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Siegfried Unseld hat aus dem umfangreichen lyrischen Werk Goethes hundert Gedichte ausgewählt. Hundert Gedichte eines Dichters, der »lieben können« als höchstes Glück empfand und ein Leben lang dafür den poetischen Ausdruck suchte. Es sind Gedichte, die dem ewigen Vorrat der Poesie angehören und bis heute lebendig geblieben sind. Nirgendwo in diesen Zeilen ist Resignation, überall Einverständnis mit der Vergänglichkeit, überall auch die Kraft der Bewahrung und Versöhnung: »Wie es auch sei das Leben, es ist gut.«
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Seitenzahl: 91
Veröffentlichungsjahr: 2014
Siegfried Unseld hat aus dem umfangreichen lyrischen Werk Goethes hundert Gedichte ausgewählt. Hundert Gedichte eines Dichters, der »lieben können« als höchstes Glück empfand und ein Leben lang dafür den poetischen Ausdruck suchte. Es sind Gedichte, die dem ewigen Vorrat der Poesie angehören und bis heute lebendig geblieben sind.
Nirgendwo in diesen Zeilen ist Resignation, überall Einverständnis mit der Vergänglichkeit, überall auch die Kraft der Bewahrung und Versöhnung: »Wie es auch sei das Leben, es ist gut.«
Johann Wolfgang Goethe, am 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren, verfaßte eine Vielzahl an Dramen, Erzählungen, Romanen, Gedichten, Aufsätzen und Abhandlungen und ist einer der bedeutendsten Autoren der Weltliteratur. Goethe starb am 22. März 1832 in Weimar.
Siegfried Unseld wurde 1924 in Ulm geboren. 1952 trat er in den Suhrkamp Verlag ein und übernahm nach dem Tod Peter Suhrkamps die Verlagsleitung. Er führte die Suhrkamp Verlagsgruppe bis zu seinem Tod im Jahr 2002.
Johann Wolfgang GoetheDas Leben, es ist gut
Hundert Gedichteausgewählt von Siegfried Unseld
eBook Insel Verlag Berlin 2014
Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe des insel taschenbuchs 4325.
© Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1997
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Umschlagfoto: Paolo Negri/Getty Images
Umschlaggestaltung: Rothfos & Gabler, Hamburg
Satz: Satz-Offizin Hümmer GmbH,Waldbüttelbrunn
eISBN 978-3-458-73962-3
www.insel-verlag.de
Zueignung · 1784
An den Mond (Schwester von dem ersten Licht) · 1769
Mit einem gemalten Band · 1770
Ob ich Dich liebe weiß ich nicht · 1770/71
Maifest · 1770/71
Ein grauer trüber Morgen · 1771
Willkommen und Abschied · 1771
Mahomets Gesang · 1772/73
Heidenröslein · 1773
An Schwager Kronos · 1774
Prometheus · 1774
Der König in Thule · 1774
Ganymed · 1774
An Belinden · 1774/75
Neue Liebe neues Leben · 1775
Auf dem See · 1775
Wandrers Nachtlied · 1776
Warum gabst du uns die Tiefen Blicke · 1776
Rastlose Liebe · 1776
Beherzigung · 1776/77
An den Mond (Füllest wieder 's liebe Tal) · 1777
Harzreise im Winter · 1777
Feiger Gedanken · 1777
Gesang der Geister über den Wassern · 1779
Der Fischer · 1779
Über allen Gipfeln · 1780
Grenzen der Menschheit · 1781
Erlkönig · 1782
Das Göttliche · 1783 (oder früher)
Heiß mich nicht reden · 1782
Wer nie sein Brod · 1782/83
Kennst du das Land · 1782/83
Nur wer die Sehnsucht kennt · 1784
Freudvoll und leidvoll · 1787
Saget Steine mir an · 1788
Fromm sind wir Liebende · 1788
Froh empfind' ich mich nun · 1788
Nähe des Geliebten · 1795
Meeres Stille · 1795
Glückliche Fahrt · 1795
Singet nicht in Trauertönen · 1795
Der Schatzgräber · 1797
Der Gott und die Bajadere · 1797
Der Zauberlehrling · 1797
Die Metamorphose der Pflanzen · 1798
Natur und Kunst · 1800
Das Sonett · 1800
Nachtgesang · 1802
Dauer im Wechsel · 1803
Wär' nicht das Auge sonnenhaft · 1805
Mächtiges Überraschen · 1807
Die Liebende abermals · 1807
Das Tagebuch · 1810
Gegenwart · 1812
Gefunden · 1813
Im Gegenwärtigen Vergangnes · 1814
Selige Sehnsucht · 1814
Lied und Gebilde · 1814
Wink · 1814
Was verkürzt mir die Zeit · 1814
Hegire · 1814
Es ist gut · 1815
Talismane · 1815
Unbegrenzt · 1815
Suleika spricht (Der Spiegel sagt mir) · 1815/18
Hatem (Nicht Gelegenheit macht Diebe) · 1815
Suleika (Hochbeglückt in deiner Liebe) · 1815
Gingo biloba · 1815
Wiederfinden · 1815
Suleika (Ach! um deine feuchten Schwingen) · 1815
Hatem (Locken! haltet mich gefangen) · 1815
Lesebuch · 1816
Frühling über's Jahr · 1816
Entoptische Farben · 1817
Urworte. Orphisch · 1817
Um Mitternacht · 1818
Zwischen beiden Welten · 1820 (oder früher)
Allerdings. Dem Physiker · 1820
Epirrhema · 1820
Wandersegen · 1821
Eins und Alles · 1821
Aussöhnung · 1823
Elegie (Was soll ich nun) · 1823
An Werther · 1824
Am acht und zwanzigsten August 1826 · 1826
Aus den Gruben (aus ›Novelle‹) · 1826
Im ernsten Beinhaus war's · 1826
Der Guckuck wie die Nachtigall · 1827
Dämmrung senkte sich von oben · 1827
Nun weiß man erst · 1827
Als Allerschönste bist du anerkannt · 1827
Der Bräutigam · 1828 (oder früher)
Dem aufgehenden Vollmonde · 1828
Dornburg September 1828 · 1828
Willst Du Dir ein gut Leben zimmern · 1828
Parabel · 1830
Leben liebt · 1830/31
Zum Sehen geboren · 1831
Alles Vergängliche · 1831
Vermächtnis · 1829
Nachbemerkung
Nachweise
Alphabetisches Verzeichnis der Gedichtanfänge und -überschriften
Der Morgen kam; es scheuchten seine Tritte
Den leisen Schlaf, der mich gelind umfing,
Daß ich erwacht, aus meiner stillen Hütte
Den Berg hinauf mit frischer Seele ging;
Ich freute mich bei einem jeden Schritte
Der neuen Blume die voll Tropfen hing;
Der junge Tag erhob sich mit Entzücken,
Und alles war erquickt mich zu erquicken.
Und wie ich stieg, zog von dem Fluß der Wiesen
Ein Nebel sich in Streifen sacht hervor.
Er wich und wechselte mich zu umfließen
Und wuchs geflügelt mir um's Haupt empor:
Des schönen Blicks sollt' ich nicht mehr genießen,
Die Gegend deckte mir ein trüber Flor;
Bald sah' ich mich von Wolken wie umgossen,
Und mit mir selbst in Dämmrung eingeschlossen.
Auf einmal schien die Sonne durchzudringen,
Im Nebel ließ sich eine Klarheit sehn.
Hier sank er leise sich hinabzuschwingen;
Hier teilt' er steigend sich um Wald und Höhn.
Wie hofft' ich ihr den ersten Gruß zu bringen!
Sie hofft' ich nach der Trübe doppelt schön.
Der luft'ge Kampf war lange nicht vollendet,
Ein Glanz umgab mich und ich stand geblendet.
Bald machte mich die Augen aufzuschlagen
Ein inn'rer Trieb des Herzens wieder kühn,
Ich konnt' es nur mit schnellen Blicken wagen;
Denn alles schien zu brennen und zu glühn.
Da schwebte mit den Wolken hergetragen
Ein göttlich Weib vor meinen Augen hin,
Kein schöner Bild sah' ich in meinem Leben,
Sie sah' mich an und blieb verweilend schweben.
Kennst du mich nicht? sprach sie mit einem Munde,
Dem aller Lieb' und Treue Ton entfloß:
Erkennst du mich? die ich in manche Wunde
Des Lebens dir den reinsten Balsam goß?
Du kennst mich wohl, an die zu ew'gem Bunde
Dein strebend Herz sich fest und fester schloß.
Sah' ich dich nicht mit heißen Herzenstränen
Als Knabe schon nach mir dich eifrig sehnen?
Ja, rief ich aus, indem ich selig nieder
Zur Erde sank, lang' hab' ich dich gefühlt;
Du gabst mir Ruh', wenn durch die jungen Glieder
Die Leidenschaft sich rastlos durchgewühlt;
Du hast mir wie mit himmlischem Gefieder
Am heißen Tag die Stirne sanft gekühlt;
Du schenktest mir der Erde beste Gaben,
Und jedes Glück will ich durch dich nur haben.
Dich nenn' ich nicht. Zwar hör' ich dich von vielen
Gar oft genannt, und jeder heißt dich sein,
Ein jedes Auge glaubt auf dich zu zielen,
Fast jedem Auge wird dein Strahl zur Pein.
Ach da ich irrte, hatt' ich viel Gespielen,
Da ich dich kenne, bin ich fast allein;
Ich muß mein Glück nur mit mir selbst genießen,
Dein holdes Licht verdecken und verschließen.
Sie lächelte, sie sprach: Du siehst, wie klug,
Wie nötig war's euch wenig zu enthüllen!
Kaum bist du sicher vor dem gröbsten Trug,
Kaum bist du Herr vom ersten Kinderwillen;
So glaubst du dich schon Übermensch genug,
Versäumst die Pflicht des Mannes zu erfüllen!
Wie viel bist du von andern unterschieden?
Erkenne dich! leb' mit der Welt in Frieden.
Verzeih mir, rief ich aus, ich meint' es gut,
Soll ich umsonst die Augen offen haben?
Ein froher Wille lebt in meinem Blut,
Ich kenne ganz den Wert von deinen Gaben!
Für andre wächst in mir das edle Gut,
Ich kann und will das Pfund nicht mehr vergraben!
Warum sucht' ich den Weg so sehnsuchtsvoll,
Wenn ich ihn nicht den Brüdern zeigen soll?
Und wie ich sprach, sah' mich das hohe Wesen
Mit einem Blick mitleid'ger Nachsicht an;
Ich konnte mich in ihrem Auge lesen,
Was ich verfehlt und was ich recht getan.
Sie lächelte, da war ich schon genesen,
Zu neuen Freuden stieg mein Geist heran:
Ich konnte nun mit innigem Vertrauen
Mich zu ihr nahn und ihre Nähe schauen.
Da reckte sie die Hand aus in die Streifen
Der leichten Wolken und des Dufts umher,
Wie sie ihn faßte ließ er sich ergreifen,
Er ließ sich ziehn, es war kein Nebel mehr.
Mein Auge konnt' im Tale wieder schweifen,
Gen Himmel blickt' ich, er war hell und hehr.
Nur sah' ich sie den reinsten Schleier halten,
Er floß um sie und schwoll in tausend Falten.
Ich kenne dich, ich kenne deine Schwächen,
Ich weiß was Gutes in dir lebt und glimmt!
So sagte sie, ich hör' sie ewig sprechen,
Empfange hier was ich dir lang' bestimmt,
Dem Glücklichen kann es an nichts gebrechen,
Der dies Geschenk mit stiller Seele nimmt;
Aus Morgenduft gewebt und Sonnenklarheit,
Der Dichtung Schleier aus der Hand der Wahrheit.
Und wenn es dir und deinen Freunden schwüle
Am Mittag wird, so wirf ihn in die Luft!
Sogleich umsäuselt Abendwindes Kühle,
Umhaucht euch Blumen-Würzgeruch und Duft.
Es schweigt das Wehen banger Erdgefühle,
Zum Wolkenbette wandelt sich die Gruft,
Besänftiget wird jede Lebenswelle,
Der Tag wird lieblich, und die Nacht wird helle.
So kommt denn, Freunde, wann auf Euern Wegen
Des Lebens Bürde schwer und schwerer drückt,
Wenn Eure Bahn ein frischerneuter Segen
Mit Blumen ziert, mit goldnen Früchten schmückt,
Wir gehn vereint dem nächsten Tag' entgegen!
So leben wir, so wandeln wir beglückt,
Schwester von dem ersten Licht,
Bild der Zärtlichkeit in Trauer!
Nebel schwimmt mit Silberschauer
Um dein reizendes Gesicht.
Deines leisen Fußes Lauf
Weckt aus Tagverschloßnen Höhlen
Traurig abgeschiedne Seelen,
Mich, und nächt'ge Vögel auf.
Forschend übersieht dein Blick
Eine großgemeßne Weite!
Hebe mich an deine Seite,
Gib der Schwärmerei dies Glück!
Und in wollustvoller Ruh,
Säh der weitverschlagne Ritter
Durch das gläserne Gegitter,
Seines Mädgens Nächten zu.
Dämmrung wo die Wollust thront,
Schwimmt um ihre runden Glieder.
Trunken sinkt mein Blick hernieder.
Was verhüllt man wohl dem Mond.
Doch, was das für Wünsche sind!
Voll Begierde zu genießen,
So da droben hängen müssen:
Kleine Blumen, kleine Blätter
Streuen mir mit leichter Hand
Gute junge Frühlings-Götter
Tändelnd auf ein luftig Band.
Zephyr, nimm's auf deine Flügel,
Schling's um meiner Liebsten Kleid;
Und so tritt sie vor den Spiegel
All in ihrer Munterkeit,
Sieht mit Rosen sich umgeben,