Das Kollektiv - Shi-Jo Blitz - E-Book

Das Kollektiv E-Book

Shi-Jo Blitz

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Beschreibung

Das Kollektiv ist ein SF & Fantasy Liebesroman. Die Handlung findet 500 Jahre in der Zukunft statt.

Das E-Book Das Kollektiv wird angeboten von Books on Demand und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
liebesroman, Zukunftsroman, Aliens, SF-Roman, Romance

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1

TERRA (die Erde) im Jahre 2548

Kapitel 2

Anno domini 2548.08.04

Milli Kalkuma

Kapitel 3

2548.08.08

Kapitel 4

2548.08.18

Kapitel 5

2548.10.22

2548.12.06

Kapitel 6

2548.12.08

Kapitel 7

2548.12.09 - Auf den Planeten FRANZ

2549.01.02

Kapitel 8

Auf dem Planeten Franz

3 Tage vorher

Kapitel 9

UFO‘s?

Die Politiker des Planeten Franz

Kapitel 10

Die Erkundung des Planeten FRANZ

Die 4 Bergsteiger

Kapitel 11

Die zwei Aliens

Kapitel 12

Verbotenes

Kapitel 13

12 Jahre danach, 2561

Die Aufspürung

Ein paar Tage danach

Kapitel 14

Die lange Heimreise

Kapitel 15

Wieder auf der VESPUCCI

Kapitel 16

6 Monate später - 2561

Intelligente Insekten

Kapitel 17

Die Begegnung Mensch-Insekt

Kapitel 18

Drei Monate später

Kapitel 19

Eine Billion neuer Menschen - Anno domini 2560

Kapitel 20

Das KOLLEKTIV

In der Traumwelt

Nach 4 Jahren

Kapitel 21

Die definitive Heimreise

Kapitel 22

Der kurze, lange Sprung

Kapitel 23

Das KOLLEKTIV

Kapitel 24

Auf dem realen Planeten LAKKA 2585

Die Kalkuma

Vor dem Kloster – Anno Domini 2585

Kapitel 25

Nach der Freilassung aus dem Kloster

Kapitel 26

Alex auf TERRA, in der Toskana

Kapitel 27

Planet SEKAN & die Magellanschen Wolken

Paula Kalkuma

Die Landung auf dem Planeten SEKAN

Die Befreiung

Kapitel 28

Die andere galaktische Seite

Zurück auf dem Planeten FRANZ

Kapitel 29

6 Jahre später auf den Planeten FRANZ

Die alte Festung

Kapitel 30

Der Aufenthalt auf MINROA

Die Piraten

Kapitel 31

Galadinner auf LAKKA

Kapitel 32

5 Tage vorher

Kapitel 33

Die LINARI II beim Planet MINROA

Kapitel 34

Das Erwachen der Toten

Das Leben im KOLLEKTIV

Kapitel 35

Shane wieder auf LAKKA

Kapitel 36

Die 27 Weisen

Im Zentrum des KOLLEKTIV

Kapitel 37

Sahne auf Herkules

Kapitel 38

Der Machtkampf im KOLLEKTIV

Die Machtübernahme

Annalena Kalkuma dreht durch

Kapitel 39

Die Neuordnung im KOLLEKTIV

Kapitel 40

Die Neuordnung auf LAKKA

Die 90 Tontafeln

Kapitel 41

Jahre Später

Kapitel 42

Annalena sucht Robert - 2608

Die Dreierbeziehung der Annalena

Die erste Etappe der EAGLE

Der Dreiecksnebel M33

Kapitel 43

Die Ankunft im Dreiecksnebel M33

Das geheime Bündnis der Kalkuma und der Tafma

Kapitel 44

3 Jahre später - 2611

Kapitel 45

Nach weiteren 6 Jahren - Anno domini 2617

Der Durchbruch - 2618

Die Neuordnung im KOLLEKTIV 2

Kapitel 46

Die Sonnenseele

Die Überraschung

Kapitel 47

Weitere 8 Jahren danach - 2626

Die Heimreise - 2627

Kapitel 48

Die Ankunft im System von HERKULES Anno Domini 2627

Kapitel 49

8 Jahre später, Anno domini 2635

Anhang

Vorwort

Circa 1970 habe ich in meinem 12. Schuljahr damit begonnen, einen SF- und Liebesroman zu schreiben. Da ich damals kein Autor werden wollte, habe ich es immer wieder auf die Seite gelegt.

Im 2023 ist es endlich fertig geworden.

Ich wünsche Euch viel Vergnügen bei der Lektüre.

24.03.2023

Euer Shi-Jo Blitz

"Schwebend im Nichts, irgendwo zwischen den Galaxien irrte es, bis es endlich seinen Weg fand."

1

TERRA (die Erde) im Jahre 2548

Es war ein extrem heisser Nachmittag des Jahres 2548. Die Sonne strahlte senkrecht vom Zenit. Major Alex Metz schlenderte am Rande der Sahara-Raumhafenebene einem automatischen Taxi zu.

Auf seiner linken Seite lag die riesige, flache Ebene des Raumhafens. In der flimmernden Luft des heissen Sandes widerspiegelten sich Tausenden von bunten Containern.

Um sich von der Sonne zu schützen, hatte Major Alex Metz einen grossen, hellen Fischerhut an und trug eine leichte Uniform der zivilen Flotte. Seine stilvolle Sonnenbrille hatte er in einem billigen Supermarkt gekauft.

Alex war 36 Jahre alt, 178 cm hoch, athletisch gebaut und hatte dunkelblondes Haar. Er hatte 12 Jahre lang bei der Raumflotte gedient. Er sah wie ein 23-Jähriger aus, da die Lebenserwartung bei circa 800 Jahren lag. Ein äusseres Altwerden erwartete manerst in den letzten Jahrzehnten des langen Lebens. Aber da zurzeit die ältesten Menschen erst 400 Jahren alt waren, wusste niemand so recht, wie es enden würde.

Der Vater von Alex war ein deutscher Vermögensberater aus Hamburg und die Mutter eine toskanische Uni-Professorin aus Florenz.

Das automatische Taxi fuhr ihn zu einer kleinen Linienfähre, wo er umstieg und sich auf einem freien, sauberen Platz setzte. Der Bordcomputer der Linienfähre registrierte seine Hirnfrequenz und vollzog vollautomatisch sämtliche Buchungen der Fahrkarten und Raumhafengebühren und belastete sofort das offizielle Bankkonto des Fahrgastes.

Einen Tag später war Alex auf TITAN, dem grössten Mond des Saturn.

Er eilte zu seinem eigenen Raumschiff. Es handelte sich um ein schrottreifes, würfelförmiges Beiboot von 20 m Kantenlänge. Das Boot stammte aus einem abgewrackten Raumschlachtkreuzer der terranischen Kriegsflotte.

Vor Jahren war Alex der jüngste Kommandant eines 100-m-Kreuzers gewesen.

Dann kam die „Wegbeförderung“. Er hatte in der Flotte nicht die nötigen Beziehungen, um ein Kommando auf längere Zeit behalten zu können. Die Neider über seine Erfolge hatten ihn einfach zum Major wegbefördert und als 3. Offizier in einem alten Superschlachtschiff von 1200 m Kantenlänge versetzt. Wohl wissend, dass er dies niemals schlucken und den Abschied einreichen würde.

So hatte er danach ohne Probleme die Stelle als 1. Offizier auf dem privaten Forschungsschiff VESPUCCI finden können. Dabei hatte er auch seine freundschaftliche Beziehung zur Eignerin des Forschungsschiffes genutzt.

Die grosse, brandneue VESPUCCI war ein würfelförmiges, bewaffnetes Forschungsraumschiff von 1400 m Kantenlänge und wurde über 500 Lichtjahre von der Erde entfernt, auf dem Planeten LAKKA erwartet.

Noch am selben Abend bestieg Alex sein kleines, rostiges Raumboot. Er hatte bei den solaren Verkehrsbehörden den Start für den nächsten Tag gebucht. Statt in einem unterirdischen Hotel auf TITAN zu übernachten, schlief er lieber in seinem eigenen Boot. Dies passte auch mehr zu seinem freien und unabhängigen Charakter.

Er war seit über acht Jahren alleinstehender Witwer, seit seine Frau, ein Korporal einer Spezialeinheit, von Raumpiraten erschossen worden war.

Tags darauf startete er mit seinem Schrotthaufen. Von verschiedenen Seiten war ihm freundlich abgeraten worden, mit dieser Kiste zu fliegen. Aber er hörte wie üblich nicht zu und es war ihm scheissegal, was die anderen sagten. Er gab den meisten Leuten recht und tat danach, was ihm passte.

So hatte er seine Ruhe von gut gemeinten, aber doch lästigen Ratschlägen. Alex verliess sich meistens auf sein Gespür, seiner Intelligenz und der realen Logik.

Mit Mühe und Not erreichte er zwei Tage später LAKKA. Er schlief noch einmal im Boot. Dann verkaufte er es einer dubiosen Schiffshändlerin auf dem Planeten LAKKA.

2

Anno domini 2548.08.04

Zwei Tage später spazierte Alex einer Allee der planetaren Hauptstadt LAKKA entlang. Er trug eine eng anliegende, neutrale Raumoffiziersuniform und sah aus wie ein gut aussehenden, lakkanischer Mann. Er war jedoch nicht im Geringsten einer. Es war ihm sogar peinlich, auf LAKKA zu spazieren. Aber die Langeweile hatte ihn aus dem Hotel getrieben.

Als gebürtiger Terraner durfte er sich zwar in gewissen Quartieren der Hauptstadt aufhalten, weil er Reserve-Offizier der Raumflotte war. Zudem war LAKKA ein Zwischenhalt für ihn. Aber ausserhalb der Stadt wäre er sofort verhaftet worden.

Kein Terraner durfte sich normalerweise im Reich der Lakkanier aufhalten. Weder hier auf LAKKA, dem Hauptplaneten, noch auf einem ihrer Kolonialplaneten. Irgendwie zog es ihn magisch zu einer netten Cafeteria in einem alt würdigen Viertel der Altstadt. Als er eintrat, betrachtete man ihn von Kopf bis Fuss.

An jedem Tisch sassen einige Lakkanier.

So setzte er sich an einen vierer Tisch, wo bereits eine junge Lakkanierin sass, die ebenfalls eine Raumoffiziersuniform trug.

Dabei wählte er den am weitesten stehenden Stuhl zur jungen Lakkanierin.

Alex Metz betrachtete die Lakkanierin an seinem Tisch. Sie war circa 215 cm hoch, athletisch gebaut, atemberaubend schön, äusserst attraktiv und sehr weiblich. Sie trug eine eng anliegende Raumoffiziersuniform und den Rang eines Oberleutnants. An der rechten Hüfte baumelte eine schwere Handwaffe. Auf der linken Brusttasche stand ihr Name,

„Milli Kalkuma“.

Kurz darunter war noch ein kleines Flottenabzeichen für besondere Tapferkeit zu sehen. Der Name des Schiffes, auf dem sie Dienst verrichtete und am Kragen stehen musste, wurde durch ein blaues Halstuch verdeckt. Am meisten fiel ihm aber ihre schlechte Laune auf.

Der Major rekapitulierte im Gedanken, was jeder in der Galaxis über das Volk von LAKKA wusste.

LAKKA war eine legendäre terranische Kolonie, die jemand oder etwas Unbekanntes vor circa 120'000 Jahren vor Christi angelegt hatte. Das wurde durch die DNA der Lakkanier bewiesen.

Aber danach hatte eine andere menschliche Evolution als auf der ERDE stattgefunden.

LAKKA wurde erst im 22. Jahrhundert wieder entdeckt. LAKKA und die ERDE, auch TERRA genannt, waren in der Milchstrasse die zwei mächtigsten, von Menschen besiedelten Planeten, die einen uralten, mysteriösen Krieg überdauert hatten. Von diesem Krieg wusste man eigentlich fast nichts. Nur eins war sicher, LAKKA und TERRA hatten Seite an Seite gekämpft und nicht gegeneinander.

Auch heute waren die beiden traditionsreichen Planeten militärisch stark befreundet. Niemand wusste, warum diese Freundschaft bestehen konnte. Eine Vermischung der Kulturen fand aber keinesfalls statt. LAKKA hatte ein paar Dutzend Kolonialplaneten und TERRA über Tausend davon. Man respektierte einander und das Hauptmotto war „leben und leben lassen“.

Bikulturelle Ehen mit Terraner waren auf LAKKA streng verboten. Selbst die Kolonialplaneten von LAKKA waren streng von den Kolonialplaneten von TERRA getrennt. Gemäss ihrer Religion war eine bikulturelle Ehe mit einem Terraner eine ungeheuerliche Todsünde.

Als Strafe war der „freiwillige“ Gang in den Selbstmordkammern eines der vielen Tempel vorgesehen.

In praktisch allen Fällen folgte der terranische Ehepartner auf mysteriöser Art und Weise seinem lakkanischen Ehepartner. Niemand konnte sich das erklären.

LAKKA hatte verschiedene Geheimnisse, von denen kein Terraner etwas erfahren durfte. Aus Respekt verboten die terranischen Behörden die Eintragung ins Zivilregister von Ehen mit einer Person aus LAKKA.

Die Lakkanier hatten dunkel-violettes Haar und eine helle Haut. Ihre Regierung bestand aus einem demokratischen Matriarchat.

Die Männer taugten zu nichts und hatten auch kein Stimmrecht. Sie waren schwach und nicht sehr begabt, aber dafür sehr lebensfreudig und konnten gut kochen. Im Durchschnitt hatten sie eine Höhe von 170 cm und waren das Spottthema der MILCHSTRASSENGALAXIE. Zudem hatten sie zu wenig Selbstachtung.

Die Frauen dagegen waren sehr intelligent, kampflustig und herrschsüchtig, aber trotzdem gut aussehend und weiblich. Fast keine von ihnen war tiefer als 210 cm.

Eine terranische Philosophin hatte das Volk von LAKKA verständlich erklärt:

„Die Verbindung zwischen Mann und Frau ist auf LAKKA wie bei den Spinnentieren. Das weibliche Tier ist gross und dominant.

Das männliche Tier ist klein und dient nur zur Fortpflanzung. Anders als bei den Spinnen ist nur, dass der Mann nach dem Liebesakt von der Frau nicht aufgefressen wird.“

Da aber bekanntlich die Frauen die Männer nicht zum Sex zwingen können, waren sie oft frustriert, wenn sie nicht durften. Ihre Frustrationen entluden sie immer im Verprügeln des kleineren Mannes. Die lakkanischen Männer wurden regelrecht von den Frauen misshandelt.

Die Gesetze gegen diese häuslichen Gewalttätigkeiten bestanden zwar, aber die Regierung von LAKKA war praktisch machtlos gegen diese Gewalttätigkeiten.

Milli Kalkuma

Als Milli bemerkte, dass er sie angaffte, betrachtete sie ihn von Kopf bis Fuss.

„Warum hat sich dieser terranische Idiot an meinem Tisch gesetzt?“, dachte sie.

Aber als Lakkanierin fand sie Alex trotzdem sehr interessant, sympathisch, verdammt gut aussehend und ausserordentlich anziehend. Für eine Lakkanierin ein Mann zum Träumen. Aber die Gesetze von LAKKA hatte sie zu respektieren und so schaltete sie ihre Gefühle auf totaler Abwehr.

„Starr mich nicht so an, Terraner!“, sagte sie schroff.

„Na und ist es vielleicht verboten, ein Lakka-Girl anzuschauen?“, erwiderte er ihr mit einem frechen Grinsen und im Bewusstsein, dass man eine Lakkanierin mit dem Spitznamen „Lakka-Girl“ schwer beleidigen konnte.

So konnte auch Alex den nötigen Gefühlsabstand von dieser sehr attraktiven und absolut verbotenen Schönheit nehmen.

Zuerst liefen alle möglichen Farben über ihr Gesicht, dann packte sie kurzerhand ihre Tasse und schüttete ihm den lauwarmen Inhalt ins Gesicht.

Alex tat danach dasselbe.

Milli hob einer ihrer Füsse unter den Tisch und brachte den Stuhl des Majors zum Kippen.

Alex schlug mit dem Kopf auf einen anderen Stuhl und war kurzerhand benommen.

Als er wieder richtig sehen konnte, wurde Milli Kalkuma von zwei kräftigen lakkanischen Polizistinnen festgehalten.

„Warum habt ihr sie festgenommen?“, fragte er noch halb benommen.

„Wegen Misshandlung eines Mannes!“, antwortete lakonisch die Ranghöhere.

Der erste Offizier der VESPUCCI hätte sich vor Lachen am Boden wälzen können, aber sein schmerzender Kopf machte da nicht mit. So stand er langsam auf, legte sich den Waffengürtel wieder zurecht und meinte:

„Lassen sie bitte den Oberleutnant gehen, es war nur eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen Offizieren.“

„In diesem Fall müssen sie als Vorgesetzter den Schaden bezahlen“, war die Antwort der leitenden Polizistin.

Alex hatte nie die Lust verspürt, sich mit Polizisten einzulassen. Als Raumfahrer war man sowieso abgeschrieben.

Er öffnete seine Brieftasche und übergab der Wirtin ein 500er-Einheitschip. Zufrieden steckte sie ihn ein und bat ihn höflich, das Lokal zu verlassen. Er kehrte allen den Rücken und kümmerte sich nicht mehr um den weiblichen Oberleutnant.

Sein nächstes Ziel war ein riesiges Einkaufszentrum, wo man fast alles für die Raumfahrt erwerben konnte. Alex war von TERRA ohne einen einzigen Koffer gestartet. Zahnbürste und neue Unterwäsche besorgte er sich jeweils in den Hotels oder Geschäfte.

Sein ganzes Hab und Gut bestand noch aus 12'000 Einheiten auf seinem Bankkonto und ein geringes Vermögen in aggressiven Fonds-Anteile einer Treuhandgesellschaft in Hamburg, die sein deutscher Vater verwaltete.

Beim Gehen bemerkte er die verwunderten Blicke der entgegenkommenden Lakkanier. Auf diesem Planeten traf man kaum einen Mann in Offiziersuniform und schon gar nicht mit einer schweren Waffe am Gürtel.

Irgendeine Lakkanierin meinte, „In dem Raumschiff möchte ich nicht sitzen!“

Alex schaltete seine Mentalität auf «Italienisch» um und ging weiter, als ob nichts wäre.

In einem Einkaufszentrum kaufte er sich einige Kleider und Uniformen und ein paar Dekorationssachen, um seine zukünftige Kabinenwohnung auf seinen Geschmack zu bringen.

Stunden später lag der Major faul in einem Sessel der Wartehalle des Raumhafens. Neben ihm stand die grosse Antigravitationstruhe des Warenhauses mit seinen Sachen. Um ihn herum war bereits ein Teil der Mannschaft der VESPUCCI versammelt. Man grüsste ihn respektvoll und er erwiderte prompt herzlich, aber zurückhaltend.

Das Schiff sollte direkt von der Werft kommen. Sie bestand aus 620 Mann technischer Besatzung und 580 Wissenschaftler und deren Assistenten.

Bereits ein paar Stunden später konnte Alex seine Sachen in den Schränken seiner grossen Kabinenwohnung versorgen.

Der Major liess sich auf das Bett fallen und schlief ein.

3

2548.08.08

Der Start der VESPUCCI war am 8. August des Jahres 2548 vorgesehen. Vorerst lief alles wie vorgesehen ab. Ohne jegliche Probleme.

Die Bassstimme des Kommandanten im Intercom des Schiffes weckte Alex auf:

„Die gesamte Schiffsbesatzung in 20 Minuten auf ihre Plätze. Beginn der Startprozedur in einer Stunde!“

Die atomaren Fusionsgeneratoren liefen bereist im Leerlauf.

Alex sprang aus dem Bett und rannte unter der Dusche, trocknete sich blitzschnell ab und zog einen leichten Raumkombi an. Danach machte er sich mit leicht nassen Haaren auf dem Weg zu seinem Posten. Er kam durch den Hauptschott in die Zentrale und ging geradewegs zu seinem Sitz, der zwischen dem des Kommandanten und dem des 3. Offiziers stand. Er grüsste lässig den Kommandanten.

Der Kommandant selbst war ein pechschwarzer Riese aus Zentralafrika. Er war ca. 190 cm gross, muskulös und breitschultrig.

Danach drehte sich Alex dem Dritten zu und erschrak, als er Milli Kalkuma erkannte.

„Musste denn gerade dieses Weibsstück der Dritte sein?“, dachte er.

Erschrocken und leise fluchend liess sich Alex nach hinten über die Instrumentenlehne seines Sitzes gleiten.

„Sch …“, dachte Alex. Dabei liess er seinen Kopf in der Kopfhaube des Sitzes gleiten, die dazu diente, mentale Befehle zu geben. Aber ungewollt klappte er auf der Armlehne die Hauptsicherung aller mechanischen Schaltern auf.

Danach stütze er sich so fest an der Armlehne, dass er ungewollt den nun ungesicherten Schalter für «Volle Flucht» betätigte.

Vor Jahren waren wieder ein paar mechanische Elemente in den Steuerpulten eingebaut worden. Sie dienten als letzte Option, wenn die Computer oder die Touch-Bildschirme Probleme im Kampf aufwiesen und auch Probleme bestanden, mentale oder mündliche Befehle durchzugeben. Ein Fingerdruck hatte sich rapider herausgestellt, als ein mentaler oder oraler Befehl geben zu müssen.

Zudem besass das Forschungsschiff VESPUCCI eine komplett neue Computersoftware. Diese war noch nicht fertig ausgereift. Das wollte man noch während des normalen Fluges nachholen. Sie hatte noch all die Kinderfehler, die solch neue Applikationen mit sich bringen.

Der Zufall wollte, dass ein Gleiter mit militärischen Kaltfusionstorpedos sich dem Schiff näherte, da auf dem Raumhafen auch verschiedene Militärschiffe versorgt wurden.

Nun folgte der Computer blitzschnell seinem noch nicht ausgereiften Programm:

Er erkannte die Hirnfrequenz und den Gemütszustand des Majors.

Alex sei zweithöchster „Kommandooffizier“.

Er habe den mechanischen Schalter für „volle Flucht“ betätigt.

Er sei im „erschrockenem Zustand“.

Kaltfusionstorpedos näheren sich dem Schiff.

Der Computer entschied komplett fehlerhaft für „volle Flucht“.

Im riesigen Raumschiff wurden die Generatoren sprunghaft auf Volllast gefahren. Die Unterlichttriebwerke der VESPUCCI wurden explosionsartig gezündet. Die Ionen, Protonen und anderes hochradioaktives, gruseliges Zeug, das aus den atomaren Triebwerken ausbrach, brachten den nähernden Gleiter zum Kippen. Das riesige Raumschiff schoss mit höchster Beschleunigung vom luftleeren Mond aus in den dunklen Weltraum.

Der tosende Lärm der Triebwerke und das Heulen der Alarmsirenen in der Zentrale machten jede mündliche Kommunikation zunichte.

Drei Sekunden später war alles vorbei. Der Kommandant hatte die höchste Alarmstufe wieder ausgeschaltet und das grosse Raumschiff glitt danach bereits still und leise durch den Weltraum.

Eine hohe lakkanische Beamtin des Raumhafens schrie durch den Bildschirm:

„Seid ihr von allen guten Geistern verlassen worden? Was war das? Ihr habt einen Frachtgleiter samt Ladung vernichtet!“

Der Kommandant erwiderte lakonisch:

„Wir sind gestartet. Unser Erster konnte nicht warten.“

Die lakkanische Beamtin hielt sich nun die Hände vors Gesicht und wusste nicht, was sie noch sagen sollte. Insbesondere, da es sich um Männer handelte, von denen sie nicht viel hielt.

Der Kommandant übergab indessen die Führung am 2. Offizier Hauptmann Kossygin und bat Alex Metz am Navigationstisch Platz zu nehmen.

„Major“, begann er, „auf meinem Schiff dulde ich keine Oberflächlichkeiten. Ich habe Ihr Personaldossier genau studiert. Sie scheinen ein Minimalist zu sein. Wenn es darauf ankommt, sind sie voll da und extrem professionell, aber seit dem Tod ihrer Frau vor 8 Jahren scheint ihnen alles egal zu sein. Das ist eine Charaktereigenschaft, die mir nicht gefällt. Gehen Sie bitte in Ihrer Kabine und bleiben Sie dort für die nächsten zehn Tage. Ich werde mich ein weiteres Vorgehen noch überlegen. So, sie können abtreten.“

Alex stand auf und verliess ohne ein weiteres Wort die Zentrale. Eine Rechtfertigung für den Vorfall konnte er nicht finden. Er war nervlich fertig und hätte vor Wut jemand umbringen können. Trotz seiner ausgesprochenen Oberflächlichkeiten war er immer ein überdurchschnittlich guter Offizier gewesen.

Oberleutnant Milli Kalkuma schaute ihm schadenfreudig und grinsend nach. Als Lakkanierin fühlte sie sich nun bestätigt, dass auch terranische Männer zu nichts taugten.

Erst viele Jahre später fand man den Fehler in der neuen Computersoftware. Aber das war eine andere Geschichte.

Einige Minuten später ertönte wieder die schwere Bassstimme des schwarzen Afrikaners durch die Zentralen des Forschungsschiffes:

„Die Eignerin der VESPUCCI, Frau Dr. Professor Marianne Stricker, möchte eine Durchsage machen. Ich bitte allen genau zuzuhören.“

„Meine Damen und Herren“, ertönte später im Interkom die Stimme von Dr. Stricker.

Marianne Stricker war eine gut aussehende und intelligente Blondine aus Hamburg. Sie stammte aus einer schwerreichen Familie aus Europa.

Sie war 332 Jahren alt. Auch sie sah wie eine 23-Jährige aus, da der Alterungsprozess gestoppt worden war. Aber ihre Augen strahlten ausserordentliches Charisma und die Weisheit von über 3 Jahrhunderte Erfahrungen. Ihre autoritäre, aber doch humane Ausstrahlung liess jeden verstummen. An den Sitzungen spürte man sofort, wer die Führung und das Sagen hatte.

Dr., Marianne Stricker begann mit ihrem Vortrag:

„Mein Name ist Marianne Stricker. Wie ihr gerade bemerkt habt, besteht die technische Besatzung der VESPUCCI aus charakterlich eigenständigen Personen. Ich habe sie mit Absicht so zusammenstellen lassen, da wir Wissenschaftler keine militärische Ordnung leiden können. Aber was vorher vorgefallen ist, sollte nicht wieder vorkommen.“

Danach fuhr Dr. Marianne Stricker weiter:

„Die VESPUCCI hat übrigens die doppelte Waffenkapazität, als in den Informationsprospekten erwähnt wurde. Das braucht aber nicht unbedingt jeder sofort zu erfahren. Die VESPUCCI hat eine maximale Reichweite von circa 250'000 Lichtjahren und bietet der Besatzung im freien Weltraum eine normale Überlebenszeit von über 10 Jahren.

Unser Forschungsgebiet liegt am anderen Ende der Milchstrasse, wo noch niemand so richtig geforscht hat.

Jetzt bitte ich meine Kollegen der Wissenschaft und deren Assistenten in einer Stunde im grossen Konferenzraum zu erscheinen“, sie legte das Mikrofon beiseite und zog sich in ihrer Kabine zurück.

Danach bat sie den Kommandanten zu sich.

„Wie konnte das vorher geschehen?“, fragte ganz bestimmt Frau Dr. Stricker den Kommandanten.

„Major Metz hat nicht aufgepasst“, erwiderte der grosse, breitschultrige Kommandant.

„Sie meinen, wenn jemand nicht aufpasst, dann kann das sicher stehende Raumschiff im Modus für ‚Volle Flucht‘ gehen?“, fragte theatralisch Frau Dr. Stricker mit weit geöffneten Augen und fuhr fort:

„Das kann ich nicht gelten lassen, da stimmt etwas nicht. Der Major bleibt an Bord und bleibt erster Offizier. Zu gut kenne ich sein Personaldossier. Die Strafe von 10 Tagen ist in Ordnung.“

„Wer ist hier der Kommandant!?“, fragte Timuta in lautem Ton und mit ernster Miene.

„Sie, Oberst Timuta. Aber mir gehört das Schiff. Ich werde mich nicht in den laufenden Befehlen einmischen, aber wohl in Personalangelegenheiten“, schloss Dr. Stricker ab.

Der Kommandant verliess fuchsteufelswild, die Kabine von Dr. Marianne Stricker. Was der Kommandant nicht wissen konnte, war die Tatsache, dass die Ehefrau von Major Alex Metz bei einer Befreiungsaktion eines Sohnes von Dr. Stricker gefallen war. Das wusste nur sie und der Major selbst.

Stunden später kam die VESPUCCI aus dem übergeordneten Universum ins 3-dimensionalem Universum zurück. Das grosse, würfelförmige Schiff musste nun eine Stunde lang die Überlichttriebwerke und Generatoren abkühlen und neu regeln lassen, um dann nochmals eine Stunde in der 5. Dimension zu verbringen.

So legte das Raumschiff jede zweite Stunde einen Weg von circa 110 Lichtjahren zurück und näherte sich langsam ihrem Ziel zu.

4

2548.08.18

Es waren bereits zehn Tage nach dem Vorfall vergangen. Alex verliess seine grosse Kabinenwohnung. Er hatte die letzten Tage mit nerven tötender Langeweile, Computerspielen und Körpertraining verbracht. In der Zwischenzeit hatten sich bereits die ersten Seilschaften gebildet.

Der Kommandant, Oberst Timuta, verstand sich ausgezeichnet mit seinem zweiten Offizier, Hauptmann Ivan Kossygin.

Dr. Marianne Stricker hingegen kam ausgezeichnet mit Oberleutnant Milli Kalkuma aus. Beide Frauen waren zwar grundverschieden, aber äusserst intelligent und sehr charismatisch.

Major Alex Metz hatte noch niemand, mit dem er eine gute Freundschaft bilden konnte, da er die letzten 10 Tage Kabinenarrest gehabt hatte, und der Kommandant und die Eignerin fragten sich im Stillen, ob sie die richtige Wahl getroffen hatten.

Aber das Personaldossier von Major Metz war sehr glaubwürdig. Laut Akten konnten ihm der zweite und der dritte Offizier nicht das Wasser reichen.

Zudem wusste Alex, dass Dr. Marianne Stricker ihn hinter den Kulissen schützte.

Aber wie lange noch?

Schuld am Ganzen war natürlich Oberleutnant Milli Kalkuma, dachte Alex, „Wenn es sie nicht gegeben hätte, wäre ja noch alles in Ordnung“. Er hasste und verachtete diese Frau.

Die VESPUCCI befand sich jetzt im Einstein-Universum und circa 15'000 Lichtjahre von TERRA entfernt, als Alex die Führung übernehmen musste.

Er betrat unsicher die Zentrale und wusste, dass man ihn nicht mehr respektieren würde. Er fühlte sich wie ein Fremder unter den Besatzungsmitgliedern des Schiffes.

Der Major ging zum Kommandopult, grüsste den Kommandanten und setzte sich vorsichtig an seinem Platz.

„Die zweite Schicht übernimmt“, teilte der Oberst ganz kurz der Mannschaft mit, stand auf und verliess ohne ein weiteres Wort die Zentrale. Er schenkte dem 1. Offizier nicht einen einzigen Blick.

Alex betrachtete die grosse Zentrale. Alle Kontrollpulte waren nur einfach besetzt. Auf der Kommandobrücke war er alleine und die restlichen drei Plätze unbesetzt. Er drehte sich seinen Instrumenten zu und kontrollierte die Daten. Drei Viertelstunden später war es so weit.

„Schiff klar für Überlicht“, meldete der zuständige Triebwerkstechniker.

„Eintritt ins Hyperraum in 60 Sekunden“, befahl Alex.

Nach einer Minute heulten tief im Schiffsinneren die Generatoren auf, und die Sterne verschwanden aus den Bildschirmen. Die VESPUCCI raste jetzt einem vorberechneten Ort zu. Es war ein bekannter roter Riesenstern. Den Behörden war dies als letzte bekannte Ausgangsposition gemeldet worden.

Eine Stunde später fiel die VESPUCCI in die 3. Dimension zurück, auch einsteinsche Universum genannt.

In der Hauptzentrale platzte die rote Riesensonne auf einen Teil der Bildschirme. Die Generatoren verstummten. Das Raumschiff glitt nun leise durch das All, mit einer wohltuenden Stille. Man hörte nur noch die Stimmen der Besatzungsmitglieder, sonst herrschte absolute Maschinenstille.

Alex machte sich mit der ordentlichen Checkliste an die Arbeit. Maschine um Maschine wurden durchgecheckt.

Doch plötzlich heulten die Alarmsirenen auf, und aus den Lautsprechern brüllte ein Ortungstechniker:

„Ortung, Ortung! Alarm rot, Alarm rot!“

Der Erste verband sich sofort mit der Ortungszentrale.

„Was ist?“, war seine kurze Frage.

„5 unbekannte 500-Meter Kreuzer sind hinter der roten Riesensonne aufgetaucht. Wir bekommen keine Verbindung mit ihnen, aber einige Hirnfrequenzen darin sind gesuchte Raumpiraten“, war die Antwort eines Ortungsoffiziers.

Alex schaltete das Intercom ein und befahl:

„Dritte und vierte Schicht in den Beibooten 1 bis 8 nach Kampfplan B3. Alle Wissenschaftler und Gäste sofort in den 20 m Beibooten nach Fluchtplan B3.“

Minuten später kam die Meldung Schiff klar zum Gefecht durch.

Alex nahm mit dem Augenwinkel den Kommandanten wahr, der die erste Schicht leitete und inzwischen in kurzen Pyjamahosen und mit einem Leibchen bekleidet schnell Platz genommen hatte.

Dieser konnte nach den Raumfahrergesetzen die Führung nicht übernehmen, da der Erste bei Eintritt des roten Alarms die Leitung hatte und sie so lange behalten konnte, wie er es für richtig hielt.

Eine Übergabe des Kommandos mit dem nötigen Briefing wäre Zeitverschwendung in der Kampfhandlung gewesen. Zudem hatte Alex auch eine Kommandanten-Lizenz sowie die nötige Erfahrung.

Alex wusste, dass dies eine einmalige Gelegenheit war, das verlorener Respekt der Mannschaft wieder zurückzugewinnen. Er verspürte überhaupt keine Lust, dem Kommandant die Führung abzugeben. Würde ihm aber einen schweren Fehler unterlaufen, so war seine Karriere ein und für alle Mal zu Ende. Vielleicht auch sein Leben, aber das war ihm in diesem Moment komplett egal.

Der sehr kampferfahrene Zentralafrikaner an seiner Seite spürte sofort, wer kampffähig war und wer nicht. Die unmissverständliche Haltung des Majors bestätigte ihn in seiner Wahl als 1. Offizier. Die exakten, sachlichen Befehle vom „Ersten“ beruhigten die Stimmung in der Zentrale.

Es schien, als ob plötzlich der schlampig wirkende Terraner aus Europa verschwunden war.

Das Gespür des Kommandanten sagte ihm, dass er ohne Weiteres den Dingen seinen Lauf lassen konnte. Er legte seine Beine übereinander, zog die Gurte ein wenig nach und wartete geduldig.

Nun folgte das, was Major Metz zum jüngsten Kommandanten eines 100-m-Kreuzers gemacht hatte. Es war der hoch konzentrierte Kampfausbruch aus dem Terraner. Sein Gehirn schien auf «Kampf» umgeschaltet worden sein.

Er schonte jetzt niemand mehr, am wenigsten sich selbst. Seine auf totale Autorität geführte Kampfführung lies keine Zweifel offen.

Seine Untergebenen wussten genau, was sie zu tun hatten, und der letzte Rest an Unsicherheit verschwand blitzartig aus dem Raum.

„Verbindung mit den Kreuzern!“, meldete plötzlich der Funker.

„Durchgeben!“, befahl der Erste.

Auf einem Bildschirm erschien das grimmige Gesicht eines der meistgesuchten Raumpiraten der MILCHSTRASSE. Dieser kam sofort zur Sache:

„Wir wollen nur das neue Schiff und ihre 100 m Beiboote. Mit den 20er könnt ihr abhauen. Im Falle eines Widerstandes vernichten wir euch, um das nächste Mal ernst genommen zu werden.“

„Blabla“, war die Antwort des Majors und stellte die Verbindung ab. Er wusste, dass die Piraten nur Zeit gewinnen wollten, um sich der VESPUCCI zu nähern.

Diese hatte noch zu heisse Überlicht Triebwerke, um für längere Zeit im Hyperraum zu fliehen. So blieb nur noch die offene Auseinandersetzung.

Alex verband sich mit den 32 kleinen Beibooten, in denen die Wissenschaftler eilig Platz genommen hatten und befahl:

„Alle 20er raus und fluchtartig ausschwärmen!“

Dann verband er sich mit den 8 Beibooten der 100 m Klasse und befahl:

„Hauptmann Kossygin, sie übernehmen mit 1 bis 4 den Piratenkreuzer, der uns von Backbord angreift!

Oberleutnant Kalkuma, sie übernehmen mit 5 bis 8 denjenigen von Steuerbord!“ Er stellte die Verbindung ab und befahl:

„Alle 100er raus!“

„Wir übernehmen den Rest!“, teilte er der Mannschaft mit, schaltete auf halb-manuelle Steuerung und riss die VESPUCCI um 90 Grad um.

Danach beschleunigte er das Forschungsschiff, was die atomaren Unterlichttriebwerke hergaben.

Die Piraten reagierten blitzschnell. Die drei Kreuzer, die nicht von den Beibooten gestellt wurden, versuchten sich der VESPUCCI gleichzeitig auf Schussweite zu bringen. Das hochmoderne Forschungsschiff hatte aber die bessere Maximalbeschleunigung. Ein Piratenschiff versuchte sein Glück mit Überlicht. Es war aber noch niemanden gelungen, ein sehr exaktes Überlichtmanöver durchzuführen. Der Piratenkreuzer kam ein paar Lichtsekunden zu weit von der Kampfstätte entfernt wieder ins 3-dimensionalen Universum zurück.

Die VESPUCCI hatte jetzt nur noch zwei direkte Gegner. Diese näherten sich rasant. Zudem wussten sie nicht, dass die VESPUCCI die doppelte Waffenkapazität hatte, als auf dem Informationsprospekt.

Wenige Minuten später war es so weit. Eines der Piratenschiffe war auf Schussweite. Major Metz liess sofort das Feuer eröffnen. Dabei liess er die VESPUCCI so schnell um die eigene Achse drehen, dass die Breitseiten des Raumschiffes wie ein rasantes Maschinengewehrfeuer wirkten.

Der Gegner erwiderte augenblicklich. Die VESPUCCI war jedoch in waffentechnischer Hinsicht dem alten Mittelstreckenkreuzer hoch überlegen und hatte ein leichtes Spiel. Es vergingen keine 5 Sekunden, dann hatten sie es geschafft. Das vorderste Piratenschiff wurde voll im Generatorraum getroffen. Es explodierte in einem glühenden Funkenregen.

Der dicht darauffolgende Kreuzer konnte den kleinen Trümmern ihres Kampfgenossen nicht mehr ausweichen und ihre energetischen Schutzschirme waren wohl nicht mehr die neuesten. Zudem versetzte ihr jetzt die VESPUCCI eine Breitseite nach der anderen zu. Das feindliche Raumschiff verglühte, ohne einen einzigen Schuss abgegeben zu haben.

Der 1. Offizier der VESPUCCI wandte sich seinen Kontrollen zu und bemerkte, dass die Beiboote 1 - 4 ihren Gegner ohne Schaden vernichtet hatten, während Nr. 6 - 8 immer noch im Kampf verwickelt waren. Die Nr. 5 war nicht zu sehen.

Er riss das Steuer um und die VESPUCCI näherte sich mit voller Beschleunigung dieser Auseinandersetzung zu.

Der Piraten-Kommandant erkannte sofort die Gefahr und flüchtete mit seinem Kreuzer ins Hyperraum. Dasselbe tat das letzte Schiff, das den schweren, taktischen Fehler begangen hatte.

Major Metz verlor keine weitere Zeit:

„Wo steckt Nr. 5?“, fragte er der Ortungszentrale.

„Ein Schuss scheint dessen Hauptcomputer ausser Gefecht gesetzt zu haben und die Nebencomputer sind auch zerstört. Das Beiboot ist manövrierunfähig und wird vom roten Riesen angezogen. Keine Verbindung!“

Alex entdeckte das schlingernde Wrack auf einem Bildschirm als grüner Ortungspunkt mitten in der Scheibe der Riesensonne.

„Ortungsdaten an Steuerung übergeben! Wir holen die Nr. 5 aus dem Ofen!“ beschloss kurzerhand der Major.

„Sir! Das schaffen wir nie und kommen selbst in Gefahr!“ schrie ein Ortungstechniker.

Währenddessen schaute der Kommandant interessiert zu. Er hatte sich in seinem Sessel bequem gemacht und eine innere Stimme sagte ihm, er könne in dieser Situation weiterhin dem Ersten voll vertrauen.

Oberst Timuta kannte das Personaldossier des Majors auswendig und wusste, dass dieser die beste Kampferfahrung aller Offiziere der VESPUCCI hatte. Ihn selbst inklusive. Hinter dem Kommandopult eines Kriegsschiffes war Alex Metz unschlagbar.

Das alles interessierte Alex nicht das Geringste.

Es waren ja nur noch 420 erfahrene Raumfahrer noch an Bord, die sich freiwillig für einen ziellosen Zwei-Jahresflug angemeldet hatten. Also wussten diese über das Risiko, den sie eingegangen waren, bestens Bescheid. Sonst hätten sie zu Hause bleiben können.

Die jetzt relativ leichte VESPUCCI näherte sich mit voller Kraft der Riesensonne zu und versuchte das Beiboot mit Milli Kalkuma und dessen angeschlagene Besatzung an Bord zu holen.

Major Alex Metz wusste, dass dies nicht leicht sein würde, aber eine innere Stimme sagte ihm, er müsste es unbedingt tun.

"Aus den Tiefen des Raumes schaute irgend Etwas interessiert zu."

Oberleutnant Milli Kalkuma war während der Schlacht auf Beiboot Nr. 5 und leitete den Angriff auf ein einzelnes Piratenschiff. Niemand hatte damit gerechnet, dass gerade dieser Gegner der modernste im Pulk war. So kam es auch, dass die 4 Beiboote trotz numerischer Überlegenheit nicht imstande waren, das feindliche Schiff zu schlagen.

Sie hatte es zwar von 4 Seiten unter Kreuzfeuer genommen, doch die hochmoderne feindliche Elektronik hatte es immer wieder fertiggebracht, allen Salven der Beiboote auszuweichen. Der feindliche Kommandant war auch genug erfahren gewesen, um zu wissen, dass er niemals alle Beiboote gleichzeitig vernichten konnte, so hatte er sich entschlossen nur ein Boot unter Dauerfeuer zu nehmen und damit kam er schnell zum Erfolg.

Eine Salve des Piratenkreuzers durchschlug den Hangar des grossen Beibootes. Der Strahl des Desintegrators durchquerte den Hangar und durchbohrte auch die starke Verkleidung eines Energiehauptstranges.

Die Energiesalve war so stark, dass ein Energiestoss durch alle Leitungen des Bootes raste und die meisten Elektronikinstallationen zerstörte.

Die letzten unkontrollierten Stösse der Triebwerke retteten das Beiboot vor den restlichen Salven. Als das Piratenschiff bemerkte, dass das Boot kampfunfähig war, konzentrierte es sofort das Feuer auf einen anderen.

Währenddessen trieb das schrottreife Boot aus dem Pulk heraus und raste unkontrolliert auf die rote Riesensonne zu.

In der Zentrale brannte die Notbeleuchtung und es war nur noch ein Bildschirm intakt. Die anderen waren entweder zerplatzt oder defekt.

Milli schaute sich um. Es war alles zerstört. Sie sah die halbverkohlte Leiche des Computertechnikers. Dann begann sie mit dem Appell.

Ausser dem Toten meldeten sich alle. Sie atmete für einen kurzen Augenblick erleichtert auf. Aber als sie die rote Riesensonne auf dem letzten Bildschirm genau betrachtete, wusste sie, dass alles doch keinen Sinn mehr haben würde.

Sie hatten es nicht einmal geschafft, einen kurzen Funkspruch an die VESPUCCI zu senden, auch das Notfunkgerät war zerstört. Das Mutterschiff hatte zudem noch andere Sorgen, als sich um ein einzelnes Beiboot zu kümmern.

Milli kauerte in ihrem Kommandositz und hatte den Kopf zwischen den Knien gelegt. Sie dachte über ihrem Schicksal nach und wollte es nicht glauben, schon so früh sterben zu müssen. Eines der Besatzungsmitglieder begann hysterisch zu lachen.

Währenddessen wurde das kleine Schiff immer schneller von der roten Riesensonne aufgesogen. Auf dem einzigen noch intakten Bildschirm war nur noch die rote Glut des Superriesen zu sehen. Jetzt konnte sie nur ein Wunder retten und daran glaubten nur noch Optimisten.

Doch plötzlich ging ein heftiger Ruck durch das Wrack.

Sekunden später verschwand die rote Sonne aus dem Bildschirm, und an ihrer Stelle trat das bekannte Flimmern des Hyperraumes ein. Nach 3 Sekunden waren wieder die Sterne auf dem Bildschirm zu sehen. Was die Besatzung jedoch nicht sehen konnte, war die grosse VESPUCCI, die das Beiboot auf der anderen Seite magnetisch verankert hatte und im Hyperraum geflohen war.

Wenig später befand sich das Boot in seinem Hangar und die 24 Überlebenden konnten es verlassen.

Als die Besatzung des Beibootes ausgestiegen war, befahl Major Metz den übrigen Beibooten, die sich jetzt 33 Lichttagen weit entfernt befanden, zum Mutterschiff zurückzukehren.

Er wartete aber nicht auf die vollständige Ausführung seines Befehls, sondern stand erschöpft von seinem Sitz auf und übergab dem Kommandanten wieder die Führung.

„Ihr Schiff, Kommandant“, sagte Alex zum Oberst.

„Gut gemacht, Major.“ meinte dieser kurz und wandte sich seiner Kontrollen zu.

Major Alex Metz verliess erleichtert und erhobenes Haupt die Zentrale.

Er fühlte sich wie einer, der am Lotto gewonnen und wie durch ein Wunder sein Selbstvertrauen und den Respekt der Mannschaft wieder gefunden hatte.

Auf dem Gang begegnete er einige Mitglieder der zweiten Schicht, die jetzt dienstfrei hatten. Sie grüssten wieder respektvoll, aber doch ein wenig verwundert.

Der 1. Offizier begab sich todmüde in seiner Kabinenwohnung. Dort warf er seine Schuhe in einer Ecke, liess sich auf das Sofa fallen und wollte einschlafen.

Kurze Zeit später meldete sich aber schon der Türsummer.

„Türe auf“, befahl Alex gähnend dem Kabinencomputer.

Unter der Schwelle stand die lange Silhouette vom ebenfalls erschöpften Oberleutnant Milli Kalkuma.

„Danke Kleiner“, sagte sie mit bebender Stimme, aber ohne die Haltung zu verlieren.

„Nicht der Rede wert, Grosse, das nächste Mal tun sie das Gleiche für mich“, antwortete er ihr.

„Wenn sie schlafen möchten, würde ich mich zuerst ausziehen“, sagte sie kühl und verschwand.

Er beherzigte ihren Rat und schlief 12 Stunden lang ununterbrochen aus. Niemand wagte es, ihn zu stören.

5

2548.10.22

Zwei Monate nach dem Piratenüberfall kam die VESPUCCI endlich am anderen Ende der MILCHSTRASSE an. Das Forschungsschiff schwebte ziellos zwischen den Sternen. Es kam nur noch selten vor, dass die gelehrten Damen und Herren eine Änderung der Position um einige Lichtjahre baten.

Man suchte etwas, von dem man nichts wusste, aber logischerweise vorhanden sein musste. In anderen Worten fremdes, intelligentes Leben, dass nicht menschlich war.

Die technische Besatzung verbrachte diese langweilige Zeit in den Fitnessräumen des Schiffes oder beim Spielen in den Gemeinschaftsräumen.

An Bord begann nun die Zeit der Wissenschaftler. Diese liefen Tag und Nacht in der Ortungszentrale ein und aus.

Es gab an Bord nur zwei Personen, die sich nicht an die Ordnung hielten. Es waren Oberleutnant Milli Kalkuma und Major Alessandro Metz.

Sie verprügelten sich oftmals in der Zeit zwischen den Schichten. Meistens fing dies mit den Worten «Lakka-Girl» oder «Terranischer Zwerg» an. Am schlimmsten war es an dem Tag, als die beiden Streithähne das Mobiliar der Offiziersmensa zertrümmerten. Vielfach mussten die internen Ordnungshüter eingreifen. Aber auch diese waren dankbar für die dargebotene Abwechslung.

Oberst Timuta und die Eignerin Dr. Marianne Stricker hätten die beiden am liebsten nach Hause geschickt. Aber TERRA und LAKKA waren zu weit entfernt, und solange sie nichts Ungewöhnliches während dem Dienst taten, versuchte man ihre privaten Probleme zu ignorieren.

Zudem war Milli Kalkuma der Eignerin sympathisch und Alex Metz hatte das Vertrauen der Besatzung gewonnen.

Milli und Alex waren auch zwei grundverschiedene Typen. Während die Lakkanierin den Nahkampf liebte, war der Terraner hinter einem Kommandopult ein Offizier erster Klasse. Beide suchten auf verschiedene Art und Weise die Herausforderung.

Der weibliche Oberleutnant hatte bei der Befreiung einer Raumstation durch die Flotte im Nahkampf bereits 7 Raumpiraten im Nahkampf getötet und unzählige verletzt.

Der terranische Major war da ein anderer Typ. Hinter den Kontrollpulten eines Kriegsschiffes blieb er immer hoch konzentriert und hatte absolut keine Angst, weder vor der Technik noch vor mörderischen Raumschlachten.

Zur allgemeinen Bewunderung der Besatzung konnten aber die zwei Streithähne ganz klar zwischen Privatleben und Dienst unterscheiden.

Während dem Dienst gab der 1. Offizier der VESPUCCI klare, korrekte Befehle in sachlichem Ton durch und der lakkanische Oberleutnant führte diese, ohne mit der Wimper zu zucken aus.

Eines Tages sass Milli Kalkuma zusammen mit Dr. Stricker und den Kommandanten in der Offiziersmensa am selben Tisch und alle drei tranken Kaffee. Die Mensa war halb voll.

Aus den Lautsprechern rieselte leichte, leise Musik durch den Raum.

Alex Metz kam später auch in der Mensa und spazierte direkt zum Flügelpiano. Setzte sich hin und begann einwandfrei klassische Musik zu spielen. Der Computer schaltete sofort die Lautsprecher aus.

Milli war erstaunt und fragte den Kommandanten:

„Darf ein Kommandooffizier Musik in der Offiziersmensa spielen? Ist das nicht absurd?“

Der Kommandant und Dr. Stricker, beide Terraner, begannen zu lachen. Dr. Stricker erklärte es Milli:

„Auf TERRA darf jedermann Musik spielen. Wann und wo er will. Er darf nur nicht die anderen stören.“

„Fühlen sie sich gestört?“, fragte der Kommandant.

„Nein, absolut nicht. Ich sehe es zum ersten Mal. Eure Kultur ist sehr interessant“, antwortete Milli.

Dr. Stricker fiel aber der besondere Blick auf den Milli dem Major zuwarf. Sie schaute besorgt den Kommandanten an. Dieser hatte es auch bemerkt. Aber tun konnten sie gar nichts. Sie konnten nur beten, dass zwischen den beiden nichts geschehen würde. Aber Marianne Stricker verstand nun auch, warum die zwei gegeneinander kämpften.

„Ich, muss mir etwas einfallen lassen“, dachte Dr. Stricker.

Als alle die klassische Musik von Major Alex Metz interessiert zuhörten, öffnete Dr. Marianne Stricker ihre Tasche, um ein Taschentuch herauszuziehen. Dabei fielen ihr einige Familienfotos auf den Tisch.

„Ist das ihre Familie?“, fragte Milli und fuhr dann fort:

„Aber, was ist das für ein Foto?“ dabei zeigte Milli auf ein kleines Foto eines weiblichen Korporals in Galauniform. Darunter stand: „In memoriam“.

„Das geht sie nichts an, Oberleutnant!“ wies schroff Marianne Stricker zurück.

Aber Milli liess sich nicht zurechtweisen:

„Ich habe durch die offene Kabinentüre das identische Foto in Grossformat an der Wand von Alex Metz gesehen, als ich ihm für meine Lebensrettung dankte“, fuhr Milli unerschrocken und sachlich weiter, mit einem fragenden Blick.

Oberst Timuta und am Nebentisch wurden alle hellhörig. Auch Alex bemerkte, dass da was lief und stand vom Klavier auf.

Mit einem fragenden Blick und mit gehobener Stimme wandte sich nun der Kommandant vorwurfsvoll an Dr. Stricker:

„Ist das der Grund, warum ich den Major damals auf LAKKA nicht hinausschmeissen durfte?“

Rund um Ihren Tisch hatten sich bereits mehrere Offiziere neugierig versammelt.

Marianne fühlte sich ertappt.

Noch schlimmer erwischte es Major Alex Metz. Er lief einfach hinaus.

„ALEX!?“, rief ihm hinterher Marianne.

„Alex? Dutzend? Was war da los?“ dachten alle.

Alex drehte sich schnell um und erwiderte:

„Mach, was Du willst!“ dann lief er hinaus.

Die Katze kam langsam aus dem Sack.

Marianne Stricker riss sich zusammen, stand auf und ging zum kleinen Musik-Podium, dass auch dazu diente Vorträge zu halten. Sie schaltete sich durch den internen Rundfunk und des TV des Schiffes durch, sodass es alle hören konnten.

Milli schaute unterdessen sehr neugierig zu.

„War das jetzt echter sozialer Mist aus TERRA?“, dachte sie, „wirklich interessant.“

Marianne Stricker erzählte nun die Wahrheit über ihre Beziehung zu Alex Metz.

„Im Jahre 2539 hielt ich einen Vortrag auf einem Kolonialplaneten der Terraner. Mein 11-jähriger Sohn war auch sehr gelangweilt dabei“, begann Dr. Marianne Stricker.

„Als um die Mittagszeit mein Sohn ausriss, bemerkte es niemand. Ich hatte die falschen Bodyguards gewählt. Zudem hatte ich zu wenige eingestellt, weil ich sparsam sein wollte und diese achteten mehr auf meine Person, als auf meinen Sohn“,

Dann fuhr Marianne fort:

„Gewisse Verbrecher entführten meinen Sohn und verkauften es an Raumpiraten. Mein Sohn wurde dann in einer Raumstation der Piraten festgehalten“, Marianne erzählte weiter:

„Die Regierung entschied, ihn mit Gewalt zu befreien und sich nicht den Piraten zu beugen, obwohl ich das Lösegeld bezahlen wollte.“

Anschliessend kam sie zum Kern der Erzählung:

„Ein 20er-Beiboot landete in der Raumstation und gab den Piraten an, die Ablösesumme in wechselbaren Chips zu haben.

In der Tat aber war es eine spezielle Einsatztruppe der Raumflotte mit nur 12 Leuten an Bord.

Gesteuert wurde das Boot durch den damaligen Oberleutnant Alex Metz. Er blieb mit einem weiteren Offizier am Kommandopult und 10 Grenadiere stürmten die Raumstation.“

Dr. Marianne Stricker fuhr weiter:

„Inzwischen waren 5'000 schwere Kampfschiffe der Raumflotte aufgetaucht und die 800 Piratenschiffe, die sich in der Nähe befanden, ergriffen sofort die Flucht. So hatte der Landetrupp eine einfache Aufgabe.

Die Soldaten erschossen fast alle Raumpiraten, die sich ihnen in den Weg stellten oder nicht ergaben und fanden so den Weg zu meinem Sohn.

Einer der Raumpiraten lag schwer verletzt am Boden und niemand bemerkte, dass er noch fähig war, die Handfeuerwaffe zu benutzen. So hob er die Waffe auf und konnte noch wütend einen Schuss auf meinen Sohn abgeben.“

Nun beendete Marianne ihren Vortrag:

„Korporal Helene Metz, die Ehefrau von Alex Metz, sprang dazwischen und feuerte auf den Piraten.

Korporal Helene Metz kassierte den Schuss des Piraten und feuerte praktisch simultan zurück. Beide waren sofort tot“, dann schloss Marianne mit den Worten:

„Ich bekam meinen geliebten Sohn zurück und Alex Metz verlor, was er am meisten liebte.

Die moralische Schuld, nicht genug auf meinen Sohn aufgepasst zu haben, werde ich das Leben lang tragen müssen.“

Die Katze war aus dem Sack.

Die Besatzung war positiv überrascht über die Beichte von Dr. Marianne Stricker. Es war das Hauptthema des Tages.

Selbst Milli war positiv überrascht. Sie hätte niemals gedacht, dass weibliche Terranerinnen soviel Mut und Effizienz aufbringen konnten.

2548.12.06

Tage später, als die Mannschaft glaubte, dass sie nichts Besseres zu tun hätte, als Wetten auf die beiden Streithähne zu setzten, entdeckte ein Wissenschaftler ein eigenartiges Sonnensystem.

Das Zentralgestirn war ein blauer Superriese mit einem Durchmesser von 21 Lichtminuten und war vom Raumschiff 92 Lichtjahre entfernt. Um diesen kreiste ein kleiner gelber Stern von der Grösse der terranischen Sonne.

Um diese Sonne wiederum kreiste ein Riesenplanet vom Durchmesser des Jupiters. Dieser hatte 12 Satelliten, wobei auf 5 von ihnen menschenfreundliche Bedingungen herrschen mussten.

Die Eignerin der VESPUCCI bat sofort den Kommandanten, sich diesem Stern zu nähern. Die Besatzung hatte schon lange auf ein richtiges Manöver gewartet.

„Klarmachen zum Start!“, erscholl die Bassstimme des schwarzen Afrikaners durch die verschiedenen Zentralen des Schiffes.

Die VESPUCCI führte zuerst ein Unterlichtmanöver durch und verschwand anschliessend im 5-dimensionalen Universum.

Knapp drei Viertelstunden später fiel das grosse Forschungsschiff wieder ins 3-dimensionalen Universum zurück. Der blaue Superriese mit seiner kleinen gelben Satellitensonne war eine Augenweide für die Besatzung.

Die VESPUCCI flog direkt den Riesenplaneten mit seinen 12 Satelliten an. Kurz davor bremste sie ab und ging in eine Umlaufbahn um den Planeten. Der Kommandant bat anschliessend die leitenden Wissenschaftler und Offiziere in einem Konferenzraum zu erscheinen. Die übrigen Besatzungsmitglieder konnten am Bildschirm die Debatte verfolgen.

„Meine Damen und Herren“, begann der Kommandant und fuhr weiter, „Wir befinden uns auf eine Umlaufbahn um einen Riesenplaneten, der sich circa 63'000 Lichtjahre von TERRA und LAKKA entfernt befindet. Unsere Analysen haben ergeben, dass 3 seiner Monde eine lebensfreundliche Atmosphäre für Menschen haben.“

In diesem Augenblick meldete sich die Ortungszentrale und gab eine Bombenmeldung durch.

„Wir haben auf dem drittgrössten Satelliten Gehirnströme von mindestens 3,5 Milliarden Menschen geortet. Ferner befinden sich auf diesem Planeten noch 92 primitive Atomspaltungsreaktoren.“

Die wissenschaftliche Konferenz war sofort fertig und die Wissenschaftler rannten wie aufgescheuchte Ratten aus dem Saal, um die Ortungs- und Beobachtungsstationen zu besetzen. Das grosse Forschungsschiff wendete kurz und steuerte den Planeten direkt an.

6

2548.12.08

Die VESPUCCI kreiste bereits seit Stunden in einer Umlaufbahn um den bewohnten Planeten.

Alex hatte momentan dienstfrei und wollte eine Weile allein sein. Er hatte wirklich genug von den Leuten, die über seine tapfer gefallene Ehefrau reden wollten. So schlenderte er zuerst ziellos in den weniger belebten Gängen des Schiffes.

Schlussendlich lief er im Hangar des 20er-Rettungsbootes Nr. 1. Dieses Beiboot hatte zwei besondere Funktionen.

Zum einen diente es hauptsächlich als Blackbox.

So wurde dieses Beiboot Nr. 1 bei einem schwerwiegenden Ereignis während des Normalbetriebes herausgeschleudert. Dies hatte aber auch den Vorteil, dass selbst bei einer schweren Beschädigung des Schiffes, vielfach die wenigen Überlebenden mit mindestens einem flugfähigen Beiboot rechnen konnten.

Alex stieg in das kleine, würfelförmige Boot mit 20 Meter Kantenlänge. Als Kommandooffizier hatte er die Berechtigung, alle technischen Installationen des Schiffes jederzeit betreten zu dürfen.

Der Major betrat die kleine Zentrale des Bootes und liess sich in einen Sessel fallen. Der Bordcomputer registrierte seine Anwesenheit und meldete es dem Hauptcomputer der VESPUCCI. Das war aber dem Terraner vollkommen egal, da ausser dem Kommandanten ihm gar niemand etwas zu sagen hatte.

Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Kontroll-Instrumente gesichert waren, hob er die Füsse auf das Instrumentenbrett. In dieser Stellung liess es sich leicht mit offenen Augen träumen. Zudem war man hier ungestört. Es brannte nur die schwache Notbeleuchtung und der Raum lag fast im Dunkeln.

Er lag schon seit einer halben Stunde in diesem Sessel, als er plötzlich hinter sich rascheln hörte.

Jemand hatte das Beiboot betreten!

Eine lange Gestalt betrat den halbdunklen Kommandoraum. Ihr langes, violettes Haar und die gut aussehende, schlanke, athletisch gebaute weibliche Silhouette waren unverkennbar.

Sie setzte sich vorsichtig im Sessel des Funk- und Ortungstechniker und drehte diesen um 90°.

Jetzt konnten sie sich aus kurzer Entfernung direkt in den Augen sehen und es schien klar zu sein, dass sie eine Aussprache wollte.

Gleichzeitig herrschte in der Kommandozentrale der VESPUCCI relative Ruhe. Die erste Schicht verrichtete ihren Dienst mit leichter Nervosität.

Inzwischen hatten die Wissenschaftler eine Erkundungssonde gestartet. Es verging einige Zeit, bis diese einige Meter über der Meeresoberfläche des grossen Mondes war und mit Überschall auf eine Stadt glitt.

An einer anderen Stelle des Mondes tat sich auch etwas.

„Start einer primitiven chemischen Rakete auf der nördlichen Halbkugel“, meldete die Ortung, „Höhe jetzt 230 km, Kurs auf die VESPUCCI.“

„Schutzschirme für Aktivierung bereithalten!“, befahl der Kommandant.

Nach einiger Zeit meldete sich wieder die Ortung:

„Unsere Sonde hat eine Stadt erreicht. Der Stand der Technik scheint mit dem, am Ende des 2. Weltkrieges, auf TERRA übereinander zustimmen. Es sind nur Menschen zu sehen.“