Das sächsische Weihnachtsbuch - Anton Günther - E-Book

Das sächsische Weihnachtsbuch E-Book

Anton Günther

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Beschreibung

In Sachsen hat Weihnachten einen besonderen Glanz. Die Traditionen des Erzgebirges, der Dresdner Striezelmarkt und sein Christstollen, die Herrnhuter Weihnachtssterne und geschmückte Fenster vom Vogtland bis zur Lausitz laden zu besonderen Genüssen und festlicher Besinnlichkeit ein. Dieses Buch nimmt Sie mit auf eine Reise durch die sächsische Weihnachtsdichtung, es gibt Einblick in das vielfältige Brauchtum rund um das Fest und erzählt von unvergessenen Weihnachtserinnerungen sächsischer Autoren. Mit Texten von Karl May, Anton Günther, Wilhelm von Kügelgen, Max Wenzel, Hermann Andert und vielen anderen.

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Inhalt

Sächsische Weihnachtsdichtung

Brauchtum und Traditionen

Geschichten, Legenden, Erinnerungen

Autorenverzeichnis

Sächsische Weihnachtsdichtung

Schneelied

(Erzgebirgische Mundart)

Dr Harbest kam, müd’ legt de Ard sich nieder,

wild gescht dr Sturm de Blattle har un hie:

stumm stieht dr Wald, verklunge sei de Lieder,

wos grün un schie war, musst su schnell vergieh.

Un wie nu alle graa un trüber werd,

do dauert unnern Herrgott seine Ard –

un sanft un waach fällt aus dr Himmels Höh

su licht un weiß dr liebe Schnee.

Un wie de erschten Flocken falln vom Himmel,

do haltens Gunge, Maadle nimmer aus;

su schnell wie’s gieht in lustigem Gewimmel

giehts aus dr Stub ins Flockenwerbeln naus.

Ball is e Schneeballschlacht aah schie in Gang,

en Ruschelschlietn brengt dort aner lang,

un Näss un Kält, die tune heit net weh,

ringsümedüm do jubelts: Schnee!

E manichs Alte sitzt in Ufnwinkel

un guckt zerick of seine gunge Gahr,

wu Näss un Kält an schoden konnt kä Fünkel

un wie mer wie verwerrt ofs Ruscheln war.

Doch itze sitzt mer dra an Ufentopp

un sieht in Spiegel ner sen alten Kopp,

do werd mersch weiß, do drum, o Jemine,

liegt aa die Himmelsgab: dr Schnee!

De Ruschlbah, die is ze allen Stunden

aa fir de Lieb e rachter schiener Platz:

es dauert net lang hoot mer sich gefunden,

un ofn Schlieten sitzt mer mit sen Schatz.

Dos Madl hält sich zoghaft an en aa,

dr Schlieten saust ne Barg ro, wos’r kaa.

Of emol is mer of sen Sitz ellä,

dr Schatz is wag, – dar liegt in Schnee!

Max Wenzel

Julius Otto Fritzsche, Striezelmarkt auf dem Neustädter Markt (um 1900)

Aria über den Striezelmarkt

Der Striezelmarkt ist vor der Tür,

ihr Käufer, kommt zu Haufen,

vor blanke Batzen, zum Plaisir,

euch Spielwerk einzukaufen.

Der sogenannte heil’ge Christ

besucht von Süd und Westen,

selbst, maßen er spendabel ist,

den Striezelmarkt zu Dresden.

Und dieser Markt, so schlecht er war,

hieß, dass ich’s nicht vergesse,

bereits schon vor zweihundert Jahr,

die Dresdner Weihnachtsmesse:

Kein fremder Kaufmann durfte rein,

er musste draußen passen,

den Dresdner Bürgern nur allein

das Marktrecht überlassen.

Drei schöne Märkte zählt die Stadt:

Johannis, Fasten, Gallen,

die sie vor alten Zeiten hat,

doch sag’ ich das, vor allen

behält der Striezelmarkt den Preis

an vielen Seltenheiten,

die mit drei andern, wie ich weiß,

fast um den Vorzug streiten.

Er dauert nach Gelegenheit

eins, zwei auch wohl vier Tage,

ein andrer nur drei Sonnen-Zeit,

dann ruhet Ell’ und Waage:

Man steckt bei Nachtzeit Lichter an,

die Buden sehn von ferne,

weil man das Auge blenden kann,

wie hellbeflammte Sterne.

Auch wohl Herrschaften groß und klein

in Chaisen und zu Wagen,

worunter Fürsten, Grafen sein,

die lassen sich hintragen,

die Striezel-Lust mit anzusehn,

die Kleinen gehn spazieren,

und suchen mit Fressalien

die Gurgel fett zu schmieren.

Wer Geld hat, ob’s auch sparsam ist,

besucht die Striezelmesse,

damit man auf den heil’gen Christ

den Einkauf nicht vergesse.

Die Kinder schreien jämmerlich:

»Hört, Mutter, eine Bitte,

bringt doch vom Striezelmarkt für mich

ein Butterstöllchen mitte.«

Das alte Mütterchen sogar,

das an dem Stock muss gehen,

kriegt Appetit von Jahr zu Jahr,

den Striezelmarkt zu sehen:

Sie setzt auch wohl zwei Brillen auf,

die Püppchen zu betrachten,

die Welt hat ihren tollen Lauf

besonders um Weihnachten.

Die Jungfern treten auch herbei,

sich einen Mann zu suchen,

groß, klein, so wie es immer sei,

und zwar von Pfefferkuchen;

hier wählen sie sich einen Mann,

vergold’t zur Avantage,

den man vor Liebe fressen kann,

o schöne Mariage!

Die Herrn Conditors säumen nicht,

sich Buden aufzusetzen,

mit Marzipanen nach Gewicht

die lecker zu ergötzen:

Die Butterzöpfe sind zugleich,

bei ungezählten Haufen,

voll Mandeln, voll Rosinen, weich

und frisch fürs Geld zu kaufen.

Was zeigt uns nicht vor Artigkeit

der kluge Wachsstockmacher?

Er treibt gewiss um diese Zeit

auch seinen guten Schacher:

Von Wachs formiert er, wie bekannt,

Kopfzeuger, Störche, Bücher,

auch von Saluppen nach der Hand,

der Fang geht gut und sicher.

Mit geistlich-schönen Büchern sucht

der fleißige Buchbinder

sein Brot, und das nicht ohne Furcht:

Das ABC für Kinder,

Kalender, Bibeln, was noch mehr,

die Lieder draus zu singen,

langt er aus seinem Vorrat her,

das muss ihm Segen bringen.

Die ärmlichste Schieböckers Frau

kauft Mehl zu ganzen Metzen,

das alte Männchen krumm und grau,

sich auch etwas zu letzen:

Die alte Regel gilt gemein,

es muss zum Feiertagen

ein Stollen auf dem Tische sein,

denn sonst krepiert der Magen.

Wie artig wissen Jungfern nicht

den guten Junggesellen,

so oft der Striezelmarkt anbricht,

bald Strick und Netz zu stellen:

Sie sprechen: »Weil es Jahrmarkt ist

hoff ich gewiss von ihnen

auch ein klein bisschen heilgen Christ,

ich werde wieder dienen.«

Die Mauseköpfchen haben auch,

bei dunkler Nacht gut Fischen,

Damit sie nach dem Jahrmarktsbrauch

ihr Sündenbrot erwischen:

Der eine kauft, der andre stiehlt

oft mehr als man gewonnen,

weil der Spitzbube Masken spielt,

ist der Profit zerronnen.

Hier kommen starke Fuder an

belästiget mit Butter,

damit man Striezel backen kann,

zu süßem Weihnachtsfutter.

Der Kaufmann schlägt die Fässer auf,

gestopft voll mit Rosinen,

die müssen nach der Zeiten Lauf,

zu Butterzöpfen dienen.

Der Grandmarschand setzt Buden auf,

stellt Vögel auf zwei Herden:

Auch im Gewölbe gilt der Kauf

gedoppelt reich zu werden.

Der Drechsler hat auch seinen Kram

mit Püppchen und mit Puppen,

wozu er ein Modellchen nahm

von Schlumpern und Saluppen.

Wer Bürger ist, bleibt Marktgelds frei,

das Bauernweib muss zollen,

und sich, dass alles richtig sei,

mit Kreide lassen nollen.

Mit einem Wort, was man nur denkt,

folgt sich in großer Menge,

wer seinen Fuß nicht zeitig lenkt,

kommt leider ins Gedränge.

Der Striezelmarkt reißt insgemein

dem Hauswirt stark im Beutel,

er soll, er muss ergiebig sein,

da kratzt man sich im Scheitel:

Die Köchin schätzt den heil’gen Christ

nach Talern und Dukaten,

und was davon noch übrig ist,

das schenkt man den Soldaten.

Und also bleibt es wohl dabei,

die schöne Striezelmesse

behält den Preis, so, wie sie sei,

und dass ich’s nicht vergesse,

wünsch’ ich den Käufern braves Geld,

den Striezelmarkt zu heben,

denn Geld ist der Tyrann der Welt,

ohn’ Geld ist gar kein Leben.

Verfasser unbekannt

Da Uf’nbank

(Erzgebirgische Mundart)

In Winter wenn’s oft störmt on’ schneit,

Wenn’s wattern tut wie net gescheit,

Wenn’s Windweha schmässt bis an Fanster rah,

Dess mr of net naussah kah

On is drzu racht pfarisch kalt,

dess mr kan Hund nausstuß’n tut;

Ja do is en schänst’n of dr Uf ’nbank,

Wenn es Pfeifl brennt, do werd da Zeit net lang,

Wenn es Feier brasslt is’ in Stüwl warm,

Do kah’s wattern, dess Gott drbarm.

On’ wenn mr Omd oft hutzn gieht,

Do is’ mr fruh wenn mr ’s Heisl sieht,

Mr muss oft wot’n bis an da Knie,

Ower ’s is wass Gott ganz schü’.

On’ kömmt mr nort in Stüwl ’nei’,

Hasst’s: »Willkomma namm när Platz.

Komm setz’ dich mit of dr Uf ’nbank,

Zünd a’ Pfeifl ah werd da Zeit net lang,

Wenn es Feier brasslt is’s in Stüwl warm,

Do kah’s wattern, dess Gott derbarm.«

On’ sitzt mr nort racht schü’ besamm’,

Do is’ Gemüthlichkeit on’ Lab’n,

Do werd derzehlt on’ Hetz’ gemacht

Bis oft noch Mitternacht.

Dr Kaffetopp stieht in dr Rähr,

War will’ dar schöppt sich ei’,

On’ do setzt mr sich halt of dr Uf ’nbank,

Denn ben Kaffeetopp werd da Zeit net lang,

Wenn es Feier brasslt is’s in Stüwl warm,

Do kah’s wattern, dess Gott derbarm.

Hot aaner oft racht weit ze gieh’,

Do muss mr in Winter viel ausstieh’,

Do zwickt’s in da Händ on’ in da Ohr’n

On’ dr Bart is’ ei’gefrorn.

Ower kömmt mr ham werd sich ausgezug’n,

En Schnee dan schtampt mr o’.

On’ do setzt mr sich halt of dr Uf ’nbank,

Zünd’t a’ Pfeifl ah, werd da Zeit net lang,

Wenn es Feier brasslt is’s in Stüwl warm

Do kah’s wattern, dess Gott derbarm.

Da Uf ’nbank die is’ aa gut,

Wenn’s drham amol gewittern tut.

Wenn da Fraa zankt on’ net aufhär’n will,

Is’ dr Mah’ ganz aafach still.

Ar socht gar nischt on’ denkt drbei:

Die härt schu’ wieder auf.

Ar setzt sich halt of dr Uf ’nbank,

Zünd’t a’ Pfeifl ah, werd da Zeit net lang,

Wenn es Feier brasslt is’s in Stüwl warm

Kah sa bromma, dess Gott derbarm.

On’ is’ mr in dr Fremd’ uje,

Do sieht mr oft kaa bissl Schnee,

Ve’ Gemüthlichkeit is’ aa kaa Red’

On’ es Hutz’ngieh kennt mr net.

Do denkt mr freilich manichsmol

Is’ mr su a motterlaa:

Ach wie schü’ is’s drham of dr Uf ’nbank,

Wenn es Pfeifl brennt, werd da Zeit net lang,

Wenn es Feier brasslt is’s in Stüwl warm

Do ka’s wattern, dess Gott derbarm.

Of dr Walt do is’ schu’ immer a su,

Do streit’n da Leit, on’ hab’n kaa Ruh’

A’ jeder will ’wos Bessersch sei’

On’ bild’t sich en’ Stief ’l ei’.

Do is’s en best’n mr nimmt sei’ Pfeif ’

On lacht sich när aas drzu.

Denn en schänst’n is’ drham of dr Uf ’nbank,

Wenn es Pfeifl brennt, werd da Zeit net lang,

Wenn es Feier brasslt is’s in Stüwl warm

Do kah’s wattern, dess Gott derbarm.

Anton Günther

Ruprechtverse

(Oberlausitzer Mundart)

Rumpelte, rumpelte, Fladerwisch,

draußen is mrsch gor ze frisch.

muss a de warme Stube kumm

un sahn, wos die fleiß’gen Kinder machen,

ob se denn fleiß’g batn und singn.

Wenn se ni fleiß’g batn und singn,

soll ’n de Rute uffn Buckl rumspringen.

Blitz, blatz, Fladerwisch,

draußen is mersch gor ze frisch,

will mich a de Stube machen

und schaffen, dass de Kinder lachen.

(Erzgebirgische Mundart)

Rupprich, Rupprich, guter Maa,

sah mich net so finster a.

Stecke deine Rute ein,

will ein frommes Kindlein sein.

(Vogtländische Mundart)

Rupprich, Rupprich, böser Bu,

steck’ mich ’nei die Rockenstu’,

gib m’r Stroh und Haber ’nei,

woll m’r schon zefrieden sein.

Verfasser unbekannt

Der Bargma

(Erzgebirgische Mundart)

Durch de Gassen weißbeschneit

laaf ich garn zer Weihnachtszeit,

bleib an manning Fanster stieh;

ach, wie sieht’s do schie!

Überol, aus jeden Haus

guckt be Tog der Bargma raus,

un daar denkt an Lichterpracht

wuhl in der heilign Nacht.

Silber bracht er aus der Ard,

salber war er Goldes wart,

pochet net bluß an de Staa,

singe tot er aah;

machet aah in Schriet und Triet

bei der Bargparade miet,

sehnet sich noch Lichterpracht

wuhl in der heilign Nacht.

Itze stieht er an senn Ort,

is ganz ruhig, sat kaa Wort.

Mit de Lichter in der Hand

lecht er naus in Land,

lecht aah in de Herzen nei,

wu noch Schatten drinne sei,

un drfrat mit Lichterpracht

wuhl in der heilign Nacht.

Wenn ich in menn Stübel bi,

guck ich zu menn Bargma hi,

un ich waß: Noch jeder Plog

kimmt e Feiertog.

Wart när! Un de Zeit is ra,

noochert stieht daar Lichterma

wieder in der Lichterpracht

wuhl in der heilign Nacht.

Erich Lang

Schniewater-Lied

(Oberlausitzer Mundart)

Nee, saht oack do zum Fanster raus,

wie’s watert, stirmt und schneit!

Dr Wind zoigt tichtg ims ganze Haus

’s schneit,’s schneit, ’s schneit!

De Äppel hoam mer oabgenumm’.

De Abern senn gutt reigekumm.

Nu koan dr Winter wiederkumm!

Nee, saht oak har wie’s schneit!

Nee, saht oak har! Drei Tage schun

schmest’s Schnie a err Tur aus!

De lang’n Stiefeln oagezoin

und raus, oack raus, oack raus!

Giht o dr Schnie bis iebersch Knie,

mir woatzen feste wie noa nie!

Und lät’ch ees moanchmol rei an Schnie -

mer kroabbeltch wieder raus!

Dr Schnurrboart, dar is steif gefrur’n,

de Noase rut und bloo!

An Fingerspitzen und an Uhrn

do zwickt’s und kroabbelt’s o!

Kee Mensch tutt bale enn derkenn,

vun Kuppe runder bis zun Benn –

a Schniemoan koann ne weißer senn!

Wie schiene is is do!

Derno setz’sch mich uff’s Koannepee.

Brengt oack de Pfuckschuh har!

»Kumm, Froe, mach an Fliedertee

und grunz ne wie a Bar!«

Ich zieh mern alen Schofpelz oa,

de Hoanne rickt raicht nohnde roa.

Do sah mer uns durch’s Fanster oa

wie’s hausen stirmt und schneit!

Hermann Andert

In der Hutzenstube

Das ist in eisiger Winterzeit.

Im Gebirge das Städtchen liegt tief verschneit,

durch die nächtliche Gasse weht kalt der Wind,

da huscht es auf eiligen Füßen geschwind

mit dem Klöppelkissen unter dem Arm

herein in den Raum so traulich und warm,

in die Hutzenstube.

Da sitzt der Mägdelein fröhlicher Kreis,

sie regen die zierlichen Hände mit Fleiß,

wie im Takte schlagen die Klöppel an –

wer wohl am flinksten klöppeln kann?

Im alten Ofen die Flamme surrt,

auf der Bank am Fenster das Kätzlein schnurrt

in der Hutzenstube.

Nun pocht es am Laden – herein, herein!

Das mögen die Burschen, die losen, sein;

und bald zu der Klöppel emsigem Gang

erschallt der Harmonika fröhlicher Klang,

dann lacht es und singt es und scherzt in der Rund