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In Sachsen hat Weihnachten einen besonderen Glanz. Die Traditionen des Erzgebirges, der Dresdner Striezelmarkt und sein Christstollen, die Herrnhuter Weihnachtssterne und geschmückte Fenster vom Vogtland bis zur Lausitz laden zu besonderen Genüssen und festlicher Besinnlichkeit ein. Dieses Buch nimmt Sie mit auf eine Reise durch die sächsische Weihnachtsdichtung, es gibt Einblick in das vielfältige Brauchtum rund um das Fest und erzählt von unvergessenen Weihnachtserinnerungen sächsischer Autoren. Mit Texten von Karl May, Anton Günther, Wilhelm von Kügelgen, Max Wenzel, Hermann Andert und vielen anderen.
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Seitenzahl: 107
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Sächsische Weihnachtsdichtung
Brauchtum und Traditionen
Geschichten, Legenden, Erinnerungen
Autorenverzeichnis
(Erzgebirgische Mundart)
Dr Harbest kam, müd’ legt de Ard sich nieder,
wild gescht dr Sturm de Blattle har un hie:
stumm stieht dr Wald, verklunge sei de Lieder,
wos grün un schie war, musst su schnell vergieh.
Un wie nu alle graa un trüber werd,
do dauert unnern Herrgott seine Ard –
un sanft un waach fällt aus dr Himmels Höh
su licht un weiß dr liebe Schnee.
Un wie de erschten Flocken falln vom Himmel,
do haltens Gunge, Maadle nimmer aus;
su schnell wie’s gieht in lustigem Gewimmel
giehts aus dr Stub ins Flockenwerbeln naus.
Ball is e Schneeballschlacht aah schie in Gang,
en Ruschelschlietn brengt dort aner lang,
un Näss un Kält, die tune heit net weh,
ringsümedüm do jubelts: Schnee!
E manichs Alte sitzt in Ufnwinkel
un guckt zerick of seine gunge Gahr,
wu Näss un Kält an schoden konnt kä Fünkel
un wie mer wie verwerrt ofs Ruscheln war.
Doch itze sitzt mer dra an Ufentopp
un sieht in Spiegel ner sen alten Kopp,
do werd mersch weiß, do drum, o Jemine,
liegt aa die Himmelsgab: dr Schnee!
De Ruschlbah, die is ze allen Stunden
aa fir de Lieb e rachter schiener Platz:
es dauert net lang hoot mer sich gefunden,
un ofn Schlieten sitzt mer mit sen Schatz.
Dos Madl hält sich zoghaft an en aa,
dr Schlieten saust ne Barg ro, wos’r kaa.
Of emol is mer of sen Sitz ellä,
dr Schatz is wag, – dar liegt in Schnee!
Max Wenzel
Julius Otto Fritzsche, Striezelmarkt auf dem Neustädter Markt (um 1900)
Der Striezelmarkt ist vor der Tür,
ihr Käufer, kommt zu Haufen,
vor blanke Batzen, zum Plaisir,
euch Spielwerk einzukaufen.
Der sogenannte heil’ge Christ
besucht von Süd und Westen,
selbst, maßen er spendabel ist,
den Striezelmarkt zu Dresden.
Und dieser Markt, so schlecht er war,
hieß, dass ich’s nicht vergesse,
bereits schon vor zweihundert Jahr,
die Dresdner Weihnachtsmesse:
Kein fremder Kaufmann durfte rein,
er musste draußen passen,
den Dresdner Bürgern nur allein
das Marktrecht überlassen.
Drei schöne Märkte zählt die Stadt:
Johannis, Fasten, Gallen,
die sie vor alten Zeiten hat,
doch sag’ ich das, vor allen
behält der Striezelmarkt den Preis
an vielen Seltenheiten,
die mit drei andern, wie ich weiß,
fast um den Vorzug streiten.
Er dauert nach Gelegenheit
eins, zwei auch wohl vier Tage,
ein andrer nur drei Sonnen-Zeit,
dann ruhet Ell’ und Waage:
Man steckt bei Nachtzeit Lichter an,
die Buden sehn von ferne,
weil man das Auge blenden kann,
wie hellbeflammte Sterne.
Auch wohl Herrschaften groß und klein
in Chaisen und zu Wagen,
worunter Fürsten, Grafen sein,
die lassen sich hintragen,
die Striezel-Lust mit anzusehn,
die Kleinen gehn spazieren,
und suchen mit Fressalien
die Gurgel fett zu schmieren.
Wer Geld hat, ob’s auch sparsam ist,
besucht die Striezelmesse,
damit man auf den heil’gen Christ
den Einkauf nicht vergesse.
Die Kinder schreien jämmerlich:
»Hört, Mutter, eine Bitte,
bringt doch vom Striezelmarkt für mich
ein Butterstöllchen mitte.«
Das alte Mütterchen sogar,
das an dem Stock muss gehen,
kriegt Appetit von Jahr zu Jahr,
den Striezelmarkt zu sehen:
Sie setzt auch wohl zwei Brillen auf,
die Püppchen zu betrachten,
die Welt hat ihren tollen Lauf
besonders um Weihnachten.
Die Jungfern treten auch herbei,
sich einen Mann zu suchen,
groß, klein, so wie es immer sei,
und zwar von Pfefferkuchen;
hier wählen sie sich einen Mann,
vergold’t zur Avantage,
den man vor Liebe fressen kann,
o schöne Mariage!
Die Herrn Conditors säumen nicht,
sich Buden aufzusetzen,
mit Marzipanen nach Gewicht
die lecker zu ergötzen:
Die Butterzöpfe sind zugleich,
bei ungezählten Haufen,
voll Mandeln, voll Rosinen, weich
und frisch fürs Geld zu kaufen.
Was zeigt uns nicht vor Artigkeit
der kluge Wachsstockmacher?
Er treibt gewiss um diese Zeit
auch seinen guten Schacher:
Von Wachs formiert er, wie bekannt,
Kopfzeuger, Störche, Bücher,
auch von Saluppen nach der Hand,
der Fang geht gut und sicher.
Mit geistlich-schönen Büchern sucht
der fleißige Buchbinder
sein Brot, und das nicht ohne Furcht:
Das ABC für Kinder,
Kalender, Bibeln, was noch mehr,
die Lieder draus zu singen,
langt er aus seinem Vorrat her,
das muss ihm Segen bringen.
Die ärmlichste Schieböckers Frau
kauft Mehl zu ganzen Metzen,
das alte Männchen krumm und grau,
sich auch etwas zu letzen:
Die alte Regel gilt gemein,
es muss zum Feiertagen
ein Stollen auf dem Tische sein,
denn sonst krepiert der Magen.
Wie artig wissen Jungfern nicht
den guten Junggesellen,
so oft der Striezelmarkt anbricht,
bald Strick und Netz zu stellen:
Sie sprechen: »Weil es Jahrmarkt ist
hoff ich gewiss von ihnen
auch ein klein bisschen heilgen Christ,
ich werde wieder dienen.«
Die Mauseköpfchen haben auch,
bei dunkler Nacht gut Fischen,
Damit sie nach dem Jahrmarktsbrauch
ihr Sündenbrot erwischen:
Der eine kauft, der andre stiehlt
oft mehr als man gewonnen,
weil der Spitzbube Masken spielt,
ist der Profit zerronnen.
Hier kommen starke Fuder an
belästiget mit Butter,
damit man Striezel backen kann,
zu süßem Weihnachtsfutter.
Der Kaufmann schlägt die Fässer auf,
gestopft voll mit Rosinen,
die müssen nach der Zeiten Lauf,
zu Butterzöpfen dienen.
Der Grandmarschand setzt Buden auf,
stellt Vögel auf zwei Herden:
Auch im Gewölbe gilt der Kauf
gedoppelt reich zu werden.
Der Drechsler hat auch seinen Kram
mit Püppchen und mit Puppen,
wozu er ein Modellchen nahm
von Schlumpern und Saluppen.
Wer Bürger ist, bleibt Marktgelds frei,
das Bauernweib muss zollen,
und sich, dass alles richtig sei,
mit Kreide lassen nollen.
Mit einem Wort, was man nur denkt,
folgt sich in großer Menge,
wer seinen Fuß nicht zeitig lenkt,
kommt leider ins Gedränge.
Der Striezelmarkt reißt insgemein
dem Hauswirt stark im Beutel,
er soll, er muss ergiebig sein,
da kratzt man sich im Scheitel:
Die Köchin schätzt den heil’gen Christ
nach Talern und Dukaten,
und was davon noch übrig ist,
das schenkt man den Soldaten.
Und also bleibt es wohl dabei,
die schöne Striezelmesse
behält den Preis, so, wie sie sei,
und dass ich’s nicht vergesse,
wünsch’ ich den Käufern braves Geld,
den Striezelmarkt zu heben,
denn Geld ist der Tyrann der Welt,
ohn’ Geld ist gar kein Leben.
Verfasser unbekannt
(Erzgebirgische Mundart)
In Winter wenn’s oft störmt on’ schneit,
Wenn’s wattern tut wie net gescheit,
Wenn’s Windweha schmässt bis an Fanster rah,
Dess mr of net naussah kah
On is drzu racht pfarisch kalt,
dess mr kan Hund nausstuß’n tut;
Ja do is en schänst’n of dr Uf ’nbank,
Wenn es Pfeifl brennt, do werd da Zeit net lang,
Wenn es Feier brasslt is’ in Stüwl warm,
Do kah’s wattern, dess Gott drbarm.
On’ wenn mr Omd oft hutzn gieht,
Do is’ mr fruh wenn mr ’s Heisl sieht,
Mr muss oft wot’n bis an da Knie,
Ower ’s is wass Gott ganz schü’.
On’ kömmt mr nort in Stüwl ’nei’,
Hasst’s: »Willkomma namm när Platz.
Komm setz’ dich mit of dr Uf ’nbank,
Zünd a’ Pfeifl ah werd da Zeit net lang,
Wenn es Feier brasslt is’s in Stüwl warm,
Do kah’s wattern, dess Gott derbarm.«
On’ sitzt mr nort racht schü’ besamm’,
Do is’ Gemüthlichkeit on’ Lab’n,
Do werd derzehlt on’ Hetz’ gemacht
Bis oft noch Mitternacht.
Dr Kaffetopp stieht in dr Rähr,
War will’ dar schöppt sich ei’,
On’ do setzt mr sich halt of dr Uf ’nbank,
Denn ben Kaffeetopp werd da Zeit net lang,
Wenn es Feier brasslt is’s in Stüwl warm,
Do kah’s wattern, dess Gott derbarm.
Hot aaner oft racht weit ze gieh’,
Do muss mr in Winter viel ausstieh’,
Do zwickt’s in da Händ on’ in da Ohr’n
On’ dr Bart is’ ei’gefrorn.
Ower kömmt mr ham werd sich ausgezug’n,
En Schnee dan schtampt mr o’.
On’ do setzt mr sich halt of dr Uf ’nbank,
Zünd’t a’ Pfeifl ah, werd da Zeit net lang,
Wenn es Feier brasslt is’s in Stüwl warm
Do kah’s wattern, dess Gott derbarm.
Da Uf ’nbank die is’ aa gut,
Wenn’s drham amol gewittern tut.
Wenn da Fraa zankt on’ net aufhär’n will,
Is’ dr Mah’ ganz aafach still.
Ar socht gar nischt on’ denkt drbei:
Die härt schu’ wieder auf.
Ar setzt sich halt of dr Uf ’nbank,
Zünd’t a’ Pfeifl ah, werd da Zeit net lang,
Wenn es Feier brasslt is’s in Stüwl warm
Kah sa bromma, dess Gott derbarm.
On’ is’ mr in dr Fremd’ uje,
Do sieht mr oft kaa bissl Schnee,
Ve’ Gemüthlichkeit is’ aa kaa Red’
On’ es Hutz’ngieh kennt mr net.
Do denkt mr freilich manichsmol
Is’ mr su a motterlaa:
Ach wie schü’ is’s drham of dr Uf ’nbank,
Wenn es Pfeifl brennt, werd da Zeit net lang,
Wenn es Feier brasslt is’s in Stüwl warm
Do ka’s wattern, dess Gott derbarm.
Of dr Walt do is’ schu’ immer a su,
Do streit’n da Leit, on’ hab’n kaa Ruh’
A’ jeder will ’wos Bessersch sei’
On’ bild’t sich en’ Stief ’l ei’.
Do is’s en best’n mr nimmt sei’ Pfeif ’
On lacht sich när aas drzu.
Denn en schänst’n is’ drham of dr Uf ’nbank,
Wenn es Pfeifl brennt, werd da Zeit net lang,
Wenn es Feier brasslt is’s in Stüwl warm
Do kah’s wattern, dess Gott derbarm.
Anton Günther
(Oberlausitzer Mundart)
Rumpelte, rumpelte, Fladerwisch,
draußen is mrsch gor ze frisch.
muss a de warme Stube kumm
un sahn, wos die fleiß’gen Kinder machen,
ob se denn fleiß’g batn und singn.
Wenn se ni fleiß’g batn und singn,
soll ’n de Rute uffn Buckl rumspringen.
Blitz, blatz, Fladerwisch,
draußen is mersch gor ze frisch,
will mich a de Stube machen
und schaffen, dass de Kinder lachen.
(Erzgebirgische Mundart)
Rupprich, Rupprich, guter Maa,
sah mich net so finster a.
Stecke deine Rute ein,
will ein frommes Kindlein sein.
(Vogtländische Mundart)
Rupprich, Rupprich, böser Bu,
steck’ mich ’nei die Rockenstu’,
gib m’r Stroh und Haber ’nei,
woll m’r schon zefrieden sein.
Verfasser unbekannt
(Erzgebirgische Mundart)
Durch de Gassen weißbeschneit
laaf ich garn zer Weihnachtszeit,
bleib an manning Fanster stieh;
ach, wie sieht’s do schie!
Überol, aus jeden Haus
guckt be Tog der Bargma raus,
un daar denkt an Lichterpracht
wuhl in der heilign Nacht.
Silber bracht er aus der Ard,
salber war er Goldes wart,
pochet net bluß an de Staa,
singe tot er aah;
machet aah in Schriet und Triet
bei der Bargparade miet,
sehnet sich noch Lichterpracht
wuhl in der heilign Nacht.
Itze stieht er an senn Ort,
is ganz ruhig, sat kaa Wort.
Mit de Lichter in der Hand
lecht er naus in Land,
lecht aah in de Herzen nei,
wu noch Schatten drinne sei,
un drfrat mit Lichterpracht
wuhl in der heilign Nacht.
Wenn ich in menn Stübel bi,
guck ich zu menn Bargma hi,
un ich waß: Noch jeder Plog
kimmt e Feiertog.
Wart när! Un de Zeit is ra,
noochert stieht daar Lichterma
wieder in der Lichterpracht
wuhl in der heilign Nacht.
Erich Lang
(Oberlausitzer Mundart)
Nee, saht oack do zum Fanster raus,
wie’s watert, stirmt und schneit!
Dr Wind zoigt tichtg ims ganze Haus
’s schneit,’s schneit, ’s schneit!
De Äppel hoam mer oabgenumm’.
De Abern senn gutt reigekumm.
Nu koan dr Winter wiederkumm!
Nee, saht oak har wie’s schneit!
Nee, saht oak har! Drei Tage schun
schmest’s Schnie a err Tur aus!
De lang’n Stiefeln oagezoin
und raus, oack raus, oack raus!
Giht o dr Schnie bis iebersch Knie,
mir woatzen feste wie noa nie!
Und lät’ch ees moanchmol rei an Schnie -
mer kroabbeltch wieder raus!
Dr Schnurrboart, dar is steif gefrur’n,
de Noase rut und bloo!
An Fingerspitzen und an Uhrn
do zwickt’s und kroabbelt’s o!
Kee Mensch tutt bale enn derkenn,
vun Kuppe runder bis zun Benn –
a Schniemoan koann ne weißer senn!
Wie schiene is is do!
Derno setz’sch mich uff’s Koannepee.
Brengt oack de Pfuckschuh har!
»Kumm, Froe, mach an Fliedertee
und grunz ne wie a Bar!«
Ich zieh mern alen Schofpelz oa,
de Hoanne rickt raicht nohnde roa.
Do sah mer uns durch’s Fanster oa
wie’s hausen stirmt und schneit!
Hermann Andert
Das ist in eisiger Winterzeit.
Im Gebirge das Städtchen liegt tief verschneit,
durch die nächtliche Gasse weht kalt der Wind,
da huscht es auf eiligen Füßen geschwind
mit dem Klöppelkissen unter dem Arm
herein in den Raum so traulich und warm,
in die Hutzenstube.
Da sitzt der Mägdelein fröhlicher Kreis,
sie regen die zierlichen Hände mit Fleiß,
wie im Takte schlagen die Klöppel an –
wer wohl am flinksten klöppeln kann?
Im alten Ofen die Flamme surrt,
auf der Bank am Fenster das Kätzlein schnurrt
in der Hutzenstube.
Nun pocht es am Laden – herein, herein!
Das mögen die Burschen, die losen, sein;
und bald zu der Klöppel emsigem Gang
erschallt der Harmonika fröhlicher Klang,
dann lacht es und singt es und scherzt in der Rund