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Es ist der ganz besondere Liebesroman, der unter die Haut geht. Alles ist zugleich so unheimlich und so romantisch wie nirgendwo sonst. Werwölfe, Geisterladies, Spukschlösser, Hexen, Vampire und andere unfassbare Gestalten und Erscheinungen ziehen uns wie magisch in ihren Bann. Moonlight Romance bietet wohlige Schaudergefühle mit Gänsehauteffekt, geeignet, begeisternd für alle, deren Herz für Spannung, Spuk und Liebe schlägt. Immer wieder stellt sich die bange Frage: Gibt es für diese Phänomene eine natürliche Erklärung? Oder haben wir es wirklich mit Geistern und Gespenstern zu tun? Die Antworten darauf sind von Roman zu Roman unterschiedlich, manchmal auch mehrdeutig. Eben das macht die Lektüre so fantastisch... In dieser Nacht hatte Judith wieder einen Albtraum. Es waren beängstigende Bilder, die sie verfolgten und quälten. Immer wieder tauchte der Mann mit der goldenen Maske auf. Eine tödliche Gefahr ging von ihm aus. Er brachte Wahnsinn und Zerstörung, nichts Menschliches haftete ihm noch an. Fast schien es, als sei er das personifizierte Böse. Die junge Frau litt. Stöhnend drehte sie sich im Schlaf von einer Seite auf die andere, fand keine Ruhe. Sie versuchte immer wieder vergeblich aufzuwachen, denn es schien ihr, als könne sie den grausamen Horror keine Sekunde länger ertragen. Aber der Mörder, der erbarmungslos zuschlug, wanderte wie das Fanal des Bösen durch ihre Träume und weidete sich an ihrer Angst. Irgendwann schreckte Judith schließlich doch auf. Draußen war es noch dunkel. Die junge Frau tastete nach dem Lichtschalter, denn sie brauchte dringend den zumindest schwachen Trost der Helligkeit. Als die Lampe neben ihrem Bett anging, sah sie, dass sie allein war. Steve war verschwunden!Die Nacht war warm und voller Geräusche. Über dem Golf von Mexiko stand der volle Mond wie eine hell glänzende Silberscheibe am samtschwarzen Himmel. Die Brandung rollte gleichmäßig am steinigen Ufer der Halbinsel aus. Überall regte sich Leben. Es war die Zeit der großen Fischschwärme.
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Seitenzahl: 120
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In dieser Nacht hatte Judith wieder einen Albtraum. Es waren beängstigende Bilder, die sie verfolgten und quälten. Immer wieder tauchte der Mann mit der goldenen Maske auf. Eine tödliche Gefahr ging von ihm aus. Er brachte Wahnsinn und Zerstörung, nichts Menschliches haftete ihm noch an. Fast schien es, als sei er das personifizierte Böse. Die junge Frau litt. Stöhnend drehte sie sich im Schlaf von einer Seite auf die andere, fand keine Ruhe. Sie versuchte immer wieder vergeblich aufzuwachen, denn es schien ihr, als könne sie den grausamen Horror keine Sekunde länger ertragen. Aber der Mörder, der erbarmungslos zuschlug, wanderte wie das Fanal des Bösen durch ihre Träume und weidete sich an ihrer Angst. Irgendwann schreckte Judith schließlich doch auf. Draußen war es noch dunkel. Die junge Frau tastete nach dem Lichtschalter, denn sie brauchte dringend den zumindest schwachen Trost der Helligkeit. Als die Lampe neben ihrem Bett anging, sah sie, dass sie allein war. Steve war verschwunden!
Die Nacht war warm und voller Geräusche. Über dem Golf von Mexiko stand der volle Mond wie eine hell glänzende Silberscheibe am samtschwarzen Himmel. Die Brandung rollte gleichmäßig am steinigen Ufer der Halbinsel aus. Überall regte sich Leben. Es war die Zeit der großen Fischschwärme. Sie strömten vom Atlantik durch die Floridastraße in den Golf und aus dem Karibischen Meer über die Straße von Yucatán. Kältere Strömungen aus dem Atlantik mischten sich mit den warmen Wellen aus Richtung der Großen Antillen. Unzählige Individuen schossen in verwirrenden Mustern durch das glasklare Wasser, formten beständig neue geometrische Figuren, um ihren Räubern zu entkommen und ihre Laichgewässer sicher zu erreichen.
Weiter draußen zogen majestätisch Schwert- und Buckelwale ihre Bahnen. Wasserfontänen schossen in die Höhe und die seltsam anmutenden Laute der Hochzeitsgesänge erfüllten die laue Luft über dem Wasser.
An Land war es ebenfalls nicht still. Das flache, karstreiche Tafelland an der Küste war teilweise von Urwald bedeckt. Erfüllt von den Geräuschen der nachtaktiven Tiere schien der grüne Moloch zu brodeln. Doch es war nicht nur die Natur, die hier existierte. Auch der Mensch hatte das Land zwischen Campechebai und dem Golf von Honduras schon vor vielen hundert Jahren erobert. Damals war eine Hochkultur entstanden, die der Maya. Sie waren mit zahllosen Sklaven in den undurchdringlichen Urwald gezogen, hatten Straßen in das Dickicht gebaut und Gebäude errichtet, die heute noch existierten. Die Menschen waren längst wieder verschwunden, ihre Tempel und Heiligtümer hatten überdauert. Die Natur hatte sie zum Teil zurückerobert. Verschlungene Wege führten heute zu den Ruinen der einstigen Hochkultur. Und die Tempel waren teilweise so sehr überwuchert gewesen, dass sie in Vergessenheit gerieten. Einige der alten Städte der Maya waren erst in den letzten Jahren durch gestochen scharfe Satellitenaufnahmen wieder entdeckt worden.
Daraufhin war das Interesse von Forschung und Wissenschaft an dieser uralten Hochkultur neu erwacht. Kunsthistoriker, Architekten, Anthropologen, sie alle zog es zu diesen magisch anmutenden Orten, die vielen Forschungszweigen etwas zu bieten hatten. Die meisten Tempel waren nun wieder freigelegt und die Wissenschaft untersuchte sie mittels neuester Methoden.
Der Tempel von Tepec war einer der größten nahe der Küste. Sein würfelartiger, sich nach oben hin in Stufen verjüngender Bau war typisch für die Mayakultur. Es gab schon viele Erkenntnisse zu seiner Entstehungsgeschichte und seiner Verwendung im Laufe der Jahrhunderte. Er war gut erforscht und nun eigentlich nicht viel mehr als eine Landmarke auf dem Weg zu neuen Entdeckungen.
In dieser Frühlingsnacht war er das Ziel eines einsamen Wanderers. Der Mann bewegte sich sicher durch die Dunkelheit. Obwohl es im Urwald warm und stickig war, ging er zügig seines Weges. Er schien sich hier bestens auszukennen. Offenbar hatte er den Weg zum Tempel von Tepec schon viele Male zurückgelegt und beherrschte ihn mit der Sicherheit eines Schlafwandlers.
Rings um den einsamen Wanderer her raschelte es geheimnisvoll. Glühende Augen folgten dem Fremden ängstlich. In den hohen Baumwipfeln kreischten Nachtvögel, Beutler flüchteten in Panik. Überall zirpten, zwitscherten und summten fremdartige Insekten. Eine Baumschlange ließ sich langsam von einem Ast gleiten. Der Wanderer wich ihr instinktiv aus. Er kannte das zischende Geräusch, das ihren Angriff begleitete. Seine Augen bohrten sich in die mondbeschienene Finsternis, die nicht absolut war. Für ihn reichte das silberne Licht des Erdtrabanten, um sich zu orientieren. Er wischte störende Äste beiseite, umging dornige Büsche und hatte sein Ziel schließlich erreicht.
Unvermittelt öffnete sich der Blick, der schmale Weg durch den undurchdringlich scheinenden Urwald ging in eine freie Ebene, ein Hochplateau über. Es lag deutlich über dem Meeresniveau und bestand aus trockenem Karst. Die Üppigkeit des Urwalds endete hier ebenso wie das überbordende Tierleben. Die Hochebene wirkte verlassen. Ein leichter Wind strich über die weite Fläche. Er umschmeichelte den Fremden und trockene den Schweiß auf seiner Haut. Der Mann hob den Blick und schaute zum Himmel.
Der Mond stand hoch, er war aber noch in der aufsteigenden Bahn. Hatte er den Zenit erreicht, war es Zeit für das Ritual, dessen Durchführung den Mann in dieser Nacht hierher geführt hatte. Er war rechtzeitig angekommen und musste sich nun nicht beeilen. Seine Augen richteten sich auf den Tempel und ein zufriedenes Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.
Er war Europäer, trotzdem machte ihm das tropische Klima auf Yucatán nichts aus. Und er kannte die Geschichte der Maya sehr genau, denn er hatte sie seit Jahren studiert. Allerdings war sein Interesse seit einer Weile nicht mehr nur akademischer Natur. Der Mann hatte herausgefunden, dass die reiche Hochkultur einer längst vergangenen Zeit auch heute noch Reichtum zu bieten hatte. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Vor kurzem war er auf eine Legende gestoßen, die sein Leben verändern sollte. Und zu seinem Glück schien niemand anders einen Zusammenhang zwischen einem außergewöhnlichen Artefakt und der Legende zu sehen. Bei diesem Gedanken lächelte er abfällig.
Viele seiner Kollegen waren ja so dumm und borniert! Sie strebten nach Ruhm in der Welt der Wissenschaft und übersahen völlig, dass die Hinterlassenschaften der Maya sehr viel mehr waren als Museumsstücke. Sie konnten märchenhaften Reichtum, Macht und einfach alles, was man sich erträumte, schenken. Man musste nur wissen, wie man sie benutzte. Und er wusste es!
In der Zwischenzeit war der Mond höher gestiegen. Es wurde Zeit, mit dem Ritual zu beginnen.
Der Mann erklomm die ersten Stufen des Tempels und blieb an einer bestimmten Stelle stehen. Die besondere Konstruktion des Kultbaus bewirkte, dass genau zu dieser Stunde in einer Vollmondnacht im Frühling das Mondlicht auf einen Punkt an der Außenwand des Tempels fiel. Ein sehr heller Fleck entstand, beinahe wie bei einem Brennglas. Das Mondlicht konzentrierte sich in ungewöhnlicher Intensität. Der Mann lächelte. Er hatte über dieses Phänomen in einer der alten Schriften gelesen. Wieder einmal erwies es sich, dass diese zuverlässig waren.
Es ging darin um eine Beschwörung des Totengottes Ram. Der Mann hatte gelesen, dass Ram Wünsche erfüllen konnte, wenn man ihn gnädig stimmte. Dass dies mittels Opferungen geschah, war nicht schwer zu erraten. Da die Schrift sich aber nicht darüber ausließ, welche Opfer Ram verlangte, hatte der Mann sich entschlossen, den Totengott zu beschwören, um Genaueres zu erfahren. Angst verspürte er keine, er hielt sich vielmehr für den Herrn der Lage. Außerdem blieb ihm nicht mehr viel Zeit, um alles zu erfahren, was er wissen wollte. Schon bald würde er die Halbinsel am Golf von Mexiko wieder verlassen. Und bis zu seiner Abreise mussten alle Unklarheiten beseitigt sein, denn er wollte das Land nicht verlassen, ohne die Weichen für seine Zukunft ganz neu zu stellen. Wieder lächelte er, dann aber nahm sein Gesicht einen ernsten, konzentrierten Ausdruck an. Mit lauter, ruhiger Stimme zitierte er die Beschwörungsformel, die ebenfalls in der alten Schrift festgehalten worden war. Die fremdartigen Worte in der uralten Sprache kamen ihm leicht über die Lippen. Er hatte sie viele Male gelesen und geübt, denn er wollte unter keinen Umständen einen Fehler machen. Das Ritual musste gelingen, es gab nur diese eine Chance für ihn!
»Ra ri tak, ham ab dus«, so sprach er akzentuiert und ruhig.
Die Worte verklangen und eine Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Dunkelheit fiel über den Tempel. Es war der gleiche Effekt wie bei einer Mondfinsternis. Eine einzelne, kompakte, tiefschwarze Wolke schob sich unvermittelt vor den Himmelstrabanten. Zugleich erstarb der Wind und es wurde vollkommen still. Selbst die Geräusche aus dem nahen Urwald verstummten. Der Mann spürte, dass es deutlich kälter wurde. Es war, als krieche ein eisiger Schauer über seine Haut. Er verspürte kurz Unsicherheit. Aber dann sah er die Gestalt, die direkt vor ihm stand. Sie war sehr groß und schmal. Wie ein Schattenriss von tiefem Grau vor einem schwarzen Hintergrund. Sie stand kaum zwei Meter von ihm entfernt. Reglos, starr ragte sie auf und vermittelte den Eindruck einer Statue. Doch es war Leben in ihr, wenn auch anders, als man das gemeinhin kannte.
»Was wünschst du?«, fragte die Erscheinung. Ihre Stimme war tief und dunkel und völlig ohne Emotionen.
Der Mann fing sich. Die kurze Unsicherheit war verschwunden, nun, da er wusste, dass sein Ritual funktioniert hatte, glaubte er sich bereits so gut wie am Ziel seiner Wünsche. Heiße Freude durchströmte ihn, während er fragte: »Bist du Ram?«
»Mein Name ist Fanak, ich diene dem dunklen Herrscher. Ich steuere die Fähre, die Seelen in sein Reich bringt.«
»Ich will Ram sprechen«, beharrte der Mann ungeduldig. »Keinen seiner Diener. Ich will ein Geschäft mir ihm machen.«
»Keiner handelt mit dem Gott des Todes«, belehrte Fanak ihn. Er kam noch ein wenig näher und streckte einen langen, dünnen Arm aus, dessen Hand in einem metallenen Handschuh steckte. Blitzschnell packte er den Mann an der Kehle. »Nenn dein Begehr oder ich nehme dich sofort mit mir. Auf meiner Fähre ist noch ein Platz frei …«
»Also gut.« Der Mann schnappte nach Luft, als Fanak ihn los ließ. »Ich will Ram Opfer bringen. Es heißt, dass er denjenigen reich belohnt, der das tut. Allerdings steht in den alten Schriften nicht, was für Opfer Ram fordert.«
Der Diener des Totengottes schwieg eine Weile. Er rührte sich nicht, ließ sich Zeit mit einer Antwort. Es war, als halte er stumme Zwiesprache mit seinem Herrn. Schließlich erklärte er langsam: »Wenn du Ram um eine Gnade bitten willst, musst du dich zunächst als würdig erweisen.«
»Und wie tue ich das?«
»Du beweist, dass du seine Macht anerkennst und stellst dich völlig unter seinen Willen. Was er sagt, tust du. Bist du ihm ohne Vorbehalte ergeben, wird er deine Opfer vielleicht annehmen. Doch erzwingen kannst du nichts.« Fanak zögerte kurz, eh er noch hinzufügte: »Bist du wirklich entschlossen, dich Ram mit Leib und Seele zu ergeben?«
Der Mann nickte. »Natürlich, deshalb bin ich hier!«
»Also gut. Wie du willst.« Der Diener Rams packte den Mann und schloss ihn in seine Arme. Finsternis umgab ihn. Kälte und Todesangst erfüllten sein Herz. Er fühlte sich, als würde er bei lebendigem Leibe in Stücke gerissen. In seinem Kopf tobte die Hölle, es war eine Mater, die kaum zu beschreiben war. Der Mann wusste nicht, wie lange diese Tortur dauerte. Irgendwann gab er die Hoffnung auf und ergab sich seinem Schicksal. Da wurde es schlagartig anders. Kälte, Schmerzen und Mater verschwanden. Der Mann erwachte. Er öffnete die Augen und schaute sich um. Verblüfft stellte er fest, dass er noch auf der gleichen Stelle am Tempel stand wie vor seinem Höllenritt.
Nichts schien sich verändert zu haben. Aber etwas war doch anders geworden. In den Augen des Mannes schimmerte ein unheimliches, dunkelgoldenes Licht. Und er wusste nun, was er zu tun hatte. All seine Träume sollten sich erfüllen …
*
Der Fremde stand hoch aufgerichtet im Schatten des späten Abends. Sein Gesicht war entstellt. Es schimmerte golden, glich einer Maske. Von seinen Händen troff Blut. Und zu seinen Füßen lag sein grässlich verstümmeltes Opfer. Ein langer Dolch mit gebogener Klinge lag in seiner Rechten. Schauriges Lachen erklang, das vom Triumph des absolut Bösen kündete …
Judith Cooper fuhr im Schlaf hoch und riss die Augen auf. Sie starrte ins Leere, darauf gefasst, ein weiteres schreckliches Bild dieses grausamen Albtraums zu sehen. Doch sie war wach. Ihr Schlafzimmer lag im ersten Licht des frühen Morgens, alles war ganz normal. Hier gab es keine Mörder und Monster.
Die junge Kunsthistorikerin atmete tief durch, dann ließ sie sich noch einmal in die weichen Kissen gleiten. Mit einem Seufzer strich sie ihr langes, blondes Haar aus der Stirn und blickte zur Zimmerdecke. Ihre klaren, rehbraunen Augen nahmen einen widerwilligen Ausdruck an. Was war nur mit ihr los? Sie litt doch sonst nicht unter Albträumen, hielt sich selbst für eine nüchtern denkende Wissenschaftlerin. Und nun quälten sie ständig nächtliche Horrorvisionen. Seit fast einer Woche ging das bereits so.
Judiths Gedanken gingen auf Wanderschaft. Hingen die Träume vielleicht mit ihrem Verlobten Steve zusammen? Er war wie sie Kunsthistoriker und befand sich seit einem halben Jahr auf einer Forschungsreise.
Judith drehte sich auf die Seite und betrachtete das Foto von Steve, das seinen Platz auf ihrem Nachttisch hatte. Es zeigte ein lachendes, gut geschnittenes Männergesicht, umrahmt von dunklem Haar und dominiert von klugen, grauen Augen. Wie sie ihn liebte!
Ein leiser, sehnsuchtsvoller Seufzer kam über ihre Lippen. Sie vermisste Steve schrecklich. Bis vor einer Woche hatten sie aber zumindest regelmäßigen Kontakt via Skype gehalten. Doch seither hatte sie nichts mehr von ihrem Sweetheart gehört und sorgte sich mit jedem Tag, der verging, ein wenig mehr. Steve arbeitete als Professor an der New York University. Er hatte dort einen eigenen Lehrstuhl und war einer der jüngsten Professoren. Sein Spezialgebiet war die Kultur der Maya. Neben seiner Lehrtätigkeit arbeitete er beratend für das Museum of Natural History, an dem Judith beschäftigt war. So hatten sie sich kennen gelernt. Steve leitete regelmäßig Forschungsreisen und hatte sich bei vielen Ausgrabungen mit sensationellen Funden einen Namen gemacht. Auch bei den jetzigen Ausgrabungen auf der Halbinsel Yucatán am Golf von Mexiko hatten die Wissenschaftler außergewöhnliche Artefakte sichern können. Bei ihrem letzten Gespräch via Skype hatte Steve nahezu enthusiastisch davon geschwärmt. Dass seither Funkstille herrschte, gefiel Judith gar nicht. Es passierte schließlich immer wieder, dass Wissenschaftler überfallen und ausgeraubt wurden. Sammler in aller Welt zahlten astronomische Summen für seltene Antiquitäten und viele fragten nicht nach einem Herkunftsnachweis.
Als der Wecker klingelte, schrak Judith aus ihren düsteren Gedanken. Es wurde Zeit aufzustehen, sie musste zur Arbeit.
Wenig später verließ die schlanke Blondine ihr Appartement in der First Avenue von Manhatten, nahe dem Jefferson Park.