Das Grüne Band – Wandern im wilden Deutschland - Reiner Cornelius - E-Book

Das Grüne Band – Wandern im wilden Deutschland E-Book

Reiner Cornelius

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Beschreibung

Wandern, wo einst Geschichte geschrieben wurde: Die Landschaft entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze gestaltet sich auch so lange Zeit nach dem Mauerfall als Erlebnis ersten Ranges. Durch wilde Wälder streifen, über bunte Wiesen schlendern, von felsigen Höhen weit übers Land blicken: 60 Etappen führen auf Patrouillenwegen und alten Grenzerpfaden über das 1400 Kilometer lange Grüne Band Deutschland, den Natur gewordenen Grenzstreifen.

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Birkenwald am Grünen Band Hessen-Thüringen

Dr. Reiner Cornelius

DAS GRÜNE BAND

Wandern im wilden Deutschland

1400 km von Tschechien bis zur Ostsee

Exklusiv für Sie als Leser:

MIT GPS-DATEN ZUM DOWNLOAD

unter: gps.bruckmann.de

Inhalt

Vorwort

Grenzwanderung zu DDR-Zeiten

Der Grenzwanderweg heute

Die Etappen

1Von Ebmath/Hranice nach Trogen6.00 Std.

Von der tschechischen Grenze nach Bayern

2Von Trogen zur Juchhöh von Hirschberg8.05 Std.

Durchs »Himmelreich« nach Thüringen

3Von der Juchhöh zum Friedrich-Wilhelm-Stollen5.20 Std.

Entlang der Saale zum Höllental

4Vom Friedrich-Wilhelm-Stollen nach Nordhalben3.50 Std.

Durch die Täler der Thüringischen und der Fränkischen Muschwitz

5Von Nordhalben nach Lehesten6.00 Std.

Zum Schieferpark Lehesten und über den Wetzstein, den höchsten Punkt des Frankenwaldes

6Von Lehesten nach Probstzella4.15 Std.

Von den Höhen des Frankenwalds ins Tal der Loquitz

7Von Probstzella nach Tettau5.00 Std.

Über den Kamm des Thüringer Walds

8Von Tettau nach Neuhaus-Schierschnitz6.00 Std.

Von den Höhen des Thüringer Walds ins fränkische Vorland

9Von Neuhaus-Schierschnitz nach Mupperg5.05 Std.

Über die Hügel am Fuß des Schiefergebirges

10Von Mupperg nach Meilschnitz3.50 Std.

Durch die Linder Ebene zum Sonneberger Hausberg Isaak

11Von Meilschnitz nach Eisfeld6.05 Std.

Vom Sonneberger Land durch die Vorberge des Thüringer Walds

12Von Eisfeld nach Bad Rodach5.00 Std.

Über die Langen Berge ins Coburger Land

13Von Bad Rodach nach Lindenau8.00 Std.

Zu den kulturellen Highlights des Heldburger Unterlands

14Von Lindenau nach Zimmerau7.10 Std.

Durch den südlichsten Zipfel der ehemaligen DDR

15Von Zimmerau nach Irmelshausen6.30 Std.

Über die Schlechtsarter Schweiz ins Grabfeld

16Von Irmelshausen nach Eußenhausen5.40 Std.

Durchs Grabfeld zum Rhönvorland

17Von Eußenhausen nach Weimarschmieden5.45 Std.

Durch das östliche Vorland der Rhön

18Von Weimarschmieden nach Birx5.00 Std.

Zur Rhön hinauf

19Von Birx nach Tann5.00 Std.

Vom Dreiländereck Bayern–Hessen–Thüringen zur Kuppenrhön

20Von Tann nach Gotthards8.00 Std.

Durchs Ulstertal und über die Südrampe der Kuppenrhön

21Von Gotthards nach Geisa5.20 Std.

Über den westlichsten Punkt der DDR zum Grenzmuseum Point Alpha

22Von Geisa nach Vacha7.00 Std.

Durchs Ulstertal und über die Ausläufer der Rhön zur Werra

23Von Vacha nach Dankmarshausen5.00 Std.

Durch das Land der weißen Berge

24Von Dankmarshausen nach Gerstungen6.30 Std.

Über die Höhen des Seulingswalds zum Vogelparadies Rhäden

25Von Gerstungen nach Herleshausen6.00 Std.

Durch den Grenzwald des Thüringer Zipfels

26Von Herleshausen nach Treffurt8.00 Std.

Über die Höhen des Ringgaus

27Von Treffurt zum Kloster Hülfensberg5.00 Std.

Über die Werrahöhen zu einer im ehemaligen Sperrgebiet gelegenen Wallfahrtsstätte

28Vom Hülfensberg nach Sickenberg6.30 Std.

Mönche und Orchideen hoch über dem Werratal

29Von Sickenberg zum Hanstein4.30 Std.

Über die Teufelskanzel zur Burg Hanstein

30Vom Hanstein nach Bremke7.00 Std.

Hessen ade – ein neues Bundesland kommt ins Spiel

31Von Bremke nach Weißenborn4.00 Std.

Über das Hohe Kreuz

32Von Weißenborn nach Duderstadt5.00 Std.

Vom Göttinger Land ins Untereichsfeld

33Von Duderstadt nach Brochthausen5.00 Std.

Über das Grüne Band der Heinz Sielmann Stiftung

34Von Brochthausen nach Walkenried8.00 Std.

Durch den Gipskarst des Südharzes

35Von Walkenried nach Sorge6.30 Std.

Vom südlichen Harzvorland auf das Oberharz-Plateau

36Von Sorge zum Brocken6.00 Std.

Auf den höchsten Punkt des Grünen Bands Deutschland

37Vom Brocken nach Ilsenburg5.00 Std.

Über Eckerstausee und Eckertal zum nördlichen Harzrand

38Von Ilsenburg nach Hornburg7.00 Std.

Durchs nördliche Harzvorland

39Von Hornburg zum Heeseberg6.30 Std.

Durch das Große Bruch

40Vom Heeseberg nach Hötensleben4.30 Std.

Über Feldfluren zur Tagebaulandschaft

41Von Hötensleben nach Bad Helmstedt5.35 Std.

Durch die Tagebaulandschaft von Helmstedt/Harbke

42Von Bad Helmstedt nach Breitenrode9.00 Std.

Durch den Lappwald und das Allertal

43Von Breitenrode nach Brome6.00 Std.

Durch den Drömling

44Von Brome nach Wittingen5.20 Std.

Durch die Ohreaue in die Stadt des Heidebiers

45Von Wittingen nach Harpe5.35 Std.

Durch die Altmark und über den Drawehn

46Von Harpe nach Salzwedel6.00 Std.

Von Grüne-Band-Perlen, Jenny Marx und Baumkuchen

47Von Salzwedel nach Binde11.05 Std.

Grenznatur und ein geschleiftes Dorf

48Von Binde zum Arendsee3.05 Std.

Auf Grenznatur folgt Badespaß

49Vom Arendsee nach Schnackenburg5.30 Std.

Durch Kiefernforste und Heide zur Elbe

50Von Schnackenburg nach Lenzen3.30 Std.

Deutschlands größtes Rückdeichungsprojekt

51Von Lenzen nach Dömitz6.00 Std.

Deich-Cafés, reetgedeckte Häuser und eine Wanderdüne

52Von Dömitz nach Hitzacker5.30 Std.

Stadt, Land, Fluss

53Von Hitzacker nach Bleckede7.30 Std.

Einst DDR, heute Niedersachsen

54Von Neu Bleckede nach Lauenburg6.00 Std.

Boizenburger Fliesenkunst und die Elbberge

55Von Lauenburg nach Langenlehsten6.30 Std.

Zum Biosphärenreservat Schaalsee

56Von Langenlehsten nach Zarrentin4.30 Std.

Über krachtrockenen Sander zum Schaalsee

57Von Zarrentin nach Kneese4.30 Std.

Am Schaalsee entlang

58Von Kneese nach Ratzeburg7.00 Std.

Durch die Lauenburger Seenlandschaft

59Von Ratzeburg nach Lübeck5.30 Std.

Vom Ratzeburger See durchs Land der Nandus

60Von Lübeck nach Travemünde6.00 Std.

Zum Ostseestrand

61Vom Priwall nach Boltenhagen6.00 Std.

Wandern am Grünen Band Ostseestrand

Register

Impressum

Über Stock und Stein am Brocken (Eckerloch). TOUR 37

Ein Luchs im Gehege an den Harzer Rabenklippen. TOUR 37

Festung Dömitz. TOUR 51

Strandkörbe und ein bisschen Nostalgie findet man am Ziel der Reise in Travemünde. TOUR 61

Kolonnenweg am Wurmberg (Harz). TOUR 36

Am Grünen Band in der Ostrhön. TOUR 17

PIKTOGRAMME ERLEICHTERN DEN ÜBERBLICK

leicht

mittel

schwierig

Gehzeit

Höhenunterschied

Weglänge

mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar

ZEICHENERKLÄRUNG ZU DEN TOURENKARTEN

Wandertour mit Gehrichtung

Tourenvariante

Ausgangs-/Endpunkt der Tour

Wegpunkt

Bahnlinie mit Bahnhof

S-Bahn

Tunnel

Seilbahn, Gondelbahn

Bushaltestelle

Parkmöglichkeit

Hafen

Autofähre

Personenfähre

Flugplatz

Kirche

Kloster

Burg/Schloss

Ruine

Wegkreuz

Denkmal

Turm

Leuchtturm

Windpark

Windmühle

Mühle

Hotel, Gasthof, Restaurant

Jausenstation

Schutzhütte, Berggasthof (Sommer/Winter)

Schutzhütte, Berggasthof (Sommer)

Unterstand

Grillplatz

Jugendherberge

Campingplatz

Information

Museum

Bademöglichkeit

Bootsverleih

Sehenswürdigkeit

Ausgrabung

Kinderspielplatz

schöne Aussicht

Aussichtsturm

Klettersteig/Steig mit Sicherungen

Wasserfall

Randhinweispfeil

Maßstabsleiste

Autorentipp: die 10 schönsten Etappen

1Ebmath – Trogen

Grünes Band Sachsen-Tschechien und Sachsen-Bayern

3Juchhöh – Friedrich-Wilhelm-Stollen

Entlang der Saale

9Meilschnitz – Eisfeld

Durch das einsame Vorland des Thüringer Waldes

15Zimmerau – Irmelshausen

Über die blumenreichen Steppenhügel im Schatten der Rhön

18Weimarschmieden – Birx

Zur Rhön hinauf

22Geisa – Vacha

Kuppenrhön und Grenzgeschichte

29Sickenberg – Hanstein

Werra-Höhen, Fachwerk, Burgen und eine urige Grenzwald-Gastätte

37Brocken – Ilsenburg

Durch den Nationalpark Harz

51Lenzen – Dömitz

Elbuferpromenade mit reetgedeckten Häusern und Deich-Cafés

61Travemünde (Priwall) – Seebad Boltenhagen

Am Ostseestrand

Entlang des Grünen Bandes sind immer wieder Reste der Grenzanlagen zu sehen.

Kolonnenweg am Freilandgrenzmuseum Behrungen

Vorwort

zur vierten Auflage

Inzwischen wurde das dreißigjährige Grüne-Band-Jubiläum bundesweit gebührend gefeiert. Das Interesse am Grünen Band hat enorm zugenommen, wozu auch die Ausweisung des ehemaligen Grenzstreifens auf den 736 km langen thüringischen Streckenabschnitt als Nationales Naturmonument beigetragen hat. Die Ausweisung in den übrigen Bundesländern wird, wie die Bundesumweltministerin kürzlich verkündet hat, in Bälde folgen. Das nationale Naturmonument Grünes Band dient laut Gesetz sowohl dem Schutz gefährdeter Arten als auch dem Gedenken an das martialische Grenzregime. Eine Erschließung des Grünen Bandes durch Wanderwege ist im Gesetzeslaut erwünscht. Sicherlich wird dies auch dem Grünen-Band-Fernwanderweg Auftrieb geben.

Um dafür gewappnet zu sein, haben der Bruckmann Verlag und der Autor mit der vierten Auflage das Fernwanderbuch zum Grünen Band komplett überarbeitet. Immer wieder wurde auch die Frage nach einer Karte zum Grünen Band gestellt. Bei einer weit über tausend Kilometer langen Strecke ist dies kein einfaches Vorhaben. Die Kartographen haben dies mit einer Faltkarte, wie ich finde, gut gelöst.

Nicht alle, die dieses Buch kaufen, haben vor, den Weg auf der gesamten Strecke zu begehen. Hierzu weist unser Buch auf besonders lohnende Streckenabschnitte hin. Hilfreich sind hierbei auch die Hinweise auf die Buchreihe und die neuen Regionalhefte des BUND zum Grünen Band, in der Rundwanderwege im Fokus stehen.

Ihr Reiner Cornelius

Grenzwanderung zu DDR-Zeiten

Wer in den 1980er-Jahren vom Dreiländereck CSSR–DDR–Bayern versucht hätte, entlang der innerdeutschen Grenze zur Ostsee zu wandern, dem wäre es sicher schwergefallen, der Grenzlinie zu folgen. Immer wieder hätte er sich durch Gebüsch schlagen, über Äcker laufen und über Gräben springen müssen. Ab und an wäre er auf einen Patrouillenweg des westdeutschen Zolls gestoßen. Die aber verliefen meist nur kurze Strecken entlang der Grenze.

Kurzum: Wer nicht Crossläufer war, musste mit Wegen vorliebnehmen, die über weite Strecken in einem erheblichen Abstand zur Grenze verliefen.

Die Sperranlagen

Doch wenn man zur Grenzlinie vorstieß, war man von den Sperranlagen schockiert: von den über drei Meter hohen Grenzzäunen, den Wachtürmen und den geeggten Kontrollstreifen. Von Aussichtskanzeln des Bundesgrenzschutzes aus konnte man auch den Kfz-Sperrgraben und den aus Lochbetonplatten gefügten Patrouillenweg erkennen, den sogenannten Kolonnenweg. Und man sah, dass es einen zweiten, oft sogar auch noch einen dritten Zaun gab. Versuchte man patrouillierende Grenzsoldaten anzusprechen, so bekam man keine Antwort. Stattdessen richteten sich Fernstecher auf den westdeutschen Wanderer.

Von Sperrgebieten und »Schutzzonen«

Ab und an konnte man einen Blick auf einen Ort oder auf ein paar Häuser erhaschen. »Drüben« herrschte meist eine bedrückende Stille. Niemand blickte in Richtung »Westen« – die Menschen, die nahe der Grenze wohnten, wurden scharf überwacht. Sie lebten in einem fünf Kilometer breiten Sperrgebiet, zu dem auswärtige DDR-Bürger keinen Zutritt hatten. Nur auf Antrag und nach mehrwöchiger Voranmeldung durften die Bewohner des Sperrgebiets Besuch empfangen.

Auf dem Kolonnenweg über dem Werratal

Zudem gab es die 500 Meter breite »Schutzzone«. Sie war gegenüber den Orten mit einem Signalzaun »abgesichert«. Die »Schutzzone« durfte nur von Landwirten betreten werden, und das auch nur nach Voranmeldung und unter Bewachung. Kein Wunder, dass es an der Grenze so ruhig war.

Markierung des Grüne-Band-Wanderwegs im Abschnitt Thüringen

Die Grenznatur und das Niemandsland

Der Tierwelt schien das martialische Umfeld wenig auszumachen. Im Gegenteil – Vögel, die Brachflächen lieben, profitierten vom Grenzstreifen: Neuntöter fingen am Kfz-Sperrgraben Mäuse und spießten sie in westdeutschen Schlehengebüschen auf, Braunkehlchen, die auf den Spurensicherungsstreifen nach Fliegen schnappten, nutzten die Pfosten der Grenzzäune als Sitzwarten und sangen auf den schwarz-rotgoldenen Grenzpfählen ihr Balzlied.

Und dann war da noch das sogenannte Niemandsland, der Streifen Land, der sich zwischen dem vordersten Grenzzaun und der eigentlichen Grenzlinie erstreckte. Natürlich gehörte das Land jemandem – es war das »vorgelagerte Hoheitsgebiet der DDR«. Niemandsland hieß das Gelände, weil es von niemandem betreten werden durfte. Nur ab und an sah man DDR-Grenzaufklärer vor dem Zaun Kontrolle laufen. Vom Westen aus hätte man einfach in das dem Grenzzaun vorgelagerte Gebiet hineingehen können. Doch dann wäre man Gefahr gelaufen, erschossen zu werden … Von den Wachtürmen war das Niemandsland gut einzusehen. Ab und an schickte die DDR einen Arbeitstrupp vor den Zaun, der – unter Bewachung – das Gelände von Gehölzen frei hielt. Und genau das liebten viele Tiere: ein offenes Gelände, das ansonsten brach lag und in dem sie frei von Störungen jagen und brüten konnten. Verstecke fanden die Tiere in den angrenzenden BRD-Flächen, vor allem in Grenzzipfeln, wo sich die Bewirtschaftung nicht mehr lohnte. Die ehemalige Grenze war also bereits zur Zeit ihres Bestehens ein Naturrefugium, und zwar auf beiden Seiten der ehemaligen Grenze.

Die Grenze fällt, das Grüne Band wird aus der Taufe gehoben

Es war paradox: auf der einen Seite ein todbringendes System, auf der anderen Seite ein Refugium für seltene Arten. Dr. Kai Frobel vom BUND Naturschutz in Bayern war der Erste, der den Wert der Grenznatur erkannte. Für den Fall, dass die Grenze einmal fallen sollte, hatte Frobel die Idee von einem Grünen Band Deutschland parat. Als die Grenze im November 1989 tatsächlich fiel, wurde Kai Frobel aktiv. Im Westen wie im Osten fand er Verbündete für seine Idee vom Grünen Band Deutschland. Und da Kai und seine Bundesgenossen beharrlich waren, wurde aus der Vision Zug um Zug Realität. Zwischen dem Vogtland und der Ostsee eroberten Tiere und Pflanzen die ehemaligen Spurensicherungsstreifen, Füchse und Dachse nahmen den Kfz-Sperrgraben in Beschlag, Fischotter drangen in die Grenzbäche vor, Luchs und Wildkatze begannen, den ehemaligen Grenzstreifen als Wanderweg zu nutzen. Nach der Grenzöffnung »eroberten« auch die Menschen den Grenzstreifen. Bald querten Wanderwege das Grüne Band. Abenteuerlustige folgten dem Kolonnenweg von Tschechien bis zur Ostsee.

Balzendes Braunkehlchen auf einem Grenzpfahl

Der Grenzwanderweg heute

Heute, mehr als drei Jahrzehnte nach dem Fall der Grenze, ist der Wunsch, das Grüne Band zu erwandern, größer denn je. Der BUND unterstützt die Erschließung des Grünen Bandes für Wanderer, nicht nur im Hinblick auf das Naturerlebnis. Für Dr. Kai Frobel, den Verantwortlichen beim BUND, ist das Grüne Band eine Medaille mit zwei Seiten: Die eine ist die unersetzbare Funktion für den Naturschutz und den Biotopverbund in Deutschland, die andere ist die Spur in der Landschaft, die Wanderer und Spaziergänger an das menschenverachtende Grenzregime erinnert. Und ohne den BUND, so Frobel, gäbe es heute in der Landschaft keine Strukturen mehr, die zur Erinnerung Anlass böten. Es gäbe nur Einzeldenkmäler und Grenzmuseen, nicht eine Erinnerungslandschaft, die sich durch neun Bundesländer erstreckt. Das Grüne Band hat inzwischen ungezählte Menschen, gerade auch junge, für die Tragik der deutschen Teilung und die Toten an der Grenze sensibilisiert, wobei dem Fernwanderweg eine besondere Bedeutung zukommt. Der BUND setzt sich daher aktiv für einen Grünen-Band-Wanderweg Tschechien–Ostseeküste ein.

Balzender Birkhahn am Grünen Band Rhön

Auf dem Weg von Tschechien zur Ostsee

Wie lang ist der Weg und was erwartet den Grüne-Band-Wanderer auf dem Weg von Tschechien zur Ostsee? Die Grenz- oder Demarkationslinie zwischen Deutschland Ost und Deutschland West war knapp 1400 km lang. Sie umfasste viele Zipfel und Ausbuchtungen, und an Bachläufen machte sie jede Windung mit. Der Grüne-Band-Fernwanderweg folgt auf weiten Strecken dem Patrouillenweg der DDR-Grenzer, Kolonnenweg genannt. Kolonnenweg und Grenzzaun machten natürlich nicht jeden Schlenker des Grenzverlaufs mit, sondern zogen sich relativ gradlinig durch die Landschaft. Der Grenzwanderweg ist daher nicht 1400 Kilometer, sondern um die 1270 km lang.

Auf dieser immer noch recht ordentlichen Strecke lernen wir die unterschiedlichsten Biotope kennen: Moore, Klippen, Wildbäche, Steppen- und Orchideenrasen. Wir durchstreifen Pionierwälder und Wacholderheiden, baden im Meer und steigen auf Berge. Am Brocken dringen wir sogar bis zur Baumgrenze vor. An den norddeutschen Seen schauen wir den Flugkünsten der Seeadler zu. Wir beobachten den Luchs (wenn auch nur im Gehege) und erfreuen uns an Kranichen und Wildgänsen.

Wurzelpfad bei Blankenstein

Doch es steht nicht nur Natur auf dem Programm. Unser Weg führt durch Fachwerkorte, und wir wandern an reetgedeckten Häusern vorbei. Wir steigen auf Burgen, besichtigen Klöster und Schlösser und erfahren etwas über den Bergbau vergangener Tage. Und da der Weg an der Nahtstelle zwischen Deutschland-Ost und Deutschland-West verläuft, sieht man, wie das Land langsam wieder zusammenwächst.

Wegzustand

Vom Kolonnenweg bis zum abenteuerlichen Naturpfad ist auf dem Grüne-Band-Fernwanderweg alles vertreten. Der Anteil der aus Lochbetonplatten gefügten Kolonnenwege macht 37 Prozent aus. Der Gang über den Beton wird oft durch Gras abgefedert, das durch die Löcher in den Platten emporwächst. Die bandförmigen Löcher stellen aber auch eine Gefahrenquelle dar – leicht kann es passieren, dass man mit der Schuhkante in ein Loch rutscht und umknickt. Eine weitere Gefahrenquelle stellt das Verrutschen der Betonplatten dar; vielerorts kippen Platten einseitig ab. Daher die dringende Empfehlung: Wandern Sie mit festem Schuhwerk!

Nach dem Kolonnenweg bilden befestigte Wald- und Feldwege mit 44 Prozent Anteil die größte Weggruppe. So weit wie möglich wurden asphaltierte Abschnitte gemieden, und so machen Straßen rechnerisch 19 Prozent der Gesamtstrecke aus. Dabei ist jedoch zu bedenken, dass es sich vor allem um schmale Ortsverbindungsstraßen handelt, auf denen wenig bzw. kaum Pkw-Verkehr herrscht. Zudem sind in den Berechnungen auch die innerörtlichen Straßen enthalten.

Und noch etwas: Bleiben Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit bitte immer auf den Wegen! Zwar wurden die verminten Abschnitte bereits zu DDR-Zeiten geräumt; zudem hat nach dem Fall der Grenze eine intensive Nachsuche stattgefunden, doch ab und an taucht an der ehemaligen Grenze eine alte Mine auf, meist im Bereich extrem steiler Hänge oder im Überschwemmungsbereich von Bächen. Diese Minenfunde sind zwar nicht so häufig wie die Blindgänger-Funde von Bomben aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, aber es besteht am Grünen Band ein gewisses Restrisiko. Das ist zwar so gering, dass die Bundesregierung keinen Anlass für weitere Minensuche sieht, aber man sollte, wie gesagt, Vorsicht walten lassen und auf den Wegen bleiben.

Mithelfen, das Grüne Band zu sichern

Wer vom Projekt »Grünes Band« überzeugt ist, kann für 65 € einen symbolischen Anteilschein für sich selbst erwerben oder verschenken und damit einen wichtigen Beitrag leisten, die Überzeugungsarbeit des BUND in Politik und Öffentlichkeit für den Erhalt des Grünen Bandes zu stärken. Alle Anteilseigner erhalten regelmäßig Informationen über die Arbeit und Erfolge am Grünen Band.

Mehr Infos zum Grünen-Band-Anteilschein und zu weiteren Möglichkeiten, den BUND zu unterstützen, unter www.bund.net/geschenke oder telefonisch unter 030-275 86 429.

Wegführung

Grundsätzlich verläuft die Grüne-Band-Fernwanderroute auf dem ehemaligen Grenzstreifen und dort zumeist auf dem Kolonnenweg. Nun ist der Kolonnenweg aber streckenweise nicht mehr passierbar – Bäume, Gebüsch, meterhohe Stauden und Gräser haben ihn überwachsen. Hier muss der Wanderer auf Wege außerhalb des Grünen Bandes ausweichen. Ich habe dazu möglichst grenznahe Wege ausgewählt, unabhängig davon, ob sie im »Osten« oder im »Westen« verlaufen.

Wegweiser des Harzer Grenzwanderwegs

Größere Abweichungen vom ehemaligen Grenzverlauf kommen auf den Wanderer in fruchtbaren Landstrichen zu. Dort haben Landwirte – oft ohne Genehmigung – die Grenznatur untergepflügt. Stellenweise wurden die Platten des Kolonnenwegs aufgenommen und für andere Zwecke genutzt. An besonders sensiblen Biotopen, wie in den Seeadleroder Kranichbrutgebieten, ist das Grüne Band zum Schutz seltener Arten ganzjährig oder für die Zeit von Februar bis Juli gesperrt. Solche Stellen sind jedoch selten. Zudem gibt es Streckenabschnitte, an denen mich landschaftliche oder kulturelle Highlights wie besonders gute Aussichten, ein Kloster oder ein Fachwerkstädtchen bewogen haben, vom Grenzstreifen aus in die 500 m-Schutzzone oder darüber hinaus ins ehemalige 5 km-Sperrgebiet vorzudringen. Man weitet damit den Blick und den eigenen Horizont. Und natürlich liegen die Einkehrmöglichkeiten und Unterkünfte nicht auf dem ehemaligen Grenzstreifen.

Orientierung und Markierung

Markierte Grenzwanderwege gibt es im Harz sowie in den Landkreisen Sonneberg, Hildburghausen, Schmalkalden-Meiningen und im Wartburgkreis. Unter diesen Wegen ist der Harzer Grenzweg einsame Klasse. Die Markierung ist vorbildlich, und die Wegführung entspricht den Kriterien eines Premiumwegs.

Für die übrigen Grenzwanderwege kann ich leider keine guten Noten vergeben. Schwachstellen in der Markierung gleiche ich durch detaillierte Wegbeschreibungen aus. Zudem habe ich GPX-Tracks aufgezeichnet, die kostenlos heruntergeladen werden können.

Markierte Grenzwanderwege machen knapp 50 Prozent der Gesamtstrecke aus. Wo keine Grenzweg-Markierungen existieren, habe ich mich bei der Wegbeschreibung nach dem Verlauf anderer Fernwanderwege und Radwege gerichtet. Schieferpfad, Saale-Orla-Weg, Werra-Burgensteig, Karstwanderweg europäischer Fernradweg EV 13, auch »Iron Curtain Trail« (Radweg am Eisernen Vorhang) genannt.

Am Grünen Band Sachsen und im nördlichen Eichsfeld gibt es gar keine Markierungen. In Sachsen ist dies kein Problem, weil man bis auf wenige Ecken dem Kolonnenweg folgt. Zwischen dem Dreiländereck Hessen-Niedersachsen-Thüringen und dem südlichen Harzrand muss man sich auf meine Wegbeschreibung und die Tracks verlassen. Im Norddeutschen Tiefland sind Wanderwege rar. Größtenteils muss man dort mit Radwegen vorliebnehmen, von denen auch nicht alle markiert sind. Die Orientierung ist in Norddeutschland wegen der großen Linien in der Landschaft jedoch wesentlich leichter als im Mittelgebirge.

Klee in Lochbetonplatten

Unterkünfte und Einkehr

Solange wir uns in touristisch erschlossenen Gegenden bewegen, wie z. B. an der Elbe, im Harz und in der Hohen Rhön, ist es mit Unterkünften und Gaststätten weitgehend unproblematisch. Ganz anders sieht es in den übrigen Abschnitten aus. Hier gestaltet sich die Suche nach Unterkünften oft schwierig und man ist auf weiten Strecken auf Selbstversorgung angewiesen. Man sollte auf jeden Fall im Voraus seine Unterkunft buchen, da die in den Infokästen bei den Etappen aufgeführten Pensionen oft nur über wenige Betten verfügen. Hinzu kommt das allgemeine Gaststättensterben, forciert durch Corona. Gepäcktransporte im touristischen Niemandsland zu organisieren, ist völlig illusorisch. Fazit: Die vollständige Begehung der Grüne-Band-Fernwanderroute bleibt eines der letzten Wanderabenteuer in Deutschland – aber eines, an dem jeder einigermaßen fitte und ausdauernde Wanderer seine helle Freude haben wird!

Schwierigkeitsbewertungen

 

Um Planungen zu erleichtern, sind die einzelnen Etappen in leichte, mittelschwere und schwere Wanderungen unterteilt:

Als leicht werden Touren bezeichnet, die weitgehend markierten Wanderwegen folgen und zudem nur mäßige Steigungen und Gefällstrecken aufweisen.

Mittelschwere Touren zeichnen sich durch lange Anstiege und Gefällstrecken aus. Es kommen auch längere Lochbetonplattenabschnitte vor, auf denen ständig auf Trittsicherheit geachtet werden muss. Zudem ist die Orientierung nicht immer ganz einfach – entweder existiert keine durchgehende Markierung, oder die Qualität der Markierung lässt zu wünschen übrig.

Bei schweren Touren kommen extreme Steigungs- und Gefällstrecken hinzu, zumeist auf Lochbetonplatten, sodass ein hoher Grad an Trittsicherheit erforderlich ist. Wegen fehlender Markierung werden zusätzlich hohe Anforderungen an das Orientierungsvermögen gestellt.

Bei den Zeitangaben für die Touren handelt es sich immer um Nettogehzeiten.

Die Etappen

Teils idyllisch ist es auf dem Grünen Band entlang der deutsch-tschechischen Grenze.

Tafeln informieren über die Besonderheiten des Naturschutzgebiets.

Aber es gibt auch noch Reste, die an den ehemaligen Todesstreifen erinnern,

der nun Lebensraum für viele Tiere bietet.

1Von Ebmath/Hranice nach Trogen

Von der tschechischen Grenze nach Bayern

Nach Übernachtung in Bad Elster mit dem Taxi hinauf zum deutsch-tschechischen Grenzübergang Ebmath-Hranice. Von dort am Grünen Band Sachsen-Tschechien entlang zum Dreiländereck Tschechien-Bayern-Sachsen. Vom Dreiländereck aus folgen wir nun dem Grünen Band Sachsen-Bayern. Auf halber Strecke, am Weiler Ullitz, machen wir einen Abstecher in den bayerischen Ort Trogen, wo wir übernachten.

 

Ausgangspunkt

Grenzübergang Ebmath/Hranice

Endpunkt

Trogen

Anfahrt

Auto: Siehe Tourenbeschreibung.

Bahn/Bus: Mit der DB und der Vogtlandbahn nach Bad Elster, weiter mit Fahrdiensten

Karte

UK 50-05 »Naturpark Frankenwald – Hof – Münchberg« 1:50 000 LVG Bayern

Einkehr

In Bad Elster und Trogen

Informationen

www.bad-elster.de

Übernachtung

Vor Tourenbeginn (Anreise): Touristinfo Bad Elster Badstraße 25, Tel. 0374 37/ 539 00

95183 Trogen bei Hof Pension Ute Reimer Regnitzstr. 26 Tel. 092 81/4 41 88

»Das Grüne Band Deutschland beginnt am Dreiländereck Bayern-Sachsen-Tschechien und endet an der Ostsee«, so die gängige Ansicht. Der ehemalige Grenzstreifen der DDR ist jedoch um einige Kilometer länger, sowohl an der Ostsee als auch im sächsisch-tschechischen Grenzbereich. Für den Wanderer, der das Grüne Band Deutschland in Gänze erkunden will, bedeutet dies Zusatzstrecken von sechs Kilometern in Sachsen und 24 Kilometern an der Ostsee. Die Anfahrt zum Startpunkt der Grünen-Band-Fernwanderung ist für die meisten relativ lang und beschwerlich. Da möchte kaum jemand am gleichen Tag zu einer über 20 Kilometer langen Etappe aufbrechen. Es ist also sinnvoll, möglichst nahe am Startpunkt der Fernwanderung zu übernachten.

Nun sind die Übernachtungsmöglichen in dieser abgelegenen Region leider dünn gesät. Nur im sächsischen Bad Elster und im benachbarten Adorf findet man passende Möglichkeiten. Bad Elster und Adorf haben zudem den Vorteil, dass sie mit dem Bus oder der Vogtlandbahn gut zu erreichen sind. Und Bad Elster ist selbst eine Reise wert. Das ehemalige DDR-Kurbad hat eine große Vergangenheit. Im Jahr 1848 wurde der Ort Elster in den Rang eines Königlich-Sächsischen Staatsbades erhoben. Aus dieser Zeit existieren noch viele repräsentative Gebäude. Auch zu DDR-Zeiten hat man in das Bad der Werktätigen investiert.

Von Bad Elster zum Grenzübergang Ebmath-Hranice Der kürzeste Weg vom Kurzentrum in Bad Elster zum Startpunkt des Grünen Bandes führt über die Grenze nach Hranice und von dort zum Grenzübergang nach Ebmath hinauf. Leider müsste man auf dieser sechs Kilometer langen Strecke Straßen folgen. Ein Transit-Wanderweg existiert noch nicht. Die Straßen nach und durch Hranice sind zwar wenig befahren, und man hätte die Möglichkeit, sich in Hranice umzusehen. Für einen stressfreien Wanderstart ist es aber sicherlich besser, wenn man sich vom Vermieter oder mit einem Taxi hinauf zum Grenzübergang Hranice-Ebmath fahren lässt. Dort beginnt das Grüne Band Sachsen-Tschechien.

Das Albert Bad in Bad Elster

Die Perlmuscheln vom Grünen Band Sachsen-Tschechien Dass es auf den letzten sechs Kilometern der sächsisch-tschechischen Grenze einen martialischen Grenzstreifen gab, lag daran, dass man in der DDR der Grenzüberwachung des tschechischen Brudervolkes nicht ganz traute. An dem schmalen tschechischen Grenzzipfel bei Hranice, der sich zwischen Bayern und Sachsen schiebt, wollte man auf Nummer sicher gehen. Und so errichtete man auch hier Zäune, man legte Spurensicherungsstreifen an und verlegte Lochbetonplatten für einen Kolonnenweg.

Am Grünen Band Sachsen-Tschechien gibt es Moore und blumenreiche Bergwiesen, und in den Grenzbächen lebt die seltene Flussperlmuschel. Sie war einst in Mitteleuropa weit verbreitet und wurde von königlichen Perlensuchern gehegt und gepflegt. Dass sie inzwischen vom Aussterben bedroht ist, liegt nicht an der Perlensuche, sondern an der Verunreinigung ihrer Bäche durch den von den Feldern hereingespülten Schlick, der das Kiesbett, in dem die Jungmuscheln leben, verstopft. Die Babymuscheln ersticken und verhungern. Eines ihrer letzten Refugien sind die Bäche auf den Höhen des Elstergebirges, insbesondere im deutsch-tschechischen Grenzraum. Hier wurden vom BUND inzwischen Programme zur Verjüngung der überalterten Muschelpopulation gestartet. Siehe https://kreisgruppehof.bund-naturschutz.com in Sachen Perlmuschel. Da das Grüne Band Sachsen-Tschechien in Gänze als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde, müssen wir vom Grenzübergang aus noch ein kurzes Stück Straße in Kauf nehmen. Am besten lässt man sich bis zum Ortskern von Ebmath fahren. Dort beginnt nämlich der Wanderweg der deutschen Einheit, der am Rande des Naturschutzgebietes zum Dreiländereck Bayern-Tschechien-Sachsen führt, dem Beginn des Grünen Bandes Deutschland. Nach der Querung eines Fichtenwäldchens blickt man über Wiesen hinunter zu dem Perlmuschelbach, der hier die Grenze zwischen Sachsen und Tschechien bildet. Auf einer Allee, die den durch einen Vorzaun gesicherten Verlauf der einstigen 500 Meter breiten DDR-Schutzzone markiert, geht es zum Weiler Pabstleithen. Häuser und Gehöfte, die in der »Schutzzone« zu liegen kamen, wurden von den Grenztruppen dem Erdboden gleichgemacht.

Heidenelken am Grünen Band

Flussperlmuschel von der tschechischdeutschen Grenze

Gut einen Kilometer hinter dem Grenzweiler steigt der Radweg rechts in die Feldflur hinauf. Kurz darauf zweigt links, im spitzen Winkel, ein Beton-Plattenweg ab, der uns auf den Kolonnenweg führt, den Patrouillenweg, auf dem die DDR-Grenzer mit ihren Kübelwagen Streife fuhren. Der wendet sich nach einem Kilometer scharf nach rechts. Hier folgen wir einem weiß-blau-weiß markierten Pfad über den ehemaligen Grenzstreifen. Noch ein Brückchen und man ist am Dreiländereck Sachsen-Tschechien-Bayern, das durch alte Grenzsteine und Grenztafeln kenntlich gemacht wird.

Das bis zu 300 Meter breite Grüne Band Sachsen-Tschechien; der Wald im Hintergrund ist tschechisch

Das Grüne Band Sachsen-Tschechien bei Pabstleithen; auf der Wiese im Mittelgrund standen Höfe, die von den DDR-Grenztruppen wegen ihrer Grenznähe geschleift wurden, das Haus links lag außerhalb der Zone, in der die Häuser dem Erdboden gleichgemacht wurden.

Auf dem Grünen Band Bayern–Sachsen Zurück auf den Plattenweg, der bis zur Ostsee unsere Leitlinie ist. Die Straße zwischen dem sächsischen Posseck und dem bayerischen Nentschau wird gequert, dann die Straße zwischen Gassenreuth (Sachsen) und Gattendorf (Bayern). Bei Sachsgrün wandern wir durch einen besonders schönen Abschnitt des Grünen Bandes. Über bunt blühende Magerrasen und Bergheiden geht es über den Fuchspöhl, einen Hügel, an dem uraltes vulkanisches Gestein zutage tritt. Eineinhalb Kilometer weiter erscheint rechts in einer Senke ein kleiner Stausee. Hier fliegt der Goldscheckenfalter, der sonst nur noch an der bayerischtschechischen Grenze, im Allgäu und in der Rhön vorkommt. Ein Stück tiefer lag einst der Weiler Troschenreuth. Er wurde wie die grenznahen Gehöfte von Pabstleithen zu DDR-Zeiten dem Erdboden gleichgemacht. Geblieben sind der Dorfteich, ein Trafohäuschen und ein paar Mauerreste. Es geht bergan. Linker Hand erhebt sich ein steiler und felsiger Hang, der heute mit Eschen bestanden ist. Bis Anfang der 1950er Jahre stand dort ein Haus. Es wurde wie Troschenreuth von den Grenztruppen dem Erdboden gleichgemacht. Geblieben sind einige Ziegelsteine, ein Felsenkeller und ein Pflug. Wir steigen auf eine Höhe von ca. 580 Metern. Aus Bayern dringt der Lärm der A 93 herüber. Doch sobald es wieder bergab geht, lassen wir den Verkehrslärm hinter uns.

Nochmals steht ein Anstieg bevor. Auf der Höhe biegt rechts ein befestigter Feldweg vom Plattenweg ab. Es empfiehlt sich, dem Feldweg zu folgen, man spart eineinhalb Kilometer. Der Weg führt zur Straße Hof–Plauen, an der man links über die Landesgrenze zum bayerischen Weiler Ullitz wechselt. Entweder man versucht als Anhalter in die sechs Kilometer entfernte Stadt Hof zu gelangen, um dort in einem Hotel sein Quartier aufzuschlagen, wobei man auch an den Rückweg denken muss, oder man folgt der wenig befahrenen Landstraße in den zwei Kilometer entfernten Ort Trogen, wo es eine Privatunterkunft gibt. Der Überlandbus, der bisher die Strecke Hof–Ullitz–Plauen bedient hat, fährt nicht mehr.

Am Dreiländereck Sachsen-Tschechien-Bayern

2Von Trogen zur Juchhöh von Hirschberg

Durchs »Himmelreich« nach Thüringen

Wir erkunden den nördlichen Teil des Grünen Bandes Sachsen, der ebenso schön ist wie der südliche. Am Dreiländereck Sachsen-Thüringen-Bayern folgt dann der Schock: Vom Grünen Band Thüringen keine Spur – so weit das Auge reicht nur Acker. Nicht verzagen, denn vor uns liegen das einst geteilte Dorf Mödlareuth und sein Grenzmuseum, hinter denen das Grüne Band wieder auftaucht.

 

Ausgangspunkt

Ullitz

Endpunkt

Hirschberg

Gehzeit

Bis Einkehrmöglichkeit in Mödlareuth 5.30 Std.

Anfahrt

Nur mit dem Pkw über die Abfahrt Nr. 2 der A 93 und der B 173 zu erreichen

Karte

LVG Bayern 1:50 000, UK 50-05 Naturpark Frankenwald/Hof-Münchberg

Einkehr

In Mödlareuth Gasthaus Grenzgänger Tel. 036649/792 56; in Hirschberg Gasthaus/Pension An der Lohmühle

Informationen

www.stadt-hof.dewww.stadt-hirschberg-saale.de

Übernachtung

Gasthaus Juchhöh Juchhöh 61 (1,6 km hinter Mödlareut an der Straße nach Hirschberg) Tel. 036649/800 07

Hotel Kleeblatt Gartenstr.1 07927 Hirschberg Tel. 036644/434 870

Blumenwiesen und Warzenbeißer