jens in das Immobiliengeschäft einzuführen und ihn dafür zu begeistern. Es zeigte sich jedoch sehr bald, dass bei Jens der Funke nicht übersprang.
Zur großen Enttäuschung seines Vaters begann Jens nach dem erfolgreich bestandenen Abitur ein Studium in Bremen. Man konnte dort an der Uni den Fachbereich Touristik belegen. Das war für Jens eine gute Basis, sich später in dem Berufsfeld Tourismus und Reisen zu betätigen.
Nach einem erforderlichen betriebswirtschaftlichen Grundstudium konnte er sich in der zweiten Hälfte seiner Ausbildung auf seinen späteren Beruf vorbereiten. Wie so oft, wenn sich die persönliche Neigung mit dem Bildungsangebot deckt, ist das Studium ein Selbstläufer. Entsprechend war sein Abschluss.
Während des Studiums in Bremen freundeten sich Jens und Lasse an, der bereits seit zwei Semestern dort dieselbe Fachrichtung belegt hatte. Im Jahre 2003 bot sich für Jens die Gelegenheit, zu Lasse in die WG zu ziehen, nachdem ein Kommilitone nach dem Ende seines Studiums ausgezogen war.
Jens war zwar von seinem Vater finanziell gut für das Studium ausgestattet worden und hätte sich sogar ein eigenes, kleines Apartment leisten können, ihm gefiel jedoch das Leben in einer WG, wo man das Leben zu zweit organisieren und sich über alle Fragen des Lebens austauschen konnte.
Lasse und Jens waren zwar nicht immer einer Meinung, wenn es um die Bewertung mancher politischer oder gesellschaftlicher Fragen ging, die Einigkeit bezüglich ihrer beruflichen Zukunft in der Tourismus Branche schweißten sie jedoch zusammen.
Es wurde oft bis spät in die Nacht bei der einen oder anderen Flasche Rotwein über Reisen in ferne Länder gesprochen und über die Chancen, ihre Hobbys zum Beruf zu machen. In den langen Semesterferien war Jens viel unterwegs, während Lasse auf irgendeine Weise Geld für sein Studium verdienen musste. Jens und Lasse waren zwar gute Freunde, ihre wirtschaftliche Basis war allerdings sehr unterschiedlich. Im Bereich des Sports gab es jedoch viele Gemeinsamkeiten, wenn es um Sportarten ging, die wenige eigene Beiträge erforderten, da die Uni entsprechende Angebote hatte.
Die beiden waren im Ruder- und Segelclub der Universität, und sie spielten gemeinsam im Fußballteam. Darüber hinaus konnte sich Jens die Mitgliedschaft in einem teuren Tennisclub leisten, der ihn in gehobene gesellschaftliche Ebenen brachte. Wenn er zu Hause in Hannover darüber berichtete, war Vater Wilhelm stolz auf seinen Sohn.
Die beiden Freunde hatten sich schon früh vor Ende der Studienzeit bei großen Reiseunternehmen in Deutschland beworben. Es war wohl eine schicksalhafte Fügung, dass beide in kurzem zeitlichen Abstand ein Angebot eines großen deutschen Touristikkonzerns in Hannover erhielten.
Die Jobs waren vergleichbar. Sie starteten beiden als Junior Produkt Manager. Jens bekam eine Aufgabe im Bereich Kreuzfahrten, das Fachgebiet von Lasse war zu Beginn Nordlandreisen. Für Jens bedeutete der Standort Hannover ein Heimspiel. Er konnte zunächst wieder bei seinen Eltern an der Eilenriede wohnen, mit allen finanziellen Vorteilen.
Für Lasse wäre der Weg von Oldenburg nach Hannover zu weit gewesen. Er fand ein kleines Apartment in einem alten Mehrfamilienhaus in der Heidornstraße. Immerhin war die Lage in der Südstadt verkehrstechnisch gut. Er konnte gleich um die Ecke, in der Hildesheimer Straße, in die U-Bahn einsteigen. Anders als Jens musste er auf ein Auto verzichten. Das war bei dem bescheidenen Einstiegsgehalt noch nicht möglich.
Die beiden Freunde verbrachten in den Jahren ihrer Arbeit im Konzern viel gemeinsame Zeit miteinander. Ihre Leidenschaft, den Rudersport, konnten sie am Maschsee weiter verfolgen.
Lasse war im Haus von Jens Eltern ein gern gesehener Gast. Vater Wilhelm mochte den bescheidenen Lasse, der aus seiner Sicht nicht so viele Flausen im Kopf hatte wie sein Sohn.
Die harmonische Zeit wurde an dem Tage im Jahre 2009 jäh beendet, als Jens im Büro einen Anruf der Polizei erhielt. Man teilte im vorsichtig mit, dass seine Eltern einen Autounfall hatten und dabei uns Leben gekommen waren.
Dieses tragische Ereignis änderte das weitere Leben von Jens in starkem Maße. Er war schlagartig erwachsen geworden, und seine Leichtigkeit war dahin. Er musste sofort die notwendigen Angelegenheiten erledigen. Jens löste die Immobilienagentur seines Vaters auf und regelte alle weiteren traurigen Dinge.
Das Testament seiner Eltern sah ihn als Alleinerben vor. Wirtschaftlich war er mit einem Mal ein sehr wohlhabender, junger Mann. Das Haus war schuldenfrei, und es gab zwei Lebensversicherungen in sechsstelliger Höhe.
Jens zog nach kurzer Zeit der Neuorientierung in die obere Etage des großen Hauses, das er nun allein bewohnte. Im Erdgeschoss hatte Wilhelm Busemann seine Büroräume, die Jens zunächst als solche beibehielt.
Das ohnehin vorhandene Ungleichgewicht der beiden Freunde änderte sich vollkommen. Es kam Lasse vor, als ob Jens in einer anderen Liga spielen würde. Jens versuchte zwar, die wirtschaftlichen Unterschiede nicht zu deutlich werden zu lassen, aber das gelang nicht immer. Besonders in den Situationen, wenn es darum ging, gemeinsam mal etwas Besonderes, aber Kostspieliges zu unternehmen, musste Lasse sich zurückhalten. Er akzeptierte auch nicht, wenn Jens ihn zu irgendwelchen teuren Dingen einladen wollte. Das verbot ihm sein Stolz.
Speziell in den letzten Jahren vor dem Abitur stand Tina Burghardt bei den Jungs im Mittelpunkt des Interesses. Sie war eine schlanke, groß gewachsene junge Frau mit langen, blonden Haaren. An fehlenden Chancen lag es nicht, dass sie keine feste Partnerschaft mit einem der Mitschüler einging. Sie war sehr wählerisch im Umgang mit dem anderen Geschlecht.
Ihre gesamte Schulzeit hatte sie in Nienburg an der Weser verbracht. Ihre Eltern konnten ihr ein gutes Zuhause bieten, das ihr, je älter sie wurde, auch den Freiraum bot, den sie brauchte. Tinas Mutter war Lehrerin an einer Grundschule, der Vater hatte bis zur Pensionierung vor zwei Jahren sein Berufsleben bei der Polizei in Nienburg und Hannover verbracht.
Tinas Hobbys waren früh erkennbar gewesen, und ihre Eltern förderten ihre Begeisterung für die Leichtathletik. Den größten Erfolg feierte Tina als Siegerin im Fünfkampf bei den Norddeutschen Meisterschaften 2013.
Die Eltern hätten es gern gesehen, wenn Tina direkt nach dem Abi im Jahre 2005 ein Studium begonnen hätte. Ihr Zeugnis hätte ihr viele Studiengänge ermöglicht. Tina bevorzugte eine Berufsausbildung, und sie wollte danach schnell ein selbständiges Leben führen. Die Eltern hatten mit ihr in nahezu allen Ferienzeiten der letzten zehn Jahre Reisen durch viele Länder Europas gemacht. Dazu stand in den ersten Jahren ein Wohnwagen zur Verfügung, der später durch ein komfortables Wohnmobil ersetzt wurde. Tina musste mit sechzehn Jahren zu Hause darum kämpfen, einmal alleine zu reisen, ohne Papa und Mama,
Das änderte sich schlagartig, als sie nach dem Abi eine Ausbildung als Reisebüro-Kauffrau in Hannover begann. Sie wohnte in den drei Jahren weiterhin in Nienburg und pendelte von dort zunächst jeden Tag mit der Bahn zu ihrem Arbeitsplatz. Das wurde angenehmer, als sie sich nach einem Jahr mit Papas Hilfe einen kleinen FIAT leisten konnte.
In der Ausbildungszeit hatte sie Möglichkeiten, zum Teil mit Sonderkonditionen ihres Arbeitgebers, Reisen in fernere Länder zu machen. Nach den Ende der Ausbildungszeit wurde sie sehr gern als Mitarbeiterin übernommen. Das Gehalt stimmte, und ihr wurde immer deutlicher, dass diese berufliche Basis ihr den Weg in die weite Welt öffnen würde.
Der Lebensweg von Gerti Wilhelm verlief auf andere Weise. Aufgewachsen war sie bei ihrer alleinerziehenden Mutter, Hanna. Ihren Vater hatte sie nie kennengelernt. Er verließ Hanna zwei Jahre nach Gertis Geburt und verschwand mit unbekannter Adresse.
Hanna Wilhelm konnte ihren Beruf als Verwaltungsangestellte nur ausüben, weil die Großmutter Gerti über die Jahre bis zur Volljährigkeit betreute. Oma Hilde war eigentlich mit ihrer Geduld und Liebe die Person, die Gertis Leben geprägt hatte. Sie lebten die ganzen Jahre in einem kleinen Reihenhaus in Laatzen, einem Stadtteil von Hannover.
Spätestens in den Oberstufenjahren im Gymnasium in Hannover wurde ihr Verständnis für Zahlen und wirtschaftliche Zusammenhänge deutlich. Das Abi machte sie mit einer glatten Zwei, aber sie entschied sich dennoch nicht für ein Wirtschaftsstudium, sondern trat eine Ausbildung bei einer bekannten Wirtschaftsberatungsfirma in der City von Hannover an.
Das gesamte Erscheinungsbild und das selbstbewusste Auftreten von Gerti wirkten sehr professionell. Das war auch ihren Vorgesetzten nicht verborgen geblieben, und es war selbstverständlich, Gerti nach Abschluss der Ausbildung ein lukratives Angebot für den weiteren Verbleib im Hause zu machen.
“Die Thematik ihres Referates hat mich neugierig gemacht.“
Das war der erste Kontakt, den Jens mit Gerti hatte. Sie sprach als Mitarbeiterin der Unternehmensberatung Kruse & Wilfling über die Kaufkraft der älteren Generation auf einer Tagung des Verbandes der Touristikwirtschaft Niedersachsens in einem Hotel am Rande des Messegeländes. Das war im Jahre 2015.
„Was ist der Grund für ihre Neugier?, fasste Gerti nach.
Der Mann vor ihr gefiel ihr, ohne dass sie dafür einen Grund hätte nennen können.
„Sorry, ich hätte mich zunächst bei ihnen vorstellen müssen. Ihren Namen kenne ich ja bereits aus der Rednerliste. Mein Name ist Jens Busemann. Ich arbeite seit einigen Jahren bei der Touristik AG hier in Hannover. Wir befassen uns intensiv mit der Zielgruppe der Senioren-Generation, die über eine gewaltige Kaufkraft für unser Geschäft verfügt.“
Jens war auf den ersten Blick beeindruckt von dieser Frau. Sie war während ihres Referates keine Antwort schuldig geblieben und hatte den Saal vollständig unter Kontrolle.
„Wo sehen sie denn die besonderen Ansätze für sie aus meiner Darstellung der künftigen Entwicklung der Branche?“
„Das würde eine abendfüllende Besprechung und ihre Zeit heftig überfordern“, antwortete Jens, der eigentlich in diesem Moment nicht in tiefere Fachgespräche einsteigen wollte.
„Ich bin sicher, dass sie mir als nächstes einen Beratungstermin in ihrem Büro anbieten werden, wenn ich meine Fragen konkretisiere“, antwortete Jens und sah der attraktiven Frau in die Augen.
Die Antwort von Gerti Wilhelm kam genau in diesem Sinne.
„Das ist mein Job, und es sieht so aus, als wenn wir beide uns gerade am Anfang eines Beratungsgespräches befänden.“
Jens konnte nicht anders, als einen Frontalangriff zu wagen.
„Auch wenn sie gleich wieder auf einen Termin in ihrem Büro verweisen, frage ich sie dennoch ganz direkt, mit der Bitte, meine Frage nicht falsch einzuordnen: Geben sie mir eine Gelegenheit, unser Gespräch bei einem guten Essen fortzusetzen? Sie können dann ja immer noch eine Rechnung schreiben.“
Die Überraschung war Jens gelungen, und Gerti Wilhelm überlegte einen kurzen Moment, wie sie mit diesem Vorschlag umgehen sollte.
„Ihr Vorschlag ist ungewöhnlich, Herr Busemann. Sorry, aber ich muss jetzt zu meinen Leuten da drüben. Rufen sie mich doch einfach mal an. Meine Daten finden sie im Internet und in dem Veranstaltungsfolder“.
Sie drehte sich um und hob lächelnd ihre rechte Hand. Jens blieb verblüfft zurück. Er entschloss sich jedoch spontan, diesen ersten Kontakt fortzusetzen.
„Was für eine Frau!“, dachte er.
Jens bekam Gerti zunächst nicht ans Handy. Seine E-Mail mit einer konkreten Einladung in ein Szene-Lokal in der Altstadt war jedoch erfolgreich. Sie rief ihn zurück und sagte zu.
Dieser Abend wurde zum Beginn einer Affaire, die sich schnell zu einer festen Beziehung entwickelte. Die beiden trafen sich regelmäßig, und nachdem Jens` Eltern gestorben waren, blieb Gerti immer häufiger über Nacht in dem großen Haus, das Jens allein bewohnte. Die Verbindung war von Leidenschaft geprägt aber auch von ihrer gemeinsamen beruflichen Vision.
Die Stadt Hannover würdigte 2013, wie in jedem Jahr, die besten Sportler der Stadt. Auf dieser pompösen Veranstaltung im Palace Hotel drängten sich gern die Reichen und Neureichen der Stadt in die Blitzlichter der Fotografen und stahlen manchem sportlichen Hauptdarsteller die Show.
Tina wurde als Norddeutsche Meisterin im leichtathletischen Fünfkampf geehrt und Lasse für die Bronzemedaille im Zweier bei den Deutschen Rudermeisterschaften in Duisburg.
Beim Gala-Diner nach der Siegerehrung hatte die Saalregie die beiden Sportler nebeneinander platziert. Sie waren ohne einen Partner oder eine Partnerin gekommen.
Lasse und Tina fanden sich auf den ersten Blick sympatisch und waren mit der Platzwahl sehr einverstanden. Ihm gefiel besonders, dass Tina, genau wie er, von diesen öffentlichen Würdigungen nicht viel hielt.
„Wir werden hier doch nur missbraucht“, brachte Tina ihre Meinung zu der Veranstaltung auf den Punkt.
Lasse konnte ihr nur zustimmen:
„Wir sind die Randfiguren. Wichtig ist nur, dass viel Glamour gezeigt wird und dass die Regenbogenblätter viele schöne Bilder bekommen.“
Dann machte er einen Vorschlag, der das Leben der beiden jungen Leute verändern sollte:
„Tina, was hältst du davon, wenn wir beide uns, gleich nachdem der offizielle Teil vorbei ist, heimlich davonschleichen. Ich kenne eine gemütliche Kneipe in Linden. Da können wir mal in Ruhe etwas quatschen. Ich glaube, wir beide haben die gleiche Wellenlänge, und ich möchte mehr erfahren von deinem Leben, dem Sport und ganz allgemein über dich.“
Tina musste nicht überredet werden. Dieser Mann neben ihr war ihr vom Beginn des Abends an sympathisch, und seine Art und Einstellung gefielen ihr.
„Du warst jetzt schneller als ich, denn ich hatte denselben Gedanken, habe mich nur nicht getraut, solch einen Vorschlag zu machen. Komm, lass uns so schnell wie möglich abhauen.
Es wurden ein paar schöne Stunden in dem gemütlichen Lokal. Sie plauderten fast ununterbrochen. Als Olaf, der Wirt, sie gegen zwei Uhr nachts höflich nach draußen begleiten musste, standen sie auf der Strasse im Regen. Sie sahen sich tief in die Augen, in denen die zwangsläufige Frage zu lesen war:
„Gehen wir zu dir oder zu mir?“
Der kürzere Weg war der zu Lasse’s kleinem Apartment am Rande der Innenstadt. Tina und Lasse hatten das Gefühl, dass irgendeine Macht die Regie dieser Nacht übernommen hätte. Sie ließen es einfach geschehen.
Am anderen Morgen, eigentlich war es fast schon Mittag, wurde Tina geweckt mit den Worten: „Mag die Fünfkämpferin das Ei gerne härter oder weicher?“
Den beiden wurde sofort klar, dass das wunderbare nächtliche Erlebnis keine einmalige Sache war. Von nun an teilten sie ihr Leben und versuchten, sooft es der Job und der Sport ermöglichten, zusammen zu sein.
Ab Sommer 2015 bemühten sie sich um eine gemeinsame Wohnung, was sich zunächst als schwierig herausstellte. Erst, nachdem sie einen gemeinsamen Finanzplan für das künftige Zusammenleben machten, erlaubten ihnen die zwei Gehälter, nach Wohnungen in einer höheren Angebotsebene zu suchen. Am Jahresende fanden sie die kleine Wohnung am Marienplatz.
Das eingespielte Duo, Jens und Lasse, wurde schnell zu einem Quartett erweitert, nachdem die Partnerinnen, Tina und Gerti, einbezogen wurden. Die vier verbrachten viel Freizeit miteinander, wenngleich Jens auf Grund seiner finanziellen Ausstattung zunehmend die gesellschaftlichen Events der Upper Class im Tennisklub und auf der Rennbahn in Langenhagen bevorzugte.
Am Abend des 11. Juli lud das herrliche Sommerwetter zu einem gemeinsamen Barbeque in den schönen Garten hinter dem Haus von Jens und Gerti ein. Die Gesprächsthemen waren reichlich. Es ging, wie immer, wenn sich die vier trafen, um Reisen, Sport und bei den Männern zusätzlich um das Business.
Jens und Lasse hatten während ihrer Arbeit in dem Touristikunternehmen in den vergangenen Wochen immer wieder über die Möglichkeit diskutiert, eine eigene Firma in dieser Branche zu gründen. Sie hatten vereinbart, heute Abend die Frauen in ihre Pläne einzuweihen und zu versuchen, dazu ihre Zustimmung zu bekommen.
Nach dem ersten Genuss von exzellenten Steaks und gegrilltem Lachs, verbunden mit passenden Weinen, stand Jens auf und klopfte mit einer Gabel an sein Weinglas. Alle warteten gespannt auf eine bedeutende Mitteilung. So kannte man das ja von Familienfeiern und Firmenveranstaltungen. Tina war so aufgeregt, dass sie die Ankündigung nicht abwarten konnte. Sie stieß die Freundin Gerti neben ihr in die Seite und tuschelte hinter vorgehaltener Hand:
„Wird dies hier gleich eure Verlobung?“
Bevor Gerti eine Antwort geben konnte, ergriff Jens das Wort:
„Gerti, mein Schatz, und du, meine heimliche Liebe, Tina, ich spreche hier auch im Namen meines alten Kriegskameraden, Lasse. Wir haben euch beiden etwas mitzuteilen und würden uns freuen, wenn wir zu unserer Idee eure Unterstützung bekämen. Lasse und ich befassen uns nun schon seit langen Jahren mit dem Tourismusgeschäft, zunächst theoretisch während unseres gemeinsamen Studiums und nun in unserem Job.“
Jens begann mit einem etwas zu langen Vortrag über die Entwicklung der Branche und über die guten Perspektiven in diesem Geschäft. Die beiden Freundinnen hatten den Eindruck, dass er vergessen hatte, dass dies hier kein Meeting im Büro war. Tina, für die von Jens nichts kam, was sie nicht auch längst beobachtet hatte, unterbrach ihn mit einem Lächeln.
„Danke, lieber Jens, für deine Einschätzung der Tourismus Branche. Ich glaube, wir können dir zustimmen. Aber, jetzt mal zur Sache:
Worum geht es hier? Was habt ihr beiden Jungs uns zu sagen? Kommt, traut euch!“
Jens war verblüfft, und ihm fehlte eine schlagfertige Antwort. Er hatte sich das alles so schön zurechtgelegt, und er war mit seinem Vortrag noch längst nicht am Ende.
Lasse hatte die Lage schnell erfasst, und er verstand die Ungeduld der Damen.
„Also, Jens, wenn du einverstanden bist, komme ich jetzt mal auf den Punkt. Ohne eine weitere Vorrede möchten wir euch, unseren Liebsten, heute mitteilen, dass wir eine gemeinsame Firma gründen wollen.“
Wow! Das saß bei den Freundinnen, und sie mussten unabgesprochen erst einmal einen Schluck Wein trinken. Für Gerti war die Überraschung nicht ganz so gewaltig. Sie hatte von Jens bereits seit einiger Zeit derartige Überlegungen gehört. Mit einem solch konkreten Entschluss zu diesem Zeitpunkt hatte sie jedoch nicht gerechnet.
Das unmittelbare Ergebnis dieser Ankündigung war ein Trommelfeuer von Fragen von den Freundinnen, die alle mit wie begannen:
„Wie seid ihr denn darauf gekommen?“
„Wie stellt ihr euch das denn vor?
„Wie wollt ihr das finanzieren?“
„Wie schätzt ihr die Risiken ein?“
usw, usw…
Jens beendete die Fragen.
„Wir können euch das alles schlüssig erklären, denn wir haben viel recherchiert und einen ersten, groben Businessplan gemacht. Uns fehlt jedoch ein ganz wesentlicher Baustein für den Erfolg. Wir brauchen nicht nur eure Unterstützung und Zustimmung, wir brauchen eure tatkräftige Mitarbeit. Kurz und gut: Wir möchten, dass ihr beiden Schnuckels mit uns in dieser neuen Company arbeitet. Die Firma wird vier Mitarbeiter stark sein.“
Diese eine Aussage von Jens befriedigte den Wissensdurst der beiden Freundinnen natürlich nicht.
„Nun mal heraus mit den Details, ihr beiden. Dann erklärt mal euren Plan“, fasste Tina nach.
Jens blieb zunächst der Wortführer, und er bot an, das gesamte Konzept in aller Ruhe darzustellen.
„Wie vorhin bereits gesagt, haben Lasse und ich in der Company guten Zugriff auf empirische Daten unserer Branche. Die machen wir uns jetzt zunutze. Der Grundgedanke unseres Planes ist die Tatsache, dass es ein riesiges Potential für unser Geschäft in der Bevölkerung mit dem Alter 65 Plus gibt. Die Rentner in Deutschland haben sich in der Regel sehr gut auf das Alter vorbereitet und verfügen über ein immenses Sparkapital. Natürlich gibt es nach wie vor auch eine große Altersarmut, aber die älteren Leute mit einer guten Rente und zum Teil mit einem längst getilgten Immobilienbesitz leben in wirtschaftlich sehr soliden Verhältnissen.
„Das hast du jetzt schön vorgetragen, als wenn wir hier auf einem Meeting in eurer Firma wären“, unterbrach Tina die Präsentation.
„Wenn es den alten Leuten in der Regel so gut geht, wo ist denn dann euer Ansatz. Diese alten Menschen buchen sehr eigenständig ihre Reisen und sind bei den großen Reiseunternehmen wie eurer Tourismus Company gut aufgehoben. Die Reiseleiter vor Ort kümmern sich um alles und die Leute können einen ganz entspannten Urlaub machen. Das erlebe ich jeden Tag in meinem Reisebüro.“
Lasse brachte den Ansatz für die Neugründung auf den Punkt:
„Und hier kommt unser Ansatz“, fuhr Jens fort.
„Lasse und ich sind überzeugt, dass die alten Leute mit guter finanzieller Ausstattung bereit sind, mehr für eine Reise zu bezahlen, wenn sie sich vor und während der Reise individuell betreut und absolut sicher fühlen.“
Das machte Gerti neugierig. Als Steuerberaterin und Frau der Zahlen wollte sie es genauer wissen:
„Auf welche Reisen zielt ihr denn ab? Ihr werdet einen hohen Anteil an Fremdkosten für Hilfsleistungen vor und während der Reisen haben. Von den organisatorischen Herausforderungen will ich gar nicht erst sprechen. Wer kann das bezahlen?“
Auf diese Fragen war Jens vorbereitet:
„Diese Überlegungen haben wir natürlich auch untersucht. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass unsere Reiseangebote zirka 25 Prozent über den Katalogpreisen der großen Veranstalter liegen. Schnäppchen werden wir sicher nicht anbieten können. Wir werden uns auf Reisen konzentrieren, bei denen die durchführenden Reiseunternehmen generell gut aufgestellt sind, was die Betreuung betrifft. Das sind besonders Flugreisen sowie auch Kreuzfahrten auf Flüssen und der Hochsee. Mit ausgewählten Hotels am Urlaubsort wird ein besonderer Service abgestimmt und auch honoriert.“
Der Abend wurde sehr lang, aber die Fragen der Freundinnen ließen erkennen, dass ein grundsätzliches Interesse bestand.
Gerti, wollte mehr über die Finanzierung der Neugründung wissen.
„Ihr braucht einen gewaltigen Kapitalaufwand für solche ein Vorhaben. Woher soll das Geld kommen? Habt ihr externe Partner gefunden?“
Jetzt kam das Gespräch auf einen Punkt, der auch aus Sicht von Lasse noch nicht eindeutig geklärt war. Jens versuchte, ein grobes Finanzkonzept vorzustellen.
„Wir denken an die Gründung einer GmbH. Als Einlage werden wir die gesetzlichen 15.000 EUR weit überschreiten, um bei den Banken von Beginn an ein gutes Standing zu haben. Ihr wisst, dass ich auf Grund der Hinterlassenschaft meines lieben Vaters über eine gute finanzielle Basis verfüge. Ich bin bereit, damit ins Risiko zu gehen, wenngleich ich diese Gefahr für uns nicht sehe.“
Tina kam zunächst noch einmal auf die Grundidee zurück, auf der der gesamte Plan basierte.
„Aus meiner Sicht und auf Grund der Erfahrungen, die ich im Reisebüro mit der Zielgruppe Senioren mache, könnte das gelingen. Aber ich stelle jetzt mal die Frage nach der Partnerschaft in der neuen GmbH.“
Sie sprach Lasse an und war etwas ungehalten.
„Mein lieber Mann, ich dachte immer, wir beiden können über alles reden. Kannst du mir mal sagen, seit wann Jens und du über euren Plan nachdenkt. Hier gibt es offenbar einen Finanzierungsplan, der sicher auch unseren gemeinsamen Etat betrifft, und du beziehst mich nicht ein.“
Dann wandte sie sich an Gerti:
„Du willst mir doch nicht erzählen, dass diese Verkündigung des Abends für dich völlig überraschend kommt.“
Gerti fühlte sich in dieser Situation überhaupt nicht wohl.
„OK, es hat natürlich gewisse Geräusche von Jens gegeben, aber ich habe wirklich nicht gewusst, wie konkret das zwischen den beiden Jungs bereits gehandelt wird.“
Tina lies nicht locker und wollte von ihrem Lasse wissen, wie er sich seinen finanziellen Beitrag vorstellte.
„Hast du mir verschwiegen, dass wir im Lotto gewonnen haben oder gehst du heimlich mit Erfolg in die Spielbank am Maschsee?“
Bevor Lasse dazu etwas sagen konnte, übernahm Jens wieder die Regie:
„Ihr solltet vorab eines wissen: Ich werde mich für das geplante Unternehmen nur engagieren, wenn Lasse mit seinem soliden Wissen und seiner Erfahrung mit von der Partie ist. Das bedeutet einerseits, dass er mit mir gemeinsam das geplante Unternehmen führt, und das bedeutet auch, dass Lasse als finanzieller Partner von Beginn an dabei ist. Er bringt sich als Gesellschafter mit einem Minderheitsanteil ein, den wir noch definieren müssen. Natürlich wird er entsprechend am Ergebnis der Firma beteiligt und hat selbstverständlich die Möglichkeit, seinen Anteil bei gutem Geschäftsverlauf zu erhöhen.“
Dann wandte er sich an die beiden Frauen:
„Tina und Gerti, wir wissen, dass wir euch heute Abend mit unseren Plänen überfallen. Um es gleich vorab zu sagen: wir werden die ganze Sache nur starten, wenn ihr hinter der Idee steht und tatkräftig mitmacht.“
Jetzt konnte Tina nicht länger ruhig bleiben:
„Wie stellt ihr euch das vor? Glaubt ihr, wir können nach Feierabend in unseren Jobs noch ein wenig in der neuen Firma mitarbeiten? Familienplanungen lasse ich gleich außen vor.“
„Ich denke, ihr habt mich nicht richtig verstanden“, übernahm Jens wieder das Wort.
„Wir brauchen euch beide mit vollem Einsatz. Euer Arbeitsplatz ist hier an der Eilenriede.“
Dann erklärte er die künftige Aufgabenverteilung:
„Tina, du arbeitest ja bereits in deinem künftigen Job. Du wirst zuständig sein für die gesamte, tägliche Abwicklung und wirst entscheidend mitarbeiten an der Entwicklung von Reiseangeboten und übernimmst die Kommunikation.“
Auch für Gerti hatte er bereits ein Jobprofil parat:
„Gerti, mein Schatz, bist du bereit, die gesamte kaufmännische Leitung unseres gemeinsamen Unternehmens zu übernehmen?“
Es wurde eine lange Nacht, in der die beiden Männer noch viele Fragen zu beantworten hatten. Im Laufe der zum Teil heftigen Diskussion entstand jedoch Stück für Stück ein erstes Bild von der neuen Firma. Der Rotwein trug nicht zur endgültigen Klärung der offenen Punkte bei. Die vier möglichen Jungunternehmer einigten sich gegen drei Uhr nachts darauf, das alles erst einmal sacken zu lassen und am nächsten Abend weiterzumachen. Als Lasse und Tina mit dem Taxi am Marienplatz in ihrer Wohnung eintrafen, wurde es schon hell draußen.
„Ich kann jetzt nicht einfach schlafen, Lasse“, sagte Tina, obwohl sie anschließend zu einem langen Gähnen ansetzte.
„Bist du dir darüber im klaren, dass diese Entscheidung unser Leben vollständig verändern wird? Wollen wir beide das?“
„Wir müssen das sicher nicht in den nächsten Tagen entscheiden“, versuchte Lasse seine Freundin zu beruhigen.