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Was mache ich mit einem Jungvogel, der aus dem Nest gefallen ist? Welchem Vogel gehört die tolle Feder, die ich gefunden habe? Lars Lachmann und sein Team beim NABU beantworten jedes Jahr tausende Fragen zu unserer heimischen Vogelwelt. Aus den FAQs der Vogelfreunde ist dieser praxisnahe Ratgeber entstanden. Er behandelt, geordnet nach Jahreszeiten, die wichtigsten Themen rund um Vogelkunde und Vogelschutz. Egal ob kurz und knapp oder mit wissenschaftlichem Hintergrund: die Antworten sind stets leicht verständlich und enthalten viele Tipps für praktischen Artenschutz von Januar bis Dezember.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 103
Gartenrotschwanz © Mathias Schäf
Inhalt
DAS KOSTENLOSE EXTRA: DIE APP „KOSMOS PLUS“
VÖGEL ERLEBEN UND VERSTEHEN
FRÜHLING: MUNTERES ERWACHEN
Wann kommen die Zugvögel zurück, wie erkenne ich Vogelstimmen und wie funktioniert das Liebesleben der Vögel – Vogelfragen im Frühling
SOMMER: GESCHÄFTIGES TREIBEN
Was mache ich mit einem gefundenen Jungvogel, dezimieren Elstern unsere Singvögel und wie wirkt sich das Insektensterben auf die Vögel aus – Sommerfragen zu Vögeln
HERBST: AUFBRUCHSTIMMUNG
Wie reinige ich den Nistkasten, welche Vögel fliegen in V-Formation und hat es Sinn, Vögel zu füttern – diese Fragen stellen sich im Herbst
WINTER: STILLE IST EINGEKEHRT
Stört das Feuerwerk an Neujahr die Vögel, welche Vögel singen im Winter und was ist die „Stunde der Wintervögel“ – Winterfragen zu Vögeln
SERVICE
Medien, nützliche Adressen, Register, Fragen an den Autor, Impressum
Das kostenlose Extra: DieApp „KOSMOS PLUS“
Dieses Buch hat Töne: Mit der KOSMOS-PLUS-APP können Sie die Vogelstimmen zu den vorgestellten Arten hören.
Und so geht’s:
1. Besuchen Sie im Internet den App Store oder Google Play.
2. Laden Sie die kostenlose KOSMOS-PLUS-APP auf Ihr Mobilgerät.
3. Öffnen Sie die App, schalten Sie die Inhalte mit dem Code Hausspatz frei und laden Sie die Inhalte für das Buch „Das pfeifen die Spatzen von den Dächern“ herunter.
4. Auf den Seiten mit dem Symbol können Sie die Stimmen der jeweiligen Vogelart hören. Dazu geben Sie den dort genannten Zahlen-Code in die App ein oder suchen in der Medienliste den entsprechenden Inhalt.Weitere Informationen finden Sie unter plus.kosmos.de
VÖGEL ERLEBEN UND VERSTEHEN
Bei Lars Lachmann und seinem Team beim NABU gehen im Jahresverlauf immer wieder ähnliche Fragen rund um die heimische Vogelwelt ein, gestellt von interessierten Bürgern und den Medien. Die wichtigsten Themen rund um Vogelkunde und Vogelschutz lassen sich anhand dieser Fragen gut darstellen.
Vögel sind Teil unseres Alltags. Auch wer sich selbst nicht als Vogelbeobachter bezeichnen würde, kann es kaum vermeiden, ab und an auch Vögel zu betrachten, sei es die Straßentaube an der Bahnstation oder den frechen Spatz auf den Tellern im Straßencafé. Wer dabei anfängt sich zu fragen, warum der eine Vogel anders aussieht als der andere oder warum sich die gefiederten Gesellen so und nicht anders verhalten, den hat die Neugier bereits gepackt: Der erste und wichtigste Schritt zum Vogelkenner ist erfolgt. Wer sich dann fragt, ob es den Vögeln im eigenen Garten oder Hinterhof wohl gut gefällt oder eher nicht, hat bereits den nächsten Schritt gemacht – zum Vogelschützer.
Aus der Nähe betrachtet ist der Stieglitz oder Distelfink mit seinen bunten Farbtupfern ein besonderes Vogelerlebnis.© Mathias Schäf
Wer die Vögel um sich herum bewusst erlebt, dem stellen sich immer neue Fragen. Jede Antwort ist der Startschuss für die nächsten Fragen. Diese sind der Ausgangspunkt für das vorliegende Buch. Es geht darin nicht um eine kurze Version biologischer Fachbücher über Vögel, um Fakten über Fakten, sondern vielmehr um Antworten auf die Fragen rund um unsere Vogelwelt, die sich Vogelfreunde regelmäßig stellen.
Welche das sind, wissen die NABU-Experten aus den Teams für Vogelschutz und dem Infoservice ganz genau. Seit vielen Jahren führen sie Buch darüber, was die Menschen interessiert. Dabei haben sie auch festgestellt, dass dieses Interesse von Jahr zu Jahr steigt. Die Corona-Krise der jüngsten Zeit hat zudem zu einem weiteren Boom geführt: Die Natur vor der Haustür wird wieder besonders attraktiv, wenn man nicht in die Ferne schweifen kann.
Die Antworten in diesem Buch können hoffentlich dazu beitragen, dieses wachsende Interesse an Vögeln und ihrer Lebenswelt in Verständnis und Engagement für ihren Schutz umzuwandeln. Ganz sicher sind sie jedoch Ausgangspunkt für weitere neue Fragen, die die Beschäftigung mit Vögeln so spannend machen.
Nachtigall© Mathias Schäf
MUNTERES ERWACHEN
Sobald im ausgehenden Winter die Vögel mit ihren vielstimmigen Gesängen beginnen, ist der Frühling nicht mehr weit. Nach und nach kehren die Zugvögel aus dem Süden zurück und überall finden sich Vogelpaare, um zu brüten. Da die Kronen der Bäume und Sträucher viele Frühlingswochen lang noch kahl sind, können Sie die Vögel bei ihrem Treiben gut beobachten.
März zu kalt: Was macht das mit den Zugvögeln?
Zu Wetterkapriolen im Übergang vom Winter zum Frühjahr haben unsere Zugvögel seit langer Zeit passende Strategien entwickelt.
Kurzstreckenzieher wie Stare und Feldlerchen, die den Winter im Mittelmeerraum verbracht haben, werden schon im Vorfrühling durch warme südliche Wetterlagen zu uns geweht. Kehrt der Winter dann doch noch einmal zurück, wie im denkwürdigen Märzwinter 2013, kommt es dabei zu einem Zugstau: Die Vögel unterbrechen ihren Heimflug an einer Kaltwetterfront oder der Schneegrenze. Dort kann man dann riesige Ansammlungen von Kiebitzen oder Feldlerchen beobachten.
Die Feldlerche ist ein typischer Kurzstreckenzieher.© Mathias Schäf
Finden sich die Vögel jedoch mitten in einem Wintereinbruch wieder, fliegen sie einfach wieder ein Stück zurück – bis zur Kaltwettergrenze. Das nennt sich dann „Umkehrzug“.
Bei einem Zugstau im Frühjahr kann es an der Kaltwettergrenze zu großen Ansammlungen von Kiebitzen kommen.© Mathias Schäf
Wichtig ist für alle Vögel, möglichst als Erste wieder im Brutgebiet anzukommen, um dort die besten Reviere zu besetzen – eine stete Abwägung zwischen Risiko und potenziellem Nutzen für die Fortpflanzung. Viele Vogelarten wie Buchfink, Rotkehlchen, Star und Ringeltaube, sogenannte Teilzieher, pflegen daher eine gemischte Strategie: Ein Teil der Vögel bleibt da und versucht, den Winter vor Ort zu überleben, ein anderer Teil vertraut auf das Ausweichen in wärmere Gefilde. Je nach Winterwitterung ist die eine oder die andere Strategie erfolgreicher. Diese Arten haben es besonders leicht, sich an wandelnde Winterbedingungen anzupassen.
Späte Wintereinbrüche sind für Vögel, die den ganzen Winter bei uns verbracht haben, besonders gefährlich. Nahrungsquellen, die noch aus der letzten Saison stammen, wie Früchte, Samen oder Insekten, die sich in Spalten und Ritzen versteckt haben, sind nun aufgebraucht und die Vögel vom Winter geschwächt. Vor allem für Insektenfresser wie Rotkehlchen, Zaunkönig, Schwanzmeise und Grünspecht, die den Winter trotz Nahrungsengpässen bei uns verbringen, oder für den Eisvogel, der zum Fischfang eisfreie Gewässer benötigt, sind harte und späte Winter die wichtigsten bestandslimitierenden Faktoren. Nach einem harten Winter kann es mehrere Jahre dauern, bis sich die Bestände wieder erholt haben.
Zugvögel: Wann kommen sie zu uns zurück?
Early arrival In den letzten 50 Jahren hat sich die Ankunft der Zugvögel in Europa um durchschnittlich sieben Tage nach vorne verschoben.
Fast die Hälfte der heimischen Vogelarten sind Zugvögel. Etwa 2,1 Milliarden Vögel machen sich jedes Jahr von Europa auf den Weg in den Süden. Die Zugstrategien und Überwinterungsgebiete unterscheiden sich jedoch stark von Art zu Art. Bei manchen Arten zieht nur ein Teil der Population, der andere bleibt vor Ort. Diese nennt man Teilzieher. Überwintern die Vögel im Mittelmeerraum, nennt man sie Kurzstreckenzieher. Ziehen sie dagegen über die Sahara ins tropische Afrika oder in einigen Fällen sogar nach Indien, spricht man von Langstreckenziehern.
Kalte Winter führen bei Eisvögeln zu Bestandseinbrüchen.© Frank Hecker
Jeder dieser Zugstrategien entsprechen typische Rückkehrdaten zwischen Februar und Anfang Juni. Dabei erstreckt sich die Ankunft der Individuen einer Art oft über einen längeren Zeitraum. Besonders auffällig sind die ersten Ankömmlinge einer Art. Viele Vogelbeobachter führen über Jahre Listen, wann sie welche Art zum ersten Mal im Jahr sehen oder hören. Mit dieser Erfahrung lässt sich die Rückkehr der einzelnen Arten in vielen Fällen auf wenige Tage genau vorhersagen. Typische Erstbeobachtungen liegen z. B. für Feldlerchen um Mitte Februar, beim Hausrotschwanz Mitte März, bei der Nachtigall um den 15. April, beim Mauersegler Anfang Mai oder beim Sumpfrohrsänger um den 15. Mai.
Als Langstreckenzieher überwintert der Kuckuck in Afrika.© Frank Hecker
Zugvögel sind heute mit den Auswirkungen einer erdgeschichtlich beispiellos schnellen Klimaerwärmung konfrontiert, mit der nicht alle Arten gleich gut zurechtkommen. Teil- und Kurzstreckenzieher können ihre Ankunftszeiten je nach Witterung recht flexibel anpassen. Viel schwerer ist das für Langstreckenzieher. Sie können von Afrika aus nicht ahnen, welches Wetter in Europa herrscht. Sie fliegen daher strikt nach Kalender. Eine Anpassung an eine immer früher beginnende Vegetationsperiode erfolgt sehr langsam und nur über genetische Selektion, da Vögel mit etwas früher eingestelltem Kalender mehr Nachkommen erfolgreich durchbringen können. Manche dieser Arten, wie Trauerschnäpper oder Kuckuck, können dabei mit dem Klimawandel kaum Schritt halten und verpassen inzwischen oft den idealen Zeitpunkt für die Fortpflanzung.
Vögel und ihre Stimmen: Wie lerne ich sie kennen?
EINE AUSWAHL geeigneter Bestimmungsbücher finden Sie auf Seite 120. Wenn Sie die Stimmen verschiedener Vögel hören möchten, so haben Sie dazu die Möglichkeit mithilfe der App KOSMOS PLUS. Wenn Sie dann den Nummerncode eines Vogels eingeben, hören Sie seine Stimme. Die Nummerncodes finden Sie auf der vorderen Umschlagklappe oder bei einzelnen Vogelfotos in diesem Buch.
Der Vorfrühling ist die beste Zeit, mit dem Kennenlernen von Vögeln zu beginnen. Noch ist die Arten-zahl gering und übersichtlich. Mit der Ankunft der Zugvögel kommen dann nach und nach neue Arten hinzu, die Sie einzeln dazulernen können. Neben dem Aussehen der Vögel können Sie ihre Gesänge als zusätzliche Bestimmungshilfen nutzen. Natürlich ist es eine gute Starthilfe, wenn Sie einen Mentor finden, der Ihnen viele verschiedene Vögel zeigen kann. Wirklich behalten können Sie aber die Merkmale der Arten nur, wenn Sie sie sich selbst erarbeitet haben – und regelmäßig üben.
Als Hilfsmittel benötigen Sie nicht mehr als ein Fernglas, ein Bestimmungsbuch und Papier für Notizen. Denn aufzuschreiben, welche Arten Sie bereits erkannt haben, hilft sehr beim Lernen und Erinnern – ganz unabhängig davon, ob Sie möglichst lange Listen beobachteter Vögel erreichen möchten oder nicht.
Am besten beginnen Sie mit den Vögeln rund ums Haus, im Garten oder Hinterhof. Immer wenn Sie einen Ihnen noch unbekannten Vogel bemerken, beobachten Sie ihn so lange, bis Sie sich genügend Merkmale einprägen konnten, um den Vogel mit Hilfe eines Vogelführers bestimmen zu können – einen nach dem anderen. Kennen Sie dort alle Vogelarten, erweitern Sie den Radius um den Park um die Ecke, die Wiesen und Felder am Siedlungsrand.
Vögel beobachten: Welche technische Ausrüstung brauche ich dazu?
Prinzipiell reichen zum Vögelbeobachten die eigenen Augen und Ohren. Um aber auch Vögel genau bestimmen zu können, die mehr als ein paar Meter entfernt sind, benötigt man ein Fernglas. Ein beliebtes Fernglas ist „10x40“, also ein Glas mit 10-facher Vergrößerung und einem Durchmesser der vorderen Linse von 40 mm. So eine Optik passt allerdings nicht mehr in eine Hemd- und Hosentasche. Wenn Sie ein solches bevorzugen, ist eine weniger lichtstarke Ausführung mit kleineren Linsen wie die sehr handlichen „8 × 22“-Versionen die bessere Wahl. Denn ganz sicher ist ein kleines Fernglas, das Sie bei jedem Spaziergang dabeihaben, besser als ein großes, das zu Hause in der Schublade liegt. Ab etwa 100 Euro findet man bereits brauchbare Ferngläser.
Die Kohlmeise – leicht zu erkennen und mit einprägsamem Gesang© Mathias Schäf
Wer viel in weitläufigem Gelände unterwegs ist, wird sich früher oder später zusätzlich ein stärker vergrößerndes Fernrohr (Spektiv) zulegen, das aber nur auf einem Stativ sinnvoll zu nutzen ist.
Ganz einfach: Welche Vögel rufen ihren Namen?
Einige Vogelarten machen es uns besonders leicht, sie an ihrer Stimme zu erkennen: Sie rufen ihren eigenen Namen. Natürlich war es eigentlich anders herum: Wir haben sie nach ihren Rufen benannt – aber wer will das schon so genau nehmen.
Der Klassiker unter diesen Arten ist der Kuckuck. Ähnlich ist die Lage beim sonst unauffälligen Zilpzalp. Nur wer auf sein ständig wiederholtes „Zilp-zalp“ achtet, kann nachvollziehen, dass es sich hier um den siebthäufigsten Vogel Deutschlands handelt.
Der Zilpzalp verrät seine Identität, sobald er singt.© Frank Hecker
Der bunte Stieglitz hat seinen Namen von seinem Ruf „Stig-litt“, der Kiebitz von seinem „Kii-witt“, das er besonders gerne bei akrobatischen Balzflügen von sich gibt. Der seltene Wachtelkönig singt nachts auf feuchten Wiesen sogar seinen wissenschaftlichen Namen: „Crex-crex“.
Für gut fünfzig europäische Vogelarten haben Experten plausible Erklärungen, dass ihr deutscher Name auf ihren Rufen und Gesängen basiert. Sie alle erleichtern dem Beobachter das Identifizieren und Wiedererkennen.
Spechtloch in der Fassade: Was kann ich tun?
In grüneren Stadtvierteln entdeckt man seit einigen Jahren vermehrt Hausfassaden, in denen merkwürdige Löcher prangen. Der Baumeister war vermutlich ein Buntspecht, die häufigste heimische Spechtart.
Spechte suchen ihre Nahrung im morschen Holz von Bäumen. Dort bauen sie auch ihre Bruthöhlen, die für viele andere Waldbewohner als Nachmieter wichtig sind. Wenn der Specht auf die dünne Schicht Putz einer wärmegedämmten Fassade klopft, unter der der Dämmstoff steckt, klingt dies genauso hohl wie Klopfen auf morsches Holz. Das hat sich in den letzten Jahren wohl unter den Spechten „herumgesprochen“.