Das Hexenbuch. Dokumente der Magie. - Otmar Trierweiler - E-Book

Das Hexenbuch. Dokumente der Magie. E-Book

Otmar Trierweiler

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Beschreibung

DAS HEXENBUCH - DOKUMENTE DER MAGIE. Authentische Geschichte, Magie. Texte moderner und Mythos Hexen. Zu des alten Weges. EINLEITUNG 1. Kapitel ZUR GESCHICHTE DES HEXENKULTS Die Schamanen des Abendlandes Weibliche und männliche Elemente im Hexenkult Der Hexenkult als Erbe des Schamanismus DER HEXENKULT HEUTE – WICCA 2. Kapitel »TRANSZENDENZ UND MACHT« - DiE ZIELE DES HEXENKULTS 3. Kapitel DIE REALITAT DER ALTEN GÖTTER Die Große Göttin und der Große Gott DIE GROSSE GÖTTIN DER GROSSE GOTT 4. Kapitel GRUNDRITUAL, EINWEIHUNG, GRADE, JAHRESFESTE DIE AUSRÜSTUNG DER HEXE Die magischen Waffen Die Robe Das Athamen Das Schwert Der Kelch Sonstige Gerätschaften und weiteres Zubehör DIE SYMBOLE DER HEXEN DAS GRUNDRITUAL DES HEXENKULTS 1. Das Ziehen des Kreises 2. Die Anrufung der vier Hüter der Himmelsrichtungen und der Elemente 3. Die Anrufung der Gottheiten 4. Herstellen des Kraftkegels 5. Hauptteil: Jahresfestritus, Einweihung, Zauber usw. 6. Abschluß und Bannung DIE GRADE DIE EINWEIHUNG DER ZWEITE GRAD DIE JAHRESFESTE Allerheiligen (keltisch: Samhain)(1.November) Julfest (22.Dezember) Lichtmeß (keltisch: Imbolg, auch Imbole)(1.Februar) Frühjahrstagundnachtgleiche (21. März) Walpurgis (keltisch: Beltane, auch Bealtaine) (l.Mai) Mittsommer (21. Juni) Lammas (keltisch: Lughnasadh) (1.August) Erntedank (Herbsttagundnachtgleiche) (21.September) DER GROSSE RITUS Das Ritual DAS BUCH DER SCHATTEN 5. Kapitel DER COVEN HEXENHOCHZEIT Das Ritual Vorbereitung Hauptteil GEBURT: DIE HEXENTAUFE Das Ritual Vorbereitung Hauptteil TOD: DAS RITUAL DER ABSCHIEDNAHME Das Ritual Vorbereitung Hauptteil 6. Kapitel HEXENZAUBER Die Magie des Hexenkults ZAUBER FUR GESUNDHEIT, LIEBE UND GELD Heilungszauber Liebeszauber Geldzauber SCHADENSZAUBER Der Böse Blick Puppenzauber KNOTENZAUBER ASTRALWANDERN DIVINATION NACHWORT KLEINES HEXEN-ABC

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Seitenzahl: 170

Veröffentlichungsjahr: 2025

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DOKUMENTE DER MAGIE

DAS

HEXENBUCH

Authentische Geschichte, Magie

Texte moderner und Mythos Hexen

Zu des alten Weges

EINLEITUNG

1. Kapitel ZUR GESCHICHTE DES HEXENKULTS

Die Schamanen des Abendlandes

Weibliche und männliche Elemente im Hexenkult

Der Hexenkult als Erbe des Schamanismus

DER HEXENKULT HEUTE – WICCA

2. Kapitel »TRANSZENDENZ UND MACHT« - DiE ZIELE DESHEXENKULTS

3. Kapitel DIE REALITAT DER ALTEN GÖTTER

Die Große Göttin und der Große Gott

DIE GROSSE GÖTTIN

DER GROSSE GOTT

4. Kapitel GRUNDRITUAL, EINWEIHUNG, GRADE, JAHRESFESTE

DIE AUSRÜSTUNG DER HEXE

Die magischen Waffen

Die Robe

Das Athamen

Das Schwert

Der Kelch

Sonstige Gerätschaften und weiteres Zubehör

DIE SYMBOLE DER HEXEN

DAS GRUNDRITUAL DES HEXENKULTS

1. Das Ziehen des Kreises

2. Die Anrufung der vier Hüter der Himmelsrichtungen und der Elemente

3. Die Anrufung der Gottheiten

4. Herstellen des Kraftkegels

5. Hauptteil: Jahresfestritus, Einweihung, Zauber usw.

6. Abschluß und Bannung

DIE GRADE

DIE EINWEIHUNG

DER ZWEITE GRAD

DIE JAHRESFESTE

Allerheiligen (keltisch: Samhain)(1.November)

Julfest (22.Dezember)

Lichtmeß (keltisch: Imbolg, auch Imbole)(1.Februar)

Frühjahrstagundnachtgleiche (21. März)

Walpurgis (keltisch: Beltane, auch Bealtaine) (l.Mai)

Mittsommer (21. Juni)

Lammas (keltisch: Lughnasadh) (1.August)

Erntedank (Herbsttagundnachtgleiche) (21.September)

DER GROSSE RITUS

Das Ritual

DAS BUCH DER SCHATTEN

5. Kapitel DER COVEN

HEXENHOCHZEIT

Das Ritual

Vorbereitung

Hauptteil

GEBURT: DIE HEXENTAUFE

Das Ritual

Vorbereitung

Hauptteil

TOD: DAS RITUAL DER ABSCHIEDNAHME

Das Ritual

Vorbereitung

Hauptteil

6. Kapitel HEXENZAUBER Die Magie des Hexenkults

ZAUBER FUR GESUNDHEIT, LIEBE UND GELD

Heilungszauber

Liebeszauber

Geldzauber

SCHADENSZAUBER

Der Böse Blick

Puppenzauber

KNOTENZAUBER

ASTRALWANDERN

DIVINATION

NACHWORT

KLEINES HEXEN-ABC

EINLEITUNG

»Wir sind Hexen», beginnt das Credo eines von uns — aber darf man so etwas überhaupt sagen? Heute, im zwanzigsten Jahrhundert, inmitten von Hochhäusern und automobilen Blechlawinen? Im Zeitalter der Atomwaffen und der Elektronik, des Video und der Satelliten — High —Tech, der Raumfahrt und der Gentechnologie? Glauben an den alten Kult — eine nostalgische Rückkehr in frühere, „bessere“ Zeiten, die Sehnsucht nach dem Mutterschoß der Tradition, nach dem gütigen Busen der uns liebkosenden Natur?

Schwärmerei bloß, wirklichkeitsfremd?

Gewiß, all dies kann der Hexenkult auch sein, ja er ist es bisweilen tatsächlich. Und doch gibt es seit Jahrtausenden Menschen, die zwischen Himmel und Erde, wie Hamlet es bekanntlich ausdrückt, mehr erkennen, als unsere Schulweisheit sich erträumen läßt. Das magische Weltbild ist weitaus älter als das naturwissenschaftliche, wie wir Europäer es heute begreifen. Hinter der Magie der Hexen steht mehr als nur der Selbstbetrug verwirrter, leichtgläubiger Geister. Was den Hexenkult angeht, den wir hier praktisch und theoretisch vorstellen möchten, so ist es für ihn das Ziel, Transzendenz und Macht zu erlangen. Beide Begriffe (sie werden sehr oft falsch verstanden!) sollen noch ausführlich erläutert werden. Unsere Realität ist nicht so vordergründig, wie es uns der vorherrschende Materialismus weismachen will. Unsere Zauber funktionieren — und unsere alten Götter sind noch lange nicht tot! Wir Hexen erleben dies Tag für Tag — auch in Hochhäusern und auf betonierten Parkplätzen, wenngleich wir die Natur hochschätzen, ja sie gewiß mehr achten als die zerstörerische Technokratie und Forschrittsgläubigkeit, die unsere Umwelt binnen kürzester Zeit zur Müllruine und zur Gifthalde gemacht haben.

Wir suchen — und finden — ihre Mysterien, wir wollen ihre Kräfte ergründen und mit ihnen schöpferisch, konstruktiv umgehen. Sie sollen dem Leben dienen, und nicht der Vernichtung; der Freude, und nicht der Frustration, denn sie sind es, die uns hervorgebracht haben und uns am Leben erhalten. Das pulsierende Strömen der Kräfte, die Offenbarung der Großen Göttin und des Großen Gotts, das Erlebnis der Gemeinschaft im Coven (dem »Hexenzirkel«) —all dieses und noch mehr macht den Hexenkult aus.

Wir schreiben hier nieder, was uns bewegt und was wir praktizieren. Der Hexenkult ist von äußerster Vielseitigkeit: jede Hexe lebt imgrunde ihre ureigene Version dieser Weltanschauung und Philosophie. Für die eine ist der Kult eine Religion, für die andere eine Zaubertechnik; Einzelgänger arbeiten neben Gruppen, Gruppen arbeiten mit anderen zusammen oder kapseln sich von allen Außenseitern ab; es gibt femiistische Hexen, die nur den Weg der Göttin gehen; andere wiederum verehren beide gleichrangig, den Gehörnten und die Göttin. Viele von uns arbeiten nackt, vorzugsweise im Freien, andere dagegen bekleidet, häufig in Wohnungen und Häusern, denen man es nicht von außen ansehen würde. Manche gar verzichten auf jeden Ritus, ja sogar die Götter sind ihnen vergleichsweise gleichgültig, sie gehen allein den Weg der Zaubermacht. Wir wollen hier nicht richten, wen wir »schon« oder »noch« zu den Unsrigen zählen, wen wir als »echte Hexe« bezeichnen sollen und wen nicht. Der Hexenkult macht frei, der individuelle Mensch steht im Vordergrund, jeder ist sein eigener Priester, seine eigene Priestern. Unsere Hierarchien sind sanft — oft dienen sie allein der besseren Koordinierung von Gruppenaktivitäten. Manche Hohepriesterinnen und Hohepriester freilich führen auch ein strengeres Regiment. Niemals aber wird ein Teilnehmer dazu gezwungen, etwas zu tun, was seinem Wahren Willen widerstrebt. Wer mit der Linie eines Covens nicht einverstanden ist, scheidet aus der Gruppe aus und macht seine eigene auf — die Kraft strömt weiter und Sie beseelt immer mehr, immer neue Menschen, die Vielfalt blüht. Wir kennen keine Päpste und keine Gurus, folgen wir Anführern, so geschieht dies immer nur freiwillig. Dennoch achten wir unsere Lehrer, manchmal benennen wir uns nach ihnen, doch auch dies ist keine unumstößliche Regel. Es gibt ökologisch orientierte Hexengruppen, die mit ihrer Magie versuchen, etwas dazu beizutragen, daß unsere Mutter Erde wieder von den Geschwüren geheilt wird, mit der der Mensch sie in seinem dummen Allmachtswahn injiziert hat. Manche von uns sind auch offen politisch engagiert, andere ziehen die Arbeit in der Stille des Heims und der Verschwiegenheit des Covens vor.

Es gibt Hexen und es gibt Heiden. („Neuheiden“ nennt sie der Religionswissenschaftler.) Heiden verehren die alten Götter und pflegen vor allem die Mystik, fast nie jedoch üben sie Zauber aus und betreiben die Magie der Naturkräfte. Wer Heide ist, muß deswegen noch lange nicht auch Hexe sein. Die meisten Hexen dagegen sind jedoch auch Heiden. Es sind auch Mystiker darunter, tiefreligiöse Menschen, denen die Magie nebensächlich erscheint.

Dennoch verfügen sie über magisches Wissen und über magische Erfahrung — denn Hexe sein heißt immer auch, den Weg der Tat zu beschreiten. Die wenigsten von uns interessieren sich sonderlich für hochtrabende philosophische System, wir nutzen zwar unseren Intellekt, wo dies angezeigt erscheint, doch gilt er uns als Diener, nicht als Herr.

Wir lieben den Körper und die Sinnesfreuden, kaum ein anderer Kult kennt soviele fröhliche Gesichter wie der unsere. Wir genießen das Leben und feiern es - im Ritual, mit der Gruppe, allein, in der Natur, aber auch in den Städten. Wir gehen zumeist ehrbaren bürgerlichen Berufen nach, nur selten wird man uns erkennen. Unter uns sind Menschen aller Bildungs—, Alters— und Einkommensschichten: vom Schüler bis zum Rentner, vom Arbeiter bis zum Hochschulprofessor, vom Arzt bis zum Staatsanwalt, vom Kraftfahrer bis zum Handwerker, Männer, Frauen, ja auch Kinder zählen zu unseren Reihen, Alt und Jung, reich und arm.

Wenn einige von uns christenfeindlich wirken, so hat das seine guten Gründe: Abgesehen von der Körperfeindlichkeit, mit der das Christentum unsere frühe Kultur zerstörte, waren wir es, die im Mittelalter zu Hunderttausenden Opfer der „heiligen“ Inquisition wurden, gefoltert, gepeinigt, verstümmelt, verbrannt. Man ging mit uns um, wie man später mit den Ureinwohnem Amerikas und Australiens, Mrikas und Asiens umging - Demütigung, Marter und Tod standen auf dem Banner unserer kirchlichen Widersacher, nur eine tote Hexe war für sie eine gute Hexe. Solche Wunden heilen nur langsam.

Und die Scheiterhaufen von früher glimmen noch, sie sind keineswegs erloschen. Heute treibt man uns zwar nicht mit Peitschenhieben über Marktplätze und Acker, zwingt man uns zwar nicht die schmerzlichen Liebkosungen der Daumenschrauben und der eisernen Jungfrauen, der Streckbänke und der Nagelzangen auf — aber die Verfolgung ist nach wie vor im Gange, auch wenn sie sich „zivilisierter“ gibt. Nur wenige von uns können es sich erlauben, ihre Zugehörigkeit zum Kult preiszugeben. Das wissen sensationsgierige Medien und bigotte Spießbürgerlichkeit gründlich zu verhindern. Jedes Jahr aufs neue ertönt das Horn zur Pressetreibjagd auf »Satanisten« und »Sexkulte«, auf »Schwarzmagier« und

»Teufelssekten« — und immer sind auch wir damit gemeint, wirft man uns Hexen bedenkenlos in einen Topf mit allem, was der kirchlich beherrschten Mehrheit mißfällt.

Diese Hetze gegen Andersdenkende bewirkt, daß die meisten von uns um ihre Existenz fürchten müssen— weshalb auch wir, die Autorinnen und Autoren dieses Buchs, anonym bleiben wollen. Man stelle sich nur einmal die schwierige Situation beispielsweise eines Richters oder Klinikchefs vor, von dem bekannt wird, daß er dem Hexenkult angehört!

Aber auch in kleinen, dörflichen Gemeinschaften wacht das Auge stockreaktionärer »Sittenwächter« über alles, was nach »Andersartigkeit« aussieht — und bis zur offenen Verfolgung ist es dann nur ein kleiner Schritt. Das sind keine vagen Befürchtungen, die Praxis hat jene von uns leider immer wieder auf schmerzlichste Weise eines Besseren belehren müssen, die glaubten, man könne auf die angebliche »Toleranz« unserer Gesellschaft vertrauen!

Dort, wo sich früher unsere heiligen Kultstätten befanden, stehen heute meistens Kirchen

— man hat uns unserer kulturellen, religiösen und weltanschaulichen Wurzeln beraubt, aus unseren Göttern machte man Teufel und Dämonen, Zerrbilder unseres Glaubens wurden verlacht und als Verirrungen abwegiger Geister verhöhnt. Eine Wiedergutmachung für verfolgte Hexen hat es nie gegeben, ja nicht einmal distanzieren mochten sich die Kirchen von ihren Ausschreitungen, kein Wort der Entschuldigung ist gefallen. Und da der Schoß immer noch fruchtbar ist, aus dem all dies kroch, nimmt es nicht wunder, wenn wir uns tarnen, wenn wir uns nur jenen offenbaren, denen wir vertrauen dürfen, für die der Verrat ein Fremdwort ist.

Dennoch sind wir trotz alledem nicht wirklich anti—christlich, denn Kirche und Christentum sind nicht dasselbe, wie jeder wahre Christ nur zu gut weiß. Unser Kult predigt und lebt Toleranz und kennt weder Missionierung noch Kreuzzüge oder heilige Kriege gegen Andersdenkende. Jeder Christ, der guten Willens ist, ist uns Hexen willkommen — aber gilt das auch umgekehrt?

So sind wir zwar meistens unsichtbar — und doch gibt es uns, und zwar in immer größerer Zahl. Man hat uns nicht ausrotten können, und wir hoffen auf den Tag, da wir offen unserer neuen alten Religion nachgehen können, da man unsere Riten endlich wieder respektiert und uns wirken läßt zugunsten einer Befreiung des Menschen von den Ketten seiner eigenen Ignoranz, zugunsten einer Heilung der Erde, auf dem Weg zur neuerlichen Einswerdung von Mensch und Kosmos.

Vieles von dem, was nun folgt, entspringt unserer eigenen, persönlichen Praxis. So vielseitig wie der ganze Hexenkult ist, so unterschiedlich sind auch die Praktiken verschiedener Hexen im einzelnen. Wir kennen keine Dogmen, deshalb haben wir auch versucht, gewissermaßen den »kleinsten gemeinsamen Nenner« des Hexenkults zu beschreiben und praktische Anregungen zu geben, wie sie der Erfahrung sehr vieler Hexen entsprechen.

Dieses Buch wendet sich in erster Linie an Nichthexen und an solche Menschen, die vielleicht einmal Hexen werden wollen. Wer bereits im Hexenkult engagiert ist, dem wird es wahrscheinlich nur wenig Neues bieten, dafür aber doch auch einen sicherlich nützlichen Uberblick darstellen, der bislang in der Literatur in dieser Form leider nicht zu finden war. Im Anhang finden sich Interviews mit Hexen, die sich zu verschiedenen Aspekten des Kults äußern. Es ist auch viel Kritik darin, und das ist gut so, denn es zeigt, wie offen wir unter uns reden und wie sehr wir darauf achten, nicht betriebsblind zu werden und uns in unfruchtbare Isolation zu verirren.

Bitte beachten Sie auch, daß wir hier nur in unserem eigenen Namen sprechen und nicht etwa als Vertreter aller Hexen dieser Welt. Sehen Sie es nicht als Widerspruch an, wenn die eine oder andere Hexe etwas anders arbeiten, andere Schwerpunkte legen oder sogar radikal von unserer Praxis abweichen sollte. Gerade diese Vielfalt macht den Hexenkult so bunt und interessant, und sie war es auch — im Dienste der Götter—, die dafür sorgte, daß man uns trotz aller Bemühungen doch nicht gänzlich ausrotten konnte, denn wo die Einheitlichkeit dem Individuellen untergeordnet wird, läßt sich der Gegner nur schwer fassen. Der Hexenkult ist tatsächlich recht anarchisch in dem Sinne, daß es keine zentrale Autorität und Hierarchie gibt, die eindeutige Leitlinien festlegen und allgemeingültige Anweisungen geben könnte.

Und nun wollen wir Sie in der lebendigen, schillernden, faszinierenden Welt der Hexen willkommen heißen und Sie Ihnen möglichst praxisnah zeigen, sodaß Sie jederzeit daran teilhaben können, wenn Sie wollen.

1. Kapitel ZUR GESCHICHTE DES HEXENKULTS

Die Schamanen des Abendlandes

Über die genaue Geschichte des Hexenkults herrscht wenig Einigkeit, auch unter den Hexen selbst nicht Das hat viele Gründe. Zum einen stammen die meisten Zeugnisse über Hexen aus den Federn ihrer Gegner, etwa von den Mitgliedern der Inquisition, aus den Protokollen der Hexenprozesse und so weiter. Zum anderen waren Hexen — ob sie sich selbst nun als Angehörige eines Kulis begriffen oder nicht — zumeist arme, gewöhnliche Menschen ohne eigene Buchkultur. Vergessen wir nicht, daß Lesen und Schreiben lange Zeit ein Privileg der herrschenden und begilterten Klassen und des Klerus war. Ferner haben Jahrhunderte der Verfolgung und Ausrottung manche Spur verdeckt oder völlig zerstört. Auch das Schweigegebot, das viele Hexen, vor allem jene, die eimem Coven angehören, sehr ernst nehmen, hat nicht eben dazu beigetragen Licht in das Dunkel zu werfen. Und schließlich mag manches zum Hexenkult zu zählen sein, was im Laufe der Zeit unter einem anderen Namen bekannt wurde, zum Beispiel der Schamanismus.

Viele Hexen glauben, daß der Kult die Uberreste einer Ur—Religion darstellt, die weitaus älter ist als Christentum, Buddhismus, Hinduismus und alle anderen Weltreligionen, und die bis in die Steinzeit zurückreicht. Manche von ihnen führen ihre Tradition auf die megalithischen Kulturen zurück andere sehen im Schamanentum, das nachweislich mindestens 60.000 Jahre existiert, ihren Ursprung. Im Geheimen soll diese Religion trotz Unterdrückung und Verfolgung bis in unsere Zeit überlebt haben.

Wenn Margaret Murray auch das große Interesse am Hexenkult erst richtig entfachte, war sie doch nicht die erste, die zu der Uberzeugung gelangte, daß es sich beim Hexenkult um die Alte Religion handelt. Schon 1899 veröffentlichte der amerikanische Mythenorscher und Hexer Charles Godfrey Leland (1824—1903) sein Werk Aradia, or the Gospel ofthe Witches (= Aradia, oder das Hexenevangelium).

Im Gegensatz zu Margaret Murray wissen wir von ihm, daß er in die Alte Religion eingeweiht wurde, nämlich in Italien. Bei Aradia handelt es sich um eine Sammlung italienischer Hexentexte, die Leland mitgeteilt bzw. übergeben wurden, und noch heute zehren viele Mitglieder des Hexenkults von der wunderschönen, ntualwirksamen Poesie dieses Werks.

Bereits zwei Jahre vor Leland, also 1897, veröffentlichte der deutsch—polnische Literat und Okkultist Stanislaw Przybyszewski seine Aufsatzreihe Synagoge des Satans, in derer, mit einigen Abweichungen, ähnliche Thesen über den Ursprung des Hexenkults als europäische Ur—Religion vertrat, den er allerdings mit dem Satanismus gleichsetzte. Auf diese häufig zu findende Gleichsetzung werden wir noch zurückkommen.

Sowohl Leland als auch Murray sahen im Hexenkult einen Nachfahr des Kults, der sich um die Mondöttin Diana rankte, und viele heutige Hexen, besonders die eher feministisch ausgenchteten, sind ebenfalls dieser Ansicht. Auch diese Auffassung ist bereits älter: In seiner Studie über den mitternächtlichen Hexensabbat aus dem Jahre 1749 schreibt Girolamo Tartarotti, daß dianischer Kultus und zeitgenössische Hexerei nachweislich eins seien.

Immerhin verdanken wir Hexer Leland als erstem die Anerkennung unserer Religion. Er verzichtete auf die üblichen Klischees und abweisenden Bemerkungen, wovon Tartarotti und Przybyszewski noch nicht frei sind, und nahm unser Tun ernst. Zusammen mit Margaret Murray kommt ihm das Verdienst zu, den Hexenkult »salonfähig« gemacht und breiteren Bevölkerungsschichten bekanntgemacht zu haben.

Inzwischen hat es noch zahlreiche weitere akademische Studien gegeben, die sich mit den unterschiedlichen Erscheinungsformen des Hexenkults und seinen Ursprüngen — auch den urzeitlichen — befassen. Die Dokumente, die für ein sehr frühes Auftreten des Hexenwesens sprechens sind zahlreich, auch wenn wir bei ihrer Deutung häufig auf Vermutungen angewiesen sind. Vielen Hexen genügt das bloße Behaupten eines urzeitlichen Ursprungs, doch wollen wir hier etwas gründlicher vorgehen und Pro und Kontra deutlicher gegeneinander abwägen, als dies sonst in der Hexenliteratur üblich ist.

Die vielleicht älteste Darstellung einer Hexe stammt aus dem Paläolithikum und findet sich im heutigen Algerien. Das Felsbild zeigt eine Frau mit zur Anrufung ausgebreiteten Armen.

Vor ihr kauert ein Mann mit schußbereiten Pfeil und Bogen, vor dem Mann wiederum befindet sich Wild. Er zielt gerade auf einen straußähnlichen Vogel. Von den Geschlechtsteilen der Frau verläuft eine Kraftlinie zu den Genitalien des Mannes, und es scheint offensichtlich, daß sie ihn mit einem Zauber bei der Jagd unterstützt. Zudem ist sie größer dargestellt als der Mann, mit Amuletten behängt, was ihre Wichtigkeit unterstreicht.

Aus der Steinzeit stammt ein Felsbild im französischen Arige. Dort findet sich in der Höhle Trois Freres die Darstellung eines Zauberers: eine tanzende Gestalt, halb Mensch, halb Tier. Er trägt ein Geweih, und wir Hexen sehen darin ein Abbild des Gehörnten Gotts.

Übrigens war es die Erkenntnis, daß das Erscheinen des »Teufels« beim ominösen Hexensabbat, wie von der Inquisition immer wieder beschrieben, in Wirklichkeit das Auftreten des Gehörnten Gotts war (der im Ritual durch einen Mann mit Geweihmaske dargestellt wurde) für Margaret Murray der entscheidende Anstoß zur Erforschung des Hexenkults. Ein steinzeitliches Felsbild im spanischen Cogul zeigt eine Reihe von Frauen beim Hexenritual, die im Kreis um einen nackten Mann tanzen.

Uberhaupt beweisen die urzeitlichen Felsbildnisse, wie stark das Leben des damaligen Menschen von Kultus und Magie geprägt war. Fruchtbarkeitszauber spielten in einer Jäger— und Sammlergesellschaft eine herausragende Rolle, und der Fruchtbarkeit und dem Schutz vor Naturkatastrophen diente auch der Dienst an den Alten Göttern.

Interessante Parallelen zu den hier geschilderten Darstellungen bietet auch der präkolumbianische Codex Fejervary — Meyer aus Mexiko: Er zeigt das Bild einer nackten Hexe mit einem Spitzhut, die auf einem Besenstiel reitet! Wie diese Entsprechung zu europäischen Abbildungen von der Hexe beim »Flug auf dem Besenstiel« zu erklären ist, stellt die Welt der Gelehrten vor ein noch immer ungelöstes Rätsel.

Weibliche und männliche Elemente im Hexenkult

In der letzten Eiszeit tauchen zahlreiche Frauenstatuetten auf, üppig geformt, oft schwanger, und auch viele Felsreliefs zeigen ähnliche Darstellungen. Man denke etwa an die berühmte »Venus von Willendorf« oder an die »Venus von Laussel« mit ihrem Rinderhorn. Auch die profanen Historiker und Anthropologen haben aus dem starken Überwiegen weiblicher Figuren gegenüber männlichen Gestalten auf einen matriarchalischen, Kult geschlossen, bei dem das weibliche das männliche Element deutlich überwog. (Ahnliche Uberlegungen finden sich beispielsweise auch in der Matriarchatsdiskussion innerhalb der heutigen Frauenbewegung.) Erst sehr viel später sollen, vor allem mit dem Aufkommen jüdisch—christlicher Traditionen, patriarchalische, männlichkeitsorientierte Vorstellungen den Mutter— und Göttinnenkult abgelöst haben.

Bei genauerer Untersuchung zeigt sich auch, daß es sowohl mit dem männlichen Geschlecht als auch mit dem monotheistischen Ausschließlichkeitsanspruch beispielsweise des biblischen Gotts gar nicht so weit her ist. Das Buch Genesis bezeichnet den Schöpfergott als ELOHIM. Al (= El) ist die hebräische Wurzel für »das Göttliche, von Gott kommend«, doch handelt es sich bei ELOHIM um eine weibliche Pluralform! Es deutet also vieles darauf hin, daß die Gottheit ursprünglich zweigeschlechtlich (»androgyn« genannt) gesehen wurde. Wir wissen auch aus alten Uberlieferungen, daß die Anhänger des syrischen Baalskults ihren Gott mit den Worten anzurufen pflegten: »Erhöre uns, Baal! Ob du Gott seist oder Göttin!« Androgyne Gottheiten finden sich weltweit, Mithras wurde gelegentlich als zweigeschlechtlich bezeichnet, ebenso der griechische Hermes beziehungsweise der römische Merkur. Das gleiche gilt für Dionysos, der auch die Bezeichnung Diphues trug, was »zweigeschlechtlich« bedeutet. Sowohl Venus als auch Astarte wurden nicht nur in weiblicher Form allein verehrt sondern gelegentlich auch in mannweiblicher, bärtiger Form.