Das Reisebuch Schweden - Martin Wein - E-Book

Das Reisebuch Schweden E-Book

Martin Wein

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Beschreibung

Um Schweden mit seinen unzähligen Seen, den tiefen Nadelwäldern und exponierten Gletscherbergen sowie den tausenden der Küste vorgelagerten Inseln kennenzulernen, braucht es einen guten Plan! Unser Reisebuch bietet Ihnen den perfekten Überblick: zwischen Kiruna und Malmö, zwischen Göteborg und Stockholm, von Küste bis Fjell, von Glasbläsern über Königshäuser bis hin zu Astrid Lindgrens Michel. Schwedens schönste Ziele in einem Buch!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 392

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Martin Wein · Thomas Krämer

DAS REISEBUCH

SCHWEDEN

Die schönsten Ziele entdeckenHighlights, Naturwunder und Traumrouten

INHALTSVERZEICHNIS

Übersichtskarte

Unser Nachhaltigkeitskodex

Willkommen in Schweden! – Naturland mit vielen Kontrasten

Sehnsuchtsland Schweden – Kaleidoskop aus rot-weißer Idylle und kargem Fjäll

SCHWEDENS SÜDSPITZE

1Die Öresundregion – Brückenschlag nach Skandinavien

2Malmö – Schwedens drittgrößte Stadt

DIE WIKINGER VON FOTEVIKEN – Ein Volk von Händlern und Kriegern erschreckt Europa

3Die Studentenstadt Lund – Buntes Leben unter den Domtürmen

4Geheimnisvolles Schonen – Mörder, Mönche und Mythen

5WANDERTOUR AUF DEM KULLABERGZum Leuchtturm raus ins Kattegat

6Kulturerbe Karlskrona – Krieg und Spionage in Blekinge

7Die Speisekammer Schwedens – Land in Bauernhand

8ROUTE AN SCHWEDENS SÜDKÜSTENah am Wasser gebaut

9Dampfzüge in Brösarp – Nostalgie auf Schienen

10Schloss Vittskövle – Wehrhafter Renaissancebau

HEISSE HANDWERKSKUNSTGlashütten im Herzen Smålands

SÜDSCHWEDENS WESTEN

11Helsingborg – Die Stadt am engen Hals

12Strände und Klippen der Südwestküste – Badeorte im Schutz historischer Burgen

BIRGITTA VON SCHWEDENEine Frau für den Frieden

13Göteborg – Die maritime Schönheit

14Göteborgs Hafen – Schiffe und Saunafreuden

15AUF DEM KATTEGATTLEDEN UNTERWEGSIm Sattel nach Süden

16Tjörn & Orust: Inselleben in Bohuslän – Ein Schärenidyll an der Westküste

17Die Fischerdörfer Smögen & Hamburgsund – Gemälde aus Fels, Meer und bunten Fischerhäuschen

DIE PERFEKTE WOCHE

18Die Schärenküste von Sotenäs – Die Fischer und Steinhauer von Hunnebostrand

19UNTERWEGS DURCH SCHWEDENS SÜDWESTENMal rauscht das Meer, mal der Wald

20Die Felsritzungen von Tanum – Eiszeitkunst für die Ewigkeit

21Der Store-Mosse-Nationalpark – Auf sicheren Wegen ab ins große Moor

22Vänern & Vättern – Rund um das blaue Herz Schwedens

SÜDSCHWEDENS OSTEN

23Växjö – Das Tor zum Glasreich

24Öland – Von der Sonne verwöhnt

DALARNA – EINE TYPISCH SCHWEDISCHE LANDSCHAFT: Holzpferde, Wildnis und viel Tradition

25Trollwald – Vom Wind geformt

26Weltkulturerbe an Ölands Südspitze – Mit der Kraft des Windes

27Die Ostseeinsel Gotland – Lebendiges Mittelalter zwischen Sanddünen und Raukar

28Der historische Götakanal – Auf dem blauen Band durch Pippis Welt

29Gamla Linköping & Norrköping – Kleinstadtidylle und Industriearchitektur

TOP-FESTE IN SCHWEDEN

30Södermanland & Östergötland – Im Reich des Landadels – Kronjuwelen der Romantik

31Trosa & Stendörren – Idylle aus dem Bilderbuch – Filmstars in den Schären

32Stockholm – Metropole auf 14 Inseln

33DIE INSEL DJURGÅRDENStadtwandern durchs Grüne

34Das Vasa-Museum – Zeitreise ins 17. Jahrhundert

35Das Freilichtmuseum Skansen – Ganz Schweden auf einen Streich

EIN SEGEN FÜR DIE WISSENSCHAFTAlfred Nobel und seine Preise

36Waldfriedhof Skogskyrkogården – Ruhe im Frieden der Natur

37Sommerschloss Drottningholm – Royale Gartenfreuden vor den Toren der Hauptstadt

38AUTOTOUR VOM GLASREICH IN DIE HAUPTSTADT – Glasbläser, Michel und Könige

39Vaxholm und der Schärengarten – Inselwelt vor Stockholms Haustür

40Die Stadt Nynäshamn – Ein Tag am Meer beim Tor zur Ostsee

41Schloss Gripsholm am Mälaren – Herrscher, Macht und Dichterseelen

42Gammla Uppsala & Birka – Von Wikingern, Kriegern und Ausgrabungen

43Die Universitätsstadt Uppsala – Glauben und Wissen

MITTELSCHWEDEN

44Domstadt Strängnäs – Eine bedeutende Kleinstadt mit Flair

45Industriekultur in Falun – Kupfer für die ganze Welt

46STREIFZUG DURCH MITTELSCHWEDENZwischen Fjäll und Küste

47Rund um den Siljan – Holzpferde, Langlauf und Musik in Dalarna

48Dalarna – Zwischen Fjäll und Fabriken

49Auf der Hochstrasse ins Härjedalen – Fjäll, Flechten und dichtes Fell

50Baum-Mikado im Fulufjäll – Ein Unwetter als Gestalter der Natur

MEINE TOP-10-LIEBLINGSORTE

51Die Rentierzüchter von Båtsuoj – Samisches Erbe zum Erleben

52Rauschende Wasser in Jämtland – Auf dem Karolinerweg ins Grenzgebirge

53IM NATTÅG DURCHS LANDDas halbe Land in einer Nacht

54Dromskåran – Relikt der Eiszeit

55Glösa – Elche im Fels

56Am Bottnischen Meerbusen – Industrie und Handel im Mündungsgebiet der großen Ströme

57Weltnaturerbe Höga Kusten – Eine Landschaft als Emporkömmling

58Umeå in Västerbotten – Musik und Kunst in der Birkenstadt

ELCHE – Die Charaktertiere des Nordens

NORDSCHWEDEN

59Gammelstad in Luleå – Mittsommer im Weltkulturerbe

60Eurostadt Tornio Haparanda – Schwedischfinnische Nachbarschaft ohne Grenzen

61Leben am Torneälv – Stromaufwärts in Richtung Eismeer

62Norrland und seine Wasserkraft – Flussgeschichten – über die wilden Wasser Nordschwedens

63Arvidsjaur & Arjeplog – Silber, Sámi und Autotester

64UNTERWEGS IN SCHWEDISCH-LAPPLANDVon Meer zu Meer über das Fjäll

65Auf dem Silberweg – Üppige Birkenwälder und karge Berge

66Jokkmokk – Treffpunkt der Sámi

67Wilde Landschaften im Sarek & Co – Naturerlebnisse in den nordschwedischen Nationalparks

DIE WECHSELVOLLE GESCHICHTE DER SAMENVolk im Wandel

68Das Kebnekaise-Bergmassiv – Wandern zwischen Schwedens höchsten Gipfeln

69Kiruna & Abisko – Herbstlicher Farbenrausch im Fjäll

70DEN KUNGSLEDEN ERWANDERNUnterwegs auf dem Königsweg

71Der letzte Ort: Riksgränsen – Erzbahngleise und Wanderpfade in der Grenzregion

POLARLICHTERDas magische Leuchten am Nordhimmel

Kartenatlas

Register

Text-/Bildnachweis

Impressum

Kleines Schweden-Kaleidoskop mit Fjäll, Wald und Wasser.

Kirschblüte im Königsgarten in Stockholm, idyllischer Schärenküste, einer Gasse in Stockholm, dem typischen Dalarna-Pferdchen, Wasserfreuden auf einem der Seen und einem Haus im Grünen (v.l.n.r.).

All das ist Schweden: Die Ostsee bei Luleå im Winterlicht.

Mittsommerfeier, Stockholms Altstadt, ein Rapsfeld, das königliche Schloss in Stockholm, Straßenkunst in Göteborg, Herbstfarben im Fjäll (v.l.n.r.).

THEMENVERZEICHNIS

NATUR

4Geheimnisvolles Schonen

7Die Speisekammer Schwedens

12Strände und Klippen der Südwestküste

16Tjörn & Orust: Inselleben in Bohuslän

17Die Fischerdörfer Smögen & Hamburgsund

18Die Schärenküste von Sotenäs

21Der Store-Mosse-Nationalpark

22Vänern & Vättern

24Öland – von der Sonne verwöhnt

DALARNA – EINE TYPISCH SCHWEDISCHE LANDSCHAFT

31Södermanland & Östergötland

33DIE INSEL DJURGÅRDEN

39Vaxholm und der Schärengarten

40Die Stadt Nynäshamn

46STREIFZUG DURCH MITTELSCHWEDEN

47Rund um den Siljan

48Dalarna – Zwischen Fjäll und Fabriken

50Baum-Mikado im Fulufjäll

51Die Rentierzüchter von Båtsuoj

54Dromskåran – Relikt der Eiszeit

55Glösa – Elche im Fels

57Weltnaturerbe Höga Kusten

ELCHE

61Leben am Torneälv

62Norrland und seine Wasserkraft

67Wilde Landschaften im Sarek & Co

69Kiruna & Abisko

POLARLICHTER

SEHENSWÜRDIGKEITEN – KULTUR

1Die Öresundregion

2Malmö – Schwedens drittgrößte Stadt

DIE WIKINGER VON FOTEVIKEN

3Die Studentenstadt Lund

6Kulturerbe Karlskrona

10Schloss Vittskövle

11Helsingborg

13Göteborg – die maritime Schönheit

23Växjö – das Tor zum Glasreich

27Die Ostseeinsel Gotland

29Gamla Linköping & Norrköping

30Södermanland & Östergötland

32Stockholm – Metropole auf 14 Inseln

37Sommerschloss Drottningholm

41Schloss Gripsholm am Mälaren

42Gammla Uppsala & Birka

43Die Universitätsstadt Uppsala

44Domstadt Strängnäs

45Industriekultur in Falun

56Am Bottnischen Meerbusen

58Umeå in Västerbotten

DIE WECHSELVOLLE GESCHICHTE DER SAMEN

TOUR – AKTIVITÄT

5WANDERTOUR AUF DEM KULLABERG

8ROUTE AN SCHWEDENS SÜDKÜSTE

9Dampfzüge in Brösarp

15AUF DEM KATTEGATTLEDEN UNTERWEGS

19UNTERWEGS DURCH SCHWEDENS SÜDWESTEN

38AUTOTOUR VOM GLASREICH IN DIE HAUPTSTADT

52Rauschende Wasser in Jämtland

53IM NATTÅG DURCHS LAND

64UNTERWEGS IN SCHWEDISCH-LAPPLAND

65Auf dem Silberweg

70DEN KUNGSLEDEN ERWANDERN

71Der letzte Ort: Riksgränsen

NUR HIER ZU FINDEN

HEISSE HANDWERKSKUNST

BIRGITTA VON SCHWEDEN

14Göteborgs Hafen

20Die Felsritzungen von Tanum

25Trollwald – vom Wind geformt

26Weltkulturerbe an Ölands Südspitze

28Der historische Götakanal

34Das Vasa-Museum

35Das Freilichtmuseum Skansen

EIN SEGEN FÜR DIE WISSENSCHAFT

36Waldfriedhof Skogskyrkogården

59Gammelstad in Luleå

60Eurostadt Tornio Haparanda

63Arvidsjaur & Arjeplog

66Jokkmokk – Treffpunkt der Sámi

68Das Kebnekaise-Bergmassiv

Die Villa Kunterbunt in Vimmerby, Felsritzungen bei Tanum, die Kirche von Nikkaluokta in Lappland, Nordlichter, das Rathaus von Stockholm und ein weißes Rentier

In Schweden zieht es die Menschen im Sommer am liebsten raus – am allerliebsten direkt ans Meer.

Im Kajak zwischen den Schären der Ostsee kommt der Tag ganz entspannt zur Ruhe.

UNSER NACHHALTIGKEITSKODEX

Die Welt birgt viele Wunder, Abenteuer und spektakuläre Aussichten, die wir gerne erkunden möchten. Doch sie ist auch leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Hier ein paar Tipps, wie wir unsere Welt nachhaltig entdecken können:

Die Hauptsaison meiden: Wenn wir nicht gerade auf die Ferienzeiten angewiesen sind, können wir der Umwelt einen großen Gefallen tun, indem wir in der Nebensaison verreisen. Damit tragen wir zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Umwelt und der Infrastruktur bei und der Urlaub wird dazu auch noch wesentlich entspannter.

Die Aufenthaltsdauer dem Reiseziel anpassen: Je weiter das Reiseziel ist, desto länger sollte der Aufenthalt sein. Dadurch lernen wir die Region nicht nur intensiver kennen, sondern stärken sie ganz nebenbei noch durch unsere Ausgaben vor Ort. Anfahrtsintensive Tagesausflüge sollten besser vermieden werden, das bedeutet nur Stress, sowohl für die Umwelt als auch für uns selbst.

Auf umweltschonende Verkehrsmittel setzen: Wo es möglich ist, reisen wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Das reduziert nicht nur die Luftverschmutzung, sondern schont auch unsere Nerven. Falls das nicht geht, helfen verschiedenste Plattformen dabei, den CO2-Austoß auszugleichen, vor allem, wenn das gewünschte Reiseziel nur mit dem Flugzeug zu erreichen ist.

Nur dort parken und campen, wo es erlaubt ist: Selbst wenn wir uns noch so vorbildlich verhalten und unseren Aufenthaltsort so hinterlassen, wie wir ihn vorgefunden haben, stören wir den Lebensraum von Wildtieren und hinterlassen Spuren und Gerüche. Auch Lagerfeuer entzünden wir ausschließlich an den dafür vorgesehenen Stellen und achten dabei auf Waldbrandstufen und Naturschutzgebiete.

Ressourcen gewissenhaft nutzen: Manche Umweltressourcen sind bereits knapp, endlich sind auf jeden Fall alle. Um sie zu schonen, sollten wir sparsam mit ihnen umgehen, gerade in Gegenden, in denen beispielsweise Wasser oder Strom nicht im Überfluss vorhanden sind.

Ein guter Gast sein: Nachhaltig unsere Umgebung zu erkunden bedeutet auch, der hiesigen Flora und Fauna mit Respekt zu begegnen. Pflanzen sollten auf keinen Fall gepflückt werden, aber sie stehen uns bestimmt gerne Modell für das eine oder andere Foto. Das gleiche gilt für wilde Tiere: Wir füttern sie nicht, halten Abstand und beobachten sie aus der Ferne.

Auf den Wegen bleiben: Wer die vorgegebenen Wege verlässt, dringt nicht nur in die Rückzugsräume heimischer Arten ein, sondern trägt auch dazu bei, dass sich neue Wege bilden, was zur Erosion des Bodens führt.

Abfall wieder mitnehmen: Plastikverpackungen jeglicher Art, Dosen, Flaschen und Papiertaschentücher (es dauert Jahre, bis sich ein einzelnes Taschentuch vollständig abgebaut hat!) gehören nicht in die Natur, sondern artgerecht entsorgt. Am besten gleich eine wiederverwendbare Brotdose oder Trinkflasche mitnehmen. Das gilt natürlich auch für Toilettenpapier und den Inhalt von (Chemie-) Toiletten. Entsprechende Entsorgungsstationen finden sich überall.

Lokal kaufen: Dadurch lernen wir Land und Leute besser kennen und unterstützen die regionale Wirtschaft, außerdem sind regionale Produkte meist auch preisgünstiger und qualitativ hochwertiger.

So wie wir die Umwelt respektieren, wollen wir auch unseren Mitmenschen und deren Kultur Respekt entgegenbringen, gerade im Hinblick auf ihre Tradition, Religion oder typische Gebräuche. So können ein Lächeln oder ein paar Worte in der Landessprache Berge versetzen!

Im riesigen Muddus Nationalpark in Lappland hat sich richtiger Urwald erhalten. Nur wenige Wanderwege führen hinein.

WILLKOMMEN IN SCHWEDEN!

Naturland mit vielen Kontrasten

Ein weiß-rotes Haus am See unter einem blauen Himmel, über den Schäfchenwolken ziehen – viele haben dieses Bild im Kopf, wenn sie an Schweden denken. Man würde dem Land jedoch nicht gerecht, würde man es auf dieses Bullerbü-Klischee beschränken. Denn Schweden ist trotz aller ländlichen Idylle ein Hightechland mit einem modernen Gesellschaftsbild.

Schweden kreuz & quer

Das Königreich Schweden umfasst eine Fläche von knapp 450 000 Quadratkilometern und ist damit deutlich größer als Deutschland. Vom äußersten Norden bis zur Südspitze sind es 1572 Kilometer, von Ost nach West sind es knapp 500 Kilometer. Entsprechend seiner Größe und Lage ist Schweden ungemein vielfältig. Im Süden gibt es noch Landwirtschaft und Laubwälder. Auf der Fahrt nach Norden verändert sich das Landschaftsbild. In der Mitte und vor allem im Norden dominieren schier endlose Nadelwälder mit Kiefern und besonders vielen Fichten. Die Baumgrenze wird von der Birke gebildet, oberhalb wachsen nur noch niedrige Kräuter und Flechten. Wasser spielt im ganzen Land eine große Rolle – sei es in Form gewaltiger Ströme, stattlicher Seen und kleiner Tümpel oder eben in seiner salzigen Spielart an den Küsten.

340 000 Elche

staksen durch die schwedischen Wälder. Mit Ausnahme der Insel Gotland sind sie überall anzutreffen, am größten ist die Chance jedoch in Süd- und Mittelschweden. Rund 80 000 Tiere werden in jedem Jahr geschossen. In zwei Drittel aller Autounfälle in Schweden sind Wildtiere verwickelt – vor allem der »König der Wälder«.

Eisige minus 30 Grad

kann es im Norden Schwedens in manchen Wintern werden, im Sommer dagegen bis hinauf zum Polarkreis auch schon einmal 30 Grad plus: Das Klima in Schweden ist sehr variabel. Im Norden sinkt rund um Mittsommer die Sonne nicht mehr unter den Horizont, ist dafür aber im Winter für Tage oder Wochen nicht zu sehen. Dann erhellen bisweilen Polarlichter die dunklen Nächte.

70 Prozent

Schwedens sind von Wald bedeckt. Davon werden mehr als drei Viertel von der Holzwirtschaft genutzt, die ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist. 2022 wurden fast 96 Kubikmeter Wald abgeholzt. Unberührte Urwälder findet man heute vor allem in den Nationalparks.

2097 Meter hoch

ist der Kebnekaise, Schwedens höchster Berg. Klingt nach nicht sonderlich viel, ist aber so weit im Norden eine alpine, vergletscherte Erhebung weit oberhalb der Waldgrenze. Generell finden sich die höchsten Gipfel im Grenzgebiet zu Norwegen. Das Fjäll – wie das Gebirge auf Schwedisch bezeichnet wird – entstand vor rund 400 Millionen Jahren.

96 000 Seen

werden in Schweden gezählt. Zwischen dem kleinen, von Seerosen bedeckten Tümpel in einem Wald bis zum Vänern mit einer Fläche von mehr als 5500 Quadratkilometern ist alles dabei. Tiefster See ist der Hornavan in Lappland mit 228 Metern. Im Sommer erreichen die Seen im Süden Badetemperatur, im Norden frieren sie im Winter monatelang zu.

26 000 Kilometer

ist die Küstenlänge Schwedens, was das Land weltweit auf Rang 13 bringt. Großen Anteil daran haben die Schären im Westen des Landes sowie südlich von Stockholm. Sie zählen mit ihren zahllosen Inseln zu den beliebtesten Touristenzielen des Landes.

3000 Braunbären

leben in Schweden, vor allem in Dalarna, Lappland und Norrbotten. Deutlich seltener sind Wölfe, von denen es im ganzen Land rund 250 Exemplare gibt. Durch Mittelschweden streifen die meisten der 1500 Luchse, die in dem skandinavischen Land gezählt wurden. Der Vielfraß ist auf die Fjällgebiete beschränkt.

23 Menschen

leben in Schweden durchschnittlich auf jedem Quadratkilometer. Die meisten der 10,5 Millionen Schweden haben ihr Zuhause im Süden und natürlich im Großraum Stockholm, während in Lappland, im Norden des Landes, jeder der 95 000 Bewohner statistisch betrachtet mehr als einen Quadratkilometer zur Verfügung hat.

Gut 60 000 Arten

haben Biologen in Schweden gezählt. Den größten Anteil daran haben mit 25 000 unterschiedlichen Arten die Insekten, darunter auch die Plagegeister des Nordens, die Stechmücken. Die Nationalblume ist die blaue Glockenblume (Campanula rotundifolia), die im ganzen Land gefunden werden kann. Fleischfressende Pflanzen wachsen in Mooren und fangen Insekten.

Im Frühjahr tauchen die Kirschbäume den Kungsträdgården im Zentrum von Stockholm in zartes Rosa und die Stockholmer genießen die ersten warmen Sonnenstrahlen des Jahres.

Das Schweden-Klischee des rot-weißen Häuschens am See ist vielerorts Realität, so wie hier am Mälaren.

SEHNSUCHTSLAND SCHWEDEN

Kaleidoskop aus rot-weißer Idylle und kargem Fjäll

Zwischen dem Hochgebirge Nordschwedens und den langen Sandstränden in Schonen liegen 1600 Kilometer und viele unterschiedliche Landschaften – manchmal atemberaubend auf den ersten Blick und bisweilen ihre Schönheit im Detail verbergend. Dieses Buch soll dazu anregen, die Augen zu öffnen – für die wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes ebenso wie für versteckte Besonderheiten.

Freizeitskipper schätzen die einsamen Buchten an der Bohuslänküste.

Ein kleiner blonder Junge, der die Tür eines rot-weißen Häuschens aufstößt und die Treppen herunterläuft, über den gepflegten Rasen des Vorgartens rennt und schließlich hinter Bäumen verschwindet, zwischen denen das Wasser eines Sees glitzert. Das ist das Schweden, das die ungemein beliebte schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren in den Köpfen der Menschen hinterlassen hat. Ein Klischee? Mitnichten! Es gibt diese lieblichen Landschaften, in denen genau jene rot-weißen Häuschen an den Seen stehen. Es gibt diese gepflegten Vorgärten, in denen der Rasen so aussieht, als ob er aus Kunststoff wäre. Es gibt diese blonden Jungen und Mädchen, die fröhlich lachend über die Wiesen tollen. Und es gibt diese klaren, in der Sonne glitzernden Seen. Abertausende sind es, die Schweden zu einem Paradies für Wassersportler machen, für Angler oder einfach für Menschen, die ihre Ruhe und Erfüllung an einem der vielen Seeufer finden, gegen das sanft die Wellen plätschern.

Göteborg lockt mit viel Kunst und Kultur etwa im großen Theater.

Das Fjäll im Norden im kurzen Herbst mit einem regelrechten Farbenrausch.

Schon fast kitschig und doch real: Sonnenuntergang in Melbystrand.

Landschaftliche Vielfalt

Die Provinz Småland beispielsweise ist solch eine Landschaft, die diese Vorstellung auf angenehmste Weise erfüllt. Doch Schweden hat viel mehr zu bieten als rot-weiße Idyllen an Seen. Da ist die Hauptstadt Stockholm, die aufgrund ihrer Lage auf vielen kleinen und größeren Inseln als das Venedig des Nordens bezeichnet wird und einem Vergleich mit ihrem italienischen Pendant spielend standhält. Nicht nur kulturell, sondern auch in puncto Lebensfreude und Genuss. Denn während noch vor 20 oder 30 Jahren die Wurstbude an der Tankstelle der Treffpunkt für einen kulinarischen Ausflug war, weiß man heute zu schätzen, was die Natur zu bieten hat. Und das nicht nur in Stockholm, sondern im ganzen Land. Frische Beeren und Pilze, leckere Kartoffeln und Rentierfleisch benötigen keine gastronomischen Klimmzüge, um zu einer überaus schmackhaften Mahlzeit zu werden. Nicht zu vergessen der Fisch, der aus den Flüssen und Seen gezogen wird. Dann ist da die prächtige Inselwelt an der schwedischen Westküste. Schären nennen die Schweden diese kleinen und größeren Inseln, die manchmal nicht mehr sind als ein Fels im Meer. Manchmal sind sie aber auch von grünen Kiefern bewachsen und bieten sogar einsame Sandstrände zum Baden. Hier verbringen viele Schweden selbst ihren Urlaub, lassen ihr Boot zu Wasser, um in einer stillen Bucht der Sonne beim Untergehen zuzusehen. Nicht zu vergessen die Provinz Schonen mit ihren schmucken Bauernhöfen, behutsam hergerichteten Kirchen und den weiten Feldern. Oder die Insel Öland, auf der sogar das Königspaar die vielen Sonnenstrahlen genießt. Und wenn man schon auf einer Insel ist: Gotland als Zentrum des mittelalterlichen Schwedens, in dem mit der Mittelalterwoche die Geschichte in den Gassen Visbys lebendig wird. Oder die schier unendlichen Wälder im mittleren und nördlichen Teil des Landes, das von gewaltigen Flüssen durchzogen wird. Hier tost das Wasser mit unbändiger Kraft über Wasserfälle und Stromschnellen, um einige Hundert Meter talabwärts gemächlich durch die Landschaft zu gleiten. Und schließlich das Gebirge, für das die Schweden einen eigenen Begriff gefunden haben: Fjäll. Das bedeutet zwar eigentlich nichts anderes als Gebirge, steht jedoch für die kargen Hochflächen und abgerundeten Gipfel des Nordens, zu deren Füßen die Ureinwohner Schwedens leben: die Sámi. Nach jahrelanger Unterdrückung entdeckt dieses Volk seit den 1970er-Jahren seine Identität wieder und kann und darf sie leben. Die Zelt-Nostalgie der Sámi gehört der Vergangenheit an, nicht aber die Rentierzucht. Die halbwilden Haustiere tragen immer noch zu einem großen Teil zum Lebensunterhalt der Sámi bei. Zudem ist Lappland ein Paradies für Wanderer, die im Sarek oder in den anderen Nationalparks mit wohlklingenden Namen unterwegs sind. Einmal auf dem »Königsweg« Kungsleden unterwegs gewesen zu sein, ist nicht nur der Traum der meisten Schweden, sondern auch vieler Mitteleuropäer.

»Die Natur macht keine Sprünge«

Diese Grundannahme der griechischen Philosophie und Naturwissenschaft, die sich der berühmte schwedische Naturforscher Carl von Linné im 18. Jahrhundert auf die Fahnen schrieb, lässt sich überall in Schweden beobachten. Die Landschaft Nordschwedens ist mehr als jede andere Region in dem skandinavischen Land ein Produkt der Eiszeit. Bis zu 3000 Meter war der Eispanzer dick, der auf Skandinavien lastete. Die sich langsam bewegenden Gletscher frästen tief in die Täler hinein und hobelten die Spitzen der Berge ab. Sie hinterließen eine Landschaft, die alles andere als eng und bedrängend ist, sondern eine für Mitteleuropäer unglaubliche Weite bietet. Und noch etwas passierte während der Eiszeit: Die Eismassen drückten das Land in die Erdkruste hinunter. Als sie vor rund 10 000 Jahren geschmolzen sind, hob sich die von dieser Last befreite Erdmasse wieder. Und das bisweilen im geologischen Expresstempo, wie an der Höga Kusten an der mittelschwedischen Ostseeküste zu sehen ist. Das Eis zog sich nach Norden zurück. Ihm folgten die Menschen, wie 8000 Jahre alte Funde bei Göteborg beweisen. Bronze- und Eisenzeitmenschen hinterließen in Süd- und Mittelschweden ihre Spuren. Hervorzuheben sind die unbekannten Künstler, die in dieser Zeit an der Bohusküste bei Tanum Hunderte Darstellungen von Menschen, Tieren, Booten und Symbolen in den harten Fels ritzten.

Faszinierende Geschichte

Erst um das Jahr 800 betrat das heutige Schweden aus historischer Sicht die Bühne der Welt. Die Wikinger schifften über die Nord- und Ostsee, fuhren auf Flüssen bis weit nach Asien hinein – manchmal räubernd, manchmal handelnd. Am Mälaren, einem verzweigten Seensystem westlich von Stockholm, entstand mit Birka ein zentraler Handelsposten. Gut zweieinhalb Jahrhunderte dauerte diese Episode. Mehrere Hundert Jahre später standen die Schweden dann in Mitteleuropa. Heute ist es schwer vorstellbar, dass dieses zurückhaltende Land einmal eine kriegerische Großmacht war. Doch im 17. Jahrhundert rückten schwedische Truppen bis nach Süddeutschland vor, wurden aber zu Beginn des 18. Jahrhunderts wieder nach Norden zurückgedrängt. Seitdem sind es eher Ideen oder Rohstoffe, die von den Schweden in die Welt exportiert werden und mit denen sich das Land einen guten Namen gemacht hat. Eisen zum Beispiel, das in gewaltigen Gruben in Nordschweden rund um Kiruna gefördert und in den Waggons der Erzbahn ins norwegische Narvik gebracht wird. Oder die Nobelpreise, die auf eine Initiative des schwedischen Dynamit-Erfinders Alfred Nobel zurückgehen. Kriminalgeschichten von Henning Mankell, dessen Anti-Held Kurt Wallander in der Gegend rund um Ystad in Schonen ermittelt. Und eben Geschichten wie die von Astrid Lindgren, in denen starke Mädchen ganze Pferde in die Luft heben können oder kleine Jungs im Tischlerschuppen neben dem rot-weißen Häuschen Zuflucht suchen.

Der Götakanal verbindet die schwedische Ost- mit der Westküste.

Auch aus dem Horn der Rentiere fertigen samische Handwerker ihre Kunstgegenstände.

Das Klischee vom romantischen Schweden wird an diesem See bei Karesuando.

An der Küste von Öland am Kalmarsund Realität.

Nicht immer war es leicht, die Ziele für dieses Buch auszuwählen. Klar, Stockholm oder die Bohusküste stehen auf der Liste von Schweden-Liebhabern genauso weit oben wie die Wald- und Seenlandschaft Smålands oder der See Siljan in Dalarna. Gleichwohl ging es auch darum, etwas weniger bekannten Zielen eine Bühne zu bieten. Der Kebnekaise als höchster Berg Schwedens liegt nicht so weit abseits in der Fjäll-Landschaft, als dass ihm nicht ein Wanderer mit ein wenig Kondition nahekommen könnte. Oder die Schlösser und Schären an der Ostküste, die als Kulisse der Inga-Lindström-Filme vielen bekannt sind – auch wenn sie vorher noch nie dort waren. Die hellen Sommernächte sind genau die richtige Zeit, um Schweden zu entdecken. Doch wer das skandinavische Land nur in der warmen Jahreszeit bereist, lernt es lediglich zur Hälfte kennen. Dick eingemummelt in eine Daunenjacke lässt sich das magische blaue Licht der Polarnacht in Lappland genießen – denn es strahlt eine besondere Faszination aus, die nur durch das mystische, grüne und rote, am Himmel tanzende Nordlicht übertroffen wird. Kurz: Nicht nur die schwedische Landschaft ist vielfältig und kontrastreich, auch die Jahreszeiten sind es.

Charmante Straße in Stockholm.

Die Gegend um das Sami-Dorf Nikkaluokta am See Paittasjärvi.gilt vielen Schwedenkennern als eines der schönsten gut zugänglichen Wandergebiete des Landes.

SCHWEDENS SÜDSPITZE

Schonen & Blekinge

Schmucke Kleinstädte wie Karlskrona prägen den Süden.

Zimtschnecken gehören hier zur Kaffeepause dazu.

Weite Felder prägen die südschwedische Landschaft, wie hier bei Smedstorp.

DIE ÖRESUNDREGION

Brückenschlag nach Skandinavien

Eine grazile Brücke prägt seit bald einem Vierteljahrhundert weithin sichtbar das Gesicht der Öresundregion. Die zu Schonen gehörende Gegend steht für einen gleitenden Übergang vom dicht besiedelten Mitteleuropa zu den weiten Wäldern Schwedens. Hier gibt es nicht nur einen Ballungsraum, sondern auch viele Zeugnisse der bewegten Vergangenheit zu erkunden.

Fast acht Kilometer lang ist die Öresundbrücke, die Dänemark mit Schweden verbindet.

Als am 1. Juli 2000 das erste Auto über die Öresundbrücke fuhr, lagen viele Jahre harter Arbeit hinter den Planern und Arbeitern. Denn als die schwedische und die dänische Regierung im März 1991 den Bau einer festen Verbindung zwischen den beiden Ländern über den Öresund vereinbarten, ging es erst einmal ans Planen, bevor im August 1995 die ersten praktischen Arbeiten für das von vielen als Jahrhundertprojekt bezeichnete Bauwerk begannen. Fünf Jahre lang wurden Tunnel gebaut, Brückenpfeiler errichtet und sogar eine künstliche Insel aufgeschüttet, um die dänische Hauptstadt Kopenhagen mit der schwedischen Stadt Malmö zu verbinden. Heute präsentiert sich das insgesamt 16 Kilometer lange Bauwerk mit den beiden 206 Meter hohen Pylonen als weithin sichtbares Markenzeichen der gesamten Region. Auf zwei Etagen rollen Autos, Lastwagen und Züge von Dänemark nach Schweden und umgekehrt. Dabei bedeutet die Öresundbrücke nicht einfach nur, dass Schweden nun auf dem Landweg erreichbar ist. Ihr Bau war auch der Impuls für die Geburt einer neuen, grenzübergreifenden Region: Rund 3,6 Millionen Menschen, von denen viele mittlerweile täglich über die Landesgrenzen hinwegpendeln, leben beiderseits des Öresunds – dem am dichtesten besiedelten Gebiet Nordeuropas. Von der Centralstation der Stadt braucht man mit dem modernen Pendlerzug nur eine halbe Stunde bis zum internationalen Flughafen in Kastrup bei Kopenhagen.

Eine Reminiszenz an vergangene Zeiten ist das Telefonhäuschen.

Zulauf zur Badewanne Ostsee

Um die Metropolregion Kopenhagen mit der schwedischen Großstadt Malmö zu verbinden, haben die Planer seinerzeit keineswegs die kürzeste Verbindung über den Sund genutzt. Die liegt ganz im Norden des rund 180 Kilometer langen Gewässers, zwischen dem dänischen Helsingør mit dem Hamlet-Schloss Kronborg und dem schwedischen Helsingborg. Hier ist der Sund gerade einmal vier Kilometer breit. Trotzdem verkehren hier noch Autofähren.

Mitten im Sund liegt die nur sieben Meter tiefe Drogdenschwelle. Diese Anhebung erschwert den Wasseraustausch zwischen dem Kattegat und der inneren Ostsee durch Ebbe und Flut zusätzlich. Zusammen mit dem Großen und dem Kleinen Belt ist sie der einzige Zufluss. Deshalb enthält die Ostsee Brackwasser mit einem vermindertem Salzgehalt, weil andererseits viel Süßwasser durch die zahlreichen Flüsse in sie hineinströmt. Entstanden ist das Binnenmeer ohnehin erst nach der letzten Eiszeit, als sich der Norden Skandinaviens nach dem Schmelzen der Eiskappe rasch anhob und der südliche Teil dafür nach unten kippte. So lief die Ostsee auch durch den Öresund voll Wasser wie eine große Badewanne.

Für Menschen war der maximal 53 Meter tiefe Öresund nie eine unüberwindliche Grenze. Die Wikinger nannten ihn Noresund und nutzten ihn als bequemen Handelsweg. Die Dänen kassierten einen happigen Sundzoll und herrschten bis zum Frieden von Roskilde 1658 lange Jahrhunderte auch jenseits des Sundes in Schonen. Insofern ist die entstehende Großregion geradezu eine natürliche Entwicklung. Allerdings liegt sie anders als in der Vergangenheit im beiderseitigen Interesse.

Ein Schuhmacherladen in Malmö.

In strahlendem Weiß präsentiert sich das Hauptgebäude der Universität von Lund.

Auf Tycho Brahes Insel

Dass die Öresundregion schon früh ein beliebtes Siedlungsland war, können heutige Besucher in Höllviken nachvollziehen. Dort wurde ein Dorf der Wikinger nachempfunden, wie es vor rund 1000 Jahren in dieser Gegend bestanden haben mag. Hinter wehrhaften Palisaden stößt man auf ein gutes Dutzend Hütten und Zelte und wenn der Wind günstig weht, kommt vielleicht sogar der Schmied für eine Schauvorführung in die Bucht gesegelt.

Auch später blieben die Zeiten kriegerisch. Davon überzeugt die Backsteinfestung Landskrona slott hinter ihren schützenden Wällen und Wassergräben. Dänenkönig Christian III. (1503–1559) ließ die wehrhafte Zitadelle errichten, um seinen Anspruch auf Schonen zu unterstreichen. Heute dient sie als Ort für Ausstellungen und Konzerte deutlich friedlicheren Zwecken. Und vom Hafen der gleichnamigen Industriestadt kann man mit der Fähre in 30 Minuten auf die einzige schwedische Insel im Öresund übersetzen. Ven heißt sie und lässt sich bequem auf einem von rund 1200 Leihfahrrädern erkunden. Bedeutung erlangte die kleine Insel im 16. Jahrhundert, als sich der dänische Astronom Tycho Brahe (1546–1601) hier ein palastartiges frühes Forschungsinstitut samt Observatorium und Sternwarte errichten ließ. Heute leben auf Ven nur noch 350 Menschen.

Der Büro- und Wohnturm Turning Torso überragt die Gebäude von Malmö und ist Wahrzeichen der Stadt.

Malmö: Umtriebige Küstenstadt

Der Brückenschlag, für den erste Ideen schon aus dem 19. Jahrhundert stammten, hat auch in Malmö, Schwedens drittgrößter Stadt, bedeutende Spuren hinterlassen: Das einstige Fischerdorf ist nun weiter an Europa herangerückt und nimmt eine bedeutendere Rolle als Handelsplatz ein. Eine Funktion, welche die am Meer gelegene Stadt schon vor langer Zeit einmal hatte. Zeuge dafür ist das gut befestigte Schloss Malmöhus aus dem 16. Jahrhundert, das einst sogar als Gefängnis genutzt wurde. Es ist umgeben von einem Kanal, auf dem man mit dem Tretboot eine Stadtbesichtigung der besonderen Art machen kann. Die Altstadt von Malmö wird nur durch einen kleinen Park vom Schloss getrennt. Hier findet man beim Stadtbummel am Lilla torg, einem beliebten Treffpunkt mit Cafés und Kneipen, prächtige alte Steinhäuser mit dicken Holzbalken.

Kirchen- und Studentenstadt Lund

Die kleine Universitätsstadt Lund in der Nähe von Malmö wird wiederum vom Dom überragt. Er steht als Symbol für die Bedeutung, welche die Bischofsstadt einst für die Kirche im Land hatte. Unter nicht weniger als 27 Gotteshäusern und Klöstern hatten die Menschen hier früher die Wahl. Heute verbindet man eher die Universität mit der Stadt. Rund ein Drittel der Einwohner sind Studenten. Entsprechend munter ist das Leben im Schatten der vielen historischen Gebäude, die glücklicherweise Brände und Zerstörungen überstanden haben. Über das Leben in den alten Zeiten kann man sich im Freilichtmuseum mitten in der Stadt informieren. Entspannung verspricht anschließend Kaffee auf dem Stortorget in der Nähe des Doms, einem Treffpunkt und Marktplatz, wo das Flair dieser hübschen Stadt bestens zu spüren ist.

TOP ERLEBNISSE

ÜBER DIE BRÜCKE

Die Öresundbrücke ist eines der größten Bauwerke Europas. Eine Passage ist – ob mit dem Auto, Camper oder Zug – für sich genommen schon ein Erlebnis. Rund 70 000 Menschen passieren sie im Durchschnitt jeden Tag. Der Brückenzoll ist zwar erheblich, aber es gibt Kombi-Tarife etwa zusammen mit der Fähre Puttgarden–Rødby oder Warnemünde–Gedser. Wer vorab bucht und sein Fahrzeug registriert, kann auf den grünen Spuren ohne Wartezeit passieren.

TYCHO-BRAHE-MUSEUM

Wie aufwendig die riesigen astronomischen Geräte waren, die Tycho Brahe für seine Forschungen anfertigen ließ, kannn man im Museum in der Mitte der Insel anhand von originalgetreu angefertigten Nachbauten und ein einer imposanten Tonbildschau unten in der Krypta der einstigen Sternwarte nachempfinden. Der Wissenschaftler konnte mit seinen Methoden die Länge eines Erdenjahres bis auf eine Sekunde exakt bestimmen. Auch sein Renaissancegarten für die alchemistischen Forschungen wurde teilweise restauriert.

WEITERE INFORMATIONEN

www.oeresund-bruecke.de;www.landskrona.se/tourist;www.visithven.dk

Die Öresundbrücke beeindruckt auch aus anderen Perspektiven.

MALMÖ – SCHWEDENS DRITTGRÖSSTE STADT

Kopenhagens ungleiche Schwester

Malmö präsentiert sich Besuchern zweigeteilt: Auf der einen Seite steht die gemütliche Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern rund um den Stortorget. Auf der anderen Seite verjüngt sich die drittgrößte Stadt Schwedens mit ihren rund 350 000 Einwohnern im alten Hafengebiet regelrecht futuristisch. Hier steht mit dem Turning Torso seit 2005 auch ihr neues Wahrzeichen, das bis nach Dänemark hin sichtbar ist.

Spätestens seit der Eröffnung der Öresundbrücke liegt Malmö mitten in Europa. Das ist Betrachtern aus mitteleuropäischer Perspektive nicht unbedingt bewusst. Aber von der Stadt an der Lomma-Bucht ist der Weg über die Alpen nach Florenz mit 1322 Kilometern tatsächlich kürzer als eine Reise in entgegengesetzter Richtung in den Norden Schwedens, bis in die Bergbaustadt Kiruna kurz vor der norwegischen Grenze. Bis dahin sind es 1411 Kilometer. In Rostock ist man von Malmö aus schon nach 177 Kilometern und damit viel schneller als in Stockholm. Und die Metropole Kopenhagen liegt ohnehin um die Ecke oder besser gesagt über den Sund.

Mit der Schnellfähre braucht man 30 Minuten dorthin. Das kommt auch der Wirtschaft der Stadt sehr zugute. In den 1970er-Jahren hatte die Krise der europäischen Werften der Stadt schwer zugesetzt. Sichtbarstes Zeichen dafür war 2002 der Abbau des Kockumskrans. Das 140 Meter hohe Ungetüm der gleichnamigen Werft war vorher das Wahrzeichen der Stadt. Mit verbesserten Möglichkeiten für Pendler hat sich die hohe Arbeitslosigkeit inzwischen deutlich verringert. Auch neue Bildungseinrichtungen wie die Hochschule Malmö mit inzwischen knapp 25 000 Studierenden tragen zur Transformation der Stadt zum Dienstleistungs- und Hightechstandort bei. Als origineller Bildungsträger hat die World Maritime University in Malmö ihren Hauptcampus. Getragen wird sie von der International Maritime Organization (IMO) der Vereinten Nationen.

Das beliebte Casino Monopol hat leider dauerhaft geschlossen, aber das Gebäude beeindruckt dennoch.

Höher geht es nicht in Skandinavien: Der Turnong Torso von Santiago Calatrava in Malmö schreibt Rekorde.

Dänisches Erbe in der Altstadt

Über Jahrhunderte war Malmö im Schatten des mächtigen und reichen Kopenhagen wenig aufgefallen und kann gewissermaßen als dessen ungleiche Schwester gelten.

Von Kaufleuten der Hanse wurde die Stadt anfangs gegründet, weil sie in der flachen Bucht bequem Heringe zum Einpökeln fangen konnten. Sie nannten die Landungsstelle verächtlich »Sandhaufen«. In dieser Bedeutung vermuten Sprachforscher zumindest die Namensherkunft von Malmö. Später wurde die Stadt aber ein wichtiger Außenposten der Dänen in Schonen. Viele der schmucken Bürgerhäuser in der Altstadt entstanden im 16. und frühen 17. Jahrhundert noch unter dänischer Herrschaft. Sie belegen, wie wohlhabend Malmö damals war. Manche, wie das Flensburgska hus in der Södergatan 9, berichten auch von den engen Beziehungen ins heutige Norddeutschland. Auch die gotische Petrikirche fand ihr Vorbild vermutlich in der großen Marienkirche in Lübeck. Sie stammt in ihren Ursprüngen schon aus dem 14. Jahrhundert und ist damit das älteste Gebäude der Stadt. Wie prächtig sie einmal ausgesehen haben könnte, zeigt im Inneren noch die Kapelle der Krämer. Dort kamen bei Restaurierungsarbeiten unter der schlichten Wandfarbe farbenfrohe Malereien zutage.

Gleich neben der Festung Malmöhus steht die alten Schlossmühle von 1851.

Wehrhafte Festung Malmöhus

Das prachtvolle Rathaus im Stil der Renaissance, ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert, wirkt hingegen wie eine verkleinerte Kopie seines Pendants in Kopenhagen. In diesem Fall ist das eine Fehleinschätzung: Der heutige Rathausbau in Kopenhagen wurde nämlich erst 1905 eingeweiht. Dänen bauten in nur vier Jahren und für die Rekordsumme von 5690 Silbermark auch die Festung Malmöhus, die heute Besuchern mit ihrer Vielzahl verschiedener Museen wunderbar einen verregneten Nachmittag lang unterhält. Sie war ursprünglich Teil der starken Stadtmauern. Ihr Verlauf wird heute nur noch durch den Stadtkanal gekennzeichnet, auf dem man mit kleinen offenen Ausflugsbooten ähnlich wie in Kopenhagen eine ganz besondere Stadtbesichtigung vom Wasser aus unternehmen kann. Heute sind im Kommandantenhaus, dem roten Pulverturm und dem eigentlichen Festungsbau unter anderem Gemälde, Waffen, Spielzeug, ausgestopfte Vögel und nachtaktive Tiere untergebracht. Im wunderschön gepflegten, großzügigen Park mit einem empfehlenswerten Café steht eine alte Holländer-Windmühle auf einer ehemaligen Bastion.

Auf dem Stortorget reitet König Karl X. Gustav in Bronze.

1658 zogen die Dänen ab und Malmö wurde schwedisch. Daran erinnert das große Reiterstandbild auf dem zentralen Stortorget. Es zeigt Schwedenkönig Karl X. Gustav (1622–1660), der den Frieden von Roskilde ausgehandelt hatte. In seiner Nachbarschaft ist das Zentrum der Stadt, die sich hier mit vielen Geschäften, Restaurants und Cafés urban und wuselig gibt.

Malmös ruhiger Westen

Wesentlich ruhiger geht es im »alten Westen«, dem Gamla Väster, zu. Hier mischen sich kleine bunte Hütten, an deren Fassaden Rosen emporwachsen, mit feudalen Wohnhäusern. Und im neuen Stadtteil Västra Hamnen im ehemaligen Hafengebiet, der auf die ökologische Bauausstellung Bo01 von 2001 zurückgeht, steht seit 2005 unweit vom Öresund das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt: der Turning Torso, der sich 190 Meter hoch in den schwedischen Himmel windet und dabei seine Fassade um 90 Grad verdreht. Dieses von dem spanischen Architekten Santiago Calatrava geplante, spektakuläre Wohnhaus ist das zweithöchste Gebäude Skandinaviens und mit 54 Etagen derzeit das vierthöchste Wohnhaus des Kontinents. Trotzdem bewegt es sich an seiner Spitze selbst bei Windstärke 9 nur um 30 Zentimeter. In den rund 150 Wohnungen ist das praktisch nicht zu merken. Von seiner Spitze aus blickt man auf das Meer, das große Hafengelände sowie auf die weitläufigen Felder der Region Schonen und sogar bis nach Lund. Manchmal hat man Glück und kann die Konferenzräume ganz oben besichtigen. Es gibt keine öffentliche Aussichtsplattform.

Aber auch unterhalb dieser imposanten Landmarke lohnt ein Blick auf die Neubauten. Das Viertel, das noch im Werden ist, zeigt, wie urbanes Leben künftig aussehen könnte. Autos sieht man kaum noch. Sie wurden fast vollständig aus den Straßen verbannt. Dafür flitzen Hunderte Radfahrer durch die Straßen. Zwischen den Neubauten wurden Parks, Sportanlagen und Spielplätze eingerichtet und man trifft sich in luftigen Fußgängerzonen oder auf der langen Uferpromenade. Das mag auf den ersten Blick etwas kühl wirken, aber im Vergleich mit den Wohnsiedlungen aus den 1960er-Jahren ist die Lebensqualität hier extrem hoch, ebenso allerdings auch die Immobilienpreise.

Mal kurz raus aufs Land

Wer es doch etwas lieblicher mag, der fährt nur zehn Minuten vor die südlichen Tore der Stadt. Dort hat sich ein Gutshof reicher Malmöer Bürger aus dem 19. Jahrhundert erhalten: Katrinetorp. Das rot getünchte Gutshaus im Empirestil steht inmitten einem großen englischen Landschaftspark mit betörend duftendem Rosengarten und einer hübschen Orangerie. Man kann hier entspannt Kaffee trinken oder auch heiraten – ganz nach persönlichem Gusto.

TOP ERLEBNISSE

KAFFEE IM KUNGSPARKEN

Urlaubsstimmung kommt spätestens unter den großen Sonnenschirmen im Slottsträdgårdens Kafé auf. Zwischen einer Vielzahl bunter Blumen sitzt man hier mit vielen Einheimischen an den weißen Holztischen und genießt eine Mittagspause oder den Nachmittagskaffee. Bestellungen kann man gleich an der Freiluftbar aufgeben. Und bei Regen oder im Winter macht man es sich einfach im möblierten Gewächshaus gemütlich.

FISCHER IN DER GROSSSTADT

Dass Malmö einst ein Fischerdorf war, lässt sich am ehesten entlang der Fiskehamnsgatan in direkter Nähe des Schlosses erkennen. Hier dümpeln kleine Fischerboote im Kanal, der die Altstadt umgibt und die Verbindung zum Meer ist. Hier bekommt man frische Delikatessen aus dem Meer, die auch in den Geschäften und zahlreichen Restaurants angeboten werden. Malmö, eine Stadt mit maritimer Atmosphäre: Das lässt sich nicht nur erleben, sondern auch schmecken.

WEITERE INFORMATIONEN

www.malmo.se;www.slottstradgardenskafe.se

Blütenpracht auf dem Stortorget.

THEMA

DIE WIKINGER VON FOTEVIKEN

Ein Volk von Händlern und Kriegern erschreckt Europa

Nach dem Überfall auf die Abtei Lindisfarne am 24. Mai 841 waren Wikinger in Europa in aller Munde. 200 Jahre versetzten sie den Kontinent in Angst und Schrecken. Dabei waren die meisten von ihnen friedliche Bauern und Fischer. Ihr Leben wird heute im Freilichtmuseum Foteviken nachempfunden.

Diese Typen hatten wirklich fast überall ihre Finger im Spiel. Wer schon einmal einen total verregneten Sommerurlaub in Nordschweden verlebt hat, der kann die Wikinger durchaus verstehen. Dass diese ihre Fühler vor 1100 Jahren über die Ostsee bis in die heutige Ukraine ausstreckten sowie westwärts nach Frankreich, England, Italien und anno 882 auch den Rhein aufwärts bis nach Köln und Trier segelten, ist leidlich bekannt. Aber die Männer (und auch Frauen) aus dem Norden – wie der Rest Europas die Wikinger nannte – hatten auch ein Auge auf Spanien geworfen, sie waren in Nordafrika unterwegs und am Hof von Byzanz, wie neueste Forschungen zeigen. »Die Normannen hatten die Globalisierung schon im Blut«, sagt die Archäologin Franziska Kothe, die die Leute aus dem Norden zu ihrem Forschungsschwerpunkt machte. Warum die Leute aus den Buchten Dänemarks und Südschwedens – Wikinger leitet sich von Vik (Bucht) ab – ihre Heimat verließen, ist immer noch umstritten. Hoher Bevölkerungsdruck und eine Wanderzeit junger Männer vor der Sesshaftigkeit mögen entscheidende Ursachen gewesen sein. Dabei erwiesen sich die Wikinger mit ihren wendigen Langschiffen nicht nur als Raufbolde, wie sie die Erfolgsserie Vikings um den legendären Wikingerführer Ragnar Lodbrok zeigte. Sie waren auch gewiefte Fernhändler und wurden als Kolonisatoren in Island und Grönland heimisch. Bis nach Labrador führten ihre Erkundungsfahrten. Ihr unbestreitbarer Erfolg beschert ihnen deshalb noch heute viele Bewunderer.

Geschützt von einem Wachturm und Pallisaden ducken sich die Grassodenhäuser vor dem Ostseewind.

Direkt am Öresund an der Bucht Foteviken wurde das größte Wikingerdorf Schwedens rekonstruiert.

Das größte nachgebaute Wikingerdorf Skandinaviens

Dass die Wikinger auch in ihrer Heimat gut lebten, zeigt seit 1995 das größte nachgebaute Wikingerdorf Foteviken südlich von Malmö. An dieser Stelle haben Wikinger um das Jahr 970 nachweislich ein Heiligtum für die Asen geweiht – ein germanisches Göttergeschlecht. Bis 1150 war die Gegend an verschiedenen Stellen besiedelt. Das heutige Dorfleben spielt anno 1134, dem Jahr einer wichtigen Schlacht in der Gegend. Den hohen Wachturm aus Holz sieht man schon von Weitem. Hinter einer Palisade aus angespitzten Baumstämmen, die das Dorf zum Land hin schützt, ducken sich rund 20 Häuser. Es raucht aus der Schmiede und in der Bäckerei duftet es nach frischem Brot. Andernorts werden Münzen geschlagen und unten am Strand wird in einer Kate Fisch geräuchert. Einmal im Monat kommt im großen Thinghaus sogar der Byalag zusammen, der Dorfrat. Ehrenamtliche in passender Gewandung erwecken die späte Wikingerzeit jeden Sommer zum Leben. Überall im Norden haben die Wikinger so oder so ähnlich gelebt. Die meisten waren Fischer und Bauern, andere haben die Beute ihrer Raubzüge in sagenhaften Horten angehäuft, die sie im Alltag kaum nutzen konnten. Aber auch praktische Ideen haben sie mitgebracht. So ersetzten Kamine mit der Zeit die offenen Feuerstellen und aus gebrannten Ziegeln wurden stabile Häuser errichtet. In Foteviken kann man diese Entwicklung besichtigen. Nicht zuletzt sorgte das Christentum für eine neue Ordnung in der Region.

Im Sommer hängt der Suppenkessel über der offenen Feuerstelle.

DIE STUDENTENSTADT LUND

Buntes Leben unter den Domtürmen

Nach Lund kommt man zum Studieren. Wenn im Herbst das Semester startet, fluten 45 000 junge Leute aus aller Herren Ländern die kleine Stadt bei Malmö. So mischt sich hier Altes und Neues aufs Vortrefflichste. Denn die Universität ist nicht nur eine der besten weltweit, sondern auch schon 350 Jahre alt. Tradition und Innovation schließen sich hier nicht aus. Ob im Botanischen Garten oder beim jährlichen Humor-Festival – man kann das selbst miterleben.

Auf ihre Universität aus dem Jahr 1666 sind Lunds Bürger heute noch stolz.

Mit seiner verkehrsgünstigen Lage am Öresund und seinem gemütlichen Stadtkern ist das kleine Lund heute die am schnellsten wachsende Stadt in Schweden. Wer zum Studium hierherkommt, der möchte gar nicht mehr weg. Nach Malmö und Kopenhagen ist es heute ein Katzensprung. Aber man wohnt hier viel angenehmer zwischen lauschigen Parks und Cafés mit Wohnzimmeratmosphäre als in den großen Städten und hat besonders viel Kultur im engsten Umfeld. Weiche Standort-Faktoren nennen Immobilienmakler so etwas.

Sven Gabelbart, der Gründer

Ob der Wikingerchef und Dänenkönig Sven Gabelbart (963–1014) wohl die vorteilhafte Lage Lunds erkannt hat, als er die Stadt irgendwann kurz vor dem Jahrtausendwechsel als eine der ersten in Schweden gründete? Auf jeden Fall wollte er nur sein Herrschaftsgebiet über den Sund ausdehnen. Der Höhenzug Romeleåsen im Stadtgebiet bot den nötigen Überblick, um Feinde frühzeitig auszumachen, und die Sümpfe in der Nachbarschaft boten probaten Schutz gegen Angreifer.

Von Bremen aus kam das Christentum ins Land und Lund wurde Bischofssitz. König Erik I. (1056–1103) war dazu eigens nach Jerusalem geritten, um dem Papst die Unabhängigkeit der dänischen Kirche abzuringen. Noch heute erhebt sich der mächtige romanische Dom mit seinen beiden Türmen als Wahrzeichen über der mittelalterlichen Altstadt. Seine Vorbilder stehen in Mainz und Speyer. Der Dom ist mit Fug und Recht der älteste auf der gesamten Skandinavischen Halbinsel, begonnen im Jahr 1104 und vollendet nur vier Jahrzehnte später. Seine heutige Form stammt allerdings aus dem 19. Jahrhundert, als man das Gebäude generalsanierte. Am besten besucht man die Kirche kurz vor 12 oder 15 Uhr. Dann heben die beiden Hornbläser an der astronomischen Uhr gleich neben dem Eingang ihre Instrumente und die drei heiligen Könige aus Holz ziehen an Maria und dem Jesuskind vorbei. Das machen sie schon seit 1425. Außerdem zeigt die Uhr den Mondzyklus, die Tierkreiszeichen und den Kalender an.

Die Universität gibt den Ton an

Städtisches Leben genießt man gleich vor dem Dom auf dem zentralen Stortorget. Dort steht nicht nur das Rathaus, sondern es laden auch einige hippe oder gemütliche Cafés zur obligatorischen Fika ein, der schwedischen Kaffeepause. Die 1666 gegründete Universität ist mit 7500 Beschäftigten bei weitem die größte Arbeitgeberin in der Stadt. Man kann die Hochschulatmosphäre an vielen Stellen erleben, sei es in der ehrwürdigen Bibliothek mit ihren mehr als 2,5 Millionen Büchern, sei es im Science Center Vattenhallen mit seinen Mitmach-Stationen und dem Planetarium oder bei einem Streifzug durch den liebevoll gepflegten Botanischen Garten. Auch dort wartet übrigens wieder ein hübsches Café. In der ausgemachten Kulturstadt warten außerdem eine Kunsthalle und das Skizzenmuseum auf Besucher. Kultur gibt es in Lund aber auch ganz entspannt: Bevor jeden Herbst der Ernst des Studienlebens aufs Neue beginnt, amüsieren sich nicht nur die Studierenden beim jährlichen Comedy-Festival. Angeblich ist es das lustigste in ganz Schweden.

Inspiriert von den romanischen Domen in Mainz und Speyer thront der Dom von Lund über der Altstadt.

TOP ERLEBNISSE

MUSEUM KULTUREN

Zwei ganze Stadtviertel in Lund sind heute ein Museum. Kulturen heißt es und zeigt historische Gebäude und Gärten aus der Region Schonen. Darunter ist ein Bauernhof aus dem 19. Jahrhundert ebenso wie ein Krämerladen aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts. Insgesamt 20 Ausstellungen gilt es zu entdecken. Dahinter steckt die Kulturhistorische Vereinigung für Südschweden mit über 5000 Mitgliedern. Seit 1882 sammelt sie nicht nur Objekte aus der Region, sondern auch Vergleichsstücke aus aller Welt.

LOVE COFFEE

Nichts geht über eine schwedische Fika mit duftender Zimtschnecke. In den Kaffeebars von Love Coffee an der Klostergatan und am Clemenstorget wird das in Lund regelrecht zelebriert. Warm oder kalt, mit geschäumter Milch oder schwarz – fast alles ist bei dem Kultgetränk möglich. Hauptsache frisch im Haus geröstet und gemahlen. Abends gibt es hier dann Wein aus ausgesuchten kleinen Weingütern.

WEITERE INFORMATIONEN

www.visitlund.se;www.kulturen.com;www.lovecoffee.se

Hippe Cafés gehören in einer Studentenstadt einfach dazu.

GEHEIMNISVOLLES SCHONEN

Mörder, Mönche und Mythen

Schon seit Urzeiten leben Menschen in der fruchtbaren Landschaft Südschwedens. Hier findet man geheimnisumwitterte Schiffssetzungen, pittoreske Kirchen und Klöster, Leuchttürme und die Dienststelle von Schwedens bekanntestem Kommissar.

Vor langer Zeit wurden an der Küste bei Kåseberga die Ales stenar in Form eines Schiffs aufgestellt.

In Südschweden ist das Verbrechen zu Hause – zumindest in den Büchern von Henning Mankell. Dessen Kommissar Kurt Wallander ermittelt in und um Ystad und hat es damit zu weltweiter Berühmtheit gebracht. Nun ist die Realität glücklicherweise friedlicher und Ystad kein Ort, in dem man um sein Leben fürchten muss. Ganz im Gegenteil! Die Gassen in dem idyllischen Städtchen laden zu einem gemütlichen Stadtbummel ein. Dabei läuft man vielleicht durch die Supgränd, die Saufgasse, oder plaudert in der Sladdergatan, die ein besonders geeigneter Platz dafür ist. Schließlich bedeutet dieser Name übersetzt nichts anderes als Tratschgasse. In Ystad war man zurückhaltend mit dem Bagger, weshalb 300 Fachwerkhäuser erhalten geblieben sind – viele davon mit dunklen Balken und roten Ziegelsteinen, die einen prachtvollen Farbkontrast bieten. Ein Bauwerk mitten im Zentrum des freundlichen und umtriebigen Städtchens sticht heraus: das Gråbrödraklostret. Dieser Vorposten der Christianisierung war das Domizil von Mönchen des Graubrüder-Ordens und ist das älteste erhaltene Kloster Schwedens. Seine Ursprünge gehen auf das 13. Jahrhundert zurück. Jedoch wurde es im Laufe der Jahrhunderte erweitert, diente später sogar als Hospital, Schnapsbrennerei und Müllkippe – und hätte beinahe das 20. Jahrhundert kaum überstanden. Nach Protesten verzichtete man glücklicherweise 1901 darauf, das historische Bauwerk abzureißen.

Schiff aus Stein