Das entscheidende Jahrzehnt - Sven Jungmann - E-Book

Das entscheidende Jahrzehnt E-Book

Sven Jungmann

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Beschreibung

Kreative Lösungen für eine bessere Zukunft Corona-Krise, Klimakatastrophe, Digitalisierungsschub: Umbrüche wie diese stellen unsere Gesellschaft vor dramatische Herausforderungen. Unsere Leben, Wirtschaft und Politik werden durch sie nachhaltig gefordert und verändert. Doch wie gelingt es, diese Krisen und Innovationen zu nutzen und das »neue Normal« aktiv mitzugestalten? Felix Staeritz und Sven Jungmann fordern nichts weniger als eine neue Qualität der Zusammenarbeit zwischen alten und neuen Unternehmen sowie den Verantwortlichen aus Politik und Gesellschaft. Sie machen Unternehmern und Organisationen Mut, über das verbreitete »Innovationstheater«, bei dem Geschäftsmodelle nur ungenügend digital angepasst werden, hinaus zu gehen und ganz neue Allianzen und Ansätze zu wagen. Mit vielen Praxisbeispielen zeigen sie, wie kreative Lösungen aktuelle und zukünftige Krisen lösbar machen.

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Seitenzahl: 384

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Dr. Sven Jungmann und Felix Staeritz

Das entscheidende Jahrzehnt

DR. SVEN JUNGMANNUND FELIX STAERITZ

DASENTSCHEIDENDEJAHRZEHNT

Wie wir mit digitaler Innovation die nächsten Krisen meistern können

Übersetzung aus dem Englischen von Philipp Seedorf

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Originalausgabe

1. Auflage 2021

© 2021 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

© der Originalausgabe

Die englische Originalausgabe erschien 2020 bei Lid Publishing

unter dem Titel FightBack NOW: Leveraging your assets to shape the new normal.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Übersetzung: Philipp Seedorf

Redaktion: Jordan Wegberg

Umschlaggestaltung: Marc Fischer

Umschlagabbildung: Shutterstock/ Jackie Niam_ concept of network connection technology

Satz: Achim Münster, Overath

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

eBook by tool-e-byte

ISBN Print 978-3-86881-842-0

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96267-314-7

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96267-315-4

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.redline-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

INHALT

Wie dieses Buch entstand

Vorwort der Autoren

Vorwort von Brigitte Mohn

Vorwort von Verena Pausder

EINLEITUNG

COVID-19 IST DER WARNSCHUSS, DEN WIR ALLE GEFÜRCHTET HABEN

Wie konnte es so weit kommen?

Ein Gefühl der Dringlichkeit

Champions des neuen Normal

Ein Manifest für den Wandel

Schlüsselempfehlungen

TEIL 1

DIE VIERTE INDUSTRIELLE REVOLUTION STELLT SICH DEN HERAUSFORDERUNGEN

Nirgends eine Insel

Die Revolution ist da

Von der Intuition zur Präzisionsmedizin

Telemedizin erreicht mehr Patienten

COVID lässt uns umdenken

Schlüsselkonzepte

Schlüsselempfehlungen

TEIL 2:

HYBRIDE PLATTFORMEN

Große Fragen erfordern große Antworten

Keine Rückkehr zur Tagesordnung

Das Richtige am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt

Helden und Bösewichter

Konkurrenz belebt das Geschäft

Welche Rolle spielen Sie im Ökosystem?

Auf A hoffen, aber B belohnen

Neue Wege gehen

Schlüsselkonzepte

Schlüsselempfehlungen

TEIL 3:

ES GEHT NICHT UMS GESCHÄFT, ES GEHT UMS ÜBERLEBEN

Jedes Jahr ein Lockdown

Der Doktor hat jetzt Zeit für Sie

Leben in einer vernetzten Welt

Wertbasierte Gesundheitspflege

Kein lokales Problem

Digital fürs Klima

Hin zur Kreislaufwirtschaft

Schlüsselkonzepte

Schlüsselempfehlungen

TEIL 4:

DER LEADER ALS ENTREPRENEUR

Das Jahr der Alltags-Entrepreneure

Innovation von innen

Eine neue Denkweise

Entrepreneure im Team

Was leisten Innovationsexperten?

Das Individuum und die Gruppe

Es geht nicht nur um Silicon Valley

Die richtigen Partner finden

Schlüsselkonzepte

Schlüsselempfehlungen

TEIL 5:

CORPORATE VENTURE BUILDING

Innovation und Impact

Corporate Venture Building (CVB)

Anreize

Kultur

Verbindungen

Regulierung

Zum Teil Wissenschaft, zum Teil Kunst

Phase 1: Finden Sie Ihren White Space

Phase 2: Validierung und Umsetzung

Schlüsselfaktoren des Erfolgs für die Inkubationsphase

Phase 3: Skalieren und Ernten

Definieren Sie Ihre unfairen Vorteile neu

Das hybride Unternehmen

Das Betriebsmodell des Entrepreneurs

Man kann es leicht falsch machen

Schlüsselempfehlungen

TEIL 6:

ES GIBT KEINEN PLAN B

Jetzt oder nie

Alle sind gefragt

Viral gehen

Ein bisschen schneller, bitte

Der Ball liegt bei Ihnen

Die Stimmen der jungen Generation

Noch zehn Jahre bis zum Point of no Return

Über FoundersLane

Über FightBack

Danksagung

Über die Autoren

Der FightBack-Eid

Verzeichnis der Schlüsselbegriffe

Stimmen zum Buch

WIE DIESES BUCH ENTSTAND

Entrepreneure wollen die Welt verändern. So sind sie nun einmal. Sie werden als Aktivisten geboren, die stets unzufrieden sind mit dem Status quo, ob im Unternehmen oder der Gesellschaft. Voller Ungeduld streben sie nach Wandel und sind intolerant gegenüber Gewohnheiten, Traditionen und Vorannahmen, die sich darauf gründen, dass man das »schon immer so gemacht hat«.

Inspiriert werden sie von allem, was um sie herum geschieht – was sie sehen, hören, lesen, was sie frustriert, was sie träumen oder sich vorstellen. Und wenn sie erst einmal eine Idee haben, wollen sie diese ausprobieren. Denn für den wahren Entrepreneur hat eine Idee, die nicht umgesetzt wird, keinen Wert.

Der Mitgründer von FoundersLane, Felix Staeritz, ist ein erfolgreicher Entrepreneur und Investor. Als 16-Jähriger kehrte er nach einem Jahr in den Vereinigten Staaten nach Deutschland zurück. Das Entrepreneur-Virus hatte ihn erwischt. Noch während er in der Nähe von Dresden das Gymnasium abschloss, erhielt er Startkapital von Unternehmen, der Europäischen Union und deutschen Stiftungen, um seiner ersten Mission nachzugehen und das Bildungssystem zu verbessern.

Trotz des Erfolgs seiner ersten unternehmerischen Aktivitäten bestanden seine Eltern darauf, dass er auf die Universität ging. Nachdem er in Europa, den Vereinigten Staaten und Asien studiert hatte und Erfahrung im Strategy Consulting sammeln konnte, setzte er seine missionsgetriebenen unternehmerischen Aktivitäten fort und gründete erfolgreiche Start-ups und digitale Plattformen, darunter KochAbo/MarleySpoon, ShareTheMeal, Solytic und viele weitere. Er ist außerdem Business Angel und Investor bei Cavalry, einem Venturekapital-Fonds, der noch am Anfang steht, sowie bei Profectus Capital, einem Private Equity Fund. Er ist Mitgründer und CEO von FoundersLane, einem gründergeführten Corporate Venture Builder mit Fokus auf die Gesundheitsindustrie und klimabezogene Industrien, der in Europa, im Nahen Osten und Nordafrika sowie in Asien aktiv ist.

Mit über zwanzig Jahren Erfahrung beim Aufbau von Unternehmen bis zum Börsengang ist Felix Staeritz außerdem Vorstandsmitglied der Digital Leaders Community des Weltwirtschaftsforums und Mitglied des Forbes Technology Council. Er schrieb den Bestseller FightBack und gründete die Fight-Back-Initiative, eine Multi-Stakeholder-Plattform, die strategische Allianzen zwischen den bedeutendsten Unternehmen, Entscheidungsträgern und Unterstützern in Europa bildet, um nachhaltige Lösungen für die bedeutenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen im Bereich Klima und Gesundheit zu schaffen.

2013 kam Felix in Kontakt mit Sven Jungmann. Fünf Jahre später schrieb Sven, dass er im Begriff sei, eine neue Reise in seinem beruflichen Leben anzutreten, nachdem er Chief Medical Officer bei einem digitalen Corporate Venture von Helios geworden war, damals Europas größter Klinikkonzern. Er hatte eine vielversprechende Karriere als Arzt begonnen, war aber nach Erfahrungen an vorderster Front in Deutschland, Frankreich, Spanien, Südafrika, Brasilien und Kenia so frustriert vom Gesundheitssystem verschiedener Länder, dass er sich einer großen Herausforderung stellte. Er wollte die Macht der digitalen Technologien im Gesundheitssektor entfesseln, damit unser Gesundheitssystem so großartig würde, dass er selbst wieder bereit wäre, an Krankenbetten zu arbeiten. Sven hatte bereits ein E-Commerce-Unternehmen und ein Kreditunternehmen gegründet. Außerdem hatte er in Cambridge Healthcare Entrepreneurship studiert. Aufgrund seiner Faszination für den Gesundheitssektor beschloss Felix, diese Reise mit ihm gemeinsam anzutreten.

Die Lebensläufe beider Autoren unterschieden sich beträchtlich; sie hatten völlig verschiedene Erfahrungen und berufliche Hintergründe. Aber beide hatten das Ziel, neue digitale Lösungen zu schaffen und zu skalieren. Ihre persönlichen Narrative sind ein wiederkehrendes Motiv in diesem Buch: dass bahnbrechende Veränderungen neue Allianzen über verschiedene Disziplinen und Industrien hinweg erforderlich machen und nach konstantem Umdenken verlangen.

In nur wenigen Jahren hat FoundersLane dabei geholfen, verschiedene digitale Unternehmen aufzubauen, gemeinsam mit mächtigen etablierten Unternehmen in Europa, Asien und in Nahost und Nordafrika. Das war nur möglich, weil viele Menschen an den Weg und an die Mission von Founders-Lane und FightBack glaubten.

Eine Reise, für die man sich begeistert, sorgt dafür, dass man diesen Weg gern mit anderen teilen möchte. Der tiefe Wunsch hinter diesem Buch ist es, die Neugier zu wecken, neue Ventures aufzubauen. Es ist an der Zeit, den Entrepreneur in sich zu wecken und Assets mithilfe von digitalen Geschäftsmodellen einzusetzen. Dafür lässt sich Corporate Venture Building nutzen, eine neue Assetklasse.

Die Herausforderungen, denen sich die Menschheit gegenübersieht, sind komplex. Ein neuer Ansatz ist nötig, sich ihnen zu stellen. Wie Sie erfahren werden, beginnt alles mit Ihnen und dem festen Vorsatz, im neuen Normal, das sich nach COVID herausbilden wird, obenauf zu bleiben.

VORWORT DER AUTOREN

Wir haben Das entscheidende Jahrzehnt geschrieben, weil wir glauben, dass die Menschheit aktuell weit hinter ihren Möglichkeiten zurückliegt. Sie hat unglaubliche Technologien geschaffen, die uns im Alltag zur Verfügung stehen. Aber uns wurde auch manchmal schmerzlich bewusst, wie abhängig unsere verschiedenen Systeme voneinander sind und wie sehr wir kämpfen müssen, um auf Krisen koordiniert reagieren zu können.

Dieses Buch wurde im Frühsommer 2020 geschrieben, mitten während der COVID-19-Krise. In diesem Moment spekuliert man weltweit noch, was als Nächstes passieren wird. Damals ging man davon aus, dass es keinen sicheren Impfstoff für den Masseneinsatz vor 2022 geben wird. Obwohl das heute anders aussieht, kann man heute aufgrund von schleppenden Impfungen und Virusmutationen immer noch davon ausgehen, dass das weltweite Wachstum noch mehrere Jahre stocken wird. Aber wir glauben, dass wir großartige Werkzeuge zur Verfügung haben – nicht nur, um mit dieser Situation umzugehen, sondern um unsere Welt neu zu erschaffen, sodass wir stärker und erfindungsreicher aus dieser Lage herauskommen. Das werden wir brauchen, denn die Menschheit wird wahrscheinlich in naher Zukunft noch mit weiteren Katastrophen zu kämpfen haben, die der um COVID-19 gleichkommen.

Als Unternehmer sind wir leidenschaftlich auf der Suche nach Lösungen, die unser neues Normal definieren und formen. Eine nur zehnprozentige Veränderung unseres Verhaltens führt nicht zu den Ergebnissen, die wir brauchen. Wir möchten schildern, wie Corporate Venture Building, eine neue Assetklasse, uns helfen kann, beim Einsatz bestehender Assets systematischer vorzugehen – mithilfe von digitalen Technologien und indem wir die erfinderischen Kräfte von Entrepreneuren und Unternehmen auf ein großes, schwieriges, kühnes gemeinsames Ziel ausrichten.

In FightBack, geschrieben von Felix Staeritz und Simon Torrance, und Ende 2019 veröffentlicht, wurden die Macht und die Möglichkeiten von Plattformen und neuen Geschäftsmodellen unter die Lupe genommen. Die Autoren loteten das Potenzial eines neuen Ansatzes zur Schaffung von Geschäftsmodellen aus, mit deren Hilfe große Unternehmen digitales Know-how und unternehmerisches Flair in ihre innovativen Bemühungen einbringen konnten. In den wenigen Monaten seit der Veröffentlichung hat sich die Welt abrupt verändert. Die COVID-19-Krise hat mehr denn je ins Rampenlicht gestellt, dass sowohl Regierungen als auch Unternehmen kreativ und energisch auf Bedrohungen und Herausforderungen reagieren müssen.

Wie schmerzlich das auch war, es war ebenso eine große Chance, etwas zu lernen – und wir haben das Gefühl, dass unsere jüngsten Erfahrungen zusammen mit dem Feedback, das wir von unseren Lesern erhalten haben, uns viele neue und wichtige Einsichten verschafften, die den Aufwand eines neuen Buches rechtfertigen, diesmal mit besonderem Schwerpunkt auf den drängenden globalen Problemfeldern Gesundheit und Klimawandel.

Wir stehen vor ernsten und sehr komplexen Problemen, denn sie beinhalten zahlreiche wissenschaftliche Unwägbarkeiten. Sie erfordern eine Verhaltensänderung und haben ihren Ursprung in hochregulierten, massiv gescheiterten Märkten. Das liegt weit außerhalb der Komfortzone eines normalen Start-ups.

Wir müssen rasch reagieren, denn wir befinden uns in einem Rennen gegen die Zeit – wie COVID-19 bereits mehr als deutlich gemacht hat. Als Entrepreneure sehen wir in jeder Krise auch Chancen. Diese ist eine Gelegenheit, viel über die Fehler unseres Systems zu lernen und das neue Normal festzulegen. Dabei sollten wir uns nicht als Opfer sehen, sondern gemeinsam konstruktiv handeln und eine konzertierte Anstrengung unternehmen, hart an den notwendigen Veränderungen zu arbeiten. Davon waren wir schon überzeugt, lange bevor die Pandemie uns getroffen hat. Sie hat jedoch einige Schlüsseltrends beschleunigt und greifbarer gemacht.

Im Kern dreht sich dieses Buch um die gemeinsamen Erfahrungen von Wirtschaftsführern, Akademikern und Entrepreneuren bei der Frage, wie Unternehmen am effektivsten neue digitale Modelle erstellen können, um ihre bestehenden Assets bestmöglich zu nutzen. Es behandelt Themen, die anscheinend nichts miteinander zu tun haben, etwa die Herausforderungen, vor denen die Gesellschaft auf der Makroebene steht, die verschiedenen Einstellungen von Innovatoren und das Potenzial heutiger Plattformgeschäftsmodelle. Wir glauben jedoch, dass Sie erkennen werden, worin die relevanten Zusammenhänge bestehen.

Unsere neue Realität hat Das entscheidende Jahrzehnt nötig gemacht. Das Buch konzentriert sich weitgehend auf die dringenden Probleme der Gesundheit und des Klimas, die auf den ersten Blick vielleicht nicht viel mit Ihrem Industriezweig zu tun haben. Aber diese beiden Bereiche sind besonders geeignet für den Ansatz des Corporate Venture Building und bieten profitable Geschäftsgelegenheiten. Darüber hinaus sind sie von lebenswichtiger Bedeutung für die Zukunft unserer Kinder.

Dies ist keine wissenschaftliche Arbeit. Das Buch ist provokativ, denn das muss es sein. Es ist ein Ruf zu den Waffen für uns alle in einer Zeit beispielloser Herausforderungen. Wenn Sie nach der Lektüre das Bedürfnis verspüren, sich zu engagieren, und innerhalb Ihrer Möglichkeiten etwas Konkretes tun wollen, dann wissen wir, dass die langen Nächte, die wir mit der Arbeit an diesem Buch verbracht haben, den Aufwand mehr als wert waren.

VORWORT VON BRIGITTE MOHN

Die COVID-19-Pandemie stellt uns Menschen, zusätzlich zu anderen großen Herausforderungen, weltweit vor eine neue Aufgabe: Wir mussten seit Ende 2020 lernen, dass ein interdisziplinäres und grenzübergreifendes Krisenmanagement die Voraussetzung für eine neue Normalität sein wird, sowohl in Deutschland als auch in Europa. Deutlich haben wir auch ein erhebliches Lernpotenzial im Krisenmanagement und einer starken politischen Führung gegenüber anderen Ländern erkannt, woraus wir unsere Konsequenzen für die Zukunft ziehen müssen. Dennoch – wir haben gelernt, dass wir uns als Gesellschaft schnell auf eine so drastisch neue Situation einstellen und Energie und Stärke entwickeln können. 2020 entstanden neue interdisziplinäre Kooperationen auf internationaler Ebene zwischen Menschen, die sonst nie voneinander erfahren hätten.

Diese positiven Erfahrungen in die Zukunft mitzunehmen, um eine neue Solidarität und Gemeinschaft im eigenen Land, aber auch international, aufzubauen und weiterzuentwickeln, ist eine der Kernlehren. Wir haben diese positive Lernerfahrung in der neuen offenen und zugleich vertrauensvollen Form der Kollaboration digital bereits gemacht. Ein Beispiel aus Deutschland: WirVsVirus, der Hackathon, an dem sich 42.000 Menschen beteiligten.

Ein anderes ist FightBack, bei dem 500 Unternehmen, Investoren und Führungskräfte zusammenkamen, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Das vorliegende Buch ist ein Produkt dieser internationalen Kollaboration. Dieses als Prinzip für eine neue Form der Zusammenarbeit und Problemlösung zu nutzen, muss die Normalität werden. Das klare Ziel muss jetzt lauten, Lösungen schneller und unbürokratischer umzusetzen und Rahmenbedingungen für den Fortschritt neu zu schaffen, sonst werden wir die Folgen der Krise nicht bewältigen. Dabei ist ein zentraler Partner für den Staat und die Wirtschaft auch die Zivilgesellschaft.

Das zeigte sich an all den Hilfsstrukturen, die sich bildeten, um Menschen in der Not beizustehen, insbesondere bei der Versorgung von älteren und isolierten Menschen, die auf keine Familienstrukturen mehr zurückgreifen können. Sie entstanden spontan aus der Not und bergen unendlich viel Potenzial, wenn wir begreifen, dass aus Krisensituationen neu entwickelte Lösungsansätze langfristig tragbar sein können und alte Systemstrukturen entweder ersetzen oder ergänzen können.

Wir haben in Deutschland und Europa bewiesen, dass sich unsere Grundwerte wie Solidarität und Demokratie in der Krise bewähren. Unsere Vielfalt, unsere Geschichte und die Wirtschaftsstärke unserer Unternehmen sind wertvolle Ressourcen für die Zukunftsgestaltung. Wir sind auch in der Lage, unter Druck Innovationen zu schaffen, wie das Beispiel der Wissenschaft mit der Entwicklung des neuen Impfstoffs beweist. Damit wir in Deutschland und Europa mit unseren Werten in Zeiten sich wandelnder weltpolitischer Verhältnisse weiterhin unsere Wettbewerbsfähigkeit erhalten und die Sicherung der sozialen und politischen Systeme gewährleisten können, müssen sowohl der Staat als auch die Wirtschaft die richtigen Anreize setzen, um Unternehmertum zu stärken und Neugründungen in den EU-Mitgliedstaaten als auch Cross-Border zu fördern.

Wir brauchen mehr Zusammenarbeit zwischen Konzernen und Jungunternehmerinnen, getragen von einem Ökosystem, in dem weit reichende Partnerschaften zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor Lösungen für morgen ermöglichen und damit auch Systemwandel schaffen. Wir müssen weg von unseren unzähligen Insellösungen und stärker in übergreifenden Verbundsystemen arbeiten, sonst werden Innovationen nicht skalieren und ihr Potenzial entfalten. Momentan stehen wir als Gesellschaft viel zu oft gleichzeitig auf dem Gaspedal und auf der Bremse. Ein gesunder Wettbewerb ist mehr denn je wünschenswert, der sich jedoch klar von dem egozentrierten Ansatz des Outperformens anderer um jeden Preis unterscheidet. Genau das Gegenteil ist der Fall. Die junge Generation hat dies längst verstanden. Wenn wir erkennen, dass Wettbewerber von heute die Partner von morgen sind und der Erhalt der Erde als Lebensplattform die größte Aufgabe der Menschheit ist, haben wir den ersten Schritt in eine gemeinsame Zukunft gemacht. Dafür brauchen wir eine klare und tragfähige Vision in Deutschland und Europa, die nur kooperativ zu erarbeiten sein wird.

Ohne gemeinsam definierte Ziele können wir nicht die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Impulse setzen, die wir für Europa brauchen, um im Wettbewerb der Systeme langfristig zu bestehen und zugleich die Voraussetzungen für ein Überleben auf der Erde zu schaffen. Für die Gestaltung der Zukunft brauchen wir Mut und auch Neugierde, um neue Wege bewusst zu beschreiten und Altes aufzugeben. Dennoch dürfen wir die Geschichte nicht vergessen, um aus Fehlern zu lernen und Missstände nicht zu verstärken, sondern abzubauen. Zum Lernen gehört, immer wieder zu testen und auszuprobieren. Es bedeutet, sich neu auf Situationen einzulassen und anderen auf der Lösungssuche offen entgegenzukommen. Ergreifen wir die Chance des Kollektivs der Erkenntnisnutzung in Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Wir müssen aus den alten Denkmustern heraustreten, die nur bei der Problemanalyse stehenbleiben. Stattdessen sollten wir den Mut finden, in Lösungskorridoren zu denken, die gleichzeitig stabil und innovativ Wege nach vorn zeigen.

Alle sind eingeladen, sich an der Lösungsdebatte zu beteiligen. Je mehr wir dabei die Stärke der Freiheit, des gegenseitigen Vertrauens und der Verlässlichkeit nutzen, desto offener kann die Gestaltung dieser Prozesse der Neugestaltung werden und neuen politischen und wirtschaftlichen Tendenzen der Machtkonzentration entgegenwirken.

Wir haben eine globale Verantwortung. Wir in Deutschland und Europa sind auch verantwortlich für die Entwicklung in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Beispielhaft sind hier die Bewältigung der Nahrungs- und Wassersicherheit sowie die Reduktion von Armut und Förderung der Bildung. Staat und Wirtschaft sollten diese Lösungen im Sinne der Weiterentwicklung einer öffentlich-privaten Partnerschaft aufgreifen. Das Wohlergehen der Erde ist der Spiegel unserer Verantwortung. Wir haben genügend wissenschaftliche Fakten, um zu wissen, welche Lösungen wir brauchen. Wir müssen es wollen, und das ist die größte Aufgabe, der wir uns stellen müssen. FightBack hat sich dies zum Ziel gesetzt: Potenziale für Kollaborationen aufzudecken und zu befähigen, Menschen für die gemeinsame Reise zu begeistern, gemeinsam zu verstehen, was wir lernen und verlernen müssen, und das eigene Ego beiseitezustellen. Meine Erwartung als Advisor der FightBack-Organisation ist, dass wir als Gesellschaft vom Reden ins Handeln kommen. Im Jahr 2021 können wir die Erfahrungen aus der Pandemie nutzen, um eine Wirkung gemeinschaftlichen Handelns und Gestaltens zu entfalten. Wir müssen beweisen, dass wir in der Lage sind, es umzusetzen. Es betrifft uns alle, und ist keine Frage des Geldes und der gesellschaftlichen Position. Es ist eine Frage der Haltung und des ethischen Grundverständnisses, die über Kulturen und Grenzen hinweg den gemeinsamen Nenner sucht. Es ist eine Frage der Solidarität und wie wir in Zukunft zusammenleben wollen als Gemeinschaft im Kleinen und als Weltgemeinschaft. Wir gestalten diese selbst und tragen auch für die Handlungen die Konsequenzen. Wir sollten die Zeit auf dieser Erde nutzen, um zu erhalten, zu bauen und nachhaltig zu entwickeln. Aus Krisen Chancen werden zu lassen – wir können als Menschheit die Verantwortung nicht auf andere schieben. Sie liegt bei uns.

Brigitte Mohn, Gesellschafterin der Sunrise Capital GmbH

Gütersloh, im Dezember 2020

VORWORT VON VERENA PAUSDER

Die Zukunft gehört den Mutigen. Dass wir mutig sein können, haben wir als Land immer wieder gezeigt: Wenn man Innovation an Hardware oder Patenten misst, dann ist Deutschland die innovativste Nation der Welt. In Zeiten, in denen Innovationen aber vor allem von Softwarekompetenz, Datenmengen und digitaler Infrastruktur abhängen, stehen wir in Deutschland vor großen Herausforderungen – und vor dem entscheidenden Jahrzehnt.

Für dieses Jahrzehnt brauchen wir eine andere Grundhaltung: mehr Mut.

Wir belohnen Risikofreude, statt sie als Zocker-Mentalität abzutun. Egal ob als Unternehmer, Konzern oder Staat, wir werden nicht weit kommen, wenn wir immer nur kalkulierbare Risiken eingehen. Es kann passieren, dass wir große Summen in die falschen Technologien investieren. Aber diese Wetten müssen wir eingehen, damit wir die Zukunft neu definieren können.

Wir brauchen ein gesellschaftliches Zukunftsversprechen, dass wir aufhören, Projekte zu blockieren, die die Grundvoraussetzung für unseren zukünftigen Wohlstand sind. Beim Ausbau von 5G, Glasfaser und erneuerbaren Energien lassen wir Veränderung zu und haben die Weitsicht, über unseren eigenen Vorgarten hinauszudenken.

Wir trauen uns einen radikalen Schulumbau zu, weil wir verstehen, dass digitale Bildung kein »Nice-to-have« ist, sondern die Grundvoraussetzung, um unsere Kinder zu Gestaltern – und nicht bloß Konsumenten – der Welt von morgen auszubilden.

Und für dieses Jahrzehnt brauchen wir starkes Unternehmertum: mehr Gründerinnen und Gründer.

Deutschlands Start-up-Szene hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. Es gibt mehr Risikokapitalgeber, viele Gründerhubs auch außerhalb Berlins, erfolgreiche Gründer und Gründerinnen werden zu Serienunternehmern. Die Bedingungen zu gründen waren nie besser – gerade Krisenzeiten sind immer auch Gründerzeiten.

Nutzen wir den Unternehmergeist, um die großen gesellschaftlichen Herausforderungen anzugehen und dabei wertorientierte Unternehmenskulturen zu schaffen, die für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eine erfüllende Arbeit ermöglichen.

Seien wir Innovationstreiber bei Gesundheit, Bildung und Energie. Es gibt so viele Wachstumsfelder, die noch nicht bearbeitet sind.

Erkennen wir an, dass wir nicht immer nur Forderungen an Politik oder Großkonzerne stellen können, sondern selbst Verantwortung übernehmen müssen – als Macher und Macherinnen der Zukunft. Felix und Sven zeigen in diesem Buch, wie das gehen kann.

Wir alle haben viel zu tun, damit Deutschland und Europa auch in Zukunft als Innovationsstandorte relevant bleiben. Deshalb wünsche ich mir, dass dieses Buch viele Leser dazu inspiriert, mutiger zu sein, unternehmerischer zu denken und immer das Ziel vor Augen zu haben, gesellschaftlich etwas zu bewegen – ein Teil der Lösung zu werden. Diese Lösungen brauchen wir, denn: Das entscheidende Jahrzehnt hat bereits begonnen.

Verena Pausder, Expertin für Digitale Bildung, Gründerin von Fox & Sheep und den HABA Digitalwerkstätten

Berlin, im Februar 2021

EINLEITUNG

COVID-19 IST DER WARNSCHUSS, DEN WIR ALLE GEFÜRCHTET HABEN

Wie viele neue Freundschaften haben Sie infolge von Social Distancing geschlossen?

Wir leben in Berlin und Wien, und für uns haben lokale WhatsApp-Gruppen den nachbarschaftlichen Geist wiederbelebt, den man sonst nur aus viel kleineren Städten kennt. Durch Online-Dinner haben wir Freunde von Freunden auf der ganzen Welt getroffen - Menschen, die wir unter anderen Umständen vielleicht nicht so leicht kennengelernt hätten. Als wir mit Mark Cliffe redeten, dem Global Head des New Horizons Hub bei ING, lud er uns zu einem interessanten Gedankenexperiment ein: Stellen Sie sich vor, wie Sie diese Krise erlebt hätten ohne Zoom und WhatsApp-Anrufe, ohne Internet, Streaming, Online-Shops und sämtlichen anderen Verbindungsmöglichkeiten, die uns mit anderen zusammenbrachten.

Das explosive Wachstum von Video-Chats während der Covid-19-Pandemie

STATISTA, 2020

»Unsere Technologien haben uns vor einem katastrophalen Zusammenbruch der Gesellschaft bewahrt. Ohne Handys, Computer und das Internet wäre es weit schlechter gelaufen«, sagte er.

Aber es gibt eine massive Lücke zwischen unseren technologischen Möglichkeiten und dem, was wir daraus gemacht haben bei unseren Versuchen, mit der Krise fertigzuwerden. Diese Lücke ist das Ergebnis von Trägheit, von Ineffizienz beim Orchestrieren des Fortschritts, und sie ist ein Faktor bei den menschlichen Tragödien, die sich aktuell abspielen.

Das neue Corona-Virus hat unserem Leben den Spiegel vorgehalten und zeigte uns erbarmungslos jedes kleine Detail. Wir können nicht widerstehen, in diesen Spiegel zu sehen – und er beleuchtet einige unserer Eigenschaften, die wir viel zu lang ignoriert haben. Gleichzeitig enthüllt er jedoch auch positive Aspekte, an die wir fast nicht mehr geglaubt hatten.

COVID-19 hat viele von uns ins Unglück gestürzt. Einige haben geliebte Menschen verloren. Andere sind arbeitslos geworden oder mussten ihre Belegschaft feuern, um ihrem Unternehmen eine Überlebenschance zu geben. Wir haben gehört, dass Menschen diese Pandemie »World War C« nannten. Und wer weiß, was noch auf uns zukommt? Das ist vielleicht erst der Anfang. Wenn man Mitte 2020 einen Blick in die Zukunft wirft, kann man nicht einmal eine Vorhersage wagen, wie die Welt in sechs Monaten aussehen wird.

Im Großen und Ganzen traf uns dieses tödliche Virus schlecht vorbereitet an, trotz vieler Warnungen. Krankenhäusern und Regierungen gingen schnell die persönliche Schutzausrüstung sowie die Testkits aus. Wir sahen Bilder von italienischen Ärzten, die Taucherbrillen trugen, und von spanischen Medizinern, die Müllsäcke um den Hals geklebt hatten, um das Infektionsrisiko zu senken. Menschen horteten Mehl, Paracetamol-Tabletten und Klopapier. Als Nationalregierungen ihre Anstrengungen verstärkten und millionenfach Schutzausrüstung kauften, gab es täglich Meldungen von verlorengegangenen Lieferungen und gefälschter Ware.

Es herrschte ein furchtbares Gefühl der Hilflosigkeit, gepaart mit jeder Menge Schuldzuweisungen – »externe Attribution«, wie es die Psychologen nennen. Das Problem wurde auf das schlechte Verhalten anderer Nationen geschoben, auf die Untätigkeit der eigenen Regierung oder auf die Eigenheiten der Gesellschaft. Viele Monate lang kannten wir nicht einmal die grundlegendsten Fakten, zum Beispiel, wie viele Menschen infiziert worden waren.

WIE KONNTE ES SO WEIT KOMMEN?

Für die meisten Länder sollte es ein Grund zur Sorge sein, dass sie so schlecht vorbereitet waren. Was war passiert? Ihre Großeltern hatten prachtvolle Städte und robuste Volkswirtschaften aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs errichtet. Sie hatten einen hohen Standard an sozialer Wohlfahrt eingeführt und gemeinsam daran gearbeitet, alte Feinde zu versöhnen und verschiedene Nationen in einem einzigartigen Bündnis zusammenzubringen, mit hoher Produktivität und einer führenden Rolle bei globaler Innovation. Und doch, verglichen mit anderen Regionen der Welt schienen sie es sich in einer bequemen Selbstzufriedenheit gemütlich gemacht und dabei ihren Antrieb verloren zu haben, auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Viele waren in einer Art innovativem Schwebezustand dahingeglitten und hatten gerade das Nötigste getan, um relevant zu bleiben, statt die Grenzen des Möglichen auszuloten.

Europäische Firmen sind immer noch für ein Viertel der weltweiten Forschung und Entwicklung zuständig, waren aber nicht in der Lage, schnell einfache Gesichtsmasken oder in großem Maßstab COVID-Tests zu produzieren. Ihnen fehlten die Daten und Interoperabilitätsstandards, um eine rasche Reaktion zu ermöglichen, als Hilfe am dringendsten gebraucht wurde. Es dauerte eine Weile, bis wir entschiedene Reaktionen von Führungspersonen des öffentlichen und privaten Sektors sahen. Im Ergebnis wurden wir Zeuge von »Jedem das Seine und mir das meiste« statt gegenseitiger mitfühlender Unterstützung. Offensichtlich braucht es Schocks wie die COVID-19-Pandemie – ein klassisches Beispiel für die Theorie der schwarzen Schwäne (einmalige Ereignisse mit enormen Auswirkungen) von Nicholas Taleb –, um die Beweglichkeit einer Gesellschaft zu testen.

Noch vor Ankunft des neuen Corona-Virus haben wir traditionelle Unternehmen gemahnt, dass sie aufwachen und auf eine vorhersehbare Reihe umwälzender Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft reagieren müssen.

Wie das Weltwirtschaftsforum schon seit mehreren Jahren betont, befinden wir uns im Frühstadium einer digitalen Revolution - vom WEF (World Economic Forum) als vierte industrielle Revolution bezeichnet -, die weitreichende und disruptive Auswirkungen auf bestehende Unternehmen, Gesellschaften und Strukturen haben wird. Diese vierte industrielle Revolution ist ein Wandel, der die gesamte Vorgehensweise von Unternehmen, Regierungen, Versorgungsunternehmen und selbst des Transport- und Gesundheitswesens verändern wird, ob uns das gefällt oder nicht. Aber neben den Bedrohungen wird es auch enorme Chancen geben, und wir müssen uns darauf konzentrieren, das Beste daraus zu machen.

»Es gibt diesen Mythos, besonders in der Unternehmenswelt, dass Regierungen nicht schnell genug reagieren, dass sie zu langsam, zu bürokratisch sind. Aber ich weiß auch, wie Unternehmen funktionieren, denn ich habe in den letzten paar Jahren mit vielen großen Unternehmen zusammengearbeitet. Alle großen Organisationen neigen zu den gleichen Problemen. Es ist egal, ob es ein privates Unternehmen ist oder eine Regierungsbehörde.«

LARS ZIMMERMANN

MANAGING DIRECTOR BEI PUBLIC,EINEM GOVTECH VC/ACCELERATOR

Zumindest für die reicheren Länder der Welt geht es nicht nur darum, die Macht der Gewohnheit, der Konvention oder Trägheit zu überwinden. Es geht vor allem um einen moralischen Imperativ, der darauf beharrt, dass jede Nation ihre Möglichkeiten und Assets nutzen soll, die sie über Jahrhunderte der Industrialisierung gesammelt hat, um neue Wege zu finden, die Bedürfnisse der Menschheit und unseres Planeten zu befriedigen und eine wohlhabende und erfreuliche Zukunft zu schaffen, an der wir alle teilhaben können.

Eva Kaili, eine griechische Abgeordnete des Europäischen Parlaments, betont den Bedarf an politischer Führungsstärke: »Die aktuelle Krise gibt uns neue Impulse, zu handeln und das Vertrauen der Gesellschaft zu gewinnen. Aber wir dürfen unseren Fokus nicht auf individuelle Probleme einengen. Ich glaube, der Green Deal und Nachhaltigkeit im Allgemeinen sind entscheidend für uns. Sie haben Auswirkungen auf die Luft, die wir atmen, auf die Nahrung, die wir essen, und auf die Arbeit, der wir nachgehen – was alles unser Leben auf bedeutende Weise beeinflusst. Wir müssen einen ganzheitlichen Ansatz finden.«

Das sind die unmittelbaren Herausforderungen, über die wir uns Sorgen machen sollten. In einem größerem Maßstab – woran uns COVID-19 schmerzlich erinnert hat – gibt es gewaltigere Probleme, denen wir uns gegenübersehen. Um sie zu lösen, müssen wir alle unsere Kräfte mobilisieren – von Regierungen bis zu Unternehmen und von Nichtregierungsorganisationen bis hin zu Bürgerinitiativen.

Wir sind vielleicht vorübergehend abgelenkt, aber auch wenn die Corona-Krise hinter uns liegt, müssen wir sofort, nachdrücklich und entschlossen international handeln, um die bevorstehende Katastrophe des Klimawandels zu verhindern. Einer der wenigen positiven Aspekte dieser Pandemie ist die Erinnerung daran, dass die dringendsten und tödlichsten Probleme nicht an Landesgrenzen Halt machen und daher nicht ohne weltweite Kooperation angegangen werden können.

COVID-19 hat kein sehr schmeichelhaftes Licht auf die westlichen Nationen geworfen. Wurden sie zu selbstgefällig? Haben sie ihre Widerstandskraft verloren, ihren Erfindungsreichtum, ihre Fähigkeit, schnell zu improvisieren oder Innovationen hervorzubringen? Hielten sie ihr Erbe von Frieden, Freiheit, Bildung, sozialer Sicherheit und Gesundheit für allzu selbstverständlich?

Weltweit führende Expertise

ÜBERNOMMEN VON SIMON KUCHER UND PARTNER

Der Westen hat eine lange Geschichte des Erfindungsreichtums und der Kreativität. Europa verfügt zum Beispiel über viele weltweit führende Unternehmen, die selten außerhalb ihrer Nischenmärkte bekannt werden. Diese verborgenen Champions sind jedoch häufig in den eher traditionellen Industriebereichen anzutreffen – eher in der Hardware als in der Software, eher in traditioneller Pharmazeutik als in Biotechnologie –, und sie haben nur langsam auf die nächste Generation bahnbrechender Technologien reagiert. Sie verfügen über gute Wissenschaftler und eine hervorragende Kenntnis des öffentlichen Sektors, aber in Schlüsselbereichen wie Künstlicher Intelligenz, Quantencomputern, synthetischer Biologie oder Genforschung sind sie zurückgefallen.

Es gibt eine Menge aufzuholen, aber wenig Zeit, um mit dem Finger auf andere zu zeigen. Führungspersonen auf der ganzen Welt, inklusive Afrika, Lateinamerika und Ozeanien, müssen ihren Beitrag leisten, um die Probleme der Menschheit zu lösen.

Ivanka Visnjic von der spanischen ESADE Business School, die auf der Liste der Top-40-under-40-Professoren steht, warnt: »Wir brauchen unbedingt radikale Innovationen, die nicht nur die Bedürfnisse des einzelnen Kunden lösen, sondern auch tief verwurzelte systemische Probleme angehen. Diese Krise hat eine Menge Herausforderungen für das Ökosystem der Gesundheitspflege aufgezeigt, um die wir uns kümmern müssen. Wir können das auch als Gedankenexperiment dafür verwenden, wie eine Klimakrise aussehen würde.«

EIN GEFÜHL DER DRINGLICHKEIT

»Mich überrascht bei den Webinaren, die ich heute für Führungspersonen in der Wirtschaft halte«, so sagte uns Linda Hill von der Harvard Business School vor Kurzem, »dass viele Menschen mit der Frage beginnen: ›Glauben Sie, dass Innovationen im Moment von Bedeutung sind?‹ Das ist eine komische Frage. Viele Menschen sind offenbar der Ansicht, Innovation sei eine Art Extra, etwas Besonderes, etwas, das man nicht tut, wenn man nur versucht zu überleben. Aber genau bei einer solchen nie da gewesenen Herausforderung brauchen wir neue Lösungen. Das bedeutet, dass wir neue Teams zusammenstellen und auf eine Weise arbeiten müssen, die zu diesen neuen Lösungen führt.«

Ausnahmslos jede Industrie ist reif für eine Disruption. Es ist nur eine Frage der Zeit. Jede Gesellschaft wird von der digitalen Revolution beeinflusst, und das auf unzählige Arten, im Großen wie im Kleinen.

Erfolgreiche Unternehmen und resiliente Gesellschaften haben zwei Dinge gemeinsam: die Fähigkeit zu erkennen, welcher Wandel notwendig ist und welche Chancen damit einhergehen, und die Fähigkeit, Bedrohungen zu erkennen und sich darum zu kümmern. Bis vor Kurzem sahen Wirtschaftsführer ihre Rolle größtenteils nur in Bezug auf ihre eigenen Industrien – ihre Märkte, ihre Lieferketten und ihre Konkurrenz.

COVID-19 hat dafür gesorgt, dass wir aufblicken und das große Ganze betrachten. Es hat uns allzu deutlich vor Augen geführt, wie mächtig die Kräfte außerhalb des Marktes sein können und dass aggressive Start-ups kein Monopol auf Disruption haben. Wir leben in einer vernetzten und potenziell gefährlichen Welt, die sich in halsbrecherischem Tempo verändern kann und in der jedes Unternehmen und jedes Individuum flexibler und erfindungsreicher werden muss.

Wir müssen schnell denken und rasch handeln. Führungspersonen in Unternehmen und Regierungen müssen Wege finden, mit Tech-Entrepreneuren und digitalen Disruptoren zusammenzuarbeiten und sie auf ihre Seite zu ziehen. Sie müssen miteinander und nicht gegeneinander arbeiten. Wir brauchen alle eine neue Assetklasse, um unsere Trägheit zu überwinden und zurückzuschlagen.

Die Tragödie des Corona-Virus kann wenigstens unser Gefühl für Dringlichkeit wiederherstellen. Für die meisten von uns im reichen Westen war das Leben bequem. Aber wir hatten nie das Recht, selbstgefällig zu sein. Es gab zu viele Menschen mit vermeidbaren Krankheiten, und der Zugang zu Behandlungen war ungleich und ungerecht verteilt. Wir sind an allen Fronten auf nicht akzeptable Weise verschwenderisch und riskieren die Resilienz unserer Nationen und letztlich unseres Planeten. Dabei geht es nicht nur darum, glücklichere, gesündere Familien und Gesellschaften zu schaffen. Es geht um die Gesundheit und das Überleben unseres gesamten Ökosystems, unserer gesamten Welt.

Die gute Nachricht ist, dass wir bereits alles haben, was wir brauchen, um auf die heutigen Herausforderungen zu reagieren.

Inmitten der Angst und des gelegentlichen Chaos haben wir gesehen, dass Menschen großzügig und gütig waren. Wir haben gesehen, wie deutsche Krankenhäuser italienische Patienten aufnahmen und polnische Ärzte britische Bürger behandelten. Wir haben gesehen, wie private Unternehmen Schutzausrüstung für Angestellte im Gesundheitssektor spendeten. Wir haben gesehen, wie kleine Unternehmen spontan reagierten, um Probleme direkt anzugehen, sie boten Nachbarschaftshilfen in Gemeinden an. Wir haben gesehen, wie Regierungen und Investoren Forschung und Wissenschaftler auf der ganzen Welt unterstützten, die gemeinsam daran arbeiteten, Tests, Behandlungsmöglichkeiten und Impfstoffe zu entwickeln. Bei unserem Gespräch mit Thomas Ogilvie, einem Vorstandsmitglied der Deutsche Post AG, nannte er es »die Wiederentdeckung der Menschlichkeit, kombiniert mit Aufmerksamkeit und Entschlossenheit«.

Die Innovation hat bemerkenswert an Tempo gewonnen. Luxusparfümhersteller und Wodkaproduzenten sind dazu übergegangen, Desinfektionsgel herzustellen. Autohersteller und Modehäuser begannen, Masken herzustellen. Wir haben beeindruckenden Erfindungsreichtum gesehen als Reaktion auf die unmittelbare Bedrohung durch COVID-19. Aber es stellt sich die Frage, wieso wir nicht die gleiche Energie und Kreativität aufbringen, um einem Ebola-Ausbruch zu begegnen, um Leukämie zu bekämpfen oder die monströse Bedrohung durch den Klimawandel.

Wie Martina Larkin vom Weltwirtschaftsforum es ausdrückt: »Statt wieder zu einem alten Wirtschaftsmodell zurückzukehren, das wir in der Vergangenheit gesehen haben, ist das tatsächlich eine riesige Chance, Wirtschaftsmodelle, Geschäftsmodelle und die Art, wie wir arbeiten, neu zu denken, und das auf fundamentale Weise.«

Alex Manson, Global Head von Standard Chartered Ventures, ist ein Innovationsschwergewicht und hat jede Menge Erfahrung aus erster Hand mit Corporate Venture Building, genau der Art von innovativem Ansatz, den wir im Detail in diesem Buch schildern. Er sieht große Veränderungen im Bankensektor voraus als Folge des Umdenkens, das durch COVID-19 ausgelöst wird.

»In jeder Krise gibt es einen Bruch. Es gibt die erste Gruppe von Institutionen, die nicht mehr tun, als ihren Verbrauch zu reduzieren, Kosten zu senken und niemanden mehr einzustellen«, sagte er. »Sie verändern ihre Absatzkanäle, weil Menschen online sein wollen und nicht in Filialen, aber im Grunde versuchen sie, das zu erhalten, was sie haben. Auf der anderen Seite wird es eine Reihe von Banken geben, die sich sagen: ›Nun, vielleicht ist das eine Möglichkeit, bestimmte Kanäle völlig loszuwerden und sie durch neue zu ersetzen. Vielleicht sollten wir gar keine Filialen mehr haben, und das ist eine gute Möglichkeit, diesen Prozess zu beschleunigen und mehr in digitale Kanäle zu investieren. Vielleicht sollten wir Gesundheits-, Lifestyle- und Finanzprodukte herausbringen, die wir vorher noch nicht im Kopf hatten, die aber jetzt ganz oben auf der Liste stehen.‹

Aber etwas muss dabei offensichtlich auf der Strecke bleiben, denn Investmentkapazitäten sind knapp, also muss man mit etwas Bestimmtem aufhören, um etwas anderes zu tun. Und diese Neuverteilung von Ressourcen wird in einigen wenigen Finanzinstitutionen stattfinden, im Gegensatz zu den Erstgenannten, die sich einigeln und versuchen, das Bestehende zu erhalten. Natürlich wette ich darauf, dass die zweite Kategorie nach dieser Krise sehr viel relevanter sein wird als die erste. Das letzte Wort ist dabei noch nicht gesprochen.«

CHAMPIONS DES NEUEN NORMAL

In diesem Buch erklären wir, wie Führungspersonen in Wirtschaft und Gesellschaft ein neues Gefühl der Dringlichkeit einfangen und unsere Unternehmen und Institutionen mit neuer Energie versorgen können. Ihre Reaktion wird entscheiden, ob sie zu Champions der neuen Normalität werden oder nur unter »ferner liefen« in der zweiten Liga spielen.

Durch eine positive Reaktion können sie uns darauf vorbereiten, ein breites Feld an globalen Problemen anzugehen, von den Nachwirkungen von COVID-19 bis hin zur Notwendigkeit, eine gesündere und resilientere Gesellschaft zu schaffen, von der Disruption traditioneller Industrien bis zur ultimativen Herausforderung des Klimawandels.

Das neue Normal wird von sich verändernden Werten getrieben. Finanzielle Ergebnisse sind leicht zu messende indirekte Indikatoren für den Erfolg, aber sie berücksichtigen nicht die Bedeutung öffentlicher Güter wie der Umwelt. Im Licht der Pandemie von 2020 werden Gesellschaften nach mehr Resilienz und Flexibilität verlangen. Das führt zur Herausbildung von neuen Märkten in Bereichen, die in den Zielen nachhaltiger Entwicklung der UN genannt werden. Unternehmen aller Arten in jedem Sektor müssen dazu einen Beitrag leisten. Während sie das neue Normal verinnerlichen, finden sie sich in der Position wieder, neue und profitable Märkte ansprechen zu können.

Die Treiber des Wandels – das neue Normal

Die jüngste Geschichte zeigt uns, dass diese anspruchsvollen Ziele nicht mit den existierenden Ansätzen und Methoden erreicht werden können. Wir müssen sehr viel ehrgeiziger sein bei unserem Einsatz neuer Technologien wie 3-D-Druck, KI, Robotik und allgegenwärtiger IT, Assetklassen wie (Corporate) Venture Capital und Corporate Venture Building oder Investmentaktivitäten wie Mergers & Acquisitions. Aber nichts davon wird ausreichend sein ohne ein radikales Neudenken von Unternehmens- und Regierungsstrukturen und ein neues Engagement für Zusammenarbeit.

Jeder ist zumindest im Allgemeinen für Zusammenarbeit. Wie kann man dagegen sein? Es ist wie Wahrheit und Schönheit, Mutterschaft und Apfelkuchen. Doch das neue Modell der Zusammenarbeit – innovativ, über Sektoren hinweg, international, zielorientiert, anspruchsvoll – ist schwer zu erreichen.

Diese Art der Zusammenarbeit ist mehr als eine Philosophie oder eine gut gemeinte Absichtserklärung. Sie erfordert Hingabe, Energie und die Bereitschaft, Ressourcen zu investieren. Wir haben herzerwärmende Beispiele dafür gesehen, wenn auch im Rohzustand, in der globalen Antwort auf COVID-19. Nun müssen wir die Strukturen und Methoden entwickeln, um dies zu einer anhaltenden Macht für das Gute zu entwickeln, zu einem wiederholbaren Phänomen, zu einem Werkzeug, das uns schneller und entschiedener als je zuvor auf die bedeutenden Herausforderungen reagieren lässt, die vor uns liegen.

Die globalen Auswirkungen der Pandemie haben die Tatsache unterstrichen, dass wir einen neuen Geist und eine neue Art der Zusammenarbeit auf der Welt brauchen. Die größten Probleme – vor allem der Klimawandel – können nicht innerhalb von Nationalgrenzen angegangen oder im Zaum gehalten werden. Genauso wenig wie die kreative Zerstörung von traditionellen Industrien, die massive Disruption von etablierten Unternehmen, Jobs und Wirtschaftssystemen, die von der vierten industriellen Revolution ausgelöst werden. Die heutigen großen, weltweit agierenden Tech-Disruptoren kommen fast alle entweder aus Amerika oder China, aber viele seit langer Zeit etablierte Organisationen und Institutionen sowohl in China als auch den Vereinigten Staaten stehen vor genau denselben quälenden Herausforderungen wie ihre europäischen Gegenstücke.

EIN MANIFEST FÜR DEN WANDEL

Schnelle, zweckgerichtete, gemeinschaftliche Innovation wird überall gebraucht, nicht nur, um bestimmte Probleme zu lösen, sondern auch, um unser Gefühl der Dringlichkeit wiederherzustellen und den Willen zu mobilisieren, unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

Das Geheimnis der Innovation reicht über die offensichtlichen Anforderungen hinaus: Intelligenz, Wissen, Talent, Ressourcen und Energie. Daran mangelt es nicht. Aber wir brauchen auch einen unstillbaren Hunger zu wachsen, zu schaffen und praktische Lösungen umzusetzen. Wir brauchen die Entschlusskraft, das Unmögliche erreichbar zu machen und das Leben eines jeden Menschen zu verbessern, selbst wenn unser eigenes bereits recht angenehm ist.

»Niemand ist eine Insel«, schrieb der englische Dichter John Donne vor vierhundert Jahren. Das ist heute noch deutlicher geworden. Nicht einmal eine Insel ist eine Insel. Kein Land oder Kontinent ist eine Insel. Wir sind alle verbunden. »Schicke nie jemanden, der fragt, wem die Stunde geschlagen hat«, fuhr Donne fort. »Die Stunde hat dir geschlagen.« Die Welt aufzubauen, die wir selbst wollen, und die Zukunft, die wir für unsere Kinder und Enkelkinder wollen, damit müssen wir schnell beginnen – und zwar jetzt.

Die Technologie gibt uns den Werkzeugkasten, den wir brauchen, um die digitale Transformation unserer Industrien und Gesellschaften zu beschleunigen und profitable, skalierbare und nachhaltige Antworten auf unsere größten Probleme zu finden. Die neuen Modelle der globalen Kooperation und Kollaboration, auf die wir bei der Reaktion der Welt auf COVID-19 einen Blick erhaschen konnten, müssen zum Guten aller anerkannt und genutzt werden.

Das vorliegende Buch will diese Elemente zusammenbringen. Es geht um eine Veränderung der Kultur und der Praxis, die schnell vonstattengehen muss – noch in diesem Jahrzehnt. Die Uhr tickt.

Wir sind nicht allein, wenn es darum geht, das Problem zu identifizieren und anzuerkennen, dass radikale Lösungen vonnöten sind. Wir stehen auf den Schultern von Giganten – den Entrepreneuren, Unternehmensführern, politischen Führern, Akademikern und Beratern, die gesehen haben, dass unsere gegenwärtigen Ansätze zur Innovation fehlschlagen, und die Arbeit geleistet haben, um neue Rahmenwerke, Methoden und Werkzeuge zu schaffen, mit denen sich die Schlüsselteile des Puzzles an die richtige Stelle rücken lassen. Wir haben ihre besten Ideen mit unseren eigenen Überlegungen kombiniert und mit Forschung und Erfahrungen aus erster Hand, um Assets wirkungsvoll mithilfe neuer digitaler Geschäftsmodelle einzusetzen. Durch Corporate Venture Building, die neue Assetklasse, die Regierungen, Unternehmen, Entrepreneuren, Ärzten, Wissenschaftlern und Aktivisten die Zusammenarbeit ermöglicht, um Dinge zu erreichen, die vor Jahren oder selbst vor Monaten noch unmöglich erschienen.

Die Katastrophe des Corona-Virus hat die Welt davor gewarnt, was passieren wird, wenn wir unsere Herangehensweise nicht beziehungsweise nicht schnell genug ändern. Wir wissen, dass Kooperation – über internationale Grenzen hinweg, quer durch alle akademischen Disziplinen und branchenübergreifend – der einzig praktikable Weg ist, unsere Ressourcen rechtzeitig und in großem Maßstab zu mobilisieren. In den nächsten Kapiteln beschreiben wir einen neuen Ansatz und erklären, wie man neue digitale Geschäftsmodelle startet, entwickelt und erhält.

Teil 1 dieses Buches erläutert, wieso nichts eine Insel ist: Unsere verschiedenen Systeme sind zunehmend miteinander verwoben. Er wird ebenfalls unterstreichen, dass wir unsere bestehenden Assets nicht in vollem Umfang nutzen, obwohl wir viele der Probleme kennen, besonders im Bereich Gesundheit und Klima.

Teil 2 betrachtet die sich verändernden Regeln einer technologiegestärkten Wirtschaft und liefert Denkanstöße für Wirtschaftsführer, wie sie ihre Strategien der Logik einer neuen Weltordnung anpassen können.

Teil 3 beschäftigt sich mit den Problemen und Chancen im Bereich Gesundheitspflege und Klima. Wir plädieren für ein neues Gefühl der Dringlichkeit und für gemeinsame Anstrengungen, um unser Wohlergehen und das unseres Planeten zu sichern.

In Teil 4 diskutieren wir Lösungen, indem wir uns erst die Ebene des Individuums ansehen. Wir besprechen die erforderlichen Zutaten zur Schaffung neuer digitaler Werte und die häufigen Differenzen von Kulturen und Einstellungen, die uns dabei im Wege stehen.

Teil 5 beschreibt das Herzstück unserer eigenen Arbeit. Er definiert und erklärt Corporate Venture Building als mächtige neue Assetklasse, die bestehende Assets mithilfe von digitalen Geschäftsmodellen wirkungsvoll einsetzen kann, verbunden mit einem neuen Anreizsystem, Werte für die Gesellschaft zu schaffen.

Abschließend nehmen wir eine globale Perspektive ein und argumentieren, dass das neue Normal nichts mit »Wir gegen die« zu tun hat. Vielmehr erfordert die neue Realität, dass wir zusammenarbeiten. Und wenn es um die letzten Worte zu diesem Thema geht, reichen wir das Mikro unseren künftigen Champions des neuen Normal.

Teil 6 ist ein Handlungsaufruf künftiger Leader auf globaler Ebene, die mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung stellen - der Jugend.

Es ist durchaus möglich, jeden dieser Teile einzeln zu lesen, aber wir hoffen, dass Sie sich auf die Reise durch das gesamte Buch begeben. Wie Sie schnell feststellen werden, sind wir als Entrepreneure darauf gepolt, in jedem Problem auch eine Chance zu sehen.

Wir sind also hier, um Sie, liebe Leserinnen und Leser, zu ermutigen, Fahrt aufzunehmen und das neue Normal herbeizuführen. COVID-19 hat uns die Fehler in unserem System deutlich vor Augen geführt. Lassen Sie uns diesen Anstoß nutzen, um eine bessere Welt für uns selbst und für kommende Generationen zu schaffen.

REGELN FÜR DAS NEUE NORMAL

Die Karten werden neu gemischt. Wir realisieren, wie sehr wir alle voneinander abhängig sind, und unsere Umgangsregeln werden durch die tiefgreifenden sozialen Auswirkungen von COVID-19 neu ausgehandelt. Denjenigen, die sich am schnellsten anpassen, eröffnen sich gewaltige Chancen für die Gesellschaft und ihre Organisationen. Aber der Erfolg erfordert einen neuen Ansatz für Investitionen und neue Werkzeuge.

SCHLÜSSELEMPFEHLUNGEN

In Krisenzeiten schalten viele Leader in ihren Unternehmen auf Survival-Modus und beschränken Investitionen in neue Geschäftsfelder, um Risiken zu minimieren. Wir halten das für gefährlich. Unsere Realität verändert sich schnell, und Unternehmen müssen investieren, um neue Bedürfnisse der Konsumenten zu bedienen und konkurrenzfähig zu bleiben.COVID-19 hat es nachdrücklich deutlich gemacht. So tragisch die Corona-Pandemie ist, sie ist nur der Vorbote, der uns zur Warnung vor noch gewaltigeren Katastrophen geschickt wurde. Aber sie hat schmerzlich deutlich gemacht, dass wir uns Trägheit nicht mehr leisten können. Es ist jetzt an der Zeit, die Werkzeuge zu schmieden, die sowohl unsere Gesellschaft als auch unseren Planeten widerstandsfähiger machen.Die Menschen reden sehr viel davon, wie anders alles nach dem Virus sein wird. Aber um die eigene Strategie zu entwerfen, ist es ebenso wichtig zu fragen: »Welche Bedürfnisse des Marktes werden dieselben bleiben?« In vielen Bereichen – etwa bei Telemedizin, Online-Arbeit und den Datenstandards der Gesundheitspflege – war der Wandel bereits im Gang. Die Pandemie war nur ein Brandbeschleuniger, der die Geschwindigkeit erhöht hat.Um die heutigen Herausforderungen im Bereich Umwelt, Gesundheit und Soziales anzugehen, braucht die Gesellschaft neue Werkzeuge wie Corporate Venture Building, unseren bevorzugten Ansatz, um digitale Unternehmen zu schaffen. Sie braucht zudem das Mindset eines Entrepreneurs sowie einen wirkungsvollen Einsatz von Technologie, um Angebot und Nachfrage auszubalancieren, die Wirtschaft grüner zu gestalten und die Gesundheit der Menschen zu verbessern.

TEIL 1:

DIE VIERTE INDUSTRIELLE REVOLUTION STELLT SICH DEN HERAUSFORDERUNGEN

NIRGENDS EINE INSEL

COVID-19 hat uns gelehrt, dass Fragen der Gesundheit und Wirtschaft untrennbar verbunden sind. Die Pandemie war nur ein Vorgeschmack auf größere Krisen. Der Klimawandel wird noch angsteinflößender werden. Aber keine Sorge – dazu kommen wir noch.

Eine koordinierte und nachhaltige weltweite Antwort ist fällig. Sie erfordert alle Technologien und Talente, die wir zu unserer Verfügung haben, aus jedem Land und jeder Industrie. Eine nie da gewesene Zusammenarbeit wird nötig sein, die neue Strukturen nutzt und jene neuen Ansätze in Bezug auf Innovationen und Investments, die in diesem Buch beschrieben werden. Eine enorme Willensanstrengung und gemeinsame Entschlusskraft sind notwendig, um sich den neuen Realitäten zu stellen und das an die erste Stelle zu setzen, was auf diesem verletzlichen Planeten am wichtigsten ist.