Das Gastmahl oder Gespräch über die Liebe - Platon - E-Book

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Platón

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Beschreibung

Die Teilnehmer des Gastmahls, so die deutsche Übersetzung für "Symposion", einigen sich auf (den) Eros als Gesprächsgegenstand und versuchen in ihren Lobreden das Wesen der körperlichen und geistigen Liebe zu ergründen.

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Table of Contents

copyright

Platon

Das Gastmahl

Notes de bas de page

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Copyright © 2013 / FV Éditions

Übersetzer : Friedrich Immanuel Niethammer

Bild : Raphaël «Scuola di Atene» (Vaticano)

ISBN 978-2-36668-602-9

Alle Rechte Vorbehalten

Platon

427 v. Chr.

Das Gastmahl

Von Platon

oder

Gespräch über die Liebe

Apollodor.

Nun diesmal, Freunde, wäre’ ich ja wohl der Mann dazu, eure Neugierde zu befriedigen! Und damit ihr seht, daß ich die Geschichte noch ganz auswendig weiß, so hört nur! Gestern gehe ich von Phaleron, wo ich zu Hause bin, nach der Stadt. Unterwegs bekömmt mich einer von meinen Bekannten von hintenzu zu sehen, und ruft mir von ferne in spaßhafter Laune nach: „He da, gestrenger Herr Apollodorus, Bürger und Zünfter von Phaleron1, so nehmen Sie doch einen andern auch mit!“ Ich stand also still, bis er nachkam. – „Wie erwünscht,“ sagt er, „Apollodor, daß ich dich treffe. Ich habe dich schon aufgesucht, und wollte dich bitten, mir doch die Gespräche über die Liebe mitzutheilen, die neulich bey Agathons großem Schmause zwischen ihm, dem Sokrates, Alcibiades und andern Gästen vorgefallen sind. Es hat mir zwar schon ein anderer etwas davon gesagt, der es von Phönix, des Philippus Sohn, gehört hatte, das war mir aber nicht deutlich, und nicht umständlich genug. Und du sollst ja auch davon wissen. Also erzähle mir doch. Du hast gewiß vor andern Beruf, deines Freundes Reden und Grundsätze weiter zu verbreiten. Aber vor allen Dingen sage mir doch, warst du etwa selbst von der Gesellschaft?“ – Ja nun sehe ich wohl, daß dein Erzähler weder deutlich noch umständlich gewesen ist, da du dir einbildest, die Zusammenkunft, von der die Rede ist, wäre so ganz von neulich her, daß ich selbst hätte dabey seyn können. – „Nun ja, das dacht ich doch.“ – Wie wäre das aber möglich, lieber Glaukon? Weißt du denn nicht, daß schon seit vielen Jahren Agathon nicht mehr hieher gekommen ist. Und noch ist es nicht drey Jahre her, daß ich mit dem Sokrates umgehe, und daß mich alles, was er spricht und thut, so sehr interessirt. Vorher war ich dir wirklich ein unstäter Landstreicher, und so viel ich mir auch auf meine Thätigkeit einbildete, ein recht erbärmlicher Mensch! Nicht um ein Haar besser daran, als du alleweile; denn Philosophie ist doch auch in deinen Augen das Letzte, was man treiben muß. – „Nu, den Stich will ich mir verbitten! Aber sag mir doch, wenn war denn also der berühmte Schmauß?“ – Ach, damals waren wir noch Kinder. Agathon hatte seinen ersten Preis im Trauerspiel gewonnen. Diesem Sieg zu Ehren gab er seinen Schauspielern ein großes Fest, und den Tag darauf bat er auch einige gute Freunde zusammen. – „Das ist also schon eine sehr alte Geschichte, wie ich merke! aber, wer hat es denn dir erzählt? Etwa Sokrates selbst?“ – Nein, ich habe mit dem Phönix einerley Referenten. Es war ein gewisser Aristodemus, ein kleines Männchen, das immer baarfuß gieng; der war mit bey der Gesellschaft gewesen. Auch war er, meines Wissens, damals einer von Sokrates wärmsten Freunden. Doch hab’ ich nachher über verschiedne Punkte den Sokrates selbst befragt, und er hat mir versichert, es wäre alles so richtig, wie es mir jener erzählt hätte. – „Nun denn, du erzählst es mir doch auch? Wir können ja auf dem Wege nach der Stadt nichts bessers thun, als plaudern!“ – – So schlenderten wir mit einander fort, und sprachen von der Geschichte. Also könnt ihr denken, wie ich schon gesagt, daß ich sie ganz auswendig weiß. Soll ich sie etwa euch auch erzählen, so muß ich ja wohl. Ohnedem macht es mir, den Nutzen abgerechnet, allemal ein ausnehmendes Vergnügen, wenn ich über Philosophie sprechen oder andre hören kann. Wenn ich aber so andere Gespräche mit anhören muß, zumal wie sie in der Gesellschaft solcher reichen Negocianten und Kapitalisten, wie ihr seyd, vorfallen, so möchte ich sterben vor Langerweile, und bedaure euch als meine guten Freunde zugleich, daß ihr eine so nichtswürdige Beschäftigung für wahre Thätigkeit haltet. Freylich werdet ihr, umgekehrt, mich auch für einen armen Stümper halten, und ich glaube selbst, daß ihr den wahren Glauben habt; was ich aber von euch denke, das ist nicht bloßer Glaube, das ist Wissenschaft.

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