Das Leben soll leicht und fröhlich sein - Thomas Müller - E-Book

Das Leben soll leicht und fröhlich sein E-Book

Thomas Müller

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Beschreibung

Sich durch die persönliche Entwicklung von den Tücken und Einflüssen des Lebens befreien. Alte Glaubenssätze und Muster gesellschaftlicher Strukturen aufbrechen und ablegen. In ein entspanntes, ruhiges und leichtes Leben zurückfinden, ohne sein Leben dafür komplett aufzugeben oder auf den Kopf zu stellen. In meinem Buch nehme ich Dich mit auf meine Reise der Erfahrungen und Erkenntnisse und lasse Dich daran Teil haben. Finde Deine Parallelen und entwickle daraus Deine eigene Strategie in die Leichtigkeit und Fröhlichkeit.

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Das Leben soll leicht und fröhlich sein.

Sich durch die persönliche Entwicklung von den Tücken und Einflüssen des Lebens befreien. Alte Glaubenssätze und Muster gesellschaftlicher Strukturen aufbrechen und ablegen. In ein entspanntes, ruhiges und leichtes Leben zurückfinden, ohne sein Leben dafür komplett aufzugeben oder auf den Kopf zu stellen. In meinem Buch nehme ich Dich mit auf meine Reise der Erfahrungen und Erkenntnisse und lasse Dich daran Teil haben. Finde Deine Parallelen und entwickle daraus Deine eigene Strategie in die Leichtigkeit und Fröhlichkeit.

Inhalt

Vorwort

WAS MIR SCHON IN DIE WIEGE GELEGT WURDE

Von der kindlichen Freiheit zum angepassten Leben

„Stell dich nicht so an“: Kindliche Ängste

Kindliche Leichtigkeit: Leben ohne Bewertung

„Was soll aus Dir noch werden?“: Zwischen Motivation und Rollenzwang

Der edle Rucksack der Werte und Erfahrungen

WIE ICH ALS JUGENDLICHER MEINE STÄRKEN ENTDECKTE

„Das Leben ist kein Ponyhof“: Die Kultur des Kämpfens

Aus Schwächen Stärken machen

Die schönen Momente festhalten

Die kleinen Dinge des Lebens und das halb volle Glas

DER WEG ZUM BERUFLICHEN ERFOLG

Der Schicksalsschlag

Freiheit und Unabhängigkeit:„Ich will Chef werden!“

„Das Universum verlangt nichts von uns“: Wer dann?

Die Kunst des Seins

DER HÖHEPUNKT, DER MEIN TIEFPUNKT WURDE

Zwischen Psychotherapie und Meisterprüfung

Was Gassi-gehen mit Spiritualität zu tun hat

Ich war Chef!

Ich will zurück!

DER WENDEPUNKT

Die Botschaften des Universums

Ich musste hier raus!

Eine zweite Chance

DER WEG ZURÜCK ZUR LEICHTIGKEIT

Die spirituelle Seite

Das „Drehbuch“ für unser Leben

Selbstliebe & Resonanz

Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

Unser Seelenplan

Hier und Jetzt

DAS LEBEN, DAS ICH MIR AUSSUCHE

Die Kraft der Gedanken

Bewertung und Wahrnehmung

Die eigene Wahrnehmung verändern

Bewertungen unterlassen

Nur du bestimmst dein Leben

Vorwort

Mein Name ist Thomas. Ich bin Jahrgang 1971, wuchs in einem ländlichen Umfeld auf, in eigentlich, ganz „normalen“ Verhältnissen. Was heißt an dieser Stelle normal? Normal heißt an dieser Stelle, dass es sich bei meiner Person um ein gesellschaftstypisches Modell dieser Zeit handelte. Selbst mein Name ist typischer Standard eines Jungen aus meinem Jahrgang. D.h. auch, meine Eltern haben ein Haus gebaut, mit einem ziemlich großen Grundstück, einen Baum gepflanzt, und ja, den Rest dieser Metapher kann man sich dann denken. Wobei meine Eltern die statistischen 1,7 Kinder / Paar ebenfalls erfüllten. Ich habe also noch eine ältere Schwester.

Aber warum jetzt dieses Buch?

Es kam irgendwann der Zeitpunkt, an dem ich mich nicht mehr in meiner Haut, also meinem Leben, wohlfühlte. Das Bedürfnis etwas ändern zu wollen, stieg stetig an. Getragen von körperlichen Beschwerden, die sich wie eine Selbstverständlichkeit in meinen Alltag und meinem Körper einschlichen, wollte ich auf diese Art und Weise nicht mehr weitermachen. Gesellschaftliche Muster waren ein ganz wesentlicher Bestandteil meiner Beschwerden. Und nur, weil viele Menschen sich in diesen Mustern bewegen, heißt es nicht, dass das auch gut für Körper und Geist ist.

Meine Idee ist dabei, diese Muster ein Stück weit aufzulösen, und das Leben etwas einfacher und transparenter zu machen. Mal darzustellen, wo der Ursprung vielen Übels ist. Dieses Buch, und vor allem meine Erfahrungen sollen helfen, zur kindlichen Leichtigkeit wieder zurückzufinden. Denn für Kinder ist das Leben in der Regel noch leicht und fröhlich. Denn Kinder können noch glauben und vertrauen.

Was erwartet Dich in diesem Buch?

Betrachte das Buch als einen Ratgeber oder Wegweiser in die Leichtigkeit zurück, und vor allem, zu einem entspannten Leben. Wie man altgediente Muster durchbrechen kann und wieder mehr Freude im Leben empfindet. Auch im Umgang mit anderen Menschen. Auch mit jenen Menschen, die man im Alltag lieber von hinten sehen möchte als von vorne.

Meine eigene Erfahrung soll dabei helfen, die Sichtweise zu verändern, und die eine oder andere Anregung vermitteln. Es geht in diesem Buch nicht darum, ein Lebensdogma zu vermitteln. Ich habe MEINE Erfahrungen gemacht, und weiß nun, warum vieles so ist wie es ist. Und das zu ändern ist eine meiner schönsten Erfahrungen. Spiritualität wird hier auch nicht zu kurz kommen. Diese darf ich sehr intensiv erfahren, und verbinde diese mit meiner Erfahrung, Ausbildung zum Coach, psychologischen Ansätzen und jahrelangem Umgang mit Menschen im beruflichen und privaten Kontext.

Der Inhalt bezieht sich im Wesentlichen auf mein eigenes Leben, meine Erfahrungen, die ich darin machen darf und welche Schlüsse ich daraus ziehe, um dieses Ziel zu erreichen. Das möchte ich gerne an andere Menschen weitergeben. Denn, wie schon erwähnt, stellte ich einen großen Querschnitt unserer Gesellschaft dar, und ich weiß, dass es vielen anderen Menschen meines Jahrgangs genauso geht. Nur irgendwann betrat ich einen anderen Weg. Was nicht heißt, dass ich alles hinter mir gelassen habe, und jetzt zu Fuß die Welt umrunden möchte. Nein, ich habe auch ein Haus mit Garten, eine Familie, einen Job. Meine Veränderungen habe ich über meine persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen gemacht und immer weiter darauf aufgebaut. Jeder macht seine eigenen. Trotzdem unterstelle ich mal, dass es viele Parallelen gibt und der eine oder andere sich in diesen Zeilen wiederfindet.

Es geht im Wesentlichen darum zu inspirieren, Neugier zu wecken. Dinge einfach mal anders zu machen, als man sie über Jahre gemacht hat, und man sich eigentlich damit nicht wohl fühlt. Jeder wird es kennen, was es bedeutet sich immer mehr aufzuladen und sich persönlich immer mehr damit anzutun. Dabei stellt sich die Frage, ob man noch glücklich ist, oder nicht. Wer glücklich und zufrieden ist, kann an dieser Stelle das Buch schon zuschlagen, oder aus Neugier weiterlesen. Der Grundstein dafür wird bereits sehr früh gelegt.

Aber alles mal auf Anfang…

WAS MIR SCHON IN DIE WIEGE GELEGT WURDE

Da war ich nun. 1971 flutschte ich aus meiner Mutter raus, und mein Vater hatte seinen Stammhalter. Ja, seinen Stammhalter. Das war noch die Zeit, als es unheimlich wichtig war, den eigenen Familienstammbaum möglichst lange und nachvollziehbar weiterzuführen. Aber schauen wir mal auf diese Jahrgänge. Auf die 70er, oder noch früher. Was war das eigentlich für eine Generation? Was waren das für Menschen?

Zu meiner Herkunft sollte ich noch erwähnen, dass meine Großeltern, mütterlicher- und väterlicherseits, Flüchtlinge waren. Als Kind habe ich mich immer gerne an den Abendbrotstisch gesetzt und gefragt: „Opa, erzähl mal, wie war das früher?“ Was da für Geschichten erzählt wurden, was den Menschen widerfahren ist, kann man sich kaum vorstellen, und vor allem, absolut nicht nachvollziehen. Aus der Perspektive eines Kindes hörten sich die Geschichten eher spannend, heroisch und abenteuerlustig an. Was aber damit alles zusammenhing und welche weitreichenden Konsequenzen das hatte, ist für ein Kind emotional so weit weg, wie die Erde vom Mond entfernt ist. Selbst die Menschen, die das Glück hatten, nicht zu flüchten und ihre Heimat verlassen mussten, war es ebenfalls nicht einfach. Auch dort gab es, während des Krieges und danach, genug Probleme. Zwar andere, aber nicht weniger schlimm. Auch für diese Menschen gab es kaum etwas zu Essen. Man lebte im stetigen Mangel. Und sowas prägt. Das bleibt hängen. Aus diesem Grund gibt es bis heute Schrebergärten. Während die ländliche Bevölkerung die Möglichkeit besaß, in kleinem Maßstab Ackerbau und Viehzucht zu betreiben, blieb den Menschen aus Platzgründen in urbaner Umgebung nichts weiter übrig, als ihr Gemüse irgendwo anders anzubauen. Also wurden Flächen ausgewiesen, auf denen die Möglichkeit geschaffen wurde, für den eigenen Bedarf zu wirtschaften. Als lebensnotwendige Grundlage. Wenn man sich heute mal die Schrebergärten anschaut, verbindet man damit nur noch eine kleine grüne Oase für Menschen, die einfach mal aus der Stadt raus wollen. Es wird gegrillt, sich mit anderen Menschen getroffen, erzählt, getrunken, usw. Schrebergärten älterer Generationen behalten das aber bis heute noch so bei. Ein Teil des Gartens wird für Gemüse abgeteilt. Schaut man in Gärten der Nachfolgegeneration, findet man dort viel Rasen, einen großen Grill und Sitzecken, die eher an ein Urlaubsresort auf den Malediven erinnern.

Aber genau das wurde auch zu meinem Thema. Das große Grundstück meiner Eltern wurde nach allen Regeln der landwirtschaftlichen Kunst schön aufgeteilt. Und jeden Samstag „durfte“ ich meinem Vater im Garten helfen, während meine Schwester meiner Mutter beim Hausputz helfen musste. Mein Vater hatte wirklich die Idee, das an mich weitergeben zu wollen. Gott, ich weiß gar nicht mehr, wie viele Wannen Bohnen ich schnippeln musste, damit meine Mutter diese einkochen konnte. Und so wurde die Rollenverteilung schon geprägt. Wir hatten im Garten so ziemlich ALLES. Es gab auch immer ein Schwein, welches wir gemeinsam mit meinem Onkel großzogen, um es nach einem 1 Jahr zu schlachten. Enten, Hühner, Gänse, Tauben, Kaninchen, usw…… Es war alles da. Und innerhalb der Familie wurde eine rege Tauschwirtschaft betrieben. Der Vorteil war, dass das meiste immer vorhanden war. Man half sich gegenseitig. Auch der familiäre Zusammenhalt war ein ganz anderer.

Als mein Vater mit seinen Eltern und Geschwistern flüchten musste, war mein Vater noch ein Kind. Vielleicht 2 oder 3 Jahre alt. Die ganze Familie kam damals mit dem Zug in Dresden an. Von dort aus wurden Familien anderen Familien zugewiesen. Das hieß jetzt, dass diese Familie ab diesem Zeitpunkt in einem kleinen Dorf leben MUSSTE. Und kleine Dörfer bestanden damals hauptsächlich aus Landwirten, die zu damaliger Zeit eine unheimlich große gesellschaftliche Rolle spielten, und sich natürlich auch so aufführten, nämlich wie die Könige unter den Armen. Jetzt kann man sich unter diesen Umständen auch gut vorstellen, dass diese Familie mit Sicherheit alles andere als willkommen gewesen ist. Der Vater meines Vaters, also mein Opa, hat dann alles darangesetzt, möglichst nicht aufzufallen, immer höflich zu sein, keine Widerworte zu irgendjemanden zu haben. Und wer bekam das in voller Härte und Konsequenz ab, wenn es mal anders lief? …richtig, mein Vater. Mein Vater wurde von seinem Vater noch bis zu seinem 18. Lebensjahr wegen Belanglosigkeiten, mit dem Gürtel verdroschen. Denn die Devise lautete: Bloß nicht auffallen und immer stillhalten. Das war noch nicht genug. Mein Vater musste in diesem kleinen Dorf (das hat bis heute keine 300 Einwohner) auch zur Schule gehen. Und ich glaube, diese Geschichten kennt jeder, dass es damals in der Schule auch von den Lehrern mal welche hinter die Ohren gab. Oder Schläge mit dem Lineal auf die Handflächen war eine beliebte Methode, Aufmüpfigkeit im Keim zu ersticken. Denn was für Menschen waren Lehrer? Genau… auch jene Generation mit eben ähnlichen Problemen, oder schlimmer. Teilweise haben die den ersten Weltkrieg auch noch erlebt. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man dafür eine Routine entwickelt.

Bei meiner Mutter sah es ähnlich schräg aus. Meine Mutter, ebenfalls zwei Geschwister wie mein Vater, lebten nach der Flucht in einem kleinen Ort. Wobei mein Opa noch mal einen Abstecher nach Stalingrad machen musste, und das Glück hatte dort lebendig rauszukommen. Aber auch diese Nummer hat tiefe Spuren und Wunden hinterlassen, die niemals verheilten. Meine Mutter hatte das Glück, nach dem Krieg geboren zu sein. Sie war Jahrgang 1949. Das war auch das einzige, das ihr erspart blieb. Meine Mutter und ihre Geschwister waren, im Unterschied zu meinem Vater mit seinen Geschwistern, ziemlich aufmüpfig. Mein Opa (Vater meiner Mutter) hat von meiner Mutter erwartet, dass sie einen Bauern heiraten solle, mit der Konsequenz, dass sie keine Ausbildung machen durfte. Meine Großeltern hatten damals selbst Landwirtschaft, die schlussendlich scheiterte. Der Gedanke daran, einen Bauern heiraten zu müssen, begeisterte meine Mutter derart, dass sie nachts aus ihrem Fenster ausbüxte, um heimlich meinen Vater zu treffen. Es hat lange gedauert, bis mein Opa meinen Vater akzeptierte.

Aber was haben diese Familien gemeinsam? Ein traumatisiertes Familienoberhaupt, welches in regelmäßigen Abständen ordentlich hinlangte. Heute nennt man das Posttraumatische Anpassungsstörung. Die ganze Kriegsgeneration wurde damals sich selbst überlassen. Wer es wirklich mal geschafft hat, seinen Großvater zu einer Therapie zu bewegen, um seine Ereignisse des Krieges fachlich zu ver- und aufzuarbeiten, kann sich gerne bei mir melden, und darf sich was aussuchen. Ich will damit aber trotzdem nicht sagen, dass diese Menschen schlecht waren. Das hört sich zunächst etwas komisch an, aber im Laufe dieses Buches wird es verständlicher und nachvollziehbar. Aber was haben diese Menschen noch gemeinsam? Beide mussten ihre Heimat aufgeben, nur mit dem was sie gerade noch tragen konnten, mit Kindern im Schlepptau, ohne Perspektive, ohne Hoffnung. Das in einer Zeit, in der Amazon nicht eben mal eine Winterjacke mit Taschenwärmer liefert. Es gab mächtigen Ärger, wenn Kleidung kaputt war. Das hieß nämlich für meine Großeltern, dass die Klamotten wieder genäht werden mussten. Und das kostete Zeit. Kostbare Zeit. Beide Omas konnten noch Socken stopfen. Und sie haben immer dafür gesorgt, dass alle ein Dach über dem Kopf hatten und genug zu Essen. Man sagt ja auch immer, dass das Selbstgekochte immer am besten schmeckt. Oder, am besten schmeckt es bei Oma. Ja, klar war das so. Weil denen nichts anderes übrigblieb. Und was glaubst Du, was los war, wenn der Alte von der Arbeit kam und Mutti hätte das Essen versaut? Na, dann Prost Mahlzeit. Heute verteufelt man Fertiggerichte oder große Teile der Nahrungsmittelindustrie. Aber mal ganz ehrlich, ich glaube, dass auch Großeltern sich damals gewünscht hätten, dass es Eintopf aus der Dose gegeben hätte.

Ich möchte hier noch ein weiteres Thema anschneiden. Die Loyalität meiner Großeltern zueinander als Paar. Das ist schon eine interessante Geschichte für mich. Aber auch erst mit entsprechendem Alter und Abstand. Ich nenne es ganz bewusst Loyalität und nicht Liebe. Denn was hat diese Generation noch gemeinsam? An dieser Stelle schaue ich nicht nur auf meine Großeltern, sondern auf jene Generation in Summe. Diese gesamte Generation hatte eine Scheidungsrate von ganz weit unter den heutigen 50%. Gesellschaftlich war es für eine Frau undenkbar, ihren Mann zu verlassen und ein eigenständiges Leben zu führen. Egal, was er für ein Kotzbrocken geworden ist. Zumal eine geschiedene oder getrennte Frau damals keinen Fuß auf den Boden bekommen hätte. So eine Aussage meiner Oma. Aber das möchte ich nicht verallgemeinern. Es gab / gibt auch Paare, die ihr ganzes Leben lang glücklich zusammen sind. Mit den kleinen Aufs und Abs des Lebens. Als ich schon etwas älter war und auch selber verheiratet, unterhielt ich mich viel mit meiner Oma über ihren Ehemann, also meinem Opa. Ich schreibe hier ganz bewusst „Ehemann“, weil ich mich für den Menschen hinter meinem Opa interessiert habe. Während ich ihr im Garten half, den Sauerampfer zu ernten, um daraus eine ihrer leckersten Gerichte zu kochen. Also, meine Oma kochte. Ich war wieder nur zum Essen da. Das öffnete mir an einigen Stellen dann doch das eine oder andere Auge. Oma und Opa sind ja doch auch nur Menschen. Meine Schwester und ich kennen unsere beiden Großeltern nur als liebevolle emphatische und fürsorgliche Menschen. Unsere Großeltern haben uns niemals das Gefühl gegeben, nicht willkommen zu sein. Wenn wir da waren, wurden unsere Lieblingsgerichte gekocht, mehrere Augen bei Schabernack zugedrückt und eine unendliche Geduld mit uns an den Tag gelegt.

Was ich faszinierend finde, ist wie die damals so drauf waren. Waren die trotzdem glücklich? Ich glaube schon. Nur war Glück eben etwas ganz anderes für sie als für uns heute. Die haben sich nicht mit kleinen Stolpersteinen aufgehalten. Wenn das Auto mal nicht ansprang, war das ebenso. Dann wurde was anderes organisiert und gut. In der heutigen Generation gleicht das einer mittelschweren Katastrophe. Ich glaube sie haben sich einfach arrangiert. Sowohl mit den Katastrophen als auch mit den Lebensumständen um sie herum, wie die eigene Ehe, einen Schwiegersohn, den man lediglich akzeptierte, Kinder, die abhauen, usw. Ich unterstelle ganz einfach mal, dass diese Geschichten eine Mehrheit der Menschen der Baujahre 1962-1975 kennen. Entweder auch so oder so ähnlich. Wenn man das als Außenstehender liest, kommt schnell die Vermutung auf, meine Großeltern als schlimme Menschen mit despotischen Zügen zu halten. Das waren sie aber nicht. Und dafür gibt es einen ganz großen Grund: Wir haben heute den großen Luxus, uns über verhältnismäßig kleine Dinge ärgern zu dürfen.

Schauen wir noch mal auf die beiden Großelternpaare. Mein Opa, der meinen Vater verdroschen hat, handelte nicht so, weil er meinen Vater nicht leiden konnte, sondern aus Angst, er könnte die Gunst anderer verlieren und dadurch wieder in den Mangel rutschen, und ggf. zu versagen. Und er hat viel Kraft dafür aufgewendet, dass alle überleben. Das zehrt an der Substanz. Mein anderer Opa handelte aus genau dem gleichen Grund. Und das werden wiederum ganz viele andere auch getan haben. Diese Generation musste noch um ihr Leben fürchten. Unseren Eltern und unserer Generation ist das erspart geblieben…bis jetzt. Wir können uns das gar nicht vorstellen, um unser Leben laufen zu müssen, oder richtig Hunger leiden zu müssen. Auch wenn uns vieles erspart geblieben ist, wir anders aufwachsen durften, haben wir von der Posttraumatischen Anpassungsstörung noch einen mitbekommen, was uns zumindest eine kleine Delle in die Fassade reinhaut. Darum ist es einfach wichtig, sich mit dieser Generation auseinanderzusetzen. Auch wenn diese schon längst verstorben sein sollten.

Am allerwichtigsten ist aber der Blick auf die eigenen Eltern. Denn das ist genau das, was uns am meisten prägt, in allen Dekaden unseres Lebens. Die ersten paar Seiten beschreiben nur einen kleinen Bruchteil dessen, was zwei Generationen erlebt haben. Was eine Generation der anderen weitergegeben hat. Die ersten Zeilen sind aber voll mit Schlüsselsituationen und Momenten, die sehr prägend für meine Eltern waren. Diese Situationen, und noch viele andere, sind genau die, die ich teilweise gebetsmühlenartig erzählt bekam. Und daraus wurden dann wiederum andere Lebensweisheiten abgeleitet, unter der Motivation, „es mal besser zu machen“. Wer kennt diesen Satz nicht? Oder auch immer wieder schön: „Ihr sollt es doch mal besser haben als wir“. Diese ganzen Schlüsselmomente und Situationen müssen unwahrscheinlichen Eindruck bei den Menschen hinterlassen haben. „Es mal besser zu machen“, ist so gesehen schon ein guter Ansatz. Denn das beinhaltet auf alle Fälle schon mal die Erkenntnis, dass etwas falsch gelaufen ist, sich mit der eigenen Situation auseinanderzusetzen und sich einfach mal selbst zu reflektieren, bzw. auch mal in Frage zu stellen. Aber reicht das in der Regel?

Von der kindlichen Freiheit zum angepassten Leben

Im Säuglingsalter passiert verhältnismäßig wenig, woran ich mich noch erinnern kann. Also, eigentlich an überhaupt nichts. Aber wie läuft das jetzt mit einem Säugling? Bei einem Säugling freut sich die ganze Familie wie ein Primelpott, wenn dieser furzt, rülpst und andere diverse körperfunktionelle Ereignisse schamlos nach draußen drückt und alle daran teilhaben lässt. Und das noch mit Applaus. Versuch heute sowas mal in der Firma, in einer großen Runde mit dem Finanzausschuss o.ä. Kann man machen…. zumindest wären die Blicke wohl unbezahlbar.

Wenn wir nun aus dem Säuglingsalter raus sind, und auch unsere Mobilität langsam zunimmt, ich überspringe mal das Krabbeln, denn da sind Flatulenzen und Co. immer noch lustig, steigt auch unser Aktionsradius. Und ab da gehts los. Regeln, Normen, gesellschaftliche Etikette. Ab einem gewissen Zeitpunkt wird von uns erwartet, dass man sich daran hält. Also findet niemand mehr das kleine Bäuerchen am Tisch witzig. Ganz im Gegenteil. Es wird verboten. Mitunter sogar sanktioniert, wenn man sich nicht daran hält. Und da fangen die ersten putzigen Strukturen an zu leben. Jeder würde jetzt sagen, das ist doch ganz normal, dass man sich bei Tisch benimmt. Aber an dieser Stelle noch mal: Was ist denn normal? Und vor allem, wer legt das denn fest?

Es gibt Völker auf der Erde, für die ist es ganz normal, dass man beim Essen ordentlich rülpst. Macht man das nicht, gilt das sogar als Beleidigung. Ein Chinese wird sich auch niemals mit einem Papiertaschentuch die Nase putzen. Das finden die extrem unhygienisch und widerlich, das vollgerotzte Ding wieder in die Tasche stecken zu müssen. Ist für uns ein angebrachtes alltägliches Verhalten. Ich will damit nicht sagen, dass nun jeder bei Tisch sich seinen Körperfunktionen voll hingeben soll, und man alle Regeln abschaffen müsste. Aber man sollte die einen oder anderen Dinge vielleicht etwas lockerer betrachten.

Das Schöne an Kindern ist, sie sind frei. Frei von allem. Und das meine ich so, wie ich es hier schreibe. Wir Erwachsene können von Kindern noch viel lernen.

Kein Kind kommt mit Depressionen auf die Welt

Kein Kind kommt mit Angst auf die Welt

Kein Kind kommt mit Neid auf die Welt

Kein Kind empfindet Hass

Das sind alles angelernte Strukturen. Diese Liste ließe sich noch weiterführen, aber ich glaube, es wird deutlich, was gemeint ist. Kinder sind von Grund auf ehrlich. Und was machen Kinder stets und ständig? Sie halten uns einen Spiegel vor. Denn Kinder spiegeln ihre Idole, nämlich anfänglich ihre Eltern, und konfrontieren uns mit unseren eigenen Defiziten, die uns aufregen, ärgern und die wir nur zu gern verändern möchten.

Ich habe mal geraucht. Aber nicht vor meinem Sohn und meiner damaligen Frau. Als ich mich zu Hause alleine in Sicherheit wägte und genüsslich eine Zigarette rauchte, bemerkte ich meinen Sohn nicht, der mich dabei beobachtete. Als ich ihn bemerkte, war es schon zu spät. Und meine damalige Frau hasste es, wenn ich rauchte. Und es kam, wie es kommen musste. Abends beim Essen verpetzte mich mein Sohn bei meiner Frau. Danach nahm ich meinen Sohn zur Seite und sagte ihm, dass man sowas nicht macht. Und ich enttäuscht wäre wegen dieses Verhaltens. Das Lügen lernen die von uns. Das bringen die sich nicht selber bei. Ich habe von meinem Sohn eigentlich erwartet, dass er lügen sollte. Zumindest aber, dieses Geheimnis für sich zu behalten.

Wir lernen diese Dinge. Sei es durch Erfahrung, oder weil man es uns ständig einhämmert. Wenn ich trotz der Regel, nicht rülpsen zu dürfen, es trotzdem mache und der Alte schallert mir eine dafür, produziert das z.B. Angst. In welche Richtung auch immer. Das gleiche geht auch ohne Gewalt. Wenn ich in einem zurückhaltenden Elternhaus aufwachse, mit finanzieller Sicherheit und sehr konservativen Ansichten, wird aus mir bestimmt kein risikofreudiger Broker, der an der Börse mit hochspekulativen Derivaten Millionen verdient, obwohl das vielleicht mein sehnlichster Wunsch wäre. Sondern wohl eher ein pflichtbewusster kaufmännischer Angestellter einer Bank oder Versicherung. Angepasstes Verhalten. Man schließt ein Arrangement mit seinem Leben. Und redet sich immer ein: „das ist gut, das ist gut, das ist gut“. Es fühlt sich aber oft nicht gut an. Die Kinder orientieren sich an den Eltern. Auch bei der Berufswahl. Entweder wird’s der gleiche Beruf, oder aber eine Branche, die dem elterlichen Beruf ähnelt. Das ist heute, Gott sei Dank, schon etwas anders.

Aber jetzt zurück zu meiner Geschichte. Mein Vater, immer klein gehalten durch das angepasste Verhalten SEINER Eltern. Dann meine Mutter. Die Rebellin, die sich aus dem Haus geschlichen hat. Und dann noch 11 Jahre jünger als mein Vater. Meine Mutter war damals eine sehr attraktive Frau. Heute würde man sagen, sie war ein geiler Feger. Aber wo war jetzt bei den beiden die gemeinsame Schnittmenge für ein gemeinsames Leben? Ich glaube die Faszination meines Vaters zu meiner Mutter lag darin, dass sie sich einfach mal was getraut und bewegt hat. Wäre meine Mutter nicht gewesen, hätte mein Vater niemals ein Haus gebaut. Wäre meine Mutter auch eine ängstliche, vorsichtige Frau gewesen, hätten die beiden bis zu ihrem Lebensende im sicheren Hafen einer Mietwohnung gesessen. Denn ein Haus zu bauen war in den Siebzigern eine wesentlich größere Herausforderung, als es das heute ist. Zumal die Menschen wesentlich mehr Geld für den Lebensunterhalt aufbringen mussten als heute. Heutzutage ist doch alles zu teuer. Und wenn man dann für 1 Kilo Fleisch 2,50 € bezahlen soll, wird sich immer noch beklagt. Wobei ich mir die Frage stelle, wie man für so ein Kampfpreis ein Tier gesund aufziehen kann? Aber das ist ein anderes Thema.

Kurzum, meine Mutter hatte wirklich Arsch in der Hose und alles im Griff. Und aus dieser Schnittmenge zwischen angepasstem, devotem und rebellischem Verhalten entstanden meine Schwester und ich. Es verhält sich aber so, dass wir uns das Leben, welches wir jetzt angetreten haben, selbst aussuchten. Wir haben uns unsere Eltern ausgesucht, und unsere Eltern haben sich uns ausgesucht. Diese Erkenntnis existiert aber in keinem kleinen Kinderkopf. Diese Erkenntnis entwickelt sich im Laufe des eigenen Lebens. Diese Erkenntnis ist zu diesem Zeitpunkt auch noch gar nicht notwendig, da Kinder in ihrem Handeln und Tun frei sind. Kinder kennen noch keine Existenzängste, Geldnot, berufliche Probleme, usw. Das dürfen sie erst alles lernen.

„Stell dich nicht so an“: Kindliche Ängste

Die ersten Probleme ließen bei mir aber nicht lange auf sich warten. Die bestanden darin, dass ich meine Mutter brauchte. Das war aber zu dem Zeitpunkt nicht möglich. Meine Mutter war auch berufstätig. Zur damaligen Zeit gab es kein Erziehungsgeld, geschweige denn, ein Mutterschutzgesetz. Aus diesem Grund kam es, wie es kommen musste. Die ersten Neurosen prägten sich aus. In meinem Fall waren es Verlustängste. Dadurch, dass meine Eltern beide berufstätig waren. Meine Großeltern väterlicherseits, die auch im gleichen Ort wohnten, waren schon durch meine Schwester belegt. Also wurde ich zu meinen Großeltern mütterlicherseits gekarrt. Die wohnten aber noch ein ganzes Stück von uns entfernt. Und da meine Mutter z.T. im Schichtdienst tätig war, verweilte ich manchmal über eine Woche dort. Ohne andere Kinder, ohne meine Eltern. Und mein Opa, erinnert euch, kam ja nun aus der Landwirtschaft und Stalingrad. Aufgrund dieser Tatsache hatte mein Opa immer ein sehr lautes Organ. Das Ergebnis war dann, dass ich Angst vor ihm hatte. Er hat mir nie etwas getan, ganz im Gegenteil. Stell Dir mal vor, Du hast einen Menschen vor Dir, der ein so lautes Organ hat, dass Du immer das Gefühl hast, der scheißt Dich grade nach Strich und Faden zusammen, obwohl er Dir gerade etwas Nettes sagte. Wenn das in dieser Generation überhaupt möglich war. Er hat so viel physischen Raum eingenommen, dass für mich kein Platz mehr war.

Ohne Witz, so war das. Und wie soll man als Kind dann so einem Menschen sagen, was in einem vorgeht, dass man sich gerade nicht wohl fühlt, dass man seine Mutter vermisst, oder einfach die Tatsache kommuniziert: „Opa, ich habe Angst vor Dir“. Das war für mich schier unmöglich.

Das war das Muster meines Vaters. Halt die Klappe und lebe weiter. So viel Mut konnte ich damals nicht aufbringen, um diese Angst zu überwinden, und zu sagen, was mich wirklich bedrückt und beschäftigt. Im Ergebnis hieß dass dann, dass ich sehr früh angefangen habe, Dinge mit mir selber auszumachen. Wenig zu reden, und vor allem, Tränen zu unterdrücken. Meine Traurigkeit und Schmerz schön in mir drinnen zu lassen. Noch mal zur Erinnerung, ich war noch nicht mal im Kindergarten.

Denn auch diese Sprüche kennt wohl jeder:

ein Indianer kennt keinen Schmerz

Ein richtiger Junge weint doch nicht

Du willst doch mal ein richtiger Mann werden

Stell Dich nicht so an

Was hat das zur Konsequenz? Jetzt könnte man sagen, dass es in dem Alter noch keine so große Rolle spielt. Das verwächst sich ja wieder. IRRTUM. Das ist schon der erste Grundstein, wie ihr später auf andere Menschen zugeht, mit denen umgeht, was das beruflich mit euch macht oder wie viele Freunde ihr habt. Und mein Freundeskreis war sehr übersichtlich.

Meiner Abneigung zur Anwesenheit bei meinen Großeltern mütterlicherseits ließ ich auf dem Weg zur Auslieferung freien Lauf im Auto. Mit dem Ergebnis, dass meine Mutter und ich beide Rotz und Wasser heulten, bis zur Übergabe bei Oma und Opa. Aber es sollte ja alles gut werden. Ich kam ja jetzt in den Kindergarten. Man sollte ja meinen, Kindergarten ist ein toller Ort für Kinder. In der Regel ist das auch so. Aber da ich schon den ersten kleinen Hau im Oberstübchen drin hatte, war meine Perspektive eine ganz andere. Warum? Durch die berufliche Situation meiner Eltern hatte ich kaum jemanden zum Spielen. Jetzt betrat ich den Kindergarten, und die Bude war voll mit anderen Kindern, fremden Kindern. Mein erster Eindruck war die totale Überforderung. Dann gab es für diesen großen Kindergarten zwei Erzieherinnen. An die Namen kann ich mich nicht mehr erinnern, aber an die Erscheinungsbilder. Eine junge Dame hatte dunkle Haare, ein nettes Lächeln und eine ruhig wirkende Ausstrahlung. Die war echt nett und ich mochte sie. Dann war da noch die andere. Groß, breite Schultern, kurze rotblonde Haare, ein kleines Oberlippenbärtchen und eine ziemlich kratzige durchdringende Stimme. Ich empfand sie als sehr streng. Und ratet mal, in welche Gruppe ich kam? Richtig, zu dem zurückgelassenen Wikinger, der jetzt meinte, Kinder auf den richtigen Weg der Tugend zu führen. Aller Hemmungen zum Trotz, fing ich an, das Ganze schön blöd zu finden, und wollte dort nicht mehr hin. Meine Mutter versuchte mit Engelszungen, wie es die Mütter ja heute auch noch in und vor den Kindergärten tun, mich dazu zu motivieren, im Kindergarten zu bleiben, um das durchzuziehen.

Dann passierte etwas, das ich bis heute nicht erklären kann. Bei einem Spaziergang schwollen mir die Augen zu. Aber so stark, dass ich nichts mehr sehen konnte. Gestochen hatte mich nichts. Allergien waren keine bekannt. Ich habe bis heute keine. Ich musste abgeholt werden und ging dann nie wieder in diesen Kindergarten, oder zu meinen Großeltern, oder sonst wo hin. Ab da war das Thema mit meiner Seele erstmal durch und die Angstzustände waren da. Meine Mutter musste ihren Job aufgeben. So gesehen, war sie nicht unglücklich darüber. Da meine Mutter keine Ausbildung machen durfte, handelte es sich ohnehin nicht gerade um einen Chefarztposten. Das Geld fehlte halt. Zu diesem Zeitpunkt wohnten wir in dem kleinen Ort, in dem meine Großeltern väterlicherseits nach der Flucht gelandet sind, zur Miete. Im Unterdorf sagte man damals. Und meine Großeltern wohnten im Oberdorf. Das hieß 10 Minuten zu Fuß auseinander. Wenn man getrödelt hat. Als Kind dort aufzuwachsen, war wunderschön. Wir waren immer in der Natur. Die Natur war überall. In allen Himmelsrichtungen.

Aber war dann alles gut? Nein, das war es nicht. Ich war noch in dem Alter, in dem man mittags als Kind noch ein Schläfchen gemacht hat. Meine Schwester war, keine Ahnung wo. Mein Vater war zur Arbeit und ich war nun endlich mit und bei meiner Mutter. Als ich dann wieder wach wurde, rief ich meine Mutter. Es gab aber keine Reaktion. Sie konnte mich nicht hören. Denn sie war im Garten beschäftigt. Nur dadurch, dass sie das Rufen nicht hörte, kollabierte ich nun völlig. Das Ganze entlud sich irgendwie zwischen einem Vulkanausbruch und kapitalem Nervenzusammenbruch, der vermuten ließ, man würde mich gerade dahinraffen. Denn, erst war ich nur an Orten, an denen ich nicht sein wollte, und / oder sogar Angst hatte und auf einmal war ich zwar an dem Ort, an dem ich sein wollte, aber allein und verlassen. Es war ja nicht so. Aber es fühlte sich so an.

Kindliche Leichtigkeit: Leben ohne Bewertung

Wir sind hier, weil wir uns alle irgendwann mal dafür entschieden haben hier zu sein. Um zu lernen, zu wachsen und unseren Aufgaben zu stellen. Richtig, unseren Aufgaben. Bei mir stellten sich bereits sehr früh ganz eklatante Herausforderungen ein, denen ich mich stellen sollte. Das bereits zu einem Zeitpunkt, an dem man an alles Mögliche denkt. Aber ganz bestimmt nicht an Selbstreflexion oder sich den Themen zu stellen, um diese zu bearbeiten. Ich denke mal, es wird hier an dieser Stelle aber ganz deutlich, wo die Herkunft meiner Reaktionen zu suchen sind. Was uns schon sehr früh zu etwas werden lässt, was uns die Richtung vorgibt.

Was hat das aber mit kindlicher Leichtigkeit zu tun? Es macht zunächst erstmal den Eindruck, dass ich gebrochen wurde. Seelisch hinüber, und zu nix mehr zu gebrauchen. Naja, Gott sei Dank hat die Natur für solche Fälle vorgesorgt. Wenn Kinder auf die Welt kommen, halten die ja keine Bedienungsanleitung hoch, wie das jetzt so funktionieren soll mit dem kleinen Käfer. Säuglinge, und auch kleine Kinder, haben anfangs noch sehr weiche Knochen. Der einzige Grund, warum das so ist, ist der, weil die Kleinen regelmäßig eine Radelle drehen und / oder sich die Eltern manchmal etwas dämlich anstellen. Und damit die lieben Kleinen nicht gleich kaputt gehen, gibts von der Natur erstmal weiche Knochen, und eine gehörige Portion Geduld. Die kindliche Leichtigkeit fängt damit an, dass Kinder in der Regel nicht bewerten. Das tun sie einfach nicht. Kinder haben noch im Kindergartenalter, wie ich finde, gesunde Wertvorstellungen. Es ist ihnen völlig egal, wie groß das Auto des Vaters eines Spielkameraden ist. Toller Satz, oder? Aber genau diese verqueren Gedanken tragen Erwachsene mit sich rum. Es ist Kindern völlig schnurz, ob die Eltern Konzernvorstände sind oder einen Halbtagsjob haben, der vielleicht gerade mal für die Grundversorgung reicht. Und das kann ich aus eigener Erfahrung hier nur bestätigen. Aus falschen Motivationen war eine berufliche Karriere für mich auch elementar wichtig. Später gehe ich da noch genauer drauf ein. Wenn ich meinem Sohn eine Absage in der Sandkiste erteilte, war ihm das schnurzegal, dass ich noch einen Vorstandstermin hatte. Und dieses Verhalten hielt sich mindestens bis zur 5. Klasse. Wenn nicht noch länger.