Das ist Freiheit für mich! - Anna Butterbrod - E-Book
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Das ist Freiheit für mich! E-Book

Anna Butterbrod

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Beschreibung

Life changing Sex – inspirierende Geschichten von Frauen, die sich trauen

Welche Frau hat nicht schon einmal davon geträumt: erotische Phantasien einfach auszuleben, Neues zu probieren, sich das Leben ohne Verpflichtungen zu versüßen oder endlich den Wahnsinns-Sex zu haben, von dem andere immer reden?

Bei Secret.de, einem Casual Dating Portal, finden Tausende Frauen jeden Tag ihre erotische Erfüllung, manche sogar die große Liebe. Offen und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, erzählen sie hier ihre persönlichen Dating-Geschichten: aufregend und sexy, aber auch romantisch und mitten aus dem Leben!

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© Susie Knoll

Anna Butterbrod, geboren 1977, absolvierte die Axel-Springer-Journalistenschule in Hamburg. Nach Stationen bei verschiedenen Frauenzeitschriften (u. a. »InTouch« und »Jolie«) arbeitet sie seit 2008 als freie Journalistin und hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Sie lebt mit ihrer Familie in München.

Secret.de, 2011 gegründet, ist das erste Premium Casual Dating Portal Deutschlands, es dient dem Wunsch nach erotischen Beziehungen ohne feste Bindung. Die Mitglieder können hier gezielt nach Gleichgesinnten suchen, gemäß der Philosophie dieser Plattform: Alles kann, nichts muss. 2016 wurde Secret.de vom TÜV Saarland mit dem TÜV-Prüfzeichen »Geprüfter Datenschutz« zertifiziert.

Life changing Sex – inspirierende Geschichten von Frauen, die sich trauen

Welche Frau hat nicht schon einmal davon geträumt: erotische Fantasien einfach auszuleben, Neues zu probieren, sich das Leben ohne Verpflichtungen zu versüßen oder endlich den Wahnsinns-Sex zu haben, von dem andere immer reden?

Bei Secret.de, einem Casual Dating Portal, finden Tausende Frauen jeden Tag ihre erotische Erfüllung, manche sogar die große Liebe. Offen und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, erzählen sie hier ihre persönlichen Dating-Geschichten: aufregend und sexy, aber auch romantisch und mitten aus dem Leben!

ANNA

BUTTERBROD

DAS IST

FREIHEITFÜRMICH

Frauen und der Sex, der ihr Leben veränderte

Wahre Geschichten von

WILHELM HEYNE VERLAGMÜNCHEN

Die in diesem Buch erzählten Geschichten basieren auf wahren Ereignissen. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes wurden sämtliche Namen und einige Orte des Geschehens anonymisiert.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Copyright © 2019 by Wilhelm Heyne Verlag, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Der Wilhelm Heyne Verlag, München, ist ein Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlaggestaltung: Eisele Grafik-Design, München

Umschlagsfoto: Mauritius Images / Oleksiy Maksymenko / age fotostock

© – Lizensiert

durch FriendScout24 GmbH

Idee und Realisierung: Katrin Hrubesch

Redaktion: Gisela Klemt

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN: 978-3-641-23207-8V002

www.heyne.de

Vorwort

Ich gestehe: Ich bin prüde, immer schon gewesen. Ist das eine gute Voraussetzung, um mit zwölf Frauen über ihre Erfahrungen beim Casual Dating zu sprechen?

Genau betrachtet, macht mich dieser Umstand zur perfekten Gesprächspartnerin, denn mehr Skepsis und erotisches Unwissen in einer Person geht nicht! Keine würde kritischer und öfter nachfragen als ich. Zugegeben: Eine andere Autorin hätte vielleicht vorher gewusst, dass »Ouvert«-Strumpfhosen nicht so heißen, weil sie von einem französischen Label stammen, und dass man einen »Sleeve« auch über andere Körperteile als den Arm ziehen kann. Aber das sind technische Kleinigkeiten.

Viel wichtiger sind die großen Fragen, die ich mir vorab stelle: Was sind das für Frauen, die mit völlig Fremden ins Bett steigen? Welche Erlebnisse haben zu dieser Entscheidung geführt? Und wie fühlt sich so ein Abenteuer an? Lassen sich Sex und Liebe wirklich voneinander trennen? Oder gibt es da auch mal Komplikationen?

Vor den Gesprächen kenne ich nur die Eckdaten: Conny trifft sich zu Drei-Gänge-Menüs in kleiner Runde, bei der die Teilnehmer sich gegenseitig vernaschen. Luise und ihr Mann führen neuerdings eine offene Ehe. Anni gönnt sich zwei Kerle: einen für die Romantik und einen fürs Grobe. Und Astrid macht am liebsten Chat-Sex. Mein Gehirn öffnet munter Schublade um Schublade, lange bevor ich überhaupt das erste Mal mein Aufnahmegerät einschalte.

Ich bin überzeugt davon, dass es vielen Menschen ähnlich geht. Wie sieht es denn in Ihrem Kopf aus, wenn Sie dieses Buch in den Händen halten?

Ich kannte Casual Dating nur vom Hörensagen. Meine Fantasien dazu wären solche geblieben, wenn ich diese Gespräche nicht geführt hätte. Und das wäre verdammt schade gewesen!

Denn in dem Fall wäre ich diesen zwölf besonderen Frauen nicht begegnet. Obwohl, vielleicht sollte ich lieber sagen: diesen zwölf ganz normalen Frauen? Es gibt nämlich keinen besonderen oder besonders schrägen Typ Frau, der sich dazu entscheidet, einen Account auf Secret.de anzulegen. Meine Gesprächspartnerinnen sind zwischen 27 und 72 Jahre alt. Hinter ihnen liegen völlig unterschiedliche Lebenswege. Was sie eint: Sie sind allesamt mutig, gebildet und humorvoll.

Wir lachen bei unseren Gesprächen viel, aber oft rührt mich die Offenheit dieser Frauen auch so, dass ich einen Kloß im Hals habe. Ihr Leben hat sich durch die Online-Dates entscheidend verändert, auf die eine oder ganz andere Weise. Das bringt mich dazu, beim Schreiben auch viel über mein eigenes Leben und meine Entscheidungen nachzudenken. Und natürlich über den Begriff »Freiheit«, der immer wieder auftaucht.

Seit den Gesprächen bin ich viel freier im Kopf. Und ich hoffe, dass dieses Buch bei seinen Leserinnen und Lesern denselben Effekt hat.

Mein Blind Date im Dunkeln

Diane, 53

Der Aufzug öffnet sich in der 18. Etage, ich trete hinaus, mein Herz schlägt bis zum Hals. Es ist 23 Uhr, und meine Acht-Zentimeter-Absätze graben sich in den Teppich eines Düsseldorfer Luxushotels. Nur ein paar Schritte sind es – da ist die Zimmernummer! Die schwere matt-schwarze Tür vor mir ist einen Spalt weit geöffnet. Genauso haben wir es abgesprochen.

Dahinter wartet ein Mann, von dem ich nur ein Foto und die Stimme kenne. Ich treffe ihn zum ersten Mal – für Sex in vollkommener Dunkelheit! Weil ich es mir so gewünscht habe. Mit dem Licht schaltet man zwar auch die Augen aus, aber die verbleibenden Sinne arbeiten auf Hochtouren. Und das finde ich besonders sexy.

Meine Hand liegt auf der Klinke. Eigentlich ist diese Aktion vollkommen irre. Ich überlege kurz, doch noch einen Rückzieher zu machen. Nein. Ich ziehe das jetzt durch. Scheiß drauf!

Ich drücke die Tür auf, trete ein, und ein Hauch Licht erhellt den Raum bis zur Fensterfront am anderen Ende. Ich kann mich für einen kurzen Moment orientieren, dann schließt sich die Tür hinter mir, und es ist zappenduster. Ich mache fünf, sechs vorsichtige Schritte geradeaus durch einen schmalen Flur, dann erreiche ich das Schlafzimmer.

Einmal kurz schlucken, dann sage ich so lässig und lasziv wie möglich: »Hi.« Jedes weitere Wort wäre mir nur zittrig über die Lippen gekommen. Rechts von mir ertaste ich eine Kofferablage, auf die ich meine Jacke und die Handtasche fallen lasse. Meine High Heels landen daneben.

Links von mir steht das Bett. Jetzt bloß nicht auf dem Weg dorthin stolpern! Wie peinlich wäre das denn? Drei, vier Schritte, und ich spüre an meinen Schienbeinen bereits das weiche Polster. Da liegt er, wie vereinbart: auf dem Rücken, im Anzug, ohne Schuhe. Er darf sich nicht bewegen, ich bewege ihn. Er darf mich zunächst nicht anfassen, ich fasse ihn an. Das sind die Regeln. So haben wir es ausgemacht.

Vorsichtig schiebe ich seine Beine auseinander, sodass ich mich dazwischen aufs Bett knien kann. Und höre, wie er erwartungsvoll den Atem einzieht.

Wo fange ich an? Meine Hände gleiten von den Knöcheln aus an der Außenseite seiner Beine nach oben. Langsam und gefühlvoll. Der weiche Anzugstoff fühlt sich gut an unter meinen Fingern. Auf Hüfthöhe angekommen, muss ich mich entscheiden: Hocke ich mich rechts oder links neben ihn, um weiter nach oben zu kommen? Oder setze ich mich auf ihn? Ich entscheide mich für die Variante B. Als ich meine Beine spreize, rutscht mein Kleid problemlos nach oben – ich habe also die richtige Wahl getroffen. Der passende Dresscode für dieses Date hat mich lange beschäftigt. Denn wenn’s im Dunkeln zur Sache geht, darf man sich nicht erst in der eigenen Kleidung verheddern, sonst ist es schnell aus mit der Erotik.

Unter meinem schwarzen Etuikleid trage ich ein hauchzartes Unterkleid aus schwarzer Seide mit Spaghettiträgern. Dazu habe ich einen schwarzen Spitzen-BH und den dazugehörigen Slip ausgewählt. Unter dem Slip macht eine schwarze Strumpfhose meine Beine seidenweich. Es ist ein Ouvert-Modell, das zwischen den Beinen eine Öffnung hat. Also alles andere als ein Liebestöter …

Ich setze mich vorsichtig auf ihn, nicht mit vollem Gewicht – das sind bei mir 76 Kilo, die sich auf einer Größe von 166 Zentimetern verteilen. Ich bin nicht dünn. Ich hab eindeutig ein bisschen Speck, da wo er hingehört. Und ich mag ihn. Die Männer auch. Ich beuge mich nach vorn und ertaste mit meinen Händen langsam sein Gesicht. Die Stirn, die Nasenwurzel, die Wangen mit den leichten Bartstoppeln. Ich atme tief durch die Nase ein. So, als wollte ich einen besonders tollen Duft intensiv in mich aufnehmen. Ich rieche eine Mischung aus herbem Moschus – und ihm. »Bitte vor unserem Date nicht duschen«, habe ich ihn instruiert. Damit Duschgel und Parfüm nicht seine persönliche Note verschlucken.

Und die ist der Wahnsinn! Meine Sinne feiern Silvester, ich bin völlig hin und weg. Er übrigens auch. Ich merke, wie er mit sich kämpft. Wie er fast die Selbstbeherrschung verliert. Er darf mich nicht berühren, aber er würde es gern tun. Seine Hände liegen plötzlich auf meinen Oberschenkeln. »Lass es«, bekommt er von mir zu hören. »Ich bin dran.«

Dieses Spiel im Dunkeln ist schon lange eine Fantasie von mir. Aber Uwe ist der erste Mann, bei dem ich aus dem Stand heraus das Gefühl hatte: Mit ihm würde ich es riskieren. Einmal haben wir vorher telefoniert. Und dabei war seine Stimme so samtig wie eine luxuriöse Lotion, mit der ich mich am liebsten von Kopf bis Fuß eingecremt hätte. Er wollte im Gespräch austesten, ob ich wirklich das draufhabe, was ich in meinem Profil beschreibe. Ob ich dominant genug bin, um für ihn interessant zu sein.

Uwe ist Manager in einem großen Unternehmen und steht ständig unter Strom. Es sind meist Männer wie er, die hart angefasst werden wollen. Sie lechzen danach, Macht abzugeben. Mal nichts entscheiden zu müssen. »Das war aber ein spannendes erstes Telefonat«, schrieb er mir später. »Mit dir würde ich mich auch treffen, ohne ein Foto von dir zu sehen.« Ausgetauscht haben wir unsere Bilder dann trotzdem. Uwe schickte mir ein Selfie von sich: schlank, dunkelbraune Haare, souveränes Lächeln, Designeranzug.

Den darf ich ihm in dieser Nacht ausziehen. Aber bevor es so weit kommt, löse ich seinen Krawattenknoten und öffne erst mal nur zwei, drei Knöpfe seines Hemdes. Mit meinen Lippen ertaste, erknabbere und erküsse ich den Bereich zwischen Schultern und Brustbein. Sein Körper bebt unter meinen Mund – und ich lege einen kleinen Stopp ein.

Ich ziehe seinen Oberkörper so weit hoch, dass ich ihm das Jackett ein Stück über die Schultern abstreifen kann. Das hat den praktischen Nebeneffekt, dass seine Arme im Stoff gefangen sind, als ich ihn wieder sanft zurück aufs Bett schubse. Ich öffne die restlichen Knöpfe seines Hemdes und ziehe es aus dem Hosenbund. Uwe stöhnt. Er ist zu dem Zeitpunkt schon so in Fahrt, dass er sich kaum noch beherrschen kann.

Ich reize ihn ein bisschen mehr und ziehe seine Anzughose leicht herunter. So, dass ich mit den Lippen den Ansatz seiner Lenden erreiche. Da ist er extrem empfindlich. Ich öffne seinen Gürtel …

Bei Secret.de habe ich mich vor gut einem Jahr angemeldet, weil ich wusste, jetzt bin ich so weit. Jetzt kann und will ich Sex haben. Jetzt habe ich Lust auf diese Körperlichkeit. Und dafür will ich nicht durch Kneipen und Discos ziehen.

Mein Mann ist vor sieben Jahren an Krebs gestorben. Das hat unser ganzes Leben aus der Bahn geworfen. Ich stand plötzlich mit allen Verpflichtungen allein da: mit drei Kindern im Teenageralter, dem großen Haus. Ich musste überlegen, wo in Zukunft das Geld für alles herkommen sollte.

Meinen Teilzeitjob verwandelte ich in eine Vollzeitstelle. Inzwischen arbeite ich rund 50 Stunden pro Woche. Das ist viel für eine Frau mit Haus, Eltern, Schwiegereltern und drei Kindern, die ab und zu noch eine intensive Betreuung von mir brauchen. Nach dem Tod ihres Vaters brachen sie das Gymnasium und Ausbildungen ab. Meine Tochter ritzte sich, aß irgendwann nichts mehr. Nahezu alles lief aus dem Ruder.

Kein Wunder, dass ich mich sehr lange nicht für Männer interessierte. Ich hatte andere Dinge im Kopf und sowieso keine Zeit! Aber heimlich beneidete ich glückliche Paare. Verliebte zu sehen verursachte heftige Schmerzen tief in mir.

Die Trauer um meinen Mann ist ein Teil von mir, die kann mir keiner nehmen. Sie ist mein ständiger Begleiter. Aber vor einem Jahr beschloss ich, auch mal wieder etwas nur für mich zu tun. Daher richtete ich mir online ein Profil ein.

Dank dieser Entscheidung liegt in diesem Moment ein völlig erregter Mann vor mir, der unter die Decke gehen würde, wenn ich jetzt den Reißverschluss seiner Hose öffnete. Darum tue ich genau das nicht – und widme mich lieber seinen Füßen.

Ich wandere mit den Händen an der Innenseite seiner Hosenbeine hinunter und streife ihm die Socken ab. Mit den Zähnen erforsche ich sanft seine Zehen, um herauszufinden, wie empfindlich er da ist. Bei Berührungen an den Fußsohlen bricht Uwe in Gelächter aus, aber alles, was darüber liegt, zählt zur erogenen Zone.

Da ihm mein Knabbern fast schon zu gut gefällt, wechsele ich wieder den Einsatzort und öffne nun endgültig seine Hose. Ich fühle vor und merke, dass ich da eigentlich gar nichts mehr tun muss. Ich richte Uwe wieder auf und ziehe seinen Oberkörper an mich, sodass sein Kopf auf meiner Schulter liegt. Ich streife ihm das Jackett samt Hemd von den Armen und erlaube ihm endlich, mich anzufassen. Er gibt tiefe Lustlaute von sich, ist aber tatsächlich auch ein wenig nervös. Das merke ich an seinen zunächst noch zögerlichen Berührungen.

Doch die werden schnell zielgerichteter. Unsere Oberkörper sind fest aneinandergepresst. Uwe umarmt mich, seine Hände gleiten von unten nach oben zu meinen sehr empfindlichen Schulterblättern. Der Kerl ist fast zwei Meter groß, und große Männer machen mich schwach. Denn sie haben auch große Hände – und mit denen hält er jetzt kraftvoll mich als ganzes Wesen fest. So fühlt es sich zumindest an.

Als Nächstes nehme ich mir mit meinen Fingerspitzen seinen kompletten Oberkörper vor: Ich liebkose Hals, Nacken, Ohren, Schultern und den Brustkorb. Dieses Fühlen und Spüren – da steckt so viel drin! Die Textur der Haut, die Beschaffenheit der Muskulatur. Ich finde es unheimlich spannend, jemanden so zu ertasten. Auf diese Weise findest du garantiert die erogenen Zonen eines Mannes.

Kleine Schweißperlen bilden sich auf seiner Haut, und auch mir ist heiß. Schließlich bin ich im Gegensatz zu ihm noch in voller Montur. Mein Kleid ist hier und da schon leicht klamm vom Schwitzen. Aber unter diesen Umständen ist mir das alles andere als peinlich, denn auch Uwe mag meinen Geruch. Ich höre »Hmmms« und »Aaaahs«, sobald mein Körper seiner Nase nahe kommt. So regelt Mutter Natur eigentlich das Thema Fortpflanzung. Aber wir fokussieren uns auf das Thema Vergnügen.

Ein guter Zeitpunkt, um sich von einigen Kleidungsstücken zu trennen … Ich ziehe mir mein Kleid über den Kopf und streife den Slip ab. Es bleiben der BH, das Unterkleid und die Strumpfhose mit der Öffnung an einer strategisch wichtigen Stelle. Ich ahne, dass er darauf steht – und das ist dann auch so. Als er spürt, was ich da anhabe, macht ihn das sichtlich heiß. Ich ziehe ihm die Hose runter.

Es gibt wenige Männer, die auf eine Witwe mit drei Kindern scharf sind. Daher habe ich diese Details in meinem Profil weggelassen. Trotzdem machte ich zunächst einen großen Fehler: Ich beschrieb meine Fantasien und Wünsche nur halbherzig und mit einigem Blablabla. Dadurch bekam ich auch nur Blablabla-Traffic. Ich dachte: Das gibt’s doch nicht! Wie kriege ich denn die Kerle zu fassen, die mich wirklich interessieren?

Aus Wut und Lust und Sehnsucht heraus schrieb ich schließlich diesen Text für mein Profil:

Wir führen einander sensibel und achtsam an den Rand eines unglaublichen Orgasmus und zögern diesen wieder und wieder hinaus. Es gipfelt in einer grenzenlosen Explosion. Wir lassen die verschwitzten, bebenden Körper zur Ruhe kommen, um uns dann erneut auf den Weg zum Gipfel zu machen. Ich genieße es, deine Erektion an die Grenzen des Erträglichen zu treiben – jedoch nicht darüber hinaus. Bis du förmlich um Erlösung bettelst. Während du genießt, verschaffe ich mir Befriedigung, und du kannst mein Spiel beobachten. Wir erforschen unsere geheimen Wünsche und finden unseren ganz eigenen, einzigartigen Rhythmus, der uns bis zur Ekstase treibt. Ich möchte dich hart nehmen dürfen. Und im besten aller Fälle – und nur dann – will ich von dir so hart genommen werden, dass …

Meine Fantasie schien die der Männer anzuregen. Auf einmal erhielt ich ganz andere Zuschriften – endlich auch von Kerlen auf Augenhöhe. Die meisten kommen beruflich aus dem mittleren Management und höher. Zwischen meinen Männern und mir muss die Chemie stimmen, sonst brauche ich nicht mit ihnen ins Bett zu steigen. Ich habe mich mit einigen getroffen. Aber wenn die Anziehungskraft nicht reichte, habe ich sofort den Stecker gezogen.

Nicht bei Uwe, der jetzt nur noch im engen Slip vor mir liegt. Seine Muskeln an Armen und Beinen sind angespannt. Er reißt sich zusammen, um nicht allein vorzupreschen. Ich würde jetzt selbst gern zur Sache kommen und überlege, wo ich abkürzen kann. Die Gier siegt!

Ich ziehe ihm den Slip runter, lege meine rechte Hand an seinen Penis, die linke an den Damm, und berühre mit meinen Lippen nur ganz leicht die Eichel. Da ist er schon fast unter der Decke! Wenn ich jetzt zwei, drei gezielte Bewegungen mache, ist die Nummer durch. Also trete ich auf die Bremse. So schnell soll es ja nun auch nicht gehen.

Meine Sexpartner suche ich mir ganz genau aus. Schließlich will ich was von dem Ganzen haben! Ansonsten habe ich zwei gesunde Hände und mache es mir lieber selbst. Der Sex mit meinem Mann war großartig, und das Level würde ich gern halten. Natürlich hatten wir auch schwierige Zeiten, so wie jedes Paar. Wir standen einmal sogar kurz vor der Scheidung. Aber dann haben wir eine Ehetherapie gemacht.

Sex war eines unserer Probleme – er wollte immer, ich selten. Durch die Therapie haben wir gelernt, erst mal wieder richtig miteinander zu reden, und uns schließlich getraut, über unsere Fantasien zu sprechen. Das war dann wie ein Coming-out: Von da an waren Esstisch, Kühltruhe, die Anrichte im Flur oder auch der Keller nicht mehr vor uns sicher. Wir wurden sehr erfinderisch – und schnell. Das ist wichtig, wenn man drei Kinder im Haus hat. Zu dem Zeitpunkt, als mein Mann starb, war unser Sexleben nicht etwa am Ende, wie das bei vielen Paaren der Fall ist, die lange zusammen sind. Nein, wir erlebten gerade einen neuen Anfang.

Zurück auf Anfang: So läuft es auch bei Uwe und mir. Denn ich lasse von seinem Geschlechtsteil ab und nähere mich seinem Gesicht. Nach 90 Minuten sexueller Hochspannung küssen wir uns zum ersten Mal! Erst ganz zögerlich und behutsam, ohne Hände. Doch dann fallen wir übereinander her: gierig, ertrinkend, fordernd.

Uwe zieht mir mein Unterkleid aus, und ich setze mich auf ihn. Dann passiert etwas, womit ich nicht gerechnet habe – und er vielleicht auch nicht: Mit einem kräftigen Schwung dreht Uwe mich spontan auf den Rücken. Ich komme nicht mehr weg. Und er nimmt mich einfach! Er macht etwas, worauf ich unheimlich stehe: Uwe schiebt seine Arme unter mich und krallt sich mit seinen Händen an meinen Schultern fest. Gleichzeitig stößt er heftig.

Sex wie diesen finde ich unglaublich befriedigend. Ich liebe es, wenn es ein wenig animalisch wird. Dieses rohe Aufeinandertreffen, dieses In-Besitz-genommen-Werden. Diese Kraft. Tiefer! Fester! Schneller! Uwe kann das richtig gut.

Bei mir reicht’s nicht für einen Orgasmus, dafür geht alles zu schnell. Aber ich finde es unheimlich toll, ihn bei seinem Höhepunkt zu beobachten. Er ist völlig gelöst, setzt den ganzen Körper ein. Ich spüre, wie sein Glied in mir pulsiert. Für mich ist das ein Moment des Triumphes und der lustvollen Freude: Alles richtig gemacht! Vom Öffnen der Zimmertür bis hierhin war alles perfekt. Keine heikle Sekunde, nichts ist schiefgelaufen.

Was ich in dem Moment nicht weiß: Das kommt noch. Denn das war nur die erste Runde …

Manche Treffen, die übers Internet zustandekommen, werden Wochen und Monate vorher generalstabsmäßig geplant. Auf das erste Date mit Uwe konnte ich mich gerade mal 24 Stunden vorbereiten.

Zwischen unseren Wohnorten liegen Hunderte von Kilometern, was ein Treffen nicht gerade leicht macht. Aber eines Samstagmorgens schrieb er mir per Handy, er sei beruflich auf dem Weg nach Düsseldorf und komme da quasi bei mir vorbei. Ob wir uns nicht auf einen Kaffee treffen wollten? Ich musste natürlich arbeiten. Und war ein wenig sauer, denn hätte er nicht früher Bescheid geben können?

Abends schickte er mir dann ein Foto von seinem Hotelzimmer samt XXL-Bett.

Man könnte sogar Handschellen daran befestigen, so sein Kommentar.

Die hab ich – oder hast du neuerdings auch welche?

Sie stecken bei mir eher selten im Business-Gepäck, also bin ich auf deine angewiesen. Außerdem ist selber fesseln ziemlich blöd …

Für heute hast du schlechte Karten, meine Tochter ist zu Besuch! Ich komme gern morgen Abend, wenn das für dich passt.

Und wie das für ihn passte!

Bringst du eine Flasche Sekt und Kondome mit? Ist unauffälliger, wenn du es kaufst, als ich hier im Hotel.

Du bist ja ein richtiger Profi. ;-) Dann muss ich nur noch Sekt besorgen. Hast du eine Vorliebe? Die Frage bezieht sich auf den Sekt.

Mit meinem Lieblings-Crémant und Erdbeeren sitzen wir jetzt auf dem Bett und atmen erst mal durch. Eine Nachttischlampe brennt, weil Uwe meinte, dass er mich nun wirklich gern sehen würde. Ich hab ihm erlaubt, das Licht anzumachen.

Alle Kissen sind hinter meinem Rücken, mein linkes Bein ist ausgestreckt, das andere angewinkelt. Uwe liegt neben mir – mit etwas Abstand, damit er mich ganz im Blick hat. Ich bin ein zufriedenes Weib! Mit Glas in der Hand und Erdbeeren daneben. Ich fühle mich wahnsinnig toll. Nicht etwa wie »Hihi, ich hab gerade ein tolles Spiel gespielt«. Sondern: »Wow! Das war mal richtig geil. Vollkommen rund und harmonisch.«

Uwe und ich sprechen darüber, wie wir uns vor dem Treffen gefühlt haben. Jeder von uns war aufgeregt, auf seine Art. Ähnlich wie ich dachte er: Kommt wirklich die Frau, mit der ich telefoniert habe? Riecht sie vielleicht schrecklich? Ist ihr Foto uralt? Auch für ihn war es das erste Blind Date im Dunkeln. Seine Sorge dabei: Was ist, wenn man feststellt, dass man sich überhaupt nicht leiden kann? Uwe hatte keinen Notfall-Plan. Ich schon.

»Schätzelein«, sage ich. »Ich kann dich beruhigen. Ich habe ein eigenes Zimmer.« Und zwar in einem Hotel um die Ecke. Schließlich war es mir wichtig zu wissen, dass ich jederzeit die Reißleine ziehen kann, wenn ich will.

Wir verstehen uns jedoch so gut, dass wir auf unsere Vorlieben zu sprechen kommen. Wer was wie mag. Er sagt, dass er ein bisschen irritiert sei, weil er in der Missionarsstellung sonst eigentlich gar nicht zum Höhepunkt kommt. Er hat da deutlich andere Vorlieben.

Ich habe Uwe nach dieser Nacht mal einen so genannten »Sklavenbogen« ausfüllen lassen. Da kreuzt du an, was du als devoter Sexpartner alles mitmachen würdest und was nicht.

Seine Wünsche konnte er mit seinen bisherigen Frauen nicht einmal ansatzweise ausleben. Er schrieb mir, dass ich die einzige Frau in seinem Leben sei, die so dezidiert über seine sexuellen Vorlieben aufgeklärt ist.

Und die leben wir beim ersten Date weiter aus, denn Uwe hat sich überraschend schnell erholt. Facesitting also. Für mich als kleine Frau gar nicht so einfach: Wenn er auf dem Bett liegt und ich mich auf Knien über seinem Gesicht positioniere, bin ich zu nah dran, und er kriegt keine Luft mehr. Also muss ich mich hinhocken. Wenn du nicht gerade Sportler-Oberschenkel hast, wird das echt anstrengend. Also halte ich mich am Kopfteil des Bettes fest, weil ich irrwitzigerweise davon ausgehe, dass es fest an die Wand geschraubt ist.

Ich befehle Uwe, meine Klit zu befriedigen, zu massieren, zu kosten. Uwe ist auf diesem Feld ein echter Virtuose! Er hat eine ganz eigene Technik, am Kitzler zu saugen und ihn zu stimulieren. Er wechselt zwischen beidem so geschickt ab, dass ich mich kaum noch beherrschen kann. Ich habe wenige Männer in meinem Leben getroffen, die das richtig können. Er ist ein Künstler.

Ich hänge mit den Händen am Kopfteil und lasse mich gerade so richtig gehen, als das Ding plötzlich von der Wand kracht. Ich rolle rückwärts wie ein Käfer, und das Kopfteil landet auf Uwes Gesicht – zum Glück ist es gepolstert. Ein kurzer Moment des Schocks, dann lachen wir uns kaputt. Wir brechen ab, krabbeln beide aus dem Bett und machen die Festbeleuchtung an, um herauszufinden, wie wir den Schaden wieder reparieren können. Es stellt sich heraus, dass das Ding nur an vier Schrauben locker aufgehängt war und wir Feingefühl brauchen, bis es wieder an Ort und Stelle ist.

Feingefühl beweist Uwe auch bei der Fortsetzung unserer unterbrochenen Nummer. Ich gehe erneut über seinem Gesicht in die Hocke, stütze mich dieses Mal aber lieber auf ein paar Kissen ab und bin schnell wieder im Genießer-Modus. Uwe weiß in jedem Augenblick, wo ich gefühlsmäßig stehe, und kann mich da abholen. Er holt mich und lässt mich unmittelbar vorm Ziel wieder hängen, dann holt er mich … Ein geiler Kerl! Mein Orgasmus ist überwältigend, und danach drehe ich mich erst mal zum Ausruhen auf den Rücken.

Ich bin an diesem Punkt schon mehr als zufrieden. Mir geht es richtig gut, und ich liege lächelnd in den Kissen. Uwe erwischt mich also in einem passenden Moment, als er mich fragt, ob ich eine seiner Fantasien mit umsetzen will. Klar! Schließlich kann ich dank ihm ein Häkchen ans »Blind Date im Dunkeln« machen.

Uwe zeigt auf das Sideboard mit Glasplatte, das sich gegenüber vom Bett an der Wand entlangzieht. Darüber hängt ein XXL-Spiegel. »Ich will dich auf dem Sideboard von hinten nehmen«, sagt er. Und das machen wir dann. Weil ich so klein bin, muss ich für diese Position auf die Zehenspitzen gehen. Und weil das Board nur etwa 50 Zentimeter tief ist, klebe ich mit meiner Nasenspitze direkt am Spiegel.

Das ist nicht bequem, aber der Spaß an der Sache kommt, wenn man sich darauf einlässt: Ich recke meinen Kopf so hoch, dass ich Uwe im Spiegel in die Augen schauen kann. Wir fixieren uns die ganze Zeit – und das allein ist schon purer Sex! Uwe stößt und stößt, und plötzlich hören wir einen dumpfen Aufschlag. Es zischt, und um unsere Füße wird es nass.

Der Crémant! Die Flasche hatten wir vorher aufs Sideboard gestellt. Durch das Geruckel ist sie wohl immer weiter zur Kante gewandert – und schließlich abgestürzt. Jetzt dreht sich die Flasche auf dem Boden wie ein Zauberkreisel, und der Inhalt verteilt sich schäumend im ganzen Zimmer. Wir müssen wieder unterbrechen und opfern einen Satz Handtücher, um das Prickelwasser aus dem Teppich und den Ecken zu tupfen. Die Flasche ist unters Bett gerollt. Lachend holen wir sie hervor und teilen uns die letzten Schlucke.

Das Ganze hat auf jeden Fall einen positiven Nebeneffekt: Wir kleben so, dass wir erst einmal zusammen duschen gehen. Ich seife Uwe am ganzen Körper ein, das findet er unheimlich toll. Wir sehen uns jetzt erstmals im grellen Licht, und da fällt uns auf, dass wir beide einige Narben am Körper haben – ich zum Beispiel von meinem Not-Kaiserschnitt bei der Geburt der Zwillinge. Wir erzählen uns die Geschichten zu unseren »Verletzungen« und haben dabei fast so viel Spaß wie im Bett.

Und genau das ist mir wichtig: Ein einfaches Rein-Raus reicht mir nicht. Uwe und ich können nicht nur oral, sondern auch verbal gut miteinander. Damit, dass wir uns auf Anhieb so gut verstehen, hatte ich nicht gerechnet. Im Leben nicht! Es ist schon komisch: Wir haben eine Beziehung, und wir haben keine Beziehung.

Vor Kurzem trafen Uwe und ich uns zum zweiten Date. Vom Treffpunkt aus fuhren wir in seinem Wagen zum Hotel. Ich saß hinterm Steuer, weil ich eine Schwäche für schnelle Autos habe. Wenn dir die Männer ihr Auto geben, hast du’s eh geschafft. Er besitzt einen Luxus-Schlitten mit dem größten Motor, den es gibt. Was für eine Power! Ich war im Geschwindigkeitsrausch.

Aber ein Detail holte mich auf den Boden der Tatsachen zurück: Als ich die Sonnenblende auf der Fahrerseite runterklappte, flatterte ein Foto einer anderen Frau herunter.

Ich bin eben nicht die Einzige in seinem Leben. Aber wenn du dich auf so eine Geschichte einlässt, bist du sowieso raus aus allen üblichen Konventionen. Man darf dabei nicht zu viel bürgerliches Denken im Kopf haben, sonst funktioniert das Ganze nicht.

Im Prinzip ist es wichtig, dass ich mir das immer vor Augen halte. Diese Art der Beziehung – oder sollte ich lieber sagen: Nicht-Beziehung? – funktioniert nur, wenn du es wirklich so lebst und es dir damit gut geht. Wenn du eigentlich mehr willst, wird es schwierig. Eins muss dir klar sein: Du bist das Abenteuer, die Liaison. Wenn ihr euch trefft, bist du die Königin, die Einzige, wirst auf Händen getragen. Aber dann kommt eine Grenze, von der an du raus bist.

Doch bei unserer ersten gemeinsamen Hotelnacht ist erst mal »rein« angesagt: Uwe möchte gern meinen Körper mit den Fingern erforschen – von innen. Ich bin sowieso gerade in einem Zustand der Tiefenentspannung, also lege ich mich auf die faule Haut und lasse mich bedienen.

Es gibt Männer, die sind beim Fingern brachial und ungelenk. Aber Uwe ist so vorsichtig und umsichtig, dass ich viel zulassen kann. Erfassen, ertasten – auch das fühlt sich wieder richtig gut an. Ich liege mit gespreizten und angewinkelten Beinen auf dem Bett, und er bringt meine Klit mit Daumen und Zunge in Fahrt. Da hat er eine tolle Technik! Der perfekte Wechsel zwischen Druck und zartem Streicheln, zwischen rein und raus …

Nach einer Weile arbeitet sich seine Zunge von meinen Schamlippen nach hinten vor. Und ich weiß, was er sich als Nächstes wünscht, wir müssen es gar nicht aussprechen. »Ich habe Gleitgel dabei«, sage ich und dirigiere ihn zu meiner Handtasche.

Das nehme ich immer mit. Denn wenn’s an irgendeiner Stelle klemmt, ist das eine Katastrophe. Dann tut es gleich richtig weh. Er nimmt das Gleitgel, und ab sofort bin ich passiv und er aktiv. Wir drehen das Spiel!

Analverkehr beim ersten Treffen? Eher ungewöhnlich. Aber ich habe Lust darauf. Uwe erfühlt, betastet und weitet auf gekonnte und hochsensible Art meinen Anus. Ganz sachte und sehr zärtlich. Das ist überhaupt nicht dirty, sondern souverän und erotisch.

Ich habe es auch schon anders erlebt: Wenn Typen nur vom Trieb geleitet ihren Penis reinrammen und du dich einfach nur erniedrigt fühlst. Das ist hier überhaupt nicht der Fall. Als ich schon vor Lust laut stöhne, fragt er: »Darf ich?« Und ich antworte: »Ich bitte darum!« Weil ich es will.

Er packt mich und dringt in mich ein. Ich spüre Trieb, Lust, Freude, Respekt – alles auf einmal! In dieser Stellung komme ich nie zum Orgasmus, auch heute nicht. Dennoch überrollt mich am Ende eine Welle der Erfüllung. Was wir da haben, gibt es normalerweise nicht. Wir sind uns dessen auch bewusst. Unsere Begegnung konnte nur so laufen, weil zwei Menschen in der Lage waren, sich auch ohne Drehbuch vollkommen aufeinander einzustellen. Das gibt es ganz, ganz selten. Es war unfassbar risky. Aber wir haben uns getraut und auf ganzer Linie gewonnen.

Es gibt drei Männer, mit denen ich mich regelmäßig treffe, Uwe ist einer davon. In den letzten 14 Tagen habe ich sie alle drei gehabt und dachte erst: Ist das noch moralisch korrekt? Aber ich hatte Lust drauf – und das ist letztendlich alles, was zählt.

Es ist vier Uhr morgens, als Uwe und ich einen Schnitt machen. Schließlich muss er in wenigen Stunden einen Vortrag halten! Wir sind völlig im Eimer, denn wir haben uns im wahrsten Sinne des Wortes die Seele aus dem Leib gevögelt – aber mit unheimlich viel Gefühl.

»Wenn du möchtest, gehe ich. Ich hab ja ein eigenes Hotelzimmer«, sage ich. Das hätte ich auch vollkommen in Ordnung gefunden. Doch er erwidert: »Bleib.« Uwe schmiegt sich von hinten an mich, und ich passe genau in die Biegung seines Körpers. Uwe ist zwar ein taffer Manager, aber er hat auch diese andere Seite. Die ist ganz behutsam, zärtlich und devot. Das fasziniert mich.

Wir schlafen bis sieben. Als das Zimmermädchen mit dem Frühstück klopft, verschwinde ich kurz im Bad. Uwe sagt wieder: »Bleib noch, ich möchte dich gern bei mir haben.« Splitterfasernackt sitze ich in dem großen Bett, habe mir wieder alle Kissen hinter den Rücken gestopft, damit ich ihn gut beobachten kann. Ich beiße genussvoll in ein dickes Croissant, während er sich in aller Ruhe fertig macht. Uwe zieht ein Hemd an, das ich am liebsten gleich wieder aufknöpfen würde. Socken, Hose und Jackett. Immer wieder schauen wir uns an. Schon so vertraut – aber schließlich haben wir uns ja in den letzten Stunden auch ungemein viel anvertraut.

Ich lasse ihn schließlich gehen, wir geben uns zum Abschied einen Kuss. Ich dusche nicht, denn ich will seinen Geruch noch ein bisschen bewahren. Bevor ich das Zimmer verlasse, fotografiere ich das Sideboard. Als kleine Erinnerung. Auf der Glasplatte sind deutlich meine Fingerabdrücke zu sehen. Schöne Spuren unserer Lust …

Vielleicht bin ich manchmal ein bisschen sentimental. Aber naiv bin ich nicht. Daher nehme ich meine Eroberungen auch niemals mit zu mir nach Hause. Das ist mein Bereich, und ich lasse niemanden hinein, der in meinem zukünftigen Leben keine Rolle spielen wird.

Ich wohne seit über 20 Jahren in einem kleinen Ort. Da klingelt schon ein Nachbar, wenn ich mal zu lange das Garagentor offen stehen lasse. Was würden die lieben Menschen von nebenan wohl tun, wenn hier ständig neue Männer ein- und ausgingen? Ich war jahrelang im Kirchengemeinderat, in Elternbeiräten und sonstigen Gremien. Das passt ins Raster. Aber auf dem Dorf begreift doch kein Mensch, dass man Sexualität so leben kann, wie ich das gerade mache!

Wenn die das wüssten, würden die Frauen mich verachten und die Männer sich fragen: Warum war ich noch nicht mit ihr im Bett? Die Gesellschaft ist in dieser Beziehung einfach zu bigott, daher trenne ich mein Privatleben streng von meinem Sexleben.

Ich habe mir sogar extra ein zweites Ich zugelegt: Diane ist nicht mein echter Name – so heiße ich nur für die Männer, die ich treffe. Und Diane erreichen sie unter einer ganz eigenen E-Mail-Adresse und auf einem separaten Handy. Von dem aus schicke ich mir vor jedem Rendezvous die Infos, wo und mit wem ich mich treffe, auf mein Alltags-Smartphone. Quasi als kleine Rückversicherung, falls mir etwas zustoßen sollte. Und genau so eine Nachricht hat meine Tochter dann mal durch Zufall gesehen.

Sie fragte: »Was heißt das denn? Was machst du da?«

»Das ist noch nichts für kleine Töchter«, witzelte ich zurück.

»Ich bin kein kleines Kind, du datest doch«, konterte sie.

Da konnte ich nicht anders, als ihr die Wahrheit zu erzählen. Zumindest einen Teil davon. In dem Moment brach eine dicke Mauer zwischen uns ein, und unsere Beziehung veränderte sich extrem. Wir reden jetzt so frei wie noch nie über Sexualität. Dieser Zufall hat uns einander wirklich geöffnet.

Meine Tochter ist bei einer anderen Dating-Seite angemeldet, wir haben uns dann gegenseitig unsere Profile gezeigt. Sie hat momentan auch jemanden, mit dem sie nur ins Bett geht, und sagt: »Wir tun einander gut, aber eine Beziehung wollen wir nicht.« Meine Tochter lebt bereits das, wofür ich 50 Jahre gebraucht habe!

Ich zähle ja zu den eher kleinen Frauen, aber an diesem Morgen stolziere ich gefühlt zwei Meter groß aus dem Hotel heraus. Ich schmunzle bei dem Gedanken daran, wie nervös ich gestern durch dieselben Glastüren ins Ungewisse schritt – und sie jetzt völlig gewandelt wieder passiere.

Das Abenteuer mit Uwe war für mich eine solche Befriedigung, ein solches Glück! Die Erinnerung an meinen Mann und den wunderbaren Sex mit ihm werde ich immer in mir tragen. Aber diese Nacht war ein Meilenstein und ein wesentlicher Schritt in meinem neuen Leben ohne ihn. Zum einen, weil ich dank Uwe erfahren durfte, dass man Sex auch in den Armen eines Fremden mit höchster Befriedigung erleben kann. Zum anderen aber auch, weil mich die Stunden mit ihm darin bestärkt haben, selbstbewusst in die Welt zu marschieren und zu sagen: Hier bin ich! Ich will Sex! Und ich hätte es übrigens gern so und so und so und so. Magst du oder magst du nicht?

Ich finde, das ist auch eine Form der Emanzipation.

Es gab in jener Nacht einen Moment, in dem mir durch den Kopf ging: Jetzt bist du der Macho! Du bist die Frau, die sich nimmt, was sie will. Das hat mir sehr viel Kraft gegeben. Daher steht meine Entscheidung fest: Ich pfeife auf falsche Normen sowie antiquierte Moralvorstellungen.

Und bin plötzlich ganz frei.

Wir führen eine offene Ehe – und das bringt uns wieder näher zusammen

Luise, 37