Das Geheimnis der Weihnachtsbräuche - von Lichterbäumen, Gänsebraten und Geschenken - Beate Brinkmöller - E-Book

Das Geheimnis der Weihnachtsbräuche - von Lichterbäumen, Gänsebraten und Geschenken E-Book

Beate Brinkmöller

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Beschreibung

Alle Jahre wieder dringt der Duft von frischgebackenen Plätzchen oder Gänsebraten aus den heimischen Backöfen. Die Familie trifft sich unter einem geschmückten Weihnachtsbaum und am Abend des 24. Dezembers werden vor der Bescherung Würste und Kartoffelsalat verspeist. Doch warum ist das so? Woher stammen diese Bräuche? In diesem Buch werden die Ursprünge der gängigsten Weihnachtsbräuche wie z. B. des Weihnachtsbaums, des Weihnachtsessens und der Weihnachtsgeschenke aufgedeckt und aus Sicht der Wissenschaft beleuchtet. Aus dem Inhalt: Ursprung des Weihnachtsfestes Nikolaus, Christkind und Weihnachtsmann Die Herkunft des Weihnachtsbaumes Geschichte des Festessens zur Weihnachtszeit Christkindelmarkt und -bescherung Der Wandel zum Konsumfest

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Inhaltsverzeichnis
Beate Brinkmöller: Weihnachten – Ursprung, Geschichte und Brauchtum
1. Einleitung
2. Die Geburt Jesu bei Lukas und Matthäus
3. Die Geburt Jesu nach Lukas Lk 2,1-20
4. Ursprung und Geschichte der Entstehung des Weihnachtsfestes
5. Brauchtum
6. Schluss
Literaturverzeichnis
Nicole Nieraad: Die kulturhistorische Entwicklung von Weihnachtsbräuchen im Elsass
Einleitung
1. Ursprung des Weihnachtsfestes
2. Christkindelmarkt und -bescherung
3. Paradies- und Krippenspiele
4. Entwicklung des Weihnachtsbaum-Brauches
5. Christkindelumzüge
6. Vermarktung der elsässischen Weihnacht
Literaturangaben
Josip Lasic: Weihnachtsgeschenke früher und heute
1. Das erste Weihnachten
2. Weihnachten im 16. Jahrhundert
3. Weihnachten ab dem 19. Jahrhundert bis heute
4. St. Nikolaus, Christkind und Weihnachtsmann
Schlusswort
Literatur
Barbara Walter: Der Weihnachtsbaum in Brauchtum und Bedeutung
1. Einleitung
2. Die Herkunft des Weihnachtsbaumes
3. Verbreitungs- und Entstehungsgeschichte
4. Heutige Bedeutung im Festbrauch
5. Empirischer Teil: Beobachtung des familiären Ritus rund um den Weihnachtsbaum
Literatur- und Quellenverzeichnis
Claudia Felsch und Annekatrin Weiß: Die Kulturgeschichte des Weihnachtsessens
1. Einleitung
2. Empirischer Zugang
3. Weihnachtsessen
4. Ministudie
5. Auswertung
6. Weihnachtliches Backwerk
7. Fazit
8. Quellenverzeichnis
9. Anhang
Sebastian Schmelzer: Das Weihnachtsfest – Der Wandel vom christlichen Fest der Nächstenliebe zum Konsumfest
1. Definition von Festen
2. Herausbildung des modernen Weihnachtsfestes
3. Das Weihnachtsfest in der heutigen Zeit
4. Geschenkezwang und Konsumrausch zum Weihnachtsfest
Fazit
Literaturverzeichnis

Das Geheimnis der Weihnachtsbräuche – 

von Lichterbäumen, Gänsebraten und Geschenken

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Impressum:

Copyright © 2013 ScienceFactory

Ein Imprint der GRIN Verlags GmbH

Druck und Bindung: Books on Demand GmbH, Norderstedt, Germany

Coverbild: pixabay.com

 

Beate Brinkmöller: Weihnachten – Ursprung, Geschichte und Brauchtum

1. Einleitung

2. Die Geburt Jesu bei Lukas und Matthäus

3. Die Geburt Jesu nach Lukas Lk 2,1-20

4. Ursprung und Geschichte der Entstehung des Weihnachtsfestes

5. Brauchtum

6. Schluss

Literaturverzeichnis

Nicole Nieraad: Die kulturhistorische Entwicklung von Weihnachtsbräuchen im Elsass

Einleitung

1. Ursprung des Weihnachtsfestes

2. Christkindelmarkt und -bescherung

3. Paradies- und Krippenspiele

4. Entwicklung des Weihnachtsbaum-Brauches

5. Christkindelumzüge

6. Vermarktung der elsässischen Weihnacht

Literaturangaben

Josip Lasic: Weihnachtsgeschenke früher und heute

1. Das erste Weihnachten

2. Weihnachten im 16. Jahrhundert

3. Weihnachten ab dem 19. Jahrhundert bis heute

4. St. Nikolaus, Christkind und Weihnachtsmann

Schlusswort

Literatur

Barbara Walter:Der Weihnachtsbaum in Brauchtum und Bedeutung

1. Einleitung

2. Die Herkunft des Weihnachtsbaumes

3. Verbreitungs- und Entstehungsgeschichte

4. Heutige Bedeutung im Festbrauch

5. Empirischer Teil: Beobachtung des familiären Ritus rund um den Weihnachtsbaum

Literatur- und Quellenverzeichnis

Claudia Felsch und Annekatrin Weiß: Die Kulturgeschichte des Weihnachtsessens

1. Einleitung

2. Empirischer Zugang

3. Weihnachtsessen

4. Ministudie

5. Auswertung

6. Weihnachtliches Backwerk

7. Fazit

8. Quellenverzeichnis

9. Anhang

Sebastian Schmelzer: Das Weihnachtsfest – Der Wandel vom christlichen Fest der Nächstenliebe zum Konsumfest

1. Definition von Festen

2. Herausbildung des modernen Weihnachtsfestes

3. Das Weihnachtsfest in der heutigen Zeit

Beate Brinkmöller: Weihnachten – Ursprung, Geschichte und Brauchtum

1. Einleitung

Das Weihnachtsfest ist wohl das beliebteste kirchliche Fest, das sowohl von Christen, aber auch Andersgläubigen gefeiert wird, obwohl es von der theologischen Bedeutung hinter dem Osterfest einzuordnen ist.

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Grundlage des Weihnachtsfestes, also der Bibel, und dem historischen Hintergrund. Besonderes Augenmerk soll der Exegese der Kindheitsgeschichte im Lukasevangelium gelten, insbesondere Lk 2,1-20. Es soll aber auch der Frage nachgegangen werden, wie das Weihnachtsfest seinen Anfang nahm, seit wann es gefeiert wird und warum gerade am 25. Dezember. Auch die Entwicklung des Brauchtums im Laufe der Zeit soll kurz dargestellt werden.

2. Die Geburt Jesu bei Lukas und Matthäus

Zwei Evangelisten haben die Geburtsgeschichte Jesu in ihr Evangelium aufgenommen, Matthäus und Lukas. Auf den ersten Blick erscheinen die beiden Erzählungen sehr unterschiedlich. Im Kern finden sich aber eindeutige Parallelen: Die Geburt des Messias wird verkündet, bei Matthäus durch den Stern an die Sterndeuter, bei Lukas durch den Engel an die Hirten. Beide Gruppen kommen nach Bethlehem, um das Kind, bzw. Gott zu ehren und kehren, nachdem sie es gefunden haben, wieder dahin zurück, woher sie gekommen sind.

Die Perikope aus dem Lukasevangelium soll im nächsten Abschnitt ausführlicher untersucht werden.

3. Die Geburt Jesu nach Lukas Lk 2,1-20

3.1 Der Autor

Lukas wird als Verfasser des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte, dem so genannten Lukanischen Doppelwerk, angesehen. Er war Heidenchrist, schrieb für gebildete Heiden und Heidenchristen und stand mit Paulus in Verbindung.[1] Bovon führt zusätzlich „durch Gerüchte verunsicherte Christen“ als Adressaten hinzu.[2] Seine Quellen sind das auch von Matthäus genutzte Markusevangelium und die Logienquelle Q, sowie so genanntes Sondergut, auf das auch Lk 2,1-20 zurückgeht.[3] Für die Abfassung gilt die Zeit 80-90 n. Chr. als wahrscheinlich – Lukas schrieb also aus einem gewissen zeitlichen Abstand mit dem Wissen um Tod und Auferstehung Jesu, was bei der Interpretation der Texte berücksichtigt werden muss. Für den Ort, an dem es verfasst wurde, gibt es keine sicheren Hinweise. Möglich wären Kleinasien oder Griechenland.[4]

3.2 Der Kontext

Lukas stellt ebenso wie Matthäus seinem Evangelium die Kindheitsgeschichte Jesu voran. Die Geschichte der Geburt Jesu ist eingebettet in die Verheißung und Geburt Johannes des Täufers, sowie dem Treffen Elisabeths und Marias auf der einen Seite, und dem Besuch des Tempels zwecks Reinigung Marias, sowie der Darstellung Jesu andererseits. Die Kindheitsgeschichte schließt mit dem eigenmächtigen Besuch des

zwölfjährigen Jesus im Tempel. Zusammen bilden sie eine Einheit zur gleichen Thematik. Daran schließt die Vorbereitung des Wirkens Jesu durch Johannes den Täufer an.

Die Verheißung und Geburt Johannes des Täufers kann ebenfalls als eine solche Vorbereitung gesehen werden, denn es sind viele Parallelen festzustellen. Auch die Geburt Johannes des Täufers wird von einem Engel vorhergesagt, wenn auch nicht der Mutter Elisabeth, aber ebenfalls einem nahen Verwandten: Zacharias ihrem Mann. Beiden Frauen war es offensichtlich unmöglich schwanger zu werden: Für Elisabeth aufgrund ihres Alters und ihrer Unfruchtbarkeit, für Maria weil sie nicht verheiratet und noch Jungfrau war. Beide Male wird die Geburt eines Sohnes angekündigt, dem Großes vorhergesagt wird. Sowohl Zacharias, als auch Maria hinterfragen zunächst die Worte des Engels und erwidern mit einer Gegenfrage: „Woran soll ich erkennen, dass das wahr ist? Ich ein alter Mann und auch meine Frau ist in vorgerücktem Alter.“ (Lk 1,18) und „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? (Lk 1,34).

Allerdings wird Zacharias wegen seines Unglaubens mit Stummheit bis zum Tag der Geburt gestraft. Marias Frage drückt weniger Zweifel als Verwunderung aus, so dass der Engel ihr eine Erklärung gibt, woraufhin sich Maria ohne zu zögern in den Dienst Gottes stellt.

Bei allen Parallelen bleibt jedoch die unterschiedliche Bedeutung Johannes des Täufers und Jesus klar, bzw. wird gerade durch die „bewusste Ungleichheit“[5] herausgehoben. Während Johannes schon im Mutterleib vom Heiligen Geist erfüllt ist, verdankt Jesus seine gesamte Existenz der Kraft des Heiligen Geistes und damit Gott. Johannes wird vorausgesagt, dass er

„viele Israeliten (…) zum Herrn, ihrem Gott, bekehren (wird). Er wird mit dem Geist und mit der Kraft des Elija dem Herrn vorangehen, um das Herz der Väter wieder den Kindern zuzuwenden und die Ungehorsamen zur Gerechtigkeit zu führen und so das Volk für den Herrn bereit zu machen.“ (Lk 1, 16 f.)

Die Vorhersage für das Leben Jesu geht weit darüber hinaus:

„Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott der Herr, wird ihm den Thron seines Sohnes David geben. Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen und seine Herrschaft wird kein Ende haben.“ (Lk 1,32 f.)

Dieses von Gerhard Schneider genannte „Diptychon“ findet sich auch in den beiden Geburtserzählungen, auch wenn „die der Perikope 2,1-20 zugrunde liegende Erzählung (…) unabhängig von der Johannes-Erzählung des Kapitels 1 und von der Verkündigungsgeschichte 1,26-38 entstanden (ist).“[6]

Die Verheißung und Geburt Johannes, als Wegbereiter Jesu, der Geburt Jesu voranzustellen, macht also Sinn.

3.3 Gliederung/Aufbau

Im Vergleich zu Matthäus, beschreibt Lukas die Ereignisse um Jesu Geburt sehr ausführlich. Die Geburt an sich wird zwar knapp, schlicht und nüchtern in einem Satz erzählt: „Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. …“ (Lk 2,6f.), dafür wird das Auftreten der Engel und ihre Botschaft an die Hirten ausschmückend berichtet und mit einer Hymne des himmlischen Engelheers unterstrichen. Die Absicht der Erzählung wird so klar herausgestellt: es soll sich um eine Verkündigungs- und keine Geburtsgeschichte handeln.[7]

Die Verse Lk 2, 1-20 können wie folgt gegliedert werden: 2,1-7: die Geburt Jesu in Bethlehem, wobei die Verse 1-3 eine Einleitung durch die historische Einordnung darstellen; 2,8-14: die Verkündigung der frohen Botschaft an die Hirten durch die Engel; 2,15-20: Bestätigung der Engelsbotschaft durch Aufsuchen des Kindes.

3.4 Deutung Lk 2,1-20

Verse 1-3: „In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen. Dies geschah zum ersten Mal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien. Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.“

An verschiedenen Stellen seines Evangeliums fügt Lukas Zeitangaben und Daten ein[8], so auch hier. „In jenen Tagen“ knüpft dabei an Kapitel eins an, stellt aber keinen exakten chronologischen Ablauf dar.[9] Durch die Erwähnung eines Erlasses des römischen Kaisers Augustus wird das nach unchristlichem Maßstab alltägliche Ereignis der Geburt, in die Geschichte des römischen Reiches eingefügt und erhält damit einen weltgeschichtlichen Rahmen.[10] Darüber hinaus erlaubt es eine Erklärung, warum Jesus in Bethlehem geboren werden musste.

Kontraste werden an verschiedenen Stellen der Perikope gegenübergestellt, so auch hier: Der heidnische Weltherrscher Kaiser Augustus (Vers 1) bildet einen augenscheinlichen Gegensatz zu dem in Niedrigkeit geborenen Kind. Weitere Kontraste finden sich in Vers 8f.: in der dunklen Nacht erscheinen die Engel im hellen Glanz, Vers 9f. Furcht – Freude und in Vers 14: Gott in der Höhe – die Menschen auf Erden.

Historisch betrachtet ist die Aussage über einen Befehl des Kaisers Augustus, während Quirinius Statthalter von Syrien war, nicht nachweisbar und aus heutiger Sicht eher unwahrscheinlich[11], so dass angenommen werden kann, „dass Lukas sich in den Umständen und der Datierung geirrt hat“[12]. Denkbar ist aber auch eine Kritik Lukas an der damaligen Herrscherideologie und die dahinter stehende Überzeugung, dass das Volk allein Gott gehört.[13]

Vers 4: „So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. “

Vers 4 macht nähere Personenangaben und erklärt, warum Josef nach Bethlehem unterwegs war: Er kommt aus Galiläa, aus der Stadt Nazaret, Ziel seiner Reise ist Bethlehem, da er aus dem Haus Davids abstammt. Josef kommt damit „dem Befehl gehorsam nach; somit war Jesus schon von Geburt an alles andere als ein antirömischer Rebell“.[14] Darüber hinaus kann so die Prophezeiung des Propheten Micha (Mi 5,1: „Aber du, Bethlehem-Efrata, so klein unter den Gauen Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll. Sein Ursprung liegt in ferner Vorzeit, in längst vergangenen Tagen.“) in Erfüllung gehen.[15]

Vers 5: „Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.“

Maria wird hier zum ersten Mal erwähnt. Warum sie sich mit auf die Reise macht, bleibt im Unklaren. Ihre Schwangerschaft wird erwähnt, nicht aber die Empfängnis durch den Heiligen Geist.

Vers 6 und 7: „Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.“

„Als sie dort waren“ weist auf einen längeren Aufenthalt in Bethlehem hin.[16]

Nicht nur der Ort, sondern auch die Zeit ist nun gekommen. Die Geburt des Kindes wird „ohne Einzelheiten und ohne wunderbare Züge berichtet.“[17]

Der Begriff „Erstgeborener“ ist hier nicht als Geburtsfolge zu verstehen, also als ein Hinweis auf weitere Kinder Marias, sondern als Kennzeichnung der besonderen Zugehörigkeit zu Gott, denn nach dem Gesetz ist jede männliche Erstgeburt Gott geweiht (vgl. Lk 2,23: „gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein.“). Der nächste Satz macht zwei Merkmale des Messias deutlich: 1. es handelt sich um ein neugeborenes Kind, das in Windeln gewickelt werden muss, 2. es wird in eine Krippe, also einen Futtertrog gelegt. Der bibelkundige Leser wird augenblicklich an Moses im Binsenkörbchen erinnert (Ex 2,3).[18]

Laut Raymond E. Brown soll die Krippe aber nicht, wie oft angenommen, Zeichen der Armut sein, sondern eine Anspielung auf Jesaja, wo es heißt

„der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.“ (Jes 1,3)[19].

Wenn also in Vers 16 die Hirten das Kind in der Krippe finden (übrigens ohne genaue Wegbeschreibung oder Ortsangabe durch die Engel), hat das Volk Gottes „angefangen, die Krippe seines Herrn zu kennen“[20].

In Vers 7b wird die Verkündigung an die Hirten in Vers 12 bereits vorbereitet (Vers 12: „Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“).

Vers 8: „In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.“

In diesem Vers wechselt die Erzählung von der Familie zu den Hirten, einfachen Leuten, die zu den ersten Glaubenszeugen werden. Der Begriff Hirte spielt in der Bibel an verschiedenen Stellen eine bedeutende Rolle. Folgt man den Nennungen in der Konkordanz, so tritt der Hirte besonders in folgender Bedeutung auf: 1. Gott wird mit einem Hirten verglichen, der seine Herde schützt (z.B. Jes 40,11; Ez 11-22), 2. Könige, bzw. Machthaber werden als schlechte Hirten kritisiert (z.B. Jer 23,1-4; Ez 2-10) 3. David war Hirte (1Sam 17,14) und wurde als Hirte des Volkes Israel bezeichnet (z.B. 2 Sam 5,2) 4. der erwartete Messias im AT, bzw. Jesus im NT wird als Hirte betitelt (z.B. Mk 14,27par; Joh 10,11-16, Heb 13,20) 5. Hirten im eigentlichen Sinn, also Menschen die diesen Beruf ausüben und zu Zeugen Gottes Offenbarung werden (z.B. Mt 8,33par; Lk 2,8-20). Darüber hinaus muss berücksichtigt werden, dass Israel sich als ein Hirtenvolk versteht[21], so dass die Hirten stellvertretend für das ganze Volk stehen könnten. Ein Hinweis darauf, findet sich in der Verkündigung der Engel in Vers 10 „…eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll“. Nicht die Herrscher und Mächtigen erfahren zuerst von der Geburt Jesu, sondern das Volk.

Vers 9 und 10: „Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll:“

Plötzlich erscheint den Hirten ein Engel in strahlendem Glanz. Die Angelophanie deutet darauf hin, dass etwas sehr Wichtiges folgt, eine göttliche Offenbarung. In der Regel folgt die Angelophanie einem bestimmten Schema, das auch hier eingehalten wird: Der Engel erscheint; derjenige, dem der Engel erscheint, reagiert mit Furcht, der Engel spricht Worte der Ermutigung, bevor die eigentliche Ankündigung folgt. Die Furcht der Hirten, ist also eine typische Reaktion beim Erscheinen des Engels (vgl. z.B. Lk 1,12). Die folgende Botschaft der Engel wird als große Freudenbotschaft für das ganze Volk angekündigt.

Vers 11: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.“

Was der Engel verkündet ist nicht zukunfts- sondern gegenwartsbezogen. „Die Heilszeit, der Höhe- und Zielpunkt der ganzen Geschichte Israels (ist) angebrochen (…).“[22] Jesus wird, für alle Leser bzw. Zuhörer verständlich, gleich mit drei Titeln belegt: Retter, Messias und Herr. Das stellt seine herausragende Bedeutung dar, als derjenige der das Heil bringt, als der Gesalbte und von Gott auserwählte und derjenige, der die Herrschaft besitzt.

Vers 12: „Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“

Obwohl die Hirten – im Gegensatz zu Zacharias oder Maria – nicht danach fragen, gibt der Engel ihnen ein Beglaubigungszeichen, das die Wahrheit der Botschaft unterstreichen soll.[23] Die Zeichen „in Windeln gewickelt“ und „in einer Krippe liegend“ stehen dabei im krassen Gegensatz zu dem im Alten Testament erwarteten mächtigen und starken Messias.

Vers 13: „Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach:“

So wie der erste Engel der Verkündigung dient, so erscheint die Schar Engel zur Verherrlichung Gottes, indem sie ihn durch das Gloria huldigen.

Vers 14: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe/und auf Erden ist Friede/bei den Menschen seiner Gnade.“

In dem Lobpreis der Engel wird Gottes Größe, die sich in der Menschwerdung Christi zeigt, gefeiert. „Die Trennwand zwischen Himmel und Erde (ist) nun durchbrochen (…) und die Menschen (dürfen) teilhaben (…) an der Herrlichkeit Gottes.“[24]

Friede den „Menschen seiner Gnade“, also Menschen die Gottes Wohlwollen erfahren, öffnet die Verheißung vom Volk Israel auf eine universale Ebene.

Vers 15: „Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Bethlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ.“

Die himmlische Offenbarung ist beendet, die Engel verlassen die Hirten und kehren in den Himmel zurück. Die Hirten zweifeln nicht an den Worten des Engels, sondern entschließen sich ohne zu zögern nach Bethlehem zu gehen, um das Kind in der Krippe mit eigenen Augen zu sehen.

Vers 16: „So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.“

Die Hirten wollen keine Zeit verlieren und beeilen sich das Kind zu suchen. Für das jüdische Denken erstaunlich, ist die Nennung Marias als Erste der Familie[25], verdeutlicht aber ihre besondere Stellung.

Vers 17: „Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war.“