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Ob quirliger Nyhavn im dänischen Kopenhagen oder einsame Weite im finnischen Lappland, ob mittelalterliche Stabkirche in Norwegen oder Pippis Villa Kunterbunt im schwedischen Smaland: Skandinavien ist reich an Highlights und Besonderheiten. Die schönsten Ziele entdecken Sie mit unserem Reisebuch Skandinavien – und zudem verrät es Ihnen die besten Routen, die alle skandinavischen Traumziele miteinander verbinden. Mit praktischem Kartenatlas.
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Seitenzahl: 548
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Übersichtskarte
Vielfalt des Nordens
NORWEGEN
1Oslo – Stadt mit vielen Namen und Gesichtern
2Vom Oslofjord nach Kristiansand – Sonne satt
3Kap Lindesnes 57° 58’ 53’’ Nord
4Rjukan-Notodden – Industrie trifft Natur
5NORWEGENS SONNENKÜSTEIdyllische Orte, schöne Strände und felsige Abgründe
6Die Telemark – Charmante Küste, vielseitiges Binnenland
7Hardangervidda – Die Hochebene im Herzen Norwegens
8Stavanger – Boomtown und Europäische Kulturhauptstadt
9Der Lysefjord – Heller Granit und dunkles Wasser
10Der Hardangerfjord – Landschaft der Gegensätze
VOM FJORD HINAUS IN DIE WELTDie Wikinger: Volk mit vielen Facetten
11Bergen – Tor zu den Fjorden Norwegens
12Mit dem Postschiff auf der Reichsstraße Nummer 1
13Der Jotunheimen-Nationalpark – Im Heim der Riesen
14IM REICH DER RIESENHohe Berge und tiefe Fjorde
15Galdhøpiggen und Glittertind – Zeugen der Erdgeschichte
16Fjordnorwegen – Faszinierende Landschaften
17Unterwegs mit der Flåmbahn – Spektakuläre Ausblicke
18Lærdal – Köstlicher Wildlachs
19Die Stabkirche Borgund – Ganz aus Holz
TRAGENDE SÄULEN DES GLAUBENSDie Stabkirchen sind ein Symbol norwegischer Architektur
20Jostedal-Nationalpark – Kaltes Paradies
21Ålesund – Mehr als Stockfisch und Jugendstil
22Runde – Arktische Brüderchen, Trottellummen und Basstölpel
23Trollstigen und Trollwand – Wo Trolle lauern
24Der Rondane- und der Dovrefjell-Sundalsfjella-Nationalpark
25Die Kupferstadt Røros und der Femundsmarka-Nationalpark
26Trondheim – Wiege des norwegischen Königtums
27KYSTRIKSVEIENErlebnisreiche Fahrt an der Westküste
28Der Vega-Archipel – Eine uralte Kulturlandschaft
29Svartisen und Saltfjell – Im Land von Alpenrose und Silberwurz
30Der Ofotfjord – Grandiose Naturkulisse
31Der Tysfjord – Orcas, Seeadler und Polarlicht
32Lofoten – Der Fuß des Luchses
33Der Nusfjord – Das schönste Fischerdorf der Lofoten
34Der Trollfjord – Wasserstraße für Könner
SAGENHAFTES NORDEUROPAVon Trollen, Elfen und zerbrochenen Eierschalen
35Die Vesterålen – Stiefgeschwister der Lofoten
36Die Insel Senja – Berge, Wälder, Fjorde und Seen
37INSELHOPPING IN NORDNORWEGENVon Tromsø über die Vesterålen und Lofoten nach Bodø
38Tromsø – Pforte zum Eismeer
39Die Fjorde im Norden und ihr Hinterland
40Bei den Sami in der Finnmark
41Hammerfest – Die nördlichste Stadt Europas?
42Nordkap – Das Ende des Kontinents
43Im Land der Mitternachtssonne und des Polarlichts
EISBERG VORAUS!Die Erforschung der Arktis
44Spitzbergen – Insel in der Arktis
SCHWEDEN
45Öresundregion – Zwischen Tradition und Moderne
46Rund um Ystad – Dunkle Geheimnisse
47Karlskrona – Kulturerbe an der Südostküste
48Schonen – Die Speisekammer Schwedens
49Südwestküste – Lange Sandstrände, Klippen & Felsinseln
50Göteborg – Eine maritime Schönheit
51Smögen & Hamburgsund – Fischerdörfer vor rosa Granit
52Die Felsritzungen von Tanum – Kunst für die Ewigkeit
53FISCHERDÖRFER UND FELSENLANDSCHAFTENVon Göteborg zum Svinesund
54Vänern und Vättern – Das blaue Herz Schwedens –
55Götakanal – Romantische Landschaft, historische Dampfer
56Växjö – Das Tor zum Glasreich
57Öland – Von der Sonne verwöhnt
58Gotland – Ostseeinsel mit bezauberndem Charme
59Östergötland – Lebendige schwedische Geschichte
60Södermanland & Östergötland – Im Reich des Landadels
61Trosa & Stendörren – Idylle aus dem Bilderbuch
62Stockholm – Eine grüne Metropole auf 14 Inseln
63Unterwegs in den Schären Stockholms
64Schloss Gripsholm – Herrscher, Macht & Dichterseelen
65Gamla Uppsala & Birka – Zeitreise zu den alten Herrschern
66Am Bottnischen Meerbusen – Vom Wasser geprägt
67Falun – Kupfer für die Welt
SCHÄTZE IM UNTERGRUNDBergwerke als spannender Teil der Industriegeschichte Skandinaviens
68Rund um den Siljan – Lebendige Tradition
69Dalarna – Zwischen Fjäll & Fabriken
70Jämtland – Im Land der rauschenden Wasser
71Höga Kusten – Weltnaturerbe mit Superlativ
72Gammelstad – Historische Kirchstadt in Luleå
73Arvidsjaur & Arjeplog – Land zwischen Berg und See
74Auf dem Silberweg durch die »Pite lappmark«
75Jokkmokk – Treffpunkt der Sami
76DER RUF LAPPLANDSWälder, Seen, Elche und Rentiere: Von Mora nach Gällivare
77Norrland – Ungezähmte Ströme & Wasserkraft
78Eurostadt Tornio Haparanda – Aus zwei mach eins
79Leben am Torneälv – Unendliche Weiten voller Abgeschiedenheit
80Sarek & Co. – Wilde Landschaften
EINZIGARTIGES LEBEN IM NORDENSchwedisch-Lappland gehört zum UNESCO-Welterbe
81Kebnekaise – Bergmassiv mit magischer Anziehungskraft
82Kiruna – Die nördlichste Stadt Schwedens
83Riksgränsen – Paradies für Skifahrer und Wanderer
FINNLAND
84Helsinki – Die junge finnische Hauptstadt
85Unterwegs am Finnischen Meerbusen
86Turku – Die ehemalige Hauptstadt
87Åland-Inseln – Mosaik aus Land und Wasser
88Seenland – Paradies für Mensch und Tier
89VIEL MEHR ALS NUR WASSERRundtour durch das Seenland
90Tango-Rausch in Seinäjoki
91Linnansaari und Kolovesi – Naturrefugien
92Karelien – Russisches Erbe
93An der finnischen Westküste
94Lappland – Reich der Samen und Rentiere
VOLK IM WANDELDie wechselvolle Geschichte der Sámi
95Ein toller Fang am Tenojoki
96DURCH DIE WEITE LAPPLANDSVom Bottnischen Meer zum Nordatlantik
97Im Nationalpark Pallas-Yllästunturi – Unterwegs in der Wildnis
DÄNEMARK
98Kopenhagen – Geschichte trifft Moderne
99Bornholm – Die Sonnenscheininsel
100Jütlands Westküste – Fjorde, Wind und Meer
101JÜTLAND FÜR ENTDECKERStrände, Städte und anregende Kultur
102Ostseeinseln – Keine gleicht der anderen
103In der Jammerbucht – Nichts (mehr) zu jammern
104Frederikshavn – Hafenstadt am Kattegatt
MEISTER DES LICHTSDie Künstlerkolonie der Skagen-Maler
105Bunkerromantik an der Westküste
106Schatzsuche zwischen Lønstrup und Hjørring
107Esbjerg – Diskreter Charme
108Rømø, Fanø und Mandø – Wie Perlen im Wattenmeer
109Grönland – Land der Menschen
Straßenkarten
Register
Die Autoren
Bildnachweis
Impressum
Leben zwischen Tradition und Moderne
Karge Hochebenen und grüne Wälder, sonnige Küsten und windumtoste Grate, rot-weiß gestrichene Holzhäuser und moderne Architektur. Dazu lange Sommertage an einem See und Nächte, in denen das Nordlicht auf meterhohen Schnee fällt. Und ausgelassenes Feiern an Mittsommer und beschauliche Winterabende am Kamin. Skandinavien ist eine äußerst vielfältige Region, die mit Worten kaum zu fassen ist.
Etwas mehr als 2000 Kilometer Luftlinie sind es zwischen der norwegischen Eismeerküste und dem deutsch-dänischen Grenzübergang bei Tønder. 1400 Kilometer liegen zwischen der norwegischen Fjordküste im Westen und den Wäldern und Seen von Karelien im Osten Finnlands.
Nimmt man dann noch das 2600 Kilometer lange und 1200 Kilometer breite Grönland mit dazu, dann verändern sich die Dimensionen noch weiter. Die mit einer Teilautonomie ausgestattete, größte Insel der Welt steckt nicht nur das »Mutterland« Dänemark locker in die Westentasche, sondern lässt auch das restliche Skandinavien vor dem Auge des Kartenbetrachters schrumpfen. Dass das von gerade einmal 50 000 Menschen besiedelte Grönland in den Fokus der Klimatologen gerückt ist, liegt an dem gewaltigen Eispanzer, der jegliche Vorstellungskraft sprengt und den Forschern zufolge für das Schicksal der Menschen in den kommenden Jahrzehnten eine große Rolle spielen wird. Denn falls das Eis durch die Erderwärmung abschmilzt, wird der Meeresspiegel steigen.
Doch was bedeuten schon Zahlen! Versteckt sich doch dahinter eine Fülle an Landschaften und Kulturen, die den großen Reiz Skandinaviens ausmacht. Da gibt es die einsame, karge Eismeerküste von Nordnorwegen und die schroffen Gipfel der Lofoten ebenso wie die grandiosen Fjorde im Westen des Landes, die in eine liebliche Küstenlandschaft ganz im Süden übergehen. Da faszinieren Gebirge wie der Jotunheimen mit der höchsten Erhebung Skandinaviens, aber auch der Jostedalsbreen mit seinen langen Gletscherzungen. Nicht zu vergessen die sanften Kuppen von Schwedisch-Lappland, die kahlen Tunturis (Tundra) in Finnisch-Lappland sowie die Wälder und Seen in Mittelschweden und großen Teilen Finnlands, wo man an einem Sommerabend am Steg vor dem Ferienhaus auch als Tourist zur Ruhe kommt. Dazu kommen Småland in Südschweden mit seinen typischen rot-weißen Häuschen und letztlich die südschwedische Provinz Schonen und Dänemark, die mit fruchtbaren Feldern, langen Stränden und pittoresken Dörfern ihren Platz auf der Landkarte haben. Und dann sind da noch so exotische Landstriche wie Grönland und Spitzbergen, die sich wie ein Vorposten der Menschheit weit in Richtung Nordpol schieben und durch ihre von Gletschern und Felsen geprägte kontrastreiche Landschaft beeindrucken.
Ebenso vielfältig wie die Landschaften sind die Menschen, denen man auf einer Reise zu den Highlights Skandinaviens begegnet. Den Inuit in Grönland, die seit Jahrhunderten den unwirtlichen Lebensbedingungen nahe dem ewigen Eis trotzen, das durch den Klimawandel gar nicht mehr so ewig wirkt und die nordischen Jäger vor Probleme stellt. Den Samen, den Ureinwohnern der Region nördlich des Polarkreises, die früher mit ihren Rentieren durch die Wälder und über die Gebirge zogen und heute nicht zuletzt dank solch vergleichsweise banaler Dinge wie einem Motorschlitten sesshaft geworden sind, aber immer noch stolz ihre eigene Kultur pflegen. Und das nach schwierigen Jahren sogar wieder verstärkt! Den Menschen im Osten Finnlands, die sich ihren orthodoxen Glauben und die russischen Traditionen bewahrt haben. Und dann sind da auch noch die ganz »normalen« Dänen, Norweger, Schweden und Finnen, die sich auf den ersten Blick sehr ähnlich sind und doch – bei näherem Hinsehen – erhebliche Unterschiede in der Lebensart und Kultur zeigen. Ganz zu schweigen von der Mentalität, die zwischen einem Hang zum Kuriosen – Finnland –, dem prinzipiellen Willen nach Gleichheit der Menschen – Schweden – und einer gewissen Gelassenheit schwankt, wie sie die Norweger zeigen.
Dazu kommen die unterschiedlichen Jahreszeiten, die die Landschaften und die Bewohner verändern. Zum Sommerauftakt an Mittsommer blüht nach einem langen Winter nicht nur die Natur auf, sondern auch die Menschen sprühen vor Lebensfreude. Nichts kann dies mehr versinnbildlichen als der Tanz um die mit Zweigen und Blumen geschmückte Mittsommerstange irgendwo in Schweden. Die Tage sind nun lang, es wird kaum oder gar nicht mehr dunkel; nördlich des Polarkreises tippt die Sonne sogar nur noch auf dem Horizont auf und steigt gleich wieder: Das Licht verzaubert nun die Landschaft. Es folgt der kurze Herbst im Norden, an dem sich die Natur fast über Nacht in einen Farbrausch stürzt und die Blätter so bunt werden, als hätte sie jemand in einen Malkasten getaucht. Umgekehrt wird es im Winter je nach geografischer Lage nur noch wenige Stunden oder sogar gar nicht mehr hell. Nun ist die Zeit, in der die Menschen Lichter in die Fenster stellen, in der das Weiß des Schnees sowie die dunklen Töne von Bäumen und Felsen kontrastreich das Landschaftsbild bestimmen und das fantastische Nordlicht Glanzpunkte setzt. Ganz besonders beliebt ist die Zeit des »Frühlingswinters « im Norden, wenn noch Schnee die Landschaft bedeckt, man aber im T-Shirt in die viele Stunden scheinende Sonne hinausgehen kann. Ein gleitender Übergang in den Sommer!
Alle diese Beispiele machen deutlich, dass es »das« Skandinavien gar nicht gibt. Denn was hat ein Rapsfeld in Dänemark oder im südschwedischen Skåne mit dem kargen Fjell in der Finnmark zu tun? Was ein vom Eis tief in den harten Fels gegrabener norwegischer Fjord mit einer Sanddüne an der finnischen Westküste? Oder eine Wanderung über einen Gletscher am Polarkreis mit dem Badespaß an einem lauschigen See in Schweden? Eigentlich nichts – außer der gemeinsamen Zugehörigkeit zu dem, was unter Skandinavien zusammengefasst wird.
Zur vielfältigen Landschaft kommt eine umtriebige Kulturszene dazu. Es sei an Alvar Aalto erinnert, jenen Finnen, der mit seinen Entwürfen stilbildend für modernes Design war und ist. An Schriftsteller wie den Schweden August Strindberg, an Maler Edvard Munch oder Komponisten wie Edvard Grieg, beide aus Norwegen. Und natürlich darf man Astrid Lindgren nicht vergessen, die mit ihren Büchern über Pippi Langstrumpf so revolutionär war, dass kein etablierter Verlag die Geschichten drucken wollte. Aber auch die Gegenwart zeigt, welche Beiträge die Skandinavier zur Kultur liefern. Die schwedische Popgruppe ABBA muss man in diesem Zusammenhang erwähnen, aber auch Jazzmusiker wie Jan Garbarek oder Nils Landgren. Und die Krimis erst, mit denen Autoren aus dem Norden schlaflose Nächte bereiten. Henning Mankell zum Beispiel oder der viel zu früh verstorbene Stieg Larsson. Der Norden lebt – und stirbt in spannenden Büchern.
Es ist nicht leicht, diese Vielfalt zwischen zwei Buchdeckel zu pressen, gar 100 Highlights auszuwählen. Trotzdem soll mit dieser Auswahl versucht werden, die ganze Bandbreite dieser faszinierenden Region abzudecken. Und natürlich steckt dahinter auch die Hoffnung, Lust zu machen auf eine Reise in den Norden, wo es beileibe nicht immer regnet und man nicht ständig von Mücken gepiesackt wird, wo es nicht nur einsam ist, sondern man in den weltoffenen und umtriebigen Metropolen eine rege Kneipen- und Kunstszene antrifft. Aber um all dies zu erfahren, sollte man sich einfach einmal in den Norden aufmachen. Es lohnt sich!
Von der »Ebene der Götter« zur »Tigerstaden« Oslo
»Ebene der Götter« bedeutet der Name Oslo ursprünglich. Doch das ist nur einer der Namen, den die Stadt in ihrer tausendjährigen Geschichte getragen hat: Oslo, Christiania, Kristiania und heute wieder Oslo. 1870 kam ein weiterer Name dazu: Tigerstaden. Der norwegische Dichter und Literaturnobelpreisträger Bjørnstjerne Bjørnson (1832–1910) besingt Oslo in seinem Gedicht »Sidste Sang« als unbarmherzige und gefährliche Tigerstadt, inzwischen nennen die Einheimischen ihre Stadt liebevoll »Tigerstaden«.
Oslo verdankt seine inzwischen tausendjährige Existenz einerseits der geschützten Lage am Nordende des 100 Kilometer langen Oslofjordes, andererseits den guten Landverbindungen in den Osten Norwegens. Der Sage nach wurde die Stadt im Jahr 1048 von König Harald III. gegründet. Allerdings hat es dort auch vorher schon eine Siedlung und eine Kirche gegeben. Daher feierte man 1950 das 900-jährige Bestehen der Stadt. In den Jahren danach durchgeführte archäologische Untersuchungen brachten christliche Gräber zutage, die auf das Jahr 1000 datiert wurden. Es musste also schon früher eine Siedlung gegeben haben. So wurde die Geschichte Oslos den Befunden angepasst und im Jahr 2000 das 1000-jährige Bestehen der Stadt begangen.
In diesen 1000 Jahren hat sich einiges ereignet. Bereits 1299 hatte Oslo eine so hohe wirtschaftliche und politische Bedeutung, dass König Håkon V. (1270–1319) mitsamt seinem gesamten Hofstaat von Bergen nach Oslo umsiedelte und die Stadt zu Norwegens Hauptstadt machte. Zu dieser Zeit hatte Oslo etwa 3000 Einwohner. Um standesgemäß und vor allem sicher zu wohnen, ließ Håkon V. die Festung Akershus bauen, die mit etlichen Um- und Erweiterungsbauten bis heute erhalten ist. Heute ist in der Festung Akershus unter anderem das Widerstandsmuseum untergebracht, das an die norwegische Auflehnung gegen die deutsche Besetzung des Landes im Zweiten Weltkrieg erinnert.
Oslo wurde in den folgenden Jahrhunderten mehrfach geplündert und niedergebrannt, ist aber immer wieder am selben Ort errichtet worden. Bis zum Jahr 1624. Nachdem die typischen norwegischen Holzhäuser wieder einmal Feuer gefangen hatten und die Stadt weitgehend zerstört wurde, ließ König Christian IV. (1577–1648) die Stadt näher an die Festung Akershus legen. Sie erhielt nun den Namen Christiania, den sie bis 1877 behalten sollte. Die wieder aufgebaute Stadt wurde nach dem Idealbild der Renaissance mit rechteckigen Quartieren und breiten Straßen errichtet und erhielt eine Festungsanlage mit Bastionen. Der Stadtteil zwischen Schloss Akershus, dem Dom, der Øvre Vollgate und der Skippergate heißt Kvadraturen und entspricht immer noch dem damals angelegten Straßennetz. Hier sind viele Gebäude aus dem 17. Jahrhundert gut erhalten, denn um die Entstehung und Ausbreitung von Bränden zu verhindern, wurden die Häuser von nun an aus Steinen gebaut. Das alte, abgebrannte Oslo, das sich nun außerhalb der Stadtmauern befand, sollte nicht wiederbesiedelt werden, aber diejenigen, die sich das teure Leben in der neuen Stadt nicht leisten konnten, widersetzten sich dem Verbot des Königs und bauten das »Gamle Oslo« wieder auf.
Nach den Napoleonischen Kriegen musste Dänemark, das bis dahin in Personalunion mit Norwegen verbunden war, Norwegen an Schweden abtreten. Unter dem schwedischen König Oscar II. (1829–1907) wurde die Schreibweise Christiania 1877 offiziell in Kristiania geändert. Erst 20 Jahre nach der Unabhängigkeit Norwegens von Schweden erhielt die Stadt 1925 ihren Namen Oslo zurück.
Heute ist Oslo eine Metropole mit rund 600 000 Einwohnern und erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 450 Quadratkilometern. Längst sind nicht mehr nur die Ufer des Fjordes besiedelt. Über 40 Inseln gehören zur Stadt, und »Gamle Oslo«, das 1624 abgebrannte Alt-Oslo, liegt wieder im Zentrum der Stadt. Überhaupt begegnet man der Geschichte auf Schritt und Tritt. Das beginnt schon mit dem Stadtwappen, das den heiligen Hallvard, den Schutzpatron Oslos, zeigt. Es weist auf eine Begebenheit hin, die sich vor 900 Jahren ereignet haben soll. Der Sage zufolge wollte Hallvard im Jahr 1043 in einem Boot über den Drammensfjord rudern, als eine Frau ihn bat, sie mitzunehmen. Sie sei unschuldig des Diebstahls bezichtigt und nun vor drei Männern auf der Flucht. Hallvard glaubte ihr. Als die Verfolger das Boot erreichten, weigerte er sich, die Frau auszuliefern. Daraufhin töteten sie ihn mit einem Pfeilschuss in den Hals. Danach erschlugen sie die Frau und versenkten Hallvard mit einem an den Hals gebundenen Mühlstein im Fjord. Nach kurzer Zeit geschah jedoch ein Wunder: Hallvard trieb mit dem Stein wieder an die Wasseroberfläche, was zu seiner Heiligsprechung führte.
Traditionell ist auch die Staatsform Norwegens, die Monarchie, auch wenn die gegenwärtige Dynastie noch relativ jung ist. Ausdruck dieses Traditionsbewusstseins ist der 1848 fertiggestellte Königspalast, der in Teilen der Öffentlichkeit zugänglich ist. Inbegriff neuen Selbstbewusstseins nach der Unabhängigkeit von Schweden ist das doppeltürmige rote Rathaus der Stadt. Es hat lange gedauert, bis es errichtet war. Erst der achte Entwurf der Architekten Arnstein Arneberg und Magnus Poulsson von 1930 wurde für gut genug befunden. Der Grundstein wurde im Herbst 1931 gelegt, die endgültige Fertigstellung des Gebäudes verzögerte sich jedoch durch den Zweiten Weltkrieg, sodass die Einweihung erst 1950 stattfand. In der Festhalle wird jedes Jahr am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, der Friedensnobelpreis verliehen.
Kaum eine Stadt verfügt über so viele Museen, Galerien, Theater und Konzertsäle wie Oslo. Vom Museum für Kulturgeschichte über das Naturhistorische Museum, die Nationalgalerie und das Edvard-Munch-Museum bis hin zum Vigeland-Skulpturenpark sind alle musealen und künstlerischen Fachbereiche vertreten. Die Halbinsel Bygdøy beherbergt allein sechs Museen, die sich vor allem mit der Schifffahrt – von den Wikingern bis Thor Heyerdahl – beschäftigen. Davon soll aber an anderer Stelle die Rede sein.
Der Kulturkalender liest sich wie das »Who’s who« der norwegischen und internationalen Künstlerelite. Das Norwegian Wood Rock Festival hat in Oslo ebenso seinen Platz wie das Ultima-Festival für zeitgenössische Musik oder das Oslo-Weltmusik-Festival. Speziell für Kinder findet alljährlich das Kinder-Kultur-Festival statt.
Auch der Sport hat seine Traditionen. Nur wenige Kilometer vom Zentrum Oslos entfernt befindet sich mit dem Holmenkollen das Mekka des Skisports. Hier steht die älteste Skisprungschanze der Welt. Jedes Jahr werden hier das Holmenkollen-Ski-Festival und der Ski-Welt-Cup veranstaltet. Abfahrtsläufer und Skiwanderer kommen ebenfalls auf ihre Kosten. In jedem Winter werden mehr als 2600 Kilometer Langlaufloipen gespurt, allein im Trygvan-Winter-Park sind es 14 Loipen, und mit sechs Skiliften kann man sich zu den Abfahrtspisten bringen lassen. Aber auch im Sommer gibt es ein großes Sportangebot. Aus der Fülle der Veranstaltungen soll hier nur der Norwegen-Cup, das weltgrößte Fußballturnier für Kinder, erwähnt werden.
TOP ERLEBNISSE
HOLMENKOLLEN
Tausende Norweger pilgern in jedem Winter zum Holmenkollen, um beim Skifestival ihre Helden anzufeuern. Doch die moderne Skisprungschanze lohnt auch im Sommer den Besuch. Hier bekommt man im Skimuseum Einblicke in verschiedene Wintersport arten und kann den Ausblick vom Schanzenturm auf Oslo und den Oslofjord genießen.
VIGELAND-SKULPTURENPARK
In diesem Skulpturenpark, Teil des Frognerparks mitten in Oslo, sind 212 Stein- und Bronzewerke von Gustav Vigeland zu sehen. Zentrales Element sind die Arbeiten, in denen sich der norwegische Bildhauer mit der Entwicklung des Menschen von der Geburt bis zum Greisenalter beschäftigte.
MUSEUMSINSEL BYGDØY
Auf der Museumsinsel Bygdøy mit dem Kon-Tiki-Museum, dem Norwegischen Seefahrtsmuseum, dem Fram-Polarschiffmuseum und vor allem dem Norwegischen Freilichtmuseum mit 155 Gebäuden aus ganz Norwegen kann man locker einen ganzen Tag verbringen. Erholung versprechen die kleinen Strände am Südrand der Halbinsel.
Weitere Informationen
www.visitoslo.com
An der Norwegischen Riviera
Das Klima in Norwegen ist besser als sein Ruf. Das spürt man nirgendwo mehr als an der sonnenverwöhnten Skagerrakküste. Die aus dem Atlantik und der Nordsee kommenden, mit Feuchtigkeit beladenen Wolken regnen sich schon vorher an der Westküste ab. Hier an der Südostküste laden kleine, verträumte Ferienorte mit wunderbaren Sandstränden und vorgelagerten Schären sonnenhungrige Besucher zum Verweilen ein.
Wer einen Badeurlaub an der »Norwegischen Riviera« plant, sollte sich für die wunderschönen Strände zwischen Arendal und Grimstad entscheiden. In den malerischen Dörfern Grefstadvika, Storesand und Hasseltangen findet man die schönsten, von Wäldern, Feldern oder Felsen eingefassten Sandstrände.
Aber auch wer nicht nur Sonne, Strand und Nichtstun genießen möchte, kommt in dieser Region auf seine Kosten. An der lang gestreckten Schärenküste werden Boots- und Angeltouren zu den vielen kleineren und größeren Felseninseln angeboten. Man sagt, dass der Schärengarten vor Tvedestrand der schönste in Norwegen sei. Wer ihn besucht, sollte nicht versäumen, einen Spaziergang durch das kleine Dorf Lyngør zu machen, das 1991 als »Europas bestbewahrtes Dorf« ausgezeichnet wurde. Es liegt, völlig autofrei, auf vier kleinen Inseln und ist nicht nur mit dem eigenen, sondern auch mit dem Taxiboot zu erreichen.
Die wichtigsten Orte der Region heißen Risør, Tvedestrand, Arendal, Grimstad, Lillesand und Kristiansand. Jede für sich hat etwas Besonderes aufzubieten. Das malerische Risør, wo die Häuser vorwiegend weiß gestrichen sind, ist bekannt für die im Barockstil erbaute Heilig-Geist-Kirche aus dem Jahr 1647. Bei einem Stadtbrand im Jahr 1861 soll die Kirche nur deshalb nicht den Flammen zum Opfer gefallen sein, weil die Frauen einen Ring um das Gebäude bildeten und eimerweise Wasser auf das herannahende Feuer schütteten.
Ganze 2000 Einwohner zählt das malerisch an der Mündung des Oksenfjords auf mehreren Hügeln gelegene Städtchen Tvedestrand. So klein der Ort ist, bietet er doch viel, von Bootstouren über Wandern und Angeln bis zum Sonnenbaden und Schwimmen.
»Venedig des Nordens« wurde der kleine Ort Arendal wegen seiner vielen Brücken, Kanäle und auf Pfosten im Wasser gegründeten Holzhäuser genannt, bis 1863 ein verheerendes Feuer einen großen Teil der Stadt vernichtete. Nach dem Brand wurden die Kanäle zugeschüttet. Das einzige Haus, das von den Flammen verschont blieb, ist das vierstöckige Palais Kalleviggård, das ursprünglich einem Kaufmann gehörte, aber bereits seit 1844 als Rathaus der Stadt dient.
Grimstad ist die Stadt in Norwegen mit den meisten Sonnenstunden im Jahr. Obwohl Henrik Ibsen nur wenige Jahre hier lebte, hat ihm die Stadt ein eigenes, sehenswertes Museum gewidmet. Drei weitere Museen sind der Schifffahrt, der Stadtgeschichte und dem Gartenbau gewidmet. Seine Blütezeit erlebte Lillesand im 18. und 19. Jahrhundert durch die Segelschifffahrt. Es gab zahlreiche Werften, und viele Reeder ließen sich in der kleinen Stadt nieder. Aus dieser Zeit stammen auch die gut erhaltenen Holzhäuser, die die Stadt bis heute prägen. Lillesand war auch die Heimat des Bauernführers Kristian Lofthus, eines norwegischen »Robin Hood«, der im 18. Jahrhundert eine Revolte entfachte und dafür lebenslänglich ins Gefängnis kam. Ein Gedenkstein erinnert an ihn.
Kristiansand ist die Hauptstadt des Sørlandet und mit 82 000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Norwegens. Sie wurde 1641 durch den dänischen König Christian IV. gegründet, um hier ein neues Handelszentrum für die Region zu schaffen. Obwohl auch Kristiansand nicht von verheerenden Feuern verschont geblieben ist, wurde die Stadt immer wieder in einem streng quadratischen, aus dem Mittelalter überlieferten Grundriss aufgebaut, wenn auch in dem zu der jeweiligen Zeit typischen Baustil.
TOP ERLEBNISSE
STRANDURLAUB AN DER SONNENKÜSTE
Die Südküste Norwegens ist das Badeparadies des Landes. Wenn nicht hier an der Sonnenküste, wo soll man sich sonst in die Fluten werfen? Vielerorts gibt es ausgeschilderte Badeplätze und Strände, zudem lassen sich mancherorts einsame Plätze in den Klippen finden. Allerdings darf man sich von kühlem Wasser nicht abschrecken lassen.
HÄUSER-SAMMLUNG
Das Kristiansand Museum vermittelt mit seinen rund 40 alten Gebäuden aus der Region einen Eindruck vom Leben der Menschen in der Vergangenheit. Berücksichtigt werden dabei sowohl das Land als auch die Stadt. Gezeigt werden außerdem Hütten, in denen sich Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg vor den Schergen der Gestapo versteckten.
UNTERWASSERWELT
Das Risør Aquarium ist das einzige Salzwasser-Aquarium in Südnorwegen. In den Becken schwimmen rund 100 verschiedene Tierarten. Hier bekommen auch Familien mit Kindern einen Einblick in die Unterwasserwelt vor der Küste des Landes. Spannend für junge Norwegen-Touristen ist zudem der Tierpark der Stadt.
Weitere Informationen
www.visitnorway.de
Das Leuchtfeuer im Süden
Angefangen hat die Geschichte des Leuchtfeuers am Kap Lindesnes mit einem einfachen Feuerkorb, der an einem erhöhten Punkt auf dem Felsen aufgestellt wurde. Das Feuerholz dazu musste der Feuerwächter von weit herholen. Nicht von ungefähr war aber dieses Leuchtfeuer das erste, das in Norwegen eingerichtet wurde. Zu viele Schiffe waren vor der Küste gekentert.
Wer auf dem Nordsjøvegen unterwegs ist, kommt an einem Abstecher zum Kap Lindesnes, dem südlichsten Punkt Norwegens, nicht vorbei. Einige Kilometer südlich der E39 am Ende der kleinen Halbinsel gelegen, ist der Leuchtturm aus dem Jahr 1655 nicht nur das südlichste, sondern auch das älteste Leuchtfeuer Norwegens. Heute steht auf den fast völlig vegetationslosen Felsen des Kap Lindesnes mit weitem Blick auf die aus der Nordsee anrollenden Wellen nicht mehr das Original, sondern ein Neubau aus dem Jahr 1915. Unter dem Leuchtturm befindet sich in einer Felsenhalle das nationale Leuchtfeuermuseum. Es bietet mit verschiedenen Ausstellungen und Filmen eine umfassende Darstellung zur Entwicklung und Geschichte nicht nur des Lindenes Fyr. Kenner bevorzugen das Frühjahr und den Herbst mit spektakulär anrollenden Wellen, stürmischen Winden und Salzgischt in der Luft um ausgedehnte Spaziergänge auf den Wanderwegen in der Nähe des Leuchtturmes zu unternehmen. Aber nicht nur Felsen prägen das Bild des Südkaps, in geschützten Buchten tun sich wunderschöne Sandstrände auf, die südlichsten Sandstrände des Landes. Sie laden zum Verweilen, aber auch zum Baden ein, wenngleich man sich immer vor Augen halten muss, dass sich Kap Lindesnes etwa auf der Höhe des nördlichsten Punktes in Schottland befindet, was den Norwegern jedoch allenfalls ein Schulterzucken entlockt. Das Nordkap ist immerhin noch 1719 Kilometer vom Südkap entfernt.
INFO:lindesnesfyr.no
Vom Salpeterrausch zum Weltkulturerbe
Sechs Jahre hat das Anerkennungsverfahren gedauert, seit 2015 ist es amtlich: Die Gemeinden Rjukan und Notodden sind von der UNESCO in die Liste der schützenswerten Weltkulturstätten aufgenommen worden. In der Begründung heißt es sinngemäß: Das Weltkulturerbe Rjukan-Notodden ist ein außergewöhnliches Beispiel für die gelungene Einbindung industrieller Anlagen in die umgebende Natur.
Das technologische Ensemble Rjukan-Notodden mit seinen Staudämmen, Kraftwerken, Fabriken, Eisenbahnlinien und den beiden Städten in einer Landschaft, die die Nutzung der Wasserkraft zur Energieerzeugung erst möglich macht, ist ein außergewöhnliches Beispiel der Industrieentwicklung des frühen 20. Jahrhunderts. Bereits im 19. Jahrhundert wurden entlang des Flusses Tinnelva mit Wasserkraft betriebene Sägewerke errichtet. 1905 begann die industrielle Nutzung der Wasserkraft mit der Errichtung einer Fabrik zur Produktion von künstlichem Salpeter und Düngemitteln. Auch die energieintensive Eisenindustrie siedelte sich in der Folgezeit an. Ein dem Goldrausch in Alaska vergleichbarer Zustrom von Menschen setzte ein. Heute ist der Salpeterboom Geschichte, lediglich wenige chemische Betriebe haben überlebt. Eine der Haupteinnahmequellen ist der Tourismus. Wintersport am Berg Gaustatoppen, die malerischen Wasserfälle der Region und nicht zuletzt die zu Museen und Galerien umfunktionierten Industrieanlagen sind heute die Hauptattraktionen. Neu hinzugekommen sind im Jahr 2013 drei auf dem Berg oberhalb von Rjukan errichtete Sonnenspiegel, die während des Winters den Ort mit Sonnenlicht erhellen. Nicht zu vergessen eines der wichtigsten Musikfestivals Norwegens – das Nottoden Blues Festival –, das alljährlich im August mit der weltweiten Crème de la Crème des Blues in Notodden veranstaltet wird.
INFO:www.visittelemark.com/rjukanwww.visittelemark.com/notoddeneter
Traumstraßen
Idyllische Orte, schöne Strände und felsige Abgründe
Oslo ist der Ausgangspunkt dieser abwechslungsreichen Route entlang der Südküste bis Stavanger im Südwesten des Landes. Dabei kommt man am geschichtsträchtigen Oslofjord vorbei, erlebt Sommerstimmung in den hübschen Dörfern des Sørlands und erreicht durch eine unwirklich erscheinende Mondlandschaft die Ölmetropole.
Die reizvolle Hauptstadt Norwegens verlässt man in Richtung Süden auf der E18. Wer Zeit hat, verlässt die Autobahn und fährt auf Nebenstraßen nach Horten, wo sieben große und mehr als 20 kleinere Grabhügel aus der Wikingerzeit des Landes zu finden sind. Im nahe gelegenen Badeort Åsgårdstrand verbrachte Edvard Munch in einer Künstlerkolonie viele Sommer und ließ sich von der Umgebung zu seinen Malereien inspirieren, woran heute das Edvard-Munch-Haus erinnert. Lohnend ist ein Abstecher auf der Straße Nr. 308, an deren Endpunkt ein Leuchtturm die Spitze der felsigen Landzunge und damit auch das Ende der Welt, »Verdens Ende«, markiert.
Das beschauliche Sande fjord – die nächste größere Stadt auf der Route – war früher Heimathafen von Walfängern, denen an einem Park ein Monument gewidmet wurde. Über diese Epoche kann man sich auf dem Walfangschiff »Southern Actor« und im Walfangmuseum informieren.
Zügig geht es nun auf der E18 weiter. Doch es wäre erneut ein Fehler, auf der Hauptroute zu bleiben. Viel reizvoller sind die idyllischen Städtchen, die sich an der Küste aufreihen wie die Perlen an einer Kette. Dazu gehören vor allem Kragerø und Risør mit seinen steilen Gässchen und weißen Häusern, an deren Holzfassaden Kletterrosen emporranken. Lyngør ist der nächste Glanzpunkt am Skagerrak, den man wegen seiner Insellage nur per Boot erreicht. Im Städtchen Tvede strand zieht das »Bügeleisen«, das schmalste Haus des Landes, die Blicke auf sich. Die Verbindung der geschichtsträchtigen Seehandelsschifffahrt und dem romantischen Stadtbild macht den Reiz von Arendal aus. Besonders pittoresk ist es im Viertel Tyholmen direkt am Bootshafen mit alten Holzvillen.
Mit Kristiansand erreicht man die Hauptstadt des Sørlands, die nach dem dänisch-norwegischen König Christian IV. benannt ist. Er ließ die Stadt als Handels- und Militärposten in einem streng geometrischen Muster erbauen. Dieses Schachbrettmuster dominiert die Stadt bis heute. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören die Domkirche und die Reste der alten Festungen. Rund eine halbe Stunde benötigt man mit dem Auto nach Mandal, der südlichsten Stadt des Landes mit ihren typischen weißen Empirehäusern. Ein Muss ist der Abstecher zum Kap Lindesnes, dem südlichsten Punkt auf dem norwegischen Festland.
Wer sich am Meer noch nicht sattgesehen hat, verlässt in Flekkefjord die E39 und fährt auf der Straße 44 in Richtung Stavanger. Dabei durchquert man eine höchste eigenartige, fast schon mondähnliche Felslandschaft mit tiefen Schluchten wie dem Jøssingfjord sowie kargen Hochebenen mit kleinen Seen. Für eine Pause bietet sich der kleine, aber feine Ort Sogndalstrand an. Hinter Egersund wandelt sich das Bild, nun ersetzen Sandstrände und Felder die Felsen. Und mit Stavanger hat man eine der hübschesten Städte an der Westküste vor sich.
TOP FIVE
VERDENS ENDE
Sonnenschein und warmes Wetter sind ein Grund für den Ausflug ans Ende der Welt (Verdens Ende), wo man zwischen den Klippen mit tollem Blick auf den Skagerrak baden kann. Blickfang ist der aus runden Steinen gebaute Leuchtturm.ferdernasjonalpark.no
KAP LINDESNES
»Landzunge, wo das Land aufhört«: So lässt sich der Name Lindesnes in etwa übersetzen. In der Tat ist hier am südlichsten Punkt des norwegischen Festlands Schluss. Bis zum Nordkap sind es 1682 Kilometer (Luftlinie). Highlight ist der auf Felsen gebaute Leuchtturm, der besichtigt werden kann.lindesnesfyr.no
JØSSINGFJORD
Drei Kilometer schiebt sich der schmale Jøssingfjord in das Binnenland hinein. Die Straße klettert an dieser Stelle vom Fjord hinauf in die Berge, wo ein Aussichtspunkt einen imposanten Blick auf die Küstenlandschaft erlaubt.www.visitnorway.de
SOGNDALSTRAND
Das pittoreske Dorf an der Südwestküste war einst ein florierender Fischerort und wichtiger Handelshafen. Doch dann blieben Fische und Schiffe aus, der Ort verlor an Bedeutung und geriet fast in Vergessenheit. Durch Privatinitiative wurde Sogndalstrand wiederbelebt, das Kulturhotell ist ein empfehlenswerter Platz zum Verweilen.www.sogndalstrand-kulturhotell.no
STAVANGER
Der Endpunkt dieser Tour ist die norwegische Ölmetropole Stavanger, die nicht nur mit einem interessanten Ölmuseum, sondern auch mit einer prächtigen Altstadt und dem Dom begeistern kann.www.regionstavanger-ryfylke.com
Norwegen en miniature
Die Fylke Telemark bietet auf 15 296 Quadratkilometern einen fast vollständigen Querschnitt durch alle Landschaften Norwegens. Von der Skagerrakküste, auch norwegische Riviera genannt, reicht sie nach Norden bis zur Hardangervidda, der größten Hochebene Europas und dem höchsten Berg Südnorwegens, dem 1883 Meter hohen Gaustatoppen. Dazwischen nehmen Flüsse und Seen fast zehn Prozent der Fläche ein.
Grenland, West-Telemark, Midt-Telemark, und Ost-Telemark heißen die einzelnen Regionen der Fylke Telemark. Grenland ist der südlichste Bezirk der Telemark und grenzt im Süden an das Meer. Sein Abschnitt der Skagerrakküste zwischen Langesund im Osten und Levang im Westen ist zwar nur etwas mehr als 40 Kilometer Luftlinie lang, aber neben Langesund liegen dort noch Brevik und Kragerø. Langesund ist ein beliebter Ferienort, gehört das Städtchen doch zu den Orten mit den meisten Sonnentagen in Norwegen. Das nutzt die Freiluftkonzertgemeinde der Region an jedem Sommerwochenende für Konzerte mit namhaften Künstlern aus aller Welt. Bob Dylan, Elton John und Little Richard gaben sich im Wrightegaarden bereits die Ehre.
Brevik war bis weit ins 20. Jahrhundert ein wichtiger Umschlagplatz für Holz und ist eine der am besten erhaltenen Städte aus der Zeit der großen Windjammer. Kragerø besticht durch seinen schönen Marktplatz mit bunten Holzhäusern aus dem 19. Jahrhundert. Ein prominenter Einwohner von Kragerø war der berühmte Maler Edvard Munch, der hier von 1909 bis zu seinem Tod gelebt hat.
Ist der unmittelbare Küstenbereich voll quirligen Lebens, herrscht wenige Kilometer tiefer im Landesinnern die Ruhe des ländlichen Raums mit beschaulichen kleinen Dörfern, ausgedehnten Wäldern und Wasser in allen Spielarten: Bäche und Flüsse, Seen und Wasserfälle – alles erschlossen durch ein dichtes Netz von Wanderwegen. Die Städte Bø, Nome, Sauherad, Rauland oder Rjukan sind bevorzugte Ausgangspunkte für Wanderungen, die bis auf die Hardangervidda führen können. Auch Radwanderer finden in der Telemark attraktive Strecken, die keine oder nur wenige Steigungen aufweisen, was für ein gebirgiges Land wie Norwegen selten ist. Der Nationale Radweg Nr. 1 führt an der Küste entlang, der Nationale Radweg Nr. 2 folgt dem Telemarkkanal von Ulefoss bis Dalen. 40 Jahre hat der Bau des Kanals in Anspruch genommen, 1892 wurde der Kanal in erster Linie für die Flößerei, in zweiter Linie für den Personen- und Frachtverkehr freigegeben. Inzwischen haben sich die Verhältnisse umgekehrt. Historische Schiffe transportieren heute Touristen durch die Schleusen, deren Tore immer noch von Hand betätigt werden.
Die Stadt Sauherad liegt im Zentrum des größten Apfelanbaugebietes Norwegens in Midt-Telemark. 350 000 Apfelbäume sind im Mai ein Fest fürs Auge und im Herbst eines für den Magen. Jedes Jahr wird hier das »Norsk Eplefest«, das norwegische Apfelfest, mit viel Cider gefeiert. Zu empfehlen ist auch ein Besuch des »Apfeldorfes« Gvarv. Jedes Jahr im August wird dort das Kartfestival veranstaltet, eine bunte Mischung aus Musik, Literatur und Theater.
In Vest-Telemark empfiehlt sich der Besuch des Vest-Telemark-Museums mit der Stabkirche Eidsborg. Sie ist mit 82 Sitzplätzen eine der kleinsten Stabkirchen Norwegens. Urkundlich erwähnt wurde sie erstmals 1354. Aus dem Mittelalter stammen das große Kreuz und zwei bemalte Wandfelder. Der Norden bietet mit dem Hardangervidda-Nationalpark Natur pur. 15 000 Rentiere, die größte wild lebende Population Norwegens, leben heute noch auf der Hardangervidda, gemeinsam mit weiteren 23 Säugetierarten, darunter Luchs, Polarfuchs, Vielfraß, Schneehase und Berglemming. Wandern, Angeln, Skifahren, Vogelbeobachtung, alles das bietet die Hardangervidda. Ein 1200 Kilometer langes Netz von Wanderwegen, die häufig uralten Handelswegen folgen, durchzieht die Hochebene.
TOP ERLEBNISSE
INDUSTRIEGESCHICHTE IN RJUKAN
Der kleine Ort Rjukan liegt in einem schattigen Tal, in das im Winter kein Sonnenstrahl seinen Weg findet. Deshalb wurde auf einem oberhalb liegenden Berg ein Spiegel angebracht, der in der Mittagszeit das Sonnenlicht auf den Marktplatz lenkt. Für die Arbeiter aus den Industrieanlagen des Tals hat man außerdem eine Seilbahn gebaut, die auf den Fjell hinaufführt.
FEIN EINGEDECKT
Nach der Wirtschaftskrise wurde 1885 in Porsgrunn die Porzellanmanufaktur Porsgrund Porselænsfabrik gegründet. Seitdem werden hier Porzellanwaren für den Hausgebrauch produziert. Dazu kommen edle Stücke für gehobene Anlässe, die auch im Museum ausgestellt werden.
BOOTSFAHRT AUF DEM SEE NISSER
Die Sonne spiegelt sich in den Seen Nisser und Vråvatn. Eine tolle Gelegenheit, um mit der mehr als 100 Jahre alten MS Fram auf dem Wasser zu kreuzen und bei einem Kaffee die Natur mit waldbestandenen Inseln, weißen Stränden und glatt polierten Felsen zu bestaunen. Dabei wird auch eine Schleuse passiert.
Weitere Informationen
www.visittelemark.no
Ein Paradies für Rentiere
15 000 Rentiere, die größte wild lebende Population Norwegens, leben heute noch auf der Hardangervidda, gemeinsam mit weiteren 23 Säugetierarten, darunter Luchs, Polarfuchs, Vielfraß, Schneehase und Berglemming. Sie alle finden hier ideale Lebensbedingungen vor. Kein Wunder also, dass die Hochebene bereits vor etwa 8000 Jahren von nomadisierenden Jägern besiedelt war, die den Rentierherden nach dem Ende der Eiszeit auf die Hochebene folgten.
Mehr als 9000 Quadratkilometer umfasst die Hardangervidda, die damit die größte Hochebene Europas ist. Das Bundesland Saarland würde dreieinhalbmal dort hineinpassen. Während sich im Saarland aber mehr als eine Million Menschen drängeln, ist diese Region fast menschenleer. Eine einzigartige Landschaft, offen, wild und weitgehend naturbelassen, mehr als 1000 Meter über dem Meer gelegen. Unzählige Bäche und Flüsse durchziehen das Land. Sie sind ausgesprochen fischreich, genauso wie die vielen Seen, Weiher und Tümpel, die in die Tundralandschaft eingebettet sind. Die Hardangervidda hat eine 550 Millionen Jahre alte Geschichte. Sie beginnt in der Zeit, als die Kontinentalplatte, auf der sich das heutige Norwegen befindet, noch südlich des Äquators lag und die Hochfläche Teil des Meeresbodens war. Im Laufe der Jahrmillionen verschoben sich die Platten, und die Hardangervidda wurde über den Meeresspiegel angehoben. Das heutige Bild der Landschaft ist das Ergebnis der »Arbeit« von Gletschern, die das Gebiet während der letzten Eiszeit regelrecht abschliffen. Nur einige sanft ansteigende Gipfel konnten der Kraft der fließenden Eismassen widerstehen. Der Sandfløggi ist mit 1719 Metern die höchste Erhebung. Schroffere Abschnitte gibt es nur im höheren westlichen Teil der Hardangervidda, dort, wo die Ebene zum Sørfjord und zum Eidfjord hin abfällt. Nur wenige Siedlungen und Straßen unterbrechen das Bild. Die Norweger sind sich der Schönheit und Einmaligkeit dieser Landschaft wohl bewusst und haben 1981 mehr als ein Drittel der Hardangervidda als Nationalpark ausgewiesen. Der Hardanger-Nationalpark ist mit seinen 3422 Quadratkilometern der größte Nationalpark Norwegens.
So warm und sonnig der Sommer auf der Hardangervidda auch sein kann, der Winter stellt Pflanzen und Tiere dieser Region auf eine harte Probe. Arktische Kälte sorgt dafür, dass hier nur vergleichsweise wenige Arten überleben können. Dazu zählen die Rentiere. Sie haben sich im Laufe der Evolution an das Leben in Schnee und Eis angepasst. Mit ihren breiten Hufen sinken sie auch im weichen und tiefen Schnee kaum ein, und durch die scharfen Kanten der Hufe sind sie in der Lage, selbst verharschten Schnee aufzukratzen, um an die Gräser, Kräuter und vor allem Flechten zu gelangen, von denen sie leben. Selbst niedrigste Vegetation können sie abweiden, allerdings um den Preis, dass sich die Zähne vorzeitig abnutzen, weil mit den Pflanzen auch Sand und kleine Steine aufgenommen werden. Kaum ein Rentier stirbt daher an Altersschwäche. Es verhungert oder wird das Opfer von Räubern wie Luchs und Vielfraß, die sofort zur Stelle sind, wenn ein Tier krank oder schwach wird. Der Vielfraß hat seinen Namen nicht etwa deshalb, weil er viel frisst, die deutsche Bezeichnung leitet sich vielmehr vom norwegischen Wort Fjellfross ab: Fjell für Hochland und Fross für Katze, also Hochlandkatze. Für die hier an ihrer südlichen Verbreitungsgrenze lebenden Polarfüchse sind Rentiere in der Regel als Beute zu groß. Sie ernähren sich hauptsächlich von Berglemmingen, den am besten an das arktische Klima angepassten Nagetieren. Die Berglemminge halten keinen Winterschlaf, sondern bauen ein Tunnelsystem unter dem Schnee, um an ihre Nahrung zu kommen. Die Schneeschicht bildet einen idealen Schutz gegen Kälte und Wind, sie bewahrt die Tiere aber nicht davor, von Polarfüchsen und Schnee-Eulen aufgespürt zu werden, denn beide haben so feine Ohren, dass sie die Nager unter der Schneedecke laufen hören. Die hohen Verluste durch ihre Feinde machen die Berglemminge jedoch durch ihre Vermehrungsrate mehr als wett. In Jahren mit günstigem Nahrungsangebot vermehren sie sich so stark, dass sie nicht einmal durch ihre Fressfeinde »in Schach gehalten« werden können. Dann brechen riesige Mengen von ihnen auf, um neue Lebensräume zu erobern, die meisten von ihnen kommen jedoch auf diesen Wanderungen um. Anders als die Berglemminge ziehen die meisten der in der Hardangervidda lebenden Vögel im Winter in den Süden. Es sind nicht sehr viele Arten, die man hier während der Brutzeit oder auf dem Zug von und nach Norden antrifft, aber die »Birder«, wie die enthusiastischen Vogelbeobachter auch genannt werden, kommen hier auf ihre Kosten. Deren Beobachtungslisten lesen sich wie das »Who’s who« der Vogelprominenz, vom Rotsternigen Blaukehlchen über die Falkenraubmöwe bis zum Merlin, dem Falken und zur Schellente, die in Baumhöhlen brütet. Schnee-Eule, Doppelschnepfe, Schneehuhn und Odinshühnchen sind weitere Prominente. Die beste Zeit für Vogelbeobachtungen ist von Mitte Juni bis Mitte Juli.
Auch die Botaniker sind hier in ihrem Element. Nirgendwo sonst in Kontinentaleuropa finden sie so viele arktische Pflanzen wie hier. Insgesamt wurden in der Hardangervidda rund 450 verschiedene Pflanzenarten registriert, darunter auch solche, die ansonsten nur sehr viel weiter nördlich auf der Bäreninsel, auf Spitzbergen oder in Nordsibirien verbreitet sind. Während der niederschlagsreichere westliche Teil der Hardangervidda noch eine vergleichsweise üppige Vegetation aus Gräsern, Kräutern und kleinen Zwerggehölzen aufweist, ist der östliche und nördliche Teil schon fast als arktische Tundra zu bezeichnen. Berühmt sind alle Bereiche wegen des Vorkommens der Moltebeere, die fast in Gold aufgewogen wird. Man kann Moltebeeren roh essen oder zu Marmelade und Gelee verarbeiten. Sie sind reich an Vitaminen und Spurenelementen und wurden von Seeleuten aufgrund ihres hohen Gehaltes an Vitamin C als wirksames Mittel gegen Skorbut angesehen.
Wandern, Angeln, Skifahren, Vogelbeobachtung, alles das bietet die Hardangervidda. Ein 1200 Kilometer langes Netz von Wanderwegen durchzieht die Hochebene, das vom DNT (Den Norske Turistforening) betreut wird. Die Wanderwege folgen häufig uralten Handelswegen, die schon seit Jahrhunderten genutzt wurden. Bereits 1879 wurde die erste Wanderhütte errichtet, heute sind es fast 40. Die meisten dieser zum Teil bewirtschafteten Hütten befinden sich im Nationalpark. Sie bieten alles, was der Wanderer braucht: Bett, Waschgelegenheit und Verpflegung.
TOP ERLEBNISSE
TREKKING FÜR EXPERTEN
Die Hochebene der Hardangervidda ist eine Wandergegend ersten Ranges. Hier macht man eher Strecke als Höhenmeter und ist – wenn man will – tagelang unterwegs und übernachtet dabei in Hütten oder im Zelt. Allerdings sollte man bei längeren Touren genügend Erfahrung haben, denn das Wetter kann schnell umschlagen, sodass Kälte und Regen sowie mangelnde Orientierung zu schaffen machen.
RAUSCHENDE WASSER
Der Vøringsfossen gehört zu den beeindruckendsten Wasserfällen in Norwegen. Sein Wasser stürzt über gut 160 Meter von mehreren Seiten in ein tiefes Tal. Von oben genießt man einen spektakulären Blick in die Tiefe. Noch imposanter ist, wenn man den Wasserfall nach einer rund halbstündigen Wanderung durch das Tal erreicht. Dabei müssen rund 250 Höhenmeter auf teilweise unwegsamem Untergrund bewältigt werden.
SKISPASS IN GEILO
Geilo an der Nordseite der Hardangervidda ist ein beliebtes Ziel bei Skifahrern, die entweder alpin oder auf Langlaufloipen unterwegs sind.
Weitere Informationen
geilo.no
Von Sardinenbüchsen zum schwarzen Gold
Stavanger, Norwegens Ölhauptstadt, hat ihre Wurzeln in der Wikingerzeit, woran das Denkmal »Schwerter im Berg« am Hafrsfjord in der Møllebukta erinnert. Die Geschichte berichtet, dass hier König Harald Hårfagre im Jahr 872 das Königreich einte. Das Stadtrecht datiert aus dem Jahr 1125, als der Dom fertiggestellt wurde. Aber schon vor 10 000 Jahren folgten steinzeitliche Fischer und Jäger dem zurückweichenden Eisschild, der Norwegen bis dahin bedeckt hatte, und lagerten an den Stränden, hinter denen heute Stavanger liegt.
Die Stadt hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Als 1120 mit dem Bau des Domes begonnen wurde, war Stavanger nicht mehr als eine Ansammlung kleiner Hütten am Ende der Bucht Vågen. Trotzdem wurde die Stadt zum Bischofssitz erhoben, weil sie die einzige nennenswerte Ansiedlung an der Südwestküste war. Stavanger wuchs sehr langsam. Am Beginn des 19. Jahrhunderts hatte es gerade einmal 2000 Einwohner und war nichtsdestoweniger die bedeutendste Stadt der Region. Über Jahrhunderte lebten die Bewohner von Fischfang und Handel. Berühmt wurde Stavanger durch die Konservenindustrie, die am Anfang des 20. Jahrhunderts ihre Blütezeit hatte. Zu der Zeit gab es mehr als 50 Konservenfabriken, die ihre Produkte in alle Welt exportierten. Großen Anteil am Bekanntheitsgrad der Konserven hatten die bunten, künstlerisch gestalteten Aufkleber auf den Dosen, die »Iddis«. Gelegentlich bezeichnen sich die Einwohner Stavangers selbst so. Im Jahr 2000 schloss die letzte Konservenfabrik. Eine von ihnen wurde jedoch als Hermetikmuseet, als Konservenmuseum, hergerichtet, in dem für die Besucher während der Saison an bestimmten Tagen Sardinen geräuchert werden.
1000 Jahre nachdem die Wikinger mit ihren Drachenbooten Amerika entdeckt hatten, gab es im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert einen weiteren Exodus aus Norwegen. Die Motive waren ähnlich: Armut und die Chancenlosigkeit, aus dieser Armut auszubrechen. Stavanger wurde zum Auswanderungshafen, von dem aus Tausende in die Neue Welt aufbrachen. Heute gibt es außerhalb Norwegens mehr norwegischstämmige Menschen als norwegische Staatsbürger. »Det norske Utvandrersenteret«, das Auswanderer-Dokumentationszentrum, hat diese Phase der norwegischen Geschichte akribisch aufgearbeitet, und fast täglich kommen Besucher auf der Suche nach ihren norwegischen Wurzeln dorthin.
Nach dem Niedergang der Konservenindustrie, die immerhin jahrzehntelang die größte der Welt war, hatte Stavanger Glück im Unglück. Das Meer, das die Stadt seit ihren Anfängen ernährt hatte, erwies sich erneut als wirtschaftliche Grundlage. Diesmal mit den reichen Öl- und Gasvorkommen, die nur etwa 300 Kilometer von Stavanger entfernt entdeckt wurden. Seit den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts sorgten sie für den neuerlichen wirtschaftlichen Aufschwung. Nicht nur Statoil, das größte norwegische Ölunternehmen, sondern auch viele internationale Firmen haben ihren Sitz in der Stadt. Die Bedeutung des Öls, nicht nur für Stavanger, sondern für ganz Norwegen, wurde folgerichtig mit der Einrichtung des Norsk Oljemuseum, des Ölmuseums, dokumentiert.
… müssen sich nicht ausschließen. Stavanger bietet eine Fülle kultureller Veranstaltungen, die weit über Norwegens Grenzen hinaus bekannt sind. Zwei Beispiele: Jedes Jahr im Mai findet das Mai-Jazz-Festival statt, eine große internationale Veranstaltung für Jazzmusik, außerdem Anfang August das Internationale Kammermusik-Festival. Stavanger wurde nicht zuletzt deshalb für das Jahr 2008 gemeinsam mit Liverpool zur Europäischen Kulturhauptstadt berufen. Dazu tragen auch die liebevoll restaurierte Altstadt »Gamle Stavanger« mit ihren 173 erhaltenen kleinen Holzhäusern, welche die kopfsteingepflasterten Gassen säumen, sowie die Domkirche bei, der zweitgrößte romanische Kirchenbau in Norwegen nach dem Dom von Trondheim.
Dass auch die Frühgeschichte der Stadt nicht vergessen wurde, belegt der Wiederaufbau des »Jernaldergarden«, einer eisenzeitlichen Hofanlage aus der Zeit zwischen 550 bis 350 vor Christus.
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IM ÖLRAUSCH
Norwegen hat seinen immensen Reichtum vor allem dem Öl zu verdanken. Stavanger gilt als Ölhaupstadt des Landes und hat dem schwarzen Gold mit dem Ölmuseum ein informatives Denkmal gesetzt. Hier wird die Geschichte der Ölförderung von den Anfängen bis in die Gegenwart geschildert. Der Schwerpunkt liegt dabei natürlich auf der Entwicklung der Technik.
KUNSTSTADT STAVANGER
Beim Bummel durch Stavanger wird man immer auf Kunstwerke stoßen, die an die Fassaden von Häusern oder anderen Bauwerken gemalt wurden. Seit vielen Jahren findet hier das Nuart Festival statt, bei dem Künstler aus der ganzen Welt ihre Spuren hinterlassen. Es lohnt sich, immer genau hinzusehen – man wird etliche spannende Entdeckungen machen.
PRÄCHTIGES HOLZHAUSVIERTEL
In einer modernen Stadt wie Stavanger rechnet man kaum damit, auf alte Bebauung zu stoßen. Doch neben dem Dom hat Stavanger noch mehr Historie zu bieten, die sich im Holzhausviertel von Alt-Stavanger manifestiert. Hier stehen noch die Gebäude, die die Brände überstanden haben und nun zu einem beliebten Wohnviertel geworden sind.
Weitere Informationen
regionstavanger-ryfylke.com
Von der Macht des Eises und des Wassers
Der Lysefjord ist einer der spektakulärsten Fjorde Norwegens. Bis zu 1000 Meter ragen die von den eiszeitlichen Gletschern glatt geschliffenen und polierten Granitwände beidseits des Fjords steil in die Höhe. Nur an wenigen Stellen war am Fuße der Felsen genügend Platz für eine bescheidene Landwirtschaft. Heute sind viele dieser Anwesen verlassen, weil sich die Landwirtschaft dort nicht mehr lohnt.
Mit 40 Kilometern Länge bleibt der Lysefjord weit hinter dem 204 Kilometer langen Sognefjord oder dem immerhin auch noch 179 Kilometer langen Hardangerfjord zurück, doch tut das seiner Faszination keinen Abbruch. Lysefjord bedeutet so viel wie heller Fjord, ein Name, der auf die hellgrauen Granitfelsen Bezug nimmt, die ihm sein charakteristisches Gepräge geben. Den Kontrast dazu bietet das dunkle, bis zu 500 Meter tiefe Wasser des Fjordes.
Mit dem Schiff, dem Auto oder auch zu Fuß erschließt sich der Fjord dem Besucher. Von Stavanger führt eine Fährverbindung zunächst in den Høgsfjord nach Südosten und dann bei Oanes nach Nordosten in den Lysefjord. Hier kann der erste Stopp eingelegt werden, um im Lysefjordsenter einen Einblick in die Geologie und Geschichte der Region zu erhalten. Weiter geht es bis zur kleinen Ortschaft Fløri. Hier wurde erstmals von 1917 bis 1921 mit enormem technischem Aufwand ein Wasserkraftwerk in den Fels gebaut. Es wurde 1999 durch einen Neubau ersetzt, der auch besichtigt werden kann. Hier haben sportliche Naturen die Möglichkeit, die Klippen zu Fuß zu erklimmen. 4444 Stufen führen von der Wasserlinie bis zum Klippenrand, von wo sich ein großartiger Blick über den Fjord bietet. Bei Kjerag, etwa fünf Kilometer vor dem Ende des Fjordes, erreichen die nahezu senkrecht abfallenden Steilwände an der Südseite eine Höhe von 1084 Metern. Am Ende des Fjordes angekommen, findet man die kleine Ortschaft Lysebotn, die im Wesentlichen aus Ferienhäusern und einem Campingplatz besteht. Das ist jedoch nicht das Besondere an diesem Ort, sondern die von dort in 27 Haarnadelkurven fast 900 Höhenmeter überwindende, in das obere Sirdal führende Straße. Sie folgt dem legendären Skinnvegen, dem Fellweg, einem der ältesten Handelswege Norwegens. Auf ihm brachten Jäger die Felle der von ihnen im Hochland erlegten Tiere an die Küste.
Eine von jährlich fast 100 000 Menschen besuchte Attraktion im Lysefjord ist der Prekestolen, der Predigtstuhl. 604 Meter über dem Fjord hat man von der nur etwa 25 Meter langen und genauso breiten Felsplattform einen weiten Blick bis nach Stavanger, die umliegenden Gebirge und den Lysefjord. Allerdings sollte man schwindelfrei sein, denn die Felswand stürzt senkrecht in die Tiefe, und die Plattform ist nicht einmal durch einen symbolischen Zaun gesichert. Kletterer haben die Steilwand für sich entdeckt und versuchen den kürzesten Weg hinauf zu finden. Aber auch schon der reguläre Weg dorthin ist im wahrsten Sinne des Wortes mit Steinen gepflastert. Die Wanderung von Botne, einem kleinen Ort am Fuße des Prekestolen, führt zunächst über einen steilen Weg entlang eines Höhenrückens, dann durch sumpfigen Wald zur Urskarshöhe auf 408 Metern und weiter über ein Geröllfeld zum Neverdalsskaret-Pass und zur Plattform des Predigtstuhls. Der Blick entschädigt für alle Mühen. Schon auf dem Weg nach oben beobachtet man mit etwas Glück Schneehühner, Seeadler oder sogar einen Elch. Wer weder klettern noch laufen will, kann den Aufstieg auch auf dem Rücken eines Pferdes erleben, das man bereits in Stavanger buchen kann.
Der Prekestolen entstand am Ende der letzten Eiszeit und ist das Ergebnis der Arbeit von Eis und Wasser. Vor etwa 10 000 Jahren, als die Gletscher, die den gesamten Fjord ausgefüllt hatten, langsam zu schmelzen begannen, drang Schmelzwasser in Klüfte und Spalten der Felsen, gefror wieder und dehnte sich dabei aus. Dieser Vorgang wiederholte sich viele Male, bis große Blöcke regelrecht abgesprengt worden waren, ein Prozess, der auch heute noch nicht abgeschlossen ist. Allerdings besteht keine Gefahr, dass der Prekestolen zusammenbricht.
TOP ERLEBNISSE
WANDERZIELE AM LYSEFJORD
Der Prekestolen ist ein bekanntes – und oft auch unterschätztes – Ziel für Wanderer am Lysefjord. Das gilt auch für die nicht minder interessante Tour zum Kjerag. Die führt von einem Parkplatz oberhalb von Lysebotn über glatten Fels in Richtung Kjeragbolten. Einige Passagen sind mit Drahtseilen gesichert, da besonders bei Regen der Untergrund schlüpfrig wird. Instagram & Co. haben den zwischen zwei Felswände geklemmten Block zu einem Ziel ersten Ranges gemacht, vor dem sich in der Hauptsaison Schlangen bilden, um das entsprechende Selfie zu machen. Deutlich weniger frequentiert ist der Aufstieg ins Fjell auf 4444 Stufen von Flørli aus. Trotzdem sollte man die Tour nicht unterschätzen.
LYSEFJORD PER BOOT
Der von bis zu 1000 Meter hohen Bergen umgebene Lysefjord lässt sich perfekt mit einem Ausflugsschiff erkunden. Während der Fahrt sind immer wieder Wasserfälle, kleine Inseln und alte Bauernhöfe zu sehen. Und natürlich kann auch der Prekestolen bewundert werden. Die Boote halten in Lauvvik, Forsand, Songesand, Flørli und Lysebotn.
Weitere Informationen
regionstavanger-ryfylke.com
Natur und Kultur am »König der Fjorde«
Mit einer Länge von 179 Kilometern ist der Hardangerfjord der zweitlängste Fjord Norwegens. Das macht aber seinen Reiz nicht aus. Es ist die vielfältige Landschaft mit Wasserfällen, Gletschern, Wiesen, Weiden und Obstgärten, die ihn weit über Norwegen hinaus bekannt gemacht hat. Nicht umsonst wird er der König der Fjorde genannt. Edvard Grieg verbrachte hier viele Sommer und ließ sich inspirieren.
Der Hardangerfjord öffnet sich südlich von Bergen und führt in nordöstlicher Richtung tief in das gebirgige Herz Norwegens hinein, bis er bei Eidfjord, am Ende des gleichnamigen Nebenfjords, direkt an das Hochplateau der Hardangervidda heranreicht. Mehrere andere Nebenarme zweigen vom Hardangerfjord ab, der längste davon ist mit 50 Kilometern Länge der Sørfjord. Wie ein Keil schiebt sich die Folgefonn-Halbinsel von Süden zwischen den Hardangerfjord und den Sørfjord. Auf ihr befindet sich der drittgrößte Gletscher Norwegens, der Folgefonna. Sein höchster Punkt liegt bei 1662 Metern, das Ende der Gletscherzunge reicht bis 400 Meter herunter. Der Gletscher und weite Teile der Umgebung wurden 2005 zum Nationalpark erklärt.
Seine heutige Form verdankt der Hardangerfjord den Kräften des Eises und des Wassers. Als vor etwa 10 000 Jahren, am Ende der Eiszeit, das große Tauen begann, hatte das Eis bereits tiefe Täler ausgehobelt, deren tiefer gelegenen Bereiche nun vom Schmelzwasser geflutet wurden. Unter dem Eis stieg der Wasserspiegel in diesen Tälern immer weiter an, bis sich die Wassermassen schließlich einen Abfluss suchten. Sie durchbrachen die durch die Gletscher aufgeschobenen Moränenwälle, rissen das über ihnen liegende Eis mit sich und fanden ihren Weg in den Atlantik. Der tiefste Punkt des Hardangerfjordes liegt daher nicht im Bereich seiner Mündung, sondern mitten im Fjord bei dem Ort Norheimsund.
Heute macht man sich die Kraft des Elements zunutze. Das von der Hardangervidda in den Fjord abfließende Wasser wird zur Stromerzeugung verwendet. Der Bau des ersten Elektrizitätswerks wurde 1918 vollendet; es bildete die Grundlage für die Industrialisierung der Region um Odda und war bis 1989 in Betrieb. Zwischenzeitlich sind nahezu alle Wasserfälle »gebändigt«. Der Ringedalsvatn, ein riesiger Stausee nahe Tyssedal, ließ die Wasserfälle Tyssestrengene und Ringedalsfossen, die noch im 19. Jahrhundert mit 160 Metern beziehungsweise 300 Metern Fallhöhe eine weithin bekannte Attraktion waren, versiegen. Andere Wasserfälle sind zum Glück erhalten geblieben. Darunter der Vøringsfossen, der zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Norwegens zählt. Schon von unten bietet der Wasserfall einen grandiosen Anblick. Wer ihn auch noch von oben betrachten möchte, kann 1500 Stufen auf dem alten, früher von Packpferden genutzten Pfad nach oben auf das Mabøfjell hinaufsteigen. Die Mühe lohnt sich, denn man wird durch einen grandiosen Ausblick belohnt.
Wie auch in anderen Bereichen Norwegens begann die Besiedlung der eisfreien Täler recht schnell. Zunächst erschienen die eiszeitlichen Jäger und Sammler. Später wurden die fruchtbaren Böden landwirtschaftlich genutzt, und auch heute noch spielt die Landwirtschaft eine große Rolle. Die geschützte Lage innerhalb der Täler macht sogar Obstbau möglich, sodass der Hardangerfjord auch als Obstgarten Norwegens gilt. In jedem Frühjahr pilgern Tausende Norweger und ausländische Gäste zur Obstblüte. Allein in der Gemeinde Ullensvang, nördlich von Odda an der Ostseite des Sørfjords gelegen, blühen 500 000 Obstbäume, vorwiegend Apfel- und Kirschbäume. Der Folgefonn-Gletscher bildet dabei eine gewaltige Kulisse für die im Mai und Juni blühenden Obstbäume. Die Bäume sehen nicht nur schön aus, auch ihr Obst schmeckt sehr gut. Zur Reifezeit wird es von den Bauern an der Straße verkauft. Wer sich nicht nur von Obst ernähren will, kommt am Fisch aus dem Hardanger fjord nicht vorbei. Der Fjord gehört zu den vier größten Fischzuchtregionen der Welt. 40 000 Tonnen Lachse und Regenbogenforellen werden hier jedes Jahr in Fischfarmen »produziert « und kommen frisch auf den Tisch der vielen kleinen Restaurants und Hotels. Wer sich sein Essen durch Arbeit verdienen will, kann auch selbst auf Angeltour gehen, denn nicht nur die Zuchtfische fühlen sich im Hardangerfjord wohl. Lachs, Aal, Butt, Dorsch und ein halbes Dutzend anderer Fischarten hat man mit ein wenig Glück am Haken. Sie alle lassen sich zu schmackhaften Gerichten verarbeiten.