Das Landhaus in Hampshire - Arthur Conan Doyle - E-Book

Das Landhaus in Hampshire E-Book

Arthur Conan Doyle

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Beschreibung

Sherlock Holmes ist eine vom britischen Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle geschaffene Kunstfigur, die in seinen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert spielenden Romanen als Detektiv tätig ist. Besondere Bedeutung für die Kriminalliteratur erlangte Holmes durch seine neuartige forensische Arbeitsmethode, die ausschließlich auf detailgenauer Beobachtung und nüchterner Schlussfolgerung beruht. Er gilt bis heute weithin als Symbol des erfolgreichen, analytisch-rationalen Denkers und als Stereotyp des Privatdetektivs. Der Kanon um den Detektiv umfasst 56 Kurzgeschichten und vier Romane.

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Seitenzahl: 44

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Das Landhaus in Hampshire

Das Landhaus in HampshireImpressum

Das Landhaus in Hampshire

Wer die Kunst um ihrer selbst willen liebt,« begann eines Tages Sherlock Holmes, indem er das Anzeigeblatt des ›Telegraph‹ aus der Hand legte, »der findet häufig in den unwichtigsten und geringfügigsten Erscheinungen den höchsten Genuß. Wie ich mit Vergnügen sehe, hast du dir, mein lieber Watson, diese Wahrheit bis zu einem gewissen Grade zu eigen gemacht. Hast du doch in den kurzen Berichten über unsere Fälle, die du aufzuzeichnen und – ich muß es sagen – gelegentlich auch auszuschmücken so freundlich warst, nicht sowohl die vielen causes célèbres und sensationellen Prozesse, in denen ich eine Rolle gespielt habe, in den Vordergrund gestellt, als vielmehr jene kleinen Fälle, die – obwohl an sich vielleicht alltäglicher Art – mir doch oft gerade Gelegenheit zu den streng folgerichtigen Beweisführungen und Schlüssen gaben, die meine eigenste Spezialität bilden.«

»Und doch,« versetzte ich, »kann ich mich selbst nicht ganz von dem Vorwurf der Sensationssucht freisprechen, der gegen meine Berichte schon erhoben worden ist.«

»Du hast vielleicht den Fehler gemacht,« fuhr er fort, während er mit einem Stückchen glühender Kohle aus dem Kamin seine lange Weichselrohrpfeife anbrannte, die er an Stelle der Thonpfeife zu nehmen pflegte, wenn er sich eher in streitbarer als in beschaulicher Stimmung befand, – »du hast vielleicht den Fehler gemacht, daß du dich bemüht hast, allen unseren Leistungen Farbe und Leben zu verleihen, statt dich auf die Darstellung meiner streng logischen Schlußfolgerungen von der Ursache auf die Wirkung zu beschränken, die in Wirklichkeit das einzig Bemerkenswerte an der ganzen Sache bilden.«

»Ich denke doch, ich habe dir dabei volle Gerechtigkeit angedeihen lassen,« entgegnete ich etwas kühl, denn mir war das starke Selbstgefühl zuwider, welches, wie ich mich schon mehr als einmal überzeugt hatte, einen ziemlich ausgesprochenen Zug in meines Freundes merkwürdigem Charakter bildete.

»Nein, es ist nicht Eigenliebe oder Einbildung von mir,« bemerkte er darauf, indem er nach seiner Gewohnheit nicht sowohl meine Äußerung beantwortete, als vielmehr das, was ich dabei gedacht hatte. »Wenn ich volle Gerechtigkeit für meine Kunst verlange, so thue ich das, weil ich dieselbe als etwas Unpersönliches – als etwas über mir Stehendes betrachte. Verbrechen kommen alle Tage vor, streng folgerichtiges Denken findet sich selten. Deshalb hättest du dich mehr bei dem letzteren als bei ersterem aufhalten sollen. Statt einer Reihe belehrender Vorträge ist unter deiner Hand ein ganz gewöhnliches Geschichtenbuch entstanden.«

Es war ein kalter Morgen im Beginn des Frühjahrs, als wir nach dem Frühstück bei einem munter flackernden Feuer in dem alten Zimmer in der Bakerstraße beisammen saßen. Dicker Nebel wallte zwischen den schwärzlichen Häuserreihen, und die Fenster gegenüber nahmen sich hinter den schweren gelben Dunststreifen aus wie dunkle, formlose Flecken. Unsere Gaslampe brannte und warf ihren blendenden Schein auf das weiße Tischzeug, das blinkende Porzellan und Silberzeug unseres noch nicht abgedeckten Frühstücktisches. Holmes war den ganzen Morgen über sehr schweigsam gewesen und hatte sich ununterbrochen in den Anzeigenteil einer ganzen Reihe von Zeitungen vertieft, bis er schließlich seine Nachforschungen aufgab und in nicht besonders rosiger Laune aus seiner Versunkenheit erwachte, um mir über meine schriftstellerischen Mißgriffe eine Vorlesung zu halten.

»Sensationssucht,« fuhr er nach einer langen Pause fort, während deren er immerzu Wolken aus seiner Pfeife geblasen und in das Kaminfeuer geblickt hatte, »wird man dir übrigens kaum zur Last legen können; handelt es sich doch bei einem guten Teil der Fälle, die du deines Interesses gewürdigt hast, gar nicht um Verbrechen im strengen Sinne des Wortes. Eher bist du vielleicht über dem Bestreben, dem Sensationellen aus dem Wege zu gehen, ins Alltägliche verfallen.«

»Dies läßt sich wohl manchmal von dem Ausgang sagen, die Methode aber, nach der die Behandlung der Fälle erfolgte, war stets eigenartig und interessant, dabei bleibe ich.«

»Ach was, mein lieber Junge, was kümmert sich das Publikum, das große oberflächliche Publikum, um die feineren Schattierungen streng logischer Ableitung und Schlußfolgerung! Aber wahrhaftig, wenn deine Erzählungen trivial ausfallen, so kann man dir keinen Vorwurf daraus machen, denn die Tage der großen Fälle sind vorüber. Die Menschheit, oder zum wenigsten die Verbrecherwelt, hat alle Kühnheit und Originalität verloren. Meine eigene bescheidene Praxis befindet sich allem Anschein nach auf dem besten Wege, zu einem Fundbureau für verlorene Gegenstände und zu einer Auskunftsstelle für Schullehrerinnen herabzusinken. Schlimmer kann es übrigens jetzt wohl kaum mehr kommen. Mit dieser Zuschrift, die ich heute früh erhielt, dürfte ich doch vermutlich beim Nullpunkt angelangt sein. Da, lies!« Damit warf er mir einen ganz zerknitterten Brief hin.

Derselbe war abends vorher von Montague Place datiert und lautete:

›Werter Herr Holmes!

Ich bin im Zweifel, ob ich eine mir angebotene Gouvernantenstelle annehmen soll oder nicht und möchte sehr gerne Ihren Rat in der Sache in Anspruch nehmen. Wenn ich Sie nicht störe, werde ich morgen vormittag um halb elf Uhr bei Ihnen vorsprechen.

Ihre ergebene Violet Hunter.‹

»Kennst du die Schreiberin?« fragte ich.

»Nein.«

»Es ist gerade halb elf.«

»Jawohl, und ich glaube, ich höre sie eben klingeln.«

»Die Sache kann interessanter ausfallen als du denkst, du erinnerst dich doch der Geschichte mit dem blauen Karfunkel, die sich zuerst ganz wie eine Posse ausnahm und sich dann zu einem wichtigen Kriminalfall entwickelte. So kann es diesmal auch gehen.«

»Nun, wir wollen hoffen! Wir werden ja nicht lange im Zweifel darüber sein; denn ich müßte mich sehr täuschen, oder die Schreiberin des Briefchens ist bereits zur Stelle.«

Er hatte noch nicht ausgeredet, als die Thür aufging und eine junge Dame eintrat. Sie war einfach aber hübsch gekleidet, hatte ein frisches, aufgewecktes Gesicht voll Sommersprossen und verriet durch ihr entschiedenes Auftreten, daß sie sich bis dahin allein hatte durch die Welt schlagen müssen.