Mary Ventura und das neunte Königreich - Sylvia Plath - E-Book

Mary Ventura und das neunte Königreich E-Book

Sylvia Plath

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Beschreibung

Die junge Mary wird von ihren Eltern zum Bahnhof gebracht, sie soll sich alleine auf eine Zugreise begeben. Sie sinkt in den roten Plüschsitz, der Zug fährt los, die Landschaft zieht vor dem Fenster vorbei. Doch irgendetwas stimmt nicht – die anderen Fahrgäste und die Schaffner verhalten sich merkwürdig, das Ziel – das »neunte Königreich« ist Mary gänzlich unbekannt. Es gibt kein Zurück, keinen planmäßigen Zwischenhalt. Doch Mary ist fest entschlossen, ihren eigenen Weg zu gehen …
Sylvia Plath erzählt von der Selbstermächtigung einer jungen Frau, die sich nicht fügen will, sondern ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt.

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Seitenzahl: 28

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Titel

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Impressum

Hinweise zum eBook

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Mary Ventura und das neunte Königreich

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Sylvia Plath

Mary Ventura und das neunte Königreich

Aus dem Englischen von Eike Schönfeld

Insel Verlag

Mary Ventura und das neunte Königreich

Sylvia Plath schrieb »Mary Ventura and the Ninth Kingdom« – so der Originaltitel – 1952, als sie am Smith College studierte.

Die echte Mary Ventura war eine ihrer Freundinnen von der Highschool. Plath hatte schon vorher einmal, im Rahmen ihres Creative-Writing-Kurses, eine Erzählung über sie geschrieben. Dieser weitgehend autobiographische Text handelte von zwei alten Schulfreundinnen, die sich in den Ferien begegnen; bis auf Venturas Namen wiesen die beiden Texte keine Gemeinsamkeiten auf.

Im Dezember 1952 beendete Plath die vorliegende Erzählung – eine »irgendwie symbolische Geschichte«, so ihre eigene Beschreibung – und schickte sie zur Veröffentlichung an die Zeitschrift Mademoiselle, deren Literaturpreis sie unlängst erhalten hatte. Die Erzählung wurde abgelehnt.

Knapp zwei Jahre später überarbeitete Plath sie, änderte den Titel in »Marcia Ventura and the Ninth Kingdom«, womit sie sie weniger düster machte, und kürzte sie so massiv, dass sie nur halb fertig wirkte.

Die in diesem Band abgedruckte, erstmals überhaupt veröffentlichte Version ist die abgelehnte Erstfassung – die stärkere und nach Ansicht des englischen Originalverlags Faber & Faber auch bessere.

Rote Neonleuchten blinkten automatisch, und aus dem Lautsprecher krächzte eine Stimme. »Zug abfahrbereit, auf Gleis drei … Zug abfahrbereit nach … Zug abfahrbereit …«

»Das ist sicher deiner, das weiß ich«, sagte Mary Venturas Mutter. »Ganz bestimmt, Schatz. Beeil dich. Nun beeil dich doch. Hast du deine Fahrkarte?«

»Ja doch, Mutter. Aber muss ich denn wirklich jetzt gleich? So früh?«

»Du weißt doch, wie Züge sind«, sagte Marys Vater. Mit seinem grauen Filzhut wirkte er anonym, als reiste er inkognito. »Du weißt doch, wie sie sind. Die warten nicht.«

»Ja, Vater, ich weiß.«

Der lange schwarze Zeiger der Uhr an der Wand hackte wieder eine Minute ab. Überall rannten Leute auf ihren Zug. Das Bahnhofsgewölbe erhob sich über ihnen wie die Kuppel einer riesigen Kathedrale.

»Zug abfahrbereit auf Gleis drei … Zug nach … Zug abfahrbereit …«

»Nun beeil dich aber, Schatz.« Mrs. Ventura nahm Mary am Arm und lenkte sie durch die schimmernden Marmorhallen des Bahnhofs. Marys Vater folgte mit ihrem Koffer. Noch andere hasteten zu dem mit »drei« bezeichneten Zugang. Ein Schaffner in schwarzer Uniform, das Gesicht im Schatten des Mützenschirms, schleuste die Menge durch das komplizierte schwarze Gitterwerk des Eisentors auf den Bahnsteig dahinter.

»Mutter«, sagte Mary stockend, als sie das mächtige Zischen der Lokomotive auf dem tiefliegenden Gleis hörte. »Mutter, ich kann heute nicht fahren. Es geht einfach nicht. Ich bin für diese Reise noch nicht bereit.«

»Unsinn, Mary«, schnitt ihr Vater ihr jovial das Wort ab. »Du wirst einfach nur kribbelig. Die Fahrt nach Norden wird keine Qual. Du steigst einfach in den Zug und kümmerst dich um gar nichts, bis du die Endstation erreicht hast. Dann sagt dir der Schaffner, wohin du weiter musst.«

»Nun komm schon, sei schön brav.« Marys Mutter steckte ihr eine goldblonde Strähne unter den schwarzen Samthut. »Das wird eine leichte Fahrt. Irgendwann muss doch jeder mal von zuhause weg. Früher oder später muss das jeder.«