Das Herz steht nicht still - Sylvia Plath - E-Book

Das Herz steht nicht still E-Book

Sylvia Plath

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Beschreibung

1960 ist ein Jahr des Aufbruchs, Sylvia Plath zieht nach England und ihr einzig zu Lebzeiten veröffentlichter Gedichtband erscheint: Der Koloss. Kurz vor ihrem Tod, 1963, folgt ihr einziger Roman: Die Glasglocke. In den drei Jahren dazwischen schreibt Plath unerschöpflich und wird zweimal Mutter. »Es ist, als ob mein Herz ein Gesicht aufsetzte und in die Welt hinausginge.« Größte Verletzlichkeit prägt die Gedichte dieser Zeit gleichsam zuckersüßer Tage, »einzuwecken wie Obst«. Zwischen Leben schenken und Todesnähe entfaltet sich eine ergreifende, einmalige Kraft.

Zum 90. Geburtstag versammelt Das Herz steht nicht still Sylvia Plaths monumentales lyrisches Spätwerk erstmals auf Deutsch. In der brillanten Übersetzung von Judith Zander wird erfahrbar, wie die Ikone feministischen Schreibens ihr Werk zur Vollendung brachte.

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Seitenzahl: 169

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Titel

Sylvia Plath

Das Herz steht nicht still

Späte Gedichte 1960-1963

Zweisprachige Ausgabe

Herausgegeben, aus dem Englischen übersetzt und mit einem Nachwort von Judith Zander

Suhrkamp Verlag

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Mit Ausnahme der im Inhaltsverzeichnis so gekennzeichneten Gedichte erschienen die hier versammelten Werke in englischer Sprache erstmalig in Buchform in den Zyklen Crossing the Water und Winter Trees, 1971 bei Faber & Faber, London.Nähere editorische Informationen sind in Nachwort und Inhaltsverzeichnis erläutert.

eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2022

Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe der Bibliothek Suhrkamp 2022.

© der deutschsprachigen AusgabeSuhrkamp Verlag AG, Berlin, 2022All rights reserved © The Estate of Sylvia Plath 1960, 1961, 1962, 1963, 1971, 1981Alle Rechte vorbehalten.Wir behalten uns auch eine Nutzung des Werks für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG vor.

Der Inhalt dieses eBooks ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Wir behalten uns auch eine Nutzung des Werks für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG vor.Für Inhalte von Webseiten Dritter, auf die in diesem Werk verwiesen wird, ist stets der jeweilige Anbieter oder Betreiber verantwortlich, wir übernehmen dafür keine Gewähr. Rechtswidrige Inhalte waren zum Zeitpunkt der Verlinkung nicht erkennbar. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Willy Fleckhaus

eISBN 978-3-518-77378-9

www.suhrkamp.de

Übersicht

Cover

Titel

Impressum

Inhalt

Informationen zum Buch

Inhalt/Contents

Cover

Titel

Impressum

Inhalt

1960

Stillborn

Totgeboren

On Deck

An Deck

Sleep in the Mojave Desert

Übernachten in der Mojave-Wüste

Two Campers in Cloud Country

Zwei Camper im Wolkenland

Leaving Early

Früher Aufbruch

Love Letter

Liebesbrief

Candles

Kerzen

A Life

Ein Leben

Waking in Winter

Erwachen im Winter

1961

Parliament Hill Fields

Parliament Hill Fields

Whitsun

Pfingsten

Zoo Keeper's Wife

Die Frau des Zoowärters

Face Lift

Facelifting

Heavy Women

Gewichtige Frauen

In Plaster

In Gips

I Am Vertical

Ich bin senkrecht

Insomniac

Schlafloser

Widow

Witwe

Stars over the Dordogne

Sterne über der Dordogne

Wuthering Heights

Sturmhöhe

Blackberrying

In den Brombeeren

Finisterre

Finisterre

The Surgeon at 2 a. ‌m.

Der Chirurg um 2 Uhr nachts

Last Words

Letzte Worte

Mirror

Spiegel

The Babysitters

Die Babysitterinnen

1962

New Year on Dartmoor

Neujahr im Dartmoor

Three Women

Drei Frauen

An Appearance

Eine Erscheinung

Crossing the Water

Übers Wasser

Among the Narcissi

In den Narzissen

Pheasant

Fasan

Event

Vorfall

Apprehensions

Vorahnungen

Words heard, by accident, over the phone

Worte, zufällig durchs Telefon gehört

Burning the Letters

Das Verbrennen der Briefe

For a Fatherless Son

Für einen vaterlosen Sohn

The Swarm

Der Schwarm

Lyonnesse

Lyonesse

By Candlelight

Bei Kerzenschein

The Tour

Der Rundgang

The Fearful

Die Furchtsamen

Mary's Song

Marias Lied

Winter Trees

Winterbäume

Brasilia

Brasilia

Childless Woman

Kinderlose Frau

Eavesdropper

Schnüfflerin

1963

Child

Kind

Gigolo

Gigolo

Mystic

Unerklärlich

An der Stelle eines Nachworts

Stalling in midair

Anmerkungen

Informationen zum Buch

1960

Stillborn

These poems do not live: it's a sad diagnosis.

They grew their toes and fingers well enough,

Their little foreheads bulged with concentration.

If they missed out on walking about like people

It wasn't for any lack of mother-love.

O I cannot understand what happened to them!

They are proper in shape and number and every part.

They sit so nicely in the pickling fluid!

They smile and smile and smile and smile at me.

And still the lungs won't fill and the heart won't start.

They are not pigs, they are not even fish,

Though they have a piggy and a fishy air –

It would be better if they were alive, and that's what they were.

But they are dead, and their mother near dead with distraction,

And they stupidly stare, and do not speak of her.

Totgeboren

Diese Gedichte leben nicht: eine traurige Diagnose.

Dabei wuchsen sie gut, alle Zehen- und Fingertriebe.

Ihre kleinen Stirnen schwollen vor Konzentration.

Wenn sie es versäumten herumzulaufen wie Menschen,

Lag's nicht an einem Mangel an Mutterliebe.

Ach, ich begreife gar nicht, was mit ihnen passiert ist!

Sie sind proper in Form und Anzahl und allem Drumrum.

Sie hocken so nett in der konservierenden Lake!

Sie lächeln und lächeln und lächeln und lächeln mir zu.

Und doch füllen die Lungen sich nicht und das Herz bleibt stumm.

Sie sind keine Schweine, sie sind noch nicht einmal Fische,

Obwohl sie eine schweinige, fischige Anmutung haben –

Besser wäre, sie wären lebendig, und das ist's, was sie waren.

Doch sie sind tot, und die Mutter fast tot vor Verzweiflung,

Und sie starren blöde und wollen nichts über sie sagen.

On Deck

Midnight in the mid-Atlantic. On deck.

Wrapped up in themselves as in thick veiling

And mute as mannequins in a dress shop,

Some few passengers keep track

Of the old star-map on the ceiling.

Tiny and far, a single ship

Lit like a two-tiered wedding cake

Carries its candles slowly off.

Now there is nothing much to look at.

Still nobody will move or speak –

The bingo players, the players at love

On a square no bigger than a carpet

Are hustled over the crests and troughs,

Each stalled in his particular minute

And castled in it like a king.

Small drops spot their coats, their gloves:

They fly too fast to feel the wet.

Anything can happen where they are going.

The untidy lady revivalist

For whom the good Lord provides (He gave

Her a pocketbook, a pearl hatpin

And seven winter coats last August)

Prays under her breath that she may save

The art students in West Berlin.

The astrologer at her elbow (a Leo)

Picked his trip-date by the stars.

He is gratified by the absence of icecakes.

He'll be rich in a year (and he should know)

Selling the Welsh and English mothers

Nativities at two-and-six.

And the white-haired jeweller from Denmark is carving

A perfectly faceted wife to wait

On him hand and foot, quiet as a diamond.

Moony balloons tied by a string

To their owners' wrists, the light dreams float

To be let loose at news of land.

An Deck

Mitternacht mitten auf dem Atlantik. An Deck.

In sich selbst wie in Schleier eingesponnen

Und stumm wie Puppen in einem Modegeschäft,

Heften ein paar Passagiere ihren Blick

An die alte Sternkarte über ihnen.

Ein einzelnes Schiff, winzig, weit entfernt,

Wie eine zweistöckige Hochzeitstorte beleuchtet,

Zieht mit seinen Kerzen langsam von dannen.

Viel zu sehen gibt es jetzt nicht mehr.

Doch keiner bewegt sich oder spricht –

Die Bingo-Spieler, die Spieler der Liebe drängen

Sich auf einem Viereck nicht größer

Als ein Teppich über den Wellenkämmen und -tälern,

Jeder gefangen in seinem besonderen Moment,

Verschanzt wie nach der Rochade ein König.

Kleine Tropfen, die die Mäntel, die Handschuhe sprenkeln:

Sie fliegen zu schnell, als dass man die Nässe empfände.

Dort, wohin sie unterwegs sind, ist alles möglich.

Die Erweckte, eine unordentliche Dame,

Für die Der Herr sorgt (An Wintermänteln

Gab er ihr sieben, eine Hutnadel mit Perlen

Letzten August und ein Portemonnaie),

Betet flüsternd, dass sie die Kunststudenten

Erretten möge in West-Berlin.

Der Astrologe an ihrer Seite (ein Löwe)

Wählte nach den Sternen sein Reisedatum.

Das Fehlen von Eisschollen findet er günstig.

In einem Jahr wird er reich sein durch die Verkäufe

(Und er muss es wissen) von Geburtshoroskopen

An walisische und englische Mütter zu zwei fünfzig.

Und der weißhaarige, dänische Juwelier

Schleift an einer in allen Facetten perfekten Frau herum,

Die ihn hinten und vorne bedient, still wie ein Diamant.

Als mondheller Ballon, den Besitzern geschnürt

Ums Handgelenk, schwebt je ein leichter Traum,

Um losgelassen zu werden bei Sichtung von Land.

Sleep in the Mojave Desert

Out here there are no hearthstones,

Hot grains, simply. It is dry, dry.

And the air dangerous. Noonday acts queerly

On the mind's eye, erecting a line

Of poplars in the middle distance, the only

Object beside the mad, straight road

One can remember men and houses by.

A cool wind should inhabit those leaves

And a dew collect on them, dearer than money,

In the blue hour before sunup.

Yet they recede, untouchable as tomorrow,

Or those glittery fictions of spilt water

That glide ahead of the very thirsty.

I think of the lizards airing their tongues

In the crevice of an extremely small shadow

And the toad guarding his heart's droplet.

The desert is white as a blind man's eye,

Comfortless as salt. Snake and bird

Doze behind the old masks of fury.

We swelter like firedogs in the wind.

The sun puts its cinder out. Where we lie

The heat-cracked crickets congregate

In their black armourplate and cry.

The day-moon lights up like a sorry mother,

And the crickets come creeping into our hair

To fiddle the short night away.

Übernachten in der Mojave-Wüste

Hier draußen gibt es keine Herdstellen,

Nur heiße Körnchen. Es ist trocken, trocken.

Und die Luft gefährlich. Mittag spielt seltsam

Mit dem inneren Auge, stellt eine Reihe

Pappeln in mittlerer Entfernung auf, die einzigen

Objekte neben der irren, schnurgeraden Straße,

Die einen an Menschen und Häuser erinnern kann.

Ein kühler Wind sollte in diesen Blättern wohnen

Und ein Tau, wertvoller als Geld, sich auf ihnen sammeln

In der blauen Stunde vor Sonnenaufgang.

Doch weichen sie zurück, unnahbar wie morgen

Oder jene glitzernden Einbildungen von vergossenem Wasser,

Die vor den sehr Durstigen herschweben.

Ich denke an die Eidechsen, die ihre Zungen kühlen

Im Spalt eines äußerst schmalen Schattens,

Und die Kröte, die das Tröpfchen ihres Herzens beschirmt.

Die Wüste ist weiß wie das Auge eines Blinden,

Trostlos wie Salz. Schlange und Vogel

Dösen hinter den alten Masken des Zorns.

Wir verschmachten wie Feuerböcke im Wind.

Die Sonne löscht ihre Schlacke aus. Wo wir liegen,

Versammeln sich hitzerissige Heuschrecken

Mit ihren schwarzen Panzern und klagen.

Der Tagmond leuchtet auf wie eine bedauernde Mutter,

Und die Heuschrecken kriechen uns ins Haar,

Um die kurze Nacht zu vergeigen.

Two Campers in Cloud Country

 (Rock Lake, Canada)

In this country there is neither measure nor balance

To redress the dominance of rocks and woods,

The passage, say, of these man-shaming clouds.

No gesture of yours or mine could catch their attention,

No word make them carry water or fire the kindling

Like local trolls in the spell of a superior being.

Well, one wearies of the Public Gardens: one wants a vacation

Where trees and clouds and animals pay no notice;

Away from the labelled elms, the tame tea-roses.

It took three days driving north to find a cloud

The polite skies over Boston couldn't possibly accommodate.

Here on the last frontier of the big, brash spirit

The horizons are too far off to be chummy as uncles;

The colours assert themselves with a sort of vengeance.

Each day concludes in a huge splurge of vermilions

And night arrives in one gigantic step.

It is comfortable, for a change, to mean so little.

These rocks offer no purchase to herbage or people:

They are conceiving a dynasty of perfect cold.

In a month we'll wonder what plates and forks are for.

I lean to you, numb as a fossil. Tell me I'm here.

The Pilgrims and Indians might never have happened.

Planets pulse in the lake like bright amoebas;

The pines blot our voices up in their lightest sighs.

Around our tent the old simplicities sough

Sleepily as Lethe, trying to get in.

We'll wake blank-brained as water in the dawn.

Zwei Camper im Wolkenland

 (Rock Lake, Kanada)

Dieses Land besitzt weder Maß noch Gegengewicht,

Um die Herrschaft der Felsen und Wälder auszugleichen,

Das Ziehen dieser, sagen wir, menschenbeschämenden Wolken.

Keine deiner oder meiner Gesten erregt ihre Aufmerksamkeit,

Kein Wort bewegt sie zum Wasserholen oder Anzünden eines Spans

Wie ortsansässige Trolle im Bann eines höheren Wesens.

Nun ja, man wird der öffentlichen Gärten überdrüssig: man will einen Urlaub,

Wo Bäume und Wolken und Tiere keine Notiz von einem nehmen;

Weg von den zahmen Teerosen, den beschilderten Ulmen.

Es brauchte drei Tage Fahrt nordwärts, um eine Wolke zu finden,

Die sie unmöglich unterbrächten, die höflichen Himmel Bostons.

Hier, an der letzten Grenze des großen, unverfrorenen Geistes

Sind die Horizonte zu weit weg, um gesellig wie Onkel zu sein;

Die Farben behaupten sich wie besessen.

Jeder Tag endet in einem gewaltigen Zinnober-Prassen,

Und die Nacht kommt mit einem einzigen riesigen Schritt.

Es ist angenehm, so wenig zu bedeuten zur Abwechslung.

Diese Felsen bieten für Kraut oder Menschen keinen Angriffspunkt:

Sie erschaffen eine Dynastie aus vollkommener Kälte.

In einem Monat fragen wir uns, wofür Teller und Gabeln da sind.

Ich lehne mich an dich, starr wie ein Fossil. Sag mir, dass ich hier bin.

Die Pilgerväter und Indianer könnte es niemals gegeben haben.

Planeten pulsieren im See wie Amöben, die leuchten;

Die Kiefern verwischen unsere Stimmen mit ihrem leichtesten Seufzen.

Um unser Zelt rauschen, schläfrig wie Lethe,

Die alten Einfachheiten, versuchen hereinzukommen.

Wir werden mit leeren Hirnen erwachen wie Wasser im Morgendämmern.

Leaving Early

Lady, your room is lousy with flowers.

When you kick me out, that's what I'll remember,

Me, sitting here bored as a leopard

In your jungle of wine-bottle lamps,

Velvet pillows the colour of blood pudding

And the white china flying fish from Italy.

I forget you, hearing the cut flowers

Sipping their liquids from assorted pots,

Pitchers and Coronation goblets

Like Monday drunkards. The milky berries

Bow down, a local constellation,

Toward their admirers in the tabletop:

Mobs of eyeballs looking up.

Are those petals or leaves you've paired them with –

Those green-striped ovals of silver tissue?

The red geraniums I know.

Friends, friends. They stink of armpits

And the involved maladies of autumn,

Musky as a lovebed the morning after.

My nostrils prickle with nostalgia.

Henna hags: cloth of your cloth.

They toe old water thick as fog.

The roses in the Toby jug

Gave up the ghost last night. High time.

Their yellow corsets were ready to split.

You snored, and I heard the petals unlatch,

Tapping and ticking like nervous fingers.

You should have junked them before they died.

Daybreak discovered the bureau lid

Littered with Chinese hands. Now I'm stared at

By chrysanthemums the size

Of Holofernes' head, dipped in the same

Magenta as this fubsy sofa.

In the mirror their doubles back them up.

Listen: your tenant mice

Are rattling the cracker packets. Fine flour

Muffles their bird-feet: they whistle for joy.

And you doze on, nose to the wall.

This mizzle fits me like a sad jacket.

How did we make it up to your attic?

You handed me gin in a glass bud vase.

We slept like stones. Lady, what am I doing

With a lung full of dust and a tongue of wood,

Knee-deep in the cold and swamped by flowers?

Früher Aufbruch

Meine Dame, Ihr Zimmer wimmelt von Blumen.

Wenn Sie mich rausschmeißen, werd ich mich daran erinnern,

Wie ich hier sitze, ein gelangweilter Leopard

In Ihrem Dschungel aus Weinflaschenlampen,

Samtkissen in der Farbe von Blutwurst

Und dem weißen Fliegenden Porzellanfisch aus Italien.

Ich vergesse Sie, während ich die Schnittblumen

Ihre Flüssigkeiten schlürfen höre aus allerlei Töpfen,

Kannen und Krönungspokalen,

Wie Montagssäufer. Die milchigen Beeren

Verneigen sich, ein hiesiges Sternbild,

Vor ihren Bewunderern auf der Tischplatte:

Horden aufschauender Augäpfel.

Sind das Blüten oder Blätter, die Sie ihnen gesellten –

Jene grüngestreiften Ovale aus Silberflor?

Die roten Geranien kenne ich.

Freundinnen, Freundinnen. Sie stinken nach Achselhöhlen

Und den Krankheiten, die der Herbst mit sich bringt,

Moschusdünstig wie ein Liebeslager am Morgen danach.

Meine Nasenlöcher kribbeln vor Nostalgie.

Henna-Hexen: Stoff von deinem Stoff.

Sie tunken ihre Zehen in altes Wasser, dick wie Nebel.

Die Rosen im Bierkrug

Gaben letzte Nacht den Geist auf. Höchste Zeit.

Ihre gelben Mieder waren am Platzen.

Du schnarchtest, und ich hörte die Blütenblätter sich ausklinken,

Klopfend und klackend wie unruhige Finger.

Du hättest sie wegwerfen sollen, bevor sie starben.

Der Tagesanbruch gab den Schreibtisch preis,

Übersät von chinesischen Zeichen. Jetzt starren mich

Chrysanthemen an in der Größe

Von Holofernes' Kopf, getaucht in das gleiche

Magenta wie dieses knubblige Sofa.

Im Spiegel geben ihnen ihre Ebenbilder Rückendeckung.

Horch: deine Mäuse-Mieter

Rascheln in den Kekspackungen. Feines Mehl

Dämpft ihre Vogelfüße: Sie pfeifen vor Lust.

Und du döst weiter, Nase zur Wand.

Dieses Nieseln passt mir wie eine traurige Jacke.

Wie haben wir's bis in deine Mansarde geschafft?

Du reichtest mir Gin in einer Glasknospenvase.

Wir schliefen wie Steine. Meine Dame, was mache ich

Mit einer Lunge voll Staub und einer Zunge aus Holz,

Knietief in der Kälte und überschwemmt von Blumen?

Love Letter

Not easy to state the change you made.

If I'm alive now, then I was dead,

Though, like a stone, unbothered by it,

Staying put according to habit.

You didn't just toe me an inch, no –

Nor leave me to set my small bald eye

Skyward again, without hope, of course,

Of apprehending blueness, or stars.

That wasn't it. I slept, say: a snake

Masked among black rocks as a black rock

In the white hiatus of winter –

Like my neighbours, taking no pleasure

In the million perfectly-chiselled

Cheeks alighting each moment to melt

My cheek of basalt. They turned to tears,

Angels weeping over dull natures,

But didn't convince me. Those tears froze.

Each dead head had a visor of ice.

And I slept on like a bent finger.

The first thing I saw was sheer air

And the locked drops rising in a dew

Limpid as spirits. Many stones lay

Dense and expressionless round about.

I didn't know what to make of it.

I shone, mica-scaled, and unfolded

To pour myself out like a fluid

Among bird feet and the stems of plants.

I wasn't fooled. I knew you at once.

Tree and stone glittered, without shadows.

My finger-length grew lucent as glass.

I started to bud like a March twig:

An arm and a leg, an arm, a leg.

From stone to cloud, so I ascended.

Now I resemble a sort of god

Floating through the air in my soul-shift

Pure as a pane of ice. It's a gift.

Liebesbrief

Nicht leicht zu sagen, was du verändert hast.

Lebe ich jetzt, war ich vorher wohl tot,

Doch wie ein Stein darum nicht besorgt;

Ich blieb aus Gewohnheit unbewegt.

Dein Zeh schob mich nicht bloß ein Stück weiter, nein –

Noch gingst du, dass mein nacktes Auge von Neuem

Sich himmelwärts richte, obschon ohne Aussicht,

Das Blau zu erfassen, oder Sternenlicht.

Das war's nicht. Ich schlief, sagen wir: schlangengleich,

Getarnt zwischen schwarzen Steinen als schwarzer Stein

In des Winters weißem Pausieren –

Wie meine Nachbarn, und fand kein Vergnügen

An all den Wangen, perfekt gemeißelt,

Die niedergingen auf meiner Basalt-

Wange, sie zu erweichen. Bald Tränen,

Engel, die über stumpfe Naturen weinen,

Mich nicht überzeugten. Ich sah sie gefrieren.

Lauter tote Köpfe mit Eisvisieren.

Ich verharrte, gekrümmt wie ein Finger, im Schlaf.

Pure Luft war das Erste, was ich sah,

Und die starren Tropfen als Tau aufsteigen,

Durchscheinend wie Geister. Ringsum lagen

Viele Steine ausdruckslos und schwerfällig.

Was es bedeuten soll, wusste ich nicht.

Ich glänzte, glimmerschuppig, und goss

Im Entfalten mich aus zwischen Vogelfuß

Und Pflanzenstiel wie eine Flüssigkeit.

Ich ließ mich nicht täuschen. Ich erkannte dich gleich.

Baum und Stein glitzerten, schattenlos.

Mein ganzer Finger wurde klar wie Glas.

Ich begann, wie ein Zweig im März zu knospen:

Ein Arm und ein Bein, ein Arm, ein Bein.

Vom Stein zur Wolke stieg ich empor,

So dass ich nun einer Art Gott ähnlich war,

Durch die Luft schwebend in meinem Seelen-Hemd,

Eine Eisscheibe, rein. Es ist ein Geschenk.

Candles

They are the last romantics, these candles: