Das Medium SMS. Kommunikative und sprachliche Aspekte in Kurzmitteilungen - Patrizia Demleitner - E-Book

Das Medium SMS. Kommunikative und sprachliche Aspekte in Kurzmitteilungen E-Book

Patrizia Demleitner

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Beschreibung

Examensarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,0, Universität Regensburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Zeitalter der mobilen Kommunikation haben Handys mittlerweile einen wichtigen Platz in der Gesellschaft eingenommen. Rund 50 Millionen Deutsche besitzen heutzutage ein Mobiltelefon – Tendenz steigend. Längst werden Handys nicht mehr nur zum Telefonieren verwendet. Die Besitzer nutzen ihr Mobiltelefon als Terminplaner, Wecker, fotografieren und verschicken komplexe Bilder. Besonders beliebt ist nach wie vor auch der Versand von Kurzmitteilungen. Ob bei Gewinnspielen, Televotings, Infodiensten, ob beruflich oder auch privat, aus der multimedialen Gesellschaft sind SMS kaum mehr wegzudenken. Im Jahr 2001 verschickten deutsche Nutzer knapp 20 Milliarden Kurzmitteilungen. Die enorme Ausbreitung von SMS rückt dieses Medium in den Mittelpunkt zahlreicher Forschungsrichtungen. Im Rahmen dieser Arbeit werden vor allem kommunikative und sprachliche Merkmale von Kurzmitteilungen untersucht. Nach einer kurzen Erläuterung der Analysegrundlagen erfolgt einleitend eine Einführung in die Technik und Gegebenheiten des Short Message Service. Ein Vergleich von SMS und Telegramm dient als Ausgangspunkt für eine kommunikationsorientierte Textanalyse der SMS im Korpus. Die anschließende sprachliche Analyse setzt sich zunächst mit dem Stellenwert der Sprache in SMS zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit auseinander. Ausgehend davon werden sprachliche Strukturen und Kurzformen in Kurzmitteilungen analysiert und die These der Existenz einer allgemeinen Norm dieser Kurzformen diskutiert. Zusätzlich von Interesse sind die Auswirkungen von Kurzformen auf die Kommunikation. Abschließend werden die Forschungsergebnisse mit einem Ausblick auf die weitere Entwicklung des Mediums SMS zusammengefasst.

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Inhaltsverzeichnis

 

1. Einführung

2. Analysegrundlagen

2.1 Empirische Untersuchung

2.2 SMS - Korpus

3. SMS – Short Message Service

3.1 Technische Realisierung

3.2 Texteingabe per Handy

3.3 Motivation der SMS-Nutzung

3.4 SMS-Kontaktpartner

3.5 Ausnutzung der 160 Zeichen

4. SMS und Telegramm als Textkurzformen

4.1 SMS – Ein Text?

4.2. Medialer Vergleich von SMS und Telegramm

5. Kommunikationsorientierte Textanalyse von SMS

5.1 Klassifikation von Textsorten

5.2 Kommunikative Funktionen von SMS im Korpus

5.2.1 Kodierung des Korpus

5.2.2 Kontaktfunktion

5.2.3 Informationsfunktion

5.2.4 Obligationsfunktion

5.2.5 Appellfunktion

5.2.6 Deklarationsfunktion

6. SMS – Zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit

7. Sprachliche Strukturen von SMS

7.1 Orthographie

7.2 Großschreibung und Kleinschreibung

7.3 Interpunktion

7.4 Graphostilistische Besonderheiten

8. Kurzformen in der SMS-Kommunikation

8.1 Syntaktische Kurzformen

8.2 Lexikalische Kurzformen

8.2.1 Differenzierung von Kurzwort und Abkürzung

8.2.2 Kurzwörter – Eine Typologie

8.2.3 Abkürzungen als Kurzformen

8.3 Tilgung, Assimilation und Reduktion

9. Methodik der Kürzungen – Zur Existenz einer allgemeinen Norm

10. Beeinträchtigung der Kommunikation durch Kurzformen

10.1 Textproduktion und Textrezeption von SMS – Texten

10.2 Auswirkung von Kurzformen auf das Textverständnis

11. Resümee und Ausblick

Bibliographie

Anhang

Tabellenverzeichnis

 

1. Einführung

 

 „Das Telefon in der Westentasche. Die Bürger der drahtlosen Zeit werden überall mit ihrem ‚Empfänger’ herumgehen, der irgendwo, im Hut oder anderswo angebracht und auf eine der Myriaden von Vibrationen eingestellt sein wird, mit dem er gerade Verbindung sucht. Einerlei, wo er auch sein wird, er wird bloß den ‚Stimm-Zeiger’ auf die betreffende Nummer einstellen brauchen, die er zu sprechen wünscht, und der Gerufene wird sofort seinen Hörer vibrieren oder das Signal geben können, wobei es in seinem Belieben stehen wird, ob er hören oder die Verbindung abbrechen will. (…) Und in dem Bestreben, alle Apparate auf möglichste Raumbeschränkung hin zu vervollkommnen, wird auch der ‚Empfänger’ trotz seiner Kompliziertheit ein Wunder der Kleinmechanik sein.“ Robert Sloß (1910)[1]

 

Im Zeitalter der mobilen Kommunikation haben Handys mittlerweile einen wichtigen Platz in der Gesellschaft eingenommen. Rund 50 Millionen Deutsche besitzen heutzutage ein Mobiltelefon[2] – Tendenz steigend. Längst werden Handys nicht mehr nur zum Telefonieren verwendet. Die Besitzer nutzen ihr Mobiltelefon als Terminplaner, Wecker, fotographieren und verschicken komplexe Bilder. Besonders beliebt ist nach wie vor auch der Versand von Kurzmitteilungen. Ob bei Gewinnspielen, Televotings, Infodiensten, ob beruflich oder auch privat, aus der multimedialen Gesellschaft sind SMS kaum mehr wegzudenken. Im Jahr 2001 verschickten deutsche Nutzer knapp 20 Milliarden Kurzmitteilungen[3]. Die enorme Ausbreitung von SMS rückt dieses Medium in den Mittelpunkt zahlreicher Forschungsrichtungen. Im Rahmen dieser Arbeit werden vor allem kommunikative und sprachliche Merkmale von Kurzmitteilungen untersucht. Nach einer kurzen Erläuterung der Analysegrundlagen erfolgt einleitend eine Einführung in die Technik und Gegebenheiten des Short Message Service. Ein Vergleich von SMS und Telegramm dient als Ausgangspunkt für eine kommunikationsorientierte Textanalyse der SMS im Korpus. Die anschließende sprachliche Analyse setzt sich zunächst mit dem Stellenwert der Sprache in SMS zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit auseinander. Ausgehend davon werden sprachliche Strukturen und Kurzformen in Kurzmitteilungen analysiert und die These der Existenz einer allgemeinen Norm dieser Kurzformen diskutiert. Zusätzlich von Interesse sind die Auswirkungen von Kurzformen auf die Kommunikation. Abschließend werden die Forschungsergebnisse mit einem Ausblick auf die weitere Entwicklung des Mediums SMS zusammengefasst.  

 

2. Analysegrundlagen

 

2.1 Empirische Untersuchung

 

Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine Umfrage unter Studenten der Universität Regensburg durchgeführt, um Einblicke in das SMS-Nutzungsverhalten zu gewinnen. Die Befragten waren im Alter von 19 bis 29 Jahren, wobei der Altersdurchschnitt bei ca. 22 Jahren liegt. Die Mehrheit war 20 Jahre (33,3%), 21 Jahre (17,5%) oder 22 Jahre (15,8%) alt. Weibliche Befragungsteilnehmer (70,2%) überwiegen im Gegensatz zu den männlichen (29,8%). Die Auswertung der empirischen Untersuchung erfolgte mittels des Statistikprogrammes SPSS 12.0.

 

2.2 SMS - Korpus

 

Die vorliegende Arbeit basiert des Weiteren auf einem Korpus von 183 authentischen Kurzmitteilungen, die vom 11.12.2003 bis zum 01.03.2004 gesammelt wurden[4]. Er umfasst insgesamt 7331 Zeichen. Da der Korpus allein die empfangenen SMS einer einzigen Person enthält, hat er nur explorativen Charakter, da sich die SMS – Kommunikation lediglich innerhalb einer bestimmten begrenzten Personengruppe abgespielt hat. Diese setzt sich vor allem aus Studenten im Alter von 19 bis 30 zusammen, weshalb Nicht-Studierende und auch ältere oder jüngere Personen bis auf wenige Ausnahmen nicht vertreten sind. Dennoch lassen sich auf Basis der bisherigen SMS-Forschung durchaus charakteristische sprachliche und kommunikative Merkmale in Kurzmitteilungen nachweisen.

 

3. SMS – Short Message Service

 

3.1 Technische Realisierung

 

Der Versand von Kurzmitteilungen beruht auf der 1992 eingeführten Mobilfunktechnologie GSM (Global System for Mobile Communications)[5]. Anfänglich wurde die SMS (Short Message Service) nur von Mobilfunknetzbetreibern genutzt, um Nachrichten an ihre Kunden zu versenden, aber nach und nach entdeckten auch die Kunden diese Art der Kommunikation für sich. Eine Kurznachricht ist auf 160 Zeichen begrenzt, wobei bei neueren Handys die Möglichkeit besteht, durchgehend bis zu drei Nachrichten zu schreiben. Das Verschicken einer SMS erfolgt über eine Zentrale, die überprüft, ob die Nachricht zugestellt werden kann, oder ob der Empfänger aufgrund von Netzstörungen oder ausgeschaltetem Handy nicht in ein Mobilfunknetz eingebucht ist. Die Kurzmitteilung wird zunächst von der Zentrale gespeichert und erst dann auf das Empfänger-Handy übertragen, wenn dieses in das Mobilfunknetz eingespeist ist. Anbieterabhängig liegen die Kosten für eine Kurznachricht zwischen 6 und 20 Cent. Eine beliebte Alternative zum Versand per Handy ist der Versand von SMS im Internet, der meistens billiger oder sogar kostenlos ist. Im Korpus sind mehrere Kurzmitteilungen aus dem Internet belegt[6].

 

3.2 Texteingabe per Handy

 

Das Schreiben einer Kurznachricht erfordert gewisse Übung und gute feinmotorische Fähigkeiten, da die Texteingabe relativ kompliziert ist und über eine sehr kleine Tastatur erfolgt. Die Handy-Tastatur besteht im Allgemeinen aus zehn Zifferntasten (0-9) und zwei Zusatztasten (* und #). Jede davon repräsentiert mehrere Zeichen oder Zahlen.

 

Abb. 1: Handytastatur

 

Durch einmaliges Drücken erreicht man das Zeichen, mit dem die Taste zuerst besetzt ist, durch zweimaliges das zweite Zeichen und so weiter. So muss man die Taste >7< vier Mal kurz hintereinander drücken um den Buchstaben s zu erzeugen. Das Wort SMS setzt sich somit aus der Zahlenfolge >777767777< zusammen. Es sind also ganze neun Tastendrücke erforderlich um die drei Zeichen des Wortes zu produzieren.

 

Eine Erleichterung bei der Texteingabe stellt die Worterkennungssoftware T9 dar, die während des Tippens Wortergänzungen anbietet[7]. Hierbei ist nur noch das einmalige Drücken der jeweiligen Nummerntaste erforderlich, für das Wort SMS also >767<. Die Software analysiert die Eingabe und liefert verschiedene Wortmöglichkeiten, die sich aus dieser Zahlenkombination ergeben. Bei >767< bietet das Erkennungsprogramm vor dem Beispielwort etwa noch die Wörter Pop und Roß an. Allerdings können die Wortvorschläge während des Tippens auch zu Verwirrung führen, weshalb man beim Schreiben nicht auf das Display schauen sollte. Die verschiedenen Realisationsmöglichkeiten kann man je nach ihrer Rangfolge durch ein oder mehrmaliges Betätigen einer bestimmten Funktionstaste abrufen, die herstellerabhängig ist. Für das Wort Roß wäre beispielsweise zusätzlich zu der >767< das einmalige Drücken dieser Funktionstaste erforderlich, für das Beispielwort SMS das zweimalige Drücken der Taste. Wörter, die von der Software nicht erkannt werden, müssen weiterhin mit der herkömmlichen Methode buchstabiert werden.

 

3.3 Motivation der SMS-Nutzung

 

Kurznachrichten werden aus diversen Gründen verschickt. Die Teilnehmer der Umfrage an der Universität Regensburg nutzen SMS hauptsächlich, um sich zu verabreden (91,2%). Außerdem ist eine Kurzmitteilung ein wichtiges Medium, um Kurzinformationen auszutauschen (77,2%) und den Kontakt zu Freunden und Bekannten zu erhalten (50,9%). Manche der Befragten besprechen mit SMS auch Probleme (14%) oder nutzen sie zum flirten (19,3%). Teilweise schreiben die Nutzer Nachrichten auch nur aus Langeweile (28,1%).

 

Diese Ergebnisse decken sich im Wesentlichen mit der bisherigen Forschung. Die Umfrage von Höflich / Rössler (2000) zeigt, dass die Befragten vor allem SMS nutzen, um sich zu verabreden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Aufrechterhaltung des Kontaktes zu Freunden und Familie und die gegenseitige Vergewisserung über das jeweilige Befinden des anderen. Außerdem wird SMS oft anstelle von Telefonaten genutzt, um Kontakte zu pflegen, oftmals auch um eine große räumliche Distanz zu überbrücken. Auch Probleme werden per SMS diskutiert und Ratschläge werden erteilt. Weniger wichtige Nutzungsmotive sind Langweile oder Spaß an der Technik[8]. Höflich / Rössler fassen die zahlreichen Nutzungsmotive zu fünf Nutzungsdimensionen zusammen[9], die zusammen mit Beispielen in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt sind.

 

Tab.1: Nutzungsdimensionen und Nutzungsmotive der SMS – Kommunikation